April 18th, 2019

FEMALE TROUBLE (#72, 1998)

Posted in interview by Thorsten

Mensch, Mensch, Mensch Interviews mit F.T. gehen ja weg, wie geschnitten Brot.
Sich endlich mit Eva (git), Carola (vox), Arianna (drums) und Harun B.(bass) treffen zu können kostet Geduld und ´ne Menge Zeit. Und da uns beiden Selbiges nicht im ausreichendem Maße zur Verfügung stand mußte ein klitzekleiner Trick her. Dieser Trick ist ca. 60 cm hoch, hört auf den Namen „Kira“ und ist ein Pittbull-Dobermann-Mischling. Und da Punker ja nun mal Hundenarren sind, hatten wir bei den Berliner Rockern leichtes Spiel. Während Kira sich auf die letzten Weihnachtsplätzchen stürzte und Randale machte, konnten wir das heiß ersehnte Interview durchführen.

Seit der neuen Platte „Anarchy In The Backyard“ ist es ziemlich schwer, Euch vor´s Mikro zu bekommen. Anstrengend?

H.B.: Nö, naja, der Medienrummel ist schon schlimm, du kannst halt kaum aus dem Haus.

Wir hatten Probleme mit eurem Management wegen diesem Interview, wißt Ihr Näheres darüber?

C: Na los, die ersten Fragen!

Mit Eurer CD habt Ihr ja so richtig Kohle gescheffelt, da könntet Ihr ja jetzt mal Urlaub machen. Welche Insel würdet Ihr Euch aussuchen?

H.B.: Wir wollten raus aus dem deutschsprachigen Raum, also Mallorca.
A: Wir haben gleich eine Insel gekauft.
H.B.: Fuerteventura, die ist länglich, wegen der Flugbahn für unseren Learjet.
A: Da haben wir Ruhe vor der Presse.

Thema Platte – Wie oft mußtet Ihr denn den Knüller jetzt schon nachpressen lassen?

Eva: Kann man nicht mehr mitzählen.
C: Haben wir mit dem Interview schon angefangen?
H.B.: Na klar!
Nachdem die Frage nach der Lust, Interview zu spielen, mit „Ja, na klar, logo, sicher“, beantwortet war, ging´s weiter.

Stehen bei Euch denn demnächst große Konzerte auf´m Zettel?

Eva: Ja, mit „Gluecifer“ und „Hellacopters“.

Seid Ihr noch aufgeregt, bei so großen Namen?

A: Nö. Außerdem gab es auch schon enttäuschende Erlebnisse mit sogenannten großen Bands.

Nochmal zur Platte – die Reviews fallen doch jetzt besser aus?

H.B.: Ja klar, jetzt hat sich wohl die Spreu vom Weizen getrennt. Es gibt dauerhafte Hasser, aber auch ein paar neue Liebhaber – keiner schreibt nur noch „ganz nett“.
A.: Es sind nur noch wenige, die uns Scheiße finden.
H.B.: Na, lies mal das [030].
E: Das sind doch alles Wichser.
C: Manno, dit is ´ne Burger King-Zeitung, dürft Ihr nicht so ernst nehmen.
H.B.: Wir warten immer noch, was das Rock Hard diesmal schreibt. Die stellen wirklich unsere einschlägigste Haß-Company dar.

Ist Euch schlechte Publicity lieber als gar keine?

H.B.: Ist fast schon egal.
Als Kira wieder Randale machte, mußten wir resignierend feststellen, daß der Hund den Vieren irgendwie viel mehr Laune machte als unser Interview. Tapfer fragten wir aber weiter.

Wenn Ihr ein Videoclip machen würdet, wie sähe der aus?

H.B.: Wir würden die Mini-Playback-Show nachspielen. Wir sind die Jury und Kids spielen unseren Song. Oder zu „While I Stare“ – darin geht es um Engel – wollten wir Freunde von uns in ganz Deutschland in Engelsflügeln rumrasen lassen.
A: Was auch witzig, aber nicht neu ist, so alte Kindheitsaufnahmen von uns auf Super 8.

Dazu gehören ja auch Konzerte – obwohl es keiner wissen soll, seid Ihr ja nicht mehr die Jüngsten. Ist man denn auf der Bühne früher knülle, wenn man ´ne Stunde live durchackert?

A: Es gab ein Konzert, die Record-Release-Party in Berlin, da habe ich gar keine Erinnerung mehr dran. Ich habe einfach nur noch getrommelt.

Nach so vielen Jahren ist es immer noch ein geiles Gefühl?

H.B.: Es wird immer schlimmer.

Also man wird nicht cooler?

H.B.: Na auf Tour gibt´s schon Augenblicke, wo man abstumpft. Eine Menge funktioniert mechanisch. Doch in dem Moment, wo du auf die Bühne gehst, kannst du zusehen, wie das Adrenalin aus Ohren, Mund und Nase kommt.

Das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber wenn man wie Ihr, schon so lange spielt, hat man dann wirklich noch ´ne Beziehung zu seinen Liedern oder laufen die Titel nur noch automatisch?

H.B.: Da gibt es Phasen, wo du denkst, der Song ist irgendwie durch oder so und dann spielst du ihn irgendwann viel später wieder und auf einmal hat er wieder richtig Bumm.
A: Wir spielen auch noch nicht so lange die selben Sachen, weil wir momentan ´ne richtige Liederfabrik sind. Außer ein, zwei Stücke, wie z.B. „Housewife“, das wir immer spielen, weil es Spaß macht, haben wir keine alten Songs.

Zur Zeit wird ja überall viel rumgecovert, wie ist das bei euch, habt Ihr dafür Interesse oder nicht?

H.B.: Oh doch, auf unserer Single ist ein „Agent Orange“-Cover …
A: … und das dritte Lied der neuen Platte ist „Attitude“ von den Misfits.
H.B.: Seit der zweiten Platte haben wir eigentlich auf jeder gecovert, meistens alte Helden.

Und das sind doch meistens Eure eigenen Favorites?

H.B.: Absolut! Wie Lemonheads oder eben Misfits. Wir haben zwar schon überlegt, mal ´ne richtig geile Popnummer zu covern, wobei die Meßlatte von Hi-Standard mit „California Dreamin“ ziemlich hoch gelegt wurde.
A: Die beste Coverband sind zur Zeit sowieso Me First & The Gimme Gimmes.

Wie handhabt Ihr das eigentlich mit der Imagepflege von Female Trouble?

H.B.: Eigentlich gar nicht. Ich hab das in anderen Bands schon mitbekommen, wo irgendwann gesagt wurde, wir müssen das oder jenes Image haben, wenn wir erfolgreich sein wollen. Da hab ich dann immer die Hände über den Kopf zusammen geschlagen. Man kann doch nur das richtig machen, was man in seinem kleinen Herzilein trägt. Nur da kannst du deine ganze Energie reinlegen.
E: Uns fehlt auch ein bißchen der Bock, uns an einen Trend zu klammern.

Stichwort Kinder – falls die mal ins Haus stehen, werden die zur Musik zwangsverpflichtet?

E: Die kriegen auf jeden Fall Musikverbot.
H.B.: Es geht doch immer schief, egal wo du deine Kinder hinschubst. Außerdem gibt es abschreckende Beispiele, wenn dein Kind reich und berühmt wird, kriegst du vielleicht steuerliche Probleme, siehe Familie Graf.

Zurück zur Band – was passiert denn bei Euch in nächster Zeit?

A: ´ne Tour durch Italien.
H.B.: Au ja, Italien ist ´ne dicke Nummer. Da gibt´s ´ne richtig große Punkrockszene.
A: Sogar auf Sizilien, wo ich herkomme.

Na, dann wünschen wir Euch recht viel Glück, ein Gruß nach Palermo und
Arrividerci!

Interview: diani, torsti & kiri

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