August 8th, 2019

BOTANICA (#94, 2002)

Posted in interview by Thorsten

„Aus der Perspektive eines Sofas“

Wenn Schönheit ein Attribut von Musik sein kann, die auf den Schwingen der Dunkelheit daherkommt und an Dein Herz klopft, um sich durch die Poren der Haut wie bittersüsse Säure ins Innere durchzufressen, dann liegen BOTANICA momentan ganz weit vorne. Aus der stillen Perspektive eines Sofas wirkt ihre Variante von Rockmusik wie fein-ziselierter Nachtschatten-Soul. Leicht zurückgelehnt und mit einem süffisanten Zynismus ausgestattet, spielt das in New York City beheimatete Quartett um Paul Wallfisch, der u.a. noch bei FIREWATER tätig ist, angenehm-unaufgesetzten Erwachsenenrock, der seine innere Unruhe nicht verbirgt, es allerdings auch nicht nötig hat, sich durch ewig-gleichen jugendliche „Sturm & Drang“-Erruptionen neurotisch zu profilieren. Alterstechnisch bewegen sich die Vier alle in ihren 30ern und haben ihre Hörner bereits in vergangenen Bands, wie LOUDSPEAKER in Christian’s Fall, abgestossen. Hingegen es bei BOTANICA auf den bisherigen zwei Alben und vor allen Dingen auf der Bühne um das Spielen als Überlebensprinzip geht. Es ist dieser tief-emotionale Impuls, der ihren getragenen Songs die Aura rockiger Kammermusik verleiht und sie damit ein wenig ausserhalb gegenwärtiger Spektakel stehen lässt.

Nach einer erfolgreichen Tour im Vorprogramm von 16 HORSEPOWER vor einem Jahr, waren BOTANICA unlängst auf ihrer ersten eigenen Clubtour wieder in Hamburg.
Folgendes Gespräch führten wir vor ihrem Auftritt im „Logo“.

Paul – Stimme, Klavier, Orgel
Matt – Schlagzeug
Christian – Bass
John – Gitarre

Gibt es heute noch gutaussehende Bands?

Paul: Sowas, glaube ich, existiert nicht mehr.
Matt: Doch, gibt es noch.
Paul: Okay, aber die sind dann nicht wirklich gut. Sowas bringt man doch heute in Verbindung mit blöden Metal-Bands.
John: Das wird zurückkommen. Wenn ich heute ein Teenager wäre, würde ich MARILYN MANSON als cool aussehend empfinden.
Matt: MARILYN MANSON!
Paul: Da muss ich zustimmen. Und der ist absolut nicht blöd, wie von sovielen oft behauptet wird. Ich denke MARILYN MANSON ist grossartig. Die Produktion ist grossartig, er hat beträchtlichen Sinn für Humor, ist ein hervorragender Sänger und sie machen tolle Mainstream-Pop-Alben. Ja, und sie sehen gut aus und führen da definitiv eine Tradition fort.
Matt: Was ist mit SLIPKNOT?
Paul: Punkt für Dich!
John: Das sind wahre role-models.

People=Shit?

Paul: Genau, people=shit. Ein Hoch auf MARILYN MANSON und SLIPKNOT.

Während in den 70ern neue Styles in der Subkultur noch von Einzelpersonen kreiert wurden, siehe Malcom McLaren und die NEW YORK DOLLS oder später mit den SEX PISTOLS, steht heute mindestens eine Klamottenfirma oder ähnliches als Sponsor hinter Bands mit faktischem Underground-Status.

Paul: (lacht) Wir auch. Wir werden von einem Kofferhersteller gesponsort. Eastpak.

Was für ein Zufall.

Paul: Um genau zu sein, haben sie diese Tour unterstützt. Ich bin froh, dass sie heute nicht hier sind. (lacht)

Ihr erweckt nicht den Anschein, auf Bergsteigen zu stehen.

Paul: Nein, weniger. Die stellen halt derartiges Zubehör her.
John: Rucksäcke.

Schon klar.

Matt: Christian hat den Kontakt hergestellt.
Paul: Wir erklimmen nur unsere eigenen, persönlichen Gebirge.

Da wir im TRUST außer Musik gewöhnlich keine weiteren Produkte anpreisen, lasst uns lieber zu der Frage zurückkehren: Dieser Tage haben wir also Tonnen von Produkt-Promotions, doch die Bands sehen nicht wirklich besser aus als in den 70ern, als diese aggressiven Vermarktungsstrategien noch ziemlich unbekannt waren. (schaut in die Runde und lacht) Abgesehen mal von Euch, MARILYN MANSON und vielleicht den STROKES…

Paul: Das wäre eine tolle Nacht: MARILYN, die STROKES und BOTANICA. Großartige Idee. Warum organisierst Du das nicht in Hamburg für uns?
Matt: Das ist der generelle Niedergang der Zivilisation. (lacht)
John: Weisst Du, heute müssen Bands ja auch alles Mögliche anstellen. Damals waren die Bands so jung, als sie herauskamen und weil es nicht viel Rockmusik gab, waren die auch gleich vom Start weg gut. Heute benötigen Bands meistens eine lange Zeit, um heranzuwachsen und mit 30 und älter hast du nicht mehr diese Einstellung wie früher, zu Highschool-Zeiten. „Einer für Alle, Alle für Einen“, und solche Sachen. Wie, „lasst uns alle gleich kleiden, wir ziehen jetzt alle Socken über unsere Schwänze“.
Christian: Der Einzug des HipHop-Styles ist in diesem Zusammenhang auch nicht zu unterschätzen.
John: Stimmt. Metalbands tragen heute Baseball-Mützen und riesige Baggy-Pants.
Matt: Einfach lächerlich.
John: In den 70ern hattest du wenigstens noch dieses Glam-Rock-Ding; die STONES sahen ein bisschen aus wie die NEW YORK DOLLS, oder T.REX und ALICE COOPER. Sowas stylisches gibt es heute natürlich nicht mehr. (alle lachen)
Matt: Was ist denn mit Rap? Diese Rap-Leute verkaufen sich doch mehr als jeder andere. Deren Tourneen werden jedesmal von einer ganzen Liste von Firmen gesponsort und die tragen tatsächlich alle den gleichen Scheiss. MARVIN GAYE in den 70ern hatte schliesslich noch Klasse, aber heute sind sich R’n’B-Sänger nicht zu schade, „Miami Dolphins“-Hemden zu tragen. Das nennt sich dann „HipHop-Style“.
Paul: Stimmt, HipHop hat an der Style-Front gewonnen. Diese HipHop-Jungs sind die Rockstars unserer Zeit.
John: DMX und Co.

Um jedoch auf BOTANICA zurückzukommen (allgemeines Gelächter): Was sind Eure favorisierten Techniken, Selbstmord zu begehen?

Paul: Gas.
John: Ich denke, Kreuzigung.
Paul: Kreuzigung. Ich kenne ein paar Leute, die das gemacht haben. Nein, da habe ich zuviel Angst vor. Gas, denke ich, ist ein ziemlich stiller Weg abzugehen. Ich hätte keine Lust, noch eine grosse Szene davon zu machen. Blut mag ich auch nicht. Es ist etwas, woran du ständig denkst, aber überlege dir einmal den Schmerz, wenn du deine Pulsschlagader durchtrennst. Stell‘ dir das einmal vor, du kannst ja fühlen, wie du stirbst. Gas dagegen erscheint mir noch recht vergnüglich. Aber Fakt ist doch, dass wir alle ständig Selbstmord begehen. Das ist doch, was dein Leben beinhaltet. Du wirst geboren und dann ist das der Countdown, bis du stirbst. Und ich meine das wirklich überhaupt nicht negativ. Aber so fühle ich mich irgendwie.
Christian: Das klingt aber negativ.
Paul: Neeeiiin, nein, das ist keinesfalls negativ. Ich bin mir dessen nur wirklich bewusst.

Okay, Sofa Rock kam mir in den Sinn, als ich Songs von Euch, wie „Three Ring Circus“, das erste Mal gehört habe.

Matt: Sofa Rock?
John: Sofa, wie die Couch?

Genau.

Paul: Das habe ich ja noch nie gehört: Sofa Rock!

Ist doch eine passende Wortschöpfung.

Paul: Sofa Rock, also Du sitzt auf einem Sofa, wenn Du Dir das anhörst?

Ja, und ich liebe es.

Paul: Ah!

Aus der Perspektive eines Sofas.

Paul: Aus der Perspektive eines Sofas?

Yeah.

Paul: Und was ist das für ein Sofa?

In meinem Fall ein schlicht schwarz-weiss-gestreiftes Ikea-Sofa. Jedes andere funktioniert bei Eurer Musik allerdings genauso gut, denke ich.

Paul: Ich mag ja Bohnen-Sack-Stühle. Weil ich einen hatte, als ich klein war. Und diesen Bohnensackstuhl habe ich immer noch, was mich wirklich sicher fühlen lässt. Mein Junge konnte sich damit bisher noch nicht anfreunden, aber ich sitze gelegentlich noch darin. Vielleicht sind einige der Songs sogar von diesem Bohnensackstuhl aus entstanden. Aber Sofa Rock! Wir hatten da Emo-Core, doch als Sofa Rock hat unsere Musik noch niemand bezeichnet. Weisst Du, diesen Bohnensackstuhl kannst du herumschwingen, speziell bei „Three Ring Circus“ mit diesem langsamen, schleifenden Groove, passt das ganz gut.

Das hat auch etwas von einer „Erwachsenen“-Perspektive auf Rock. Nicht mehr die jungen, wütenden, am hässlichsten aussehen wollenden Jungs zu sein … (lachen)

Paul: Sicher möchte ich nicht der hässlichste vorneweg sein, aber…
John: Yeah, da sind schon fünf Zuschauer draußen.
Paul: Eigentlich bin ich ziemlich wütend. Doch das Wichtigste ist es, denke ich, der Welt Schönheit hinzuzufügen. Sogar wenn du unwahrscheinlich wütend bist, und darum geht es ja sehr viel bei mir … Ich meine da sind ziemlich wütende Empfindungen involviert. Auf alle Fälle. Hinter meiner Oberfläche bin ich eigentlich eine sehr wütende Person. Doch ich will der Welt wirklich Schönheit hinzufügen. Ich weiss, das klingt ein wenig naiv und zugleich pompös. Macht nichts. Und wir sind keine Kids. Wenn ich mich daran zurückerinnere, Kind gewesen zu sein, an die Musik, die ich damals hörte, eigentlich dieselben Leute, die ich mir noch heute anhöre, LOU REED und TOM WAITS und IGGY POP, die KINKS und was sonst, dann ist das ganz eindeutig Rock für Erwachsene. Klar, Rock’n’Roll, aber für Erwachsene. Außerdem wäre es doch ziemlich abgeschmackt, wenn wir uns wie Kids aufführen würden, auch wenn wir es wahrscheinlich immer noch ein wenig sind.
Matt: Das hält uns jung, da bin ich mir sicher.

Zieht Ihr die Nacht dem Tag vor? VILLON oder RIMBAUD?

Paul: VILLON habe ich nie gelesen, aber einiges von RIMBAUD. Da muss ich also RIMBAUD sagen. Ob ich Tag oder Nacht bevorzuge? Nacht! Ich mag die Dämmerung sehr gern. Besonders heute hatten wir eine fantastische Dämmerung. Es gibt einen neuen Song, den wir heute Nacht vielleicht spielen, der „Good“ heisst und darin geht es um einen Abend auf unserer letzten Tour, irgendwo in der Schweiz. Ich schrieb‘ den Song, als ich diese Dämmerung erlebte und ganz plötzlich schienen die Dinge gar nichtmehr so schlimm zu sein. Ähm, ich bin halt romantisch veranlagt.

Wenn BOTANICA ein neues Auto wäre und Ihr Verkäufer: Wie würdet Ihr Euer Produkt anpreisen?

Paul: Definitiv hat es vier Räder …
Matt: Wahrscheinlich fünfeinhalb.
Paul: … und auf jeden Fall eine Riesen-Schaltung.
Matt: … und harte, dennoch komfortable Sitze.
Paul: Richtig. Was wäre mit einem Sonnendach?
Matt: Die Transporter-Version wird dann einen Kühlschrank ziemlich ähnlich aussehen.

RICHARD HELL hat einmal über seine Beweggründe, eine Band zu starten, erzählt, der musikalische Geschmack seiner Lieblingsautoren wäre ihm zu lahmarschig gewesen. Was war für Euch ausschlaggebend?

Paul: Mit Musik angefangen zu haben, hat damit zu tun, dass ich immer von Musik umgeben war. Wirklich, ich habe vor einem Klavier gesessen, bevor mir das Lesen beigebracht wurde. Da gab es nichts ausser Musik. Als ich zwölf wurde, hörte das für eine Weile auf. Ich war nur auf Rebellion aus, wollte nichts anderes unternehmen. Es gab aber kein Entkommen. (lacht) Als ich wusste, dass ich Musik spielen wollte … ähm … Okay, ich bediene Dich mit einem Klischée …, vielleicht kein Klischée, aber die simple Antwort ist die, die Dir Millionen Anderer auch geben würden: Ich hörte VELVET UNDERGROUND. Meine Eltern waren klassische Musiker und ich dachte, die machen genau das Gleiche und wissen es noch nicht einmal. Und wir haben 1980 oder was auch immer. Weisst Du, als kleiner Junge ging ich in die Bücherei und entlieh mir einige Popalben. Ich lieh mir „Guess Who?“ aus, weil sie damit so schön durcheinanderzubringen waren; ich lieh mir die „Grassroots“ aus, SIMON & GARFUNKEL und die BEATLES. Zehn Jahre war ich alt und das war absolut verboten. Ich bekam Streit mit meinem Vater, er zerbrach all‘ die Schallplatten und zog es vor, die Strafe bei der Biblothek zu zahlen, denn … Wie auch immer hörte ich VELVET UNDERGROUND einige Jahre später und dachte, das ist Kammermusik, jedoch für unsere Zeit. Und dann habe ich RAY DAVIS singen gesehen, als ich 13 Jahre alt war. Ich stand in der dritten Reihe und war am weinen. Da wusste ich plötzlich, dass ich genau das auch erreichen wollte. Und das ist genau, wo wir mit BOTANICA zur Zeit stehen.
Matt: Bei mir ging das wegen meines unaufhörlichen Klopfens los. Meine Mutter ist Klavierlehrerin und ich schlug zuviel auf ihremKlavier herum, weshalb sie zuliess, dass ich zum Schlagzeug wechseln durfte.

Wie würdest Du Deinen Gesangsstil bezeichnen?

Paul: Ein Vorbild in Dekadenz.

Und was ist Liebe und was ein dreckiges, kleines Bedürfnis?

Paul: Oh, jeder hat ein dreckiges Bedürfnis. Um genau zu sein sind viele Worte dieser Songs, was in meinem Inneren versteckt ist und manchmal erschreckt mich das bis zum Wahnsinn. Ich habe schliesslich diese Impulse. Deswegen ist es für mich wirklich sinnvoll, sogar notwendig, diese Songs zu schreiben und zu singen. Weil ich wahrscheinlich sonst jemanden umbringen würde.
(Matt lacht los)
Paul: Das ist ein halber Witz, stimmt aber auf eine Art.

Warst Du ein wütendes Kind?

Paul: Yeah, well …
Matt: Er entlieh sich die falschen Platten und sein Vater zerbrach sie!
Paul: Nein, jetzt mal ehrlich. Ich bin auf sehr seltsame Weise aufgewachsen. Und wenn du 10 Jahre alt bist, bist du schon so etwas wie geformt. Deine Zukunft ist bereits für dich geschrieben. Und ich wuchs in einer Umgebung auf, die komplett ausländisch im Vergleich zu dem, was mich umgab, wirkte. Im Grunde wurde ich von einigen 80-jährigen Rumänen aufgezogen, während meine Eltern herumreisten und Konzerte gaben. Und nicht, dass die auch etwas mit Amerika zu tun gehabt hätten. Das waren wirklich Leute der alten Schule. Wir bekamen beispielsweise endlich ein Ferseh-Gerät und dieser Fernseher kam nach Hause. Ich war drei, vielleicht vier Jahre alt und begann an den Knöpfen zu spielen. Die waren halt fest eingestellt, und wir schauten uns die Abendnachrichten an. Plötzlich hatte ich es geschafft, „Schnee“ auf den Bildschirm zu bringen und meine Grossmutter wurde ganz aufgeregt. Sieh rief dann bei einer Fernseh-Werkstatt an und dieser Elektroniker kam zu uns nach Hause, um ihr zu erklären, dass es mehr als nur einen Kanal gibt. (alle lachen) Und das ist wahr! Die hatten keine Vorstellung davon, dass es mehr als nur einen Kanal gibt. Und ich habe Amerika entdeckt: Durch meine Familie. Und ich bin immer noch dabei, Amerika zu entdecken. In einem langen Prozess. Dies ist die beste Band, in der ich das Privileg habe, zu sein und zu singen; und das hat ganz klar seine Zeit gebraucht.

Ein Erlebnis, welches Euch noch immer Schamesröte ins Gesicht treibt?

John: Einen Vogel mit einer Schleuder getötet zu haben. Ich fühlte mich schlecht und begrub den Vogel. Schickte ein Gebet aus und tat es nie wieder.
Matt: Ich habe einen Jungen einmal mit Cellophan in eine Wand gepresst.

Eure Musik zu hören, lässt augenblicklich die Frage aufkommen, ob Ihr auf Italo-Western steht. Diese knarzige Prärie-Gitarre …

Paul: ENNIO MORRICONE mag ich schon, „Once Upon A Time In America“ ist ein herausragender Film. Ich würde mich zwar nicht als Conoisseur bezeichnen, aber ja, das ist grossartig.

Eurer Musik haftet sicherlich eine Soundtrack-Qualität an.

Paul: Ja, stimmt und das ist auch das Beste an Amerika – die Fläche. Das einzig gute am Leben in L.A. war die Wüste, die nur zehn Minuten entfernt ist. Und sobald du in der Wüste bist, fühlst du auch schon, dir einen Cowboyhut aufsetzen zu müssen und Gitarre zu spielen.

Was sind Eure Lieblings-Krankheiten?

Paul: Mikrolepsie ist ziemlich gut.

Was ist mit Ebola?

Paul: Der Ebola-Virus. Ich glaube nicht, dass das besonders interessant ist. Vielleicht für den Virus selbst. Bestimmt jedoch nicht für uns. Allein wegen seines rapiden Wachstums. Natürlich ist das Tourett-Syndrom auch fantastisch. Aber mal ehrlich, in Amerika wird jede winzige Krankheit gleich als Syndrom bezeichnet. Da gibt es das „sudden-crib-death“-Syndrom für kleine Babies oder du scheisst zuviel und es wird Syndrom genannt. Für alles gibt es Kürzel, alles wird pseudo-wissenschaftlich gehalten. Hauptsache es klingt einprägend, kann leicht aufgegriffen werden. Alle kleben förmlich am Fernseher, jede alte Lady in Amerika schaut diese Gesundheitsmagazine. Meine Mutter führt sich dann auf wie ein Amateur-Doktor, wirklich steak-ölig, auf diese religiöse Wiederauferstehungsart. Und das ist alles auf die eine Sache zurückzuführen: Dieses primitive Amerika mit seiner gehäuchelten Wissenschaftshörigkeit – doch dahinter findest du nur Voodoo-Doktoren.

„The burden you bear is a power not of this world“

Paul: Das ist KID (CONGO POWER)’S Zeile. Er schrieb den Text und singt es auch. Das ist wunderschön. Über KID’s Umgang mit Worten kann man nicht meckern. Erstaunlich. So ein romantischer Song … übers Faustficken. („Power“)

TRUST: (lacht)

Paul: Hör‘ Dir den Song nochmal an. Ich habe das nicht geschrieben. (lacht) Auf eine Art ist das ein Liebeslied für Schwule, aber auch universeller zu verstehen.

Ich bedanke mich.

Diskographie:
„Malediction“ (’00)
„With All 7 Fingers“ (’02)
(beide im Cargo-Vertrieb)

Interview: Tom Dreyer

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