März 12th, 2007

WORLD DOWNFALL (#110, 02-2005)

Posted in interview by andreas

Interview mit Guido über das Besondere, seine Band WORLD DOWNFALL, hin zum allgemeinen: AC/DC oder KIss

World Downfall ist eine relativ neue „Death Grind Fucking Metal“ -Band (Zitat nach Eigenaussage über ihren Musikstil) aus dem schönen Rheinland. Leider war mir der musikalische Namensgeber für den Bandnamen, die LP namens eben World Downfall von der Gruppe Terrorizer, vorher unbekannt, aber es ist ja auch schön, durch neue Bands alte Klassikergruppen zu entdecken.

Apropos alt, Guido, der charismatische „Sänger“ der Band, war eigentlich schon immer da: als ich 1992 in Köln mein erstes HC-Konzert von Yuppicide im alten Rhenania besuchen wollte, war er schon da, in der Schule sah er schon fast genauso aus wie heute, so eine Mischung aus dem Sänger- von- Bad -Brains- seiner- Matte, HC-Look und Metalhead. Vielleicht war ich wirklich nur bei einer Sache vorher am Start; die Organisation des Kassierer Konzertes in Leverkusen, bevor die dann durch eine unglaubliche Vermittlungsorganisation von eben Herrn Lohm selber auch im AJZ Wermelskirchen spielten.

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Hi Guido, ja, sag mal, wie kam es eigentlich dazu, dass die Kassierer für weniger Eintritt als bei uns im AJZ Wermelskirchen gespielt haben? Ich meine mich zu erinnern, dass du da nicht nur deine Hände mit im Spiel hattest, hihi…

Guido: Haha, ja das war schon eine recht witzige Aktion damals. Ich wollte die Kassierer eigentlich schon immer mal im Bahndamm machen, allerdings gab es da bei einigen ansässigen Aktivisten bzw. den „Möchtegern Aktivisten“, die immer was zu meckern hatten, aber selber nix auf die Reihe gestellt haben, immer den Vorwurf von wegen Sexismus usw.

Naja, und das erzählte ich dann bei euch im Bunker dem Wölfi, woraufhin der unbedingt bei uns spielen wollte. Und als Beweis, dass sie absolut nicht sexistisch oder gar frauenfeindlich seien, wollte der gute Mann mir mal gepflegt einen kauen.

Naja und als guter Konzertveranstalter lässt man halt vieles über sich ergehen… zog jedenfalls etliche Diskussionen mit meiner damaligen Freundin mit sich und ich wurde – kaum zu Hause angekommen – sofort unter die Dusche geschickt. Bei dem Konzert im Bahndamm standen dann übrigens die meisten der ganzen Zeigefingerdeppen in der ersten Reihe und feierten die Jungs total ab…

Ich finde in der letzten Zeit den Ausdruck ganz witzig, wenn einer einem was neues erzählt und das erzählt man dann einem anderen weiter und sagt „hör mal, als das und jenes passiert ist, da wäre mir ja fast das Bier aus der Hand gefallen“; über was hast du dich in letzter Zeit gefreut?

Guido: Heisst das nicht “ mir ist ein Ei aus der Hose gefallen“? Auch egal. Weiss gar nicht genau, worüber ich mich in letzter Zeit so alles gefreut habe… glaube das waren alles mehr so persönliche Dinge oder viele Kleinigkeiten wie z.b. eine gute Party, ein schönes Festival, die gelungene Spermbirds Reinkarnation usw. Da gibt es insgesamt schon viele kleine Sachen an denen ich mich erfreuen kann und die für mich, bei all dem Mist der sonst so in der Welt abgeht, das Leben immer noch lebenswert machen.

Du lebst in Köln, wie gefällt es dir da und was machst du so den lieben langen Tag und die Nacht? Hast du ein paar nette Ausgeh-Tipps in Köln? Du meintest ja mal in einem Interview auf eurer Homepage, dass du studiert und nebenbei arbeitest, aber das böse Zungen behaupten, dass du neben dem Arbeiten noch ein wenig studieren gehst ?

Guido: Ich bin schon immer neben dem Studium arbeiten gegangen, um mich zu finanzieren. Mit nem bisschen Unterstützung durch meine Eltern hat das eigentlich auch immer ganz gut geklappt. Seit der Einführung der Studiengebühren ist das Studentenleben allerdings nicht mehr ganz so lustig und ich muss echt zusehen, langsam mal in die Pötte zu kommen.

Trotzdem befindet man sich da jetzt in einem Teufelskreis, denn um die Kohle für diese verkackten Gebühren aufzubringen muss man ja wieder mehr arbeiten gehen, worunter dann natürlich wieder das Studium leidet. Bin mal gespannt wo das noch alles hinführen soll. Danke noch mal an unseren Wirtschaftsminister, der die Studiengebühren ja mit gefordert hat und selber auch nicht der schnellste Student war.

Köln ist schon eine geile Stadt aber Ausgeh-Tipps gibt es leider nicht mehr allzu viele, weil doch alles mehr in die Schickimicki Ecke geht. Naja, ein paar coole Läden gibt es schon noch wie z. B. den Stiefel, der aber auch bald dicht macht und den mächtigen Sonic Ball Room. Den Metalheads kann ich das Valhalla in Köln Mühlheim empfehlen.

World Downfall ist ja nicht deine erste Band, du warst lange Jahre bei Solitary Confinement und SUD – aber kann man sagen, dass World Downfall bisher dein erfolgreichste Band ist? Eure Debüt-CD läuft doch ganz gut oder?

Guido: Erfolgreich ist da wohl das falsche Wort, da sich die ganze Sache nach wie vor im Underground abspielt. Aber mit der CD hast du schon recht, hätte nie gedacht dass die so gut läuft. Wir sind davon jetzt ohne Label mehr losgeworden als damals mit Solitary, wo die Sache über ein Label lief.

Eigentlich hatte ich mir auch schon abgeschminkt noch mal in einer Band mitzumachen und ursprünglich wollte ich den Jungs nur für ein Konzert aushelfen. Aber als ich dann bei denen im Proberaum stand und die mir diesen Terrorizer Sound um die Ohren knallten hat es mich einfach wieder gepackt und ich habe mich in das gemachte Nest gesetzt.

Witzig ist ja, dass ich durch euch erst Terrorizer kennengelernt habe, ist das so die Konsens-Band, die ihr alle gut findet oder wie kam das mit dem Namen? Was hörst du sonst so für Musik?

Guido: Also, wenn man sich schon nach einer Band benennt, dann kannst du davon ausgehen, dass Terrorizer bei uns eine grosse Rolle spielen. Allerdings denke ich, dass wir keine Cover Band sind und noch einiges an anderen Einflüssen mit einbauen.

Der Sound der Terrorizer Platte ist sozusagen die Basis, wird aber durch etliche andere Einflüsse, von klassischem Thrash über Death Metal bis hin zu Crust und HC angereichert. Das war damals auch mit entscheidend dafür, dass ich bei den Jungs eingestiegen bin, denn die Band vereint eigentlich alles, was ich auch privat höre. Klar, ich höre auch eine ganze Menge Rock`n`Roll, Punk und HC Zeux, was bei World Downfall sicherlich hinten ansteht… aber so was könnte ich auch gar nicht selber machen…

Gibt es andere (Grindcore) Bands, vielleicht in Köln oder im Umland, mit denen ihr befreundet seid? Ich finde gerade die Kölner Grindcore-Szene immer so extrem unwitzig, weil so aufgesetztes rum prollen und so.

Guido: Ich kenne überhaupt keine andere Kölner Band, die Grindcore macht. Aber klar sind wir mit einigen anderen Bands befreundet. Hier aus Köln wären das zunächst die mächtigen Wilbur CobB, denen wir ja den Bassisten geklaut haben. Tumult oder Das Krill finde ich auch super. Cool aus Köln sind unsere Horrorpunk-Aushängeschilder The Other bzw. die Ghouls und die Crimson Ghosts. Ich fühle mich da auch nicht einer bestimmten Szene zugehörig. Drauf geschissen ob das jetzt Grindcore, HC, Punk oder Metal ist. Hauptsache die Leute sind cool!

Erzähl doch mal was über deine Tätigkeit als Konzertgruppenmitglied im AJZ Wermelskirchen…wann hattest du da mitgemacht, warum hat`s dann nicht mehr funktioniert und natürlich ein zwei Anekdoten bitte…J Heutzutage geht da ja gerade in Sachen Metal (Stichwort Outbreak of evil) ja doch einiges oder?

Guido: Ich weiss gar nicht genau, von wann bis wann ich da genau aktiv Konzerte veranstaltet habe. Ich glaube so vor sechs Jahren haben der Eric und ich die Sache abgegeben. Es war nicht so, dass es nicht mehr funktioniert hätte, aber irgendwann ist gerade in einem selbstverwalteten AJZ die Zeit einfach mal reif für neue, jüngere Leute.

Der Eric hatte ja schon etliche Jahre vor mir angefangen Konzerte im AJZ zu organisieren u.a. das legendäre Gorilla Biscuits Konzi mit den damals ebenfalls noch fast trockenen Hammerhead. NOFX, Green Day etc. waren auch noch alle vor meiner Zeit. Ich habe dann versucht auch noch ein bisschen krachigere Sachen, wie z.B. Doom, Agathocles, Wolfbrigade usw. zu organisieren. Hinzu kamen dann noch`n paar coole Metal Sachen, wie z.B. Macabre, Krisiun oder Tankard die damals noch für schlappe 10 DM bei uns spielten.

Irgendwann haben wir uns dann einfach gesagt, jetzt muss es langsam mal gut sein. Und wie du schon angedeutet hast, ist gerade von der krachigen Metal Seite her der Laden zu einer richtigen Hochburg geworden, weil da mit Thorsten und dem Jan einfach ein paar richtige Freaks am Start sind, die die Sache aus völligem Enthusiasmus heraus machen. Jedenfalls hat die Zeit damals mit den Konzerten im Bahndamm und auch die Fanzine Zeit beim V.A. mein Leben ziemlich geprägt. So viele verschiedene Leute lernst du ja auch normalerweise nicht kennen und man bekommt auch ganz andere Einblicke, wie beispielsweise die Menschen, die hinter einer Band stehen, nun wirklich drauf sind.

Da bekommst du dann auf einmal mit, dass in einer super PC Band die grössten Flachwichser versammelt und vermeintliche Prollobands die liebsten Kerle überhaupt sind. Das will ich jetzt hier nicht verallgemeinern, zumal die meisten Bands eh sehr cool waren, aber bei dem ein oder anderen lag ich da im Vorfeld auch schon mal von den Erwartungen her verdammt falsch. In Erinnerung werden mir immer Serpico oder Propaghandi bleiben.

Bei Serpico handelte es sich um die liebsten Menschen, die ich im Bahndamm kennengelernt habe, mit denen wir bis in die frühen Morgenstunden über das Leben philosophiert haben. Und bei Propaghandi imponierte die Konsequenz mit der sie damals ihre Ansichten vermittelt und vorgelebt haben. Natürlich gab es auch einfach nur coole Parties, bei denen nur exzessiv gefeiert wurde. Absolut Kult war das erste Konzert von Wolfbrigade (damals noch Wolfpack) bei uns im Laden. Da war noch der alte Sänger dabei.

Der Junge hatte wohl auf der kompletten Tour nichts gegessen und echt nur gesoffen. Als ich um 17 Uhr im Laden ankam, flog der gute Mann erst mal die Treppe runter und ich dachte, er wäre einer von den Wermelskirchener Obdachlosen. Später auf der Bühne hat der dann 1A gesungen… na ja, wenn er wach war, denn zwischenzeitlich ist der tatsächlich auf der Bühne eingepennt! Respekt! Die Dayglo Abortions halten dagegen den Rekord im Tüten auf der Bühne rauchen und danach eimerweise abkübeln…

Wo wir schon beim Thema Vergangenheit sind, soweit ich das richtig verstanden habe, warst du ebenfalls Gründungsmitglied des Various Artists Fanzine – ihr wart zu der Zeit, wo ich mit meinem Fanzine lesen angefangen habe, nämlich eigentlich zuerst das Plot und Blurr, ja doch recht gross…immer Single Beilage, sogar mal mit den Spermbirds…wann ist das Heft denn eingegangen und warum?

Guido: Nee nee. Ich habe glaube ich erst ab der vierten Ausgabe bei dem Varrious Artists Fanzine mitgemacht. Und die letzte Ausgabe ist im Sommer 1996 erschienen. Der Hauptgrund für das Ende war eigentlich der Mangel an Zeit vor allem beim Michael, dem Herausgeber. Du wirst ja wissen, wie viel Zeit man mit so einem Heft verbringen muss und es ist ja nicht mit ein paar Intis und Reviews getan (Anm: na klar, soll doch Dolf den Rest machen J).

Gerade bei dem Micha ist der ganze Scheiss drum herum hängen geblieben. Er musste sich immer um das Finanzielle kümmern, Anzeigen koordinieren, die meiste Post machen etc. Das hat bei ihm am Ende so viel Zeit in Anspruch genommen, dass er für das was richtig Spass macht, also Intis usw. kaum noch Zeit hatte. Da ihn damals auch kein anderer entlasten konnte oder wollte ist das Heft dann gestorben.

Du meintest ja mal, dass ihr auch immer „interessante“ Angebote bekommen habt von wegen „Anzeige schalten gegen gutes Review etc“, denkst du, so etwas ist heute noch gang und gebe im Fanzine Bereich? Was ist deine Position dazu? Dolf, der Herausgeber vom Trust, hatte ja mal in einer Kolumne gegen die Donuts gewettert und die haben trotzdem eine Anzeige in der selben Trust-Ausgabe geschaltet…scheint mir ein vernünftiger Umgang mit der Macht der Anzeigenschalter und journalistischer Unabhängigkeit zu sein.

Guido: Ha, ja klar hatten wir da diverse nervige Promoter, die uns irgendwelche Bands schönreden wollten und uns bei guten Reviews auch Anzeigen versprachen… Naja, ist ja auch der Job von den Plattenheinis. Da liegt es dann an einem selber ob man sich darauf einlässt oder nicht.

Ich habe zwar heutzutage nur noch recht sporadisch mit Heftemachern oder auch Plattenheinis zu tun, aber grundsätzlich glaube ich nach wie vor, dass so was alltäglich ist. Das Beispiel, was du da gerade vom Dolf und den Donuts gegeben hast, ist halt vorbildlich, aber ich glaube nicht, dass das immer so abläuft. Du hast doch selber auch schon mal eine Standpauke bekommen, weil du Dinge in einem Heft kritisiert hast, wofür du auch geschrieben hast.

Ich fand z.B. damals beim V.A. auch nicht alles super und habe da meine Meinung gesagt, deshalb hätte mir der Micha aber nie einen Maulkorb gegeben. Ich weiss definitiv von Fällen wo Kritiken von Mitarbeitern nachher noch vom Herausgeber bearbeitet worden sind … hier noch nen Punkt mehr, da noch nen Punkt weniger…. da mache ich dann auch den Plattenfuzzis keinen Vorwurf, sondern da haben gewisse Fanzine Macher oder Herausgeber von semiprofessionellen Schmierblättern einfach keine Eier in der Hose bzw. nur die Kohle vor Augen.

Zum Kotzen finde ich auch die Sache mit Samplern. Wir haben auch schon Anfragen für`n Interview bekommen… dann kam die Frage ob wir für 500 Euro auf dem beiliegenden Sampler sein wollen und als wir das ablehnten gab es auch kein Interview mehr. Das war damals beim V.A. anders. Da mussten die Bands zwar auch zahlen, die auf der Single waren, aber die haben dementsprechend Hefte bekommen, so dass die daran sogar verdienen konnten.

Wie viel Konzerte spielt ihr mit World Downfall denn so?

Guido: So unendlich viele Konzerte spielen wir leider noch nicht. Vielleicht so 1, 2 pro Monat. Aber eigentlich können wir uns da nicht beschweren, zumal wir schon mit ein paar richtig coolen Bands gespielt haben und es auch schon nach Holland, Belgien und in die Schweiz ging.

Erzähl doch mal von eurem Auftritt bzw. Abtritt bei dem Konzert im Osten mit der Böhse Onkelz Coverband…

Guido: Diese Konzertabsage von der du sprichst ist eigentlich nicht so spektakulär wie du vielleicht denkst. Wir hatten halt eine Anfrage mit World Downfall im Osten zu zocken, was wir auch gerne gemacht hätten. Unter anderem sollte da aber auch eine BO Coverband spielen und da haben wir halt abgesagt, da das für uns prinzipiell nicht in Frage kommt.

Gibt es denn eigentlich gute Auftrittsmöglichkeiten in Köln?

Guido: Hier in Köln gibt es schon die Möglichkeit aufzutreten, nur muss man in den meisten Läden fett Miete zahlen. Wir haben vor kurzem mit den Crimson Ghosts zusammen gespielt und da haben 60 Leute gezahlt und das hat noch nicht mal für die Ladenmiete gelangt. Auf so was habe ich halt keinen Bock, und deshalb organisiere ich hier auch nicht selber irgendwas.

Seht ihr euch mehr so als ein Zwitter zwischen dem typischen Metal- und HC-Publikum, also in zwei Szenen zu Hause oder ist euch das eher latte mit den szenetypischen Ansprüchen, z.B., wie eine echte Metalstimme zu klingen hat etc?

Guido: Mir geht dieses Szenegelaber echt am Arsch vorbei. Fakt ist, dass bei uns sowohl Metaller als auch HC People am Start sind. Wir haben mal auf einem Death Metal Festival in Emden gespielt, wo danach so ein Spacken zu mir ankam und mir gratulierte wie gut ihm unsere Musik gefallen hätte und dass es auch ne super Show gewesen wäre. Nur sollten wir unseren Gitarristen rausschmeissen, weil der kurze Haare hat.

Mit kurzen Haaren könne man nun mal keinen guten Death Metal machen …. Hallo? Lustig war auch als wir auf der FC Fanzine Party in Koblenz gespielt haben. Da waren natürlich fast nur HC Leute anwesend und dann kamen unsere Kumpels von Desaster in voller Montur mit „Kutte, Chains & Leather“ in den Laden. Haha, da haben auch einige Leute sehr verdutzt geguckt.

Was machen denn so die andere Kollegen in der Band?

Guido: Also, der Kevin (guit) studiert Graphik-Design, der Sven (drums) Informatik und der Jan (bass) studiert Jura.

Schreibst du die Texte? Ich finde die übrigens gelungen, politisch-gesellschaftskritische texte sind ja nicht unbedingt das klassische Feld für Metal Bands, die ja eher im Bereich skandinavische Naturlyrik zu Hause sind….wie sieht`s da bei euch aus, hauptsache Mucke schön schnell und irgendwas reinkreischen?

Guido: Früher haben Sven und Kevin die meisten Texte geschrieben, mittlerweile bringe ich mich mit ein und auch der Andre`, unser alter Bassist, der wegen Ohrproblemen das Handtuch schmeissen musste, schreibt ab und an mal was. Die Lyrics sind uns schon wichtig und da wir nicht irgend einen Krampf abliefern wollen, dauert das mit den Texten auch schon mal etwas länger.

Ich jedenfalls kann mir da nicht einfach was aus den Fingern ziehen. Ich wehre mich aber auch dagegen, dass Metal Bands nur selten vernünftige Texte machen. Klar gibt es da genug stumpfe Beispiele, wie auch in der HC Szene, aber gerade Bands wie Napalm Death, Kreator etc. machen für mich ausdrucksstarke Texte. Ausserdem muss auch nicht jeder sozialkritische Texte fabrizieren, das soll schon jeder so handhaben wie er will und es gibt auch Horror oder Party Texte, die unterhalten oder amüsieren können.

Ich persönlich habe einfach keinen Bock über „Sex, Gewalt und gute Laune“ zu schreiben und den anderen in der Band geht das wohl genauso. Deshalb gehen unsere Lyrics halt eher in die sozialkritische Ecke. Da hier aber auch schon viele Themen ausgereizt sind, werden sicher auch vermehrt persönliche Texte hinzukommen. Wenn einer ein Thema hat, das ihn beschäftigt, dann versucht er halt darüber was zu schreiben.

Klar, wenn ich dich nach Zielen mit der Band frage, ist mir auch bewusst, dass sich das ständig ändert: wollte man am Anfang nur mal sich selber auch tape aufnehmen, und war das geschafft, dann wollte man nur mal in dem wichtigen Laden „haste-nich-gesehen“ spielen….aber denkst du, ihr habt irgendwie das Ziel, grossen Plattenvertrag, Vorband von Kiss und da nach war`s das dann?

Guido: Klar hat man Träume, aber man muss ja auch realistisch bleiben und dann weiss man, dass die Art von Musik, wie wir sie machen, nur für einen ziemlich speziellen, kleinen Kreis interessant ist. Und wir werden den Teufel tun und das bewusst ändern. Erstmal müssen wir ein paar neue Liedchen machen, weil wir uns vorgenommen haben im nächsten Jahr erneut ins Studio zu gehen und eine neue Platte einzuzimmern.

Ich denke auch, dass wir die CD dann wieder selber rausbringen werden. Super wäre auch eine Vinyl Version, aber das bekommen wir wohl finanziell nicht auf die Kette. Vielleicht finden wir ja doch noch jemand anderen, der uns da unterstützt. Und dann würde ich natürlich gerne noch viel öfter live spielen, denn das ist es, was mir am meisten Spass an der Sache macht. Aus dem alltäglich Trott rauszukommen, ein Wochenende in einer anderen Stadt zu verbringen, neue Leute zu treffen und mit denen zu feiern. Alles weitere ergibt sich schon irgendwie.

Solange es mir Spass macht kann es auch so weiterlaufen wie bis jetzt. Ich würde mich aber auch nicht dagegen wehren, wenn wir eine Platte auf einem Label rausbringen würden oder mal ein paar Konzerte mit „grösseren“ Bands machen könnten. Das kommt ja immer auf die Situation an und wenn wir uns dafür nicht verbiegen müssten hätte ich da kein Problem mit.

Du bist Kiss Fan, Altbiertrinker und Bayern München Fan…mein Gott…warum?

Guido: Du riskierst aber ne ganz schön dicke Lippe …na ja, das Altbier Trinken habe ich mir mittlerweile abgewöhnt, Kiss waren nun mal die erste richtige Band, die ich nach Roland Kaiser gehört habe, und wenn man im Leben sonst nichts gewinnt wird man halt Bayern Fan, um auch mal auf der Sonnenseite zu stehen. Dumme Frage eigentlich von einem Leverkusener…(Anm: vier zu eins, vier zu eins, vier zu eins…)

Liest du eigentlich noch Fanzines oder ist das irgendwie ne aussterbende Kommunikationsform weil jetzt alle Internet und E-Zines usw?

Guido: Klar lese ich noch Fanzines und ich glaube auch nicht, dass diese Kommunikationsform aussterben wird. Ich habe zwar auch kein Problem mit Online-Zines, aber generell finde ich ein Heft in den Händen zu halten schon besser. Am besten ist doch beides, eine coole Print-Ausgabe und dann Artikel ins Netz setzen.

Das sehe ich ähnlich wie bei der Musik. Das Internet ist schon ein gutes Medium, gerade für kleine Bands, ihren Kram per mp3 in der ganzen Welt zu verbreiten… aber wenn ich eine Band richtig geil finde, werde ich doch alles versuchen, um an das Original heranzukommen. Von daher kann ich diesen ganzen Copyright und Kopierschutz Quatsch usw. auch einfach nicht verstehen.

Gibt es bei deiner reichhaltigen Erfahrung an Konzerten von deiner Band und deiner Lieblingsbands nicht irgendwie je ein Konzert, die du nie vergessen wirst? Ich denke da vielleicht an die guten alten Lemming Project 1992 im Bunker…

Guido: Die Lemminge haben damals im Bahndamm noch grösseren Eindruck hinterlassen. Aber die haben eigentlich immer den Bock abgeschossen. Das ist jetzt schwierig da ein Konzert rauszupicken, was mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Napalm Death in Köln in der Weisshausstr. waren ein Knaller.

Da war damals noch der alte Sänger dabei. Slayer sind live eigentlich immer genial. Kiss muss ich ja nicht explizit erwähnen. Mit World Downfall sind die besten Sachen im Bahndamm gewesen… ist ja auch sozusagen ein Heimspiel.

Vielen lieben Dank für deine Zeit und Mühe, vielleicht noch ein Gruss an die Leser des Vertrauens?

Guido: Tausend Dank für das Interview. Hoffe, dass uns das Trust noch lange erhalten bleibt. über jegliche Feedbacks bin ich dankbar: www.worlddownfall.de

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Interview: Jan Röhlk

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