März 12th, 2007

GOOD LIFE (#98, 01-2003)

Posted in interview by andreas

Vielleicht sagt euch Good Life noch nicht wirklich viel, aber dafür dürfte euch Cursive, die zweite Band von Tim Kasher was sagen. Good Life stellen eher das Gegenstück zu Cursive dar, ruhige Melodien , viele Instrumente treffen auf die grossartige Stimme Tim Kasher, die oft mit der von Robert Smith verglichen wird.

Jetzt ist diese Band auf Tour in Europa unterwegs, sie supporten Bright Eyes und stossen mit ihrer oftmals schwer eingängigen Musik auf viele offene Ohren. Tim Kasher stand mir Rede und Antwort in deren Tourbus vor dem legendären Club Gleis 22 in Münster. Dabei konnte ich feststellen, dass ich es hier mit einem sehr angenehmen Zeitgenossen zu tun habe.

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Wie lange seit ihr jetzt schon auf Europatour?

Tim: Heute vor zwei Wochen haben wir in New York gespielt und am nächsten Morgen sind wir dann nach Europa geflogen.

Ist es das erstemal für Good Life in Europa ?

Tim: Ja, für Good Life schon. Ich war bereits mit Cursive schon in Europa.

Wie reagiert das Publikum auf euch, als eher unbekannter Support von Bright Eyes?

Tim: Vor Bright Eyes zu spielen ist perfekt für uns. Die Leute, die Bright Eyes mögen, verstehen auch unsere Musik.

Dadurch, dass Bright Eyes grad eine ganz schön grosse Nummer sind, spielt ihr wahrscheinlich auch nie vor leerem Haus, oder?

Tim: Das ist richtig, wir sind damit auch sehr glücklich.

Das erste Album war ja eher der klassischen Musik zugewandt und insgesamt auch leichter nachzuvollziehen. Bei „Black Out“ hat es dann mehere Durchläufe gebraucht, bis man es zu verstehen begann. Das ganze war mit der Zusammensetzung eines Puzzle zu vergleichen, wo jedes Teil so wichtig ist wie das ganze Puzzle selbst. Wie gestaltete sich die Arbeit für das Album „Black Out“?

Tim: Was du sagst, trifft den Kern der Sache. Das erste Album war schon simpler aufgebaut, es enthält eine Sammlung an Songs, an denen ich schon jahrelang gearbeitet hatte. Bei „Black Out“, war es so, dass das Album anders werden sollte als alles, was ich vorher gemacht hatte.

Wir haben versucht, viele verschieden Parts zu einem Album zu vereinen. Ich denke, dass wir auf dem nächsten Album wieder zu einem einfacheren Songwriting zurückkehren werden. Die Dinge werden einfach komplizierter, wenn viele Leute an einer Platte arbeiten.

Ist Black Out somit zu einer Art Konzeptalbum geworden ?

Tim: Das kann man so sehen, aber ich würde den Begriff Konzeptalbum nicht überbewerten. Wir haben uns diesmal wirklich viel Zeit genommen

Da war ganz schön viel Zeit zwischen beiden Alben. War Cursive der Grund für diese Pause?

Tim: Ja, das war der Grund. Aber andersrum ist es genauso, wenn Cursive Pause hat ist das wegen Good Life, so bringen beide Bands im zwei Jahres Abstand ihre Platten heraus. Im März 2003 soll die neue Cursive erscheinen und im März 2004 kommt dann die neue Good Life.

Auf „Black Out“ spielt ihr das erste Mal als Band zusammen, wie kam es dazu?

Tim: Es sind ja noch drei Leute dabei, die bei der ersten Platte mitgearbeitet haben. Ich bewerte das Wort Band nicht so hoch, daher werde ich mir für die neue Platte auch wieder neue Leute suchen.

Würdest du Good Life mit einem Film vergleichen, welcher Film käme für dich in Frage?

Tim: Hmm, das ist nicht einfach. Ein Film der mir viel bedeutet ist „The Graduate“ („Die Reifeprüfung“). Der Film hat mich stark beeinflusst, und ich kann mich und die Musik mit dem Hauptcharakter identifizieren. Ein junger Mann, sexuell verwirrt, unerfahren, allein. Einfach guter Stoff für einen Film.

Die zweite Platte habt ihr auf Saddle Creek rausgebracht. Ich könnte mir vorstellen, dass das ganze so ein Familiending ist. Somit dachte wahrscheinlich niemand über ein anderes Leben nach, oder?

Tim: Saddle Creek wird immer grösser und erreicht immer mehr Leute, auch aufgrund anderer Releases. Somit war es für uns klar, wo wir mit „Black Out“ am besten hinpassen würden.

Was machst du neben der Band ,gibt es da noch eine Freundin, Familie oder Hobbys?

Tim: Die Hauptzeit im Jahr geht mit Touren und Songschreiben drauf, ansonsten schreibe ich gerne Kurzgeschichten .Ich glaube nicht, dass ich immer zwei Bands haben werde, das ganze nimmt echt schon viel Zeit in Anspruch.

Wie kamst du damals dazu, Bands zu gründen, und wie sah dein weiterer Weg aus?

Tim: Die engsten Freunde kamen zusammen, wir waren damals dreizehn Jahre alt, und ich fing an Gitarre zu spielen. Bei uns lief fast jeden Tag MTV und wir waren total begeistert. Wir waren sehr früh an Musik interessiert und hatten alle die gleichen Hobbys. Somit war der Schritt, eine Band zu gründen nicht wirklich weit entfernt.

Was ist mit deiner Heimatstadt Omaha? War die Stadt auch ein Grund dafür Musik zu machen, um dadurch auch später was von der Welt zu sehen und rauszukommen ?

Tim: Omaha ist eine Business- und Industriestadt, den meisten Menschen bleibt gar nichts anderes übrig als zu trinken und zu arbeiten. Trotzdem mögen wir unsere Stadt, sie hat ihr eigenes Flair.

Vielleicht kennst du den Spruch „über Musik zu reden, ist wie auf Architektur zu tanzen“. Magst du diese ganzen Promointerviews, redest du generell gern über deine Musik ?

Tim: Ich denke schon, dass ich gerne über Musik rede. Schliesslich sind ja auch nicht alle Interviews gleich, und die Fragen unterscheiden sich von mal zu mal auch.

Was hörst du für Musik, wenn du mal gerade nichts eigenes machst ?

Tim: Seit Jahren schon bin ich von Sängerinnen begeistert. Ich finde Azure Ray sehr schön, die uns auf dieser Tour auch begleiten. P.J.Harvey, Chrissie Hynde und Nico haben mich auch schon seit Jahren begeistert.

Wie war die Zusammenarbeit mit Conor Oberst (Bright Eyes)?

Tim: Ich war nicht bei der ganzen Entstehung des letzten Bright Eyes Albums dabei, aber es basiert schon auf unserer gemeinsame Freundschaft .Es haben viele seiner Freunde mitgewirkt. Ich bin froh, dass ich ihn auf der Bühne unterstützen kann und mit all diesen Leuten auf der Bühne stehen kann.

Danke Tim. Ich wünsche euch alles Beste und viel Glück auf der Tour.

Tim: Danke, ich hoffe wir sehen uns mal wieder.

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Interview: Sascha Klein

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