Dezember 31st, 2021

Yard Bomb aus #203, 2020

Posted in interview by Jan

Mein erster Gedanke, als ich YARD BOMB hörte, „Geil, wer ist denn das? Sind das neue (und wieder richtig gute) Aufnahmen von OFF! – ?“. Nein! Weit verfehlt, die Band kommt aus und um Hamburg und spielen dementsprechend, kurzen, knackigen, energischen Hardcorepunk, wie er ansonsten in den frühen 80ern, an der amerikanischen Westküste, für Furore sorgte. Im Vergleich mit neueren Bands, können auch ohne weiteres Sniffing Glue oder Snob Value genannt werden. Alles in allem sind YARD BOMB für mich, einer der derzeit besten Punkbands aus Deutschland und ihr Album im zwar nicht gerade einfallsreichen, aber klassischen Coverartwork der ersten Adolescents-Platte, lief hier schon unzählige Male über den Plattenteller.

Ihr kommt aus Wedel / Schleswig Holstein, einen Vorort von Hamburg. Bevorzugt ihr das Kleinstadtleben oder wieso seid ihr noch nicht in die benachbarte Großstadt gezogen?
Sven: Ich habe im Laufe der Jahre eine leichte Abneigung gegen Großstädte entwickelt. Ist ganz nett mal reinzuschauen, aber leben in einer… Nee! Zitat von mir selbst: Städte sind die Pickel dieser Erde ;). Nein ganz so schlimm ist’s nicht, aber ich finde es ganz entspannt hier. Und Hamburg ist ja auch nur ein Katzensprung von Wedel aus, nur checkt das keiner 😉
Rolf: Ich wohne in Hamburg.

Welche Kneipen, Konzertorte oder Plattenläden, könnt ihr uns derzeit in Hamburg empfehlen?
Rolf: Die Kneipen in die ich gehe, würdest du Scheisse finden… Aber ich kann natürlich das Hafenklang und die Lobusch zum trinken und Konzertgucken empfehlen. Plattenläden haben wir einige, aber am wichtigsten sind für den Punkfan in folgender Reihenfolge, Fischkopp-Plattenshop, Die Plattenkiste und der Nachladen.
Sven: Wenn du Tanzmusik und Konzerte auf Augenhöhe magst, schau mal in den Komet in der Erichstrasse. Bester Laden der Welt!

Es heißt das Hamburg (ähnlich wie in Berlin), im Zeichen der Gentrifizierung, sich immer mehr zu einer überteuerten Hipsterstadt entwickelt. Welche Auswirkungen hat das auf das private Leben oder diversen Szeneaktivitäten?
Rolf: Die Frage haben schon tausend andere Bands beantwortet. Klar Mann, ich zahl zum Beispiel jetzt doppelt so viel Miete wie noch vor zehn Jahren und diverse Szeneläden in den ich hinterm Tresen stand sind nun dicht.

Wie weit bewegt sich euer Tour-Radius aus Hamburg heraus?
Rolf: Ladet uns ein und findet es raus.
Sven: Wenn man uns bucht, fahr ich so ziemlich überall hin.

Das trifft sich als Allgäuer gut, also würdet ihr auch ganz unten in Bayern oder in Österreich oder der Schweiz spielen?
Sven: Ja na klar, ist super schön da!

Mit welcher Band würdet ihr an liebsten auf Tour gehen?
Rolf: Thrashing Pumpguns
Sven: Mit Justin Bieber, aber der tourt zur Zeit leider nicht.

Selbst wenn ihr in Sachen Innovativität nichts Neues zu bieten habt und auffällig stark nach den frühen Circle Jerks, Black Flag oder Off! klingt, so halte ich euch dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen, für einer der derzeit besten Hardcorepunkbands aus Deutschland. Spielt ihr ganz bewusst diesen kalifornischen Old School-HC? Und wie geht ihr mit der Kritik, um die fehlende Eigenständigkeit um?
Sven: Uha… erstmal danke für die Blumen! Ich komme eigentlich gar nicht vom Hardcore. Kenne und mag natürlich auch besagte Bands, bin aber eher mit Stoner, Blues, Grunge und so Hippiekram groß geworden. Glaube Bands wie Kyuss, Fu Manchu, Nirvana, Radiohead, Led Zeppelin, Ten Years After haben mich mehr beeinflusst. Vielleicht kommt daher diese Sunshine Attitüde. Was viele nicht wissen, wir haben eigentlich als Cover Band angefangen und hauptsächlich alte Hardcore Songs gespielt. Angeleiert hatte damals das Ganze, unser früherer Drummer Rüdiger, auf irgend nem süffigen Villa Konzert. Das ging dann recht schnell alles.

Nachdem wir 2-3 Monate Songs gecovert haben, hat es mich dann auch schon wieder genervt. Ich bin halt kein Fan von Coverbands bzw. möchte in keiner spielen und lieber mein eigenes Ding machen. Inspiriert von dem ganzen, hab ich dann ein paar Songs geschrieben, Demos aufgenommen und den anderen Jungs gezeigt. Ab da an war klar, wir machen jetzt unseren eigenen Haufen. Wie ich mit Kritik umgehe, meistens bin ich beleidigt und wütend. Zwinkersmiley. Aber eigentlich ist es mir egal was die Leute sagen, es kann ja eh nicht jedem gefallen.

Ich mache Musik erstmal für mich bevor ich da an jemand anderen denke. Was ich nicht verstehen kann, wenn Leute Bands Scheisse finden, weil sie nach so und so klingen und dann rum nörgeln von wegen Eigenständigkeit bla, bla. Anstatt sich zu freuen, das alte Traditionen weiter geführt werden. Entweder mag man was oder nicht, ganz einfach. Wahrscheinlich aber ist das ein typisch deutsches Ding, glaub in anderen Ländern ist das nicht so krass.
Rolf: Was soll ich darauf antworten? Deine Fragen sind ja nun auch kein Novum. Wer kann noch was komplett neues machen?Aufstehnscheissenessenarbeitenessenfickensaufenkotzenschlafenaufstehnscheissenessenetc.

Inwieweit denkt ihr, das sich Punk und HC im Jahre 2020 noch Neu erfinden lässt? Und habt ihr auch Interesse an neuen musikalischen Strömungen, oder seid ihr voll und ganz auf die Vergangenheit gerichtet?
Sven: Puh… Schwere Frage, inwieweit lässt sich überhaupt etwas neu erfinden? Musikalisch war meiner Meinung nach Skrillex einer der letzten der es geschafft hat, wirklich innovativ zu sein, was jetzt schon ne Weile her ist. Auch wenn ich die Musik von ihm nicht wirklich mag, aber er hat die technischen Möglichkeiten wie kaum ein anderer zu der Zeit ausgereizt und damit etwas „Neues“ geschaffen. Aber das Rad hat er jetzt auch nicht neu erfunden. Naja seitdem warte ich, das mal wieder was kommt, wo man denkt: uuh wtf.. Aber aktuell finde ich, klingt vieles sehr Retro, was auch cool ist. Denn wer mag schon wirklich Veränderungen?

Fazit: Alles hat doch irgendwo seine Wurzeln und ist daher auch nicht Neu und das ist auch gut so. Was meine musikalischen Hörgewohnheiten angeht, steh ich grad voll auf „Bones“. Hätte nicht gedacht das mich sowas mal anbockt, aber er hat’s voll drauf! Wu-Tang, Beasty Boys und so 90er Hip Hop Kram läuft auch oft grad. Ansonsten hat mich das Garage Genre die letzten Jahre wohl ziemlich geprägt z.B. Bands/ Künstler wie Ty Segall, Fuzz, The Growlers, White Fence etc. Aber auch die Hamburger und die deutsche Garageszene mit unglaublich guten Bands wie Sick Hyenas, Die Cigaretten, Suck, Catch As Catch Can, Balagan oder Shybits und viele mehr, sry, sollte man aufm Schirm haben. Da passiert ne Menge grad. Also ob neu oder alt, her damit! Genre? Mir egal.

Inwieweit ist euch die Message eines Songtextes wichtig und von was handeln eure Texte?
Rolf: Ich schreib den Text immer erst nach der Musik, das ist keine Absicht, aber mir fällt somit, meistens schneller ein, worüber ich singen möchte, wenn ich das Riff bzw. den Song gehört habe. Dann muss nicht immer ein großer Inhalt her. Siehe den Text zu „Invisible Naked Man“. Mir ist wichtig, dass der Text zur Stimmung passt.

Noch ein abschließendes Wort oder Lebensmotto:
Sven: Ähm, hab eigentlich gar keins. Aber wenn schon danach gefragt wird: Yolo
Rolf: Abschliessendes….schühüs

(bela)

 

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