Oktober 30th, 2019

GARRISON (#96, 2002)

Posted in interview by Thorsten

Garrison sind wieder einmal auf Tour durch Europa und somit Anlaß genug , die Jungs doch mal um ein Interview zu bitten.
Nach zwei Alben und einem Split Release mit Hundred Reasons aus England beehren sie uns mal wieder in Deutschland. Wo das letzte Album noch eher an den Dischord typischen Sound erinnerte, geht das neue Album „Be a riminal“ weitaus konventionellere Schritte.
Immer noch musikalisch unangepasst und stellenweise so nach vorne rockend, dass man sich sofort an Größen wie Drive Like Jehu erinnert und einfach wie dumm durchs Zimmer tanzt, zeugt dieser Release von einer enormen Steigerung. Zusätzlich zeigte sich hier produktionstechnisch J. Robbins verantwortlich und nicht mehr Kurt Ballou wie sonst bei früheren Releases. Der Albumtitel „Be a criminal“ schlägt sich auch in den Texten wieder, wo sie sich hauptsächlich über das Thema auslassen.
Dies Interview fand in ihrem Tourbus statt, vor der Baracke in Münster und die Jungs waren echt redselig. Der Schlagzeuger allerdins zog eher vor, einen kurzen Spaziergang einzulegen und nicht an dem folgenden Interview teilzunehmen. Er ist übrigens wirklich mit der schrecklichen Popsängerin über mehrere Ecken verwandt.

Ihr seid jetzt mittlerweile zum zweiten Mal in Europa und wie läuft es diesmal für euch. Gibt es nach einem Jahr schon Unterschiede zu erkennen?

Grillo: Absolut, unsere letzte Tour war in einem kleineren Rahmen, diesmal sind es zwei Monate am Stück. Wir touren durch Skandinavien, Spanien, England und Italien und wahrscheinlich haben einfach mehr Leute unsere letzte Scheibe und somit erscheinen auch mehr Leute bei den Shows.
McNamara: Ja, wir können noch mehr Leute verärgern und wir können noch mehr verschiedene Drogen kennenlernen.
Grillo: Wenn ihr von einer Garrison Show hört, dann kommt und bringt soviel Drogen mit wie ihr tragen könnt.

Ok, Jungs, das schreibe ich auch so. Wie lief es denn mit eurem Promoter „Green Hell“ und wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Grillo: Bevor wir bei Revelation unterschrieben, brachten wir eine Single auf einem kleineren Label in Boston heraus. Das Label hieß Espo Records und Burkhard nahm einige Singles, somit kannte er uns schon vor unserem Deal bei Revelation. Vic von Revelation kannte Burkhard und die beiden sprachen die Tour ab und es wurde großartig.
Grillo: Green Hell und Burkhard sind phänomenal, wir sind mit allem total zufrieden.

Zwei Monate sind ja schon eine lange Zeit, sind solch lange Touren normal oder sieht es da in Amerika eher anders aus?

McNamara: Es würde in Amerika für eine Band wie Garrison keinen Sinn machen so lange
an einem Stück zu touren.
Grillo: Zwei Monate sind wirklich sehr lang und viele Leute waren echt überrascht als sie erfuhren wie lange wir auf Tour gehen bzw. sind. Aber so haben wir die Möglichkeit jede Menge neue Plätze und auch verschiedene Länder kennen zu lernen.

Ihr seid auf der Tour immer wieder neuen Eindrücken ausgeliefert, z.B. an einem Tag spielt ihr in England und zwei Tage später seit ihr dann aber auf einmal in Spanien. Zwei Länder die von ihrer Art schon sehr gegensätzlich sind, fällt euch so etwas auch auf und wie geht ihr damit um?

Grillo: Oh, da sind schon Unterschiede, aber die gibt es in Amerika auch. Da spielst du mal vor Leuten die total ausrasten und beim nächsten Mal stehen die Leute und schauen sich das ganze in Ruhe an. Es ist halt von Stadt zu Stadt verschieden.
McNamara: Ich träume mittlerweile schon in der deutschen Sprache.
Carlin: Das ist ja auch abhängig von deiner Verfassung, manchmal bist du krank und bekommst gar nichts mit und manchmal ist alles total faszinierend.
Grillo: Es ist schon interessant mit den Leuten in Italien und Kroatien reden zu können und zu erfahren wie sie ihr Leben leben.
McNamara: Außerdem erfährt man auch welche Drogen sie dort nehmen. Es ist schon ein Unterschied zwischen dem Hasch aus Italien und dem in der Schweiz.

Schon die Niederlande angetestet?

Grillo: Da haben wir gestern gespielt, es war großartig und das Dope war Spitze.

Ok, ist es schwer in Amerika an gutes Dope zu kommen?

McNamara: Es ist nicht so gut und meistens kriegst du nur Kekse oder so´n Zeug.
Grillo: In England war es richtig schwer, dort gab es nur beschissenes Gras.
Arlin: In Schweden stoppten sie uns an der Grenze und wollten unseren Bulli durchsuchen. Als sie herausfanden das wir eine Band sind, hörten sie auf, wünschten uns alles Gute und wir konnten weiterfahren. Das war schon cool.

Wie ist es euch bis jetzt in Deutschland ergangen?

McNamara: Hier fühl ich mich am wohlsten. Die Shows sind gut, die Leute kümmern sich um dich und hier weiß man was gute Musik ist.
Grillo: Die Menschen sind sehr offen und haben einen breit gefächerten Musikgeschmack. Ich respektiere das, weil da wo wir herkommen ist es nicht so.
Carlin: Ich denke das deutsche mehr deutsche Bands hören sollten und auf den ganzen Scheiss aus Amerika weniger abfahren sollten. Es gibt wirklich gute Bands hier z.B. Now Denial sind großartig, Three Minute Poetry gefiel mir sehr. Die meisten Shows sind selbst organisiert, es gibt eine Szene und daraus sollte man auch was machen. Crush my calm und Now Denial sind Bands die alleine schon Clubs voll machen, aber auch nur weil sie einen hohes Maß an Qualität bieten. Oft ist es egal wie gut eine Band ist, es zählt nur woher sie kommen.

Habt ihr euch irgendwelche kulturellen Plätze angesehen?

Mc. Namara: Das klappt oft zeitlich nicht, aber Rom war fantastisch. Die Stadt ist ein einziges Museum.
Grillo: Oft vergessen die Leute das touren nicht nur ein grosser Spaß ist, sondern in erster Linie ziemlich viel Arbeit bedeutet. Du stehst morgens auf, isst etwas und dann fährst du oft Stunden. Kommst an und der Organisator sagt dir das ihr in zwei Stunden spielen müsst und nach der Show bist du einfach fertig. Natürlich hast du so auch die Chance Orte zu sehen, die du nicht sehen würdest wenn du dein Leben anders lebst.

Was haltet ihr denn von dem europäischen Essen?

Grillo: England hat das schlechteste Essen, was mir je untergekommen ist. Sie haben überhaupt keinen Plan, auch vermischen sie einfach Sachen. Ich kann kein Toast und Bohnen mehr sehen.

Was vermisst ihr am meisten, wenn ihr so lange auf Tour seid?

McNamara: Das Kaffee einfach nachgeschüttet wird.
Carlin: Good blowjobs.
Grillo: In Amsterdam kannst du einen Blowjob ohne Zähne bekommen, das nennt man dann Gummer . Einer mit Zähnen heißt Hummer.

Sehr interessant, aber ich würde gerne noch mal auf den Produzenten des neuen Albums kommen. J. Robbins hat die Platte produziert, wie war es mit einer solchen Legende zusammen zu arbeiten.

Grillo: Phantastisch. Ich kann nicht genug gutes über ihn sagen, er ist einer der nettesten und höflichsten Menschen überhaupt. Er fördert deine Kreativität und die Zusammenarbeit mit ihm war einer der Höhepunkte in meinem Leben.

Ein Traum wurde wahr?

Grillo: Absolut.
McNamara: Auf der einen Seite ist er der absolute Checker, aber es ist auch super einfach mit ihm nur abzuhängen.

Eure Plattenfirma beschreibt im Presseinfo den Sound von Garrison als Mischung aus P.J. Harvey, Radiohead, Pixies und Drive Like Jehu. Was denkt ihr über solche Vergleiche?

Grillo: Die Leute bei Revelation verstehen nicht viel von guter Musik, sie sind immer noch zu sehr auf dieses Hardcore-Straightedge Ding fixiert. Vielleicht gibt es da wohl ein bis zwei Leute die ein bischen mehr Ahnung haben.
Ich finde Bands inspirierend die gar nicht wie wir klingen. Pink Floyd ist mein absoluter Favorit, danach kommt z.B the Cure.

Oh, ich glaube so etwas ähnliches habe ich auch mal von Cave In gehört.

Grillo: Oh, dazu muß ich dir folgendes sagen. Die Jungs von Cave In mögen Pink Floyd weil sie mich kennen. Es sind echt nette Jungs, wir kommen aus der gleichen Stadt. Sie haben sich Live Videos ausgeliehen und die Live at Pompeji und alles was sie von mir kriegen konnten.

Resultat der Aktion war dann die Jupiter Platte?

Grillo: Genau, danach kam dann die neue Platte.

Gut, als nächstes wollte ich jeden von euch fragen, welcher Song muß eurer Meinung nach auf ein Mixtape um eine Frau zu begeistern?

Grillo: Das ist eine gute Frage.
McNamara: Notorious B.G.

Du verarschst mich, oder?

Grillo: Du musst mal die Mädels sehen mit denen er loszieht.
McNamara: Ok, es war ein Witz. Also Elvis Costello und My Bloody Valentine.
Grillo: The Cure und Drive Like Jehu.
Carlin: Black Sabbath, dann kann sie rocken. Ich mag Bands wie Muse, Björk.
Grillo: Björk, dann muß das Mädel aber krank sein.
Carlin: Ok, Barkmarket, Shiner und Girls against Boys.
McNamara: Ich habe noch Tom Jones und die Shylights aus Chicago vergessen.

Ok , nun folgt mein vorbereiteter Soundcheck. Ich spiele jedem von euch einen Song vor und ihr sollt die Band erraten.

Grillo: Ich will anfangen, so etwas mache ich gerne.

Song 1: Favez Son of Steve McQueen

Grillo: Das ist echt gut, rockt nach vorne und die würde ich echt mal gerne live sehen.
Die Texte versteh ich nicht, “here the fast cars, here the Stevies“. Mich interessieren schnelle Autos nicht, aber die Musik ist echt gut.

Song 2 Hot Water Music A flight and a crash

Carlin (nach drei Sekunden): Chuck rules!! Ich liebe diese Band. Das neue Album ist großartig, gesanglich das beste Album und Brian hat gute Arbeit geleistet.

Song 3 Ted Leo / Pharmcistics Timorous me

Mc. Namara: Oh, ich weiss es. Das ist Ted Leo. Ich mag auch gerne The Clash, aber dies hier klingt mehr nach amerikanischen Rock´n Roll. Ich mag Squeeze, Elvis Costello. Ich habe ihn live gesehen und es war ganz gut, allerdings trägt er viel zu enge T-Shirts.
Grillo: Darf ich den letzten Song für unseren Drummer hören.

Song 4 Lack zur Genealogie des modernen Menschen

Grillo: Sie haben den Anfang von Converge „Petitioning the empty sky“ geklaut. Aber trotzdem verdammt gut, ist das Now Denial.
Das ist richtig gut, aber ich habe die Band vorher noch nie gehört.

Das wars. Ich bedanke mich bei euch für eure Zeit und wünsche euch noch viel Glück auf der Tour.

Garrison: Hat Spass gemacht und hoffentlich sieht man sich mal wieder.

Interview: Sascha Klein

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