August 17th, 2016

KXLU 88.9 FM COLLEGE RADIO STATION LOS ANGELES (#57, 04/1996)

Posted in interview by Jan

Wenn Bands wie Beck, Janes Addiction oder auch Babyland in einer Radio Show ein Interview geben oder mal ein Song live einspielen dann ist das wahrscheinlich noch nichts besonderes doch wenn in einer College Radio Station einer katholisch-jesusitischen Privat-Uni in L.A. diese Bands auftreten und eine ganze Show spielen die live on air gesendet wird wäre das ein Grund für uns dort mal anzuklopfen. Da wir zufällig in der Nähe waren (Babyland Interview) und nichts besseres zu tun hatten als zweistunden lang nach einem Konzert zu suchen, das schon längst zu Ende war, nahmen wir uns die Zeit, und haben nachts um elf Uhr bei der Campus-Security (die verdammt locker war) nach einem Interview Termin gefragt. So sind wir dann zu KXLU-Radio gekommen, wie die Jungfrau zum Kind, oder so ähnlich und trafen Danny, den Manager der Station.

Wie hat das alles angefangen mit dieser Radio Station ? Wir haben zwar schon ein wenig über euch gehört, doch wissen wir noch nicht sehr viel.

M: Wir sind eine College Radio Station, die nur von Studenten geleitet wird. Ich bin der Manager (21 Jahre alt) und wir sind einfach nur ein Haufen Kids, die eine Radio Station leiten und eine Menge Bands spielen live bei uns. Früher gab es hier ein Radioclub der sehr erfolgreich war und 1934, als die richtige Rundfunkübertragung aufkam, bekam diese Schule irgendwann eine Rundfunklizenz. In den späten 40`er Jahren wurden FM ( Frequency Modulation ) Radios erfunden, und seitdem senden wir auf 88,9 FM. Einige Jahre später kam dann die Stereoübertragung auf, und wir waren die erste Radio Station in L.A., die diese Stereoübertragung hatte. Vorher war alles Mono. Da wir nur eine College Station waren bekamen wir viel Aufmerksamkeit und es wurde viel über uns geschrieben. Letztes Jahr wurden wir am College Music Journal zur Nummer 1 der College Radios gewählt. Vor etwa 10 Jahren haben wir dann angefangen eher unbekanntere Sachen zu spielen. Es gab da eine DJ Costella, die in einer Punk Radio Station angefangen hat und bei uns dann Indie und Underground Stuff spielte.

Wie finanziert ihr euch ?

M: We are uncommercial and non profit. Immer eine Woche im Jahr bitten wir die Leute über den Äther um Kohle. Und dieses Jahr bekam wir über $ 100.000 und wir hoffen das reicht. Vor zwei Jahren haben wir allein durch Spenden $ 96.000 bekommen und das in nur innerhalb einer Woche. In dieser Woche haben wir viele special guests, die T-shirts und CD`s mitbringen – to give away. Und dieses mal bringen wir auch eine Live CD heraus .

Wie weit reicht euer Sendegebiet ?

M: Oh, that`s just L.A. From San Fernando Valley to Long Beach and from Long Beach to East L.A.

Und ihr sendet jeden Tag ?

M: Yeah, 24 hours a day, seven days a week.

Kann jeder Student eurer Uni eine Sendung machen oder wie läuft das bei euch ?

M: Du mußt Student dieser Uni sein und du solltest eine Idee haben, die man in keiner an-deren Radio Station in L. A. hören kann.

Und wieviel Leute arbeiten hier für die Station?

M: Ungefähr 80-100 Leute, davon 15 DJ`s von denen jeder seine eigene Sendung hat. Wir haben Rock-Shows in denen wir fast alles spielen, dann klassische Sendungen und wir haben „Special Shows“, in denen die DJ’s speziell eine Musikrichtung spielen; Rap, Industrial, Jazz, Noise oder Techno…whatever, just everything. Von 2 bis 6 pm montags bis freitags spielen wir z.B. progressive Sachen, auch viel deutsches Zeug wie z.B. Ego Trip, Golgotha oder Lucifers Mob; von denen wir auch die Split-LP haben.

Wie kommt ihr an solche deutschen Bands ?

M: Unser Music Director kauft all diese Dinge von einem Label in Nordkalifornien, das sich „Ebulition Rec.“ nennt. Wertvolle Anregungen bekommen wir auch von dem HC – Mag „Hard Attack“, das uns immer gute Tips gibt welche Sachen wir uns anschaffen sollen und welche nicht. Viele Leute schicken uns einfach ihr Zeug und wir hören es uns dann an und es ist uns scheißegal wo es herkommt. Wenn es uns gefällt spielen wir es auch… and if we don`t think it`s good then fuck it !

Wir haben gehört, daß bei euch viele Bands live on air spielen. Könnt ihr uns das genauer erklären?

M: Normalerweise spielen 2-3 Bands die Woche eine dreiviertel Stunde, wie eine normale Show.

Vorallem local Bands oder auch andere ?

M: Nein, es sind Bands von überall her.

Was ist mit Babyland ?

M: Sie spielten schon zweimal hier und in zwei Wochen treten sie wieder auf, das Ganze wird live on air gesendet.

Gibt es für alle Bands, die sich für einen Liveauftritt bei euch bewerben die Möglichkeit zu spielen ?

M: Ähh, nein. Wir wählen da schon aus, es muß eine gute Band sein.

Muß man euch ein Tape geben … oder wie läuft das ?

M: It depends what kind of band you are… ent-weder gebt ihr uns ein Tape oder wir wählen anhand von schon veröffentlichen CD`s, Platten oder Singles aus. Wir haben auch eine spezielle Demosendung, in der wir nur Tapes spielen, auch wenn die Bands noch andere Releases haben. Beck z.B. hat bei uns schon vor zweieinhalb Jahren `Loser` gespielt, als ihn noch niemand kannte, so wurde er irgendwie entdeckt. Auch Red Hot Chilli Peppers und Janes Addiction haben wir schon vor 10 Jahren gespielt, und heute sind sie Stars; viele Bands haben so angefangen.

Werden die Livesachen hier richtig mit der gesamten Band eingespielt?

M: Ja, genau. Heute Nacht von 11 bis 1 Uhr haben wir eine Show, die „Noise Pushin´“ heißt, und wir haben jede Woche andere Bands, die hier spielen. Heute z.B. spielt „Further“, schon mal was von denen gehört ?

Nö, sind die von hier ?

M: Ja, aus L.A. Doch sie haben nicht besonders viele Fans, aber unser DJ mag sie.

What kind of music ?

M: So etwas wie noisige Popmusik.

Fragt ihr die Bands, ob sie spielen wollen oder kommen sie zu euch ?

M: Kommt darauf an, was für eine Show wir machen. Manchmal sprechen die DJ’s die Bands an, speziell wenn sie in L.A. auf Tour sind. Viele rufen uns auch einfach an, ob sie hier spielen können und wenn es ins Programm paßt, dann geht das natürlich klar.

Bekommen die Bands, die hier live auftreten eine Gage ?

M: No, it`s all non profit.

Macht ihr nur Musiksendungen, oder gibt es auch Talkshows oder etwas anderes in dieser Richtung?

M: Ja, es gibt auch Talkshows aber meistens ist alles sehr auf die Musik bezogen. Letzte Woche z.B. waren irgendwelche Begründer des Rap aus den 60`ern in L.A., und wir machten mit ihnen ein Interview übers Radio.

Habt ihr keine Uni-bezogenen Themen ?

M: Nö, das ist hier eine katholisch-jesuitische Uni, und keinen interessiert was hier passiert.

Welche Shows aus eurem Programm sind am beliebtesten ?

M: Ich glaube da gibt es keine großen Unter-schiede, die klassischen Sachen sind genauso beliebt, wie die Punk und Rock Shows.

Ist es eigentlich üblich, daß die Uni´s in Amerika ihre eigenen Radio Stationen haben ?

M: Ja, im Normalfall schon, aber man kann deren Programm nur auf dem Campus empfangen. Was du in den Städten hörst, ist meist kommerzielles Radio.

Gibt es noch andere Stationen außer eurer, die Live Bands übers Radio spielen lassen ?

M: Nein, das ist nicht üblich. Bei den anderen Stationen bekommt der DJ meistens eine Playlist, somit wird vorgeschrieben, was er spielen soll. Hier bei uns hast du als DJ völlig freie Hand, es ist deine Show, und du kannst machen was du willst. So ist es oftmals zwar ein wenig chaotisch, aber dafür ist es fun.

Was ist mit den Professoren, zensieren sie euch ?

M: Wir haben 2 Berater, das sind Lehrer, und jede Woche erklären wir ihnen, was wir machen. They trust us it`s o.k.

Sie zensieren euch also nicht ?

M: No.

Wie kommt es eigentlich, daß du mit deinen 21 Jahren schon Manager einer ganzen Radio Station bist ?

M: It takes a lot of hard work and it takes a lot of time. Du mußt die Station lieben, und alles andere aufgeben, weil es einfach zu viel Zeit braucht um diese Aufgabe zu übernehmen. Du must hier eben lang genug rumhängen und dich engagieren.

Wenn ihr morgens zur Schule geht und den Rest vom Tag bis spät in die Nacht in der Station arbeitet, wann macht ihr eure Hausaufgaben, und wieviel Zeit bleibt euch dann noch zum Schlafen ?

M: Man schläft, wenn man Zeit dazu hat. Heute war ich nach der Schule 8 Stunden im Radio beschäftigt. Wenn du hier mitarbeiten willst, mußt du dich wirklich 100 % dafür einsetzen, und falls du die tägliche 4-Stunden Show bis 6 Uhr morgens hast, mußt du dir halt überlegen wann du schläfst.

Was ist, wenn du mit dem College fertig bist ?

M: Then i`ll leave here, too. Ich könnte gar nicht hier bleiben. Nach mir wird ein neuer Manager gewählt, der auch in meinem Alter ist, und genau das hält die Radio Station jung und flexibel.

Interview: A. Kafka & S. Kruse

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