April 15th, 2019

TOXIC REASONS (#193, 2018)

Posted in interview by Jan

„In unseren Texten geht es darum, sich eine eigene Meinung zu bilden, gut zu seinen Mitmenschen zu sein und zu seinem Wort zu stehen. Du kannst Veränderungen auch in deinem Freundeskreis injizieren, also versuch eine positive Person zu sein und positive Veränderungen anzustossen“ 

Ich denke, den älteren TRUST-Lesern müssen TOXIC REASONS aus Dayton/Ohio, nicht näher vorgestellt werden, denn die Band tourte während den 80ern und 90ern mehrmals durch die europäischen Hallen, Clubs und besetzten Häuser. Selbst in meiner Stammkneipe, dem Kemptener Ritterkeller (früher auch Star Club genannt), spielten Toxic Reasons anno 1985, zwei Tage hintereinander und von diesen Konzerten, reden heute noch einige Leute mit funkelnden Augen. Auch Dolf schrieb mir, dass er bei jenem Konzert anwesend war.

Ich selbst hätte Toxic Reasons zehn Jahre später (vermutlich zu ihrer letzten Tour), beinahe mal in Isny (Baden Würtenberg) sehen können… Aber zu jener Zeit war ich dummerweise nur auf Deutschpunk fixiert und verließ nach der Vorband K.G.B., den Ort des Geschehens und verbrachte während dem Gig von Toxic Reasons, lieber die Zeit draußen mit saufen und schwätzen. So etwas nennt man dann wohl im wahrsten Sinne des Wortes, eine Jugendsünde. Denn nur ein paar wenige Jahre später, lernte ich Toxic Reasons hochgradig zu schätzen und zu lieben und ich könnte mir heute noch in den Arsch beißen, wegen meiner damaligen Ignoranz.

Was Toxic Reasons unter anderem, zu solch einer herausragenden Band machte, waren ihre mit Leidenschaft und idealistischer Überzeugung vorgetragenen Songs / Hits. Toxic Reasons schafften es mit einer spielerischen und begnadeten Leichtigkeit, nicht nur herausragende, für immer im Gedächtnis haftende Songs zu schreiben, sondern sie übermittelten auch ein kritisches, aufbegehrendes und kämpferisches Lebensgefühl, das für den Punk mindestens genauso wichtig war und ist, wie die Musik.

Selbst als Zu-Spät-Geborener, hinterließen sie für mich ein Gefühl des Zusammenhalts, als wäre man eben in den 80ern und frühen 90ern, ein Bestandteil einer großen und wichtigen Szene gewesen. Trotz der starken Präsenz gerieten Toxic Reasons, seit ihrem Bandsplit etwas in Vergessenheit. Dabei halte ich ihre Frühwerke für genauso wichtig und qualitativ hochwertig, wie die Klassikeralben von z.B. den Adolescents, T.S.O.L., D.O.A., Social Distortion usw.

Bereits ihre Debüt-LP „Independence“ von 1982, verbindet mit großen, enthusiastischen Eifer, alten UK und Oi-Punk mit der ursprünglichen, rohen Kraft, des amerikanischen Hardcorepunk. Obwohl für meinen Geschmack, der UK-Punk-Anteil, darauf fast schon etwas zu hoch ist. Weswegen mir ihr zweites Album „Kill By Remote Control“ noch besser gefällt, weil hier Toxic Reasons mehr auf treibende, schneidende, harte aber dennoch melodische HC-Parts setzen. Und ich liebe / vergöttere, ihre ins Hirn sägenden Gitarrenläufe, welche auf „Within These Walls“ noch mehr an Gestalt annehmen und zu leicht poppigen oder Hardrocklastigen Nuancen durchbrechen. Puristen werden „Within These Walls“ vermutlich als zu lahm oder soft definieren, aber gerade diese von Sehnsucht und Verzweiflung geprägte, bittersüßliche Melancholie, reißt mich immer wieder in seinen Bann. Für mich persönlich, einer der unterschätztesten Ami-Punk-Scheiben ever!

Auf „Bullets For You“ besinnen sich Toxic Reasons wieder mehr auf ihren melodisch, treibenden Hardcoresound zurück und lieferten vorerst ihr letztes großartiges Album ab. „Dedication 1979-1988“ sorgt vom Titel her, erstmal für Verwirrung, indem man meinen könnte, es handle sich hierbei um ein Best Of-Album. Dabei ist es ein normales Studioalbum, bei dem Toxic Reasons von ihren Gitarren, schon leicht ins Metalgefilde abrutschten. „Anything For Money“ frönt noch mehr den Metalklängen und “In The House Of God” empfinde ich als zu berechenbar und solide. Erst mit ihrem letzten Album „No Peace In Our Time“ von 1994, gelangten Toxic Reasons wieder mehr zu ihrer alten Stärke zurück.
Für die jüngeren bzw. all den Lesern, die Toxic Reasons noch nicht kennen sollten, gibt es hier an dieser Stelle noch ein paar persönlich, auserwählte Songs ihrer frühen Alben, die du mindestens einmal in deinem Leben hören solltest, bevor du das zeitliche segnest.

„Independence“ 1982
> War Hero > Ghost Town > White Noise

„Kill By Remote Control” 1984
> Destroyer > Revolution? > No Pity > Break the Bank

„Within These Walls“ 1985
> It´s so Silly > Party´s Over > Dreamer

„Bullets For You“ 1986
> We’re The Revolution > Never Give In > Gotta Believe

Seit ein paar Jahren sind Toxic Reasons nun wieder sporadisch aktiv und spielten mehrere Konzerte in Nordamerika. Aus der geplanten Europatournee, wurde leider nur eine kleine Tour auf den größeren Punk-Festivals in England. Doch Toxic Reasons sind nach wie vor heiß darauf, eine weitere Europatournee in Angriff zu nehmen. Bei Interesse könnt ihr J.J. Pearson oder Tufty Clough, auf Facebook anschreiben. Außerdem ist die Band derzeit beschäftigt, ein neues Album aufzunehmen.

Das Releasedatum steht noch in den Sternen und ich konnte in dem Interview, auch keine näheren Infos entlocken, in welche Richtung das Album gehen wird. Und um ehrlich zu sein, habe ich auch keine großen Erwartungshaltungen auf ein neues Toxic Reasons-Werk, das mich nochmal voll und ganz mitreißen wird, aber die aktuellen Liveauftritte ihrer älteren Songs, die ich bisher auf YouTube sehen konnte, waren meist immer noch enthusiastisch und kraftvoll. In dem Sinne: Lasst uns Toxic Reasons nach Europa holen!

Hallo JJ wann bist du bei TOXIC REASONS eingestiegen? Und hast du davor schon in anderen Bands gespielt?
Ich habe bei TOXIC REASONS im Juli 1981 angefangen. Sie hatten gerade in meiner Heimatstadt Vancouver, mit DOA und DEAD KENNEDYS einen Auftritt, als Mark Patterson die Band verlassen hat. Der ursprüngliche Plan war, dass ich bei vier Konzerten, die sie an der Westküste spielen würden, vorübergehend aushelfe und dann wieder zurück nach Vancouver gehe. TOXIC REASONS wollten dann zurück nach Dayton (OH), um sich neu zu formieren. Die vier Konzerte an der Westküste waren mit den DEAD KENNEDYS in San Francisco, in L.A. mit TSOL, und dann noch zwei weitere Konzerte in San Francisco, einmal mit BLACK FLAG, und einmal mit FLIPPER. Ich war überwältigt, wie toll die Konzerte waren und habe gefragt, ob ich in der Band bleiben kann. Ed meinte: „Sicher“. Bevor ich zu TOXIC REASONS gestossen bin, habe ich bei NO EXIT und BLUDGEONED PIGS in Vancouver gespielt und war Roadie für DOA.
Wieso verließ euer Sänger Sänger Ed Pittman, bereits nach der ersten LP „Independence“ die Band? Und was hat Pittman danach gemacht?
Ich weiss nicht was mit Ed damals los war. Er war unglücklich in der Band und beschloss sie zu verlassen. Wir haben uns dann entschieden, gegenseitig den Gesang zu übernehmen, anstatt einen neuen Sänger zu suchen. Nach Eds Abgang war unser erstes Konzert mit den DEAD KENNEDYS im Elite Club in San Francisco. Nach unserem Set meinte Biafra „“Well, J.J. wins the Ed Pittman sound alike contest““. Wir kamen auf den Entschluss, dass ich die Lieder singen würde, die Ed geschrieben hat und die anderen die neueren Songs, die sie geschrieben haben. Kurz darauf hatten wir einen Gig mit den UK SUBS und als wir gesehen haben, wie bei den ersten Song alle Bandmitglieder gemeinsam, in ihre Mikrofone geschrien haben, dachten wir uns, dass wir uns auch so anhören wollen.
Nun singt Ed Pittman bei den NEW REGRETS und hat mit „Confrontation“ eine gute Platte herausgebracht. Steht ihr noch im Kontakt?
Wir haben eine Art Reunionshow in Indianapolis gespielt, wo wir mit Ed als Sänger, das komplette “Independence”-Album spielten. Tony von den ADOLESCENTS kam extra aus L.A. und hat bei „God Bless America“ mitgesungen. Wir haben ihn dann noch überrascht und „Amoeba“ gespielt. Es war ein grosser Spass! Ich glaube Bruce hat immer noch Kontakt zu Ed.
Ich habe das Gefühl, das eure Songtexte und euer dargebotenes Lebensgefühl auf einem freundschaftlichen Miteinander aufgebaut ist. Und ihr wart ja auch ein Bestandteil des großen Szene-Netzwerkes. Gab es auch mal herbe Enttäuschungen in all den Jahren? Und wie würdest du das Lebensgefühl von damals umschreiben?
Nach “Independence” waren wir ohne festen Ursprung. Keine Szene konnte uns beanspruchen, wie wir auch nicht sagen konnten, Teil einer bestimmten Szene zu sein. Wir haben unser eigenes Ding durchgezogen. Wir waren eine kleine Bande von Zigeunern. Wir versuchten nur, unser Wort zu halten. Natürlich wurden wir auch mal enttäuscht, aber wir konnten die Welt bereisen und haben viele coole Leute getroffen, mit vielen von denen wir immer noch im Kontakt stehen. Ich denke, dass die Jahre in der DIY-Musikszene mich, und meine Brüder von TOXIC REASONS, zu gewissenhaften, produktiven, fairen, und netten Mitgliedern der Gesellschaft gemacht haben.
Ihr wart ständig auf Tour und bei “Party is over” heißt es eindringlich “I´m a Wanderer and i don´t have a home. I´m a Modern Day Gypsy not tied to anyone – Party is over, Now…“. Wart ihr damals so kaputt von den ständigen Touren? Und was motiviert euch heute wieder auf die Bühnen zu steigen?
Ich glaube Tufty wollte damit nur sagen, wie die Häufigkeit des Feierns auf Tour ihn mitgenommen hat („I looked inside a drunken head and what I saw I didn’t like“, wie es in dem Text heißt). Wir mussten die Dinge besser planen. Wir konnten nicht länger ein Haufen von Idioten sein, die ihre Songs raushauen und sich ständig betrinken. Bei den letzten Touren, haben wir daraus eine richtige Wissenschaft gemacht. Wir haben es nie auf das Niveau geschafft, wo wir ein Haus mit Familie haben konnten und gleichzeitig touren konnten, also haben wir uns 1995 dazu entschieden, mit der Band aufzuhören. Ich glaube der Grund, warum wir wieder Konzerte spielen, ist das immer mehr unserer alten Freunde sterben. Wir sind immer noch Freunde, wir sind immer noch bei mehr oder minder guter Gesundheit, und einige Leute haben (ein wenig) Interesse gezeigt, uns live zu sehen. Also haben wir uns gedacht, zum Teufel, lasst uns wieder Konzerte spielen. Wir haben keinen grossen Plan, wir wollen einfach nur ein bisschen Spass haben.
Wenn wir schon beim Thema Party sind, welche Rolle spielten bei euch Alkohol und Drogen? Und hattet ihr manchmal das Gefühl, das sich die Szene nur noch mit Saufen und Drogen nehmen beschäftigte?
Ich bin seit fast 12 Jahren nüchtern und nehme keine Drogen mehr. Bruce und Tufty trinken ab und zu noch einen, aber nicht mehr exzessiv. Jetzt, da ich nicht mehr trinke und keine Drogen konsumiere, habe ich festgestellt, dass die Szene ganz ok ist. Sie scheint mir nicht das Gefühl übermitteln zu wollen, ständig zu gedröhnt sein zu. Die Kids scheinen das ganz gut handhaben zu können.
In all den Jahren habt ihr mit unzählig vielen Bands gespielt. Gab es Bands die dir besonders Gut oder Schlecht in Erinnerung geblieben sind?
Ich kann nicht genug betonen, wie hilfreich für uns die DEAD KENNEDYS waren. IMMER. Wenn wir am Verhungern waren, haben sie uns als Support für ein paar Konzerte gebucht. Das hat uns Geld und Aufmerksamkeit gebracht. Sie haben uns in ihren Hotels übernachten lassen, sie haben über Alternative Tentacles sogar einige unserer LPs veröffentlicht. DOA waren uns auch sehr wichtig, denn sie waren unsere Inspiration, es einfach zu versuchen. Die einzige Erinnerung, die ich an eine „schlechte“ Band habe (wobei sie nicht per se schlecht waren, ich habe den Hype einfach nicht verstanden), ist an WHITE ZOMBIE. Sie haben einmal für uns in Illinois ein Konzert eröffnet. Wenn du mir damals gesagt hättest, dass sie in 10 Jahren riesig sein werden, ich hätte dich für verrückt erklärt.
An welche Auftritte in Europa, erinnerst du dich besonders gerne zurück?
Es gibt da so viele, ich kann gar nicht alle aufzählen! Aber hier eine kleine Auswahl: Epplehaus in Tübingen, AJZ Bielefeld, Victor Charlie in Pisa, der 100 Club in London, Markthalle Hamburg, Leoncavallo in Mailand…
Wie hast du die Szene in den Staaten wahrgenommen und was waren die größten Unterschiede zur europäischen Szene?
Ich glaube die amerikanischen Kids meinten es gut, aber ihr Leben war nicht so hart, wie das von einigen Kids in Europa. Generell gesprochen glaube ich, dass Europäer einen breiteren Horizont haben und besser informiert sind als Amerikaner. Wenn etwas nicht in ihrer kleinen Aufmerksamkeitsblase passt, interessiert es die Amerikaner nicht. Und das ist traurig und zugleich auch beängstigend.
Für Leute, die euch noch nicht kennen. Wie würdest du eure Texte umschreiben, um was ging es in den Lyrics?
In unseren Texten geht es darum, sich eine eigene Meinung zu bilden, gut zu seinen Mitmenschen zu sein und zu seinem Wort zu stehen. Du kannst Veränderungen auch in deinem Freundeskreis injizieren, also versuch eine positive Person zu sein und positive Veränderungen anzustossen.
Mit „Revolution“ und „We´re the Revolution“ hattet ihr gleich zwei Texte über die Revolution. Hattet ihr damals das Gefühl, das so etwas wie eine Revolution in der Luft liegen würde?
Wir brannten damals, unzufrieden mit dem, was wir für soziale und politische Ungerechtigkeit hielten, von den „Erwachsenen“ an der Macht kontrolliert. Wir wollten unsere Chance haben, die Dinge zurecht zu rücken. Ya, wir wollten schon eine Art Revolution.
Bezog sich “Ghost Town” auf eure Heimatstadt Dayton, oder ist der Text allgemeingültig?
In “Ghost Town” geht es um NCR (National Cash Register) und andere Fabriken, die aus Dayton wegzogen und die Stadt in einem schlechten Zustand hinterlassen haben. Damals schien es nicht so, als habe Dayton eine blühende Zukunft vor sich.
Was hatte die Szene in Dayton damals zu bieten? Und was ist heutzutage in Dayton angesagt?
Ich will meine Freunde aus Dayton jetzt nicht beleidigen, aber während der Zeit, die ich in Dayton verbracht habe (eine sehr kurze Zeit, 6-10 Monate höchstens), konnte ich nur daran denken, wie ich aus der Stadt wieder weg komme. Das hat uns auch dazu gebracht, einen reisenden Lebensstil zu übernehmen. Wir sind nach Westen aufgebrochen, da wir uns dort ein besseres Leben erhofften.
Was hat euch dazu gebracht nach San Francisco zu ziehen und wie war das Leben in SF?
Wir sind ursprünglich nach San Francisco gezogen, um besser mit unserem Label Risky Records zusammenzuarbeiten. Schliesslich wurde „Kill By Remote Control“ doch auf Sixth International, dem US-Label von Rough Trade, veröffentlicht. Wir dachten, dass wir durch unseren Umzug nach Kalifornien, ein grösseres Publikum erreichen könnten. Aber durch die hohen Lebenshaltungskosten hat es schliesslich dazu geführt, dass wir dauernd auf Tour waren.
Mir hat mal ein regionaler Altpunk erzählt, das einer von euch, ihm ein Stapel eurer LP „Within these Walls“ für günstiges Geld verkaufen wollte, weil sich die Platte anscheinend so schlecht verkauft hatte. Ich finde „Within these Walls“ zählt zu euren besten Tonträgern. Hat sich die Platte wirklich so schlecht verkauft?
Ich glaube es ist wahrscheinlicher, dass wir kein Geld hatten und die Platten daher verkaufen mussten. Niemand von uns hat sich gerne ums geschäftliche gekümmert und wir hatten auch keine konstante Ansprechperson, die sich um solche Sachen kümmert. Wir wollten die Platten wahrscheinlich nur loswerden. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sich „Within These Walls“ schlecht verkauft hätte.
Auf eurer 89er Scheibe „Anything for Money“ habt ihr wie so viele Bands zu jener Zeit, deutlich mehr nach Metal geklungen. Was war der Grund für diesen Stilwechsel?
Diese Frage ist für mich schwierig zu beantworten, da ich in dieser Zeit eine “kleine Auszeit” (Ende 88-92) genommen habe. Ich wurde gerade Vater, und dachte es sei an der Zeit, sesshaft zu werden. Mark Cutsinger von ZERO BOYS hat damals bei Toxic Reasons gespielt. Ich muss zugeben, dass die Platte etwas metallischer ausgefallen ist, als es mir gefällt, aber es war keine schlechte Platte.
Welche Platten empfindest du im Nachhinein als besonders gelungen, und welche weniger?
“No Peace In Our Time” und “Kill By Remote Control” sind meine Favoriten. “Independence” mag ich auch ganz gerne, weil es mein erstes Album war. Ich glaube unser grösstes Problem war, fehlendes Geld. Wir schrieben die Songs, konnten sie einigermassen spielen, wenn wir ins Studio gingen, haben das Album dann in einer Woche aufgenommen und sind gleich wieder auf Tour gegangen. Nach der Hälfte der Tour herrschten wir die Songs viel besser, als auf dem Album. Wir waren eine Liveband, wir gaben alles auf der Bühne. Wir haben geblutet, gekotzt und sind ohnmächtig geworden auf der Bühne, weil wir während 2 ½ Stunden alles gegeben haben. Du kannst vieles über uns sagen, aber du musst zugeben, dass wir eine hart, arbeitende Liveband waren.
Aus welchem Grund habt ihr euch damals aufgelöst?
Century Media hat uns 1994/95 angeboten, “Independence” und unsere neue Platte “No Peace In Our Time” zu veröffentlichen. Wir hatten bereits eine Europatour gebucht, also hat Century Media für uns eine US-Tour mit THE BUSINESS aus England organisiert, (die gerade einen ähnlichen Vertrag mit Century Media unterzeichnet hatten), und einer anderen Band, an deren Namen ich mich nicht erinnern kann, die aber auch gerade einen Vertrag mit einem Majorlabel unterzeichneten. Wir waren als Opening Act geplant. Bruce und ich haben uns gedacht, dass wir die Tour machen sollten, da wir in den Jahren zuvor nur durch Europa tourten, und das eine Chance für uns wäre, in den Staaten wieder bekannter zu werden. Tufty hat gerade ein Geschäft eröffnet, und konnte nicht so lange weg, als dass er den US-Teil der Tour hätte spielen können. Also haben Bruce und ich uns gedacht, dass wir noch eine Europatour machen, und danach aufhören…
Hast du die Punkszene in den letzten Jahren verfolgt, gehst du noch auf Konzerte und hörst oder kaufst du aktuelle Platten?
Ich sage es nur ungerne, aber ich habe mich aus der Szene zurückgezogen. Ich habe meine Soloband JJ PEARSON&THE WEAPONS OF ASS DESTRUCTION, wo ich Gitarre spiele und singe. 2008 haben wir ein Album veröffentlicht – „Only One Reason“, und eine kleine Tour in Europa und dem Mittleren Westen der USA gespielt. Tufty spielt mit Danny von SLOPPY SECONDS in einer Band namens BIGGER THAN ELVIS. Bruce hatte Probleme mit dem Gehör, also hat er mit der Musik für einige Zeit pausiert. Wir haben ihn aber dazu überreden können, eine mögliche Taubheit in Kauf zu nehmen und mit uns einige Shows zu spielen. Wir gehen ab und an noch auf Konzerte, aber wenn du erst mal über 50 bist, hast du nicht mehr die Kraft und Motivation, dauernd auf Konzerte zu gehen.
Nun wollt ihr eine neue Platte aufnehmen. Wie weit seid ihr in dem Entstehungsprozess und in welche musikalische Richtung wird die Platte tendieren?
Wir neigen definitiv dazu, neue Songs aufzunehmen, aber wir haben keinen festen Plan. Ich habe einige Songs geschrieben, und ich bin sicher, dass es Bruce und Tufty ebenso geht. Momentan haben wir einfach nur Spass und spielen, was uns gerade in den Sinn kommt. Wir sind Freunde fürs Leben, die es geniessen, miteinander Spass zu haben.
Welche Themen verarbeitet ihr aktuell in euren Texten?
Ich kann da nur für mich sprechen. Meine Texte drehen sich um Erfahrungen, wie Vaterschaft und den Erwartungen, dem nicht gerecht zu werden, Dinge die das Leben halt so mit sich bringt.
Wie stehen die Chancen für eine Europatournee und an wen muss man sich wenden, um mit euch Kontakt aufzunehmen?
Wir würden gerne zurückkommen. Wir haben den grössten Teil unserer Zeit als Band (1984-95) dort verbracht, und wir würden sehr gerne unsere alten Freunde aus Europa wiedersehen. Du kannst jeden von uns kontaktieren, wir sind auf Facebook. Schreib uns einfach und wir sehen was sich machen lässt. Euer trinationales Bandlogo repräsentiert die Flaggen der Vereinigten Staaten, Kanada und Großbritannien. Das Symbol repräsentierte nicht nur eure trinationalen Wurzeln (Pearson aus Kanada, Clough und Lucjak aus England und Stuckey aus USA), sondern symbolisierte auch die Vielfalt eures Sounds, der schnellen Hardcore-Punk mit UK-Punk und Reggae vermischte. Nenn mir doch jeweils deine fünf Lieblingsbands aus den…

USA:
Dead Kennedys – Fresh fruit for rotting vegetables, Dickies – Incredible shrinking Dickies, 7 Seconds – Skins, Brains and Guts 7”, Black Flag – Jealous Again, Circle Jerks – Wild in the streets

KANADA:
DOA – Something Better Change + Hardcore 81 + War on 45, Young Canadians – Hawaii, Personality Crisis – Creatures for a while, Subhumans – Incorrect Thoughts

UK:
U.K. Subs (any), Motörhead (any), Generation X – first album, Stiff Little Fingers – Inflammable Material, Undertones (any), GBH – City Baby Attacked by Rats

Noch ein abschließendes Wort oder Lebensmotto.
Wir sind einfach glücklich, immer noch Freunde zu sein, Konzerte spielen zu können und einigen Leuten, so eine Freude zu machen. Das Leben ist kompliziert. Ich bin einfach sehr glücklich, meine Freunde zu haben, mit denen ich mich treffen und eine grossartige Zeit haben kann.

Übersetzung: Marco Bechtinger
Einleitung, Fragen: Bela

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