Januar 26th, 2020

SNEEZE ATTACK aus # 186, 2017

Posted in interview by Jan

SNEEZE ATTACK
Der perfekte Fuzz-Pop-Punk-Soundtrack für den Übergang vom Frühling in den Sommer, um draußen mit deinem Liebsten Bier zu trinken

Ich bin nicht besonders gut darin, ganz früh ganz neue, später groß werdende, Bands zu entdecken. Manche haben ja echt so ein Talent, als „early mover and shaker“ die zukünftige Qualität, das große Potential, einer Kapelle zu erkennen. Vielleicht auch, weil sie schon viel Erfahrung darin haben oder besonders viel auf Konzerten, im Netz oder Plattenladen abhängen. Ich entdecke neue Bands oft ganz old-schoolig durch gedruckte Fanzines bzw. Popzeitschriften.

Und so stieß ich in einer Maximum RocknRoll-Ausgabe von letztem Jahr in der Rubrik „Demos“ auf ein Review von Sneeze Attack. Von Frauen-Gesang war die Rede, von Pop-Punk mit Fuzz-Garage und ein Vergleich mit meinen Lieblingen von den Breeders war auch noch dabei. Ich hörte mir dann also Material von Sneeze Attack im Netz an und war sofort hin und weg. Zu ihrer letzten Platte schrieb das Maximum RocknRoll dann: “This band exists in the little-visited place were pop punk, twee rock, and fuzzed-out garage intersect. And it’s all done with a nod to Phil Spector-style ’60s rock. If you could imagine a lo-fi (the) Muffs with cranked up reverb”… Und das Razorcake berichtete: „Did you ever wish the Ramones had recorded a raw, garage rock record with a punk rock woman singing catchy pop songs?”.

Die Band aus Sacramento gibt es seit einigen Jahren und mittlerweile haben sie auch schon zwei Singles/EPs („Aurora“, 2012; „Fever“ von 2016) und eine Platte („Maxwell“, 2016) draußen (alles auf Pleasant Screams Records erschienen). Trotzdem ist die Band in Deutschland wahrscheinlich noch total unbekannt. Das soll sich ändern. Weil sie einfach geile Musik machen! Ich kontaktierte die beiden Kern- und Gründungsmitglieder Danielle bzw. Dino und Hans in der kalifornischen Hauptstadt.

Unser Interview ist für euch alle da draußen, die Bock auf neue gute LoFi-Pop-Punk-Musik haben und `ne Kurz-Info benötigen. Denn es zeigt sich wieder einmal, dass neuere Bands erstmal noch nicht so viel zu erzählen haben oder auch nicht möchten oder mir auch nicht die Killer-Fragen einfallen (ich klapperte viel Bascis ab, weil eben nicht viele Infos über sie online verfügbar sind). Das Interview fertig zu stellen bedurfte einige Monate an hin- und her-Korrespondenz, aber ich wollte mir und natürlich auch euch dieses Mal das exquisite pure Vergnügen bereiten, eine völlig unbekannte Band auszuchecken.

Ihr wundervollen Menschen von Sneeze Attack, sagt uns doch bitte erstmal, seit wann es euch gibt?
Hans: Es begann alles im Januar 2012.
Dino: Wir veranstalteten ein Konzert und hatten eigentlich bis dato keine Songs, deshalb schrieben wir einige Lieder in der Woche vor dem Gig und probten davor auch nur ein einziges Mal.
Hans: Ich habe die Probe dann auf meinem Telefon aufgenommen, wir mochten es so sehr, wie es klang, so dass wir es veröffentlichen wollten. Das wurde dann die “Aurora”-EP.

Gebt uns doch bitte einen kleinen Überblick, wer spielt bei euch mit?
Dino: Die ursprüngliche Idee war, dass wir zu jedem Konzert mit einem neuen Schlagzeuger auftreten würden, aber es stellte sich dann heraus, dass es dann doch unmöglich war, das zu realisieren.
Hans: Patrick Shelley war unser erster Trommler. Er spielte auch bei unserem ersten Konzert mit und war auch auf der ersten EP zu hören.
Dino: Dann war Charles Albright für einige wenige Shows bei uns als Schlagzeuger an Bord. Und später dann Christine Shelley, das ging einige Jahre so. Charles war dann später als zweiter Gitarrist dabei, als wir die „Maxwell“-LP aufnahmen.
Hans: Und über den Sommer hinweg waren Gwen und Lucy Giles von Dog Party als backing-Band für unsere USA-Tour mit am Start.

Was bedeutet der Band-Name, wer kam auf den?
Dino: Ich habe wirklich fürchterliche Allergien.
Hans: Yeah, sie schrieb mir eines Tages eine SMS und erzählte, dass sie eine „Sneeze Attack“ hatte und meinte dann „Das ist auch der Name unserer neuen Band“ (lacht).

Was macht ihr sonst so, wenn ihr nicht zusammen musiziert?
Dino: Ich arbeite mit Haustieren und liebe Pflanzen. Ich weiß, irgendwie ironisch (lacht). Ich liebe es auch, zu fotografieren.
Hans: Ich arbeite als wirklich verrückter… Techniker, aber ich spiele darüber hinaus noch bei The Croissants, bin Roadie bei SWMRS und betreibe einige Plattenlabels.

Im MRR-Review zu eurem Demo wurdet ihr mit den Breeders vergleichen, aber so richtig wie die hört ihr euch nicht an, mögt ihr die eigentlich? Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
Dino: Wir mögen die Breeders sehr.
Hans: Ich konnte Dino wieder für sie begeistern zu der Zeit, als wir mit der Band angefangen haben.
Dino: Aber ich glaube, es ist ein Zufall, irgendwie. Ich denke nicht, dass wir nach ihnen klingen.
Hans: Yeah, wir nennen uns selbst Brat-Punk oder Faux-Grunge.

Ich verstehe. Gibt es noch andere (Frauen-) Fuzz-Pop-Punk-Bands in Sacramento? Wie ist die Szene dort so?
Dino: Die lokale Szene ist ziemlich großartig. Es gibt jede Menge geile Bands. Nacho Business war eine tolle Girl-Fuzz-Band, leider lösten sie sich vor einigen Jahren auf. Monster Treasure, Dog Party, RAD und Crude Studs sind einige der zahlreichen örtlichen Bands, in denen eine Frau singt.
Hans: Ich bin ein großer Fan unserer Sacramento-Szene. Es ist immer wieder frisch und es gibt viele Bands zum auschecken, einige neuere, die mir gerade einfallen, sind Destroy Boys und Drug Apts.

Wie wichtig sind euch Texte? Naheliegender Gedanke, als „female-fronted-Band“, habt ihr da auch einer riot grrrl-Message?
Dino: Ich bin kontinuierlich dabei, mir Textzeilen oder Wörter, die mir einfallen, zu notieren und festzuhalten. Oder wenn ich mit dem Hund spazieren gehe, dann nehme ich bestimmte Melodien auf. Und von da an geht es dann einfach los für neue Stücke. Manchmal setze ich mich auch hin, spiele Gitarre und ein Song entsteht dann einfach im Flow. Oder ich schaue in meinen Notizen nach und dann probiere ich, was damit passieren könnte.

Wir gucken dann als Band zusammen, was daraus optimaler Weise entstehen könnte. Wir forcieren nicht wirklich eine Botschaft. Ich finde es schwer, etwas zu schreiben, wenn ich damit etwas Bestimmtes forcieren möchte. Es muss einfach organisch entstehen, sonst hören sich die Songs zu gezwungen an. Vielleicht wäre genau das unsere Message… Be yourself.
Hans: Ganz genau, die Texte sind uns sehr wichtig, aber wir sehen es mehr als einen Ausdruck unserer selbst an anstatt als eine Message für andere.

Wie war eure Sommer-Tour mit Dog Party?
Dino: Die Tour was großartig. Ich bin schon Mal mit ihnen getourt, deshalb wusste ich, dass es witzig werden würde.
Hans: Es gibt einfach nichts besseres, als mit Bands zu touren, bei denen du dich jeden Abend darauf freust, sie live zu sehen – und Dog Party sind einfach unsere Lieblinge. Von daher: es war uns ein Vergnügen.

Eure Platte „Maxwell” kam auf Pleasant Screams Records raus, wie kam es dazu?
Hans: Tja, ich betreibe das Label. (lacht)

Haha, ok! Was habt ihr für Zukunftspläne mit Sneeze Attack?
Hans: Momentan arbeiten wir an unserer neuen Platte, im Frühling kommt unsere neue EP raus.
Dino: Dieses Mal wurde es auf meinem Telefon aufgenommen! (lacht)
Hans: Yeah! (lacht) Oh, und wir werden auch irgendwann dieses Jahr auf Tour gehen. Hoffentlich steht Europa als nächstes an!!

Am Ende hin, was sind eure Lieblingsstücke von The Jesus and Mary Chain, Ramones und Bikini Kill?
Dino: Ich bin eigentlich ein größerer Fan von Sister Vanilla. Das ist eine Spinoff-Band mit der Schwester von Jesus and Mary Chain am Gesang, sie singt im Duett mit ihren Brüdern. Mein Lieblingssong ist „the two of us“. Puh, geilstes Ramones-Lied, das ist schwer. Meine Lieblingsplatte ist auf jeden Fall „Pleasant Dreams”.
Hans: “Just like Honey” von JAMC, “Double Dare Ya” von Bikini Kill und “Today Your Love, Tomorrow The World” von den Ramones. Der BESTE Song jeweils? Ich weiß es nicht. Du müsstest mich wieder danach fragen. (lacht)

Interview: Jan Röhlk
Kontakt: https://sneezeattack.bandcamp.com/

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