Mai 18th, 2020

Monte Paradiso Festival aus #151, 2011

Posted in interview by Jan

Am Freitag 14.05.2010 hatten wir die Kroaten von NULLA OSTA, die Slowenen ANAEROBA und die Schwaben (Schwobe-Säckel, haha) MURDER DISCO X bei uns zu Gast. Mico von Nulla Osta der Mitorganisator des Monte Paradiso Festivals in Pula/Kroatien ist, teilte uns mit, wir könnten dieses Jahr auf besagtem Open Air spielen. Ich brauche eigentlich nicht zu erwähnen, daß wir (alle um die 40 rumkrebselden alte Säcke ) uns freuten wie kleine Kinder, aber ich tue es trotzdem. Hah, unsere kleine Scheißband, endlich auf einem Open-Air. Das wir daß noch erleben dürfen. Das ganze soll bedeuten, die Vorfreude war riesig.

Micha, unser Gitarrist, ist seit Jahren mit einer Kroatin verheiratet, und verbringt seitdem den Sommer in Kroatien bei seiner Verwandschaft. Und ich verbringe mit meiner Familie ebenfalls meine deutsche Auszeit im Land des OZUJSKO, RAKIJA, CEVAPE Handgranaten und dem leckersten Gemüse, das so frisch und authentisch schmeckt, wie es hier in Deutschland nicht vom besten Bio Bauern schmeckt. Aber das ist ein anderes Thema.

Also, auf Grund der 3 monatigen Vorlaufphase zwei Flüge Stuttgart-Zagreb für Tom (Drummer) und Rostie (Bassist) zu 115.- pro Person gebucht. Wer das jetzt UNPUNK-politisch unkorrekt findet, darf gleich weiterblättern.

Da ich von den OSTAS wusste, daß im Süden Europas generell weniger Vinyl gefragt ist, entschloss ich mich die 3 Monate zu nutzen, und alles jemals von uns auf Vinyl gepresstes, auf eine richtige CD pressen zu lassen. Desweiteren noch kurzfristig die neue Split LP der OSTAS mit den Schweden Crusties von AGGRENATION rauszuballern. Und dann zu guter letzt noch ein spezielles MONTE PARADISO CORROSIVE Shirt, weil MURDER DISCO X damit vergangenes Jahr gute Erfahrungen gemacht hatten. So vergingen die 3 Monate wie im Fluge, und ich fand mich Anfang August, eine Woche vor dem Festival, mit meiner Familie in einem Randort (jau, ne Tourisiedlung) von Pula wieder.

Auf der Hinfahrt fuhr irgendwo in Österreich ein Auto neben uns im zähfliessenden Verkehr, wo übergroß NO FUTURE auf dem Kofferraum stand. Scheiben runter, „Ey MONTE PARADISO?“ „Nö, komme gerade aus der Tschechei vom PLAY FAST, OR DON´T, aber MP geiles Festival, viel Spazz, ich muß ab morgen aber leider wieder schaffen.“

Angekommen in dem Vorort von Pula erkannte ich sofort, daß Mico und seine Mitorganisatoren ganze Arbeit geleistet hatten. Fast jeder Mülleimer, Ortskennzeichen-Rückseiten, Hinweistafeln,… waren beklebt mit dem 18th MONTE PARADISO Hardcore Punk Festival Plakat. Selbst mein 7 jähriger Sohn und meine 9 jährige geistig behinderte Tochter erkannten beim Spazieren: „Papa-Band -Mülleimer“. Zuerst dachte ich, vielleicht hätte ich Mico nicht vorab den Ort durchgeben sollen, wo wir pennen. Aber später habe ich gemerkt, daß es in allen Vor-Ortschaften von Pula und in Pula selbst genau so aussah. Plakat-War!!! Kostet ja keine Genehmigungsgebühren in Kroatien.

Am Freitag, dem Tag unseres Auftrittes, wartete ich ungeduldig auf den Anruf, um zu erfahren: „JAU, Micha hier, ich habe die zwei anderen gerade am Flughafen eingeladen und wir fahren nach Pula. Denn im Vorfeld hatte mir Mico via Mails geschrieben, daß sie schon mit einigen Bands Deals für das MP gemacht hatten, die dann aber nie in Kroatien aufgetaucht sind. Das hat dazu geführt, das mittlerweile auf dem MP jedes Jahr mehr wie die Hälfte der spielenden Bands vom Balkan sind, oder vom nahegelegenen nördlichen Italien.

Dann endlich Handygebimmel, ja sie sind kurz vor Pula. Auf Grund NAVI-Ausfalls, anschliessender etlicher persönlicher Telefonate mit keinem Ergebnis, zögerte sich das ganze dann doch noch mal 2 Stunden hin. Ronny, ein kroatischer Freund, der aus KRK herfuhr, und uns als Dolmetscher unterstützen wollte, war jedenfalls schon lange vor den anderen bei mir.

So fuhren wir dann alle gemeinsam mit meinem Sohn gegen 19 Uhr endlich zum Veranstaltungsort, der KARLO ROJC Kaserne. Nach dem durchlaufen etlicher auf dem Boden liegender, noch vom Vortag zerstörten Punks, spielten auch schon die genialen Brasilien Crusties SOCIAL CHAOS. Die hätten eigentlich schon am Abend vorher, im Club spielen sollen, waren aber da leider zu spät gekommen. Somit durften sie vor dem eigentlichen Festivalbeginn, noch einen Set runterballern. Geile Mucke, hätte sicherlich mehr Leuten gefallen, aber wer nicht kommt…

Egal, wir sind da! Aller herzlichster Empfang von Mico, mit fast schon an deutsche Genauigkeit erinnernde Anweisungen über den kompletten Festival-Ablauf. Die Übergabe der Freiexemplare der NULLA OSTA/AGGRENATION Split 12“ an Ihn, was war ich froh die zu diesem Event noch rechtzeitig fertig bekommen zu haben, war für Mico eher eine Nebensächlichkeit. Gut, Mico war Hauptorganisator, und im Endeffekt für den reibungslosen Ablauf des Festivals verantwortlich. Egal, OSTA Platte übergeben, wir sind da! Bandequipment hinter die Bühne gelegt, wo auch eine richtig kultige Bierzapfanlage stand. YAM,YAM…

In Ruhe dann vor der Bühne Merch Stand aufgebaut und danach die erste offizielle Band des Abends angeschaut, DECLARATION, eine kroatische Melodic / Fat Wreck / Bad Religion Band. Währendessen gleich erkannt, das M.D.X. Ralf Recht hatte, keiner kaufte Musik, aber innerhalb kürzester Zeit waren unsere Girlie Shirts ausverkauft, und auch der männliche Shirt Verkauf kam ins Rollen.

Dann war es auch schon Zeit für uns auf die größte (und auch höchste) Bühne zu steigen, und unseren BLACK FOREST FAST PUNK AS FUCK in die Menge zu feuern. Auf Grund des erwähnten unplanmässigen Gastspiels von SOCIAL CHAOS sagten man uns, wir hätten nur 25 Minuten zur Verfügung. Kein Problem, dann streichen wir halt die zwei längsten Lieder, und spielen halt nur 16 Lieder in den 25 Minuten. Wie bei vielen Gigs zuvor, war der Großteil der bereits 500 anwesenden Menschen, zunächst mit unserer Art von Musik überfordert. Aber hey, wenn ein paar Leute in Kroatien unsere Choruse mitschreien und sich kleine Pogopits bilden, dann sind wir total glücklich. Bei Lied #16, unserem letzten Lied, löste sich dann das Schlagzeug in seine Einzelteile auf.

Aber auch kein Wunder, nach dieser komprimierten Version unseres Sets. Wir hatten es immerhin geschafft unsere Songs so schnell zu spielen, das die angepeilten 16 Songs in 25 Minuten, sich mittlerlweile auf 15 gespielte Songs in 20 Minuten reduziert hatten. Nach dem Gig stand dann auch ein kroatischer Punk vor der Bühne und wollte unbedingt von mir hoch auf die Bühne gezogen werden. Ich hinterfragte mich zwar, wieso der jetzt unbedingt auf die Bühne will, aber, Yep, das war keine Kinderteller-Bühne, die war schon über 1 Meter hoch, da brauchte man echt Hilfe wenn man unten steht. Ich hatte wie schon gesagt, echt zuerst gar keinen Plan was der jetzt überhaupt auf der Bühne will, aber vielleicht ist es ja ein Bühnentechniker, der jetzt zu Arbeiten hat.

Also gut, einfach mal hochgezogen. Dann rannte er schnurrstracks auf meinen Bruder Tom zu, der gerade damit beschäftigt war die Einzelteile des soeben zerlegten Schlagzeugs wieder zu sortieren. Er klopfte meinem Bruder Tom auf die Schulter und wollte einfach nur zum Ausdruck bringen, daß er so ein manisches Schlagzeugspiel zuvor noch nie gesehen hatte. Es war nur eine Huldigung von Ihm für das bestialisch Berserker mässige Schlagzeugspiel, das schon so oft in unserer bisherigen Live Kariere für offene Münder gesorgt hatte. Wir erinnern uns immer wieder gerne, wenn wir uns zum Proben treffen, an einen Gig in Überlingen.

Da wo unser Tom, nach dem Set, einfach so vom Drumhocker geflogen ist. Wieso gibt es nur Sauerstofflaschen für Gitarristen wie Angus Young? Die Sauerstoffflasche müssen wir mal in unsere nächsten Live-Gig Verträge, neben der 4 gewünschten Kästen Bier, mit einbauen: Wir wollen kein Geld, nur Bier, aber eine Beatmungsmaschine sollte schon auch vorhanden sein. Hähä!

Nach uns spielte dann eine weitere kroatische Melodic Punk Band. Das soll jetzt nicht abwertend klingen, den der musikalische Rundumschwenk funktionierte herrvoragend. Wie auch das gesamte Wochenende über die musikalische Kunterbuntmischung mit dem gemeinsamen Nenner: „PUNK“; mir sehr gut gefallen und gepasst hat.

Dann kamen VISIÖNS OF WAR aus Belgien, wo ein alter Bekannter, Wills (ehemals Sänger einer meiner favourit Bands aus der guten alten Zeit, namens HIATUS), sich mit einem zweiten Sänger, in bester E.N.T. Old-School Manier duellierte. Der musikalische Sound passte zu 100% zu HIATUS und Konsorten. Halt CRUST der alten Schule ohne Melodie und Schnörkel, so wie es sein sollte. Für mich war es auf alle Fälle eine wahre Freude.

Aber das eigentliche Highlight sollte noch kommen, F.O.B. (Fuck of Bolan). Eine der dienstältesten kroatischen Punkbands, die schon auf einem der ersten MONTE PARADISO Festivals gespielt hatten. Und das Festival befindet sich ja immerhin schon im 18. Jahr. Mittlerweile waren ca. 2500 Menschen aus ganz Europa anwesend, und gut die Hälfte davon gröllte die kompletten Texte mit. Auch wenn ich schon auf vielen Konzerten in meinem Leben war, und F.O.B. in Deutschland wahrscheinlich total in der Live-Beschallungs Übersättigungs Orgie untergehen würden, das war Gänsehaut pur.

Zum Schluß wurde es dann so extrem, daß mehr Ordner als Musiker auf der Bühne standen, und im Publikum etliche Bengalo Feuerkörper gezündet wurden. Da war ich froh, über meinem Platz hinter meinen Plattenkisten. Zusammen mit Ralf von M.D.X., Martin aus Freiburg und lecker Pivo in der Hand. Es ist mir auch im Nachhinein fast unmöglich, diese Mischung aus BAD BRAINS und WALTER ELF auf der Bühne, und die ekstasischen Körper vor der Bühne in Worte zu fassen. Einfach mal auf Youtube suchen, es gibt genug Videos.

So, Ende erster Tag, der zweite Tag ist schnell erzählt. Nach dem Frühstück mit kompletter Familie, d.h. Kinder, Frau und Band-Kindern an den Strand. Die Bierdosen, das Wasser, die Patronen, die Sonne, der Rakija… führten dazu das wir uns schon mit reichlich runden Füssen, gegen Frühabends wieder auf dem Festivalgelände befanden. Heute zum Glück ohne Merchandise Brimborium, ging gestern bis auf die erwähnten Shirts, eben eh fast nichts. Bands schauen und lieber ein wenig mit Menschen vor Ort kommunizieren. Ein wenig über die Hintergründe der für mich sehr aktiven Szene in Istrien erfahren. Wenn ich Pula mit meinem Heimatkaff Villingen-Schwenningen vergleiche, weil eben die Einwohnerzahl von 80.000 Menschen ziemlich identisch ist. Dann ist das schon ein Armutszeugnis für unsere lokale D.I.Y. Szene. Istrien besitzt momentan soviele aktive Bands, wie wir hier in VS nicht in den letzten 20 Jahren hervorgebracht haben.

Heute spielten zuerst einige Bands aus dem benachbarten Italien. Speziell hervorzuhebende Bands gab es keine, den alle spielenden Bands passten super auf dieses Festival. Man spürte jeder Band den enormen Spaß, den sie hatten, hier auf dieser Bühne zu spielen, an. BRAT PACK aus Holland haben sich von allen noch am meisten bei mir eingeprägt, weil die kurzen schnellen Hardcore Attacken, halt einfach mein Sound sind. NULA, eine der ersten kroatischen Hardcore-Punk Bands, die bereits 1996 in D.I.Y. Manier eine Split LP rausgebracht hatten, und auf dem allerersten Monte Paradiso Festival gespielt hatten, hatten sich auch wieder reformiert, und spielten auch an diesem zweiten Tag, einen superben Gig, bei dem sich für viele einheimische Punks ein Kreis geschlossen hat.

Um das ganze auf einen Nenner zu bringen, ein Super Festival. Alles bestens organisiert, und in jedem Fall eine Reise wert. Viele menschliche Individuen nehmen das MP jedes Jahr als Anlass nach Kroatien zu fahren, und verbringen danach noch ein paar Tage länger in HRVATSKA. Entweder in Pula direkt, oder noch ein wenig die Magistrale entlangzufahren.

*

Um Euch noch ein wenig mehr Hintergrundwissen zum MONTE PARADISO weiterzugeben, habe ich noch ein kurzes Interview mit Mico geführt, einem der, wie schon vorher erwähnten Hauptorganisatoren des MONTE PARADISO Festivals.

Chris: Bok Mico, kako si? Kannst Du etwas dazu erzählen; wieso, weshalb, warum vor 18 Jahren das MONTE PARADISO ins Leben gerufen wurde? Das war ja im Endeffekt eine Generation vor Dir!

Mico: Das heutige Monte Paradiso entwickelte sich aus einem damals zwanglosen Kollektiv zu der formellen Organisation die es heute ist. Haha! Wir starteten damals, 1992, mit der Organisation des Open Airs, an dem CASCONI VECCHI. Einer alten Festung inmitten eines Waldes. Das ist vergleichbar mit den Überbleibseln von Burgen, so genannten Ruinen, die es bei Euch in Deutschland ja auch fast überall an jeder Ecke gibt.

Diese Festung war damals ein total vernachlässigter Platz, der im Laufe der Zeit total von Büschen und Gras zugewachsen war. Das damalige erwähnte Kollektiv, ein Zusammenschluß von Punks und anderen Individuen, säuberte das Areal, um sich dort zu treffen und gemeinsam abzuhängen. Der Platz liegt in einem Gebiet von Pula, der auf italienisch MONTE PARADISO heißt. So übernahmen wir den Namen für unser Kollektiv und hingen dort ab, bis auf einmal die Idee geboren wurde, einige uns bekannter Bands dazu einzuladen, um eben in dieser, unserer Ruine ein Konzert zu spielen. Wir waren jung, und liebten alle den damaligen Underground. Das erste Festival fand dann 1992 statt. Seit damals ist viel Zeit vergangen, und das Open Air entwickelte sich weiter. 1999 war es dann Zeit, daß wir auf Grund von immer mehr wachsenden Zuspruch von Punks aus ganz Europa die Festung verlassen mussten. Wir siedelten in die Militär Anlage KARLO ROJC um, die Du ja mittlerweile kennst.

Chris: Fand das Festival auch während des Balkan-Krieges statt?

Mico: Ja, das Festival fand zwar statt. Aber ansonsten war es während des Krieges schon ziemlich ruhig hier in Bezug auf Konzerte. Wir fanden damals einfach keine geeigneten Räumlichkeiten um Konzerte zu veranstalten. Wir machten einige Sachen im Club ULJANIK und im Club INCOGNITIO, wann immer wir konnten. Das waren aber Örtlichkeiten ausserhalb von Pula. In unserer Ruine in Pula konnten wir selber zu dieser Zeit keine Konzerte machen. Weil die Burg-Ruine Location eben inmitten von Pula lag. Und zu der damaligen Kriegszeit, hätte daß keiner verstanden, daß wir da umgeben von Wohngebieten, Konzerte machen. Das wäre ja überall zu hören gewesen. Somit veranstalteten wir dort eben nur einmal im Jahr, daß schon über die Region hinaus bekannte MONTE PARADISO Open-Air.

Chris: Mittlerweile findet das Festival ja in der ehemaligen Kaserne „Karlo Rojc“ statt. Mir kam das Gebäude als Heimat vieler Arten von Jugendgruppen, Vereinen, Bands. etc. vor. Wie seit Ihr an das Gebäude gekommen und müsst Ihr da Miete an die Stadt Pula zahlen?

Mico: Das Gebäude wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet. In der Zeit der Geschichte wechselten sich Austro-Ugarska, Italien und am Ende die jugoslawische Armee ab. Nach dem Zerfall von Jugoslawien, und dem Abzug der jugoslawischen Armee, sind 1991 Flüchtlinge aus Bosnien eingezogen, die bis 1996 blieben. Danach verwahrloste das Gebäude und wurde verkauft. Nur eine humanitäre Organisation die für Flüchtlinge arbeitete blieb noch länger drin. Als erstes bezog die Gruppierung „INAT“ (deutsch = zum Trotz) das Gebäude, der 1999 unsere Bewegung MONTE PARADISO folgte. Schnell verbreitete sich alles, und viele unabhängige Organisationen besetzten die Räumlichkeiten im Gebäude. Bis 1991 waren es über 500 Soldaten, und heute sind es etwas über 100 verschiedene Vereine und Organisationen. Bis vor einem Jahr mußten wir gar nichts bezahlen. Seit 2009 müssen wir den elektrischen, wahrscheinlich zu 100% erzeugten Atom-Strom, selbst bezahlen.

Chris: Das Festival hat ja auch dazu geführt das etliche Bands in Istrien entstanden sind. Erzähl mal was zu der Punk-Szene in und um Pula herum. Rijeka würde ich jetzt einfach mal noch zu Istrien zählen.

Mico: Sowohl Rijeka als auch Pula haben eine lange Underground Punk Tradition. Und zudem auch eine große Unabhängigkeit gegenüber der restlichen kroatischen Szene, die ja zu Hauf kommerziellen Bubblegum-Punk hervorbringt. Ausserhalb von Pula und Rijeka gibt es aber nicht sehr viele aktive Bands in Istrien. Die Hauptmöglichkeit für Konzerte, die Zeit des Open-Airs mal aussen vor gelassen, ist auch das KARLO ROJC Gebäude, wo wir im Gebäude noch den MONTE PARADISO Club haben. Da machen wir unter dem Jahr so ziemlich alles was sich auf Tour befindet, und sich nach Kroatien bzw. Istrien verirrt. Aber auch in den Städten Pazin und Buzet finden Konzerte statt, aber halt nicht sonderlich viele.

Chris: Ich denke die wenigsten Punks in Kroatien besitzen einen Schallplattenspieler. Erzähl mal was zum Musikverhalten in Kroatien.

Mico: Hehe, das ist mal eine lustige Frage. Na klar hat bei uns auch der digitale Downloadwahnsinn zugenommen. Ich glaube aber schon, das die Leute die nicht schon wieder in 2 Jahren aus der Szene verschwunden sein werden, auch jetzt schon ein Grammophon haben. Ich besitze auf alle Fälle eines, da ich eh nur Vinyl kaufe. Ich weiß auch daß alle meine Freunde eins besitzen, weil auch sie alle nur Vinyl kaufen.

Chris: Ich habe halt die Erfahrung gemacht, daß sich im Norden Europas, Platten viel besser verkaufen als im Süden Europas. Aber das liegt vielleicht auch daran, daß im Norden Europas viel mehr Bands aus dem Boden sprießen als sonst irgendwo auf unserem Planeten.

Mico: Da könntest Du richtig liegen, haha! Aber generell würde ich sagen, das sich das kroatische Musikverhalten nicht viel von dem Verhalten in anderen europäischen Ländern unterscheidet.

Chris: Angenommen man wohnt hier in Deutschland nicht gerade wie ich in der totalen Provinz. Sondern in Berlin, Hamburg, etc… Dann hätte man die Möglichkeit fast an jedem Abend auf ein Konzert zu gehen, daß irgendwie dem Überbegriff Punk, und den dazugehörigen Unter-Genres, zugeordnet werden kann. Das führt aber gerade dort, in den Ballungszentren zu einer totalen Live Übersättigung. Wenn nicht gerade TRAGEDY oder MOTÖRHEAD spielen, kommt es mittlerweile oft vor, dass bei vielen Konzerten mehr Bandmitglieder als zahlende Zuschauer anwesend sind. Wie ist das bei Euch in Pula?

Mico: Das ist bei uns auch so ähnlich. Pula ist na klar nicht so eine gängige Durchgangsstation für Bands die auf Tour sind, wie Zagreb oder Belgrad. Somit liegt es nicht auf dem Tourplan vieler Tourveranstalter. Und somit haben wir auch nicht so viele Konzertveranstaltungen wie die Metropolen hier bei uns. Aber darüber beklagen wir uns nicht. Denn wenn sich jemand dann doch zu uns verirrt, dann arbeiten wir genau so hart wie überall sonst auf der Welt, um der auftretenden Band eine schönen Abend zu bieten. Und da hat sich bisher noch niemand beschwert. Aber im Endeffekt freuen wir uns aus tourender Bandsicht (NULLA OSTA) natürlich auch, wenn wir bei Dir in Villingen-Schwenningen, auf einem der wenigen Punk-Konzerte im Jahr, vor einem vollen JH spielen können.

Chris: Irgendwelche letzte Worte?

Mico: Danke für das Interview und entschuldige mich das es solange gedauert hat die Fragen zu beantworten. Wir sehen uns. Hoffentlich dieses Jahr in Pula 🙂 Zivjeli – Prost!!!

www.myspace.com/monteparadisopula
www.fuckingkillrecords.de

Text/Interview: Chris Münch

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