September 3rd, 2013

BRUTAL VERSCHIMMELT (#158, 02-2013)

Posted in interview by jörg

Vorab: Es gibt mehrere Gründe warum ich das Interview mit Carlo Kallen führe. Zum einen halte ich THE EWINGS für einer der unterbewertesten deutschen 80´s Hardcorebands, zum anderen haben BRUTAL VERSCHIMMELT einen hohen Kultfaktor und auch Carlos andere Bands wie CHILLI CONFETTI oder PARANOISE waren überdurchschnittlich gut.

Und zu guter Letzt, ist auch seine aktuelle Band BLANC wieder ganz grosse Klasse.  Im Grunde, wäre jede einzelne Band ein Interview wert, schön das ich nun mit einer Patsche gleich fünf Fliegen schlagen konnte. Heraus kam dabei eine Zeitreise vom Deutschpunk zum Hardcore der 80er und 90er, bis hin zur Gegenwart mit BLANC.

Aber lasst mich vorerst noch „kurz“ meiner Begeisterung kundtun… Jeder hat wohl so was wie eine Jugendlegende, mit der er in seiner Umgebung sozialisiert wurde. Also diese eine Band vor der Haustür, mit der man die ersten Konzerte erlebte und dessen Gigs und Musik man vermutlich genauso intensiv wahrnahm wie es die heranwachsenden einst erlebten, als die Ramones, Black Flag, Minor Treath etc. noch in kleinen Kaschemmen spielten.

Da sehe ich keinen erheblichen Unterschied zwischen New York und Washington oder Velbert und Kempten. Für mich nahmen BRUTAL VERSCHIMMELT diesen Rang in Kempten (Allgäu) ein, nur mit dem bedeutsamen Unterschied, das sie nur in meinem eigenen Kopfkino, in meiner Wunschvorstellung stattfanden, weil ich viel zu jung war um sie überhaupt Live mitzuerleben.

Doch schon allein die Tatsache, das diese Band 15 Jahre zuvor am gleichen Ort, in der gleichen Umgebung ansässig und tätig war, erhöhte den persönlichen Kultfaktor ins unermessliche. Um BRUTAL VERSCHIMMELT schwebte einfach eine riesengrosse Portion Mystik.

Und ich denke das Jugendliche die Anfang/Mitte der 90er vom Punkvirus aufgesogen wurden, aber mit dem neuen Hardrock-Schlager-Deutschpunk aus der Impact/A.M.-Richtung nicht viel anzufangen wussten, das gut nachvollziehen können. Ich meine wer hätte sich in diesem Falle nicht gerne mal die Vergangenheit zurück gewünscht und als Teenager der 90er in Augsburg Inferno, in München Tollwut, in Canstatt Triebtäter, in Bonn Rabatz, in Velbert H.O.A. angesehen und erlebt und mit ihnen (ohne jegliche Fanallüren) ein Bier getrunken?

Aber es war eben nicht nur die Mystik, die mir an BRUTAL VERSCHIMMELT gefiel, denn ich bin mir ziemlich sicher, das ich BRUTAL VERSCHIMMELT auch genauso oder zumindest fast so geschätzt hätte, wäre ich an einen anderen Ort aufgewachsen. Denn die frühen Punkveröffentlichungen auf Rock O Rama liefen bei uns meist auf irgendwelchen fast unhörbaren Tapes auf und ab und BRUTAL VERSCHIMMELT zählten für mich immer zu einer der besten Outputs des Labels. Und wer schliesslich den Deutschpunk der 80er schätzt und liebt, der wird wohl ähnlich wie ich, eine gewisse Vorliebe für BRUTAL VERSCHIMMELT teilen.

Das das Label nach der Veröffentlichungswelle um diverse Deutschpunk und Finnencoreklassiker ins rechte Milieu abrutschten und bis heute als Institution für musikalische rechte Propaganda sorgen, ist eine andere Geschichte und war zu der damaligen Zeit noch nicht abzuschätzen. Ich bin diesbezüglich auf die aktuelle Internetseite des Labels gestossen und bin ziemlich erschrocken, auf welcher „legalen“ Weise hier nach wie vor, nach Gift und Gülle stinkendes tiefbraunes Material in Form von Musik und Merchandising auf einem Niveau wie wir es in unseren Mailordern kennen, zum Verkauf angeboten wird.

Doch wie zu Anfang bereits erwähnt, ist es nicht nur der hohe Kultfaktor um Brutal Verschimmelt, sondern vor allem auch die EWINGS oder CHILLI CONFETTI, die allesamt niemals die Anerkennung bekamen, die sie verdient haben. Ist heute die Rede von deutschen Hardcore der Mitt 80er, dann folgen routiniert Bandnamen wie Spermbirds, Skeezicks, H.O.A…. doch die EWINGS werden dabei zu Unrecht nur selten erwähnt. Dabei zählten die EWINGS mit den bereits benannten und bekannteren Vertretern, zu den ersten deutschen Bands welche konkret von der Amihardcorewelle der Mitt-80er beeinflusst wurde. Jedoch aus nicht nachvollziehbaren Gründen, erreichten die EWINGS niemals den Bekanntheitsgrad manch anderer frühen deutschen Hardcorebands. Was vielleicht daran lag, das sie weniger die typischen Stereotypen des Hardcore entsprachen.

Obwohl die meisten ihrer Songs im Sinne des frühen Amihardcore schon ordentlich aufs Gaspedal drückten, nur ist der Gesang sauberer, melodischer, „emotionaler“ und nicht so kratzig und rau, wie man es sich vielleicht für eine typische Hardcoreband vorstellt. Ebenso ist auch der Sound „klarer“, weltoffener und melodischer, die Gitarren weniger tief und bratzend, sondern sie haben eher ein helleres Klangbild. Vielleicht waren sogar die EWINGS einer der ersten deutschen Bands, die zwar bei weitem keinen Melodie oder Emocore, aber in gewisser weise einen „melodischen bis emotionalen Hardcore“ spielten, ohne das sie wahrscheinlich jemals bewusst dieses Genre aufgreifen wollten oder mit dem zu vergleichen waren, was heute unter diesem Titel alles verbrochen wird.

Es scheint fast so, als wären die EWINGS ihrer Zeit voraus gewesen und als wäre zumindest die deutsche Szene noch nicht bereit oder reif dafür gewesen, denn auf ihren Tourneen in Spanien und Italien kamen die EWINGS umso mehr an. Ihre Alben sind durch die Reihe richtig gut, schon die erste Single „Move on“ auf der die Ewings aus Dallas beim Analverkehr abgebildet sind, ist ein Spitzendebüt. Und die Richtung wurde auch auf ihrer LP „It Hurts“ und der zweiten Single „Look out, look out and Look around the time is made to strike the ground“ beibehalten bzw. noch weiter gesteigert. Ein Blick auf Ebay lohnt sich, wo ihre Tonträger für oftmals gar nicht so teures Geld weggehen.

Carlo Kallen, der bei BV als Bassist und bei den EWINGS als Schlagzeuger verantwortlich war, gründete nach deren Ende CHILLI CONFETTI, wo er neben dem Schlagzeug auch noch den Gesang übernahm. CHILLI CONFETTI bedienten auf einer zynischen Art etwas mehr den Fun-Aspekt und spielten einen sehr guten Melodiecore, der im Hardcore verwurzelt war. CHILLI CONFETTI veröffentlichten eine LP, eine Split Single mit ANGUS und eine Live CD.

Zeitglich gründete Carlo mit dem Chilli Confetti Gitarristen Marcus Stoll und dem Ewings Bassisten Ant PARANOISE, die es aber leider nur zu einem Demo schafften, dabei war ihr angebreakter, jazziger Hardcore ziemlich geil und entsprach genau der Zeit um 1990. In Hannover stieg Carlo Kallen bei DIE ÜBLICHEN ein, wo er mit dem BOSKOPS Gitarristen Ralle wieder zu seinen Wurzeln zurückkehrte und einen qualitativ recht hohen, modernen Deutschpunk spielte. Nach deren Ende inserierte Carlo eine Annonce mit folgenden Text: „3 reichen: Minutemen, NoMeansNo, Victims Family, Rhythm Pigs – Drummer sucht für agiles, unorthodoxes Trio in Hannover Gitarre und Bass“ und fand mit BLANC die passenden Mitmusiker, die jenen Rhythmusorientierten Hardcore mit dem Sound von Dischord, aktuellen Indierock und den Versatzstücken aus Postpunk und Funk weiter ausbauten.

Und zu guter Letzt wollte ich noch anmerken, das wenn sich jemand für die Ursprünge des Punk und Hardcore im Allgäu näher interessiert, er sich unbedingt den ALLGÄU PUNK SAMPLER zulegen sollte. Auf zwei prallgefüllten CD-R´s und einem 90 seitigen Beiheft/Zine mit Interviews, Bandvorstellungen und Geschichten, wird der Allgäuer Szene von 1980-2008 Tribut gezollt. Den Sampler brachte ich jahrelanger Recherchearbeit selbst heraus und ist erhältlich über meinen Freund Danner, unter dem Emailadressat: kampfgartentapes@gmx.de

***

Wie bist du zum Punk gekommen? Und erzähl doch mal wie es angefangen hat mit BRUTAL VERSCHIMMELT? Wie alt wart ihr bei der Bandgründung? Und wie kam die Musik in der tiefen Allgäuer Provinz an? Hast du BV als Provokation empfunden?

Carlo: Das ergab sich an der Schule, dem Allgäu-Gymnasium, mit über 1.500 Leuten die grösste im Allgäu. In meiner Klasse war auch Franz Rosenberger, der Trommler von BV, der mich früh für schräge Literatur begeisterte. Als ich 13/14 Jahre alt war, hörte Franz (unser 1. Trommler) und sein 2 Jahre älterer Bruder Bernhard bereits Punk.

Die zogen viele Tapeaufnahmen aus der Bayern2-Radiosendung „Zündfunk“. Ich hatte zuvor kaum Musik gehört und nicht viel am Hut damit, da das inhaltsleere Pop-Gelulle mir nichts gab. Das Aufmüpfige, Freche und Anarchische am Punk sprach mich dagegen sehr an. Recht bald – Herbst 1980 – beschlossen wir 3 und ein weiterer Sänger Daniel, eine Band zu gründen, (den Vorläufer von BV: zunächst „Adolf Streit & die NS-Verbrecher“, dann „Psychorotz“). Dazu kaufte ich mir von all meinem Ersparten mein erstes Instrument (einen gebrauchten E-Bass mit Verstärker). Ich war mit 14 Jahren der Jüngste und Berni mit 16 der Älteste.

Mit dieser Band und den bald sich herausbildenden BV agierten wir zunächst an unserer Schule. Wir probten dort im Zeichensaal, gaben im Sommer 1981 dort zum Schuljahresende unser erstes Kopfschütteln auslösendes Konzert bereits mit einem neuen, offensiveren Sänger („Happy“/Herbert Müller, einem Wirtssohn aus Weitnau/Ostallgäu). Das zweite Konzert an einem kleineren Gymnasium in Kempten am Folgetag endete in einer Schlägerei.

Kurz darauf flogen wir aus dem Schul-Übungsraum raus, da die Nachbarn das nicht ertrugen. Daraufhin probten wir auf einem stillgelegten, von Bekannten nahe meines Dorfes Wiggensbach angemieteten Bauernhof im entkernten Kälberstall – aber auch dort machten die beiden benachbarten Bauernhöfe nicht mit. Unser erstes „richtiges“ Punkkonzert war ein Abend im Jugendhaus Kempten (5.12.1981) mit sechs weiteren Bands.

Beeindruckend hierbei waren die sehr energischen Schweizer „Rudolph Dietrich & Mutterfreuden“, die auf einem CH-Sampler mit „Grauzone“ (und deren bekanntem NDW-Eisbär-Lied) vertreten waren. Klar war in der Musik viel Protest, der übliche politische eben, und es war auch eine Positionierung gegen das ländlich-rückständige Denken dort. Es war auch von unserem Aussehen auch als Provokation gemeint, aber stets als lebenslustige Spassguerilla, die nicht nichts, nicht Mal sich selbst, zu ernst nahm. So richtig aggro-brutalo-mässig waren wir nie. Unseren Look haben wir eher liebevoll, schrott-stylig zusammengebastelt: T-Shirts selber mit Lackfarbe beschriftet, Badges selbst gefüllt, gekritzelte Flyer usw.

Weshalb ich den ALLGÄU PUNK SAMPLER auf die Beine stellte, war weniger aus lokalpatriotischen Gründen, sondern viel mehr aus der Interesse heraus, das man es sich aus einem späteren Zeitraum kaum vorstellen konnte, das es mal in diesem verschlafenen Nest so abging. Wie hattest du die Zeit in Erinnerung? An welche Momente denkst du da besonders gern zurück? Oder welche verdrängst du lieber? Oder war das Leben im Allgäu wirklich so schlimm, das man den Ansporn hatte sich von der Illerbrücke herunter zu springen, wie es in dem BV-Song „Illerbrücke“ propagiert wurde?

Carlo: Es war eigentlich eine lustige Zeit und die wenigen, keine 20 Konzerte von BV, auf die wir dann bei Proben hingearbeitet haben, waren immer ganz aufregend für uns. Da wir immer von älteren Bands (wie B.Trug) mitgenommen werden mussten oder von Eltern gefahren wurden (da waren meine ganz locker drauf), konnten wir in der Hinsicht gar nicht so viel Gas geben.

Wir hingen auch viel mit Dosenbier am Brunnen in der Fussgängerzone oder im Hofgarten neben dem Jugendhaus rum, eben der übliche pubertäre Leerlauf und Unsinn. Als wir später in Kempten probten, waren diese Abende öfters kleine Konzerte, da stets ein paar Gäste im Übungsraum waren. Die Illerbrücke war und ist wohl noch eine der höchsten Stellen in Kempten, die für Selbstmord wohl geeignet ist. Da Franz und Bernhard in einem Stadtteil dahinter wohnten, passierten wir oft diese Brücke und da kommen einem diese Ideen – wobei das eher ironisch gemeint war, denn so schlimm war der Zoff mit Eltern, Schule oder irgendwelche Liebeskummer ja nicht.

Einige unserer Lieder waren auch sehr stussig, siehe „Sid Vicious“. Das hat einen völlig sinnfreien, eher Dada-absurden Text und lautete zuerst im Refrain „I´m so glad, Bob Marley is dead“. So böse wollten wir dann doch nicht sein und wählten das Nest-beschmutzende „Sid Vicious is dead“. Im Song „Weihnachtsoratorium“ johlten wir „Christkind ist ein Punk“ und derartigen Quatsch zelebrierten wir mit selbst gemachten Geschichten und Cartoons auch in der Schülerzeitung, z.B. mit der Serie „Ketzer Karl“ (…“pisst an Kirchen“) – bis wir da nicht mehr mitmachen durften. Dann mussten wir eben in Fanzines schreiben.

Wie kam es zu dem Deal mit Rock-O-Rama und was hatte der Inhaber für einen Eindruck auf euch gemacht? Konnte man da damals, also vor dem Signing mit Screwdriver, Böhse Onkelz, Störkraft etc. schon rechte Tendenzen erkennen?

Carlo: Wir sind über B.Trug, die bereits dort ein LP hatten, dazu gekommen, unser Demo an ROR zu schicken. Die B.Trug-Leute kannten wir von dem ersten Konzert im Dezember 1981, hatten aber gar nicht so viel mit denen zu tun (die waren ja die „Grossen“) und als wir dann in Kempten in der neuen Musikschule in einem leerstehenden Tonstudioraum probten, merkten wir erst wie nahe sie uns immer waren.

Eines Tages kuckten sie durch unser Innenhoffenster – sie hatten ihren Übungsraum in feucht-kalten, 400 Jahre alten Katakomben unter dem benachbarten Möbelhaus, das dem Onkel des B.Trug-Gitarristen Pit Hold gehörte. (Anmk. Pit Hold ist übrigens der Bruder von dem Fernsehrichter Hold). In unserem Raum machten wir noch recht ordentliche Demoaufnahmen mit dem Tapedeck, die schliesslich zur ROR-LP führten. Als wir später aus der Musikschule wegen Eigenbedarf raus mussten, probten wir bei B.Trug, wo reichlich Platz war.

Das Demotape stiess bei ROR auf Resonanz und als 16-18jährige haben wir nicht gezögert, das Angebot für eine LP-Produktion einzugehen. Bis dato waren nur OHL bei ROR, die irgendwie komische Texte hatten und politisch umstritten waren, aber sie redeten sich ja immer raus, das sei einfach neutral. Andere parallel laufende Fehlschläge anderer Bands mit ihm hatten wir im Süden nicht mitbekommen. Im Mai 1983 kam während der Aufnahmen im Kölner Studio am Dom auch der OHL-Sänger Deutscher W rein, wo wir ihn dann einfach direkt fragten, ob er ein Nazi sei.

Da kam natürlich keine verwertbare Antwort. Egoldt hatten wir uns übrigens ganz anders vorgestellt. In Köln empfing uns ein schmieriger Mercedesfahrer vom Typus 70er-Jahre-Zuhälter und steckte uns zum Übernachten in ein Stundenhotel am Bahnhof. Anschliessend gab es genau 2x 8 Stunden für die Aufnahme. Bei seiner grandiosen Mischsession waren wir nicht mehr dabei. Das Ergebnis bekamen wir dann per Post als Überraschung.

Mit dem verschmiertem BV-Cover erklärt sich dann wohl von selbst!

Carlo: Das unsäglich grottige Cover mit Iro-Totenkopf mit Axt gegen Monster wurde von Egoldt gestaltet. Wir waren total sauer über dessen Aktion und unangekündigte „Überrraschung“. Die 100 LPs, die wir als Entlohnung bekamen, wurden von uns wild beschmiert und dürften damit lauter Unikate sein. Unsere eingereichte Antikriegscollage wurde wohl von ihm als zu politisch verworfen – weder unsere Vorlage noch eine Aussage haben wir dazu wieder erhalten. Ebenso wurden im Textblatt einfach alle Texte mit politischem (linkem) Inhalt weg gelassen. Wir haben in unsere 100 Stück Naturalentlohnung sofort ein Beiblatt mit Stellungnahme und den weggelassenen Texten beigefügt. Das Statement haben wir im Umfeld verbreitet.

Schade, dass damals das E-Mail-Zeitalter noch nicht angebrochen war, da sich Multiplikationswirkung auf dem Postwege in Grenzen hielt. Es war eigentlich ein Fehler, dort eine Platte zu machen, da er nach uns (nach der Finnen-HC-Phase) fast nur noch rechtsradikale Bands produziert hat und er (wahrscheinlich) alle Bands bescheisst, da er Nachpressungen verkauft ohne die Bands zu informieren/beteiligen.

Nun wird es über Höhnie Records zu einem Re-Release der BV-Platte kommen. Wie kam es zu dieser Idee und gab es eigentlich schon mehrere Anfragen wegs einem BV-Re-Release? Das Re-Release erscheint als Doppel-LP mit Demo und Liveaufnahmen, um was für Aufnahmen handelt es sich da?

Carlo: Der Basser bei „Die Ueblichen“ – meiner ersten Band in Hannover (2001-2006) ist ein Bekannter von Höhnie und erzählte ihm, dass er mit einem ex-BV-ler in der Band spiele. So kamen wir in Kontakt und sprachen immer wieder über die Idee, aber erst Ende 2012 wird es wohl zur Produktion kommen. Ist jetzt fast 30 Jahre her und eilt auch nicht mehr. Sonst gab es da keinerlei Anfragen, aber es wusste ja auch niemand, dass es mich noch aktiv Musik machend gibt.

Bei Höhnie soll es eine Doppel-LP werden. Auf der 2. LP werden unveröffentlichte Aufnahmen von besagtem ROR-Demo-Tape und einem Live-Konzertmitschnitt vom 25.02.1982 sein – letztere dann mit Sänger Role, der nach sechs Gigs die Band verlassen musste, da er von seinem Vater lange Zeit Hausarrest erhielt. Neuer Sänger wurde dann Max, der bisherige Saxofonist.

Role wurde, nachdem er volljährig auszog, später Sänger der Ewings. Die BV-Aufnahmen verstaubten bisher auf Tapes in unseren Schubladen. Im letzten Jahr ist im Bekanntenkreis ein Video von einem der letzten BV-Konzerte (1986 – als Reunion exklusiv für eine WG-Party) aufgetaucht. So gibt es 15 BV-Songs live und in Farbe auf youtube http://www.youtube.com/playlist?p=PL59AFC2E12E6A74CE und facebook http://www.facebook.com/brutalverschimmelt?sk=wall

Und wie kam es dann zu dem Ende von BV und was war der Antrieb für die EWINGS?

Carlo: Das Ende von BV kam schon recht bald nach der LP, da unser Trommler Franz ausstieg, weil er keinen Bock mehr auf diese Art Deutschpunk hatte. Der Rest der Band versuchte mit dem Sonthofener Trommler Kuttl von Rotting Carcass noch ein paar Gigs zu meistern, aber lange hielt das nicht.

Ich selbst war hin- und hergerissen, seit einiger Zeit auch schon durch US-Hardcore und Punk beeinflusst, und habe versucht mit Franz und dem Gitarristen Klaus Strohäcker ein Trio aufzuziehen, das in diese Richtung ging, aber über Proberaumtermine kam das Projekt nie hinaus. Da es mich auf die Bühne trieb, habe ich parallel, dann als Sänger mit Role am Bass, Klaus Recher („Kerbe“) an der Gitarre und Florian Zimmer am Schlagzeug die „Kinder Gottes“ gestartet, aber auch nur für drei Gigs. Bis dahin waren die Texte in Deutsch.

Diese Band wurde dann Mitte 1984 zu den Ewings mit Steve Hahn (später Jingo de Lunch) als Trommler. Dieser trieb sich mit seinen Friedrichshafener „Kult-Huren“ in Kempten rum. Mit Steve hatten wir aber keinen einzigen Gig, da er September 1984 nach Berlin ging, wo er ab dann bei Jingo de Lunch trommelte. Damit wir irgendwie weiter machen konnten, wurde ich kurzerhand zum Trommler (und habe deshalb wohl nie mehr Noten gelernt).

Wir waren damit – wie bis heute von mir bevorzugt – ein Trio: Role übernahm dann den Gesang am Bass und ich blökte von hinten ein bischen mit und ab da orientierten wir uns mehr an US-Vorbildern: Minutemen, Black Flag, Hüsker Dü, Meat Puppets, Freeze, The Lewd oder Rhythm Pigs. Die Ewings arbeiteten vom Start sehr eng mit „Enjoy Life“ aus Immenstadt zusammen – dort spielten Walt Molt, der spätere Ewings-Gitarrist, und Ant Luger, der später auch bei uns Bass spielen sollte.

Es gab viele gemeinsame Konzerte und die ersten beiden Ewings-Tapes, die sich mehrere hundert Male über Mailorders und bei Gigs verkauften, nahmen wir mit einem Tascam-4 Spur-Gerät mit Walt am Alpsee auf. Zunächst spielte Walt bei einigen Songs als zweiter Gitarrist mit. Ab Herbst 1986 übernahm Ant den Bass und Role konnte sich voll als Frontman entwickeln.

Wie habt ihr die Entwicklung von Punk zu Hardcore wahrgenommen, wie veränderte HC die Szene? Hattest du den Eindruck, dass in Europa der Hardcore aus Amiland nur 1 zu 1 kopiert wurde oder ob auch eigene Ideen, Ideale und Impulse damit ins Spiel kamen? Was waren für dich die Unterschiede zwischen Euro- und Ami-Hardcore?

Carlo: Ich habe bereits während der BV-Zeiten mehr US-Punk gehört, der war irgendwie lockerer, rockig-grooviger, weniger „eckig“. Diese Orientierung brachte auch das Englisch-Singen mit sich, wobei irgendwie immer die süddeutsche Klangfarbe rauszuhören war. Vollständig US-Style kopieren ging ja nicht, weil wir nicht wussten, wie die in USA „in echt“ waren, und wir in völlig anderen Verhältnissen lebten. Aber anhand der Musik, die über Mailorders ab 1981 reinschwappte, erkannten wir, dass dort die Musik offener für andere Einflüsse und Stile war, was auch in den Bands nach BV sich deutlich bemerkbar machte.

Auch die Fotos der Bands zeigten, dass der ganze karnevalistische Aufzug mit Stachelhaar, Iros, Nieten, Bondage, Leder eigentlich Mist war und sich auch nur einem Modediktat unterwarf. Man sah einfach so aus wie man aussah. Dieser Unterschied wurde 1982 beim Black Flag-/Minutemen-Konzert im Münchner Löwenbräu-Keller deutlich.

Da wurden von solchen klassischen Katalog-Punks die unverzerrt (!), im Rüschenhemd spielenden Minutemen mit Flaschen beworfen und ausgepfiffen. Als dann Henry Rollins im Pagenschnitt die Bühne betrat, wurde er von den Münchner Tölpeln neben mir nicht erkannt („Und wer is jetzat dös?“). Das klärte sich aber, als sie loshämmerten, Henry Rollins für diese peinliche Publikumsleistung klartextete und Flaschen wieder ins Publikum feuerte.

Wenn man sich aber die US-Ostküste oder LA anschaut, deren Bands vor dem Hintergrund der Szenegewalt dort (zu sehen im Film „American Hardcore“) recht brachial waren und aggressiv sein mussten, dann konnten wir uns in unserem relativ friedlichen, idyllischen Deutschland im Grunde nur „nett“ entwickeln. EWINGS wurden auch immer als Mädchenmusik abgetan, da immer eine gute Portion Melodie und Tanzbarkeit drin war. Viele, die hierzulande einen auf ganz hart machten, habe ich dann eher als folkloristische Imitatoren oder Poser wahrgenommen. In der Musik sah ich nicht Hass und Wut, die plump dargestellt werden sollte, sondern da faszinierte mich doch mehr die Energie, das Treibende daran.

Man sagt oft, dass Süddeutschland ein aufkeimender Boden für Hardcore war, Bands wie die SPERMBIRDS, SKEEZICKS, NIKOTEENS oder auch THE EWINGS kamen allesamt aus dem unteren Teil Deutschlands und auch das TRUST-Fanzine entsprang bekanntlich aus Augsburg. Was waren so die Metropolen für Punk und HC in Süddeutschland?

Carlo: In Kempten und Umgebung war schon relativ viel los für seine Grösse und Lage. Da wir im Jugendhaus Konzerte veranstalten konnten und auch Pit (von B.Trug) in seinem Ritterkeller eine entsprechende Bühne bot, sind nach den D-Punk-Konzerten ab 1981 dann ab 1984 auch viele US-Bands in Kempten bzw. anderen Orten im Allgäu (Leutkirch und Ravensburg) vorbeigekommen: DOA, Scream, Toxic Reasons, Social Unrest, Government Issue, MDC. Bei einigen dieser Konzerten konnten die EWINGS Vorband sein. Wir haben die Sachen bei uns organisiert und Bands von ausserhalb im Allgäu veranstaltet.

Viel rumgekommen sind wir daher anfänglich gar nicht – mit BV mal nach Freiburg, Tübingen und Köln und mit den EWINGS ging es auch erst 1987 nach Freiburg oder Berlin. Daher weiss ich auch nicht, wo und wie die anderen Metropolen genau waren. Man erfuhr maximal über Fanzines von anderen Orten. Eigene Autos hatten auch nur die älteren Bekannten und die Kommunikation lief ja damals auch analog und viel langsamer als heute – mit Brief schreiben, Post abwarten, telefonieren. Erst mit der späteren Berliner Verbindung der EWINGS durch Walt verstärkte sich die Reisetätigkeit.

Trotzdem hattet ihr und auch viele andere Leute wie Teile der Marplots oder Steve Hahn von Jingo De Lunch (der ja auch ursprünglich aus dieser unteren Ecke kam) das Allgäu verlassen um nach Berlin zu ziehen. Was waren die Gründe dafür?

Carlo: Walt zog – wie viele – bereits 1986 nach Berlin, wo er über Steve wohl auch zum Mixer der Jingos wurde. Wird wohl bei einigen wegen der Bundeswehr gewesen sein. Wir hielten weiter guten Kontakt zu ihm und als Kerbe im Jahr 1987 mit seiner spanischen Freundin Ana, die auf unseren baskischen Coversongs sang, nach Barcelona übersiedelte, sollte Walt der alleinige Gitarrist der Ewings werden.

Zu dem wollten wir so bald möglich nachziehen, denn Berlin schien uns schon die bessere Plattform, um mit der Musik mehr Konzerte geben zu können. Da Role, Ant und ich erst unseren Zivildienst im Allgäu beenden mussten, probten wir in einer Art Fernunterricht. Walt schickte uns Tapes mit seinen Gitarrenriffs und Songideen ins Allgäu, zu denen wir uns Texte, Bass- und Drumparts überlegten und bei einigen persönlichen Proben zu Songs machten.

Über unseren Berliner Walt, der dort entsprechende Kontakte knüpfte, konnten wir noch vom Allgäu aus März 1988 in unsere erste Spanientour (v.a. Baskenland) starten. In Barcelona besuchten wir natürlich Kerbe und das Baskenland, mit seinen vielen Spielmöglichkeiten und dem begeisterten Publikum, haute uns total um.

Wann und wieso kam es dann zu dem Ende der EWINGS und dem Neuanfang mit CHILLI CONFETTI? Und wer war CHILLI CONFETTI?

Carlo: In Berlin lief es dann mit den EWINGS eigentlich ganz gut. Dank Walts Mixertätigkeit konnten wir dort gleich mit in den Übungsraum von Jingo de Lunch. Wir spielten immer mehr in Berlin und West-Deutschland, gingen im Sommer auf Italientour mit Doc Rat, hatten Gigs in Belgien und Holland nahmen bei Bonzen Records eine EP auf, deren Songs und Soundqualität einen grossen Sprung darstellten.

Für mich zumindest bis heute völlig unerklärlich, schmiss jedoch Role Anfang 1989 hin und ohne ihn gab es einfach auch keine EWINGS mehr. Ich selbst blieb nicht lange untätig, denn Olaf (ex-Stromsperre und Untermieter) sprach mich an, ob ich mit ihm am Bass und Kai Keller – heute Mutti(-Booking) – an der Gitarre eine Band starten wolle. Bei diesem Vorläufer von CHILLI CONFETTI wurde ich am Schlagzeug zum Sänger, da es den anderen beiden schwer fiel oder gar nicht gelang, gleichzeitig zum Instrument zu singen.

Als Leadgitarrist kam bald Marcus Stoll aus Mannheim hinzu, der aus der Jazzecke kommend den Gesamtsound erheblich verfeinerte, was aber auch dazu führte, dass Kai bald die Band verliess, weil es von seinen musikalischen Vorstellungen weglief. Mit Marcus an Gitarre/Gesang und später Ant am Bass startete das parallele Projekt PARANOISE – eine treibende Mischung aus Hardcore, Jazz & Noise. Mit der Band haben wir keine einzige Platte gemacht, aber innerhalb des einjährigen Bestehens über 50 Konzerte europaweit gegeben, da wir April/Mai 1990 die fünfwöchige Tournee der Bonzen-Band AssAssINS OF GOD begleiten konnten.

Ich denke für eine deutsche Band war und ist es eher normal im Inland oder vielleicht noch in den Nachbarländern wie Holland, Österreich oder Schweiz mal bei einem Gig vorbeizuschauen. Ihr hattet aber mit den EWINGS und CHILLI CONFETTI die Chance mehrmals in Italien und Spanien zu spielen. Wie kam es dazu?

Carlo: Wie gesagt, von Berlin aus hatten wir es leichter Gigs zu bekommen als vom Allgäu aus und konnten entsprechend loslegen. Bei den EWINGS waren es ja nur wenige Monate des Wirkens und mit CHILLI CONFETTI ging es gleich weiter mit vielen Gigs in Berlin, im Sommer 1989 sogar konspirativ in der DDR (Potsdam, Erlöserkirche) und nach der Angelus/Chilli-Spilt-EP im Frühjahr 1990 erste Gigs in Westdeutschland. In Ostberlin und den neuen Bundesländern taten sich nun zahlreiche Gigs in allen möglichen besetzen Häusern und neuen Läden auf.

Ich habe selbst das Booking für unser Berlin-Package CHILLI CONFETTI, HÄWI MÄDELS, PARANOISE übernommen und für Oktober 1990 eine dreiwöchige D-/NL-/CH-A-Tour auf die Beine gestellt. Da meine beiden Bands wegen identischer Drummer und Gitarristen nur vier Leute waren und mit den drei Frauen von HÄWI MÄDELS und dem Fahrer acht Leute vorfuhren, waren die Veranstalter meist irritiert, dass das drei Band sein sollten. Aber das Team- und Powerplay bot stets ein abendfüllendes Programm und war leicht unterzubringen (was damals immer Matratzenlager bei den Organisatoren war, aber Hotel habe ich als Band noch nie erlebt und brauche ich auch nicht).

Wie kannst du dir das erklären, dass ihr ihm südlichen Teil Europas besser angekommen seid als zu Hause? Und was waren für dich die Unterschiede zwischen Deutschland, Italien oder Spanien? Sei es die Szene, die Mentalität oder sonstiges. Oder gibt es da eine Story, die dir besonders in Erinnerung blieb?

Carlo: Wir hatten über die Berliner Kontakte das Glück frühzeitig in Italien und Spanien zu spielen. Wobei Italien deutlich schwieriger war – weniger Publikum, viele kosten treibene Off-Days, so dass wir kaum Spritgeld hatten. Das war vor allem bei der HIRN/TESTBILDTESTER(eine Bigband)/CHILLI CONFETTI-Tour im Oktober 1992 ein Problem, da wir mit fast 30 Kreuzbergern in einem umgebauten Linienbus und einem kleinen Wohnmobil unterwegs waren.

In Foggia, einen besetzten Schwimmbad, bot man uns an im Siff im Keller zu pennen. Wir zogen es vor, besser an den Strand am Gargano zu fahren, aber landeten trotz italienischer Mitfahrer auf einer Gebirgstrasse, wo kein Umdrehen möglich war. Der Busfahrer wollte bald nicht mehr länger fahren und hielt an einer grösseren Fläche am Strassenrand an. Alle legten sich drinnen und draussen irgendwo hin. Am nächsten Morgen wurden wir von hupenden LKWs geweckt, da wir in der Einfahrt zur Müllkippe am Berghang geschlafen hatten.

In Spanien, wo wir täglich meist vor vielen Leuten spielen konnten und gerade im Baskenland nur noch kurze Strecken zu den Gigs – meist besetzte Jugendzentren („Gaztetxes“) – hatten, ging das deutlich besser. Da wohnten wir dann bei Bekannten in einer Wohnung in der Industriestadt Eibar (wo E.H.SUKARRA und ZUTAGAR zuhause sind) und operierten von dort aus. Dort hatten wir auch einen besonderen Fan, Miguel, der uns später eine ausgiebige Spanientour organisierte und uns begleitete- Die ging bis nach Madrid (fettes Silvesterkonzert vor 1.500 Leuten), Valencia, Zaragoza, Santiago de Compostala oder Burgos.

Wie es halt mal so üblich ist als heranwachsender Jugendlicher, hattet ihr bei BV ja noch eher so die Teenage-Hate Texte gegen Nazis, Staat, Gesellschaft etc. Versteh mich jetzt nicht falsch, die Texte von BV sprachen mir als Jugendlichem voll aus der Seele. Aber was für Themen habt ihr später bei den EWINGS oder du bei CHILLI CONFETTI besungen? In dem Song ‚Gladiators on Dancefloor‘ beschreibt ihr die zunehmende Gewalt auf der Tanzfläche. Gab es da irgendwann einen deutlichen Wandel wo die Gewalt auf den Konzerten zunahm?

Carlo: Klar hatten wir mit BV solche Texte – gehörte ja zum „guten Ton“. Bei „6 Millionen“ gab es auch persönlichen Bezug. Der Text entstand, weil mich meine Oma immer aufregte mit ihrem „Ich habe von nichts gewusst“. Wer im Ruhrgebiet lebte und (wegen Männermangel) bei der Reichsbahn arbeitete, musste Zwangsarbeit für Kriegsgefangene und die allgegenwärtigen, reichsweit Tausende zählende KZ-Aussenstellen bei Industriebetrieben mitbekommen haben.

Neben ein paar solchen Polittexten setzen sich die meisten einfach mit unserem (bayrischen) Umfeld auseinander: Rückständigkeit (im Denken), Spiessigkeit und Bigotterie, Alkoholismus oder Fetten Kindern (heute haben wir endlich auch so viele dicke Kinder wie die Amis dank McFett & Co.). Andere Texte wiederum waren total absurd wie „I´m so glad Sid Vicious is dead“ oder Christkind war ein Punker (Weihnachtsoratorium). Mit EWINGS behandelten wir auf Englisch eigentlich auch vielmals die Welt-Themen (Umwelt, Gewalt, Krieg, Freiheit, verlogene Politiker), wobei vieles emotionaler angefasst wurde – man könnte sagen mit etwas mehr Welt- und manchmal auch Herzschmerz.

Bei CHILLI CONFETTI ging es ähnlich weiter, wobei Berliner Eindrücke hinzu kamen (kaputte Drogies, Kälte in der Stadt). Hinzu kamen aber viel mehr persönliche Texte. Bei Gladiators geht es um die oft vorzutreffenden Rumschubsmonster im Pit vorne, die eigentlich keinen Sinn für die Musik haben. Im Outfit von ihren schwerfälligen Bewegungen erinnerten Sie mich einfach Gladiatoren. In der Crowd zu tanzen bedeutet für mich, sich wie ein Fisch im Schwarm zu bewegen – fliessend und geschmeidig wie die Musik eben. Wenn mich eine Band mitreisst, dann tanze ich eben vorn, und nur einmal bei einer Psychobillyband bin ich umgenietet worden und habe mir den Zeigefinger gebrochen. Da wurde bei den nächsten Gigs der Stick eben angebunden.

Und von Berlin hatte es dich dann nach Hannover gezogen, was war da der Grund dafür?

Carlo: Da ich seit 1995 eine Freundin in Hannover hatte und aufgrund deutschlandweiter Berufsreisen auch sehr oft dort besuchte, bin ich nach einer erfolgreichen Bewerbung beim örtlichen Energieversorger (in dessen PR-Abteilung) Oktober 1998 nach Hannover gezogen. In Berlin hatte ich zuvor seit 1993 in einem Städteberatungsinstitut zum Thema Energieeinsparung / Klimaschutz gearbeitet.

Nach CHILLI CONFETTI kamen DIE ÜBLICHEN, war da der Übergang dazu nahtlos?

Carlo: Nicht direkt. Ich bin in Hannover zunächst in eine WG gezogen, die aus den Custom-Gitarrenbauern Hannovers, den „Woodwarriors“, bestand. Die haben Ende 1999 mich mit den Resten der Boskops bekannt gemacht, die ihre Gitarren auch bei ihnen reparieren liessen.

Mit den Boskops habe ich 2 Jahre im Übungsraum rumgeschrummelt ohne was Vernünftiges zustande zu bekommen und das Ganze dann auch wieder gelassen. Mit einem davon, Ralle an der Gitarre, habe ich dann „die ueblichen“ mit anderen Leuten gegründet (Songs auf www.myspace.com/dieueblichen). Das ging dann bis etwa 2006.

Und was machen die BOSKOPS denn heute so, musikalisch und privat?

Carlo: Diesen Sommer (2012) haben die Boskops zum 40jährigen Jubiläum des Jugendzentrums Glocksee gespielt. Ob das weiter Bestand haben wird, weiss ich nicht. Ralle spielt seit dieueblichen in zwei Bands, den Smelly Caps, wo der alter Boskops-Basser Thorsten spielt, und Fuckt, bei der der alte Boskops-Frontman Wixer dabei ist. Privat sehe ich die kaum, am meisten Ralle, auf Konzerten wie No Means No Ende September 2012.

Wenn wir schon mal beim Updaten sind. Was macht der Rest der BV und EWINGS-Mitglieder? Hast du noch Kontakt zu ihnen?

Carlo: BV sind total verstreut in der Welt: Sänger Max in San José (CA), wo er Computerexperte ist, Erstsänger Role auf Teneriffa, wohin er quasi ausgestiegen ist, Gitarrist Bernhard ist von Berlin, wo er 1994 – 1996 auch bei CHILLI CONFETTI mitgespielt hatte, nach Frankfurt aM gezogen, wo er als IT-Berater arbeitet. Trommler Franz, sein Bruder, ist beruflich wohl viel zwischen München und Japan unterwegs, da er bei einem japanischen Elektronikunternehmen ist.

Änlässlich der Idee von Hoehnie Records die BV-LP wieder aufzulegen (als Do-LP plus unveröffentlichte Live- und Demostücke), habe ich mit allen per Email Kontakt aufgenommen. Auf diesem Wege haben wir auch die facebook-Seite von BV eingerichtet, wo das aufgetauchte Video unseres letzten Konzertes Ende 1986 auf youtube einsehbar ist. Walt und Ant von den EWINGS, die mit Role und Ants Bruder Daniel in Berlin nach jahrelangem Band-Shirt-Drucken das Modelabel Iriedialy gegründet haben, sind damit weiterhin erfolgreich tätig.

Und was arbeitest du?

Carlo: Trotz allem Punkrock und Rumtouren hatte ich mein Politikstudium in Berlin schnell und sehr gut abgeschlossen. Uni-Karriere lag mir nicht, aber durch den Fall der Mauer 1989 taten sich um Berlin sehr viele Praxisprojekte auf, wo man sich mit realen Problemstellungen zu beschäftigen hatte, viel mit Kommunalpolitik, aber auch mit Soziokultur. So betreute ich auch das Besetzerprojekt im Schloss Zeesen bei Königs Wusterhausen, um daraus ein Kultur- und Jugendzentrum zu entwickeln. Diese Erfahrungen flossen in die Diplomarbeit ein.

Für die habe ich auch während der Touren auf den Knien im Bandbus gebüffelt, so dass ich bald als der „Professor“ abgestempelt war. Da ich mich schon vor dem Studium für Energie- und Umweltpolitik interessierte und weiter damit beschäftigte, konnte ich bald nach dem Studium ab Oktober 1993 in einem Klimaschutzprojekt für deutsche Städte mitarbeiten und stellte 1997 mit der damaligen Umweltministerin Angela Merkel in Bonn einen Städteklimaschutzleitfaden vor, der heute noch Grundlagenwerk ist.

Seit Oktober 1998 bin ich in der Unternehmenskommunikation der Stadtwerke in Hannover, zunächst für Umweltkommunikation und Events, seit 2007 auch als Pressesprecher äusserst abwechslungsreich tätig. Ich bin mir sicher, dass ich nicht nur an der Uni, sondern auch durch das Booking und Überraschungen auf Tour fürs Leben gelernt habe, was mir heute Gelassenheit in kritischen und unübersichtlichen Situationen gibt. Diese im realen Leben erlernte Problemlösungsfähigkeit kam mir auch im Beruf zugute.

Nun spielst du bei BLANC und euer Sound ist ziemlich fett und professionell gespielt, dass man eigentlich sofort denkt, das ihr alle schon länger dabei sein müsst. Seit wann gibt es euch und wo haben deine Bandkollegen zuvor ihre Erfahrungen gesammelt?

Carlo: Blanc gibt es in unserer Form seit 2007. Nach „die ueblichen“ hatte ich einfach inseriert: „3 reichen: Minutemen, NoMeansNo, Victims Family, Rhythm Pigs – Drummer sucht für agiles, unorthodoxes Trio in Hannover Gitarre & Bass“. Für diese Anzeige begeisterten sich sofort meine zwei heutigen Bandkollegen.

Meine Suche nach dem musikalischen Kick stiess auf Lars (Bass) und Björn (Gitarre), die als BLANC seit etwa 2000 zusammen spielten. Ab Herbst 2007 konnte die systematische Produktion von Krach mit grösstmöglichem Wirkungsgrad mit mir beginnen. Nach Demo-Aufnahmen im Sportstudio Linden, das Tam & Tim von Hammerhai betreiben, haben wir Anfang 2012 unsere erste CD „Tin Griots“ aufgenommen und im Sommer auf Jelly Records in Berlin veröffentlicht (dort erschien auch die letzte CD von CHILLI CONFETTI).

Nun bist du der einzig verbliebene, der letzte von BV und den EWINGS der auch heute noch in einer Punkband spielt. Was hat dich dazu motiviert, nach wie vor in Punkbands zu spielen? Was bedeutet heute Punk für dich? Oder wie hatte sich deines Erachtens Punk und Hardcore in den ganzen Jahren verändert?

Carlo: Stimmt nicht ganz. Zumindest Ant (Ewings-Basser) spielt noch in einer Band HEADACHE FROM HELL, von der ich aber nur diesen Link kenne http://www.youtube.com/watch?v=yTvnJSkByHw Ob Walt noch Musik macht, weiss ich nicht. Zu seiner 45 Jahre-Party habe ich es nicht nach Berlin geschafft. Es hat mir immer sehr viel bedeutet, selbst so eine Musik zu machen und das auch Live zu zeigen. Das ist mir wichtiger als das Hören selbst, wozu ich kaum komme.

Das was ich spiele, ist daher relativ unbeeinflusst, sondern entspringt einfach. Ich spiele, was aus der Hüfte geht, denn zum Üben fand ich seit Jahren nicht mehr die Zeit. Damit bilde ich auch ein bisschen den (un)musikalischen Kontrapunkt zu den anderen beiden, die darin perfekter sind. Ich bin zuständig fürs Grobe, bringe den Punk und Dreck in den Sound. Keine Ahnung, was die „Szene“ heute so macht/ist.

Wir machen einfach, was wir wollen und orientieren uns nicht an irgendwelchen Szenen. Ich höre kaum noch Punk, da ich aufgrund von Arbeit, zwei jüngeren Kindern kaum Zeit dafür habe, sondern mache nur die Musik die mir Spass macht, gehe ab und zu auf ein Konzert (Highlights waren Dickies, Victims Family, Freeze, No Means No). Die jungen Bands/ die Szene kommen mir irgendwie viel kommerzgieriger vor, aber das mag nur ein oberflächlicher Eindruck sein, da ich mich nicht intensiv damit beschäftige.

Für mich ist Punk auch nie was Starres, sondern soll frei und ungebunden sein. Eine Grundhaltung, die ich überhaupt pflege. In der Zeit nach BV habe ich versucht, möglichst jede Uniformität zu vermeiden. Sich genau an die vorgegebenen Outfits zu halten, ist genauso bescheuert, wie irgendwelchen Kommerzmarken hinterher zu huldigen. Punk ist eine Haltung, die ich mit absoluter Freiheit, Unabhängigkeit im Denken, Spontaneität in Verbindung bringe. Daher habe ich immer versucht zu vermeiden, auch in Abhängigkeit wie zB Sucht zu geraten – welcher Art auch immer (Alkohol, Drogen, Konsum/Plattensammeln, unmündige Arbeit, stupide/unreflektierte Befehlsverhältnisse usw.).

Was sind so deine Favourit-Bands?

Carlo: Unschlagbar sind Minutemen – die haben das auch gelebt, was mir vorschwebt. Leider kam der Autounfall D.Boons dazwischen. Ansonsten bin ich aber kein Fan von irgendwelchen Bands, weil ich von Star- und Personenkult nichts halte.

Was ich sehr gut an euch finde, ist das ihr nicht irgendeinen ausgelutschten Retrosound nachspielt, sondern ziemlich frisch und modern klingt und eure Musik nicht in irgendeine Schublade einzuordnen ist. Habt ihr nach wie vor noch Bezug zu aktuellen Entwicklungen innerhalb der Punk/HC-Szene, hört ihr noch aktuelle Bands oder geht auf Konzerte?

Carlo: Das liegt daran, dass wir keinem Schema oder einer fest definierten Szene entsprechen möchten. Die beiden anderen, Lars und Björn, sind sehr vielfältig am Musikhören, vor allem ausserhalb Punk und HC, und gehen auch viel auf Konzerte und Festivals. Ich hänge musikalisch da eher ausserhalb von Zeit und Raum und handhabe das Drummen eher intuitiv wie oben schon geschildert.

Wer schreibt eigentlich die Texte bei euch?

Carlo: Die sind alle von Björn. Da ich bei Blanc nur ein paar Refrains mitsinge oder als eine Art menschliche Hammondorgel mit Grundtönen unterlege, schreibe ich derzeit keine Texte.

Könntest du mir bzw. den Lesern trotzdem erklären, um was es sich in den folgenden Texten handelt: Dig a Hole, Da Police, Japanese Wine?

Carlo: Der Song Dig a Hole dreht sich im Endeffekt darum, auch in schweren Zeit die Hoffnung und den Blick für Auswege nicht zu verlieren, auch wenn die Lösungen (‚The Places of Okra‘) auch erst Mal sehr weit weg sind und irgendwie fremd wirken. Der Song ist eine Metapher für die Suche nach Liebe. Bei Da Police geht es um die vielen verschiedenen Rollen, die man im Leben einnimmt und die Probleme die man damit hat, sowie die Zweifel die damit einhergehen. (‚Premonitition of a wasted life.‘)

Es geht auch darum, eine gewisse Gleichgültigkeit dabei zu empfinden und damit seinen Frieden zu machen. Der Song Japanese Wine ist von Bret Easton Ellis‘ Roman ‚America Psycho‘ inspiriert. Es geht um eine fiktive Person, die den Kontakt zu sich selbst und zu sämtlichen Emotionen verloren hat. Stattdessen wird versucht, sich eine Identität anhand von einem bestimmten, elitären Konsumverhalten (‚Japanese Wine‘) aufzubauen bzw. zu bestärken.

Einer Entwurzelung des Individuums wird auch versucht dadurch zu begegnen, dass man Yoga (‚I practice Yoga‘) ausübt, allerdings nicht vor dem Hintergrund eines bestimmten Strebens nach Erkenntnis, sondern nur, um die eigene Form und Funktionsfähigkeit in einem bestimmten gesellschaftlichen Kontext zu erhalten.

Der Song ist eine Metapher für die Abstumpfung des Individuums in einem bestimmten psychosozialen Kontext. Alle Stücke sind, im herkömmlichen Sinne, nicht gesellschaftskritisch in einem marxistischen Sinne, sondern unabhängig von irgendwelchen gesellschaftlichen Voraussetzungen gedacht. Sie sind eher ganz real gedacht als utopistisch oder idealistisch zu sehen.

In eurer Bandinfo schreibt ihr, das die Musiker von BLANC im Vorprogramm solcher Grössen wie Bad Religion, D.O.A., Scream, Victims Family oder NOFX gespielt haben. Gibt es da die ein oder andere Anekdote zu erzählen?

Carlo: Mit Blanc haben wir 2011 in der Glocksee vor DOA spielen können – gleich beim Soundcheck tönte (ohne dass wir was sagen mussten) ein „sounds like Minutemen“ von deren Basser aus dem Backstageraum. Joe Shithead konnte sich auch gut an die Kemptner Konzerte erinnern, wo ich schon mit den EWINGS 1984 Vorband sein durfte. Auch die B.Trug-Pits Allgäuer Kässspatzen, die wir fabrizierten, waren ihm noch in bester Errinnerung.

Die anderen Blanc-Kollegen hatten 1996 die Möglichkeit mit Victims Family die Bühne zu teilen. Mit CHILLI CONFETTI konnte ich bei Bad Religion erstmals eine Riesenhalle mit mehreren Tausend Gästen erleben (ähnlich war es, aber nicht so gross, bei vier Gigs mit NOFX in D/NL), aber im Grunde sind mir die kleinen Konzerte auf Augenhöhe lieber, wenn dich von Government Issue oder Scream nur ein Treppenabsatz trennt und eine ganz intime Atmosphäre herrscht.

Scream hat im JH KE über 2,5 Stunden mit mehreren Zugabewellen gespielt. Mit EWINGS haben wir die 1986 unterstützen dürfen, dessen Drummer erstmals mein Schlagzeug stimmte, weil ich dafür kein Händchen hatte. Das Stimmen hat mir dann der Assassins of God-Drummer Bruce beigebracht, indem er mein Berliner Schlagzeug 1990 komplett zerlegte, schliff, reinigte und stimmte für unsere 5-wöchige Tour durch Europa. Nach 4 Gigs bekam er in Rendsburg jedoch ein Magengeschwür und musste auf der Intensivstation bleiben.

Nach einem Fast-Nervenzusammenbruch von Zündi (Bonzen) beschloss Kenny von AoG, dass ich die nächsten Konzerte auch bei denen trommeln sollte. Die nächsten zweit tage wurde im Tourbus trocken auf den Schenkeln geprobt. In WHV im Kling Klang war das ja noch relaxt, aber das zweite Konzert war in Dortmund vor vielen Hundert Leuten in einer grossen Halle. Zum Glück kam dann ein Ersatztrommler aus Berlin nach, der mich erlöste. Aber auch dieser musste bald ersetzt werden, da dieser an Gelbsucht erkrankte. Gegen Ende der Tour konnte Bruce dann wieder dabei sein.

Habt ihr eine eigene Internetseite oder seid ihr auf MySpace oder Facebook und wo kann man eure aktuelle CD ‚Tin Griots‘ erwerben?

Carlo: Unsere Homepage lautet www.blanc-x.de und ferner gibt’s Hörproben auch bei myspace http://www.myspace.com/blanc-x und facebook http://www.facebook.com/blanc.blanc.blanc Unsere CD gibt’s bei Jelly Records oder Flight13 im Versand oder in ein paar Läden in Hannover. Auf amazon ist sie sowohl physisch als auch zum Download der Einzelsongs angeboten. Für 10 Euro in bar tüten wir sie gern persönlich und verschicken sie mit ein paar warmen handgeschriebenen Worten, wenn jemand direkt Kontakt aufnehmen möchte. Bisher bekommen das nur Fanzines und Booker so liebevoll übermittelt.

Nun sind wir uns zwar erst zweimal begegnet und im Grunde kenne ich dich persönlich nicht, aber du machst auf mich einen recht positiven Eindruck und auch in eurer BLANC- Promo steht da was geschrieben von deiner positiven Ausstrahlung bzw. von deinen glänzend, rosig, gesunden Wangen. Nun kann ich natürlich nicht beurteilen inwieweit da was dran ist. Würdest du dich selber als einen positiven Menschen ansehen und was gibt dir gegebenenfalls den Antrieb dafür?

Carlo: Das mit den rosigen Wangen haben meine beiden Kollegen geschrieben, weil ich es seit meinem Zivildienst – wo es in der Einrichtung verboten und daher umständlich war – nicht mehr rauche und es auch nicht so üppig mit dem Biertrinken habe. Vor Gigs beispielsweise trinke ich kein Bier, damit Konzentration und Kondition nicht leiden.

Danach meist auch nur ein, zwei Bier, da ich dann meist der Fahrer bin. Mir ist wichtig, dass Projekte und Aktivitäten gut laufen und auch dadurch Spass machen. Deshalb bin ich auch neuen Kontakten gegenüber meist sehr offen und kooperativ. In die Dinge, an die ich glaube, hänge ich mich mit Leib und Seele rein und – ob im Beruf, privat oder bei der Musik – überall ist es mir wichtig einen guten Job zu machen. Umgekehrt kann ich auch sehr verschlossen werden, wenn ich mich nicht akzeptiert oder ausgenutzt fühle.

Und zum Schluss noch meine obligatorische Bitte um ein abschliessendes Wort, ein Lebensmotto oder dergleichen.

Carlo: Always look on the bright side of life! Meine Bands waren/sind u.a.:

brutal verschimmelt (1980-84), Kempten – http://www.facebook.com/brutalverschimmelt

The Ewings (1884 – 1989), Kempten/Berlin

Chilli Confetti (1989-1997), Berlin – www.myspace.com/chillipunk

Paranoise (1991-1992), Berlin

Die Ueblichen (2000 – 2007), Hannover http://www.myspace.com/dieueblichen

Blanc (2007 – heute), Hannover www.blanc-x.de

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Interview/Text: Bela

Links (2015):
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