September 12th, 2019

BLACK FRIDAY 29 (#112, 2005)

Posted in interview by Thorsten

Die Ruhrpottler Black Friday 29 sind seit ihrer Gründung 2001 schon einen langen Weg über unzählige Konzerte und Touren, Demo und 7“ bis zum Debüt Album “The Escape“ gegangen. Anlass zu diesem Interview war also, für alle, die Black Friday 29 noch nicht kennen, klar: ihr Werdegang bis zur “The Escape“ und jetzt. Die fünf Mitglieder der Band sind Björn Esser (Voc), Dennis Sommer (Bass), Sven Sommerfeld (Git), Pete Goerlitz (Git) und Dennis Schmidt (Drums). Dennis und Björn haben mir im Trierer Exhaus auf dem Krakfest Freitags ein paar Fragen beantwortet und bevor die Show in Trier klar war schon per Email ein paar im Vorfeld. Samstags sah ich ebenfalls auf dem Krakfest dann den Sänger von Bridge To Solace mit dem unglaublich lächerlichen T-Shirt “Mosh To Kill“ und musste sofort an die kleine Diskussion in Bezug aufs Moshen denken, die ich mit Black Friday 29 führte. Dass ich eine andere Auffassung von Konzertspaß habe als BF 29 wird im Interview klar. Jeder hat so seine Meinung. Was vom aggressiven Tanzen, wie z.B. dem Windmillfighting zu halten ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich wünsche mir, dass man auf Konzerten mehr auf andere Rücksicht nimmt, damit auch die ihren Spaß haben. Nicht jede Person möchte in einer wild um sich schlagenden Menge stehen, nur um die Band auch von nahem sehen zu können. Leute, macht euren scheiß bei euch im Zimmer und schlagt das zu Brei aber geht den Konzertbesuchern nicht an den Sack. Das ist meine Meinung, danke.

Hallo. Da es ja verschiedene Auffassungen von Straight Edge gibt, würde ich gerne wissen, inwieweit Ihr es seid, bzw. wie definiert Ihr Straight Edge für Euch persönlich und als Band?

Björn: Wir definieren Straight Edge eigentlich nur als persönliche Einstellung. Es ist allgemeiner Konsens der Band, aber wir pushen es nicht wirklich stark nach außen. Jeder von uns hat da auch andere spezifische Vorstellungen und setzt dies im Lebensalltag unterschiedlich um.

Das wäre ja an einem Zitat, das ich von Euch in einem Forum fand zu sehen, indem es um die Diskussion der Labelwahl ging. Da heißt es: „We (BF29) are definitely very happy with the decision! I don´t fuckin care if a label doesn´t seem to be a SE old school HC label only. True HC is True HC.“ Könnt ihr euch vorstellen, später einmal nichts mehr mit Hardcore am Hut zu haben?

Björn: Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass man sich da einmal ganz von trennt, denn man kramt immer irgendwann noch einmal die Platten hervor. So z.B. suche ich mir gerade noch ältere Platten hervor, wo ich Erinnerungen dran habe. Deswegen glaube ich, dass es später auch so sein wird. Außerdem ist das für mich jetzt eine sehr prägende Lebensphase, wo sehr viel passiert und wo es eigentlich einen Großteil meiner Freizeit einnimmt und von daher kann ich mir das nicht vorstellen – auch, wenn es manchmal ganz schön wäre, wenn man einmal nicht ans Handy gehen müsste und mal nicht die ganzen Emails beantworten müsste, sondern das einmal komplett alles vergessen könnte. Das nimmt ja schon Ausmaße wie ein Job an, aufgrund der ganzen Verpflichtungen, die man da hat. Selbst später, wenn ich älter bin könnte ich mir das nicht vorstellen, denn man hat da ja viel draus gelernt. Die Musik ist dann vielleicht sekundär und man geht vielleicht auf Konzerte, wenn man Freunde treffen will oder so. Also, ich glaube nicht, dass mich das ganz verlassen wird, denn dafür liebe ich das einfach zu sehr. Hardcore macht einem auch immer wieder klar, dass man damit die Jugend bewahren sollte – auch wenn man älter ist, wie z.B. Kevin Seconds oder andere Leute in dem Alter, die auch mit 40 noch auf Tour gehen.

Also das 7 Seconds Ding „I don’t wanna grow up, I’m never getting old„. Und was ist mit der Straight Edge Sache?

Björn: Kann ich mir auch nicht vorstellen, denn selbst wenn ich mit 40 abends da sitze und ein Glas Wein zum Essen trinke, ist diese Phase meines Lebens noch genauso wichtig, wie vor. Sicherlich werde ich auch nicht ein richtiger Trinker werden, denn mit 16 hatte ich da schon keinen Bock drauf – also, warum sollte ich da jetzt oder später mit anfangen. Vielleicht würde ich dann ein Glas Wein am Abend trinken, obwohl ich das auch nicht wirklich glaube, da mir Wein auch nicht schmeckt. Bereuen würde ich es ohnehin nie, weil es jetzt schon mehrere Jahre so ist und ich habe es noch nicht bereut, also werde ich es wohl auch dann nicht bereuen. Die Zeit wird man trotzdem immer hoch halten und diesen Lebensstil werde ich immer respektieren, selbst, wenn ich ihn nicht mehr hundert Prozent lebe. Aber da mache ich mir auch meine eigenen Gesetze, meine eigenen Ideale.

Auf Eurer Homepage kann man sich ein Live Video ansehen. Da war ja eine ziemlich gute Stimmung auf diesem Gig. Fand das Konzert im Ruhrpott, also irgendwo bei Euch „vor der Haustür„ statt? Schließlich kannten dort viele Eure Texte und haben schwer mitgesungen – oder ist das öfter so bei Euren Auftritten?

Björn: In letzter Zeit kommt es immer öfter vor, dass wir solche Shows spielen. Da macht sich die ganze harte Arbeit endlich bezahlt. Letzten Samstag haben wir im Ruhrpott gespielt und es war die erste Show, auf der ich mich nicht mal bewegen musste oder konnte. So sollte es immer sein. Haha…Das Video, welches du ansprichst, ist vom diesjährigen Light The Fuse fest, welches in den Niederlanden stattfand.

Was haltet Ihr von den Konzertbesuchern, die meinen, ihre Special Moves in der Menge auspacken zu müssen und dadurch bewusst andere verletzen können? Ich für meinen Teil könnte kotzen auf solchen Konzerten. Wenn man dieses Video nun nimmt, da gibt es ein paar dieser Typen zu sehen. Wie seht Ihr das?

Björn: Keine Ahnung, wer auf dem Video Special Moves macht. Ich denke, dass jeder, der da vorne vor der Bühne steht, weiß worauf er sich einlässt. Entweder ist er mit dabei oder er stellt sich halt nach hinten in den Raum. Natürlich ist es beschissen, wenn Leute vorsätzlich andere verletzen, aber darum geht es auch gar nicht. Es kommt schon irgendwo auf Respekt an. Nur ist die Gradwanderung zwischen „sich gehen lassen„ und „Leute verprügeln„ manchmal sehr schmal…In der Regel ist bei unseren Sets aber noch nie etwas Ernstes passiert und ich hoffe, dass es so bleibt.

Das hoffe ich auch. Trotzdem noch mal zum Windmilling und den ganzen Kickboxsprüngen. Die Aggressivität, die beim „Tanzen„ stattfindet scheint derzeit sehr stark als Modeerscheinung aufzutreten. Wie seht ihr das?

Björn: Mag sein. Das kommt halt drauf an. Es ist genauso eine Modeerscheinung, wenn man sich z.B. kleidet wie ein Crusty und sich bewegt wie ein Crusty. Klar, man sieht das Ganze manchmal auch in Diskos.

Also bei uns nicht.

Björn: Bei uns im Ruhrpott gibt es das schon.
Dennis: Ja, die Leute wissen ja schon, worauf sie sich einlassen. Ich finde es manchmal auch scheiße, wenn Betrunkene im Pit sind, nichts damit anzufangen wissen und die ganze Zeit nur dresche von diesen Leuten bekommen. Ich denke, im Großen und Ganzen wissen die Leute, was sie sich antun. Die stehen im Pit und wissen was Sache ist, was da passieren kann. Es sind ja auch nicht alle Konzerte so. Ich freue mich auch, wenn die einfach nur am pogen sind oder so.

Gut, die Sache ist aber die, dass z.B. heute eine Handvoll Leute vorne ihre Karatesprünge gemacht haben und außer ihnen im Umkreis von fünf Meter niemand mehr vor der Bühne stand. Da kommt man sich doch nicht nur als Band blöd vor. Also ich habe da einfach eine andere Auffassung von Konzertspaß.

Björn: Bei uns im Ruhrpott tanzen fast alle Leute so. Aber trotzdem hat jeder ein Lächeln im Gesicht, weil die das als positive Sache sehen. Die gehen nicht dahin, um großartig einen auf dicken Macker zu machen oder so. Sondern da kennt jeder jeden.

Ich habe heute niemanden mit einem Lächeln im Gesicht gesehen, statt dessen aber jede Menge, die auf dicke Hose gemacht haben.

Björn: Ja, guck dir das mal bei uns im Ruhrpott an. Heute war es sehr komisch aber das war auch, weil das Publikum so gemischt ist. Da waren viele, die nichts damit anfangen konnten.

Du meinst, es müssten alle so sein?

Björn: Ja, denn, wenn alle auf dieser Wellenlänge sind oder nur ein kleiner Anteil vorhanden ist, der darüber nicht bescheid weiß, dann gibt es da, glaube ich, keine Probleme. Also, wie gesagt, bei uns ist das so. Da wird meistens hart getanzt. Aber das ist kein Problem, denn die Leute lachen dabei und haben ihren Spaß dabei. Und wenn die mal einen vor die Fresse bekommen, dann haben die trotzdem Spaß dabei und das ist wichtig. Das ist dann schon so eine art Agressionsbewältigung, kann man schon so sehen.
Dennis: Aber eine zum Spaß haben.
Björn: Klar, zum Spaß haben. Aber das ist ja dann kombiniert. Klar, hier war das jetzt etwas anderes. Da denkt dann jemand: ach, da steht so ein besoffener mit langen Haaren, der mir gerade auf den Sack geht und jetzt gebe ich dem mal eine mit der Faust mit – das kann natürlich auch sein, kann ich jetzt nicht so genau bemessen.

Gut, wie schon gesagt, ich habe da eine andere Meinung und mir gefällt so etwas überhaupt nicht.

Björn: Okay, wenn man da vorne steht, kennt man jetzt kaum jemanden aber, wenn wir dann z.B. bei uns in der Nähe spielen, dann kennt jeder jeden mindestens vom sehen. Am Anfang war das bei uns auch so: da war ständig Stress und immer fast Kloppereien deswegen. Aber mittlerweile ist das bei uns so normal, das da jeder mit macht und jeder spaß daran hat. Wenn man über diesen Punkt hinaus ist, sieht man das vielleicht mit anderen Augen. Ganz früher habe ich auch gedacht: man, das ist ein bisschen behindert aber wenn das alle gleich sehen und alle denken, dass das der Spaß ist, den man da so haben kann, dann ist das ok. Vorne stehe dann ein paar, die singen mit und dahinter sind welche, die moshen halt. Hier ist das ja also ganz anders. Wenn wir im Ruhrpott spielen, da schlagen sich dann die Leute die Köpfe ein.
Dennis: Oder England!
Björn: Ja, in England ist das z.B. so: da ist diese ganze Szene noch politisch sehr korrekt, was bei uns im Ruhrpott vielleicht nicht mehr so ist. Da haben alle noch ihre politischen Ideale aber da moshen trotzdem alle, das ist kein Gegensatz. Mir kommt es so vor, als wenn es in Deutschland immer als so Gegensatz verstanden wird. Aber das muss es nicht unbedingt sein, sondern es kommt immer darauf an, wie man die Sache so sieht. Wenn jeder Spaß hat, ist es eine coole Sache. Wenn da welche sind, die sich dadurch beeinträchtigt fühlen, ist es natürlich Problem. Das kann man nie so sagen.
Dennis: Wenn das eine Show ist, wie z.B. gestern Born From Pain und da sind jetzt zwei oder drei Besoffene und die wollen sich die Show angucken aber da ist nur Publikum für Windmill-Fighting usw. da lohnt es sich einfach nicht, sich groß drüber aufzuregen, weil das einfach das Konzert dafür ist. Gehst du nun z.B. zu den US Bombs…
Björn: …da ist es dann genau andersherum!
Dennis: Genau, das ist es andersherum und dann regst du dich ja auch nicht auf, dass dort kein Windmill-Fighting gemacht wird.
Björn: Ich habe auf solchen Hardcore Konzerten mit Windmill-Fighting schon viel eingesteckt aber wenn z.B. Pogo ist auf anderen Konzerten von irgendwelchen besoffenen Leute – das ist dann auch total unkontrolliert und da habe ich dann auch schon ein paar in die Fresse von solchen Leuten bekommen. Also, warum sollte das dazu gehören und das anderen nicht?
Dennis: Vorhin bei Modern Life Is War ist auch so jemand wie wild da herum gepogt.
Björn: Es ist halt schwer da eine Grenze zu ziehen. Die Leute, die es machen wollen, die sollen sich dann nach vorne stellen und spaß haben und die anderen sollen sich dann eben eine andere Ecke suchen. Es ist auch nicht meine Auffassung von spaß haben, wenn da vorne ein paar besoffene Leute rumpogen und sich überhaupt nicht unter Kontrolle haben – da bekommt man auch immer einen ab. Das ist jetzt nichts, was ich mache aber es ist auch gar kein Problem, wenn das jemand anderes macht. Es sei denn, dass jemand extra in mich reinschlägt – natürlich, da habe ich dann schon ein Problem mit aber in der Regel passiert das ja nicht. Ich denke, so lange alle da gesittet miteinander umgehen und sich jeder respektiert und da nichts irgendwie vorsätzlich gemacht wird, ist es in Ordnung.

Schön, aber ich könnte ja jetzt auch sagen, dass Frauen dann in der Regel vorne drin schlechte Karten haben, um ihren Konzertspaß ausleben zu können.

Dennis: Da habe ich gestern etwas anderes gesehen! Da waren drei, vier Mädels, die sind da abgegangen wie Hölle.
Björn: Ich habe in New York Skarhead gesehen und die, die am härtesten getanzt hat, das war eine Frau. Letztes mal, als wir in England gespielt haben, haben auf der Show 2 Typen und 4 Frauen gemosht. Also, das kann man da auch nicht sagen. Klar, man kann natürlich jetzt so argumentieren, dass Männer in der Regel mehr Körperkraft haben als Frauen und wenn dann jetzt eine Frau was von einem Typen abbekommt, ist das vielleicht schlimmer. Aber man könnte auch sagen, die Szene ist sexistisch, weil mehr Männer als Frauen vorhanden sind – das muss ja auch irgendeinen Grund haben. Vielleicht, weil es harte Musik ist, was Frauen nicht so anspricht und wenn du auf ein Get Up Kids Konzert gehst, siehst du vielleicht mehr Frauen.
Dennis: Wenn beim Moshen einer rausgetragen wird, weil er etwas abbekommen hat, sieht das viel schlimmer aus, als beim pogen – weil beim pogen keiner rausgetragen werden muss. Aber ich glaube, bei der Härte tut sich da nicht viel.
Björn: Ne, ich denke, von den Verletzungen her ist das sogar noch viel ungefährlicher als beim pogen, weil beim pogen noch immer Bierflaschen und irgendwelche Scherben involviert sind. Ich bin auch schon tausendmal im Bier ausgerutscht und in Scherben reingefallen und so etwas. Das finde ich z.B. richtig scheiße. Vorhin stand jemand mit einer Bierflasche vorne und da habe ich dann auch überlegt, was ich da machen soll – ob ich dem jetzt die Bierflasche abnehmen oder ihm sagen soll, er möchte sich bitte wegstellen. So etwas finde ich richtig gefährlich: wenn du dir damit z.B. ein Band durchschneidest durch so eine beschissene Scherbe. Wenn du eine Faust abbekommst kann das niemals so gefährlich sein. Aber da kann man jetzt lange drüber diskutieren. Wie gesagt: du solltest dir vielleicht mal ein Konzert bei uns angucken kommen. Da siehst du dann, dass das nicht asozial gemeint ist, sondern eine andere Auffassung von Spaß auf einem Konzert.

Wie lange hört Ihr schon Hardcore?

Björn: Das ist eine gute Frage. Hören alle schon lange. Aktiver Part bin ich selber seit 97, also ab da habe ich Shows selber organisiert und eine Band gegründet. Bei den meisten anderen ist es ähnlich. Alle gehen schon länger auf Shows aber richtig aktiv etwas gestaltet haben alle so seit 97/98.

Und was sind Eure Einflüsse? Welche Lieblingsbands gibt es? Auch Sachen, die nicht aus dem Hardcorebereich stammen? Oder hört Ihr „nur“ Hardcore?

Björn: Zum Glück erkennt man nicht all unsere musikalischen Vorlieben bei der Band. Unser Drummer hört nämlich zuviel The Cure und will, dass ich mir von den Gesangstechniken etwas abschaue…keine Ahnung, ob der außer Life Of Agony, Type-O-Negative, Depeche Mode und so was noch HC hört…Haha…Sven hört wohl noch HC aber eben auch Herbert Grönemeyer, vor allem das „Bochum„ Album. Dennis Sommer hört alles zwischen Punkrock, Metal und Hardcore aber auch viele ganz andere Sachen. Pete hört immer noch jeden Tag mindestens dreimal die „Age of Quarrel„ (Cro-Mags) und den Rest des Tages SICK OF IT All, Anti-Flag, Youth Of Today, Murphys Law, Breakdown, GB oder so ähnlich neben so Sachen wie Johnny Cash, The Notwist usw. Ich höre eigentlich immer viel die Smiths und Morrissey „Best of„ und ärgere mich, dass ich die neue Morrissey noch nicht selber habe. Ansonsten höre ich grade die Johnny Cash „American Recordings II„. Jedoch sind die gesamten American Recordings wohl welche der größten Stücke Musik ever. Manchmal lege ich auch ich Turbonegro, Mad Sin, Bill Haley, klassische Musik oder auch Punkrock/Hc von den späten 70ern (New York Dolls) bis zu neuen Hardcore Bands wie Abusive Action, Justice oder No Turning Backrein. Man hört natürlich auch viel neuere Sachen wie Zero Mentality, Born From Pain, Madball, Terror, No Warning, Right Brigade, Mouthpiece, Floorpunch, was dann irgendwie doch bei BF29 zu erkennen ist. Zu unseren Einflüssen würden gute HC Bands aus allen Eras ab den frühen Achtzigern bis zu aktuellen Bands zählen. Die „Wolfpack„ von DYS hinterlässt genauso Spuren, wie das letzte Terror Konzert.

Ich habe gelesen, dass ihr ein Video gedreht habt – gibt’s euch demnächst auf VIVA/MTV zu sehen oder was?

Björn: Ja, wir werden richtig große Popstars und treten dann demnächst bei Top Of The Pops auf. Dann ist nichts mehr hier mit scheiß Hardcore Shows usw.

Also sollte ich mir besser schon mal ein Autogramm sichern?

Björn: Ja, solltest du tun, wer weiß. Nee, das Video war eine Abschlussarbeit von einem Freund. Der hat noch ein paar Sachen dafür besorgt, ein paar vernünftige Aufnahmegeräte, dann haben wir das aufgenommen und ja, wir warten da eigentlich immer noch auf die Kassette. Unser Label hat auch so eine Promotionagentur und über die wird das wahrscheinlich auch an die Musiksender gehen. Wir sehen mal, ob das dann auch zwei, drei mal dort gespielt wird. Auf unsere Webseite wollten wir das dann vielleicht schon mal packen, weil die Wartezeit jetzt so lange ist. Ich gucke eigentlich nie diese Musiksender und würde es wahrscheinlich gar nicht merken, ob das da läuft aber wenn, dann ist das einfach nur ein bisschen Promotion für uns und spaß hat es ja auch gemacht.

Was war eigentlich mit eurer ersten Europa Tour damals, die abgesagt wurde?

Björn: Oh ja! Das war so ein Portugiese, der da die Tour gebucht und das einfach nicht so gut gemacht hatte. Kurz vor der Tour meinte der eben: ja, die fallen flach und auf einmal meinte der Spanier dann auch noch, es fallen alle Shows bis auf eine flach. Für eine Show wollten wir dann allerdings auch nicht nach Spanien runter. Die Shows haben wir dann später nachgeholt.

Zwei Fragen noch, die ihr sicher schon oft gestellt bekamt, mich aber interessieren und deren Antwort ich noch nicht kenne:
Wie kam es zu Eurem Bandnamen BLACK FRIDAY 29?

Björn: Der Black Friday im Jahre 1929 war der Tag mit dem heftigsten Börsencrash der Geschichte, der zum ersten Mal auch weltweite Auswirkungen hatte. Hitler und Mussolini hätten es ohne diesen Börsencrash zumindest schwerer gehabt oder erst gar keine Lobby bekommen, den sie profitierten sehr von der Weltwirtschaftskrise. Hinzu kommt, dass dieser Tag für viele Menschen persönlich den beinahen Verlust ihrer Existenz bedeutete. Jobs waren weg, Geld wurde wertlos, Familien lösten sich auf, Leute sprangen von Hochhausdächern. Zu Beginn der Band wollten wir sowohl sozialkritische, als auch persönliche Texte, und dieser Name spiegelt halt genau diese Gefühle wider.

Zu Eurem Debüt „The Escape“ – Warum diesen Titel?

Björn: Weil Hardcore der Platz für uns ist, wo wir unseren Gefühlen freien Lauf lassen können. Wo wir den Stress und die Frustrationen vom every day life bewältigen. Hardcore ist eine Flucht vom Druck der Gesellschaft und den Anforderungen der Eltern, des Bosses auf der Arbeit. Dies ist unser selbstbestimmter Platz, wo wir selber entscheiden worauf wir Bock haben. Das ist das was HC für uns bedeutet und was wir mit der Band umsetzen.

Das letzte Wort gehört euch.

Björn: Geht auf unsere Website (gibt’s nicht mehr, allerdings noch auf Facebook, der Uploader) und checkt, wo ihr uns live auf der Bühne sehen könnt. Außerdem supportet unsere eigene europäische Szene. Es gab nie vorher mehr gute Bands auf einmal. Danke für das Interview. Peace.

Oh – „Es gab nie vorher mehr gute Bands auf einmal„ in der europäischen Szene? Ist die Hardcoreszene Europas im „Aufschwung„? Metalcore ist im Aufschwung aber Hardcore an sich?

Björn: Also Metalcore klar – das ist ja eher massenkompatibel und deswegen sind jetzt so Bands, wie Born From Pain und Cataract usw. auf großen Labels. Aber trotzdem sind die ganzen kleineren Hardcore Bands alle so professionell geworden. Wenn man sich z.B. Rise And Fall oder Deadstop ansieht…was die alles für Shows spielen. Eine Band, die heute etwas von sich hält, kauft sich einen Van und fährt damit durch die Gegend. Es ist also professioneller geworden, die Bands sind musikalisch besser, die stecken da mehr Energie rein, die stecken auch mehr Geld da rein und meinen ihre Sache einfach ernst. Die meisten Bands, die jetzt irgendwie auf dem Sprung sind und viel machen, sind auch schon länger dabei und wissen natürlich, um was es geht.

Diskografie:
– Demo (2002) – BloodyXSunday Records
– Blackout 7″ (2002) + Blackout CD (with Demo) (2002) – CRR
– Split 7″ mit WHAT WENT WRONG (2003) – I Owe You Nothing Records
– The Escape CD (2004) – GSR
– The Escape LP (2004) – Dead+Gone

Interview: Andreas Lehnertz

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