November 25th, 2019

YEAH YEAH YEAHS aus #136, 2009

Posted in interview by Jan

YEAH YEAH YEAHS

In dem wohl klamaukigsten Rock’n’Roll Film aller Zeiten, Josy & the Pussycats, lässt deren durch und durch unsympathischer Manager Wyatt sich über die Erfolgsgeschichten verschiedener Namensgebungen aus. Alan M. rät er die Abkürzung seines Nachnamens zu unterlassen, das hätte schon Sheila E. geschadet. Die Prince-Schlagzeugerin ist aber meiner Meinung nach ebensowenig in Vergessenheit geraten, wie die mysteriös inszenierte Frontfrau der New-Yorker Band Yeah Yeah Yeahs, Karen O., die sich spätestens mit dem Hit ‚Rich‘ in die Herzen aller avantgardistischen Garagenfans sang.

Auf It’s Blitz gibt es weniger Hysterie, weniger Verzerrung und insgesamt eine heruntergefahrenere tanzbarere aber auch ruhigere Version des vielerorts als ArtPunk benannten Sounds des Trios. Wichtiger Garant dafür, dass beide Konzepte das Publikum begeistern können ist neben Karens extravaganten Outfits sicherlich das präzise und innovative Schlagzeugspiel von Brian Chase. Dieser führt in gewisser Weise ein Doppelleben, als Untergrundkünstler mit Projekten, die dort verwurzelt bleiben sollen und als tourender Profimusiker, der zu den Top 50 Schlagzeugern der Welt gezählt wird, sich aber dezent zurückhält, Stockhaltung oldschool, und sich nach dem Auftritt als einziger, leicht gerührt als auch beschämt, verbeugt, vor dem Ruhm, mit dem er nicht so wirklich viel anfangen kann.

Als aller erstes bemerkt Brian meine 5 Rue Christine Jacke, ich habe also den Test bestanden eine von denen zu sein, die sich auf Musik weit ab vom Mainstream einlassen. Auf eben diesem Label war eines von Brians Nebenprojekten beheimatet, The Seconds, die noch nicht einmal die Bandmitglieder namentlich auf Alben erwähnte. Bei den Yeah Yeah Yeahs läuft das Ganze dann doch eher auf hohem Niveau ab mit einer Vertretung durch Universal, Polydor und David Geffen.

„Universal ist die Mutterfirma, Geffen, Polydor und Interscope sind alles Untergruppen von ihnen. In Nordamerika erscheinen wir auf Interscope, überall sonst auf Polydor, in Australien auf Modular. Die sind alle unterschiedlich. Interscope hat Leute wie 50 Cent, Eminem, Marilyn Manson und No Doubt unter Vertrag und bieten so eine solide Grundlage um uns als Popmusik zu definieren. Wir brauchen eine Plattenfirma die tief in der Industrie und den Medien verwurzelt ist, wir kennen die Leute und haben ein gutes Verhältnis zu ihnen. Unser Manager kümmert sich darum, dass wir dort gut vertreten werden und die Leute ihre Arbeit machen, die Platte adäquat bewerben und das auch auf ähnliche Weise in ihren jeweiligen Regionen, was teilweise früher nicht der Fall war.“

Mit dieser langjährigen Verbindung zu Interscope fühlt sich Brian wohl, und wenn dann doch merkwürdige Gerüchte aufkommen, liegt das seiner Meinung nach an der Presse selber. Vielleicht erklärt dieses Misstrauen auch seine Wortkargheit, die er aber durch die Vielseitgkeit seines Spiels wieder auffangen kann, er ist bei dieser Band ja schließlich auch nicht im Vordergrund. In seiner Heimatstadt ist er, so scheint es eine andere, gänzlich alltägliche Person, weshalb sich die Band auch dagegen entschied das neue Album am Wohnort aufzunehmen. Stattdessen zogen sie durch die Vereinigten Staaten bis sie irgendwann einen verlassenen Fleck in Massachussettes und später Texas aufspürten wo sie konzentriert an It’s Blitz arbeiten konnten.

Dennoch klingt das Album nicht zerstückelt und fungiert als Weiterentwicklung, gerade durch elektronische Experimente. Veränderung ist für Brian eines der wichtigsten Stilelemente bei den Yeah Yeah Yeahs, wobei sie gleichzeitig ihre Wurzeln nie vergessen. Insgesamt haben sie so einen postmodernen Sound erschaffen, und so wundert es nicht, dass sich auf der Dankesliste auch die Elite der amerikansichen Indie-Kultur findet von Imaad Wasif bis Conor Oberst.

„Wir lernen großartige Menschen durch die Band kennen mit denen uns viel verbindet, von daher könnte man es schon als nationale und doch kleine Szene bezeichnen, zu der wir uns zugehörig fühlen und durch die wir mit Freunden touren können“.

The Seconds gibt es zur Zeit nicht, auch wenn die drei noch in Kontakt sind, dafür hat Brian andere Projekte, die er aber nicht über die Yeah Yeah Yeahs vermarkten sondern als eigenständige Entwicklung nachverfolgen möchte. „Andererseits ist vor ein paar Wochen eine Platte herausgekommen bei der ich mitmache, die auf dem Sticker vorne stehen hat, dass ich mitspiele, und das ist auch ok. Ich fühle mich einfach nicht berühmt, ich habe mit den Medien im Alltag nichts zu tun, ich versuche das auch so gut wie möglich zu trennen.“

Was er aber dann doch über sich preisgibt ist die Gabe beim Musikmachen Farben zu sehen, Klänge zu visualisieren und somit steht wohl diese Erfahrung für ihn im Vordergrund, egal mit wem er gerade musiziert.

Text: Alva Dittrich

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