Juni 10th, 2020

Rauchen aus #199, 2019

Posted in interview by Jan

INTERVIEW _ RAUCHEN

Am 13. September erschien nach der ersten Veröffentlichung, der „Tabakbörsen EP“ im Jahr 2018 nun das erste Album „Gartenzwerge unter die Erde“ der Band RAUCHEN. Anlässlich dieser Veröffentlichung, also unter dem Stichwort Promotion und der Tatsache, dass ich euch diese Band, ihre Musik und Anliegen vorstellen möchte, wurde dieses Interview geführt, beziehungsweise wurden WORD-Dateien ausgetauscht. Wir ersparen euch nachträglich eingefügte (lacher) aufgrund dieser Transparenz. Cool, also weiter im Text.

Ich gehe davon aus, diese Fragen nach Hamburg zu versenden, wo die vier Bandmitglieder ansässig sind. Bevor wir beginnen, möchte ich als Einstieg noch einen Textauszug aus der vorab veröffentlichen Single mitgeben:

„Jeden Tag ein Outfit wählen
Damit kann man dich so richtig quälen?
Magst du Hunde und auch Pferde?
Dann geh das Risiko nicht ein,
Ein delinquenter Rechter zu sein.
Geh das Risiko nicht ein!
Bewirb dich bei der Bullerei,
Hirn aus, Helm auf, Knüppel raus
– RAUCHEN – Jobcentermaßnahme –

Also, RAUCHEN. Die Zweite Veröffentlichung, was hat sich denn so bei euch in der Band verändert zwischen der ersten EP und dem Album? Seid ihr einfach nur in allem besser geworden oder gibt es abseits von einer auf Social Media deutlichen „Professionalisierung“ weitere Veränderungen?
Fritz H.: Wir hatten vor unserer ersten Veröffentlichung noch kein einziges Konzert gespielt. Die erste Platte kam zwei Tage vor unserer allerersten Show raus. Mittlerweile haben wir an die vierzig Konzerte gespielt und kennen die Songs. Das war damals anders.

Nadine: Was sich auch grundlegend an unserer Band verändert hat, ist dass es mittlerweile möglich ist Songs in Instagram-Stories einzufügen. Das hat unseren Werdegang grundlegend beeinflusst.

Fritz K.: Abgesehen davon reden wir jetzt vor Veröffentlichung der Platte mit der die das Trust Zine. Das hätten wir damals nicht gemacht.

Und mal so im Allgemeinen: Wie wollt ihr als Band wahrgenommen werden und habt ihr eine Verortung für euch selbst?
Nadine: Nerven, anecken und trotzdem musikalisch ernst genommen werden.

Philo: … und dabei teure Klamotten tragen.

Fritz H.: Wir würden gerne nicht als 08/15 Hard Core-Band wahrgenommen werden. Aber ich glaube, dass wir das schon ganz ok hinkriegen.

Liest man euren Pressetext könnte man fast auf den Gedanken kommen, dass die Musik gegenüber den Inhalten und Texten fast eine untergeordnete Rolle spielt – legt ihr Wert auf diesen Eindruck?
Philo: Ja, schon. Ich finde das die Musik für uns eher eine Untermalung unserer Botschaft ist. Wir haben einen sehr pragmatischen Ansatz Musik zu machen. Wenn wir nicht innerhalb von 5 Minuten wissen, dass das was wird verwerfen wir die Idee und machen irgendwo anders weiter. Unsere Songs werden niemals länger als 2 Minuten und das Set auch nicht länger als 20 Minuten sein. Da würden wir uns wahrscheinlich mehr in Belanglosigkeiten verlieren, als wir das wollten. Und wenn in 30 Sekunden alles gesagt ist, was gesagt werden möchte, dann reicht das auch.

Fritz K.: Wir sind einfach keine Math-Core-Band. Das neue Album haben wir in 12 Stunden mehr oder weniger gut aufgenommen. Wir haben nicht viel experimentiert und nicht im Nachhinein overdubbed sondern alles einfach so gelassen, wie wir es im Proberaum oder auch live spielen.

„Typen, die Starren,
Mit Blicken verscharren!
Das benötigt ziemlich viel Kraft,
Darauf ist nicht immer Verlass.
Deshalb wünsch ich mir manchmal,
Die Kastration bis zur Revolution,
Wär ne ernsthafte Option!“

– RAUCHEN – Klatsche –

Nadine, wie ich den Pressetext ebenfalls entnehmen konnte, bist du verantwortlich für die Texte. Über welche Rückmeldung zu diesen freust du dich am meisten – oder was für ein Feedback würdest du gerne mal bekommen?
Nadine: Ich finde es erstmal krass, dass Leute die Texte überhaupt lesen. Oft kommt die Rückmeldung, ob ich nicht mal verständlicher singen könnte. Mich freut es, wenn Menschen mich darauf ansprechen oder Fragen stellen, weil ihnen etwas nicht ganz klar war. Es soll kein politisch-theoretischer Vortrag sein, sondern eher eine Anregung, über die Themen nachzudenken mit der Hoffnung, dass sich die Leute dann politisch-theoretische Vorträge reinziehen.

Für jemanden der nie in einer Band gespielt hat, erklärt mal bitte… Was ist cool, daran eine Band zu haben?
Nadine: Es gibt immer und überall veganes Essen.

Fritz H.: Es gibt immer Bier umsonst. Und wir lernen überall Menschen kennen, die wir vielleicht so nicht kennen lernen würden.

In welchen Momenten ist es vielleicht nicht so cool? Wann hadert ihr?
Nadine: Es gibt oft vegane Pampe und Blähungen nach dem Wochenende.

Fritz H.: Es gibt immer Bier umsonst. Und wir lernen überall Menschen kennen, die wir vielleicht so nicht kennen lernen würden.

Liest man eure Facebookpage könnte man (fast) meinen, dass euch die Touren und Weekender eine Menge Spaß bereiten. Wann seid ihr denn zufrieden mit einem Konzert und was erwartet ihr vielleicht auch?
Fritz K.: Spaß macht es allemal, auch wenn es oft anstrengend ist. Ich bin zum Beispiel zufrieden, wenn ich am Sonntag auf der Heimreise feststelle, dass ich der Bettwanzeninfektion mal wieder von der Schippe gesprungen bin. Und eigentlich ist es auch etwas egal, wie gut oder schlecht wir spielen, Hauptsache die Leute haben Spaß.

Philo: Da kommen verschiedene Faktoren zusammen. Wir haben schon vor 500 und 6 Leuten gespielt und es waren beides super Shows. Mich nervt es eher, wenn sich niemand um die Bands kümmert oder die ganze Veranstaltung lieblos abläuft.

Nadine: Solange ordentlich Rock in der Luft liegt, ist alles geil (lacht).

Was liegt demnächst so an und was darf gerne anliegen? Wer soll sich melden für zukünftige Shows?
Nadine: Nach der Platte liegen wir erstmal rum.

Philo: Nächstes Jahr steht an, dass wir eine Tour spielen werden und einige Festivals wie das Miss the Stars, auf das wir uns sehr freuen.

Fritz K.: Außerdem versuchen wir, endlich mal Daylight von den No Angles zu covern. Das steht eigentlich schon seit der ersten Tour auf dem Plan, aber bis jetzt waren wir immer zu schlecht dafür.

Fritz H.: … und es gibt sicherlich noch mehr Merch!

Wie kann man euch denn am besten erreichen? Beispielsweise als Booker_in oder als Band für ein gemeinsames Konzert?
Fritz H.: rauchenpunx@gmail.com …

Philo: …oder auf Instagram! Wenn wir nicht innerhalb von 30 Sek antworten solltet ihr euch Sorgen machen.

Fritz K.: Auf Facebook bestimmt auch, aber das ist mittlerweile etwas verstaubt.

Abschließend noch eine letzte Frage: Was läuft gerade oder immer wieder bei euch auf dem Weg zu den Shows im Autoradio?
Fritz K.: Die Hydra! Das ist unser gemeinsames DJ-Kollektiv mit dem Motto „5 Köpfe – zwei Arme“. Da geht dann einfach ein Handy im Auto rum und jeder wirft einen Song in die Playlist. Der Spaß daran ist, dass die nachfolgende Person nicht weiß, was davor in die Playlist gepackt wurde. Von No Angels bis Los Fastidios ist da quasi alles drin. Mittlerweile sind das schon über 500 Songs. Vielleicht veröffentlichen wir sie bald mal.

Philo: Abgesehen davon läuft auch ab und zu das neue Ceremony Album, Frank Ocean und Jazz oder Isländischer Ambient wenn wir verkatert sind.

Vielen Dank für das Beantworten der Fragen und ich wünsche viel Erfolg für die weitere Zeit.

Interview: Jonas Schmeinck

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