April 20th, 2020

RÜCKBLICK Trust # 90 bis # 117 aus #118, 2006

Posted in artikel by Jan

Look back in …

Ist es wirklich schon so spät? Da fängt man an, für das gute alte TRUST zu schreiben, schon ist man mehr als 10 Jahre dabei, mehr als die Hälfte der Zeit, die es das Ding schon gibt, das man schon als kleiner Bub las, zumindest kommt es einem so vor. Nun obliegt mir die ehrenvolle Aufgabe, zu rekapitulieren, was in den fünf Jahren seit dem letzten Rückblick geschah. Trotz äußerst knappen Zeitplans soll es wohl so sein. Also hinein in die Historie.

Die #88 enthält Wissenswertes über Saccharine Trust, eine ausführliche Untersuchung des Falles Biafra vs. Dead Kennedys von Dietmar, der sich dankenswerterweise der Aufgabe unterzogen hat, in der dreckigen Wäsche nach Erkenntnis zu suchen. Ferner Tu Do Hospital, Pylon, Tom lässt sich von den Melvins gereinigt ein paar Fragen beantworten und Jörg hat noch Zeit für seine Web-Schau. Tuberkel und Jochen finden ebenfalls die Muße für uns zu schreiben, letzterer damals noch in Australien und gerade von einer haarigen Spinne attackiert worden. Überhaupt viele Kolumnen, auch eine von mir und eine vom Bremen-Bouncer, der damals gerade einen Hass auf hippe Parties schob. Ach ja, der 15-Jahres-Rückblick ist auch noch drin. Empfohlene Tonträger kommen von Boris, Savoy Grand und The Maggots.

Die 89 glänzt mit einem Cover, das in seiner Reduktion so dermaßen Emo ist, dass man es kaum aushält. Nur ein Juno-Zitat, sonst nix! Und das erklärt, warum Emo und Emo eben einfach was anderes ist als Emo, oder so. Daniel hat sowas wie eine Sinnkrise und freut sich auf Hot Water Music, der Bremen-Bouncer berichtet vom Hurricane-Festival, ich gebe mich versöhnlich unter einer gleichwohl unglücklich verkitschten Überschrift, die ich meiner Kolumne nie gegeben hätte, und so weiter. In den News wird vermeldet, dass Omar und Cedric eine Band unter dem lustigen Namen The Mars Volta aufgemacht haben. Juno erzählen mehr, Howie schenkt der Welt ein Interview mit Anfall, der zweite Teil des Rückblicks, Reno Kid, Jon Savage wird zu seinem Buch „England’s Dreaming“ befragt, der Hammerfilm „Edge Of Quarrel“ wird gefeiert, Roman Izmailov erzählt aus Russland und Your Choice Records behaupten ihre Existenz, was sich allerdings in den folgenden Jahren nicht mit Leben erfüllt. Empfohlen diesmal: The Robocop Kraus. Kann ja auch mal reichen.

Nr. 90 kommt im Chrom-Cover, das zwar nicht ganz so aussieht, wie wir uns das erhofft hatten, aber dafür fies auf die Umwelt geht. Drin sind weniger Kolumnen als in den letzten Ausgaben, der Spätsommer scheint relativ ereignisarm gewesen zu sein, oder eben zu vollgepackt, um über ihn zu schreiben. Immerhin können wir vermelden, dass es mit At The Drive-In nunmehr endgültig vorbei ist, und das musste man ja auch erstmal verkraften. Die geschätzte Kollegin Melanie Aschenbrenner sorgt für ein interessantes Interview mit den Goldenen Zitronen, Unitas, Durango ’95, Dawncore, Pleasure Forever, Wolfgang Petters erzählt über 10 Jahre Hausmusik, und Al hat mit White Flag eines jener Interviews gemacht, die nur wenige so hinkriegen. More than music? Kai schreibt über den Stabilitätspakt für Südosteuropa, ihr wisst schon, Kosovo und so. Platten, die ihr hören solltet kamen von Melt Banana, Half Foot Outside und The Firebird Band.

Im Dezember/Januar kommt die 91, die unsere 15-Jahrfeiern mit EA 80, Boxhamsters, Youth Academy und Petrograd in Frankfurt auf dem Cover ankündigt. Jochen berichtet von der australischen Szene, Dietmar erzählt aus Afrika, Axel Klingenberg vom Arbeitsleben. Tom schreibt über die Welt nach dem 11. September. Ein Thema, das auch den Bouncer und Dolf auf ihre jeweilige Weise beschäftigt, Jörg hingegen überlebte ein Zugfahrt mit Lübecker Hooligans, Jobst hat eine Bekannte, die vom Verfassungsschutz angeworben werden sollte, und ich assoziiere mich durch einen sonnigen Wintertag. An der Interviewfront hat Tom Dreyer Foetus gesprochen, Sascha Klein die aufstrebenden Robocop Kraus, Torsten entdeckt die tollen Minus, Als White-Flag-Interview wird fortgesetzt, Hillside berichten von ihrem England-Ausflug und ich ergründe den Hype um die Antiglobalisierungsbewegung und sprach mit zweien, die in Genua nach dem G7-Gipfel verhaftet wurden. Für die Ohren empfahlen wir Halo und Chick Graning – war wohl ein wenig ergiebiges Sechsteljahr in dieser Hinsicht.

Für die nächste Ausgabe #92 gab uns Ole Kaleschke ein Cover, Axel Klingenbergs kleine Welt bestand wieder aus prekären Jobs, ich hatte nicht viel zu erzählen und schlug vor: „Gehen wir Laternen austreten im Park!“ Jochen erforscht Musik ohne Gitarren und der Bremen Bouncer war bei der Kelly Family. Dolf entdeckt Pilates, Tom beschäftigt sich mit legaler Gewalt und Joachim war bei Amon Düül 2, während in den News vermutet wird, dass Frankie Stubbs mittlerweile Vater geworden sein dürfte. Wir sprechen mit Alkaline Trio (ein Photo auf der zweiten Seite dieses Interviews zeigt die „Trust Hangover Parade 2001“), The Notwist, Spider Virus, den Ruins, Nathaniel Green und den südafrikanischen Benguela (Tom ist auf Montage im Lande), Philip Andrew berichtet, was HC-mäßig auf den Philipinen abgeht, ein gewisser Andreas Riemann war im Crass-Haus und erzählt davon, ich nehme „Wie klingt die neue Mitte?“ von Martin Büsser auseinander und Jens Natter schenkte uns einen Comic-Strip. Unsere Hör-Tipps: The Firebird Band (Schon wieder? So gut sind sie nun wirklich nicht gewesen…), Smart Ass Dynamite, Sleepytime Gorilla Museum, Notwist, XBXRX und Burnt By The Sun.

#93: Kommerziell as fuck nehmen wir uns in dieser Nummer die angesagtesten Rockbands der Zeit vor, verkaufen aber trotzdem nicht mehr Hefte: … And You Will Know Us By The Trail Of Dead präsentieren sich als gewitzte Zyniker und großartige Märchenerzähler, Tom interessiert sich für den Black Rebel Motorcycle Club und Firewater, Dietmar spricht mit Mars Volta und The Icarus Line (wobei auffällt, wie sehr seinerzeit nach „den neuen ATDI“ gesucht wurde), Torsten mit The Ghost. Außerdem werden Plan und Pelzig zusammen befragt, weil sie beide mit P anfangen oder so. Nach wie vor gibt es irre viele Plattenrezensionen, von denen per Kasten De Facto, das Dub-Projekt von Omar und Cedric (ATDI…), Chung und Xinlisupreme zum Anhören auffordern.

Die 94 „glänzt“ nicht zuletzt durch den Schreibfehler auf dem Titel, der unser Faves von Favez in Faves umbenennt, was die so witzig finden, dass sie den Namen des TRUST in den Credits zu ihrem nächsten Album entsprechend neu schreiben. Ein netter Mensch bescheinigt uns per Leserbrief: „Das TRUST ist ehrlich gesagt das einzige Fanzine, daß (so schreibt er wirklich!, d.T.) ich von vorne bis hinten lesen kann ohne das (…, d.T.) es mir auf den Sack geht“. Damien Satanson aka Bremen Bouncer „is going PC“, wie er ankündigt, aber das wird natürlich wieder nix. Wäre ja auch langweilig. Die News-Redaktion beweist, dass es sie wirklich gibt. Favez stehen nicht nur auf dem Cover, sondern werden auch interviewt, Ehrensache. Botanica, Bob Log III, Burst, Kristofer Aström, Dillinger Four, Aina, Sonic Youth, die Dogtownboys, featuring the one and only Loddes präsentieren sich als Foto-Roman, passend dazu startet Flow Hofmeisters Reihe über Skate-Rock. Plattenempfehlungen: Time Spent Driving, Wilco, Wipeout, Spaceboy (ein Wiederhören mit Bl’ast-Sänger Clifford Dinsmore), Melvins, El Guapo, David Grubbs, I Defy, Get Lost! und Ghosts And Vodka.

Die 95. Ausgabe zeigt uns wieder ganz weit vorn: Dietmar hat drei New Yorker Bands interviewt, von denen Radio 4 vielleicht heute die erfolgreichsten sind. Die Liars hingegen werden immer besser, und Girls Against Boys? Abwarten. Torsten hat Isis für uns entdeckt, und David Grubbs erzählt interessante Geschichten, Lonely Kings, Hissyfits und Retisonic werden auch interviewt. Dolf bekämpft in seiner Kolumne den Rock, Daniel schreibt aus Australien und ist ganz aus dem Häuschen über den Besuch eines Radio-Birdman-Konzerts, der Bouncer muss dienstlich zu Jeanette Biedermann und Al rät zu „Bitches Brew“ von Miles Davis und überhaupt zu neuen musikalischen Ufern. Joachim hat in mühevoller Kleinarbeit ein Kreuzworträtsel ersonnen, das sich als harte Nuss erweist. Die Skate-Rock-Geschichte geht in die zweite Runde und wir raten zum Konsum der aktuellen Platten von Grndntnl Brnds, The Flaming Lips, Toychestra, Oxes, Electric Orange, Kobayashi, Erase Errata, Pandemonium (okay, ein Reissue, kein aktuelles Album), Winterbrief, Kurt, Steroid Maximus und The Dukes Of Hamburg.

Nummer 96 besticht durchs Cover – ein Kommentar auf die Jugendarbeit der katholischen Kirche, um es so zu sagen. Willem von Swamp Room Records reagiert auf Dolfs „Fight the Rock“ und argumentiert, dass es ja auch Rockmusik gibt, die durchaus integer sei, und Jochen hat sich die Haare schneiden lassen. Wir lernen dank Tom Dreyer One Dimensional Man kennen, Al befragt Melt Banana zu japanischer Kultur, die Beatsteaks lassen uns wissen, wie es auf Tour war, McLusky erzählen von Flugangst und anderen Inspirationen, Tom spricht mit Erase Errata und Gomez, Christoph mit Los de Abajo, ich mit Rival Schools und Sascha Klein mit Garrison, während Joachim sein zweites Kreuzworträtsel präsentiert. Bei den Reviews rät Jörg zum Ankauf von JR Ewing und der Dag-Nasty-Wiederveröffentlichungen, was eventuell heißt, Eulen nach Athen zu tragen, Tom empfiehlt Gogol Bordello und J.U.F., Daniel selbstredend „Caution“ von Hot Water Music – unschlagbar knapp mit einem Satz: „Das wirklich Schockierende ist, dass dies vielleicht wirklich Ihre beste oder zweitbeste Platte ist.“

Oldschoolig mit Kurt Brecht von DRI auf dem Cover dann die 97. Ich war auf einem Klassentreffen und schreibe eine Kolumne darüber, Daniel kehrt nach Frankfurt zurück und Tom legt sich in LA mit den Ordnern von Biafra an. Die Bands, die wir diesmal länger vorstellen heißen The Nation Blue, Duesenjaeger, Black Heart Procession, Paint The Town Red (Hammer: mit „Groupie Facts“!!!), DRI, Schneider TM, Endearment und Pretty Girls Make Graves. Wieder gibt es ein Kreuzworträtsel, diesmal über zwei volle Seiten, und das Skate-Rock-Special findet seine dritte Fortsetzung, derweil ich Trauer trage anlässlich des Beschlusses von Dren MacDonald, Vaccination Records zu den Akten zu legen. Wir empfehlen Hellnation, Grindcore überhaupt als revolutionäre Kunstform, und Godspeed You! Black Emperor, währnd Howie sich über eine neue GBH (!) freut.

Kyrptisch das Cover der 98, von Daniel von einem Flug mit einer exotischen Airline mitgebracht. Ein köstlicher Leserbrief von einem Musiker, dessen Platte Joachim zuvor fachmännisch verrissen hatte. Ein anderer Leser schreibt, dass er in uns verliebt ist, was wir natürlich gern lesen, mit zwei weiteren Leserbriefen im übrigen eine rekordverdächtige Ausgabe. In den News müssen wir das Dahinscheiden so verdienter Kräfte wie Joe Strummer, Giuseppe Codeluppi von Raw Power und Mary Hansen von Stereolab vermelden. Big Lazy, No Means No, Christoph Schlingensief, Alex Newport, The Good Life, die Moonlighters, James Plotkin, J Mascis, Arthur Nersesian und The Big Heat stellen sich unseren schonungslosen Fragen. Joachims Rätselwut hat diesmal einen neuen Ausdruck gefunden. Plattencover und dazugehörige Fachkenntnisse sind die Schlüsselingredienzien. Aus der großen Menge der eingegangenen Platten finden wir entweder keine empfehlenswert oder – wahrscheinlicher – haben einfach nicht daran gedacht, die entsprechenden Kandidaten angemessen zu kennzeichnen.

Dolf verweist in seiner Kolumne in der 99 auf die Verflechtungen innerhalb der amerikanischen Eliten hin. Es ist Krieg, wieder einmal. Diesmal am Golf. Wieder einmal. Tom macht sich die Mühe und untersucht Bush-jr.-Reden auf ihren politischen Gehalt. Jochen sinniert über den Wandel in den Medien, die Musik transportieren, weil sein Sohn Neil sich fragte, was denn das für ein komisches rundes Ding auf Papis Stereoanlage ist. Smoke Blow werden interviewt, The Immortal Lee County Killers, Common Rider (Untertitel: „nach Trust-Interview aufgelöst – es gab nichts mehr zu erreichen“…), Mike Watt lässt sich nur noch durch die Polizei bremsen, Rachael Gordon, The Mighty Mighty Bosstones und Minion kommen zu Wort. Es gibt einen vierten Teil des Skaterock-Specials ein DVD-Special. Als Tipps geben wir euch die Split-Single von Ex-Models und The Seconds und The Oliver Twist Band – oder sollte ich sagen: Ich empfehle? Bei den anderen scheint die schöne Sitte in Vergessenheit geraten…

Dann: die Nummer 100! Das Cover zeigt lustige Tiere beim Feiern. Und wir haben dann auch lustig gefeiert, im Schlachthof zu Bremen, bis das Bier alle war und darüber hinaus. Jedenfalls schreibt zur Feier der Ausgabe Andrea ihre zweite Kolumne ever und es gibt einen ganzen Schwung Gastkolumnen. Thomasso schreibt aus LA und denkt an die alten Zeiten zurück, Fritz, Akö, Armin, Matthias Erbe, den ich am Vormittag unserer Jubelfeier auf dem Flohmarkt kennen lernte und der am Abend nicht vorbeikam, sowie Anne Ullrich erinnern sich. Dann gibt es einen ersten Teil sämtlicher Titelblätter bis zum damaligen Zeitpunkt (klar, oder?). Interviews mit Petrograd, Là Par Force, Reverend Billy, Craving, Cult Of Luna, Dolfs Pilates-Trainerin und Isolation Years und (immer noch) Hang10 bieten Leseanreize, ein Kreuzworträtsel rundet die Ausgabe ab. Weil wir wollen, dass ihr hört, was wir gut finden, raten wir euch zu Silverstein, Jeff Klein und den Klotzs.

Nummer 101 geriet wieder schmuck mit einem Bild einer türkischen Aktionskünstlerin. Die Leser gratulieren nochmal anständig zum Jubiläum, dann geht es wieder ans Tagesgeschäft. Dolf bittet um Kirchenaustritte, Tom erzählt aus der Freizeit, ich erinnere mich an eine alte Geschichte zurück, der Bouncer ist auch (noch) dabei. Ein kleiner Bericht über die Festivitäten und der zweite Teil des Cover-Rückblicks folgen, Milemarker, Spearhead, North Of America, Cover-Künstlerin Sukran Moral, Costa’s Cake House, Oxes, Gogol Bordello und Are We Electric? sind unsere Themen, der gewohnte Mix also aus unbekannt und weniger bekannt. Ähnlich halten wir es mit unseren Plattenempfehlungen: Waxwing, Craving und Motion City Soundtrack legen wir euch ans Herz. Irgendjemand drauf gehört und kann nun sagen, wer oder was Motion Citry Soundtrack sind? Eben.

Die Reihe schicker Titel setzt sich mit einem Foto von Katrina del Mar fort in der #102, die sich allerdings hinsichtlich eines Interviews zurückhält. Es gibt dafür Interviews Dean Dirg, She-Male Trouble, Today Is The Day, Greg Ginn referiert über die Black-Flag-Reunion, das damals noch geplante Wiedererstehen von SST Records und, ähm, Katzen. Auf der More-than-music-Seite sind wir diesmal besonders stark: Christoph schreibt über Club Mate (das Getränk), ich war in Tabor und Prag und liefere den ersten Teil meines Berichts (okay, der hat schon auch mit Musik zu tun) ab – ein Jahr nach meiner Reise, Skate-Rock geht in die nächste Runde, Andrea hat ein lustiges Buch über den Zusammenhang von Sex und Musik aufgetrieben, in dem verblüffende Parallelen an den Tag gebracht werden zwischen dem Rhythmus der Musik und dem von ihr-wisst-schon…, außerdem hat sie eine Häkelanleitung für Black-Flag-Topflappen ersonnen. Dann wiederum Plattenempfehlungen: Aus dem Berg der Neuerscheinungen wählen wir für euch Guayana Punch Line, Joe Strummer & The Mescaleros und Amen 81.

Daniel ist arbeitslos in der # 103 und vermisst Strukturen, ich entdecke „Tiny, Ugly World“ von Alice Donut wieder. Chung, These Arms Are Snakes, Boy Sets Fire, Muff Potter, Kevin Martin, Hiroshi Yamamoto, Hillside geben Auskunft und Oma Hans erzählen von ihrer Tour (erwartungsgemäß brillant). In der Handwerkelreihe präsentiert Andrea diesmal Tattoo-Handschuhe, „Love“ und „Hate“ auf den Knöcheln, und auch ihr Valensin-Artikel geht weiter, ein sehr guter Aufsatz befasst sich mit dem Irak-Projekt der USA, ein weniger schlauer mit Vegetarismus. Als Plattentipps für den Winter gebe ich euch diesmal Khanate und Ninewood auf den Weg, die anderen leider nichts.

Die 104 ist die erste auf dem neuen Papier, das dünner ist, was natürlich nicht bedeutet, dass das Heft weniger Seiten hätte. Schönes Cover übrigens. Tom war in Mexiko, ich in Bremen, wir alle in Venedig, wozu später mehr zu sagen sein wird. Joachim kündigt sein irres Buchprojekt an, bei dem es um Labels geht, die kein Schwein kennt, die in einer anderen Welt „bigger than EMI“ hätten sein können. Ein lustiger Text über die Zukunft der Musikindustrie eröffnet dann den Artikelreigen. Tom Dreyer feiert Ulan Bator (die Band), Harm die Shakin‘ Nasties, akö spricht mit Matmos, ich serviere den zweiten Teil meiner Tschechien-Erinnerungen, The Paper Chase sind auch dabei, Dr. Skaterock (der Mann mit der Skaterock-History) referiert über Oxnard-Core, Malte unterhält sich mit der Terrorgruppe, Philip mit Raketenhund, Michel erklärt, warum die meisten gängigen Argumente gegen Studiengebühren wenig taugen, Rise Against empfehlen: Lesen. Wir sagen: Hört euch zusätzlich die Grails, Black Sun Ensemble, Carla Bozulich, Bobby Conn & The Glass Gypsies, Kommando Sonne-nmilch und The Speaking Canaries an.

Das Unheil nimmt seinen Lauf in  der #105: In den USA soll gewählt werden. Und Dolf stößt das Musikgeschäft übel auf, wozu auch die Friesische Wiese einiges zu vermelden hat, während Daniel Musik durch Fußball ersetzt und zu ähnlichen Ergebnissen kommt. Dietmar schildert eher von innen heraus die unangenehmen Seiten des Biz, und Jan Röhlk debütiert (?) mit seinem Praktikumsbericht aus LA, genauer: bei Revelation. Frankie Stubbs hat ein ausreichend debiles Hochzeitsfoto geschickt, wir sprachen mit dem Label Dancing In The Dark Records, Merzbow, Anti Flag, Kline, Army Of Ponch und Sunn O))), ich bestreite den Nutzen von Punkvoter.com, während wieder viel zu viele Platten erschienen sind, aus denen wir All Night Radio, Friends Of Dean Martinez, Prince Alla und The Singles herausheben.

Im Juni/Juli 2004 dann die Oldschool-Sommerausgabe #106. Tom zitiert Tucholsky, um seinen Gedanken Ausdruck zu geben: „Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft!“ Jan ist immer noch in Kalifornien und lässt sich gelegentlich die Sonne auf den Pelz brennen, wenn er nicht gerade mit irgendwelchen Hardcore-Legenden dinniert. Andrea zeigt ein paar Fotos, die Musiker auf der Bühne beim Trinken zeigen. Boxcar Satan, Oneida, Gregor Samsa, Mike Thorn fürs MRR, Everytime I Die und Vique von Revelation stehen uns Rede und Antwort und Jan lässt an Conservativepunk.com kein gutes Haar. Vor allem lesenswert: „Warum der Sozialstaat nicht verteidigt gehört“. Besonders empfohlene Scheiben kamen diesmal von Animal Collective und The Carnation.

Die 107 beginnt mit Dolfs Kolumne, in der er mitteilt, dass Tom Dreyer einen tödlichen Unfall hatte. Da mussten wir alle ganz schön schlucken. Torsten ist im Clinch mit einer Promotion-Agentur, die nicht will, dass wir Rezensions-CDs bei Ebay oder sonstwo verhökern, und meint: Was soll man mit dem ganzen Mist sonst machen? Zurückschicken auf Kosten der Agentur? Jan praktiziert mittlerweile in Nantes bei dem Label Age Of Venus. Ein Nachruf auf Tom steht am Anfang des Hauptteils der Ausgabe. Andrea besichtigt mit einem Filmemacher die Urzeiten der Hanauer Rock-Szene, Philip interviewt A Case Of Grenada, Jan hat noch in Kalifornien mit dem inzwischen ebenfalls verstorbenen Jason Sears (RKL) gesprochen und bespricht im weiteren eine Busfahrt, Dietmar unterhielt sich am Telefon mit C.Aarme und reist mit den Lonely Kings durch die USA. Andrea hat Fragebögen an Locust verteilt und im Faksimile ins Heft gesetzt. Ostinato reden übers Wetter und andere wichtige Dinge, Le Scrawl berichten aus ihrem Leben, und außerdem ist Fußball-EM und damit die richtige Gelegenheit, um mal den Zusammenhang von Fan-Sein, Nationalismus und alternativer Sinnstiftung zu erläutern. Sunn O))) und The New Year waren unsere Einkaufstipps.

In der Nummer 108 gibt es einen langen Leserbrief eines „unpolitischen“ Oi-Punks, der mit Conservativepunk so wenig anfangen kann wie mit „linkspolitischer Scheiße“, dafür umso mehr mit Freiheit und Recht auf Entfaltung der Persönlichkeit. Jan antwortet ihm mit ein paar guten Argumenten. Unsere Fotoreihe „Framed & Shot“ eröffnet mit einem Foto von Urte, die Durango 95 festgehalten hat – bildlich, versteht sich. Philip interviewt True North und The Sainte Catherines, Torsten No Games involved, Daniel findet die Thermals wichtig genug für ein Gespräch, Jan parliert mit Agoraphobic Nosebleed, Dietmar mit 16. Ein Gespräch mit Filmemacher Andreas Bethmann wirbelt viel Staub auf, Tim Homuth sprach mit Pipedown. Und aus der Unmenge der vielen Platten heben wir besonders Radian und Thalia Zedek hervor – wieder sollte ich sagen: hebe ich hervor. Die anderen sind indifferent oder vergesslich.

Schwarz auf Weiss, die Band von Malte und Harm ziert das Cover der 109. Thomas Kerpen vom Ox beschwert sich über das Bethmann-Interview, Dolf fingiert ein Gespräch auf dem Arbeitsamt zwischen einem Behördenhengst und einem arbeitswilligen Menschen, der findet, dass Punk werden ganz interessant klingt. Ich habe mich vor Erscheinen ins Ausland abgesetzt, zitiere Willie Nelson und grüße meine Liebste von ferne. Mike Watt ist „framed and shot“, Torsten hat geheiratet und will wissen: Ist das Punk oder Hardcore? Andreas befragt ausführlich Turbostaat, ich habe ein längeres Palaver mit Miron Zownir gehabt, das mit einem Jahr Verspätung erscheint. Schwarz auf Weiss porträtieren sich praktischerweise gleich selbst, Alva hat ein Interview mit Gertrude übersetzt, Dietmar sprach mit Isis, Kevin mit Jupiter Jones, ich mit Black Dice und Mission Of Burma, Andrea mit den Erfindern von Punk-Aerobics und Jan mit Jetsex. Wieder gibt es viele Plattenbesprechungen, die wir – Premiere! – zum ersten Mal für euch alphabetisch sortiert haben! Für besonders empfehlenswert erachtet Howie die Bambix.

Die „Hardcore-Winterausgabe“ #110 teilt auf dem Cover mit: „No Diving“ – ist einfach zu kalt in Februar und März. Und das Trust kostet ab jetzt 2,50 Euro. Ich berichte exklusiv aus der Bay Area, Dietmar aus dem beschwerlichen Leben eines Konzertveranstalters, Jan aus Berlin Kreuzberg. Joachim erörtert mit Joe Raimond (Musical Tragedies Records) sein Lieblingsthema Schallplatten, Zu sprechen über Free Jazz und No Means No, Jan hat Guido von World Downfall und Frank Kaluschka vom AJZ Wermelskirchen interviewt, Sebastian die Macher von Freecore, Christoph Schulz sprach für euch mit Trend, Andreas Lehnertz mit Japanische Kampfhörspiele, Kevin mit den Kafkas und Andrea hat schon wieder eine Häkelanleitung ersonnen. Diesmal könnt ihr euch eine Germs-Tasche selbstmachen. Der Essay „Die Alten – zu viel, zu teuer, zu alt?“ befasst sich mit einer Unterabteilung des Sozialstaats. Empfehlenswerte Scheiben kamen von Bright Eyes und Dälek.

Die 111 hat wieder einen Druckfehler auf dem Cover (oder wer sind Pieblad?), Dolf will seine Szene von Geldgeiern sauberhalten, Sebastian hat seine erste Kolumne geschrieben, Carsten Johannisbauer spricht mit Jan über das Blurr, Brause und Oiro, Alva sprach mit Seven Seconds, Oise zerrte Beauty Pill vors Mikro, ich konferierte mit 13 & God, Dietmar mit Dälek, Jan sprach außerdem mit Rainer und Roman über Shitfuckers Dick And The Burning Assholes und den Sonic Ballroom sowie mit den Backchats, Kevin unterhielt sich mit Unterm Durchschnitt und Records & Me, und Pieblad entpuppen sich als Piebald. Jesu lege ich euch besonders ans Herz.

112: Ich halte die beliebte und gar nicht schlaue Konsumkritik, die immer eine der Konsumenten ist, der Erörterung für wert, wir sprechen mit Escapado, Combat Rock und Endstand, Tephra, Fiend Force Records, Jello Biafra, Breather Resist, Le Tigre und Black Friday 29, und ein Artikel erläutert, warum wir kein Interview mit bear vs. Shark im Heft haben. Aus der Veröffentlichungsflut von uns hervorgehoben sind Electrelane und Guapo. Auf der Rückseite des Hefts gibt es ein Foto des mittlerweile auch verstorbenen Nikki Sudden – „Framed and shot“…

In der 113 beklagt sich ein Musiker von Esacapado über Torstens Interview und Torsten reagiert, Dolf bittet um Spenden, Dietmar hat unangenehme Erfahrungen mit einer Veranstaltung und Jello Biafra, Jan plädiert für gelegentlichen Porno-Konsum. The Evens, Modern Life Is War, Nanette von Fatwreck Deutschland, Filmemacher Jeff Feuerzeig, Zann und Debris Inc. Kommen per Interview zu Wort, Jan macht sich über Floskeln lustig und ein Artikel preist ausgerechnet die kritischen Mitmacher von Attac. Diesmal bekommt keine Neuerscheinung einen Kasten.

114: Dolf kotzt über Singer/Songwriter ab, Jan gegen eine etwas unklar gefasste Gruppe von Leuten, die irgendwie zu viel Geld haben oder so. Sebastian war in Andalusien, will uns aber einen Reisebericht ersparen. „Stuff It!!“ ist ein neues Format, in dem wir die dümmsten Pressemitteilungen zerreißen. Ani di Franco, Drunk, Just Went Black, Fuse And/Fluid To Gas, Hollow Skai, William Elliot Whitmore, Campary Records/Die Schwarzen Schafe und Four Letter Word sind unsere Interview-Partner, bei „Framed And Shot“ erwischt es diesmal Integrity und Skaterock-History Nummer 7 befasst sich mit der Venice-Szene. Wieder lassen wir euch ohne besondere Hörtipps sitzen. Aber es wird sowieso wie immer ausreichend gelobhudelt, da könnt ihr euch auch selbst was aussuchen.

In der 115 erzählt Dolf von der Beisetzung seiner Mutter und Sterbehilfe im Allgemeinen. Ich berichte von meiner Japanreise (der zweite Teil kommt bestimmt), Dietmar hat Ärger mit der Band, deren CD er auf seinem Label veröffentlicht hat, „Stuff It!!“ geht in die zweite Runde, Jan rechnet vor, dass 95% aller Leute scheiße sind. Regisseurin Liz Nord erzählt über ihren Film über Punkrock in Israel, Alva interviewt Partyline, „Framed And Shot“ gerät etwas blutig und voll durch, Jan ruft zum Fanzine-Gipfel, Das Krill, Cameran, Ingrid Strobl, Disco Drive und Neuron lassen mit sich reden. Das Animal Collective, Why? und Wrangler Brutes sind die Schönheiten der Ausgabe.

Die 116 ist die von Andrea und Jan von langer Hand geplante Sex-Ausgabe. Zeit, einmal über die schönen Seiten des Lebens nachzudenken. Ingrid Strobl, Mykel Board, Archi Alert, Christian Kruse, Armin Hoffmann und Klaus N. Frick haben für uns Gastkolumnen geschrieben. Ein gewisser Christoph Parkinson erklärt, wie das mit der Disco im Allgemeinen und im Besonderen so ist, Citizen_B ist keine Band, sondern ein ehemaliger Radierer, der auch schwule Trash-Pornos schreibt und ein Kumpel von Daniel ist, weshalb ein Interview geradezu Pflicht ist, es gibt einen Artiklel über Riot Grrrls und Ladyfeste, ziemlich ulkig ist das Interview mit Fuck For Forest, die genau das vor der Kamera tun, zum Thema Handarbeiten gibt es keine Anleitung, das kann wahrscheinlich sowieso jeder und jede selbst, aber immerhin soll man Socken raten, bzw. die Schwänze darin sortieren. Wir haben erstmals (?) ein übrigens wirklich sehenswertes Centerfold, Bebe Buell kommt zu Wort, ein schwuler Rapper namens Soce sowie die Go Go Crazy Djanes. Die Platten sind teilweise mit Piktogrammen gekennzeichnet, damit man weiß, ob man dazu vögeln, schmusen oder darauf pinkeln kann. Empfohlen ohne sexuelle Implikation werden Grey Goose, zum Träumen sollt ihr Idaho nehmen und zum Kopulieren Mogwai.

Die letzte Ausgabe # 117 enthält ein Pansy-Division-Interview, das auch in die Sex-Ausgabe gepasst hätte, Daniel erzählt von seiner Reise in die Mongolei, wir sprachen für euch mit Crime Desire, GLW/DRK, Ectogram, Propagandhi, Razorcake und Heartattack sowie den Indianern von Blackfire. Außerdem klärt ein sehr lesenswerter Text über die Randale in den französischen Vorstädten auf. Glen Hall, Lee Ranaldo & William Hooker und Motorpsycho haben Platten gemacht, die ihr euch anhören solltet. Was wir euch heute raten, was uns interessiert, was wir wissen wollen, entnehmt ihr dieser und den folgenden Ausgaben, von denen es hoffentlich noch eine Menge geben wird.

Look back in …

stone

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