Mai 1st, 2020

DAŽD (#142, 2010)

Posted in interview by Thorsten

Das Chaos wütet und ist wunderschön!

Oha, wie war ich gespannt, bis endlich das lang erwartete Album der Belgrader jetzt im Januar 2010 erschien. Nach den wirklich sehr guten beiden Split 7″s von DazD mit einmal Portlands Order of the Vulture und dann den ebenso serbischen Nakot war ich wirklich in Vorfreude. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Klar ist ein gewisser Exotenbonus gegeben, aber das ist so eine eigenständige Melange aus Punk, Metal, Crust, ach ich nenne einfach die Namen, mit denen das Label Fuck Yoga die Platte bewirbt, nämlich Amebix, Hellhammer und GISM. Da ich mit Milos schon länger in Kontakt bin, dachte ich, dass wäre der richtige Zeitpunkt für ein Interview. Aber auch, wie Milos sagt, weil diese ganze Sache Punk überall auf der Welt stattfindet, es zwar jeder anders für sich interpretiert bzw. zelebriert und doch einen viel verbindet. Und weil die Band mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Das Album ist schlicht und einfach sehr sehr gut und hat ein okkultes, dennoch punkiges Feeling!
Milos hat auch einiges zu erzählen, macht euch selbst ein Bild, ich nehme mal nichts vorweg. Bei Interesse an der Platte und allem Anderen wendet Euch an das Label oder Milos selbst, die freuen sich.

Hallo Milos, wie würdest Du euren musikalischen Stil beschreiben? Ich fand es etwas schwierig das in meiner Einleitung in Worte zu fassen.

Hallo Matze, hm, ich bin nicht sicher. Mich selbst als Mitglied der Punk Gegenkultur verstehend würde ich sagen, dass Dazd eine Punkband ist, aber natürlich ist da noch mehr. Es gibt ein paar Dinge, die unseren Sound geformt haben und ich will nicht nur über den Sound sprechen. Da sind Billionen Dinge, die ich im Sinn habe, die verantwortlich sind, aber ich nenne nur ein paar. Zuallererst sind wir keine guten Musiker und spielen auf schlechtem Equipment, ich kann nur Songs spielen, die ich auch selbst geschrieben habe. Zweitens beeinflussten die Mad Max Filme mich sehr, als ich noch ein Kind war, dazu Bands, die ich hier hören und sehen konnte. Ich entdeckte also quasi erst die Apokalypse und dann schlecht überspielte Discharge Tapes. Ich fühlte mich immer vom Absonderlichen, Schroffen, Ungewöhnlichen angezogen. Ich mochte die normale Welt nie und habe diese eigene gefunden. Ich mochte Musik erst nie so wirklich, dafür aber befremdliche Sounds und archaische Rituale. Drittens hören wir schon immer sehr viel unterschiedliche Musik, insbesondere ich. Und dank der Isolation hier machten wir unsere eigene Interpretation davon, ich meine in der Zeit vor Internet, ich habe erst seit 5 Jahren einen Computer. Also über die 20 Jahre dieser Einflüsse formte sich in meinem Schädel ein kleines, sonderbares Universum (oder auch Chaos). Wir hören Punk, Metal, HC, Doom, Psych, Folk und Industrial, aber ich denke, was wir versuchen zu tun, ist irgendwo zwischen Post Punk, Proto Doom und 80er Crust. Und ich mochte Underground Bands immer vor den Reuinions und der Massenkompatibilität, immer dann, wenn sie noch innovativ, rau und wütend waren. Es ist nicht nötig originell zu sein, sondern aufrichtig zu sein. Diese Energie und der Sound inspirieren mich.
Auch bin ich mit dem neuen Album nicht 100% zufrieden, wir nahmen es in 2 Tagen für 80 Euro auf, aber dafür ist es gut geworden, wir wollen ja auch so rau klingen. Naja, sollen die Hörer beurteilen. Die, die es mögen, haben ihre Meinung schon artikuliert, manche fanden darin Stoner oder Black Metal, manche Amebix oder L.S.D. (die alte JapanCore Band), die, die es nicht mögen, sind noch still. Ich würde gerne ein schlechtes Review hören, ich hab so manche meiner Lieblingsbands auf die Art gefunden.

Milos, Du hast mir mal erzählt, dass die Songs des Albums sehr alt sind, fast 20 Jahre, was ist die Geschichte hinter der LP? Warum habt Ihr erst jetzt aufgenommen?

Viele der Texte und ein paar komplette Songs sind von Mitte der 90er während des Krieges hier, wir alle haben den Horror gesehen. Wenn man die Lyrics liest, sieht man, dass Krieg das Hauptthema ist. Krieg, Elend, Angst. Die Leute hassten einander und ich hasste sie alle! Aber ich hasse sie, weil ich mir Gedanken mache. Ich wünschte, ich würde mich nicht so viel sorgen, mein Leben wäre viel einfacher. Dumme, dumme Menschen, blinde und gierige Bastarde. Sie sehen immer noch nicht, wie einfach sie manipuliert werden. Also Ivan (Bass) und ich spielten von Anfang an zusammen, wir hatten verschiedene Namen, u.a. Via Combusta, ich benutze den manchmal noch für Projekte, man findet unter dem Namen ein 13 Sekunden Medley von Patareni Songs auf der Patareni Tribute Compilation. Später zog Ivan nach Dänemark für ein paar Jahre, um dem Wehrdienst zu entgehen, das hatte einfach die höchste Priorität damals. Ich und Freunde blieben und versuchten politisch aktiv zu sein, Anti-Kriegs- und anderer Anarchoaktivismus, aber es war damals einfach fast unmöglich, aus unserer Perspektive was zu machen. Niemand beachtete einen Haufen Kids, während die anderen ‚Alle gegen Alle‘ (Anm.: hat er so deutsch geschrieben) kämpften.
Später wurde ich dann etwas unsozial und blieb der Szene fern für ein paar Jahre, in einer Art Abgeschiedenheit las ich dann Bücher über Magie, esotersiche Philosophie und anderes schräges Zeug, das half mir den alltäglichen Druck des normalen Lebens zu absorbieren und als ich zurück kam, integrierte ich diese Ideen in meinen ‚Punk‘. Ich sehe da eine Verbindung, die ganze Undergroundsache ist auch etwas Verstecktes und geheimnisvolles, eben in anderen Worten okkult für den Rest der Menschen. Sie werden uns nie verstehen, bevor sie nicht in unsere Realität eintreten. Ja, und wieder entdeckte ich das schöne an der ganzen Punksache, man findet den Abschaum zu dem man gehört immer und überall auf der ganzen Welt, Entfernungen spielen keine Rolle. Wie Crowley es sagte: Wir sind wie Sterne, voneinander entfernt aber grossartige Konstellationen formend…
Ivan kam dann 1999, als die Nato Belgrad bombardierte, zurück und es war alles zu viel für ihn und er endete in der Psychatrie. Viele machten seinen Drogenkonsum verantwortlich, er nahm viel LSD und Pilze, aber anderswo wäre er wohl ein Schamane, kein Schizophrener. Er ist sehr intelligent und brauchte ein paar Jahre, um sich zu erholen und wir beschlossen, die Band neu zu aktivieren, um unsere Art der Rache an den Umständen zu nehmen. Um 2004 herum kam Sinisha an den Drums hinzu und so ist es nun. Wir sind keine guten Musiker und spielen langsam, aber wir kombinieren viele verschiedene Einflüsse, die verschiedenste Szenen ansprechen, das freut mich einfach, dass die Leute hier ihr Szeneghetto auch mal verlassen. Das Chaos wütet und ist wunderschön!

Wie Du über den Krieg sprichst: Ich habe das Gefühl, dass die ethnischen Konflikte unter den Punks nicht vorhanden sind, ich lese sehr oft ‚Band/Zine aus ex-Yugoslavien‘, nicht z.B. serbisch oder kroatisch. Ist mein Eindruck richtig? Wie geht die Punkszene damit um?

Haha, naja, es macht es einfacher für die Leute, die schlecht in Geographie sind… Nein, Du hast recht. Natürlich beeinflusste der Nationalismus damals auch einige Punks, aber für die meisten von uns war es der schlimmste Alptraum und wir akzeptierten diese Werte natürlich nicht. Wir waren gegen das System, den Krieg, und während die anderen ihren idiotischen Traum lebten, waren wir verängstigt. Anarchisten, Punks und andere aus diesem Umfeld waren die ersten, die sich vernetzten, kooperierten und gegen Vorurteile kämpften. Gut, da waren Liberale, aber die wurden bezahlt dafür, ich rede von DIY, nicht von großen Organisation oder Politikern. Dieser ganze ethnische Kram ist Scheisse, wir sprechen alle diesselbe Sprache und wir sind alle gemischt, Ethnik ist einfach mehr eine Einbildung, aber Menschen sind leicht zu manipulieren. Du kennst doch den Deutschen Film ‚Die Welle‘, Menschen folgen gerne irgendeiner Ideologie, mit allen Konsequenzen. Es ist schwer diese Welle zu stoppen und das war ein verdammter Tsunami! In Yugoslavien war es echt nicht so schlecht, freie Schulbildung, Universitäten, medizinische Versorgung, Frauenrechte wurden hier gar vor anderen westlichen Ländern eingeführt, Kunst, eine Punkszene in den späten 70ern, Amebix spielte gar 86 in Bosnien. Wir hatten grosses Potenzial and dann warfen wir uns selbst ins 19. Jahrhundert zurück. Wir haben uns wirklich gut selbst gefickt und auch der Rest der Welt, die Nato und die USA, spielten ihre Rolle ’sehr gut‘ und haben alles ruiniert. Ich bin nicht nostalgisch, aber man kann ja sehen was passiert ist. Deshalb haben wir kein Problem damit uns Yugoslaven oder ‚Balkanians‘ (Anm.: im Original, habe kein deutsches Wort gefunden).
Der Balkan ist Heimat hunderter verschiedener ethnischer Gruppen, viele slavische Stämme, in verschiedene Nationen geteilt, und Gruppen, die schon viel eher hier waren. Das alles formte über die Jahrhunderte eine spezifische kulturelle Mixtur, es ist nicht möglich genau zu sagen, wer wer ist. Lass es mich so sagen: Wir alle singen dasselbe Lied, nur mit verschiedenen Worten, und das meine ich ausdrücklich allegorisch und wörtlich.

Wie ist den die Szene derzeit in ex-Yugoslavien? Habt Ihr viele DIY Orte oder gar besetzte Häuser oder spielt ihr mehr in kommerziellen Clubs?

Also ich spreche jetzt für Serbien und speziell Belgrad, in Slovenien und Kraotien ist es etwas besser, aber hier ist die Szene sehr klein, genau wie in Bosnien und Mazedonien, in Montenegro gibt es nur ganz wenig. Vielleicht würden es manche umgekehrt sagen, aber ich finde es immer noch unbefriedigend. Es gibt ein paar Kids, aber weißt du, als Hellshock vor kurzem spielten, waren es grade mal 50 Leute und die waren von überall her. In dieser Stadt sind 2 Millionen Menschen und zu solchen Gigs kommen maximal 100 Leute, das ist doch Scheisse. Wenn GBH oder UK Subs kommen, gut, dann können es auch mal ein paar hundert sein, aber die sind nicht in die Szene involviert, das sind Modeaffen. Im Metalbereich ist es auch nicht wirklich besser. Es gibt hier keine besetzten Häuser oder ähnliches, nur private Clubs, wo man zahlen muss für eine Veranstaltung, manche davon besser, manche schlechter, aber die meisten mögen keine Punks, weil an denen nicht viel zu verdienen ist, Schlägereien mal passieren oder Nazis kommen. Demnach ist es stressig, was zu veranstalten. Das nächste Problem sind die Grenzen und der Zoll. Hellshock konnten 2 Grenzübergänge nicht passieren und mussten über Bulgarien kommen, das war ein Alptraum. Manchmal tauchen wegen Ruhestörung auch die Bullen auf, das hier ist ein grosses Dorf von gewalttätigen Rednecks, und einer Subkultur anzugehören mit dem entsprechenden Outfit ist riskant, dank Kirche und Nationalisten ist Anderssein stigmatisiert. Homosexuelle haben auch immense Probleme, wenn nicht die größten. Kinder, die mit Hass und Xenophobie aufgezogen wurden während des Krieges, sind nun an der Macht. Deshalb sind wir immer noch tiefer Underground, wie gesagt, okkult und versteckt!

Du sagtest, dass Ihr nur positive Resonanz bekommen habt. Von welchen Leuten, ich meine Szenen und Regionen, bekommt Ihr Feedback? Seid Ihr zufrieden mit der Distribution Eurer Sachen?

Wir haben Resonanz von sehr unterschiedlichen Leuten bekommen, aus dem Metal und Punk Underground und sogar von anderen Freaks, was mir sehr gefällt, wir machen ja keine trendy Musik. Wir bekamen Rückmeldungen aus der ganzen Welt, überwiegend aus ex-Yugoslavien, Russland und der ex-USSR, aber auch aus Japan, USA, Skandinavien, Deutschland, Italien, Frankreich, UK. Wir haben keine grossen Pläne, aber diese Verbindungen mit vielen Menschen sind gut und helfen, wenn man so verlassen und isoliert ist. Ich denke viele sind an uns interessiert, weil unsere Ideologie verschiedene Dinge kombiniert, Anarchie, Okkultismus und Paganismus und das sind nicht nur Phrasen für uns, Anarchie der Drang nach Freiheit, der Paganismus unsere Obsession für Natur und Okkultismus unsere Erfahrung. Unser Vertieb ist ganz gut, Fuck Yoga hat das sehr gut gemacht. Wir können von hier unseren Kram kaum vertreiben dank dem schlechten Postsystem und dem Zoll, die zwacken zu viel ab, deshalb ist es schier unmöglich. In Mazedonien ist es etwas besser, deshalb übernimmt Ivan von Fuck Yoga das für den Rest der Welt und wir kümmern uns nur lokal darum.

Du nanntest Russland und die ex-USSR als erstes bei der Frage nach dem Feedback. Warum seid Ihr dort so bekannt?

Ich denke, das liegt an verschiedenen Dingen. Erstens klingt DazD vertraut, in russisch ist es dozd (Regen) und es wird auch in kyrillischen Buchstaben geschrieben, wie auch alle unsere Texte. Da beide Sprachen slawisch sind, verstehen wir uns einander auch etwas. Auch mag das alles attraktiv sein als Gegenentwurf zum westlichen Kulturimperialismus, was natürlich nichts mit Nationalismus zu tun hat, wir singen und schreiben einfach in unserer Muttersprache. Ausserdem sind immer englische Übersetzungen bei den Platten. Das andere mag unser Mix von Anarchie und Paganismus sein, dort gibt es eine lange und starke anarchistische und nihilistische Tradition auf der einen Seite, auf der anderen Seite eine Art spiritueller Widerstand gegen das christliche Revival in Russland und der ex-USSR. Vielleicht sollte ich das mit dem Paganismus näher erläutern, da es kontrovers klingt, aber es sollte leicht zu erkennen sein, dass wir Antifaschisten sind.

Ihr habt das Album auf CD und LP rausgebracht, wie ist denn die Situation in Serbien bezogen auf Vinyl und Punk/HC? Kommen die Leute leicht an Vinyl? Wie ist das mit Tapes?

Wie gesagt, die Szene ist klein und die meisten haben nicht viel Geld, aber Vinyl ist schwer zu finden und ist deshalb etwas wertvolles, ich rede jetzt nicht vom Geldwert. Wir haben keine Plattenläden und Euro-Überweisungen sind nicht möglich, weshalb wir meist auf Konzerten kaufen. Haha, manchmal benehmen wir uns wie Verrückte, wenn ausländische Bands mit grossem Distro kommen. Ich würde sagen, von unserem Album können wir höchstens 50 Stück hier loswerden. Aber es gibt in Belgrad einen Second Hand Plattenmarkt jeden Sonntag, er ist sehr klein und die meisten Platten sind nicht Punk oder Metal, aber manchmal findet man was Nettes. Manche wollen Ebay Preise und denken sie machen ein Vermögen, aber die müssen auch immer erst einen Dummen finden. Tapes sind seit ein paar Jahren total out. Internet regiert, Computer und CD Player sind jetzt erschwinglicher, weshalb gebrannte CDs und MP3s das beherrschende Medium sind.

Du hast ja wiederholt den Paganismus angesprochen und Fuck Yoga bewirbt ja die Platte auch mit ‚A product of alchemy‘. Kannst Du das kurz ausführen? Ich denke Du kannst bestimmt Bücher drüber schreiben, aber gib uns einen kleinen Einblick.

Ich werde versuchen, das so einfach wie möglich zu erklären, aber warscheinlich wird das nur noch mehr Fragen aufwerfen. Es gibt verschiedene Ebenen, auf denen man an Magie und Alchemie etc. denken kann, künstlerisch, politisch und philosophisch. Manchmal ist alles dasselbe, manchmal muss man aber differenzieren. Satanismus zum Beispiel kann politisch verstanden werden, als eine Art Fuck You dem System und dessen falschen Werten gegenüber, aber daraus eine neue Religion zu machen, führt nirgendwo hin. Paganismus war immer präsent, klar gibt es jetzt Millionen von Black Metal Bands, aber es gab auch Prog Folk Bands damals oder frühe Punk Bands, die sich damit befassten. Bei uns geht es auch mit um die Beziehung zur Natur und Erde. Es ist aber viel mehr die Umkehrung: Wenn die Zivilisation und die Kirche, die die Regeln diktieren, als ‚zivilisiert‘ angesehen werden, haben wir uns für das Primitive entschieden. Klar ist Paganismus manchmal mit rechter Ideologie verbunden, weil sich die Leute von einer eingebildeten, an Nationen gebundenen Tradition gerne manipulieren lassen, aber sogenannte Nationen wurden erst vor ein paar Jahrhunderten erfunden und Mythen und Folklore sind etwas viel älteres und zeitloseres. Von links könnte man die Spiritualität im Sinne einer Religion kritisieren, aber das ist nur im Blick auf die westliche Kulur. Zum Beispiel amerikanische Ureinwohner, deren Religion war lange nicht so unterdrückerisch wie unsere.
Über Natur und Primitivismus sprechend gibt es auch ein paar Punkte: Es gibt keine Umkehr, der Weg führt nicht zurück. Wir können nicht die Zivilisation zerstören und wie Höhlenmenschen leben. Wir müssen das überwinden (ich denke das deutsche Wort ‚Aufhebung‘ trifft es ganz gut) und etwas neues schaffen. Unser Nihilismus muss kreativ und die Misanthropie fruchtbar sein.
Eine duale Kraft liegt ja auch in DazD, also dem Regen, zerstörerisch und doch fruchtbar. Die Alchemie, etwas Neues zu erschaffen, ist auch in den Subkulturen und DazD erkennbar: Tausende verschiedene Subgenres und Ideen gibt es da draussen. Es ist vergleichbar mit einer alchemistischen Abscheidung oder Trennung, aber auf der anderen Seite verschmelzen sie zu einem Ganzen, etwas grossem, etwas das für das System nicht zu kontrollieren ist, weil es dauernd die Gestalt ändert.
Chaos is pregnant with so many wonderful things, so let’s wreck this concrete grave and release the magic!

Wie sind die nächsten Pläne, neue Platte, Tour? Letzte Worte?

So viele Pläne gibt es nicht, wir haben ein paar neue Songs und wir wollen die sobald als möglich aufnehmen, aber mein Job kostet mich viel Zeit. Wegen Touren: Touren wäre super, aber ich fühle mich wie ein Vogel, der 20 Jahre eingesperrt war. Not that I would rather stay in the cage but ain’t easy to start. Und wenn ich denn flöge, würde ich doch nach meinen eigenen Regeln fliegen, frei und allein. Kennst Du den G-Anx Vogel? Darüberhinaus ist es immer noch nicht leicht, die Grenzen zu passieren.
Als letztes möchte ich etwas Wichtiges sagen: Es ist ein Fakt, dass das System Werte, für die sehr lange gekämpft wurde, sich einverleibt hat, wir tappen in die Falle, was wir auch aussuchen. Ist man Vegetarier, Anti-Rassist, Anti-Homophob, was auch immer, das ist ganz gut akzeptiert, das ist nicht mehr revolutionär. Also haben manche den umgekehrten Weg genommen, politische Unkorrektheit oder noch schlimmer. So haben wir bedeutungslose, leere Slogans auf der einen Seite und Degeneration auf der anderen Seite. Manche stehen darüber, manche kümmern sich gar nicht drum, die Leute werden immer egoistischer. Man sollte mit Taten kämpfen und von Herzen sprechen. Menschen sterben immer noch an Kälte oder Hunger und Black Metal Bands aus reichen Ländern spielen nackt im Schnee. Ja, ich gucke mir gerne den Conan Film an, es ist so einfach, wenn klar ist, wer der Gute in einem Krieg in einem fernen Land ist, aber genau das wollen sie uns denken machen. Sie machen uns zu unmündigen Konsumenten. Dagegen müssen wir kämpfen, mit Herz und Hirn und die Grenzen des Verstands überschreiten. Schwarzes Schaf, weisses Schaf, du bist und bleibst ein Schaf. Wir sollten wie die Gestaltwandler in den alten Volksmythen uns verwandeln und kämpfen!

anarchy/peace/chaos/magic
Milos

Interview: Matze
Fotos: Milos

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