März 17th, 2007

DUESENJAEGER (#97, 12-2002)

Posted in interview by andreas

Duesenjaeger konnte ich auf der letzten Tour von meiner Band kennenlernen und die Jungs haben mir dermassen gut gefallen, dass ich mir gedacht habe die müssen mal ins Trust. 

Die Leute spielen einfach sauguten und ehrlichen Punkrock, der mich mal so wirklich aus den sprichwörtlichen Latschen gehauen hat. Der Eindruck wird dann textlich verstärkt, weil hier mal die Texte sich wirklich auf den Alltag beziehen und somit auch mal nachvollziehbar sind. Aber ihr könnt euch natürlich selber davon überzeugen, wenn ihr euch mal deren letzten beiden Singles „Lethargie und Ausverkauf“ und “ s/t“ anhört. Aber jetzt Schluss mit den Lobhuldigungen und lest selbst was die Jungs zu sagen haben.

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Duesenjaeger kommen aus Osnabrueck und mich würde mal interessieren inwieweit da noch was geht. Könnte Osnabrück zur Punkrockcity wachsen?(SCHERZ)

Torben: Ist es doch schon längst oder?? Na ja, is halt gespalten, auf der einen Seite gibt es hier `ne Menge gute Bands wie zB ANATOL oder COLT SEAVERS, auf der anderen Seite gibt es bislang noch keinen wirklich geilen Laden in dem man gute Konzerte veranstalten kann…

Tobi: …oder sehen kann…

Torben: …na ja, immerhin war diese Woche das erste Konzert auf dem Wagenplatz am Fürstenauer Weg. Die suchen ab sofort sowieso immer Bands die da spielen wollen. Also wer Bock hat, kann mit denen in Kontakt treten und was klarmachen. Ansonsten gibt`s hier halt nur die ganzen städtischen Juzes in denen aber nicht viel läuft.

Nach dem ich mir eure letzte Single angehört hatte, musste ich feststellen dass ihr textlich nicht wirklich vor Lebensfreude und Optimismus sprüht. Passt das eher so zu dieser ist eh alles scheisse und wird sich auch nichts dran ändern Attitüde oder wie kam es zu dieser Grundstimmung der Platte? Obwohl der Titel perfekt zu der Grundstimmung der Platte passt, dafür Hut ab.

Tobi: Die Texte sind subjektive Beobachtungen; wenn ich durch eine Innenstadt gehe, denke ich sofort: „Es ist ein Krieg“, Konsumterror an jeder Ecke, der Dich anspringt, dem kannst Du Dich ja gar nicht mehr entziehen, es sei denn, Du gehst nicht hin.

Torben: Ansonsten sind wir jetzt aber nicht die Typen, die nur in ihrem dunklen Zimmer abhängen und vor Weltschmerz nichts mehr geschissen kriegen. Wenn das mal der Fall ist, dann liegt das eher an anderen Dingen. Ich find wir sind schon `ne ganz muntere Truppe.

Tobi: Dass ich über so Sachen singe wie Gefühlskälte oder überhaupt das Kaputte da draussen kommt einfach so aus mir raus. Mit den Liedern verleihe ich einer gewissen Ohnmacht eben einen Ausdruck, der mir wichtig ist und in dem sich anscheinend auch andere Leute wiederfinden. Ich hoffe, dass das dazu führt, dass man dieses Gefühl erstmal überhaupt registriert und erkennt; das ist ja der erste Schritt zur Veränderung.

Kindspech und Chief Recordings zeigen sich für die Veröffentlichung und den Vertrieb der beiden Singles aus, was habt ihr durch solch einen Freundschaftsdeal für Vorteile?

Torben: Auf jeden Fall `ne Menge Vertrauen und Ehrlichkeit. Da wir uns sowieso oft sehen, können Dinge vielleicht einfacher und schneller besprochen werden. Ausserdem passt es einfach gut zusammen, da wir in vielen Dingen die gleiche Meinung vertreten und das gleiche wollen.

Tobi: Die Beiden sind an unserer Entwicklung, nicht nur als Band, sehr dicht dran. Dadurch, dass wir befreundet sind, geniessen wir quasi grosse Aufmerksamkeit und sind nicht bloss eine Band unter vielen. Und wir können uns unumwunden einfach sagen, wenn mal was scheisse läuft, ohne gleich aus einem Vertrag zu fliegen hahaha.

Fast alle von euch sind noch in anderen Musikprojekten-Bands tätig, finden auch diese Sachen eher im Punkrockkontext statt, oder denkt ihr eher dass so eine Schubladisierung von Musik eh keinen Zweck hat?

Tobi: Die Sachen finden schon im Punkrockkontext statt, das muss aber nicht zwangsläufig so sein. Es geht da von DOCTORHOODs Kabarett-Konzept-Rock über Garagen-Trash von der GRIZZLY ADAMS BAND, ganz neu die Wipers-Coverband namens THE WIRES und mein Solo-Projekt TOBI WAN KENOBI, das gerade in Richtung Depro-Deutsch-Pop mutiert. So wie Grönemeyer haha. Irgendwie macht hier jeder mit jedem irgendwas, es wird dauernd geplant und die Hauptsache ist dabei immer, das es gut ist. So wie das fulminante All-Star-Projekt KONGA DIE WELTRAUMKATZE, über das an dieser Stelle aber noch nichts weiter verraten werden darf.

Torben: Was die Schubladisierung angeht find ich das alles immer ein wenig zweifelhaft. Klar, man kann damit jemandem der fragt häufig irgendwie erklären was eine Band so für Musik macht, aber im Prinzip ist es doch egal welchen Namen jetzt der jeweilige Stil hat. Hauptsache, die Musik und die Texte sind gut und die ganze Sache rockt. Manche Menschen machen sich diese Schubladen natürlich aber auch zunutze, um damit mehr Platten zu verkaufen oder was weiss ich. Das find ich dann reichlich bescheuert. Halt so Sachen wie „du wir machen jetzt Emo“.

Hat es sich für euch gelohnt mal wieder für ein bis zwei Wochen auf Holzdielen zu pennen und mässig besuchte Shows zu spielen? Erzählt mal ein paar Anekdoten von der letzten Tour?

Tobi: Was meinst Du mit mässig besucht? In Ravensburg waren immerhin 12 Leute! Im Ernst: Das war total cool, wir haben ja auch nur mit guten Bands zusammengespielt, da gab es eine Menge Spass.

Torben: Was ich an so einer Sache immer super finde, sind die Leute, die man kennenlernt und die sich den Arsch aufreissen um etwas auf die Beine bzw Bühne zu kriegen.

Tobi: Wir haben am Bodensee gezeltet, uns Absinth als Jägermeister andrehen lassen,…

Torben: …die haben uns erzählt das wäre ein Werksfehler, weil der war nämlich durchsichtig…

Tobi:… unser Bus ist verreckt, war klar, gehört dazu anscheinend, und sind dann schön in einem niegelnagelneuen AD/AC Bus weitergetingelt. Mit Klimaanlage und Dosenhalter. Und Zigarettenanzünder. Total Luxus. Und in Linz haben wir die beste Aftershow-Party ever gefeiert, da sind alle komplett durchgedreht. Generell ist mit Manager Rosi on the road sein total Rock.

Was macht eure Meinung nach eine Band wie Duesenjaeger aus, worin unterscheidet sich euer Tun von dem anderer Bands?

Tobi: Gar nicht. Wir proben, treten auf und machen Platten. Wie alle anderen auch.

Torben: Genau!

Tobi: Wir räumen nach dem Essen den Tisch ab.

Als Band ist man ja in der Fanzinepresse immer direkt Vergleichen ausgesetzt. Was war für euch der schlimmste Vergleich und warum?

Torben: Also den Schlimmsten kann ich jetzt nicht benennen. Waren alle in Ordnung. Ich glaub wir haben aber bisher so ziemlich jede deutschsprachige Band durch. Von But alive über Chaos Z bis Dackelblut. Find ich aber alles Quatsch.

Tobi: Das ist halt eben dieses Schubladen-Ding: Oh, Punkrock, oh, deutschsprachig, oh, klingt wie XY…mach ich aber selber auch. Solange keiner sagt, wir klingen wie Scheisse…wobei ich der gleichnamigen Band jetzt nicht zu nahe treten will, öh…

Auf eurer Internetseite gebt ihr auch vielen Bands in Form von Links eine Chance, seit ihr auch der Meinung das es kaum eine Szene gibt die soviel auf Beziehungen und Bandfreundschaften wie in der Punkrock und Hardcoreszene?

Torben: Ja genau, wir geben Turbostaat eine Chance. Hehe

Tobi: Wir sind nicht zwangsläufig mit allen Bands aus der Linksektion engstens befreundet, eigentlich nur mit El Mariachi. Aber im Prinzip geb ich dir recht.

Torben: Ich finde es selbstverständlich das man sich gegenseitig unterstützt, weil nur so kann ein gewisses Netzwerk funktionieren und da sind wir ja schliesslich alle drauf angewiesen. Aber ich denke auch, dass es in dieser „Szene“ eine Besonderheit gibt. Man steht sich halt irgendwie näher und es ist nicht so schwierig was zu machen, weil es einfach um andere Dinge geht als zB bei normaler Rockmusik oder Metal oder oder oder.

Was können wir in nächster Zeit von Duesenjaeger erwarten, ich habe da was von einer neuen LP lauten hören.?

Tobi: Ja, ich auch. Ist halt so`n Gerücht, das sich hartnäckig hält. Jetzt müssen wir wohl eine machen.

Torben: Nee jetzt mal im Ernst. Wir werden eine LP machen, aber wann die jetzt genau fertig ist, können wir noch nicht sagen. Wenn es dann soweit ist, planen wir auch noch eine etwas längere Tour.

Ihr habt die Möglichkeit dieses Interview mit eurem momentanen Lieblingsspruch zu beenden, damals war es glaub ich immer „Gutes Ding“ oder ?

Torben: Nee, „schönes Ding“, aber gut Ding will weile haben Herr Klein.

Tobi: „Drauf geschissen“.

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www.duesenjaeger.org

Interview: Sascha Klein

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