Juli 22nd, 2019

Corrossive (#140, 2010)

Posted in interview by Jan

„Alles war so minimalistisch gegenüber den Metal Konzerten und trotzdem hatte man nach solch einem Konzert das Gefühl, etwas ganz ganz großes erlebt zu haben“

Interview mit CORROSIVE, Schwarzwald-Powerviolence seit 1986

Yes, the boys are back in town… und das schon seit 2006. Die mächtigen CORROSIVE aus dem beschaulichen Schwarzwald, genauer gesagt aus Hardcorehausen Villingen-Schwennigen, sind seit zwei Jahren zurück, um uns den alten „Power Violence“/“Grindcore“/“Noisecore“ der Slap-a-Ham Records Schule zu kredenzen. D.h. die hier zelebrierte Musik erinnert an die von der Band selber angegebenen Einflüsse wie SLAYER, INFEST, CROSSED OUT, frühe NAPALM DEATH. Also nur das geile, großartige Zeug und keine flachen Imitate. Die Attitüde der Band ist allerdings noch älter als der Anfang der 90er aufkommende Slap-a-ham Stil.

Denn eigentlich gründete sich CORROSIVE um die Brüder Chris und Tom 1986 und somit sind sie – auch wenn sie bescheiden das im Interview so nicht sehen mögen – wahrlich eine der Pionierbands für auf jeden Fall Süddeutschland in Sachen derber HC. Damals, in den 80ern, hörten CORROSIVE erst mal Thrashmetal, die unheilige Dreifaltigkeit aus Deutschland natürlich – ihr wisst schon, SODOM, DESTRUCTION, KREATOR – bevor die damals von Nastrovje Potsdam veranstalteten Konzerte den Kick in die Richtung US HC gaben. Die „just for fun and drinks“ Haltung der Band gepaart mit dem DIY Gestus – so gründete man damals schon das hauseigene Label Fucking Kill Records, dass nun auch seit dem Break 1996 wieder reanimiert wurde und feine Releases an den Start bringt (Reviews von dem neuen Kram von Matze wahrscheinlich hier auch in dieser Ausgabe) – und klischeefreien ernsten Texten machen wirklich Lust und Laune, diese sympathische Band zu entdecken.

Ich finde, gerade das „ungehobelte“ der Band – eben der derbe HC – macht noch mehr Spass in einer Zeit (Dramatik….), wo Begriffe wie tech-grind, math-grind die Runde machen. Fick den Scheiss, dat muss kesseln! Ok ok ok ok, natürlich lasse ich mir gerne ein Konzert mit bolivianischen Jazz und dazu Geknüppel von Dave Lombardo rein laufen, ebenso gerne auch Naked City oder Mike Harris von ex-Napalm Death, aber das wars doch auch fast schon mit Leuten, die „es können“, also deren variantenreiches Spiel dem Grind eine neue Facette hinzufügt. Das Musikabgewichse ist doch in den meisten Fällen peinlich, da sie es nicht draufhaben. Dann lieber direkt voll auf die 12. Viel Spaß mit dem Interview. Veranstaltet mit der Band Konzerte, am besten da wo ich wohne (Frankfurt am Main), dann muss ich es nicht machen, ha ha.

Hi Chris, schön, dass du Zeit für dieses Interview hast. Ich habe mal einige ü30 Kumpels von mir gefragt, ob die euch (noch) kennen und natürlich kannten / schätzen die euch. Denkst du, es ist richtig, davon zu sprechen – evt. auch für die Leser, die euch gar nicht kennen – dass deine Band CORROSIVE aus dem Schwarzwald die Pionierband für Grind / Powerviolence (auch wenn man das damals evt. noisecore nannte) in Deutschland ist? Euch gibt’s ja seit Ende der 80er… oder doch zumindest für Süddeutschland? Oder würdest du die Fackel eher an noch ältere Bands in Deutschland weiterreichen, Inferno, Spermbirds etc.?
Chris: Hi Jan, aallssoo… das ganze hier ehrt uns natürlich ungemein. Aber FAKT ist: wir waren 1986, als wir angefangen haben miteinander zu musizieren, alle ziemlich jung! So verdammt jung, daß es uns damals wichtiger erschien, wem als erstes die eigene Bartbehaarung sprießt, als das unsere Mucke irgendwann einmal für Interesse sorgen würde. Oder besser ausgedrückt, es war uns wichtig, dass endlich jemand den Führerschein hat, um gemeinsam auf Konzerte zu fahren. Wir waren geprägt durch mein damals selbst herausgegebenes Fanzine DEVILS POISON. Ein kopiertes Underground Metal Fanzine, welches dazumal über so unangesagte Bands wie: SODOM, DESTRUCTION, POISON, VIOLENT FORCE, DARKNESS, KREATOR,… berichtete.

Eine Anzeige im damaligen noch recht kleinen ROCK HARD, mit dem Beisatz, dass hier vier Texte zur ersten KREATOR LP „Endless Pain“ abgedruckt wurden, brachten das Fass zu überlaufen. Ich hatte mit Mille am Telefon ausgehandelt, die von Ihm unter der Schulbank zusammen gekritzelten 4 Texte in meiner nächsten DEVILS POÌSON Ausgabe abzudrucken. Das war ein Glückstreffer mein damaliger Copy-Shop Partner des Vertrauens fand mich supi. Weil ich so oft zum nachkopieren kam, das er nach der 677. Auflage eigentlich den Schlüssel rumdrehen und auswandern hätte können. Aber es kam alles ganz anders! KREATOR und Konsorten waren zwar Götter, aber sie spielten nicht hier vor Ort. Auf einmal veranstaltete eine sehr kleine T-Shirt Druckerei hier vor Ort, vor unserer Haustüre Konzerte.

Bands wie RAW POWER, FANG, ATTITUDE ADJUSTMENT,… gaben sich ein Stelldichein, im beschaulichen Schwarzwald. Diese Konzerte gaben uns die Initialzündung selber Musik machen zu wollen. Im Nachhinein haben wir schon etwas Pionierarbeit geleistet, indem wir den Schwarzwald auf der Hardcore Landkarte verewigt haben. Aber es gab auch vor uns im wilden Süden schon extreme Bands, die sich weg vom Deutsch-Punk Einheitsbrei entwickelt hatten. Wie die von Dir genannten INFERNO aus Augsburg, oder die SKEEZICKS. FEAR OF GOD würde ich jetzt auch mal noch dazu zählen, obwohl die ja aus der Schweiz waren. Aber im Norden denken ja eh viele Menschen, wir hier unten wären alles Schweizer.
Diese „sehr kleine T-Shirt Druckerei hier vor Ort“, das kann ja nur eine kleine Anspielung auf Nastrovje Potsdam in Villingen-Schwenningen sein, ha. Aber interessant, was du sagst, also das ihr eigentlich aus dem Metal kamt, also so mit 14 nicht Sex Pistols hörtet, sondern Slayer, ist ja eigentlich total unwichtig, was wann wo wer hörte, mir fiel nur mal letztens auf, dass bei den ganzen neuen metal core bands heute deren Weg auch von Metalfan als Teeanger über HC zu Punk führte oder so… ok, eigentlich auch egal die Frage, dass kann man glaube ich auch schlecht vergleichen, wenn man in den 80er thrash metal hörte, war man ja eigentlich schon Punk, das ist wohl was anderes : ). Zu Villingen Schwenningen und NaPo, da gäbe ja bestimmt ewig viel von „damals“ zu erzählen, ich weiss nur aus Erzählungen was von der legendären „Fuchsfalle“ / RKL Konzert /dampfender Schlagzeuger… aber da kann man sicherlich schwelgen, wie damals die Ami-Bands im beschaulichen Schwarzwald spielten.. was fällt Euch da so ein? Und wie ist es eigentlich heute da, „die Szene“? NaPo gibt’s ja immer noch, euch gibt’s immer noch, Cluster Bomb Unit als weitere „old school band“ sind ja auch aus der Gegend… gibt’s neue Bands, neue Auftrittsorte?
Chris: Da nehme ich jetzt mal noch meine Corrosive Mitstreiter mit ins Interview-Boot.

Tom: Ja hallo Jan, richtig die kleine T-Shirt Druckerei, das war der NAPO, 100 Punkte. Aber noch mal zum Metal / Hardcore: Die Unterschiede des Metals, so wie er in Chris seinem Fanzine stattfand, waren eigentlich nicht sonderlich groß. Waren ja auch schon solche Bands wie D.R.I., CORROSION OF CONFORMITY, CRYTPIC SLAUGHTER, … darunter.

Micha: Und die ganzen Undergound Extrem Metal Bands, die damals Ihre ersten Platten raus brachten, wurden im ROCK HARD ja eh auch nur verrissen. Wenn ich da z.B. an die HELLHAMMER Mini LP, oder die erste SODOM denke. Uns hat halt dieser ungehobelte rohe Stoff damals total weggeblasen. Was er allerdings auch heute noch tut.

Chris: Die ersten Platten sind halt in den allermeisten Fällen die besten

Micha: Genau!

Tom: Bands wie NAPALM DEATH, EXTREME NOISE TERROR oder die oben schon genannten FEAR OF GOD dann im Burladinger Keller JH (welches unter der Burladinger Polizei Wache war!) zu erleben, hatte dann noch mal eine ganz andere Atmosphäre. Fast keine Bühne, der direkte Kontakt von Bands und Publikum. Alles war so minimalistisch gegenüber den Metal Konzerten und trotzdem hatte man nach solch einem Konzert das Gefühl, etwas ganz ganz großes erlebt zu haben.

Chris: Und genau solche magischen Momente gab es eben auch in der Fuchsfalle. Töni vom NAPO hat das alles im TRUST #128 ja schon sehr schön geschildert. Aber nicht nur in der Fuchsfalle, das NAPO musste ja notgedrungenermaßen auf unzählige andere Räumlichkeiten ausweichen. Da gab es z.B. noch die Brigach-Hütte, wo VERBAL ASSAULT gespielt haben. Die liegt auch mitten im Niemandsland, umgeben von Wald.

Micha: Die ganzen Ami-Bands waren sicher zuerst immer total geschockt, als sie hier im Schwarzwald angekommen sind. Aber dafür hatten sie dann zu Hause sicherlich was zu erzählen. Sehr lustig war es auch, als unser Kumpel Wolfram bei TOXIC REASONS in der Fuchsfalle dabei war. Aufgrund intensiven Alkoholgenusses, erlebte er das ganze Konzert schlafend, mit dem Kopf in der Box der Gesangsanlage.

Chris: ACCÜSED waren ja zweimal hier. 1988, beim ersten Mal, haben wir zusammen mit den Burladingern nach jedem Lied, nach dem Lied „Fuckin for bucks“ geschrien. Bis Blaine dann ziemlich genervt geantwortet hat: „We don´t play that fucking song“. Als sie dann 1990 wieder nach VS gekommen sind, haben sie es dann gespielt. Also für mich waren ACCÜSED, ATTITUDE, POISON IDEA und NEUROSIS (die hat der NAPO kurzerhand in einer Disco veranstaltet) am brachialsten.

Tom: RKL und die genialen FALSE PROPHETS oder ALICE DONUT nicht zu vergessen. Da bin ich echt froh und den NAPOs endlos dankbar, dass ich zu der Zeit mit 16 Jahren eine Menge an richtig geilen Live-Bands sehen konnte. Daneben darf man natürlich auch die alten Jugendhaus-Konzerte im Schwenninger Spektrum nicht vernachlässigen, die uns zeitgleich mit ihrer wesentlich mehr Punk ausgerichteten Variante ebenfalls mit unzähligen Bands versorgte, wovon mir vor allem ANGESCHISSEN, SPERMBIRDS, GOLDENE ZITRONEN und SINK in bester Erinnerung geblieben sind. Ich habe seit 1988 bei jedem Konzert, auf dem ich war, Fotos gemacht und bin gerade dabei sie nach und nach bei facebook hochzuladen.

Sind eine ganze Menge, macht viel Arbeit aber auch extrem Laune sie wieder ins Gedächtnis zu rufen und mit Freunden zu teilen – die guten alten Zeiten…! NO MEANS NO waren dreimal hier, beim ersten Mal haben sie mit uns zusammen gespielt. Das zweite Mal war in einer kleineren Disco, und beim dritten mal haben sie dann in einer Festhalle einer kleinen Umlandgemeinde gespielt. Sehr cool war auch die vom NAPO organisierte Busfahrt nach Stuttgart zu BAD RELIGION zur „NO CONTROL“ Tour 1990(?) Die in Stuttgart haben ganz schön blöd geguckt, als da ein kompletter Reisebus mit Provinz Hardcorelern angedüst kam.

Chris: Also, mit Auftrittsorten sieht es heutzutage hier sehr mau aus. Muss man schon nach Konstanz, Stuttgarter Gegend oder nach Freiburg in die KTS gehen. In der Tübinger Gegend gibt es auch wieder junge Leute, die relativ viel D.I.Y. Konzerte veranstalten. Wenn uns Freunde wie NULLA OSTA aus Kroatien besuchen, organisieren wir dann halt hier auf unserem eigenen Areal was für die. Die neueren jüngeren Bands sind uns meistens zu Metal-Core -lastig. Viel Metal, wenig Core. Als gute süddeutsche Bands würde ich SCHMAND aus Ravensburg, CIVIL VICTIM aus Konstanz, HELLBORN MESSIAH aus Freiburg, NIHIL BAXTER aus Stuttgart, NEVER BUILT RUINS aus Basel und natürlich die scheißcoolen SCHEISSE MINELLI nennen. Dazu noch die alte Sack-Connection von CLUSTER BOMB UNIT und MURDER DISCO X und natürlich uns.

Tom: An coolen Auftrittsorten ist außer dem Cafe Limba in Villingen leider nichts Erwähnenswertes übriggeblieben. Im Zeitraum von 1992 – 1996 haben wir als Schwenninger Musikoffensive die Tradition der Schwenninger Jugendhaus-Konzerte im Spektrum fortgeführt und zusammen mit Freunden einige Konzerte veranstaltet, darunter ARMICIDE, LUZIFERS MOB, GRAUE ZELLEN oder auch CHOKEBORE!! Was auch immer sehr sehr geil war!

Micha: Das NAPO existiert zwar noch, aber nach dem Ausstieg von Töni produzieren die fast ausschließlich nur noch Schlüpfer. Und der Töni bringt in Berlin die passende Musik dazu raus. Hahaha…
Na das sind doch mal interessante Antworten, thanks für die Zeitreise ins heute! Kommt, gebt es zu, ihr seid schon nen bisschen neidisch auf Cluster Bomb Unit und ihren Erfolg im öffentlich-rechtlichen TV mit ihrer „Punk im Dschungel“ Doku? Nee, mal Spaß beiseite, ist euch so was total fremd, so „Konkurrenzgefühle“ oder so „die haben es geschafft auf…ami label zu veröffentlichen / da und da zu touren“ und wir nicht… ist ja immer so eine Sache mit band und ego und so… oder alles scheiss egal, hauptsche Mucke, Bier und just for fun? Euer erster Konzert (da ist ja der Flyer auf eurer mysapce seite und im Booklet zu eurer Discografie „Alte Scheisse neu“ zu sehen), das ehrt mich ja doch, obwohl ich ja Teil der vierten oder fünften Generation des Trusts bin, Trust 2000 oder so, ha ha, also, dass da steht „blabla erstes Konzert 1987, influenced by kreator…and trust hardcore fanzine“… hattet ihr das aufgrund der geografischen Nähe zu Augsburg wahrgenommen, dass da so was wie das Deutsche MRR entsteht (ihr wurdet übrigens in einer Kolumne im letzten oder vorletzten MRR sehr abgefeiert, zu recht!)? Da kriegen die heutigen ü40 Leute ja immer Tränen in die Augen, wenn sie von früher reden… „Ami-HC-Punk landet in Süddeutschland Ende der 80er“ blabla „Wir lagen uns bei Spermbirds 1986 im Juz Nagold in den Armen“, „Gründungsmythos“… Ok Ok Ok, ich bin ja nur neidisch, aber gab’s nicht auch Sachen, die damals schon scheisse waren, die man vielleicht bei aller Euphorie nicht sah?
Chris: Konkurrenzgefühle?!? Quatsch, so was hatten wir noch nie. Mit „Mucke, Bier und Just for Fun“ umschreibst Du es ziemlich gut! CORROSIVE war und ist unser gemeinsames Ventil, die uns auffallenden menschlichen Missstände, seien sie persönlicher, gesellschaftlicher oder System bedingter Natur, durch unsere Musik für uns zu kanalisieren, und rauszufeuern. Da wir als Band ja schon so lange auch in erster Linie Freunde sind, steht die Freundschaft mittlerweile über der Band. Das führt dann dazu, dass heutige Aktionen mit der Band halt schon immer für alle passen sollten. Zuviel Live Gedöns würde uns da nur zerfleischen. Und mit anderen Bandmitgliedern wäre CORROSIVE dann unvorstellbar.

Micha: Unser einziger Besetzungswechsel in all den Jahren war nur, das unser Original Bassista, der Tutti, vor 4 Jahren verschollen bzw. verschwunden ist. Aber das ist eine eigene Geschichte. Selber schuld! Aber zum Glück bestand die Freundschaft zu unserem ehemals zweiten Gitarristen Rosti nach wie vor. Denn er hatte kein Problem die Gitarre gegen die Bassgitarre zu tauschen.

Tom: The Bärbel took our Tutti away… Die PUNK IM DSCHUNGEL-Doku ist absolut klasse!! Ein Altherren-Trip nach Indonesien sollten wir vielleicht auch mal ansteuern. PANG NAT DET!!

Micha: Und es macht na klar doppelt Spazz, wenn Du die Nasen, die da durch den Bildschirm laufen, persönlich kennst. CLUSTER BOMB UNIT rules!

Chris: Zum TRUST, das kennen wir ab der #6, gute Idee, die Hefte 1 – 10 nachdrucken zu lassen, denn unsere ersten sind ziemlich zerschnipselt. Denn ein gezeichnetes Bildchen vom TRUST hat damals für unseren ersten Konzertflyer herhalten müssen.

Tom: Und ich hab damals die ganzen Bandschriftzüge rausgeschnitten, um mein damaliges Drumkit damit zuzukleben.

Chris: Bezüglich SCHEISSE im Hardcore, Du meinst Tobias Scheisse, oder? Nö, Spaß beiseite, HAMMERHEAD sind na klar eine der besten deutschen HC-PUNK bands ever! Aber im Ernst, die Scheisse, ich hoffe ich habe Deine Frage richtig verstanden, hat halt für mich erst damit angefangen, als ich festgestellt habe, die HARDCORE Szene untergliedert sich langsam in kleinere Subgenres. Wir tauchten ja nach den ganzen NAPO Konzerten immer tiefer in dieses vom TRUST und dem ZAP beschriebene HARDCORE/PUNK Monster ein. Fast jedes Wochenende fuhr ich mit dem Martin aus Tuttlingen (NO SANCTUARY Fanzine und Gelegenheits-CORROSIVE Manager), dem Nugi (heutiger Star-Piercer) und meinem Bruder Tom durch Süddeutschland. Besetzte Häuser wie die Steffi in Karlsruhe, oder die Schwabstrasse in Stuttgart, mit Bands wie HIATUS, NAUSEA, DISRUPT,… wurden genau so angefahren, wie die dritte Ami-HC-Band Welle mit BORN AGAINST, YUPPICIDE, SFA, AVAIL, … in unzähligen süddeutschen Jugendhäusern.

Ebenfalls der ganze aufkommende, durch die Touren von YOUTH OF TODAY und GORILLA BISCUITS geprägten, jüngeren SxE Bands wie MAJORITY OF ONE, DOWNCAST, MAN LIFTING BANNER,… wurden ebenso wie Schweine-Punk Rock a la NEW BOMB TURKS besucht. Da blieb es dann nicht aus, dass einem manch übertriebenes P.C. Gehabe einiger junger Menschen, die predigten als wären sie unsere Eltern, sehr suspekt vorkam. Zum Glück waren nicht alle, die meinten sich ein Kreuz auf die Hand zu malen so. Es gab auch welche mit denen man reden konnte. Aber auch bierspritzende Brutal Pogo Kämpfer waren neu und waren früher bei uns auf den VS-Konzerten noch nicht gesichtet.

Schon toll, wenn beim gemeinsamen Bewegungsritual zuerst der Ellbogen in der Magengegend einschlägt und danach noch die kostenlose Bierdusche folgt. Der Versuch der Aufklärung, dass Bier zum trinken da ist, brachte eigentlich auch nie Erfolg. Alles in allem aber eine sehr geringe Scheißdichte gegenüber anderen Szenen, die da aufkeimte, die keinen falschen Eindruck darüber entstehen lassen sollte, dass es einfach eine hoch spannende, sehr intensive und geile Zeit war. Und wenn dann, wie in der von Dir angesprochene MRR Kolumne, heute noch Menschen auftauchen, die unsere erste 7“ GEFÜHLSPRODUKT total abfeiern, freuen wir uns natürlich sehr, damals ein kleiner Bestandteil gewesen zu sein, der heute immer noch existiert.

Tom: Im Großen und Ganzen gibt es tatsächlich nichts zu beanstanden an der alten Zeit. Apropos: MAN LIFTING BANNER: Ich erinnere mich da an eine Auseinandersetzung zwischen X-MIST und MAN LIFTING BANNER bei ihrem Konzert 1992 in der Villa Roller. Weil X-MIST Armin ein ehrliches Statement in seinem Newsflyer zu deren zweifelhafter Ideologie abgab, denunzierten und diffamierten sie X-MIST auf ihrer Tour mit dummen Sprüchen und Sachbeschädigung. Das war z. B. ein Vorfall, der mich dazu brachte, neben der Musik auch genauer auf Inhalte zu achten. Eine Band mehr, die ich mir heute niemals wieder anschauen würde, da ich ihre Einstellung nicht teile. Insgesamt gesehen kamen erst Probleme, als sich nach den ersten Straight-Edge-Bands neue Edger-Bands formierten, die noch radikaler sein wollten und einige wenige von Ihnen halt total durchgeknallt sind. Bei CHORUS OF DISSAPROVAL war es ja noch Spaß, SHELTER dann eher amüsant – aber meiner Ansicht nach, eher unbedenklich. Aber mit VEGAN REICH war dann eindeutig die Spitze der Dummheit erreicht.
Nachdem wir so viel jetzt wissen über „früher“, lasst uns mal ins heute springen. Corrosive sind nach einer Pause von ca. 12 Jahren (Auflösung war 1996, richtig?) wieder „back on the map“, herzlich willkommen noch mal. Im Booklet zu eurer Diskografie seid ihr auf die Gründe, die zur damaligen Pause führten, sehr offen eingegangen, u.a. gab es einen Todesfall in der Familie von Chris und Tom, ihr musstet die Firma der Eltern dann neu ordnen plus dazu halt bandinternes Besetzungskarussell. Habt ihr nach dem Split noch in anderen Konstellationen Musik gemacht? Wie kam das mit dem „Comeback“, der legendäre Anruf „Ey, will mal wieder Musik machen mit euch“?
Chris: 1996 ist richtig, 12 Jahre dagegen falsch. Wir haben schon ab 2006 wieder zusammen musiziert.
Micha: Wir haben ab 1996 zwar keine Musik mehr gemacht. Der Tod von Chris und Toms Vater hat sicherlich auch eine Rolle gespielt, aber die Freundschaft hatte weiterhin Bestand.

Chris: Genau Micha, das stimmt. Es wurde überhaupt kein böses Blut vergossen. So wie das ja sonst üblich ist, wenn Bands sich auflösen. Die Musik war halt auf einmal weg, und trotzdem gab es kein Verlangen, in anderen / neuen Konstellationen Musik zu machen.

Tom: Ich habe zwar mal eine kurze zeitlang bei den RAMADANS Schlagzeug gespielt. Hat aber im Endeffekt nicht lange gehalten. War ein ungünstiger Zeitpunkt, als die Lust nicht zu 100% vorhanden war, den Umständen entsprechend.

Chris: Mich hat es dann später nur immer gestört, dass wir einfach so sang- und klanglos von der Bildfläche verschwunden sind. Ohne ein Abschiedskonzert, oder sowas.

Micha: Das wir dann 2006 auf einmal wieder Lust hatten, selber Musik zu machen. Da sind das Internet und der Chris schuld. Weil der das dort einfach so hochgeladen hat.

Chris: Halt, eigentlich müssen wir da hauptsächlich einem gewissen Herrn Zenker (ehemals LUZIFERS MOB Gitarrist) die Schuld geben. Und dem OX auch irgendwie, den das hatte ich mir 2006 mal wieder gekauft. Da war ein Interview mit Zenkers damaliger neuer Band THE NEW SENSATION drin und drunter stand halt ihre MYSPACE Adresse. Ich war froh über die Möglichkeit, Kontakt zu Herrn Zenker aufnehmen zu können, immerhin hatte er viele Jahre hier bei uns in VS gelebt, bevor er nach Karlsruhe zog. Dann auch gleich die LUZIFERS MOB R.I.P. MySpace Seite gefunden und gedacht, dass knalle ich doch gleich auch von CORROSIVE hoch. Die alte Scheisse, zwei, drei Klicks, und schon war es im Netz weltweit verfügbar.

Micha: Und als der Chris uns dann in regelmäßigen Abständen die immer wieder neuen Kommentare von Menschen aus aller Welt zeigte, begann es wieder in meinen Fingern zu jucken. Ich denke da vor allem an den Jefferson aus Brasilien, dem Sänger von ROT. Der schickte uns Bilder von sich mit unserer ersten 7“ drauf via MySpace. Versehen mit dem Beitrag, dass er mit ein paar Freunden (TAPASYA) schon RECYCLE DICH SELBST und MITEINANDER nachgespielt hätte. Da begann auch mein Kopf zu arbeiten: können wir die angeblich zum Kult erklärten Lieder auch noch spielen? Was wir dann spontan versuchten.

Rosti: Zu dieser Zeit, ich hatte ja weniger mit MYSPACE zu tun, da traf ich Tom in unserer einzig übrig gebliebenen coolen Kneipe: Cafe Limba (Treffpunkt Ecke Gringo Bar…). Es war ein Samstagabend, LORD BISHOP spielte, und danach fand der normale zwischenmenschliche Austausch statt. Tom und ich hatten beide gemeinsam dasselbe Gefühl, wir wollen wieder selber Musik machen. Der Organisator, Bernhard Zipfel (auch ein alter Ur-Punk aus VS), bestärkte uns darin, die Instrumente wieder in die Hand zu nehmen.

Tom: Im Dezember 2006 hab ich mir dann mein neues Drumkit gezogen. Das war eine Reaktion aus dem Gefühl raus: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt!“. Den haben wir dann alle zeitgleich vollzogen. Es hat auf Anhieb wieder gezündet und hält bis heute an. Die alten Songs haben besser geklappt, als wir es uns erhofft hatten. Und neue Tracks sprudeln auch geradezu aus unseren alten Knochen. Im Sommer 2007 haben wir dann im Rahmen von Chris alljährlicher Geburtstagsparty bei uns im Innenhof die Instrumente ausgepackt und im Freien unsere erste Reunion-Party gefeiert.

Chris: Da lade ich halt immer alle mir lieb gewordenen Menschen zwischen 0 und unendlich ein.

Micha: Und all denen haben wir dann, unsere alten und auch schon ein paar neue Songs, halt alles was in dem ¾ Jahr in unserem Proberaum entstanden ist, in die Ohren geprügelt. Davon haben wir dann auch einen Videomitschnitt gemacht.

Chris: Welches ich dann dem Jefferson als „DANKESCHÖN DVD“ nach Brasilien schickte. Der hat sich vielleicht gefreut … „Barbecue and the old songs, GREAT! Wish I where there …Somit war es dann auch ganz klar, das wir danach wieder Anfragen bekamen und einzelne Gigs im Süddeutschen Raum spielten. Am geilsten davon war unser selbstorganisiertes Konzert hier vor Ort, im Villinger JH-Cafe. Da haben wir CLUSTER BOMB UNIT und zwei lokale Bands eingeladen. Eine Woche vor dem Konzert haben wir dann dort, wo heutzutage sich die lokalen jungen Punks treffen, noch einen Werbungs-Abend veranstaltet. Da haben wir den PUNK IM DSCHUNGEL Film gezeigt.

Micha: Das war dann schon geil, als wir an dem Konzertabend zum JH gekommen sind, und die ganzen jüngeren Punks vor dem JH auf der Strasse saßen, und Ihr Dosenbier geleert haben. Wohlgemerkt, es war Dezember.

Chris: Es kamen an diesem Abend auch viele ältere Gesichter vorbei. Gesichter die wir schon lange nicht mehr gesehen hatten, da sie mittlerweile aus VS weggezogen waren. Das hat uns echt umgehauen.
Auch das von euch betriebene Label „Fucking Kill Records“ ist wieder da, sauber! Neben dem brandneuem Release der genialen 4 Band Split Platte mit 2 Bands aus Deutschland – CORROSIVE, MURDER DISCO X – und Kroatien bzw. Serbien -NULLA OSTA, NAKOT – habt ihr da ja noch ein mächtiges Projekt geplant. Ein Tribut zu dem legendären und extrem geilen Slap-a-Ham Label. Ihr seid ja schon soweit durch, Cover ist fertig, Bands alle dabei, nur mit der Finanzierung wartet ihr jetzt, wie die BRD/Kroatien-Split läuft? Erzählt doch mal, wurdet ihr durch die Bleaurgh Compilations auf das Label aufmerksam und Fan (so war’s bei mir, ich hörte 1993 zum ersten mal die Bleaurgh Dinger und war fassungslos! War das „Helge Schneider trifft Slayer unter der Dusche mit der „Kill them all“? Ich konnte und kann es bis heute nicht fassen, ob das alles sooo extrem „serious“ gemeint war, aber natürlich großes Tennis), hat Chris Dodge sein okay gegeben, was war das Gezergel mit dem Sampler-Namen, es sollte ja erst „A german tribute to slap a ham“ heißen, und auf welche Bands dürfen wir uns am meisten freuen?
Micha: Also FUCKING KILL RECORDS wird seit jeher nur vom Chris betrieben. Wir müssen höchstens mal ein paar Cover zusammen tackern.

Chris: Das Label wurde halt in erster Linie zur Veröffentlichung von CORROSIVE Stuff ins Leben gerufen. Nach unserer ersten 7“ 1995 habe ich dann, wie das halt so ist, auch befreundete Bands unterstützt und deren Musik raus gebracht. Nachdem es uns dann als Band wiedergab, war klar, dass wir unsere neuen Songs natürlich auch mal gerne richtig fett mit den heutigen Möglichkeiten aufnehmen wollten. Überall, wo ich mich umgehört habe, hieß es dann: 7“ Singles kauft heute fast keiner mehr, wenn dann gehen nur LP´s, also 12“. Also, was tun? CORROSIVE allein taugt nicht für eine LP. Das wären bei normaler Spielzeit ja über 30 Lieder.

Unsere Konzertreise nach Kroatien und das kennenlernen von NULLA OSTA brachte die Lösung. Wir alle waren sofort von deren Sound total begeistert. Zwei Bässe, keine E-Gitarre. Live war das die totale Oberdröhnung. Wieso nicht eine 4-WAY Split machen. 2 Bands aus Deutschland und eben 2 vom Balkan. Da dann eben nicht alle aufgenommenen Lieder von uns dort Platz fanden, schaute ich mal bei Myspace, ob es heutzutage auch noch Bands in Deutschland gibt, die dem POWER VIOLENCE huldigen. Das es YACÖPSAE und BIZARRE X immer noch gab, wusste ich. Aber innerhalb kürzester Zeit hatte ich 18 Bands zusammen. Gutgläubig wie ich bin, ist mir da auch ein Fehler passiert, weil ich nicht gleich alle Bands bezüglich politischem Background hinterfragt habe.

Aber das ist geklärt, Schwamm drüber. Aber jetzt, wieso gerade SLAP-A-HAM? In einer älteren Frage von dir haben wir ja schon über die Aufsplitterung der HARDCORE Szene gesprochen. Während dieser Zeit entdeckte ich auf einmal Singles von NO COMMENT, CROSSED OUT, CAPITUALIST CASUALTIES,… und alle waren auf Slap-A-Ham Records. Als ich die hörte, hatte ich dieselben Gefühle wie damals in den frühen 80er, als ich per Tapetrading den ganzen Underground Thrash-Metal entdeckt hatte. Alles passte, die Musik war extrem schnell und hart. Die Texte und Aussagen waren 100% Hardcore kompatibel. Und es wurde geschafft, ohne die grunzende Sänger Variante des GRINDCORE auszukommen. Im wahrsten Sinne des Wortes, die Musik war POWER und VIOLENCE. Davon bin ich bis heute nicht mehr los gekommen.

Deswegen jetzt, Jahre später, die Huldigung an eines der besten Labels ever: A FUCKING TRIBUTE TO SLAP A HAM. Chris Dodge hat gleich bei meiner ersten Kontaktaufnahme das ganze abgenickt. Eigentlich wollten wir noch ein Interview fürs Beiheft zur Platte machen. Irgendwie ist das nach meiner zweiten Frage dann leider schon wieder eingeschlafen. Aber wahrscheinlich hat der Chris Dodge die ganzen Fragen, die letzten Jahre auch schon zu oft beantwortet. Da hätte ich wohl eher dich, lieber Jan, damit beauftragen sollen. Weil Deine Fragen sind gewiss keine 08/15 Fragen. Also, freuen tue ich mich über alle 18 Bands, die drauf sind. Würde sagen, eine ziemlich bunte Mischung aus älteren und jüngeren „FAST as HELL“ Hardcorebands aus Deutschland.

Die Finanzierung steht jetzt auch, da SENGAJA RECORDS aus Köln 200 der 500 Stück finanzieren. Sollte es dann doch noch passieren, dass die dann auch mal jemand kauft (kauft heute außer mir überhaupt noch einer Tonträger?), wäre dann das nächste Projekt noch eine internationale SLAP-A-HAM Huldigung. Bands wären schon zur Genüge gesichtet.
Wow, ich werde rot, auch vor Freunde auf dem internationalen Teil! Ihr konzentriert euch auf wenige live Auftritte oder plant ihr auch mal wieder Touren, so wie ihr das Mal in den 90er gemacht habt mit „Ostdeutschland“ aka Dresden und Ludwigsfelde? Was plant ihr für die Zukunft? Deal mit Relapse Records? Nuclear Blast DVD? Wacken?
Micha: NUCLERAR BLAST?!? Wenn die ne neue Split von IMPULSE MANSLAUGHTER raus bringen, übernehmen wir gerne die andere Seite.

Tom: WACKEN?!? Nö, dann lieber aufm WITH FULL FORCE das Hardcore Zelt zukacken. Wenn der KASSIERER Sänger seine Plauze präsentieren darf, wieso nicht auch wir.

Rosti: RELAPSE?!? Viel zu Un-Metal-Lastig für uns! Dann doch lieber NUCLEAR BLAST, die haben wenigstens MANOWAR. Unsere Brüder im Geiste, wenn es um den Kampf des wahren Stahls (true steel) geht.

Micha: Haha. Im Ernst, zu ner richtigen Tour werden wir es wohl nicht mehr schaffen. Wenn dann Wochenendtrips. Am besten 6 Tage unterwegs, davon 3 Gigs und 3 freie Tage. Keine Ahnung, wie das die anderen Bands schaffen, aber bei unserem Alkoholkonsum würden wir das nicht packen.

Chris: Wir spielen ja schon gerne live. Wenn Bier frei ist, brauchen wir auch nicht unbedingt Spritkohle. Aber irgendwie herrscht heutzutage eine totale Live-Übersättigung. Wenn es in z.B. Freiburg (welches ja auch nicht gerade die größte Stadt Deutschlands ist, aber für uns halt die nächste) dumm läuft, kann Mensch, wenn er denn wollte, fast jeden Abend auf ein Konzert gehen.

Micha: Wenn wir dann mal wieder alle Zeit haben und uns auf den nächsten anstehenden Gig total freuen, weil da ja auch immer noch andere geile Bands spielen. Dann sind wir meistens schon ein wenig enttäuscht, wenn halt mehr Bandmitglieder wie zahlende Nasen anwesend sind. Deswegen fahren wir dann halt lieber paar Tage nach Kroatien, spielen 2 Gigs, zahlen fast alles selber, aber haben jede Menge Spazz.

Chris: Mico, if you read this! We wanna play MONTE PARADISO 2010! Zivjeli!

Tom: Für 2010 haben wir geplant, an den Lago di Lugano im Tessin (italienische Schweiz) zu fahren. Dort wollen wir mal wieder auf einen Campingplatz, wo wir vor 15 Jahren schon öfters waren.

Chris: Da habe ich schon Leute kontaktiert, die was für uns in Nord-Italien oder der Süd-Schweiz organisieren.

Micha: Vielleicht spielen wir ja auch spontan noch auf dem Campingplatz. Die Dauercamper hätten sicher Ihre Freude. Haha.

Chris: Dann wollen NULLA OSTA im Frühjahr zusammen mit CAMPUS STERMINI (aus Italien) zum dritten Mal nach Deutschland kommen.

Tom: Klar, das wir die dann hier in VS und Stuttgart, zusammen mit unseren MURDER DISCO X Droogies, gemeinsam veranstalten. Da sind wir dann natürlich auch selber musikalisch live am Start. Ansonsten wäre es klasse, wenn wir die Chance bekämen, unsere 4-way Split LP unters Volk bringen zu können, indem wir die eine oder andere Anfrage von euch bekämen, um live bei euch vor Ort zocken zu können.

Rosti: Festival oder Open-Air wäre auch mal geil.

Chris: Jau, auf dem BLUTSVENTE FESTIVAL in Berlin, veranstaltet vom F.D.A. REKOTZ Rico, hätten wir 2010 spielen können. Da spielen immerhin SEVEN MINUTES OF NAUSEA. Wir waren aber zu spät dran mit unserer Rückmeldung. Egal, dann halt 2011. Aber es gibt ja noch genug andere: das PLAY FAST OR DON´T in der Tschechei, das BE PART Festival in Stuttgart, GRIND THE NAZI SCUM, ARSCHCHOLIO, … Meldet euch!!! Wir spielen gerne für euer BIER, haha! Ich habe auch mal mit dem Gedanken gespielt, hier bei uns in der Gegend, ein A FUCKING TRIBUTE TO SLAP-A-HAM Open Air zu machen. Aber da schauen wir mal, ob die Platte überhaupt jemand kauft.

Tom: Ein Zukunftsziel ist auf alle Fälle mal noch mit YACÖPSAE zusammen zu spielen.

Chris: Übrigens auch von YACOPSÄE aus, das erhöht die Verwirklichung ungemein.

Tom: Desweiteren: neue Songs aufnehmen, Sampler Beiträge machen und Corrosive ins neue Jahrzehnt voranzutreiben.
„Automatenmenschen”, dat ist echt mein Lieblingssong von euch. Wie schaust es bei euch aus, spielt ihr irgendeinen Song besonders (un)gern?
Micha: Ungerne Songs gibt es nicht, denn solche werden vorher schon bei unseren Proben gestrichen. Aber „AUTOMATENMENSCHEN“ ist mit Sicherheit auch der Song, wo wir uns alle vier darauf einigen können, dass das einer unserer Lieblingssongs ist. „KRANKES TIER MENSCH“ und „RECYCLE DICH SELBST“ gehören von den alten Klopfern aber genau so dazu, die werden auch immer in unserer Setlist bleiben, sozusagen unstreichbar.

Rosti: „NORBERT“ ist ein guter ganz neuer Song von uns. Musikalisch eher untypisch, sehr PUNK ROCK mäßig. Da geht es um einen Nachbarn von Chris und Tom, der sich als verkappter Nazi zu verstehen gegeben hat.

Chris: Texte sind mir halt nach wie vor sehr wichtig. Früher waren es halt globalere Themen, und heute werden eher persönlichere Sachen, die mich ankotzen, verarbeitet. Wichtig ist, die Wut ist noch da. Und da bietet unsere Gesellschaft ja auch immer wieder neue Themen. Bei „AUGENARSCH“ zum Beispiel, einem neuen Song, welcher auf der SLAP-A-HAM Tribute drauf ist. Da geht es um die Diskriminierung von behinderten Menschen und ihrem Umfeld. Als meine Tochter vor 9 Jahren mit dem DOWN SYNDROM zur Welt kam, war es irgendwann logisch, dass wir zum Augenarzt gehen mussten. Der erste Augenarzt, zu dem wir gegangen sind, meinte dann wortwörtlich: „Was wollt Ihr denn hier, das Mädchen ist doch mongoloid, was soll ICH denn da tun?“ Solche Aussagen in Texte zu kanalisieren und raus schreien zu dürfen, da bin ich meinen mitmusizierenden Freunden echt dankbar dafür, das wir das nach wie vor zusammen machen.
Spielt ihr Coversongs? Bei den von euch angegeben Einflüssen von “INFEST / DROP DEAD / NO COMMENT / CROSSED OUT / CAPITALIST CASUALITIES / THE ACCÜSED / HELLHAMMER / early NAPALM DEATH / EXTREME NOISE TERROR / LÄRM / HERESY / ATTITUDE ADJUSTMENT / SLAYER / FEAR OF GOD / SEPTIC DEATH / RAW POWER / CRYPTIC SLAUGHTER / RIPCORD / CRUCIFIX / HIRAX / HALLOWS EVE / BOLT THROWER / and many more” wären ja einige gute Coversongs zur Auswahl, ha ?
Chris: Ha, da hast du uns erwischt. Wir versuchen immer wieder, Songs zu covern. Aber schlussendlich sind wir nie mit dem Ergebnis zufrieden. So dass später dann auf einmal einzelne Fragmente in eigenen Songs auftauchen. Neulich haben wir uns an „EVOKED DAMNATION“ von HELLHAMMER gewagt, da ist halt jetzt auch nur noch ein einzelner Gitarren Riff in einem eigenen neuen Song gelandet. Im Moment haben wir gerade angefangen, DECONTROL von DISCHARGE zu covern. Da der mal richtig einfach ist, denke ich, das wird unser zweiter richtig gecoverter Song, nach „Battlefields“ von ICONOCLAST (US-Crust Band, nicht die US Emo-HC Band)

Tom: Das stimmt nicht, wir haben früher auch noch „We are Skeezicks“ von SKEEZICKS gecovert. Aber generell sind Cover-Songs von deinen erwähnten Bands schwierig, da die Messlatte des Originals für uns nahezu unerreichbar ist. Da müsste man sich schon eher an z.B. Polizisten von EXTRABREIT oder andere untypischen Songs wagen, wobei das auch nicht unbedingt sein muss. Denn irgendwie sind wir
keine Cover-Band.

Micha: Also, „Erst wenn die Kirchen brennen“ von URLAUB IN ROLLSTUHL würde ich auch gerne mal noch covern. Hat einen der besten Texte die es gibt und scheint auch musikalisch für uns machbar.
AC/DC oder KISS?
Rosti: Ganz klar AC/DC.

Chris: Für mich auch eindeutig AC/DC.

Micha: Aber nur bis zum Todestag von Bon Scott, dem 19.01.1980.

Rosti: Mir gefällt alles, auch das Brian Johnson Zeugs. KISS geht irgendwie gar nicht.

Tom: IRON MAIDEN. Das war meine erste härtere Band, nach NENA und EXTRABREIT.

Rosti: MOTÖRHEAD geht auch immer.

Chris: Sehr wegweisend war auch, als das ZDF damals den Film ROCK´N ROLL HIGHSCHOOL mit den RAMONES gezeigt hat. Und nicht zu vergessen das geniale ROCK POP IN CONCERT Festival von 1984, was das ZDF damals gezeigt hat.

Micha: Das Video von PLASMATICS „The Damned“, wo die Wendy (R.I.P.) durch die Fernsehtürme fährt, war auch ziemlich kultig. Aber die wichtigste musikalische Revolution, war und ist für mich bis heute HELLHAMMER. Da würde ich alles für geben, die einmal live zu sehen.
Ich danke euch, vielleicht möchtet Ihr noch nen Gruß an die Leserschaft loswerden?
CORROSIVE: Danke, lieber Jan, für das sehr ausführliche Interview, und danke an alle die das hier bis zum Ende durchgelesen haben. Cheers, Zivjeli und Prost!!!

Interview: Jan Röhlk
Kontakt: www.myspace.com/corrosivegermany, www.myspace.com/fuckingkillrecords
Layoutmaterial: CORROSIVE Archiv

Bandcamp: https://fuckingkillrecords.bandcamp.com

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