Mai 20th, 2020

POWERTRIP RECORDS (#176, 2016)

Posted in interview by Thorsten

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich vor vielen Jahren mal bei Hannes in der Dresdner Johannstadt war, um mir eine bei ihm georderte Platte abzuholen. Überall standen Kartons voll von Platten, Shirts und Flyern, die Wände waren voller Poster und auf dem Plattenteller lag „Threes“ von Sparta. Hannes hatte eben sein eigenes Label ins Leben gerufen, welches auf den Namen Powertrip Records hört, und brachte Releases von Hardcore-Truppen wie Built On Trust, Light It Up, Feeding Time oder Straight Hate heraus. Auch meine damalige Band cllhn hatte das Glück, die erste EP über Powertrip an den Start zu bringen, und wir waren froh, dass Hannes eine Schnellkopierstation hatte, mit der er gleichzeitig acht Tapes überspielen konnte. Viele Jahre sind seitdem vergangen, cllhn ist längst Geschichte, wir wohnen beide nicht mehr in Dresden und haben uns nur noch sporadisch auf irgendwelchen Shows in Sachsen gesehen. Und auch wenn ansonsten kein Kontakt mehr zwischen uns bestand, so habe ich doch mit Freude sehen können, wie Powertrip Records kontinuierlich releaste und dabei vor allen Dingen echte Perlen im Roster hatte, die zu Recht auch über lokale Szenegrenzen hinweg ein größeres Publikum erreichten – man denke an Wolf Down, Light It Up oder Coldburn. Hannes bewies nicht nur ein gutes Näschen für starke Bands, sondern schien vor allem eins zu haben: eine Menge Durchhaltevermögen. Denn während viele Labels nicht selten Eintagsfliegen sind und nach wenigen Releases im Nirwana verschwinden, gibt es nur wenige Label-Betreiber, die die Sache zum einen am Laufen halten, zum anderen aber auch eine gewisse Professionalität an den Tag legen, die das sinnvolle Supporten von guten Bands ermöglicht – und dazu gehört auch Hannes mit Powertrip Records. Und bevor ich hier schon zu viel erzähle, soll Hannes, der sich musikalisch irgendwo zwischen Cro-Mags, Type-O-Negative, Nas und Biggy einordnen lässt und zum Hardcore kam, als er mit 17 erste Konzerte in Nünchritz und Leisnig besuchte und damals mit Freunden in deren Proberaum abhing, wo viel Metal à la Metallica, aber eben auch Madball lief, nun zu Wort kommen – Bühne frei!

Hannes, wann genau hast du Powertrip Records ins Leben gerufen? Und mit welcher Intention?

Gegründet wurde Powertrip Records im Dezember 2007. Es gab zu der Zeit nicht viele kleine Labels, aber viele kleine Bands in unserer Gegend. Außerdem hatte ich zu der Zeit seit zwei Jahren den Distro von Shark Men Records weitergemacht und hatte Bock, was Eigenes zu machen. Band kam nicht in Frage, da ich kein Instrument spielen kann, Zines gab es reichlich und da war für mich das Label das Projekt, was mich am meisten gejuckt hat. Ich wollte gern was mit Musik machen, irgendwie mit Bands zusammenarbeiten und dabei besonders zu Beginn Bands von Freunden supporten, die sonst kein Label gefunden hätten.

Und wie bist du auf den Namen gekommen?

Ich habe damals gerade sehr viel die LP „Powertrip“ von Nothing Done gehört – so einfach. Ich fand es ein starkes Wort, wollte laute und harte Musik rausbringen. Powertrip spiegelt das ganz gut wieder – und auch das man sein Scheiß durchsetzt.

Welches war das erste Release und wie kam es dazu?

Das erste Release war die 2nd Press des Demotapes von „The Weight“ aus Forst. Die erste Edition war super schnell weg und ich hatte einfach Bock. Die Jungs haben mir dann das Go gegeben und ich habe die Tapes zuhause überspielt.

Und auf welches Release bist du besonders stolz? Und warum?

Das ist die „My Body is a Cage“ 7” von Deal With It. Irgendwann hatte ich in der Chemo in Dresden mal eine Show mit Deal With It und Cornered gemacht und da hatte ich ein längeres Gespräch mit Mike von Deal With It, bei dem wir quasi per Handschlag abgemacht haben, mal eine 7“ oder so zu machen. Die hatten da gerade ihre ersten Longplayer herausgebracht. Über die nächsten Jahre war dann der Kontakt immer weniger geworden und dann hieß es auch, sie lösen sich auf. Dann habe ich Mike noch einmal geschrieben und ihm gesagt, wie schade es ist, dass wir die Platte nie gemacht haben. Daraufhin meinte er, sie hätten noch diesen einen Song. Drei Wochen später waren Platten auf dem Weg nach England und ich hatte die Hilfe vieler Leute. Eine Bekannte hat die Platten glaube ich in einem Koffer mit auf die Show genommen, die Cover wurden über zwei Nachmittage bzw. Nächte in einer Mini-Werkstatt in Leipzig gedruckt und die Platten kamen super schnell – damals ging das noch – vom Bieber, der Flight13 macht. Deal With It wird für mich wohl immer eine der besten Bands bleiben, die es in Europa im Hardcore gegeben hat. Aber im Grunde bin ich mit jeder Platte, die ich gemacht habe „glücklich“ – ich finde Stolz irgendwie ein blödes Wort.

Wie findet eigentlich die Auswahl der Bands bei dir statt?

In erster Linie schaue ich, ob mir der Kram, den die Band macht, gefällt. Dann checke ich, wie die Leute in der Band selber hinter ihrem Projekt stehen, und dann überlege ich, ob sich andere dafür interessieren könnten.

Gibt es einen roten Faden, den die Bands miteinander verbindet?

Soundmäßig nicht, im Auftreten nicht – ich schaue, dass ich mir „nette“ Leute suche bzw. Bands aufnehme, wo coole bzw. nette Leute spielen. Wenn ich manchmal beobachte, wie die Mitglieder der einzelnen Bands miteinander umgehen, finde ich es richtig gut. Wenn die sich teilweise zum ersten Mal sehen, gibt’s eine Art Family-Vibe. Alle kommen super miteinander aus und die Stimmung ist ausgelassen. Kein Plan, aber ich versuche mit Bands zu arbeiten, die meiner Meinung nach in dem was sie machen richtig gut sind. Da ist es mir nicht so wichtig, ob es eher stoner ist oder oldschooliger zugeht, Hauptsache authentisch und gut.

Aber ein gewisser Sound scheint schon vorrangig: metallischer Hardcore, der nicht selten an Madball erinnert und viel Mosh parat hat. Das scheint schon dein favorisierter Sound zu sein oder?

Naja ich würde ganz grob sagen, dass der NYC-Sound immer irgendwo drin ist. Du kannst, wenn du willst, etwas Cro-Mags in den älteren Songs von Demonwomb hören, Leeway in den Songs von Hollow Truth und Killing Time oder Madball in den Tracks von Gone To Waste. Also am Ende hast du Recht, grooviger, moshiger Sound ist es dann halt meistens.

Was sind so die Haupterkenntnisse, die du als Labelbetreiber bisher hattest?

Naja das ist schwierig. Ich denke es gibt viele Aha-Effekte, wenn man mit „größeren“ Bands zu tun hat und merkt, wie der Laden läuft, sobald Leute als Manager auftreten – dann wird’s richtig beschissen. Jeder fängt an, den Bands Honig ums Maul zu schmieren, und will sie melken, Labels werden gewechselt, aber dabei ändert sich für die Band nix. Nur der Manager verdient noch mehr und das Label, was die kleine Band mal groß gemacht hat, kann scheißen gehen!

Schaust du deshalb eher nach unbekannten Bands und lässt die Finger von größeren oder versuchst du auch an größere Bands zu kommen?

Nein, ich versuche einfach die Bands zu pushen, die Potential haben – egal ob klein oder auch schon „mittelgroß“. Dabei versuche ich immer professioneller zu werden, um denen auch was bieten zu können. Wenn eine größere Band anfragt, werde ich sie nicht wegschicken, ich muss nur quasi mit den größeren Labels mithalten. Und bevor ich nach großen Bands suche und versuche sie an mich zu binden, steht für mich das Pushen meiner eigenen „mittelgroßen“ Bands im Vordergrund.

Was denkst du, wissen die Leute am wenigsten über das Betreiben eines Labels?

Es ist sau-viel Arbeit und kostet alles in allem sau-viel Geld und Zeit. Es ist aber mega-geil, wenn man sich reinhängt und die Band mit meiner Arbeit zufrieden ist. Besonders wenn Bands ihre Platte, die auf PTR erschienen ist, mit einer vergleichen, die auf einem anderen Label draußen ist, z.B. wesentlich größeres Ami-Label und riesig gehypte Ami-Band, und dann feststellen, dass sowohl ihr Cover wesentlich geiler gemacht ist und sich besser anfasst und auch das Vinyl schicker ist, etwas dicker oder was weiß ich. Ich achte auf viele Details und bekomme von den Bands auch ein gutes Feedback dafür.

Apropos Details: Welche Sachen sind dir am wichtigsten? Und designst du auch selber Cover, Inlays, Shirts und Ähnliches? Oder machen das die Bands oft selber?

Mir wichtige Details sind welches Papier für das Cover verwendet wird und ob die Vinyl-Farbe zum Artwork passt und solche Sachen. Ich layoute nur die Labels und ab und an auch mal Bandshirts. Die meisten Artworks überlasse ich den Bands, denn sonst würde alles ähnlich sein und ich möchte, dass jede Band ihren Stil beibehält. Wenn ich allerdings beim Layout helfen soll oder kann, mache ich das natürlich auch.

Du hast eben erwähnt, dass die Platten damals schneller produziert wurden. Merkst du, dass Vinyl gerade so gehypt wird und die ganzen Majors mit Aufträgen zu Re-Releases von alten Scheiben die Presswerke überschütten? Steigen dadurch eigentlich auch die Preise für dich? Und wie denkst du über diesen ganzen Vinyl-Hype?

Die Produktionszeiten haben sich für mich verdoppelt. In diversen Presswerken musst du als Neukunde zurzeit acht Monate warten und die Produktionszeiten bewegen sich bei etwa 12 bis 16 Wochen oder länger. Wenn dann noch die GEMA überfordert ist, die Freistellungsbescheinigung auszustellen, und das Presswerk die fertigen Platten nicht ausliefert, dann schaust du schnell in die Röhre. Das Problem am Vinyl-Hype ist für die Presswerke, dass sie auf Verschleiß fahren und es keine Ersatzteile gibt. Alle Maschinen, die zurzeit produzieren, sind aus den 50ern oder älter. Wenn da was kaputt geht, verschiebt sich die Auslieferung mal schnell um ein oder zwei Wochen. Und die Labels, die schon immer Vinyl gemacht haben aus dem Indie-, Punk-, Metal- oder Electro-Bereich kommen nicht gegen die finanzielle Macht der Majors an, die zur Not auch mal ganze Produktionslinien kaufen, damit sie ihre 10. Limited Edition auf 10.000 Stück für irgendwas pressen können.

Ok, ja nicht so schön. Ich habe mir mal deinen Online Store angesehen, du hast neben den Releases recht viele Klamotten am Start, sowohl von PTR als auch von deinen Bands – wie kommt es dazu?

Naja ich sehe mich als Repräsentanten von allen Bands, die auf Powertrip Records sind. Dazu gehört, dass ich neben Platten auch Merch mit deren Logo anbiete. Bei über zehn Bands und meinen eigenen „Klamotten“ häuft sich da doch ganz schön was an! Und es bringt natürlich Kohle, allerdings wandert das alles in einen Topf, woraus später neue Projekte realisiert werden – die kosten meist viel Geld.

Und versuchst du generell von der ganzen Label-Sache leben zu können?

Ich verbringe ziemlich viel Zeit damit und ich mache noch ein paar andere Sachen als das Label bzw. bringe ich mit dem Label nicht nur Platten raus. Ich kümmere mich z.B. um die Herstellung von Tonträgern für Dritte, helfe bei diversen Veranstaltern aus und bekoche Bands und Publikum bei Konzerten. Und im Großen und Ganzen versuche ich mir daraus die Grundlage für mein Leben zu schaffen.

Verändert der Umstand, dass du versuchst, davon zu leben, etwas an deiner Label-Arbeit? Wie sehr bestimmt der Gedanke „Wird sich verkaufen oder wird sich nicht verkaufen“ die Auswahl der Releases?

Da ich schon drei oder vier Releases gemacht habe, bei denen sich die Bands direkt vor oder nach der Veröffentlichung aufgelöst haben, und fünf bis sieben Releases, bei denen die Bands kaum Touren spielen und selten Festivals oder Shows, muss ich schon überlegen, wem ich mein Geld gebe bzw. in wen ich es investiere. Ich bin zum einen nicht nur für mich verantwortlich, ich habe noch ein Kind, sondern zum anderen bin ich auch meinen Bands verpflichtet. Wenn zwei Platten mega-gut laufen, kann man sicher drei oder vier schlecht laufende Platten abfangen. Allerding ist es dann schwierig, den Bands, die gut verkaufen, zu erklären, dass es trotzdem keine Kohle für Promo, Video-Produktion, Tour-Support oder Studio- bzw. Masterzuschüsse gibt. Also bin ich auf vielen Ebenen dafür verantwortlich, dass es läuft. Da kann ich mir selten leisten, auf Teufel komm raus Sachen rauszubringen, nur weil ich sie geil finde und drauf scheiße, ob andere die auch kaufen würden.

Kommen wir mal auf andere Labels zu sprechen. Ich sehe manchmal Releases mit vier verschiedenen Labels drauf, von denen einige nicht einmal eine Homepage haben oder im Internet zu finden sind – wie siehst du das, dass quasi jeder und seine Mutter ein „eigenes Label“ aufmacht?

Ich finde solche Sachen aus Label-Perspektive cool und scheiße. Cool, weil es weniger kostet und man weniger Platten „loswerden“ muss, und scheiße, weil man nicht selber entscheiden kann, was wie gemacht wird bzw. neben der Band noch mit drei anderen Parteien darüber reden muss oder von der Band alles bestimmt wird. Ich achte auf viele Details und diese kommen dann zu oft zu kurz. Mir ist aber generell egal, wer alles welches Label macht. Wenn sie ihren Job cool machen, werden sie hoffentlich eine Weile existieren und coole Sachen machen. Wenn nicht, erledigt sich die Sache meistens von selber. Für die Bands ist es auch gut, da Labels um die „guten“ Bands konkurrieren und sie so bessere „Deals“ bekommen können.

Siehst du das oft, dass Labels nur sehr kurz existieren und dann wieder wegbrechen?

Naja was ist kurz? Manche Labels schaffen in zwei Jahren zwölf Releases und geben dann auf oder „fusionieren“ mit anderen. Manche bringen in fünf Jahren zehn Releases und machen dann irgendwann aller paar Jahre mal eine Platte oder lassen es einschlafen. Also kurz bzw. lang ist eher relativ.

Gibt es allgemein viel Austausch zwischen Labels? Hilft man sich, gibt es da eine Community? Und arbeitest du konkret mit anderen Labels zusammen?

Ja, es gibt sicher Austausch. Ich kenne mittlerweile auch viele Leute, die Labels machen, und ab und zu treffe ich auch Leute auf Shows oder stehe mit ihnen per Facebook in Kontakt. Ich helfe auch wo ich kann und habe auch schon viel Hilfe bekommen, allerdings muss ich auch schauen, wie weit ich helfen kann und ab wann ich mir damit ins eigene Fleisch schneide. Ich tausche auch mit vielen Platten und arbeite ab und zu mit anderen Labels zusammen, aber eher nur mit einem anderen Label wenn eine Split ansteht. Sonst versuche ich alles selber zu machen, um meine Vorstellungen durchzusetzen.

Wie kam es eigentlich zur Repress der beiden Guns Up-Platten? Wie fandest du ihre Reunion und die Shows?

1917 Records ist ja seit einigen Jahren quasi nicht existent und die Guns Up-Platten sind alle out of print und schwer verfügbar. Ich find Reunions an und für sich ok, selbst wenn eine Band nach fast zehn Jahren „Pause“ wieder anfängt, regelmäßig zu touren, neue Platten zu machen und alles. Die Shows von Guns Up fand ich gut, ich habe sie in Lichtenstein und beim New Noise gesehen. Ich hatte den Sänger von Guns Up angeschrieben und der hat mich mit Riley von 1917 Records zusammengebracht und dann haben wir alles besprochen.

Was stehen so für interessante Sachen demnächst an?

Demnächst erscheinen eine Split von Soulground und Tides Denied sowie Longplayer von Rooftops aus Russland, Bluesbreaker aus der Ukraine und Slander aus Italien. Zudem schaue ich, wann Gone To Waste und Dull Eyes mal wieder was Neues machen. Und dann gibt’s noch paar andere Eisen, die ich im Feuer habe, die allerdings noch zu unsicher sind, um sie an die große Glocke zu hängen.

Ok, da sind ja einige Bands aus anderen Ländern dabei. Wie hast du die entdeckt? Und checkst du auch, wie die Bands aus anderen Ländern in ihrer Szene aktiv und relevant sind?

Ich finde diese Bands meistens über Bekannte, andere Bands oder wenn ich sie mir anhöre und irgendwann mal treffe. Hollow Truth haben mich z.B. mit ihrem Demo angeschrieben und ich war direkt angefixt. Auf einer Show im AZ Conni in Dresden habe ich den Mikha von Sike und Bluesbreaker kennengelernt und wir waren lange sporadisch via Facebook in Kontakt, der wiederum kennt die Jungs von Rooftops und ich höre die Platten auf Bandcamp hoch und runter. Außerdem spielt eben auch eine Einbindung in die jeweils lokale Szene eine große Rolle. Der Sänger von Cold Reality aus Budapest macht dort Konzerte. Hollow Truth sind in Belfast und Dublin in Konzert-Crews. Rooftops sind bei einem „Musikhaus“ involviert und realisieren dort Videoprojekte etc. Ich versuche mich „international aufzustellen“ und mit Leuten zusammenzuarbeiten, die sich in ihrem Home-Areal weiter in die Szene einbringen als mit ihrer Band und noch auf anderen Feldern aktiv sind, sowas bringt große Vorteile und man kann sich weit vernetzen.

Da du ja selber auch Shows veranstaltest: Wann gibt es die erste Powertrip Records Label Party?

Da sprichst du was an. Dieses Jahr wird’s vom 27.12.15 bis zum 02.01.16 eine Showcase-Tour geben. Details werden bald bekannt gegeben! Das werden Shows sein, bei denen nur Powertrip Bands spielen. 2017 wird’s dann ein größeres Konzert oder Festival geben.

Und kommen wir noch kurz auf deinen aktuellen Wohnort Leipzig zu sprechen: Wie ist da grad so die Szene unterwegs? Gibt es viele Bands und Locations gerade, die was machen? Was ist hot, was not?

Es ist schwer da was Konkretes auszumachen. Es gibt die üblichen Probleme, große und eigentlich unabhängige Venues haben teils horrende Preise, die kleinen Venues sind oft übervoll und wenn du was veranstalten willst, findest du oft keine Venue, weil die kleinen wie Zoro, Liwi, Atari und andere nur wenige Shows im Monat machen. Zudem gibt es auf den meisten regulären Venues feste Strukturen. Da kann man sich schlecht einzecken und intensiv kann ich mich nicht einbringen, da fehlt mir einfach die Zeit. Ansonsten gibt’s grad viele aktive Kids, neue Bands wie Drux zum Beispiel und Leute, die in Projekten aktiv sind, die aus Leuten von überall her bestehen, z.B. Night Force. Alles in allem finde ich die Szene hier gerade ganz cool, viele Kids kümmern sich und es gibt sogar eine Handvoll Kids, die auch mal aus ihrer Komfortzone zu Shows von außerhalb kommen. Ich habe aber eh mehr Kontakt zu den Leuten 30plus und da gibt’s auch ganz angenehme Zeitgenossen, die schon sehr lange aktiv sind.

Was genau meinst du mit feste Strukturen, in die man schlecht hineinkommt? Gibt es da eine Art Konsortium, die die Shows in den Läden organisieren?

Ja in den meisten Laden gibt es ein Plenum, wenn man dort nicht „gut genug“ erklärt wieso genau in dem Laden etwas stattfinden soll, hat man schlechte Karten. In anderen Läden kann man mit seiner Veranstaltungsidee hinkommen, macht den Großteil der Planung, das Booking und die Koordination am Abend allein, aber der eigentliche Veranstalter ist trotzdem der Laden. Es gibt nur sehr wenige Venues, wo du einfach hingehen kannst, nach dem Termin fragst und den dann einfach bekommst.

Und was meinst du mit „gut genug“?

In den selbstverwalteten Sachen wie Zoro oder Liwi müssen diverse Ansprüche erfüllt sein, sei es politisch, gender und natürlich auch musikalisch. Wenn das denen nicht passt, kannst du gehen, z.B. wenn es zu prollig ist. Aber meine Bands wurden bisher noch nicht direkt abgelehnt oder so, da ich selber auch hohe Standards habe, was Texte und so angeht.

Hat Powertrip Records auch eine politische Komponente?

Ich versuche immer, auch ein paar Botschaften zu streuen und meine Reichweite für politische Themen zu nutzen. So mache ich bald mit dem xclusivx Zine eine Kollabo, sprich Refugees Welcome Shirts, um Geld für den Refugee Rechtshilfe Fond zu sammeln.

Hast du sonst noch ein Thema, was du ansprechen möchtest?

An sich habe ich ja schon viel gesagt, aber was mir noch wichtig ist: Geht zu kleinen Shows, unterstützt Bands und Labels lieber direkt als über Mailorder. Yo und startet Bands, macht Konzerte und bringt Zines raus, macht von mir aus ein Label – es steckt hinter all dem mega-viel Arbeit und Zeit und das Geld wird nur so durch eure Finger rinnen!

Out Now:
PTR 039 Mental Refuse „Demo“ 7”
PTR 040 Guns Up „2002-2007“ 2xLP
PTR 041 World Weary „Life As We Know It“ 7”

Out Soon:
PTR 042 Slander „The Rush“ 12”
PTR 043 Soulground/ Tides Denied „Split“ 12”
PTR 044 Peace Of Mind „s/t“ 7”
PTR 045 Lowest Creature 7”

www.powertriprecords.com

Interview: Lars Schubach

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