November 6th, 2019

PRANK RECORDS aus #160, 2013

Posted in interview by Jan

HC-Punk in Groll-Dur: PRANK RECORDS

„Well the concurrent theme of almost anything I put out, and it’s maybe not so much in records I’ve licensed, but that the music is generally really angry, Signal Lost sounds nothing like Iron Lung or His Hero is gone, but there’s a consistency in the theme. I also do feel at the same time, it has to be in the socio-political framework of the broader scene Prank’s involved with. I’d like to think of it as more innovative and like to choose bands that push and extend the barriers of what Hardcore punk can be, but there’s a lot of caveats. There’s plenty of interesting experimental / Mysterious hardcore in the last five or six years but a lot of it sits outside the ethics, meaning or community Prank wants to be a part of.“

Hero is Gone waren Mitte der 90er eine sehr intensive live Band, die in Leverkusen in der Kolbergerstraße vor 25 Leuten ein absolutes dunkel-düster Inferno präsentierten. Oder letztes Jahr Tragedy in Esslingen. Mögen Sie eigentlich His Hero is Gone? Christ on Parade? Wie steht´s Guyana Punch Line und Signal lost? Dann bleiben sie dran. Matze und ich interviewten Ken von Prank Records aus San Francisco. Er macht beim MRR mit, war Booker in der 924 Gilman in Berkeley und arbeitete bei dem Punkvertrieb Mordam in der Bay Area. Ich möchte hinzufügen, dass es zurzeit wieder richtig Spaß macht, Musik etwas mehr nach dem Labelnamen zu kaufen, ich denke da an Not Not Fun, Thrill Jockey, Streaks und selbstverständlich Prank.
(Jan)

Ken sagt irgendwann im Interview, dass er es mit dem Label wirtschaftlich etwas schwer hat, weil, so wörtlich und auf die Musik bezogen, „nicht viele Leute Geld dafür bezahlen, dass sie herausgefordert werden“. Ich habe bei Prank bisher immer gerne gezahlt. Prank war Ende der 90er und Anfang 00er wirklich ein Label (neben anderen), von dem ich Musik nun nicht gerade blind gekauft habe, das aber immer genau verfolgt wurde und immer noch wird. Das waren meist interessante, neue Sounds, die, wie er auch schreibt, die Grenzen immer ein wenig weiter vorangetrieben haben. Und was mir dann imponiert, dass das Label daran glaubt, dass diese eher sperrige Musik dann auch einen richtigen und großen Vertrieb haben muss.

Das sah man dann immer schön, wenn ich mir ältere Veröffentlichungen von Prank nachkaufen wollte: In irgendeinem Distro war mit etwas Mühe und/oder Geduld immer ein Exemplar der ersehnten Platte zu ergattern. Das spiegelt sich dann auch in der Aufmachung seiner Veröffentlichungen: Solide und liebevoll, aber keine Limitierungen oder sonstiger Schnickschnack. Die Platten sind als Industrieprodukt für große Auflagen gedacht, nicht nur für einen eingeschworenen Hörerkreis, vielmehr sollen sie auf breiter Front einen kulturell-politischen Einfluss ausüben. Ob das nun funktioniert oder funktionieren kann, ist ein anderes Thema, aber das ist Pranks Vision und an der Qualität der Musik soll es nicht scheitern. Ich stelle mir gerade vor, wie das Iron Lung – Sexless//No sex Album im Feuilleton der Zeit besprochen wird…
(Matze)

Einleitungen, Interview: Jan und Matze
Kontakt: prankrecords.com

Jan: Hi Ken, danke für deine Zeit, willkommen zum Interview im Trust.
Danke!

Matze: Ich hab irgendwo gelesen, dass du Deutsch in der Schule hattest?
Ja, ein bisschen, Aber …es ist lang Zeit…nein, ich spreche nicht wirklich Deutsch, ich hab auf dem College Japanisch studiert und das hat völlig meine Kenntnisse der deutschen Sprache durcheinandergewirbelt. Fenster? Nein, das heißt „Mado“. Ich spreche japanisch nicht fließend. Aber ich kann mit einigen Sätzen durchkommen, wenn Bands mich besuchen oder ich in Tokio war. Ich wollte mal mehr dazulernen, aber ich finde für die Sprache keine Verwendung in meinem Alltag.

Jan: Prank begann Mitte der 90er, du warst früher ein Radio-DJ an deiner Heimat-Uni in Auburn. Ich war überrascht, als ich mir den Ort auf der Karte ansah, ich dachte, du kommst aus der Bay Area, aber das sieht mir mehr nach „Sweet home, Alabama“ aus?
Ich bin in Alabama geboren, meine Eltern kommen ursprünglich aus New Jersey, sie konnten sich nie so richtig an den Süden gewöhnen, deshalb hatte ich auch mehr eine Zaungast-Rolle, als ich dort aufwuchs. Ich denke, dass sich Europäer oft nicht darüber im Klaren sind, wie unterschiedlich die verschiedenen Teile der Staaten sind. Auburn ist eine Kleinstadt mit 35 000 Einwohnern, die Hälfte ist dann in den Semesterferien weg. Und wegen der Uni ist es dort ein wenig zivilisierter als in den ärmeren ländlichen Teilen des Bundesstaates, aber es ist immer noch mitten im Bibel-Gürtel, d.h. im rechtskonservativen Staat drin. Es gab dort keine Punkszene und neben den Coverbands auch überhaupt keine live Bands. Auf Punk bin ich durch das Uni-Radio gestoßen, später machte ich selber dort Sendungen.

Ende der 70er kaufte ich Comics und Zeitschriften in dem örtlichen Second-Hand-Buchladen, so lernte ich den Besitzer kennen, er war auch ein Student und machte uns auf seine Radio-Sendung aufmerksam. Meine Schwester und ich hörten gebannt seiner Sendung zu. Einige der Songs – zum Beispiel von den Ramones – hatten diese total abgefahrenen Songtexte, d.h. wenn du zehn oder elf Jahre alt bist. „Rocket to Russua“ war eine der ersten Platten, die ich mir dann kaufte. Dazu kamen in den frühen Jahren noch Devo, Adam and the Ants und dann die Sex Pistols und Dead Kennedys. Meine Eltern zogen nach Kalifornien für ein Jahr. Dort sah ich einige Konzerte und knüpfte erste Verbindungen zu der damals gerade explodierenden Hardcore-Szene. Wir zogen aber wieder zurück nach Alabama, das war 1984.

Ich war der einzige Punk dort über all die ganzen Jahre…Durch eine unglückliche Verkettung von Fehlern blieb ich nach dem Ende der Schule in der Stadt, aber meine Radio-Sendung und die Plattenkäufe hielten mich mit der Szene in Verbindung. Ich fuhr total auf die verrückten durchgeknallten Sounds ab, je krasser, um so besser. Und so terrorisierte ich die ländlichen Vororte von Alabama mit Septic Death, Terveet Kädet, Rattus, Lipcream, Gauze etc. Ich war auch ein treuer Mailorder-Kunde. Ich dachte immer, niemand würde meiner Sendung folgen, aber in den letzten Jahren haben mich Leute angesprochen, die damals halt viel jünger als ich waren und nicht während der Sendung anriefen und sich Songs wünschten. Sie fragten mich nach einigen Bandnamen auf ihren Tapes, das war ja meine Radio-Show! Die Sendung war wohl so außergewöhnlich, dass auch ganz normale Leute diese mitschnitten und andere im Süden mit Punk infizierten.

Durch die Sendung lernte ich langsam die Bay Area-Bands und -Labels kennen, und dann spielten Neurosis mit der„Word is Law“-Platte live in meiner Show: d.h. sie sind in einem Klassenzimmer aufgetreten. Wir ließen den Hut herumgehen, konnten sie gut auszahlen (hey, 80 Dollar!), kochten für sie, sie konnten einiges an Zeug verkaufen und so wurden wir Teil des „guter Platz für Gigs im Süden, wo es sehr schwer ist, gute Konzertorte zu finden“- Booking-Touring-Netzwerkes. Und alle diese Bands kamen vorbei: Green Day, Plaid Retina, Avail, Rorschach, Born Against, Antischism, Grimple etc.

Jan: Hast du Bock, uns zu erklären, warum du mit deiner Schreibe fürs MRR und deinen Engagement in der 924 Gilman aufgehört hast? Hast du wegen dem Beginn von Prank aufgehört? Oder hängst du da doch noch mit drin?
Ich hatte für Spitboy ein Konzert in Alabama organisiert, und ihre Gitarristin, Karin Gembus, arbeitete bei dem Mordam Vertrieb. Sie half mir, dort einen Job zu finden, als ich nach Kalifornien zog. Für sieben großartige Jahre (und ein scheiß Jahr) habe ich dort gearbeitet. Parallel schrieb ich für das MRR. Zu der Zeit war Tim Yohannon auf seinem Kreuzzug gegen Lookout Records, die via Mordam vertrieben wurden. Und ich glaube, ich erwähnte zufällig etwas zu den Mordam-Besitzern über etwas, das ich in der kommenden MRR Ausgabe gesehen hatte, als ich im MRR Headquarter war, vielleicht war es das doofe Titelbild mit „ Furious George versus Lookout”.

Diese Bemerkung war echt nur so nebenbei und ich dachte, dass das überhaupt keine Wichtigkeit hatte, ich kann mich echt auch nicht an den genauen Wortlaut erinnern. Auf jeden Fall ist Tim vor Wut explodiert und wir beide entschieden, dass es bei mir einen Interessenskonflikt gab und ich hörte beim MRR auf. Ich glaube, Tim fühlte, dass er eine wichtige Rolle bezüglich des Erfolges von den Bay Area Labels spielte, also, dass er ihren Ruf mit aufbaute bzw. promotete. Als diese Labels sich dann in eine „kommerziellere“ Richtung entwickelten, war er damit nicht einverstanden, er kritisierte diese Entwicklung…Parallel entstand irgendwo anders diese massive Warped-Tour-Epitaph-Fat-kommerzialisierte-Tony-Hawk-Mountain-Dew-Punk-Szene.

Irgendwie war es meiner Meinung nach eine etwas kurzsichtige Kritik, wenn man sich die vollständige Punkszene zu der Zeit ansah. Aber das hatte halt auch mal mit diesen intensiven und sehr tiefen persönlichen Beziehungen der Leute untereinander zu tun. Die hatten WGs zusammen und waren Freunde, sind zusammen aufgewachsen und gingen dann getrennte Wege. Viele der alten 77er Punks, besonders in San Francisco, kamen für die Hippie-Kultur zu spät, aber sie hatten viele dieser Hippie anti-kapitalistischen Ideen bezüglich Geld, das wurde dann manchmal schädlich für die Szene oder sogar für sie selber. Damit will ich nicht sagen, dass die kommerzielle Ausbeutung und die Ignoranz von Werten okay geht.

Klar, Tim, Ruth Schwarz und Larry Livermore waren kluge Geschäftsleute, das ist ja offensichtlich. Auf das Ganze jetzt gesagt, im Punk sind die finanziellen Realitäten halt so, dass diese ignoriert werden, so dass sich Punk oftmals noch nicht mal selber finanzieren kann, ich will mich da gar nicht von Schuld freisprechen. Die 77er Punks sahen großartige Bands live. Die damalige Punkszene Ende der 70er wurde aber auch klein gehalten, da es kaum kommerzielle Möglichkeiten gab, zum Beispiel irgendwo eine Platte aufzunehmen, die Szene existierte völlig unabhängig von kommerziellen Eingriffen.

Das änderte sich jedoch stark in den 80er, jetzt gab es DIY Labels, es gab ethische Maßstäbe, die Leute fühlten sich sehr stark den unabhängigen Werten verpflichtet, eben, dass man unabhängig von Majorlabels und Konzernen etc. agiert. Es ist sehr interessant, heute eine neue Generation nachwachsen zu sehen, in den letzten zehn Jahren, die nichts von diesen tumultartigen 90er „Zahl nicht mehr als…“- Zeiten selbst miterlebten, so verstehen sie oft nicht, warum es scheiße ist, wenn das Konzert von einer Auto- oder Schuh-Firma mit präsentiert wird. Es gibt kein kritisches Bewusstsein oder Schuldgefühle hinsichtlich Profitdenkens, es existiert auch kein „Support your scene“-Spirit, die Leute verstehen nicht, dass die Punkszene ein fragiles Gebilde ist, dass beschützt werden und für dessen Wachstum man eintreten muss. Die neuen Leute sind einfach Teil eines langen Kontinuums, das schon vor ihnen existierte und auch nach ihnen weiterbestehen wird.

In der Theorie zumindest. Tim und ich waren keine engen Freunde, trotzdem vermisse ich ihn sehr. Er machte gute Sachen und er machte sie gut. Er war ein kluger Geschäftsmann und MRR und Gilman existieren immer noch, lange nach seinem Tod, das zeigt nur, wie geil er organisieren konnte. Unglücklicherweise lebte er nicht lange genug, um MRR gut in das digitale Zeitalter zu transformieren oder dem Online-Auftritt eine Form zu geben. Ich denke wirklich, dass es Dinge gibt, wie der Konkurs von Mordam oder auch die Entwicklung von Punk, dass beides anders verlaufen wären, wenn Tim noch länger gelebt hätte…Und ich denke auch, dass dieser sarkastische „Hey, jeder hat seine Meinung“-Spielplatz im Internet von MRR stark kritisiert und eine Richtung vorgegeben worden wäre, um die Szene stärker zu machen. MRR hat unbeabsichtigter Weise viel von seinem Einfluss zum Fenster raus geworfen, als sie in in den 90er die Leute verstörten; mit ihren Deklarierungen, was Punk (nicht) ist. Ich glaube, es war ihnen überhaupt nicht klar.

Ich respektiere total diese „Graswurzel“-Sicht auf Punk. Punk braucht diese und muss an der Basis bleiben, alle paar Jahre kommen dann neue Leute hinzu, die ganz klar nach vorne gehende 80er Hardcore – oder 77- Garagen- Bands machen, aber dieser Kreuzzug des Heftes in den 90er… Du hattest damals all diese LoFi-Indie-Rock- bzw. Metal-Grind-Labels, die das Hefte jahrelang mit Anzeigen unterstützt haben; ihnen wurde jetzt plötzlich vorgeworfen, dass sie nicht länger Punk wären und abhauen sollen. All das ist ist jetzt schon lange her. Ich wurde als Reviewer wieder ins MRR reingezogen von Golnar Nikpour und ich bin glücklich, dass ich das Heft unterstützen kann, denn es ist ja auch ganz klar so: Alles Schlechte, was man über das MRR sagen kann wird durch das Gute vom MRR viel viel mehr ausgeglichen.

Und keiner, selbst die meisten vom Heft nicht, gibt mir mehr Tipps hinsichtlich fantastischer Bands aus entlegenen Ecke der Welt wie Hellowar, Pesd, Cad (ihre letzte „Tazky Kov” LP ist super!), Lvmen, Agrotoxico, I shot cyrus, Apatia etc. MRR ist einer der wenigen Orte in den Staaten, wo diese Platten überhaupt hingeschickt werden. Die Leute vom Heft haben viele Anzeigenleute akquiriert, die für die stabile Zukunft des Heftes sorgen und die Crew hat viele geilen Sachen gerissen, Daumen hoch. Das Heft ist sehr wichtig für das globale Punk-Netzwerk, durch MRR entstehen Verbindungen. Als ich in die Bay Area zog, war die Gilman Street in einem völligem chaotischem Zustand. Es gab keine Konzerte, die Leute dort waren schon länger völlig ausgebrannt und fertig…

Ich begann dann mit dem Konzerte-Booking; die fanden nun jede Woche statt, das machte ich zwei Jahre. Es war auch gut, dadurch viele Leute in der Szene kennenzulernen, so konnte ich Kontakte knüpfen. Aber im Rückblick bedauere ich, dass ich eigentlich genauso wie in Alabama wieder direkt eine Rolle hinter den Kulissen einnahm. Ich habe viele geile Konzerte veranstaltet, aber irgendwann war es Zeit, das zu beenden und mein eigenes Projekt aufzuziehen, über das ich die Kontrolle habe. Ich bin sehr glücklich, dass das Booking stabil geblieben ist und klar, ich war ja nicht alleine. Es waren und sind viele großartige Leute, die den Laden schmeißen! Bei Gilman bin ich nicht mehr involviert, ich bin jedoch immer noch Mitglied und es ist weiterhin einer meine Lieblingsorte für Konzerte in der Bay Area.

Jan: Mit gefällt dein Label-Name. Man kann nicht genau erraten, was für Musik sich dahinter verbirgt, ich würde eher auf ein lustiges Ska-Punk-Label tippen, und nicht diese gewaltige crustige Musik, für die Prank bekannt ist. Ähem, der Name hat nichts mit dem „Prank Call“ auf der ersten Rich Kids on LSD-Single zu tun?
Nein, ich hatte schon das Logobild, das ich verwenden wollte. Es kommt aus einem alten Comicbuch: es bedeutet soviel wie ein Scherz-Geschenk, von dem die Leute dann einen kleinen Schlag bekommen, so dass sie zittern müssen, wenn du ihnen die Hand schüttelst. Der Name war für mich nicht sehr wichtig, und ich hab ihn erst buchstäblich auf den letzten Drücker erfunden. Wenn ich jetzt nach all der Zeit über das Logo nachdenke, denke ich, dass die Musik der unterhaltende Teil und die Botschaft eben der Schock ist.

Matze: Gibt es Zeiten, an denen du nicht ans Label denkst? Ich habe selber eins und fast alle meine Aktivitäten (neben meiner richtigen Arbeit) hängen irgendwie mit dem Label zusammen, d.h. Konzerte besuchen und dort Platten verkaufen, wenn ich in fremden Städten bin, versuche ich, in den Plattenläden meine Platten zu tauschen, vor oder nach der Arbeit noch schnell zur Post zu gehen. Manchmal gibt es auch Pausen, klar, aber meistens…
Ich arbeite sieben Tage die Woche, entweder beim Label oder Verkauf von Platten, manchmal sind es nur ein paar Stunden am Tag und manchmal zehn bis 12. Meistens ist es heute so, dass ich immer darum kämpfen muss, das Geld zusammen zu bekommen. Es ist für mich ohne Ende frustrierend, dass all diese großartigen Platten, die ich machen könnte, zurückstehen müssen, wegen so was bescheuertem wie Geldmangel. Ich versuchte jahrelang, Prank als einen Vollzeit-Job zu betreiben, aber hab jetzt ziemlich deutlich festgestellt, dass ich es auf einen Hobby-Level runter fahren und diese Realität akzeptieren muss. Dieser Prozess beginnt gerade. Wenn ich mir diesen riesigen Berg an Platten anschaue, der jeden Monat beim MRR aufläuft, dann muss ich immer daran denken, dass Punk heute wahrscheinlich im Nirgendwo geendet wäre, gäbe es nicht Studentenkredite, Brotjobs, Bankkredite. Die frühen Jahre von Prank wurden quer finanziert durch meinen Job bei Mordam und so wird es womöglich auch in Bezug auf die letzten Jahre sein.

Matze: Wie wählst du Bands für Prank aus? Verfolgst du eine bestimmte Politik, hast du ein Konzept? Als ich anfing, mir Platten zu kaufen, war meine Wahrnehmung von Prank die, dass es immer der schwere, düstere, kantige Sound ist, wie His Hero is Gone oder Damad. Oder ist der Label-Sound ein überbewertetes Alleinstellungsmerkmal?
Ich bin wirklich unsicher, wie ich am Ende dann dazu komme, mit einer Band Platten zu machen, es gibt da keinen echten Weg, wie das passiert; es ist einfach so, dass es sich richtig anfühlt und manchmal ist es einfach der Freund eines Freundes. So was mag ich, wer braucht meine Hilfe, was fasziniert mich. Gleichzeitig wies mich ein Freund darauf hin, dass das Label ja in den letzten Jahren ums Überleben kämpfen musste, und vielleicht sollte ich Platten veröffentlichen, die die Leute hören wollen, anstelle Platte machen, von denen ich denke, dass die Leute diese hören sollten. Aber, so machte ich das Label wirklich nie, ich finde den Aspekt des Platten machens um des (heute eh kleinen) Geldes willen recht langweilig.

Nicht, dass das keine Motivation sein kann, etwas (nicht) zu machen, aber es macht wirklichen keinen quantitativen Unterschied im Hinblick auf den Profit, ob du nun 500 oder 1000 Platten verkaufst, die Grundkosten der Vinyl-Herstellung sind einfach sehr teuer. Vor zehn oder 15 Jahren, als du 3000 bis 5000 Einheiten mit den gleichen Grundkosten verkaufen konntest, oder 2000 Vinyls und 2000 CDs (letztere kosten praktisch nix in der Herstellung), da konntest du einen echten, wenn auch kleinen, Gewinn erzielen. Heute ist es grundsätzlich eine Arbeit der Liebe wegen.

Ich hatte einige Veröffentlichungen, von denen knapp bzw. mehr als 10.000 Einheiten verkauft wurden, aber das macht wieder die Perspektive schräg, weil du dann darüber grübelst, wie du dafür sorgen könntest, dass sich die anderen Veröffentlichungen ebenfalls so gut verkaufen. Prank wechselte von dem finsteren, runter gestimmten Sound genau dann, als dieser populärer wurde. So um 2000 herum brachte ich mehr offbeat-Sachen raus wie Guyana Punch Line, Sunday Morning Einsteins und Signal Lost. Ich mag den runter gestimmten Sound und höre es auch gerne wieder, aber es ist wirklich meine Intention, immer neuen Sound zu finden. Aber nicht alle blieben dann am Ende immer hängen…

Jan: Im Trust gab es vor einiger Zeit ein 30 Jahre Dischord Special, Ian sagte in unserem Interview, dass es keinen „Dischord Sound“ gibt, wohl aber eine „Dischord-Attitüde“. Vielleicht trifft das ja auch auf Prank zu?
Dischord war immer ein Label, dass sich an der lokalen Szene orientierte und das Konzept einer gleichen gemeinsamen Attitüde kann so eine Szene stärker machen im Hinblick auf die politischen Ideen des Labels. Prank war immer ein soundorientiertes Label und hat sich immer als Hardcore-Label gesehen. Da hast du natürlich immer einiges an Ballast mitzuschleppen, also was das jetzt genau zur Folge hat, im Hinblick auf die Musik und anderes. Es war immer meine Absicht, nicht als Reliquie für 80er-Hardcore-Nostalgie zu fungieren. Ich will mehr die Kontinuität von Hardcore als eine lebendige, entwicklungsfähige, atmende Kultur und innovative Musikform betonen.

Prank wird niemals eine Indie-Rock Platte veröffentlichen. Ich schätze und respektiere den progressiven Gedanken, der Grundsatz bei den frühen HC-Leuten war. HC scheiterte Mitte bzw. Ende der 80er. Anfangs war es eine Explosion von kreativen Gedanken, Musik und Ideen. Und dann wurde es zu einer unendlich großen Masse von Kopisten, die den Standard-Thrash als Soundtrack zu Gewalt „weiterentwickelten“. Einige der damals Involvierten wollten weiterhin, dass die Musik sich neu definieren sollte. Und eine andere Generation wuchs in den 90er nach und erweckte HC zu neuem Leben. Das betrifft jeden, angefangen von Drop Dead über Felix von Havoc hin zu Los Crudos und Bob Suren. Ich bin glücklich, dass Prank ein Teil der Wiedererweckung in dieser Generation war.

Der rote Faden in all den Sachen, die ich raus brachte (vielleicht ist das nicht so stark erkennbar in den von mir lizenzierten Sachen) ist der, das die Musik im allgemeinen sehr angepisst ist. Signal Lost klingen nicht wie Iron Lung oder His Hero is gone, aber es gibt eine Konsistenz in den behandelten Themen. Ich denke auch, dass zur gleichen Zeit die Veröffentlichungen in einem größerem soziopolitischen Rahmen stehen sollten, als nur den der Szene, in der Prank involviert ist.

Ich hätte es gerne, dass Wert darauf gelegt wird, innovativ zu sein und ich wähle Bands aus, die die Grenze von dem, was HC-Punk sein kann, aufbrechen, aber da gibt es natürlich Vorbehalte. Es gibt sehr vielen interessanten experimentellen mysteriösen Hardcore in den letzten fünf oder sechs Jahren, aber vieles davon befindet sich außerhalb der Wertvorstellungen und der Gemeinschaft, an denen Prank partizipieren will.

Matze: Wie kam es dazu, dass du die His Hero is Gone – Veröffentlichungen gemacht hast?
Die zweite Label-Veröffentlichung sollte eine Platte von Copout aus Memphis sein. Sie hatten die Musik aufgenommen, aber der Sänger blieb einfach in Memphis sitzen, nahm Drogen und hörte Wretched und Agnostic Front so laut wie möglich und schrieb nie Texte, so wurde dann aus der Platte erstmal nichts. William ist ein super Punk-Sänger, einer der besten und er war ein live absolut explodierender Frontmann für Copout. Er war später in der Band Talk is Poison, die einer meiner Lieblingsreleases auf Prank machten. Sie sind genauso gut wie jede beliebige Band der 80er und trotzdem eine Spur angepisster, diese Band hätte es verdient, viel bekannter zu werden, doch jetzt ist es einfach nur eine Art Kultband in den USA.

Der Gitarrist von His Hero is Gone, Todd, war in dem letzten Lineup von Copout. Dead and Gone spielten in Memphis und übernachteten neben dem His Hero is Gone-Proberaum und sie empfahlen die Band weiter, und das obwohl sie wegen His Hero is Gone (HHIG) nicht pennen konnten! Irgendwann wurde es klar, dass die Copout-Platte nie erscheinen würde. Wir begannen dann, über HHIG zu sprechen und die Band reiste hierhin und nahm ihre ersten drei Platten auf.

Matze: War es damals vorhersehbar, was mit Tragedy passieren würde und dass diese ganze Armee von Klonbands auf den folgen würden?
Nein, dieser runter gestimmte Sound war ja nur eine Ausweitung von dem, was gerade zu der Zeit abging, angefangen von Initial State über Buzzoven und den Melvins hin zu Neurosis. Aus meiner Sicht eine einzigartige Zeit. Metal hatte diesen Heavy-Punk-Metal Sound noch gar nicht aufgenommen oder zumindest noch nicht diese neue Soundumgestaltung seit der Crossover-Zeit in den 80ern bemerkt. Deshalb fand viel in der DIY-HC-Underground-Musikszene statt. Ich denke, es gibt viele Bands, die versuchen, so wie Tragedy zu klingen, sie sind genauso geil wie HHIG, aber ich finde, HHIG ist vielschichtiger, chaotischer und unvorhersehbarer, da gibt es seltsame Emo- und Power Violence-Elemente…HHIG war eine sehr besondere revolutionäre Band. Tragedy war dann eine Erweiterung.

Sie fokussierten den Sound mit einer guten Portion von dem Sound der japanischen Band Bastard und fügten ein wenig modernen schwedischen HC dazu, so wurde der Klang zugängiger für ein größeres Publikum. Klar, alter HC, 80er Schweden-HC wie Puke, das sind auch Einflüsse, die man hört, vielleicht ist es besser zu sagen, sie sind einfach sehr gut darin, verschiedene Musikstile in einen konsistenten Sound zu überführen. Sie sind die fokussiertesten Musiker, mit denen ich je zusammengearbeitet habe. Einer der größten Fehler von Prank war, nicht die erste HHIG Kopistenband, From Ashes Rise, veröffentlicht zu haben.

Zumindest ganz am Anfang klangen sie echt ähnlich und ich dachte, dass ich ja schon so eine Platte gemacht habe und das es keinen Sinn ergibt, nochmal die gleiche Platte in der Second-Hand-Version zu veröffentlichen. Klar, die Band fand dann im Laufe der Zeit zu ihrer eigenen Identität und ich war total baff, wie geil ihre Platten wurden. Meiner Meinung ist dieser Wunsch von mir, immer neues zu entdecken, der Grund dafür, dass Prank ein interessantes Label ist, aber ich musste kürzlich auch den Backkatalog etwas ausmisten mit einigen Fehlschlägen und … überhaupt ist es schwierig, jetzt rein auf das Geschäft bezogen. Nicht viele Leute bezahlen Geld dafür, dass die herausgefordert werden, verstehst du? Und viele haben seit 1982 oder 1983 keinen Punk mehr gehört.

Ich hab meine Vorlieben, sie haben ihren Geschmack, die unterschieden sich. Ich kenne Disorder. Das ist super, wenn dir das gefällt. Aber ich brauche keine Band, die sich genauso anhört. Für andere Leute wiederum ist das eine total neue Band. Aber ich fühle mich dann gelangweilt und geh weiter und andere kommen ja dann erst und entdecken die Band. Und nicht alle kaufen ständig Musik, downloaden sie und es ist ja auch so, dass es manchmal Jahre dauert, bis eine Platte geil wird und die Leute sie lieben…Der momentan so beliebte 80er Hardcore ist deshalb auch größtenteils so populär geworden, weil die Musik nun zum ersten Mal richtig vertrieben wurde über das Internet und Second Hand online Verkäufe und downloading, so konnten viel mehr Leute zum ersten Mal den Sound hören. Wenn du die Musik suchen, die Second-Hand-Kisten in Plattenläden durchstöbern und Tapes und Listen tauschen musst…das ist für die meisten Leute viel zu viel Arbeit.

Matze: Lass uns mal im Detail über Acephalix sprechen. Ihre Single hat mich echt weg gehauen, aber dann wurde die Band mehr und mehr uninteressant für mich. Ging dir das auch so? Weil jetzt sind sie auf Agipunk und Southern Lord, ich wunderte mich, was diese Labels der Band bieten können, was Prank nicht kann. Warum wechselten sie?
Um Acephalix wurde es in der letzten Zeit etwas ruhiger, sie probten damals teilweise drei bis vier Mal die Woche für mehrere Stunden, manchmal sogar mehr. Sie sind sehr darauf bedacht, konstant Musik zu machen und zu kreieren. Seit ihrer Gründung gab es eine große Entwicklung, das hat auch mit vielen Besetzungswechseln zu tun. Sie begannen mit dem Nausea-Sound, Mann-Frau Wechselgesang und dann machten sie den Sound, der auf den Prank-Platten zu hören ist und heute ist mehr Deathmetal (vom Sound her). Ich liebe brutale Musik, hab aber keine Affinität zum Metal. Ich höre kein Deathmetal. Das regt die Leute auf, wenn ich das sage, aber genauso ist es doch bei den vielen alten Metal-Leuten, die nix fühlen, wenn sie HC und Punk hören…Als Acephalix nach der „Aporia“-LP eine noch härtere Richtung einschlugen, konnte ich gar nicht mehr einschätzen, ob das gut ist, da ich keinen Referenzrahmen für diese Art von Musik habe. Viele Leute mögen ihren heutigen Sound noch mehr.

Ihre Demo-Periode gefiel mir sehr und „Aporia“ auch, da hört man ganz verschiedene Einflüsse. Es war aber dann eine gegenseitige Entscheidung, also von mir und der Band, dass sie woanders ihr Glück versuchen sollten. Wir sprachen darüber, ob ich ihnen überhaupt helfen kann, da die Prank-Fans nicht so sehr diesen metallischen Sound mögen…Sie spielten ein Konzert, das Prank machte, zusammen mit No Statik und Iron Lung und die Reaktion vom Publikum – die noch sehr höflich war – hatte nix mit den enthusiastischen Reaktionen der Besucher ihrer letzten Tour zu tun, die mehr vor Metal-Leuten war. So war die Idee auch vom Tisch, von wegen, dass ich ihnen weiterhelfen kann. Ich mag die Typen immer noch sehr und vermisse es, mit ihnen zu arbeiten.

Matze: Wie verhält es sich mit deiner Auflagen-Politik? Machst du es wie Felix Havoc, also die Platten so lange nach pressen, wie Nachfrage dafür existiert? Oder hast du einige Veröffentlichungen, die du nicht nach presst, damit sie so einen Status bekommen „Alles klar, die coolen Leuten kauften es damals, als die Band eben noch nicht so hip war, ich will das alles total rar halten“?
Nein, ich glaube, dass du presst, so lange es Nachfrage gibt. Es ist nicht die Absicht, die Sachen obskur zu halten oder von den Leuten fernzuhalten. Die Idee ist doch, die Platten zirkulieren zu lassen, damit sich die Botschaften und Texte verbreiten. Es hat lange gedauert, bis ich das verstanden habe, also diese Idee, dass man Dinge absichtlich rar hält, um es so bei vielen bekannt zu machen. Das machen ja gerade viele Labels und Bands. Es geht dann mehr um den Sammler-Aspekt und dass die Leute im Internet via Downloads die Musik checken sollen. Für mich ist das genau das Gegenteil von der Idee, dass man die Musik verbreiten sollte, eben, dass die Punkkultur das mitbekommt, aber gut, es scheint ja für Bands zu funktionieren.

Ich finde, wenn dein Ziel darin besteht, 300 oder 500 Leute erreichen zu wollen, dass dann das deine Latte sehr niedrig gelegt ist. So kommt es halt, dass die schnell an Sammler ausverkauft sind und man erst gar nicht mitbekam, dass die Platte überhaupt existierte. Die Sammler sperren die Platten dann in ihren Kisten weg…Ok, der Aufwand, die Veröffentlichung an mehr Leute zu verkaufen und überhaupt das zu wollen, das ist mehr Arbeit; heute sind viele der Neuerscheinungen eh von Hobbyfans gemacht und ich verstehe es ja, warum sie dann nur eine kleine Auflage machen. Aber manchmal denke ich, dass so die Punkkultur zu kurz kommt.

Die Absicht, es obskur zu halten, hat meiner Meinung nach teilweise damit zu tun, dass die Mehrheit der Plattenkäufer oder Labelmacher, die heute existieren, in den 90er aufgewachsen sind. Also, als es normal war, dass du Punkbands wie Green Day oder Rancid auf MTV gesehen hast und dass über sie in großen Medien berichtet wurde. Deshalb wollten die Punks es wohl „echt punk“ machen und eine Situation herstellen, wie es in den 80er normal war: halt, das die Punk-Platten schwer zu finden und streng limitiert sind, weil nur dann ist es „authentisch“. Das gleiche Phänomen ist, wenn die Szene sich nur um sich selber dreht und nicht versucht, einen größeren kulturell-politischen Einfluss auszuüben, das frustriert mich ohne Ende in letzter Zeit.

Ich fand schon, dass es in den 80er und bei bestimmten großartigen Punksachen aus den 90er um einen wirksamen Angriff auf die gesamte Gesellschaft ging und Punk hat in seiner besten Zeit das fortgeführt. Irgendwann in den frühen 2000er wurde Punk in den Staaten von politischem Inhalt „befreit“ und schien nur noch einige kulturelle Elemente beizubehalten (Vegan, DIY-Werte etc.). So wurde aus Punk aber eine leere Form, die natürlich keinerlei Einfluss auf soziale Gerechtigkeit etc. ausüben konnte. Und das war ja eigentlich immer eine große Stärke von Punk, dass er auf eine persönliche Revolution abzielen konnte.

Deshalb war es geil zu sehen und darüber zu lesen, dass es Punks in Indonesien gibt oder die Pussy Riot Gerichtsverhandlungen in Russland, und du denkst dir dabei, „Jawohl, geil, Punkideen können immer noch eine Bedrohung in den konservativen Ecken der Welt darstellen“. In den westlichen Gesellschaften sieht es eher so aus, dass Punk bis zur Unendlichkeit als kulturell-musikalisch-persönliches-Lebensstilding existierten wird, so wie Reggae oder Hiphop, und sich nur noch mit sich selber beschäftigt.

Jan: Als du mit deinem Label begonnen hast, hattest du Vorbilder, zum Beispiel Alternative Tentacles, Dischord, SST, Touch and Go? Ich glaube, ich las mal was von deiner Begeisterung hinsichtlich Pusmort Records. Es ist außergewöhnlich, finde ich, dass ein DIY-Label wie Prank schon über 100 Veröffentlichungen gemeistert hat. Wie konntest du das managen und immer noch existieren? Hättest du Tipps für junge Leute, die überlegen, selber ein Label zu machen?
Also, Prank wurde in den 90er oft kritisiert, das wir den europäischen Stil des Plattenvertickens auf Konzerten mit den Plattenkisten übernommen haben. Labels wie Ebullition und Profane Existence förderten diesen Vertriebsweg ja als Alternative zu den traditionellen Arten des Vinyl-Vertriebs in den Staaten. Sie übernahmen diese europäische Art des Plattenkistendistros anstelle von echten Plattenläden. Meiner Meinung nach wurde das in Europa deswegen so gemacht, damit man Steuern sparen und die Regeln für ein echtes Geschäft umgehen kann, aber dieses Modell wollten wir bei Prank gar nicht übernehmen, also das tauschen und bei Konzerten verkaufen. All meine frühen Punkplatten, die ich mir als Teenager kaufte, das war ja alles in den großen Märkten der Elektronikketten, von Labels wie SST und Alternative Tenctacles.

Genau das war das Modell, als ich mit meinem Label begann und es war immer mein Ziel, dass das Label von Mordam vertrieben werden soll, ich arbeitete zur der Zeit dort und ich wollte, dass die Platten in Plattenläden erhältlich sein sollen, da kaufe ich ja auch meine Scheiben…Wirklich, ich denke, dass die Explosion des Interesses an HC-Punk in den Staaten in den 90er auch deshalb stattfand, weil es auch einen guten Vertrieb gab. Pusmort war natürlich ein großer Einfluss, ich war einer ihrer besten Mailorder-Kunden in den 80er…oder zumindest waren die Typen aus Idaho, die im Mailorder dort arbeiteten, immer amüsiert über den Kerl aus Alabama, der sich jede Single bestellte. Aber die Qualität, das Artwork und die optische Präsentation war sehr wichtig für mich.

Viele der frühen 90er Punkplatten aus den Staaten haben wirklich schlechtes Artwork und sind nicht gut aufgenommen, Prank versuchte, die Qualitätsstandards der 80er wieder stärker ins Licht zu rücken, die mochte ich sehr. Ich denke, dass hat dann wiederum neue Labels beeinflusst in der letzten Dekade. Das macht mich schon stolz. Bezüglich des Überlebens von Prank, na ja, da ging ich durch total viele Phasen. Die unermüdliche Unterstützung meiner Frau hat sehr viel mit dem Überleben von Prank zu tun und jetzt ist es wirkliche eine große Herausforderung, da das Label wie ein Dinosaurier inmitten der vielen kleinen Labels wirkt.

Ich muss in den nächsten Monaten wirklich alles untersuchen und reparieren, sozusagen. Ich hatte echt Probleme, die Platten überhaupt fertig zu machen, das stellte einen großen Schaden in den letzten zwei Jahren dar. Ich musste mich von meinen Haupt Vinyl-Presswerk vor drei Jahren trennen, sie waren total unzuverlässig bei meinen Platten. Nur sind die amerikanischen Presswerke total überlaufen von den Nachfragen der Majorlabls, die Fleetwood Mac wieder veröffentlichen wollen, zusätzlich hast du die Broker, die immer mehr der Aufträge abwickeln und die sind viel größer als meine kleinen Aufträge, aber das ist vielleicht jetzt etwas weit vom Thema weg ab. Wenn junge Leute mich fragen, ich würde nur eine Sache sagen: du wirst dann am meisten Spaß haben, wenn du etwas neues machst. Nimm Einflüsse auf und lass dich von Ideen inspirieren, aber schaff deine eigene Identität. Oh, und eine Buchführung ist wichtig.

Matze: Was hat sich deiner Meinung nach heute drastisch gegenüber früher verändert hat in Bezug auf ein Label machen, ich meine so die Zeit Mitte bzw. Ende der 90er und eben heute? Vielleicht siehst du da noch andere Unterschiede als nur das Internet?
Die 90er sind oft eine Zeit in der US-Punkszene, die nur als schlimm angesehen wird, aber in den 90er wurde wirklich definiert, wie Leute Konzerte sehen, wo sie Platten kaufen, welche Sorten von Platten nach 15 Jahren immer noch erhältlich sind. Ich denke, diese Dekade hatte einen großen Einfluss sowohl auf die Mainstream-Kultur als auch auf den DIY-Spirit. Ich denke, warum die 90er im Punk so schlecht gemacht werden, hängt damit zusammen, dass es anstelle von einer zentralen Erzählung eben hunderte Perspektiven gibt: Punk splitterte sich auf in viele verschiedenen kleine Sub-Subszenen.

Es gab nicht mehr die mehreren hundert Leute, die nur einer Sache in deiner Stadt folgten, nun gab es kleine spezialisierte Gruppen, Riot Grrrls, Emo, Powerviolence, was auch immer. Und so ist es ja grundsätzlich heute noch so. HC-Punk ist in den Staaten Ende der 80er kollabiert. Die interessanteren und aktiveren Szenen in England, Japan und Europa bestanden weiterhin. Es war echt erst ab Mitte der 90er so, dass HC wieder eine echte Szene in den Staaten wurde; damals explodierte Punk im Mainstream und die bestverkauften Bands im Underground konnten 10 000 bis 20 000 Einheiten loswerden. Eine gut verkaufende Platte heute sind circa 2000 Einheiten, die meisten werden 500 Stück los.

Es ist einfach sehr seltsam: du kannst heute alles für umsonst überall auf der Welt finden, aber es gibt kein Vertriebsnetzwerk mehr wie in den 90er, um die physischen Tonträger in kleine Städte zu bringen…Und gerade da brauchen es die Leute am meisten, finde ich. Wenn dein Label nur 500 Einheiten verkauft, dann kannst du kaum Anzeigen schalten. Du kannst nicht viele Promos verschicken und so wird es für die Leute schwerer, deinen Kram zu finden. Viele der musikalischen Stile vom Hardcore sind von der Mainstream-Alternativen Musik absorbiert worden und ich denke heute, dass die momentane Punkszene nicht genug dafür tut, dass auch Leute außerhalb der Szene erreicht werden können und gleichzeitig müsste sich die Punkszene viel stärker von der breiten „Alternative“- Kultur abgrenzen.

In den 90er ging es viel um politische Streits, es war eine tumultartige Zeit, in der es um die DIY Ethiken und Werte ging, das existiert heute nicht wirklich mehr in der Form und ich finde, dass dieser Werteverlust Punk und HC schlechter machte. Wenn es keine Bedeutung, keine Botschaften mehr hat, dann wird es für viele einfacher und billiger, die Musik und die reine Unterhaltung zu genießen. Ich hatte hier einen jungen Typ als Aushilfe und wir hörten alte MDC und ich sagte „Weißt du, diese Leute dachten wirklich, dass sie die Welt verändern würden, sie dachten echt, dass ihre Musik die Welt ändern kann“ und er sagte „Das hört sich für mich total verrückt an“. Und genau das ist der Punkt: die Leute damals waren verrückt, aber sie hatten recht und sie waren mit ihren extremen Einstellungen Teil des viel größeren Spektrums von Leuten, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzten.

Ich würde das Label beenden, wenn ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr versuche, nach vorne zu schauen, eine Art „Avantgarde“ zu sein. In den Staaten gibt es zurzeit etwas weniger gesellschaftlichen Druck. Aber die Welt ist doch immer noch total abgefuckt, wenn nicht sogar viel mehr als früher. Eine der größten Waffen von Punk ist ja, dass du Zeitungen liest – sorry, ich meine Website – und du kannst direkt reagieren, du schreibst einen Song dazu, du teilst das anderen Leuten mit, machst eine Platte, das dauert nur einen Monat (im Internetzeitalter vielleicht nur noch einen Tag). Ich denke, dass die 80er Musik sich damit auseinandersetzte, das macht sie auch so wertvoll. Heute geht es neben der Musik nur noch um kaum zu verstehende poetische oder schlecht imitierte 80er Texte bezüglich eines drohenden Nuklearkriegs…who cares?

Matze: Verkaufst du weniger im Internetzeitalter? Oder mehr, weil man nicht mehr so stark auf einen Vertrieb angewiesen ist und direkt via der Homepage (Paypal etc.) den Kram verticken kann?
Ehrlich gesagt: Pranks Übergang ins digitale Zeitalter ist nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Klar, wir haben einen Webshop und eine Homepage, aber es wurde nie richtig gut gemacht. Einerseits denke ich halt, dass sich die Platten von alleine verkaufen. Ich brauchte ziemlich lange, um zu verstehen, dass ich Platten anders kaufe wie die meisten anderen. Ich denke, dass die Punkszene aus vielleicht zehn Prozent von Sammlern weltweit besteht. Diese diehard-Fans kaufen von allem, was raus kommt, 90 Prozent. Aber die Masse, die 90 Prozent der Punkszene dahinter, die ist schwieriger zu erreichen. Sie loggen sich nicht auf Messageboards ein, sie sind nie oder kaum online und hören größtenteils das, was ihre Freunde hören oder das, worauf sie zufällig stoßen, was gut erreichbar und einfach zu bestellen ist.

Die Platten müssen billig sein und es darf nicht zu schwer sein, um an diese ranzukommen. Einige kaufen überhaupt keine Platten mehr, sie kopieren sich das, hören die Platten ihrer Kumpels, kriegen ihren Kram von Blogs und so weiter. Ich verkauf digitale Downloads, aber es ist, ehrlich gesagt, für mich unbegreiflich, dass Leute dafür Geld zahlen. Wenn du die Platte hast, komplett mit dem Artwork, den Texten, das ist doch viel geiler. Gleichzeitig ist es auch altmodisch von mir, weil jüngere Leute eben heute anders Musik hören und erfahren.

Früher hab ich einen Distro-Tisch mit meinen Sachen und gebrauchten Platten in der Gilman aufgestellt, aber sehr viele der Leute unter 20 – Gilman zieht mehrheitlich sehr junge Leute an – schauen erst gar nicht hin. Das ist nicht ihr Weg, auf dem sie ihre Musik beziehen. Klar, Paypal, direkt bestellen, das alles hat den Verkauf von Platten vereinfacht…Aber die Verkäufe sind überhaupt nicht vergleichbar mit denen der 90er. Es ist heute viel einfacher, herauszufinden, wie man Vinyl macht. Viele Leute, die früher Platten von mir kauften, sind heute damit beschäftigt, selber eigene Platten herauszubringen. Es ist eine unglaublich geile Zeit heute als Musik-Fan, du hast einfach so viel Auswahl…

Aber das hat auch zur Folge, dass alle weniger verkaufen. Der größte Umschwung durch das Internet – das korrigiert sich jetzt gerade von alleine – war: du hattest vorher deinen großen Backkatalog, der verkaufte sich konstant über die Jahre und so finanziertest du die Veröffentlichungen. Durch das Internet wurde das dann plötzlich zu einer großen Belastung und die Gewinne sanken: es fühlte sich so an, als ob durch das Downloaden und die riesige Menge an Musikkram irgendwie der Stecker gezogen wurde, also von diesem Modell des langsamen stetigen Verkaufs deines Backkataloges. Ich zerbreche mit gerade den Kopf, wie ich damit umgehen soll, zurzeit werden alte Platten für eine begrenzte Zeit wiederveröffentlicht, dann leben sie online weiter, bis es wieder dafür Interesse gibt.

Das ist einfach eine völlig andere Philosophie, wie ich sie verfolgte, halt eben alles vorrätig zu haben und in ausreichender Stückzahl gepresst zu haben. In dem Prank-Katalog gibt es schätzungsweise 75 Platten, die müsste ich alle konstant zur Verfügung stellen. Aber das ist unmöglich, angesichts der gegenwärtigen Verkaufsrealität.

Jan: Wie ist der Vertrieb von Prank? Da gibt es ja das neue Independent Label Collective (ILC), was hältst du davon? Du hast ja früher selber bei Mordam Distribution gearbeitet, hast du eventuell den Razorcake-Artikel bezüglich des Untergangs von Mordam verfolgt? Was sind deiner Meinung nach die Gründe für den Konkurs von diesem einst bekanntesten amerikanischen Vertrieb für Punk?
Ich weiß wenig über ILC oder ILD, egal, wie es jetzt heißt, ich arbeite mit Vertrieben, die möglicherweise kleiner sind, aber ich kenne dann die Leute und weiß, dass ich ihnen vertrauen kann. Ich finde, dass mit dem Wandel der Musik in den Staaten und der deutlichen Mehrheit von online Musikkäufern außerhalb der kleinen Plattensammler-Punkwelt auch eine Wandlung der Größe des Vertriebes einhergehen sollte… Ein großer Vertrieb wie in den 80er oder 90er ist auf dem gleichen Niveau nicht mehr tragbar, es gibt einfach das ihn unterstützende Ladennetz nicht mehr. Ich glaube, 2000 gab es 3200 Plattenläden in den USA und heute nur noch 1700. Es gibt viel zu viele Veröffentlichungen, nicht genug Läden und viel zu viel Konkurrenz von den Online-Händlern.

Als Mordam an Lumberjack verkauft wurde, da stand schon am Himmel geschrieben fest, dass die Fusion nicht gut gehen wird. Alle Leute, die dort arbeiteten und selber Labels gehabt hatten, wie Dirtnap, Prank und Gearhead, die waren die ersten, die raus waren. Ich glaube, das lag zum Großteil auch an der Arroganz von Lumberjack, deshalb musste diese Fusion mit Mordam scheitern. Lumberjack wollten einfach ihr Model auf Mordam übertragen, sie verstanden nicht, dass die erfolgreichere und etabliertere Firma diejenige war, die sie gerade aufkauften.

Die Ironie der Geschichte: Alle Labels, die Mordam verließen, wie Lookout, Man´s Ruin und andere, die verstärken den Burnout bei Ruth Schwarz so sehr, dass sie die Firma verkauften musste und die erwähnten Labels ruinierten sich dann selber oder mussten sich sehr stark verkleinern. Der Umzug von Mordam nach Sacramento bedeutete für Ruth, dass sie auf ihre Wünsche hinsichtlich der Firmenpolitik verzichten musste: sie wollte die Firma mit der gleichen Verkaufs- und Lager-Belegschaft im gleichen Gebäude erhalten, aber die Mieten in der „dotcom“-Boomzeit von San Francisco in den späten 90er waren zu teuer. Doch der Umzug half der Firma auch nicht und tragischerweise, sechs Monate nach dem Umzug, platzte die Dot-Com-Blase.

Jan: Du hast die wundervollen Christ on Parade wiederveröffentlicht. Hat mich gewundert, ehrlich gesagt, dass Prank und nicht Alternative Tentacles es machten, letztere haben ja schon mehrere alte Bay Area Veteranen-Bands gemacht. Christ on Parade spielten vor einigen Jahren in Deutschland, das war so supergeil!
Christ on Parade sind zusammen mit Neurosis echte Ecksteine des East Bay Hardcore-Sounds. Das Tempo und diese mürrischen Gitarren, die wurden dann kraftvoller auf den späteren Christ on Parade Platten. Es scheint so, dass das eigentlich eher von Social Unrest kommt, man hört das auf der „SU-2000“. Und dann verteilte sich das in und außerhalb der Bay Area für die nächsten 20 Jahre und existiert immer noch. Ich kannte Noah von Neurosis aus der Gilman und zu dieser Zeit suchten sie ein Label, dass in der Lage war, die schwierige Aufgaben zu leisten, Vinyl zu machen, das verkaufte sich ja da noch schlechter als CDs. Neurot macht die CD-Version. Christ on Parade spielten einige wirklich inspirierendene und fantastische Konzerte in der Gegend und es war großartig, diese Songs live zu erleben. So entstand eine Verbindung zu der Vergangenheit, die jedoch gleichzeitig eine Inspiration für die Zukunft ist.

Jan: Wie kam eigentlich dein Interesse für den japanischen Hardcore, Assfort, Gauze etc.?
Ich war immer schon Fan von Comics. Eine meiner frühesten Erinnerungen an meine Kindheit ist der Kauf eines Bernie Wrightson-Swamp Thing-Comic. Wrighston wurde oft für alte deutsche Hardcore-Sampler verwendet und er war natürlich auch ein früher Einfluss für Pushead. Ich war wiederum großer Fan von Pusmort und hatte den Thrasher eigentlich nur deswegen im Abo, um Pusheads Reviews zu lesen wie „eardrum shattering noise that melts your cranium as tottusan’s tonsils spit in rapid vibration”…Ich kaufe alles, was sich extrem anhörte, so kam ich recht früh zu japanischem Hardcore und bestellte viel von dem klassischem Mitte 80er Kram, als er raus kam.

Ich wuchs in den 80er auf, und das war auch eine große Zeit des Einflusses von der japanischen Kultur auf die nordamerikanische, deshalb war es ein recht einfacher Schritt, das mit Hardcore zu kombinieren und die Musik zu lieben, als sie gerade raus kam. Als ich in Alabama lebte, tauschte ich mit Leuten in Japan und genau wie alle anderen Leute, die frühe Fans von Japan-HC waren, tauschte ich Tapes mit Phil und Dean von Extreme Noise Terror in den 80er. Obwohl es japanische Punkplatten gab, die in den Staaten in den 80er und frühen 90er veröffentlicht wurden, dauerte es, bis mehr Leute es geil fanden. Dazu mussten die Bands in den USA spielen.

Es ist einfach die Energie der live-Auftritte. Das hat wiederum damit zu tun, dass Punk in Japan – zumindest in der Großstädten – hauptsächlich eine live Musikkultur ist, die Bands spielen konstant live. Ich glaube, in Europa ist das ein größeres Hindernis, also das japanische Bands akzeptiert werden. Ihre Texte sind mehr poetische Erklärungen der persönlichen (und nicht der politischen) Freiheit, es geht mehr um den Kampf, dein Bestes zu tun und dass dein persönlicher Geist in Bestform ist. Und der japanische Punk hat seine eigene Kultur, in der die Mode immer noch ein aufsässiges Statement ist, halt wie im Punk 1977…aber jetzt spielen mehr Bands Euro-Touren und vielleicht schaffen sie es, mehrheitlich akzeptiert und verstanden zu werden.

Kürzlich hatte ich totalen Bock, wieder alten Deutschpunk wie Boskops, Normahl, Slime und Rabatz zu hören. Besonders der frühe Kram von Triebtäter und Cotzbrocken ist einfach so geil schludrig, plump, einfach ein verrückter Sound. Deutsche Platten sind die letzten europäischen Platten aus den 80er, die du hier und da in den Staaten zu vernünftigen Preisen noch finden kannst, teilweise, weil die Pressungen groß waren, aber auch, weil es erst kürzlich mehr Interesse für so was gab.

Wenn ich nach diesen Bands google, stelle ich aber dann auch fest, dass ich nicht so daran interessiert bin, diese Bands jemals live zu sehen, ihr neueres Material zu hören oder einfach mehr über ihre Geschichte zu erfahren; ich verstehe größtenteils die Texte nicht; deshalb ist es mehr eine Kombination: einfach der Musik lauschen und genießen und zufällig alte Fotos in ner Box zu finden und sie dann auf meine persönliche Art zu interpretieren.

Jan: Wie kamst du eigentlich zu Punk, vielleicht waren es ja auch Bands, die man heute nicht unbedingt sofort zu dem Genre zählen würde? Können wir uns das so vorstellen, dass du auch mal schön einen drauf machst und dazu laufen frühe Jefferson Airplane, Doors, Johnny Thunders oder die mächtigen Devo?
Um zu überleben, mache ich den An- und Verkauf der unterschiedlichsten Platten, so öffnete sich auch mein musikalischer Horizont, obwohl meine eigene Plattensammlung zu 95 Prozent aus Punk (eher mehr) besteht. Und es gibt heute schon viel zu viel Punk, so viel braucht wirklich keiner mehr zu veröffentlichten und zu hören. Der 60er und 70er Rock, gegen den Punk revoltierte, gefällt mir nicht so, speziell dieser kalifornische Hippie-Mist wie Jefferson Airplane, Grateful Dead, Mamas and the Papas, etc. Es ist bei allen Arten von Musik das Gleiche: Wenn du es öfters hörst, dann willst die Bands oder Künstler finden, die das Genre prägten und die einfach gut sind.

Mag ich Metal? Nicht wirklich. Mag ich Slayer und Celtic Frost? Natürlich. Mag ich Psych? Nein. Gefallen mir die 13th Floor Elevators? Aber selbstverständlich! Ich weiß nicht, wie es in Deutschland ist, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass die Leuten in Europa nicht nachvollziehen können, wie wichtig Devo für die alternative Kultur der Staaten war. Es gab in den USA keine 70er Punk-Explosion, die vergleichbar mit der Welle in England, Schweden und bestimmt auch Deutschland war. US-Pressungen von klassischen 79er Punk-Platten wie Generation X, Clash, Ruts und Vibrators werden oft kastriert und aufgefüllt mit liegen gebliebenen Songs und einer schwächeren Song-Reihenfolge und für gewöhnlich: wenn du die Originalpressungen hier findest, dann sind es Radio-Promo-Exemplare, weil die meisten Platten totale kommerzielle Fehlschläge waren.

Die USA ist so groß, dass die Indie-Labels meistens nur einen regional begrenzten Empfängerkreis hatten, zumindest bis Mitte der 80er. Devo wurden überall vertrieben, sie leisteten auch einen Kommentar hinsichtlich der amerikanischen Kultur, vielleicht kann man das nicht eins zu eins übersetzten. Devo war ein Türöffner für viele Leute, bis dann durch den Metal der Trash absorbiert wurde und auf die nationale Ebene gehievt wurde, also durch Metallica, Megadeth etc., später machten es Nirvana und Green Day.

Jan: Hey, ich wusste gar nicht, dass das Chaos in Tejas (CIT)-Festival in Austin ursprünglich auf dein Prank-Fest in den 90er zurückging. Wie kam es zu dem Ortswechsel? Bist du immer noch involviert beim Booking bzw. der Organisation des CIT?
Nein, nicht mehr. Ich organisierte zwei Prank-Festivals in Atlanta in Georgia 1997 und 1998. Gründe dafür waren, das viele Bands aus dem Süden kamen und wenn du von da kommst, ist es eine gute Idee, in Atlanta zu spielen, das ist ein zentraler Ort im Südosten. Da gab es mehrere dieser Gilman ähnlichen Wochenend-Konzerte. Der Laden in Atlanta musste zumachen und ich machte das Festival erst mal nicht mehr. 2004 wollten Paintbox aus Japan herüberkommen, die Sunday Morning Einsteins aus Stockholm waren zur gleichen Zeit auf Tour und wir entschlossen uns, wieder ein Prank-Fest zu machen. Dieses Mal jedoch in Austin, Texas.

Durch meine Unterstützung und den Erfolg des Prank-Fests gewann Timmy, der Promoter von CIT, das Vertrauen des Ladens, in dem es dann mehrere Jahre stattfand. Jetzt ist es eine größere Sache. Einige Bands, mit denen ich zusammenarbeite, spielen für gewöhnlich dort, insofern tangiert es mich auf irgendeine Art und Weise dann doch wieder. Für Prank war es eine glückliche Sache, darin involviert und Starthilfe für diesen runter gestimmten Hardcore gewesen zu sein…die ersten japanischen HC-Touren, CIT…Manchmal habe ich diese Dinger zu früh beendet, aber die wichtigste Sache für mich bleibt es, innovativ zu sein, d.h. es zu versuchen.

Jan: Kommen wir zu den zwei letzten Fragen. Du hast einen wunderschönen und hilfreichen Reiseführer bezüglich der Bay Area online publiziert. Was ist deine Lieblings-Taqueria in San Francisco?
Die Taqueria´s ändern sich hier wie die Jahreszeiten, du kannst einfach nicht einen Lieblingsladen haben. Du müsstest dir einen mehrtägigen Plan machen, alleine, um Burritos zu essen und die Auswahl und verschiedenen Geschmacksrichtungen zu verstehen. Ok, klar, der einfachere Zugang zu billigen und frischen Zutaten hat natürlich damit auch zu tun, dass eines Tages Europa von der Vorstellung befreit wird, dass mexikanisches Essen ausschließlich aus der „Old El Paso“ Taco-Ecke kommt… die Leute werden verstehen, dass die mexikanische Küche einfach großartig ist.

Jan: Vielen Dank für das Interview! Hast du noch nen Gruß an unsere Leser?
Die wurden genug gestraft. Wenn ihr das immer noch lest, entschuldigt bitte, dass ich euch nicht persönlich treffen und ein Geschenk überreichen kann. Meine nächsten Veröffentlichungen: die Vinyl-Pressung von der Forward „War Nuke & Death Sentence“-Platte, die amerikanische Pressung von der Slang „Glory Outshines Doom“-Platte und die letzte Heratys Platte, eine Single der San Francisco Noise-Band Effluxus, eine Platte der Bay Area-Band REPLICA und die CD-Version der zwei No Statik 12er. Es gibt zurzeit eine fantastische Blüte von Hardcorebands in der Gegend. Dann stehen noch Wiederveröffentlichungen von Asta Kask und eine Co-Veröffentlichung zusammen mit der Band von deren neuer Iron Lung 2XLP/CD an.

***

Discography von Prank Records

Prank 01-Dead and Gone „T.V. Baby“ 12″/ CD
Prank 02 – Knockabouts „On Suffering Remembered“ 7″
Prank 03 – Assfort 7″
Prank 04 – Tribe Of Resistance 7″
Prank 05- His Hero is Gone „Dead Of Night In Eight Movements“ 7″
Prank 06 – Dead And Gone / The Gaia split 7″
Prank 07- Eldopa / 1332 -„Skinless“ 7″
Prank 08-Civil Dissident „Menzie’s Crack“ LP
Prank 09 Gauze „Low Charge“ 7″
Prank 010 Uutuus „Everything’s Shit“ 7″
Prank 011-Damad-„Rise and Fall“ LP  / CD
Prank 012 – Word Salad „Specimen“ 7″
Prank 013-His Hero is Gone „15 Counts Of Arson“ LP/ CD
Prank 014- Hail Mary „Glorious Morning“ 7″
Prank 015- Deathreat „Runs Dry“ 7″
Prank 016-His Hero is Gone „Monuments To Thieves“-LP/CD
Prank  017- In/Humanity „The History Behind the Mystery“ LP+7″
Prank 018-Svart Sno „Smock n Roll“ LP
Prank 019 – Deaththreat / Talk Is Poison 7″
Prank 020 – Talk Is Poison „Straight To Hell“ 7″
Prank 021-Word Salad „Electric Funeral“ 7″
Prank 022-.fuckingcom-7″
Prank 023 -Talk Is Poison „Straight To Hell“ CD
Prank 024- Totalitar „Klas Inte Ras“ 7″
Prank 025-Initial State „Abort the Soul“ LP/CD
Prank 026-Word Salad-„Deathmarch 2000 LP/CD
Prank 027- Totalitar „Sin Egen Motstandare“ LP / CD
Prank 028 -Health Hazard/Suffer-CD
Prank 029-Smash Your Face „Light times, Loose times“ 7″
Prank 030- Damad „Burning Cold“ CD
Prank 031 – Talk Is Poison „Control“ 7″
Prank 032 – In/Humanity „Your Future Lies Smoldering At the Foot Of The Robots“ 7″
Prank 033-Guyana Punch Line „Maximum Smashism“ LP
Prank 034-Antischism „Still Life“ LP / CD
Prank 035-Artimus Pyle „Civil Dead“ LP  / CD
Prank 036- In/Humanity „“Violent Resignation: The Great American Teenage Suicide Rebellion“ CD
Prank 037 – Crow „Neurotic Organization“ 7″
Prank 038 – Avskum „In The Spirit Of Mass destruction“ LP/CD
Prank 039- Totalitar “ Ni Maste Bort!“ LP/ CD
Prank 040 ( Unreleased Septic Death Discography LP/CD „Chumoku“)
Prank 041-Guyana Punch Line „Irritainment“ LP/CD
Prank 042-N.O.T.A.-Live at the Crystal Pistol LP/CD
Prank 043 – Artimus Pyle „Cold Cold Earth“ 7″
Prank 044-Scrotum Grinder- „the Greatest Sonic Abomination Ever“ LP/CD
Prank 045- Burst „Conquest: Writhe“ CD
Prank 046- Dropdead/Totalitar 7″ / CD-EP
Prank 047- Antischism „S/T discography“ CD/2XLP
Prank 048 – Kylesa “ Point of Stillness / Judgement Day“ 7″
Prank 049 – ( Unreleased / Cancelled CD Sampler „Great prank Hits“)
Prank 049.5 – Born/ „24 Hostages“ 7″ re-press
Prank 050- Kylesa LP/CD
Prank 051 – Jabara „Why We wish“ 12″
Prank 052- World Burns to Death „Human Meat Tossed to The Dogs of War“7“
Prank 053 -Sunday Morning Einsteins „Svensk Mangel“ 7″
Prank 054 – Avskum „Crucified By The System“ 7″( re-issue)
Prank 055 – Artimus Pyle „Fortress“ 7″
Prank 056 – Grimple „Up Your Ass“ CD Prank 057 Grimple “ Phil“ 7″
Prank 057 – Grimple „Phil“ 7″
Prank 058 -Born Against “ Nine Patriotic Hymns For Children“ LP
Prank 059 -Born Against “ Battle Hymns of the Race War“ LP
Prank 060 -Born Against „Rebel Sound Of Shit And Failure“ LP
Prank 061 Shikabane „How Do You Live?“ LP
Prank 062: World Burns to Death „The Art Of Self Destrcution“ 7″
Prank 063: Crow / Artimus Pyle 7″
Prank 064- Avskum „Punkista!“ LP/ CD Prank 065- Kylesa „No Ending/110 Heat index“ 7″
Prank 065: Kylesa „110 Degree Heat Index / No Ending“ 7″ / CD-EP
Prank 066: Guyana Punch Line „Direkt Aktion“ LP/CD
Prank 067- Sunday Morning Einsteins „Kangnave LP /CD
Prank 068- Signal Lost „Children Of The Wasteland“ LP /CD
Prank 069- Artimus Pyle „Fucked From Birth“ LP/CD
Prank 070- Born/Dead „Our Darkest Fears Now Haunt Us“ LP / CD
Prank 071: Paintbox „Cry Of The Sheeps“ 7″
Prank 072: (unreleased)
Prank 073: Born/Dead „5-song Limited Tour EP“ 12″
Prank 074- Born/Dead „Repetition / Fear“ 7″
Prank 075- Desolation LP/CD
Prank 076- Bury The Living „All The News That’s Fit To Scream“ LP / CD
Prank 077- Signal Lost „You’ll Never Get Us Down Again“ 7″
Prank  078: Crow „Sacrifice For The Vicious Dominant And Bloodshed Justice“ 7″
Prank  079: Sunday Morning Einsteins „Sunday Morning Tour E.P.“ 7″
Prank  080: Crow „Bloody Tear“ LP/CD
Prank  081: Totalitar „Vi Ar Eliten“ LP/CD
Prank  081.5 Totalitar „Vi Ar Eliten Bonus EP“ 1-sided 7
Prank 082- PESD „Politikarepoizonekurvae“ LP
Prank  083: SUNDAY MORNING EINSTEINS „Sannigen Om Sunday Morning Einsteins“ LP
Prank 084- Born/Dead Endless War: Repetition CD
Prank  085: Artimus Pyle / Sunday Morning Einsteins split 7″ (unreleased)
Prank 086 Signal Lost „Prosthetic Screams“ LP/CD
Prank 088 Acursed „Tunnnlen I Ljusets Slut“ LP/CD
Prank 089: World Burns To Death  „Cease To Exist“ DVD
Prank 090 Talk Is Poison „Condensed Humanity: The Prank Ep’s“ LP
Prank 091 Christ On Parade „Sounds Of Nature“ LP
Prank 092 Iron Lung „Sexless//No Sex“ LP/CD
Prank 093 Born/Dead „The Final Collapse“ LP /CD
Prank 094 Signal Lost / Protess Split 7″ Prank 095 Paintbox „singing shouting Crying“ LP
Prank 095: Paintbox „Singing Shouting Crying“ LP
Prank 096: Paintbox “ Earth Ball Sports Tournament“ LP
Prank 097 Avskum „Uppror Underifran“ LP/CD
Prank 098 Christ On Parade „Loud And Live! LP/CD
Prank 099 World Burns To Death “ The Graveyard of Utopia“ LP
Prank 100 Gauze „“Binbou Yusuri No Rizumu Ni Notte “ LP
Prank 101: Crow „Flock Of Beast“ 7″
Prank 102: Acephalix „S/t“ 7″
Prank 103: Judgement „Just Be“ 7″
Prank 104: Paintbox „Relicts“ LP
Prank 105: Paintbox „Trip Trance and Travelling“ 2xLP
Prank 106: Morpheme 7″
Prank 107: Desolation „Rest In Panic“  7″
Prank 108 Avskum 1982 Demo 7″
Prank 109 Avskum „Folk Som Har Sanger Kan Inte Do“ 7″
Prank 110 Acephalix 7″
Prank 111 Ice Nine „Nobody’s Son“ 7″
Prank 112 Crow „Beating of the Wings of Destruction“ 12″ Picture disc
Prank 113 Crow 7″
Prank 114 Slang / World Burns To Death 7″
Prank 115 V/A – Nagoya City Hardcore LP
Prank 116 Iron Lung „Life Iron Lung Death“ LP
Prank 117 Slang „Life Made Me Hardcore“ LP
Prank 118 No Statik „We All Die In The End“ 12″
Prank 119 Merdoso 7″
Prank 120 Smash Detox 7″
Prank 121 The Born Uglies „Pictures of Starving Babies Sell Records“ 7″
Prank 122 No Statik “ No Hospice“ 7″
Prank 123 Asta Kask Box Set 7″ ( Unreleased, out fall 2013)
Prank 124 Asta Kask Box Set 7″ ( Unreleased, out fall 2013)
Prank 125 Asta Kask Box Set 7″ ( Unreleased, out fall 2013)
Prank 126 – Asta Kask „Med Is I magen“ 12″
Prank 127 – Asta Kask Box Set 7″  ( Unreleased, out fall 2013)
Prank 128 – Asta Kask „Aldrig En Lp“ LP
Prank 129 – Asta Kask Box Set 7″  ( Unreleased, out fall 2013)
Prank 130 – Asta Kask „En For Alla, Ingen For Nan“ LP
Prank 131 – Martyrdod „Sekt“ LP
Prank 132 – Reality Crisis „Not Bound By The Past, We Live In The present“ LP
Prank 133 – No Statik „Everywhere You Aren’t Looking“ LP
Prank 134 – Forward „Just Go Forward To Death“ LP
Prank 135 – Forward “ What’s The Meaning Of Love“ LP
Prank 136 – Forward „War Nuke And Death Sentence“ LP
Prank 137 – Effluxus „Devoid“ 7″
Prank 138 – Iron Lung White GLove Test CD
Prank 139 – Heratys “ Naen Punaista“ EP
Prank 140 – Slang “ GLory Outshines Doom“ LP  (out summer 2013)
Prank 141 – Replica S/T 7″
Prank 142 – Bumbklaatt „Luctus“ LP ( Out summer 2013)

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