Januar 26th, 2020

MARTIN BÜSSER aus #190, 2018

Posted in artikel by Jan

Martin Büsser – Für immer in Pop (Ventil Verlag 2018 15 EUR)
Gedanken

Genau, wie es kaum aufregende, neue (Rock-)Musik gibt, mangelt es der Popkritik an wirklichen Kritikern. Das macht die von Jonas Engelmann im Ventil Verlag herausgegebene Textsammlung mit dem Titel – FÜR IMMER IN POP – des viel zu früh verstorbenen Martin Büsser deutlich. Ein Linker, der vor allem die Linke und deren Statussymbole und Strukturen (Bands, Meinungen, Gruppierungen etc.) kritisierte. Diese kritische Haltung forderte Büsser von seinen Kollegen ebenfalls und wurde allzu oft enttäuscht.

Schlager, Techno oder die Rechte zu kritisieren war Büsser zu einfach. Dann lieber NIRVANA („Die Bedeutung von Nirvana ist nicht größer, als die einer Jeans“) oder TOCOTRONIC („Ich möchte Dirk von Lowtzkow einen blasen!“) auseinandernehmen. Wohlgemerkt nicht Jahre später, sondern am beginnenden Hype der beiden Bands, also ganz am Anfang. Dabei ging es Büsser in seiner Kritik meistens nicht um die Musik, die er im Zweifel wahrscheinlich gut oder zumindest annehmbar fand, sondern viel mehr, um die Präsentation der jeweiligen Bands, anbiedernden Journalisten und den teilweise widerlichen, weil devoten Fans, die nicht bereit waren, über den Tellerrand hinauszusehen. Oftmals stellte Martin Büsser die Bands in einen geschichtlichen oder gesellschaftlichen Zusammenhang, den die kritisierten Gruppen kaum standhalten konnten.

Mehrmals forderte Büsser eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Szene und sah dabei vor allem Fanzines in der Pflicht, weil sie ökonomisch am unabhängigsten arbeiten können. Leider gibt es heutzutage kaum noch Fanzines und die, die sich behaupten, kämpfen, genauso wie die großen Magazine, gegen eine sinkende Auflage. Wie beim Musikkonsum, ist bei der Informationsbeschaffung eine „geiz ist geil“ Mentalität entstanden. Unser Jan hat es in seiner Kolumne im TRUST #189 vor Kurzem aufgegriffen. Nahezu jede Information ist online verfügbar.

Darüber hinaus ist jeder, der online eine Amazon-Kritik zu einem Produkt schreibt, ein Kritiker, hat die Möglichkeit seine Meinung, öffentlich mitzuteilen und erfährt unmittelbar Feedback in Form von „Gefällt mir“ oder „X“ Menschen fanden diese Rezension hilfreich. THE HOLD STEADY texteten im Jahr 2004 vorausschauend: „Everybody is a critic and most people are D.J.s“. Allerdings ist die Aufnahmefähigkeit online limitiert, und wer bis zu dieser Stelle in diesem Text vorgedrungen ist, ist schon weit über der durchschnittlichen Verweildauer auf Onlineseiten hinausgekommen.

Wir stellen also fest, einerseits fordert Büsser von Popschreibern eine kritische Distanz, stellt gleichzeitig aber in mehreren der abgedruckten Texten fest, dass Musikjournalisten, wie Musiker, immer schlechter bezahlt werden. Wenn aber schon kein Geld mit Texten zu verdienen ist, nehme ich mir, als Schreiber dieser Zeilen, die Freiheit, ausschließlich über Dinge zu schreiben, die mir etwas bedeuten, die ich loben und mit anderen Menschen teilen möchte. Oder anders gesagt, wenn Zeit eine Währung wäre, will ich diese nicht für Negatives vergeuden.

Trotzdem hat die Kritik an Kritiklosigkeit natürlich Bestand. Auch Büssers Mahnungen gegen die neue Rechte, Deutschtümelei und Ausländerfeindlichkeit kommen in den Texten, die zwischen 1990 und 2010 entstanden sind, vor. Es war niemand anderes als Büsser, der bereits im Jahr 2002 in seiner CD- Rezension zu einem Xavier Naidoo Album, im INTRO-Magazin, eine Nähe des Künstlers zu Reichsbürgern und Rechten herstellte.

Viel hat sich seitdem nicht geändert, obwohl die Republik in manchen Bereichen ein Stück weit liberaler geworden ist. Außer, dass sich die nächste Generation, also die nach 2010 das 20. Lebensjahr überschritten haben, sich an unbezahlte Praktika oder bestenfalls im Kulturbetrieb an eine Bezahlung unter dem gesetzlichen Mindestlohn scheinbar gewöhnen. Jedenfalls ist mir diesbezüglich keine aktuelle Debatte bekannt, während eben diese Thematik in Büssers Texten, zumindest den jüngeren, öfters zur Diskussion gestellt wird.

Es wäre interessant zu wissen, wie Büssers Meinung über die so genannten neuen deutschen Poppoeten wäre, wenn er sich dazu überhaupt geäußert hätte. Oder zu Bands wie TRÜMMER, WANDA oder ISOLATION BERLIN. Wahrscheinlich hätte er sich mittlerweile wohl im Free Jazz verloren.
Häufig sind Musiker in ihren Anfangstagen radikal, musikalisch und textlich. Ähnlich verhält es sich mit Büssers Texten. Die frühen Artikel, vornehmlich aus dem Zap, zeugen von einer kämpferischen Einstellung. Sogar ein Stück weit, nun ja, Hass ist ein zu starkes Wort, aber wenigstens Ablehnung. Später folgen eher analytische und die Zusammenhänge erklärende Essays.

Dabei bezog sich der Autor stets auf dieselben Bands. MINUTEMEN, HÜSKER DÜ oder FUGAZI dienten als Vorbild und SOUNDGARDEN, PEARL JAM oder RED HOT CHILLI PEPPERS als Negativbeispiel. Über GUNS N ROSES, obwohl sie mehrmals in den Texten erwähnt wurden, macht sich Büsser weniger einen Kopf. Dem Alter der Texte geschuldet, galten Michael Jackson und Madonna, für Büsser als der Inbegriff vom Popstar. Und dann gab es noch „Zwitterbands“, musikalisch limitiert, allerdings mit einer Daseinsberechtigung, zumindest im Büsserischen Universum: (die frühen) SLIME, AGNOSTIC FRONT und sogar THE EXPLOITED, mit deren Prollpunksound sich der Autor in seinen letzten Jahren gar versöhnte.

Als alles verdichtenden Kern dürften die beiden Texte „Gimmie dat ole time religion“ aus der Testcard 1997 und „Das Ende der Pop-Relevanz“ aus der Fabrikzeitung 2009 gelten. In beiden Texten analysiert Büsser die (linke) Entpolitisierung von Pop-Musik bei gleichzeitiger Wiederholung von musikalischen Mustern und Trends. Tatsächlich ist seit dem Brit-Pop-Hype Mitte der 90er Jahre, spätestens jedoch mit der darauffolgenden Welle von Nu-Metal, das gemeinsame Event und Spaß anstelle von politischen und sozialkritischen Werten getreten. Natürlich gibt es auch heute noch Bands mit einer starken Meinung zu gesellschaftlichen Themen.

Sobald die Gruppen allerdings in den Mainstream gespült werden und damit ein größeres Publikum erreichen, teilen Band und ein Großteil der Fans nicht mehr dieselben Werte. Die Musik ist wichtiger als die Haltung dahinter. Wer einmal Gespräche zwischen manchen jungen Männern auf einem FEINE SAHNE FISCHFILET Konzert erlebt hat, kann sich nur vor Scham die Hände vors Gesicht schlagen. Sogar die Kids aus reichem Elternhaus brüllen lauthals die DEICHKIND Zeile aus dem Lied „Remmidemmi“ – „Privat bei reichen Eltern, was kann es schön’res geben?“– ohne den sozialen Zusammenhang, dem diese Zeile entsprungen ist, zu verstehen.

Rebellion ist nicht mehr möglich, wusste Büsser bereits vor mehr als zehn Jahren und sollte Recht behalten. Einerseits gibt es keine Musik mehr, mit der Autoritäten provoziert werden können, andererseits ist mittlerweile alles Pop: Veganismus, zerrissene Jeans, Chucks, GREEN DAY, Hip-Hop, Unterarmtattoos. Alles geht zusammen, vor allem auf den großen Festivals. Die Zeit der Entscheidungen, NIRVANA oder GUNS N ROSES, BLUR oder OASIS, STONES oder BEATLES, Punk oder Hip-hop, ist endgültig vorbei. Auf dem Gymnasialschulhof wird, der häufig immer noch Frauen- und Schwulenfeindliche, Street- und Battle Rap (z.B. jüngst von MC BOMBER), genau wie die erwähnten FEINE SAHNE FISCHFILET gehört, ohne darin einen Widerspruch in der Haltung und den Werten zu erkennen.

Ich kannte Martin Büsser nicht persönlich, mochte aber immer seine Arbeiten für das INTRO. Einmal war ich auf einer seiner Lesungen in Bremen, habe aber nichts verstanden und fand es nicht so gut, was selbstverständlich an mir lag und nicht an ihm. Ich erinnere mich noch an die Diskussion im Forum des INTROs zur Xavier Naidoo Review. Und erstaunlicherweise besaß ich sogar die Zap-Ausgabe, in dem der EA80 Text stand, der es ebenfalls in FÜR IMMER IN POP geschafft hat. Mir gefiel die Einstellung, die Band nicht zu interviewen und stattdessen eine Art Liebeserklärung zu schreiben, weil dieses Vorgehen von einem tiefen Verständnis für die Band zeugte, deren Verweigerung einer herkömmlichen Vermarktung stets aus dem Weg ging.

Leider hat es keiner von Büssers Texten für das TRUST in die Sammlung geschafft. Zumindest der damals kontrovers diskutierte Artikel „PUNK 2000 – Eine Nestbeschmutzung“ hätte gut in die Textsammlung gepasst. Der Nachruf „Across The Boarder And In-Between“ zum Tod von Tom Cora wäre sogar der bessere Text gewesen, als der Beitrag aus der Jungle Word zum 30-jährigen Bestehen von THE EX, der erneut kämpferisch daher kam und auf die mangelnde Innovationsbereitschaft der Punk- und Indieszene schimpfte.

Das war ein immer wieder kehrender Punkt im späten Schaffen von Martin Büsser. Kaum ein Text kommt ohne einen Seitenhieb auf sich wiederholende Mechanismen des Punkrock aus. So sehr Büsser in manchen Moment Recht haben mag, so wirkt er doch, aufgrund der Häufigkeit dieser Aussagen, manchmal verbittert. Dazu kommt immer wieder der Erfolg von NIRVANA als historischer Wendepunkt. Martin Büsser unterteilte die Welt in Prä- und Post NIRVANA. Dies mag für jüngere Leser, die keine Zeit vor NIRVANA kennen, irritierend wirken. Ich kann nicht beurteilen, ob dies an der Auswahl der Texte liegt oder Martin Büsser wirklich eine gewisse Engstirnigkeit unterstellt werden durfte. Was ja auch etwas Schönes sein kann, weil daraus Büssers Haltung erst entstand. Und an Haltung fehlt es tatsächlich im „Popbiz“.

Trotz dieser leichten Kritik zum Ende ist FÜR IMMER IN POP eine lesenswerte Sammlung von pophistorischen Texten, die einem klar machen, wie auch über Musik geschrieben werden kann. Viele Artikel geben eine Ahnung davon, wie sehr Politik, Punk und Pop einmal miteinander verwoben waren. NIRVANA vor 1991 zu hören kam einem politischen Statement gleich, weil die Musik einherging mit Werten, wie Feminismus, Anti-Rassismus oder gegen Sexismus. Martin Büsser dachte stets einen Schritt weiter, als die meisten seiner Kollegen, verband Dinge, von denen andere Kritiker nicht mal wussten, dass es sie gab und hatte stets ein Herz für die kleinen Indiebands, die häufig von der Masse übersehen wurde. FÜR IMMER IN POP ist bereits im Ventil Verlag erschienen.

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Eine subjektive Auswahl von Martin Büsser Zitaten aus seinen Texten für das TRUST, Ende der 90er Jahre.

DIE STERNE erinnern mich an Deutschunterricht, weshalb ich nie verstanden habe, was an ihnen so hip sein soll. Gibt es denn unhippere Dinge als Heinrich Böll- und Ingeborg Bachmann- Interpretationen in muffigen Klassensälen?
TRUST #69 Warum morgen perfekt sein, wenn der Sound heute schon stimmt?

… Da ist es mir lieber, mit wenigen Statements auszukommen – manchmal sogar am liebsten, gar keine zu haben – und mir meine eigenen Gedanken über eine Band zu machen, gerne die Gefahr in Kauf nehmend, etwas ganz anderes in sie hineinzulesen, als die Künstler selbst darin sehen. Das hat nichts mit mangelndem Respekt gegenüber den Ausführenden zu tun – im Gegenteil: jede Interpretation zollt einer Sache mehr Ehre, Mühe und Einfühlungsvermögen als bloß ein Interview zu führen. …

TRUST #81 Make Up

Als ich Margaret Fiedler , die damals noch bei MOONSHAKE spielte, vor einigen Jahren interviewt hatte, kam von ihr der prophetische Satz, dass Sampling mehr Punk sei als Punk je Punk gewesen ist, weil Sampling nun allen erlaube, Musik zu machen.
TRUST #63 Ganz weit draußen…

Über NOMEANSNO war bereits 1988 alles gesagt worden, zu einer Zeit, als die Band tatsächlich musikalisch relevant gewesen ist. Musikalisch wie auch in Interviews hat diese Band seit ihrer letzten wirklich großartigen und zeitgemäßen Veröffentlichung, nämlich „Wrong“, nichts mehr hinzufügen können. Reine Nostalgie scheint diese Band und ihre Fans noch zusammenzuhalten.
TRUST #73 Punk 2000 – Eine Nestbeschmutzung

Punk ist ein Begriff, den eigentlich kein Mensch braucht, bezeichnet er doch nur eine Haltung, die auch mit tausend anderen Begriffen umschreiben werden könnte. Es geht, mit Verlaub gesagt – heute an dem Tag geschrieben, an dem auch die RAF sich öffentlich verabschiedet hat, weshalb ich mir erlaube, einmal in Grabesstimmung an die Grenzen der Pressefreiheit zu stoßen – stets nur um eine Gegenhaltung zum Bestehenden, bei der es nicht darauf ankommt, ob sie sich über eine E-Gitarre, ein Cello oder eine Sprengsatz artikuliert, solange sich ihre Stimme nur der Sprache von Mode und angepasstem Jargon zu verweigern weiß.
TRUST #70 Across The Border and In-Betweens – Wer spielt jetzt Cello?

… zum Beispiel THE NOTWIST: Zu Beginn hieß es oft, sie seien nur eine schale Mischung aus Neil Young und METALLICA. Aber gerade das machte ihren Reiz aus: Sie waren eine Mischung, der man anhörte, welche Platten in ihrem Zimmern stehen und sie waren vergleichsweise schal… auf die sympathische Art, die eben nicht versuchte, als das große neue Rockmonster rüberzukommen.
TRUST #62 Eine Welt im Umbruch – Hip Young Things

Das Make-Up im richtigem Leben, also das, was Frau sich als Schmiere kaufen kann, verdeckt, ist so eine Art zweite Haut über dem Gesicht. Die Band Make Up dagegen will aufdecken, einen Blick hinter das Rock’n’Roll-Geschäft gewähren und zeigen, dass in diesem Geschäft der blanke Kapitalismus regiert.
TRUST #81 Make Up

Jede Pop-Rebellion hat sehr viel mit Coolness und mit Strategie zu tun. Um cool zu bleiben, muss die Strategie allerdings ab und an gewechselt werden. Im Punk und Hardcore haben das viele verpennt. Sie haben es so verpennt, wie die ROLLING STONES jegliche Veränderung verpennt also absolut kein bisschen cool sind, sondern nur scheißkonservative, faltige Säcke. … Hardcore ist ab dem Moment nicht mehr wichtig gewesen, ja indiskutabel, als er zum bloßen Konservator eines Stils und einer Idee geworden ist.
TRUST #73 Punk 2000 – Eine Nestbeschmutzung

Spaßig allerdings, dass die Plattenfirma im Presseinfo hervorhebt, mit welchen Bands SLICK bereits in Kritiken verglichen werden: Butthole Surfers, Nirvana, Nomeansno und tausend andere Geschütze werden da aufgeführt… klar, Kritiker sind faule Säcke und mit dem Nennen großer Namen schnell bei der Sache.
TRUST #64 Unverschuldet Zweite Liga

BETTY BITCH übertreibt alles dermaßen beknackt, dass es nur – na ja, klar: die coolste deutsche Band der Stunde sein kann. Und nur so habe ich das alles ertragen können: Als ein Statement gegen die Rockscheiße, gegen die Crossover-Scheiße, gegen die Melodiepunk-Scheiße, gegen die Assi Punkscheiße, aber natürlich auch gegen die Hippie-, Kunst-, und Schwalli-Scheiße. Denn mal ehrlich: Wer heute die Wahl zwischen BAD RELIGION, TERRORGRUPPE und DIE STERNE hat, muss doch gleich dreimal kotzen! Oder? Na also.
TRUST #66 Betty Bitch Fusion am Ende der Neunziger

Die Verbindung von Folklore und Punk: Das bedeutete bei Tom Cora, dass kein Hass auf die Gesellschaft denkbar ist ohne das Gefühl, die bessere Gesellschaft bereits zu erahnen. Und sei es nur, von ihr über eine flüchtige Melodie zu wissen. Wer die Zärtlichkeit der Küsse nie verspürt hat und wer die Umarmung nicht kennt, der hat auch kein Recht zu hassen.
TRUST #70 Across The Border and In-Betweens – Wer spielt jetzt Cello?

Was mehr noch nervt, ist die traurige Tatsache, dass die direkte Erfahrbarkeit von Musik und Szene immer mehr verschwindet. Gitarrenmusik ist kaum mehr lebbar. Schuld daran hat nicht Techno, sondern das Desinteresse gerade der MTV-Kids.
TRUST #64 Unverschuldet Zweite Liga

Innerhalb der HC-Fraktion lautete lange Zeit ein Spruch: „Support your local szene“ – so von wegen, die Bands von Zuhause sind billiger und uns irgendwie näher. Nein, ich will in diesen Slogan jetzt gar keinen Nationalismus reininterpretieren, höchstens ein bisschen suspekte Blauäugigkeit: Wer NOMEANSNO seinerzeit verpasste, weil ihm acht Mark Eintritt zu teuer waren und sich als Ersatz für drei Mark eine heimische Schweine-Todesrockkapelle anhörte, ist halt selber schuld gewesen.
TRUST #62 Eine Welt im Umbruch – Hip Young Things

Als Belebung der eingedörrten Außenstation „Hardcore Deutschland“ könnten sie es mit etwas Mühe schaffen, bald so unverzichtbar zu sein wie PARTY DIKTATOR und NOTWIST auf ihre Weise. Eben weil SLICK keinen zeitgenössischen Hardcore spielen (dieses öde Blöken tätowierter Seekühe auf MTV), sondern ein 80er Jahre Hardcore-Verständnis haben.
TRUST #64 Unverschuldet Zweite Liga

Einige töten vor allem durch ihre Beharrlichkeit nachträglich den eigenen, einmal erworbenen Ruf: Hätten Campino, Biafra, Ian MacKaye und die Wright Brüder doch besser zum richtigen Zeitpunkt aufgehört. Sie wären als Helden in die Geschichte eingegangen.
TRUST #73 Punk 2000 – Eine Nestbeschmutzung

Ein Fanzine-Fossil namens Martin Büsser macht für ein Fossil-Fanzine namens TRUST ein Interview mit Fossilen namens SLICK und alle haben sich geeinigt, dass früher (seufz) alles besser war.
TRUST #64 Unverschuldet Zweite Liga

Der „Buy british“ Aufkleber auf öden Gitarrenpop-CDs ist genauso borniert, wie die Heinz Rudolf Kunze Kampagne, aber auch nicht weit von einer ganz gewissen Punk-Fraktion entfernt, die sich WIZO und TERRORGRUPPE reinzieht, weil man da „wenigstens was versteht“. Okay, nix gegen Defizite in Englisch, aber es kommt doch derb, wenn mich Punx nach einer Leistung aus meinem Buch ansprechen: „Mann, bist du deutsch oder bist du ein Ausländer? – Na, dann red doch gefälligst wie ein Deutscher!“
TRUST #62 Eine Welt im Umbruch – Hip Young Things

… und es sind wahrlich nicht NIRVANA alleine, denen man diesen Schwarzen Peter geben kann-, haben es Bands wie THE NOTWIST und HIP YOUNG THINGS schwerer als noch vor fünf Jahren, DIE DOOFEN, TERRORGRUPPE, WIZO und andere Konsens-Bands dagegen erdenklich leicht. Scheiß drauf! Ändere etwas!
TRUST #62 Eine Welt im Umbruch – Hip Young Things

Pop müsste sich in den ausgehenden Neunzigern auf einen ganz neuen, ganz anderen Kapitalismus einstellen. Weder der hasserfüllte, authentische Gitarrenmann, noch der futuristische Keyboard-Geräuschler sind dem bislang gewachsen. In einer Zeit, die eine nicht-ideologische Kritik benötigt, eine Kritik, wie sie sich weder auf „Bullenschweine“ noch auf „Kill the Poor“ beschränken lässt, sondern die einen Antikapitalimus anbieten müsste, der auf Identitätsbildung und einheitlich durchsetzbare Utopie verzichtet – eine solche Zeit überfordert den Pop, scheint es mir.
TRUST #73 Punk 2000 – Eine Nestbeschmutzung

Ich gebe zu, dass diese hier von mir geäußerten Sätze nach dem klingen, was ich ein paar Abschnitte zuvor den STERNEN vorgeworfen habe. Sie klingen nach „Fazit“ in einer Klassenarbeit Deutsch-Leistungskurs. Aber sie treffen es halt.
TRUST #69 Warum morgen perfekt sein, wenn der Sound heute schon stimmt?

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Text und Zusammenstellung: Claas Reiners

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