März 27th, 2021

Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten – Universale Werte für das 21. Jahrhundert, Markus Gabriel

Posted in bücher by Dolf

Ullstein, Friedrichstraße 126, 10117 Berlin, www.ullstein-buchverlage.de

Philosophen scheint es ja wie Sand am Meer zu geben, wenn man sich mal damit beschäftigt. Ein – für mich – neuer ist Markus Gabriel (Er ist natürlich nicht „neu“ vielmehr hat er seit 2006 bereits viele Bücher und anderes veröffentlicht). In dem vorliegenden Band erklärt er einen dringend benötigten moralischen Fortschritt der Menschheit und liefert auch gleich philosophisch begründete Argumente für einige moralische Grundregeln. Im großen und ganzen ist das inhaltlich zum einen alles nichts neues, zum anderen aber beschreibt er oftmals sehr gut warum es so sein muss und das es moralische Tatsachen gibt. Ich finde das gut und finde auch das er es gut begründet, aber ich bin auch kein Akademiker.

Denn es ist davon auszugehen das ihm hier einige widersprechen werden. Und was auch mir als Laien aufgefallen ist, der Autor will auf jeden Fall recht haben und dazu gleich eine Art philosophisches Handbuch für jeden und alle Zeit liefern, das kann auch ein wenig nerven. Aber, wie gesagt – tut es nicht wirklich, weil er eben, bei mir, offenen Türen einrennt. Denn das wir aufhören müssen so zu leben wie das die meisten immer noch tun, das wir Menschen und andere Lebewesen anders behandeln müssen, das wir unseren Konsum und unsere Werte anpassen müssen, das wir immer den gleichen Maßstab anlegen müssen. Das steht ja schon lange fest. Mir gefällt es gut wie Gabriel das hier auf philosophisches Niveau hievt und es damit auf eine Weise manifestiert wie es einfache Forderungen eben nicht können. Das ist prima und notwendig und dabei liest es sich auch verständlich. Und die Idee das es „nicht verhandelbare, universale Grundwerte gibt, die für alle Menschen gelten.“ ist auch richtig. Ob diese von Gabriel definierten Grundwerte aber dann in Zukunft von allen Menschen auch in Taten umgesetzt werden können wage ich zu bezweifeln. Denn neben dem was dieses Buch leistet, erwartet der Autor auch das Menschen supramegan denken, nämlich das wenn man (in diesem Fall er) ihnen erklärt warum sie etwas tun oder unterlassen sollen und dies auch logisch begründen kann, sie dies dann auch tun. Leider ist dem nicht so, weil es eben nicht ausreicht gute Gründe herauszuarbeiten warum Menschen sich moralisch fortschrittlich verhalten sollen. Dies ist das große Problem der Vergangenheit und wird uns auch in Zukunft noch erhalten bleiben, auf Dauer und auf lange Sicht. Trotzdem, Bücher wie das vorliegende machen Mut, weil man sieht das auch andere Menschen die richtigen Gedanken denken und man hoffen kann das sie damit, jene, welche noch zu erreichen sind, auch erreichen und zu einer Änderung ihres Tuns bewegen könnte. Und es ist natürlich zu hoffen das der Autor genau dies was er hier aufschreibt auch selbst lebt und nicht nur ein Mahner und Denker ist, der das eine sagt und das andere tut. Aber dies nur am Rande. Bei genauer Betrachtung fordert Gabriel hier oftmals sehr viel von der Gesellschaft, einige dieser Forderungen würden – wenn man sie beim Wort nimmt – einen Aufschrei bei vielen auslösen („es gibt keine jüdisch-christlichen Werte“) was verständlich ist, aber eben bei genauer Betrachtung nicht richtig. Und es ist sicher auch an der Zeit von der falschen Identitätspolitik zu einer besseren Differenzpolitik zu kommen. Und ja, „Kinder schlagen war noch nie gut, auch nicht 1880“. Solches wollen viele Menschen nicht hören (was man auch an den vielen negativen Rezensionen im Netz erkennen kann), aber es handelt sich eben um Tatsachen und die kommen bei vielen nicht gut an. Ich finde es super das ich noch einen guten Autor „kennenlernen“ durfte und kann das Buch auf jeden Fall empfehlen. 368 Seiten, gebunden, 22,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3550081941

[Trust # 206 Februar 2021]

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