April 6th, 2020

Lieber Gott: Bitte rette uns vor deinen Anhängern! Danke und Amen. – Texte zum Thema Religion Teil 3 Andreas Müller aus #134, 2009

Posted in artikel by Jan

Man kann es nicht oft genug sagen…. an dieser Stelle werden in Zukunft Texte zum Thema Religon erscheinen, dieser hier war bereits im Internet zu lesen (hpd)

(hpd) Lieber Gott: Bitte rette uns vor deinen Anhängern! Danke und Amen.    (Teil 3)

9. Nicht mein Gott
„Es ist nicht mein Gott, den Sie da kritisieren.“ Ein Ausweichmanöver, das auch bei weltlichen Themen vorkommt, wenn liebgewonnene Ansichten verteidigt werden: Man behauptet, dass die von der Gegenseite geäußerte Kritik an der Sache vorbeigehe, obwohl dies keineswegs der Fall ist.

Christopher Hitchens hat das Problem auf den Punkt gebracht: „Ich hätte für jeden Gläubigen ein eigenes Buch schreiben müssen.“ Der Religionskritiker muss immer verallgemeinern. Jeder muss immer verallgemeinern. Ansonsten bräuchten wir für jeden Sachverhalt, den wir aussprechen, 100 Jahre. Zum Beispiel: „Äpfel sind grün.“ Dabei sind aber nicht alle Äpfel grün. Müssen sich nun rote oder gelbe Äpfel hintergangen fühlen? Oder dürfen sie sich freuen? Und was ist mit verschimmelten Äpfeln? Dasselbe gilt für Religionskritik: „Christen glauben, dass Jesus Gottes Sohn ist.“ Es gibt jedoch auch „Christen“, die meinen, Jesus sei nur ein Mensch gewesen und ein gutes moralisches Vorbild. Gott sei derweil das ultimativ Gute, Schöne und Perfekte, aber keine Person. Für viele Menschen ist diese Interpretation hinreichend, um sich „Christen“ zu nennen, selbst wenn man sie noch vor 300 Jahren wegen Häresie für diese eigenwillige Deutung verbrannt hätte.

Jedoch haben Religionskritiker klare Bezugspunkte: Den Katechechismus der katholischen Kirche, das apostolische Glaubensbekenntnis, Studien, Umfragen, heilige Bücher aller Art. Wer meint, er wäre ein Christ, glaubt aber nicht, dass Jesus Gottes Sohn war, der ist kein Christ. Streng genommen ist niemand, der den Papst für fehlbar hält, ein Katholik. Schließlich ist die katholische Kirche der Urheber des Katholizismus und darf ihn definieren, wie sie will. Wenn Gläubige schlampig mit ihrem Glauben umgehen, dann ist das nicht die Schuld von Religionskritikern. Mit dem selben Recht, mit dem sich manche Leute „Katholiken“ nennen, könnte auch ein Gärtner behaupten, seine Berufsbezeichnung lautete eigentlich „Maurer“.

Oftmals stimmt die Behauptung zudem nicht einmal, das kritisierte Gottesbild wäre nicht das Gottesbild des jeweiligen Gläubigen. Es ist ein scheinbar bequemer Weg aus der Schusslinie der Vernunft.

 

Both comments and pings are currently closed. RSS 2.0