April 4th, 2019

Die Sprache der Tiere – Wie wir einander besser verstehen, Karsten Brensing

Posted in bücher by Dolf

Aufbau Verlag, Prinzenstraße 85, 10969 Berlin, www.aufbau-verlag.de

Während bei „Das Mysterium der Tiere – Was sie denken, was sie fühlen“, welches in Trust # 189 besprochen wurde, der Untertitel ein wenig in die falsche Richtung leitet, ist es hier der Titel, wahrscheinlich ist das aber so gewollt. Es geht nämlich eigentlich gar nicht hauptsächlich um die Sprache der Tiere, sondern viel mehr über die Tiere selbst und unser Verhältnis zu ihnen. Ob bzw. wie sie denken, was sie fühlen, ob sie reflektieren können, wie sie kommunizieren oder ob sie, wie viele noch fälschlicherweise annehmen, nur im hier und jetzt leben. An manchen Stellen des Buchs kommt man sich vor als ob man stundenlang einen Doku-Kanal glotzt.

So viele erstaunliche und überraschende Geschichten werden einem präsentiert, das man mit dem Staunen gar nicht hinterherkommt. Zum Glück ist das aber nicht im ganzen Buch so – sonst würde das, mir zumindest, auf Dauer zu langweilig. Vielmehr erklärt der Autor, aus wissenschaftlicher Perspektive, wie es sein kann das der Mensch (in der westlichen Gesellschaft) den Hund liebt aber das Schwein verspeist. Dieses Paradox wird hier durch unterschiedliche Informationen erklärt bzw. sogar gelöst. Es gibt tatsächlich viele Parallelen bei Mensch und Tier, in der Art und Weise wie die Tiere denken und fühlen (sonst würde es ja z.B. gar keinen Sinn machen Psychopharmaka für Menschen an Tieren zu testen, bzw. Medikamente die bei Menschen wirken auch Tieren zu verabreichen). Dies wird hier ausführlich mitgeteilt. Sehr interessant auch der Ausflug in die Geschichte des Verhältnisses von Mensch und Tier – so war es zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert in vielen Ländern Europas ganz normale Rechtspraxis, Prozesse gegen Tiere zu führen und sie dann auch zu bestrafen oder freizusprechen. Oder auch die Infos über die neuere Geschichte, kaum zu glauben was für ein Honk der Herr Brehm war, welcher das sehr bekannte Buch „Brehms Thierleben“ geschrieben hat – auch da wird einem klar wie es sein kann das große Teile der Gesellschaft diese seltsame Beziehung zu Tieren haben. Die Gesellschaft hat es einfach falsch gelernt und ist darauf hängen geblieben. Sehr gut auch das er einen Begriff für die Problematik „das Menschen nur weil sie etwas wissen, dies noch lange nicht auch umsetzen“ kreiert. Er nennt dies das „supramegane Denken“ also wenn man um etwas weiss das man dies dann auch tut oder eben nicht. Allein dieser Gedanke war es schon wert das Buch gelesen zu haben und ich bin dem Autor dankbar dafür das er diesen Begriff gefunden hat. Nun müssen nur noch möglichst viele Leute lernen viel mehr so zu denken.
Letztendlich geht es am Ende darum das der Mensch aufhört die Tiere so zu behandeln wie sie jetzt behandelt werden. Hierzu werden in diesem Buch mehr als ausreichend gute Gründe aus wissenschaftlicher Sicht zur Verfügung gestellt. Ausserdem gibt es noch massig verweise auf Seiten bzw. Videos im Internet – wenn man sich noch eingehender mit einzelenen Themen beschäftigen will. Dieses Buch ist vielleicht grade für den „klassischen“ Tierfreund sehr zu empfehlen, weil hier nämlich nicht das drin steht was – z.B. der Tierfreund Jäger – erwartet. Insofern ist der Titel vielleicht dann doch ganz gut gewählt. 267 Seiten, gebunden, 22,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3351037291

[Trust # 194 Februar 2019]

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