Dezember 12th, 2019

MIT (#127, 2007)

Posted in interview by Thorsten

KÖLN, LONDON, TOKIO

Euch gibt es in der jetzigen Besetzung seit ungefähr zwei Jahren. Vorher haben Edi und du noch alleine musiziert, bis Felix am Schlagzeug hinzustieß habt ihr noch einen Drumcomputer benutzt. Fass doch für die TRUST-Leser einmal kurz die Anfänge von MIT zusammen.

Wir beide haben schon vorher in diversen Bands zusammen gespielt, bis wir dann vor ca. drei Jahren angefangen haben elektronische Musik zu machen. Zuerst wie du schon sagtest noch zu zweit, mittels Synthesizern, Drumcomputer und Gesang. Felix kam dann ungefähr ein Jahr später hinzu, seitdem gibt es uns in dieser Besetzung – und mit richtigem Schlagzeug.

Ihr habt damals aber alle schon in Köln gewohnt, oder? Kennengelernt habt ihr euch aber über’s Internet. Entstand die Idee eine Band zu Gründen erst später, oder habt ihr – jeder für sich – explizit nach Leuten zum Musikmachen gesucht?

Ja, genau. Das war auch bis vor wenigen Wochen noch so, seitdem wohnen wir jedoch nicht mehr alle in Köln. Aber zu deiner Frage: Edi und ich hatten uns damals bereits gefunden, nach Felix haben wir dann allerdings ausdrücklich gesucht, also nach einem Drummer.

Apropos Internet: Für MIT spielt das ja eine wichtige Rolle, man denke da nur an Myspace oder an eure ersten Gigs in England …

Auf jeden Fall. Ohne Myspace hätten wir wahrscheinlich heute noch nicht in England gespielt, die Anfrage für unser erstes Konzert dort kam ja auch dadurch, das man uns bei Mypsace gehört hatte und ab da entwickelte sich das immer so weiter. Mit dem Land selber verbindet uns eine merkwürdige Hass-Liebe – so würde ich es beschreiben. Aber auch sonst war das Internet für uns als Band sehr wichtig – wie heutzutage wohl für jede Band.

Der Kontakt zu Eurem Label „Haute Areal“ kam dann sicher auch durch das Internet zu Stande, oder doch klassisch über Demo-Einsendungen?

Über keines von beidem, haha. Es gab hier im Kölner Blue Shell früher so eine Konzertreihe, die Ingo und Fred von „Haute Areal“ veranstaltet haben. Irgendwann Ende 2005 haben u.a. Cobra Killer dort gespielt und auf unsere Frage ob wir da auch mitmachen könnten kam ein Vertragsangebot. Darüber waren wir natürlich sehr froh. Achso, aufgetreten sind wir dann auch noch.

Ich möchte mal auf eure Musik zu sprechen kommen. Ihr werdet oft von Presse und Fans gleichermaßen in die Schublade „New Rave“ gesteckt. Seit ihr zufrieden damit? Oder ist das halt so was, was man nicht so toll findet, wo man sich aber auch nicht wirklich gegen wehren kann und es deswegen dann einfach so mit nimmt?
Ich denke, die meisten Verbinden Euch zum Beispiel mehr mit dem Elektro-Teil dieser Kategorie, als mit den Einflüssen von Punk oder Post-Punk Bands, die ihr nicht nur unüberhörbar habt, sondern auch selber in Interviews angebt.

Post-Punk und No-Wave sind definitiv Antrieb und Ideengrundlage für die Musik die wir bisher gemacht haben, also stimmt diese Schublade ja irgendwie schon. Ansonsten ist uns das nicht so wichtig, wie man unsere Musik nun betitelt.
Das mag vielleicht wieder nach so einer Phrase klingen, aber ehrlichgesagt, das gehört wohl für jede Band dazu, so bald sie ein wenig in der Presse ist.

Von Euch sind zwar bisher schon einige EPs erschienen, das Album-Debut steht allerdings noch aus. Zumindest hierzulande – denn in Japan ist seit wenigen Monaten eine Zusammenstellung aller eurer bisherigen Veröffentlichungen auf CD erhältlich, eine Art Album, wenn man so will. Das ganze ist über „Ralley / Klee“ Records
erschienen …

Das ist schon merkwürdig, weil wir bisher überhaupt keinen Bezug zum japanischen Musikmarkt hatten. Aber die Leute von „Ralley / Klee“ wollten diese Platte unbedingt und schnellstmöglich machen, so kam es, dass dieses – Album, oder wie auch immer man es nennen mag – recht schnell erschien. Mit Bands wie Klaxons, Au Revoir Simone und anderen sind wir dort aber auch in ganz guter Gesellschaft.

Wisst Ihr denn, wie es dort für Euch läuft? Ihr bekommt ja sicher auch Feedback.
Ich stelle mir das nämlich recht schwierig vor, eine Platte ohne Live-Präsenz des Künstlers zu promoten, besonders wenn dieser dann auch noch aus dem Ausland kommt.

Promo und so scheint da irgendwie anders zu laufen, das würde hier wohl so nicht funktionieren wenn man gar nicht tourt und all das. Wir bekommen aber regelmäßig Rückmeldungen und bisher waren erfreulicherweise alle positiv.

Gibt es denn Überlegungen von Euch oder Seitens des Labels in Japan zu touren oder zumindest ein, zwei einzelne Gigs zu spielen? Das reizt einen ja sicher schon.

Bis jetzt steht da noch nix fest aber davon geträumt haben wir schon öfter, haha.

Kommen wir noch mal zu Eurer ersten Veröffentlichung zurück:
Schon auf dieser Platte fanden sich Remixe anderer Künstler als quasi B-Seite wieder,
eine Tradition die Ihr – mit Ausnahme der „Goodbook 7inch“ – fortgesetzt habt…

Stimmt, Remixe waren uns bisher immer wichtig und haben gut in das Konzept gepasst, dass wir uns damals ausgedacht haben. In der nächsten Zeit wird es jedoch wohl erst einmal keine Remixe mehr geben, denke ich.

Wäre das denn auch mal was für MIT ? Einen Remix für zum Beispiel eine befreundete Band anfertigen?

Oh, wir haben uns sogar mal an einem versucht – für Shitdisco war das damals. Aber wir überlassen das dann doch lieber Leuten, die sich da mit auskennen.

Was jetzt wieder so eine super Überleitung war:
Mit Shitdisco aus Glasgow und den mittlerweile zu fünfzig Prozent in Berlin beheimateten Krawall-Girrrls Jolly Goods seid ihr schon des öfteren aufgetreten. Vor allem erstere loben Euch des öfteren in deutschen Medien…

Ja, die Jungs mögen wir gerne, wir konnten bisher fünf, sechs mal hier in Deutschland mit ihnen spielen und freuen uns immer wieder aufs Neue. Und Jolly Goods sind sowieso unsere kleinen Schwestern im Geiste.

Ebenso wichtig scheint Euch eure Musik auch visuel zu untermauern. Sehr schön zu sehen an zum Beispiel der Entwicklung Eurer Coverartworks von dem noch schlichten der „Deine Eltern“ – EP, bis hin zu dem der aktuellen Platte „Was war es.“ Wer ist da bei MIT für zuständig, macht Ihr das alleine oder holt Ihr Euch für die Gestaltung Hilfen von Außerhalb?

Da haben wir von Anfang an mit Freunden und Bekannten zusammengearbeitet, deren Arbeiten uns gefielen. Die Artworks der letzten beiden Platten – also von der „Goodbook“ 7inch und der „Was war es“-EP hat eine gute Freundin von uns gemacht, Elisabeth Moch heisst die. Hier kann man dann auch perfekt den Bogen zu unserem Kunstinteresse oder der Kölner Szene spannen: Elisabeth hat nämlich auch mal Arbeiten für das „Neue Probleme“-Fanzine hier aus der Domstadt angefertigt und im „Raum für Kunst und Musik“ ausgestellt – in dieser Location fand auch die Vernissage zur ersten Ausgabe statt, auf der wir auch gespielt haben. Für die jetzige #2 hat Edi auch was beigesteuert – du siehst, die Welt ist klein.

Also, sagen wir mal, es steht eine neue Platte an, da müsst ihr euch ja früher oder später auch um’s Artwork kümmern. Verfolgt ihr dann ein bestimmtes Konzept, achtet ihr zum Beispiel darauf das Musik und graphische Gestaltung der Platte zusammenpassen oder wird genommen was zu dem Zeitpunkt gefällt?

Konzept schon, man will ja auch das, wie du schon sagst, Musik und die optische Gestaltung in einer Form zusammen funktionieren. Aber natürlich muss uns das Ganze auch gefallen.

Wie wichtig es Euch ist, Eure Ideen auch visuell umzusetzen, spiegelt sich auch in dem Video wider, welches ihr damals zum Titeltrack Eurer ersten EP habt drehen lassen. Das ganze fand im Rahmen einer Ausstellung der Künstlerin Michaela Eichwald in der Simultanhalle zu Köln statt…

Das angesprochene Filmchen hatten wir damals aber mehr spaßeshalber gemacht. Mit dem Ergebnis waren wir auch oder trotzdem nicht so recht zufrieden, vielleicht ein Grund warum uns dieses Medium im Moment nicht so wichtig ist. Aber wer weiß, ich würde niemals nie sagen.

Kommen wir zum Schluss noch mal auf euer kommendes Album zu sprechen. Wie hier schon mehrfach erwähnt, arbeitet ihr gerade am selbigen. Erzähl uns doch wie ihr so vorankommt. Wie weit seit Ihr mit den Aufnahmen? Wo nehmt Ihr auf und wer produziert es? Was kann man erwarten?

Im Moment befinden wir uns gerade im Studio, genauer gesagt in Berlin. Da nehmen wir auf und dort wohnt auch Namosh, der unser Album produzieren wird. Womit kann man rechnen?! Es wird auf jeden Fall einen radikalen Schnitt geben. Wir werden keine alten Stücke aufnehmen, die neuen werden alle ein bisschen länger und vielschichtiger sein als bisher. Ansonsten: Lasst euch überraschen…

MIT sind im Web unter: www.mitmitmit.net (gibt’s noch, aber nur noch als Platzhalter, der Uploader im Dezember 2019) zu finden.

Interview: Kevin Goonewardena
Fotos: Anna Strauch

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