Oktober 3rd, 2019

AUTOR JAKOB KAPELLER

Posted in interview by Jan

Ja wie jetzt Krise, die Modelle stimmen doch alle ???

„Wenn man im alltäglichen Leben auf die Frage nach den Wetteraussichten die Auskunft erhält, dass sich das Wetter, falls keine Änderung eintrete, durchaus in der bisherigen Weise verhalten werde, dann wird man normalerweise nicht mit dem Eindruck davongehen, in besonderem Maße informiert worden zu sein.“

Die Krise begann 2007 und wird auch 2014 nicht verschwinden.  Durch sie ist Kapitalismuskritik wieder „in“. Manche sagen, dass man nun deutlich die Pathologien des Systems beobachten kann und sie überlegen, ob vielleicht die der „falschen“ Praxis zugrunde liegenden Theorien nicht schon falsch waren… Sicherlich: dieser Gedanke ist keineswegs falsch, aber eben auch nicht neu. Und der Soziologe Hans Albert war auch nicht der erste, der sich diese Fragen nach Theorie und Praxis stellte.

Aber er übte sehr prominent in den 60er Jahren eine sehr spannende wissenschaftstheoretische Kritik an den Modellen der wirtschaftswissenschaftlichen Theorien. Und das in einer äußerst klaren sprachlichen Darstellung, die es sogar einigermaßen möglich macht, seine Texte zu verstehen, ohne vier Hauptseminare besucht zu haben, was wiederum für das Verständnis von Marx, Adorno und Co. Voraussetzung ist, wenn man nicht natur- schlau ist. Kurz gesagt: Albert schreibt gut gutes. Und ich finde sein Kritik weiterhin faszinierend. Ich bin Fan. Ich schreibe für ein Fanzine. Deshalb dieses Interview mit dem Wissenschaftler Dr. Jakob Kapeller, der über die Aktualität von Alberts Kritik ein großartiges Buch geschrieben hat.

Denn es ist ja so: die zwei zentralen Vorlesungen im volkswirtschaftlichen Grundstudium sind in Mikro- und Marko-Volkswirtschaftslehre (VWL). Es sind sehr komplexe mathematische Modelle, die präsentiert werden. Das Abstraktionsniveau ist hoch. Ich weiß das, ich war „dabei“, als Student der VWL und Politikwissenschaften an der Uni Köln. Und ich war in der Schule immer ganz gut in Mathe. Aber das schon im Grundstudium verlangte Pensum brachte mich rasch in die Bredouille (auch in Statistik).
Was man so lernt? Nun ja. Gewinnmaximierung. Gleichungen. Was Inflation ist. Was Märkte sind. Was Haushalte sind. Was Unternehmen wollen. Knappheit. Waren. Tausch. Geld. Währungspolitik. Das Menschenbild der Wirtschaft. Stagflation. Steuern. Preise. Es ist schon ziemlich deeper shit. Und es wird alles in mathematischen Modellen gelehrt. Nix mit Bücher lesen. Also schon, Mathebücher. Mikro-VWL war nicht unheavy. Makro-VWL ziemlich schwer. Im Hauptstudium wurde es in Finanzwissenschaft völlig verrückt.

Was sehr stark auffällt: fast alles wird in sich abgeschlossen präsentiert und vorgetragen, zumindest war das 1999/2000 in meinem Grundstudium der Fall. Es ist eigentlich alles klaro, in Mikro und Marko. Die „Wissenschaft“ wird einem als auswendig zu lernender Kanon vorgesetzt, der stimmt, weil er eben stimmt. Viele Grundannahmen werden als unhinterfragt vorausgesetzt. Dabei sind es eben nicht alles Naturgesetze, die hier gelehrt werden und über die man gar nicht mehr drüber zu reden braucht. Denken wir an die „Knappheit“. Oder daran, dass Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt eben keine naturwissenschaftlichen Kategorien sind, sondern auch ideologische Begriffe sein können. In der christlichen Ethik ist geben besser als nehmen, deshalb sind die Unternehmen die, die Arbeit geben, und die, die die Arbeit nehmen, sind wir. Das sah man im Marxismus anders, dort hießen die Unternehmen Arbeitnehmer…

Vielleicht ein schlechtes Beispiel, ich will eigentlich nur sagen, dass das Studium der VWL ein sehr trübes ist: man muss viel auswendig lernen, weil: da gibt es einfach nichts zu diskutieren. Sicher, da gibt es mal ein Markt- oder besser Staatsversagen oder temporäre Arbeitslosigkeit, aber das ist nie von Dauer. Denn der Markt tendiert automatisch zum Gleichgewicht und zur rationalen Markträumung…Das Studium, dass u.a. spätere Chefvolkswirte bei Banken, Unternehmen und Forschungsinstituten absolvieren, schärft somit nicht ihre kritischen Sinne. Sie lernen affirmative Modelle auswendig, die durch eine mathematische Formel-Sprache wissenschaftlich wirken. Das Problem ist also: wenn Krisen in den störungsfreien und perfekten Modellen der Wirtschaftswissenschaften gar nicht vorkommen können, dann ist es natürlich klar, dass wenn dann doch eine Krise auftritt, sich diese keiner erklären kann. Oder Anzeichen dafür überhaupt verstehen könnte. Weil: die Modelle stimmen doch alle!!!

Nun ist es seit einigen Jahren so, dass die Dysfunktionalitäten in den geografischen Räumen der Volkswirtschaften der USA, Deutschland und Japan als den führenden Industrienationen der Welt deutlich zu Tage treten. Doch die Wirtschaftswissenschaften geben sich gelassen: Probleme? Ja, okay – aber eben auch deswegen, weil noch nicht genug privatisiert wurde! Gewisse externe Faktoren wurden nicht berücksichtigt; und der Markt wird alles schon richten!

Hans Albert wies darauf hin, dass schon in der Theorie, in der Konstruktion der Modelle und ihrer Annahmen, grob fahrlässig gearbeitet wurde. Er kritisierte die Modelle in der Ökonomie als „Modell-Platonismus“ (in „Marktsoziologie und Entscheidungslogik” von 1967, in „Modell-Platonismus. Der neoklassische Stil des ökonomischen Denkens in kritischer Beleuchtung“, in: Ernst Topitsch (Hrsg.): Logik der Sozialwissenschaften. Köln 1965, S. 406-434). Albert wies auch darauf hin, dass die Modelle oft banales aussagen (siehe sein legendäres Zitat bezüglich dem Wetter in der Interview-Überschrift) und das deshalb diese Modelle geschickt gegen Kritik immunisiert werden, ein bekanntes Mittel zur Absicherung der Modelle ist die legendäre „Ceteris paribus“ (cp)-Klausel. Dazu später mehr.

Albert bezeichnet sich selbst als Atheist. Er ist auch im wissenschaftlicher Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung. Deren Vorstandssprecher Schmidt-Salomon führte ein schönes Interview mit Hans Albert („Plädoyer für kritische Vernunft. Der Philosoph und Sozialwissenschaftler Hans Albert“, schmidt-salomon.de/albert.htm). Albert wird dort als „einer der wichtigsten deutschsprachigen Philosophen des zwanzigsten Jahrhunderts“ charakterisiert. Zusammen mit Karl Popper ist Albert einer der Vordenker des Kritischen Rationalismus. Große Aufmerksamkeit erregte Alberts Auseinandersetzung mit Adorno und Habermas im Rahmen des Positivismusstreits.

Und mit dem „Traktat über kritische Vernunft“ schuf Albert nicht nur eines der meist zitierten Bücher der modernen Wissenschaftstheorie, sondern auch ein religions- und ideologiekritisches Grundlagenwerk. Anmerkung von mir: Wer sich für die Religionskritik von Hans Albert interessiert, der greife zum Beispiel zu dem hübschen Büchlein „Joseph Ratzingers Rettung des Christentums: Beschränkungen des Vernunftgebrauchs im Dienste des Glaubens“ aus dem Alibri Verlag von 2008. Albert ist auch 2014 sehr aktuell, denn nur das Personal änderte sich.

Albert benützt rationale Argumente, um die Irrationalität der dominierenden Wirtschaftstheorie, der Neo-Klassik, aufzuzeigen. Und auch wenn Albert aufgrund seiner Gegnerschaft zur Frankfurter Schule im Positivismusstreit in der deutschen Soziologie als konservativ bezeichnet wurde, ist das nicht zutreffend. Albert sagte im erwähnten Interview dazu: „Ich rechne mich keineswegs zum konservativen Lager. Wenn ich mich schon in traditioneller Weise rubrizieren lassen soll, würde ich die Kategorie „liberal“ vorziehen. Aber Sie haben ja selbst schon angedeutet, dass mit solchen Einordnungen nicht allzu viel anzufangen ist. Ich schätze zum Beispiel nicht nur Adam Smith und John Stuart Mill, sondern auch August Bebel und Eduard Bernstein. Und auch Erich Fromm ist mir keineswegs unsympathisch.“

Albert wurde im Gegensatz zu den linken Soziologen durch die Krise 2007ff. nicht neuentdeckt. Das ist seltsam. Denn seine Kritik ist – aus noch darzulegenden Argumenten – weiterhin aktuell, sondern eben auch in einer wunderschönen klaren Sprache (Einschränkung: akademische Wissenschaft ist es schon…) verfasst. Ich finde seine Kritiken weiterhin sehr erfrischend; auch ohne Studium (der VWL) sind seine Gedanken einfach logisch cool und verständlich.

Der Philosoph und Ökonom Jakob Kapeller hat glücklicherweise vor einiger Zeit ein großartiges Buch zu Hans Albert verfasst (Modell-Platonismus in der Ökonomie: Zur Aktualität einer klassischen epistemologischen Kritik (2011)). Kapeller publizierte auch das Buch „Das Menschenbild moderner Ökonomie“ (2008). Er ist Jahrgang 1983, studierte Sozialwirtschaft und Volkswirtschaftslehre und arbeitet an der Universität Linz. Er hält dort Lehrveranstaltungen u.a. zu der Wissenschaftstheorie und den Problemen der Sozialphilosophie.

Ihr fragt euch, warum ich nicht mit Hans Albert direkt spreche, weil „normalerweise“ rede ich ja auch mit der Band und nicht mit dem Autor, der über die Band schreibt? Gewiss, aber das hier ist kein normales Interview, auch weil der Bandansprechpartner über neunzig Jahre ist und ich von den hundert Band-Releases vielleicht nur drei habe…Ich hab einfach auch zu viel Schiss und würde ganz andere Fragen stellen („Wie war denn Adorno live so?“) und nicht – wie hier geschehen – die, die mich mehr interessieren, okay? In meiner Kolumne in der # 163 habe ich auch auf Denker hingewiesen, die gut gutes schreiben,.

***

Willkommen zum Interview, Jakob. Deine „Most Valuable Persons“ sind deine Frau und zwei Kinder, du wohnst in Steyr, dort hat dein Bruder ein Restaurant, du arbeitest als wissenschaftlicher Mitarbeiter für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Uni Linz. Hab ich das grob so richtig wiedergeben?
Perfekt!

Bei Linz fallen mir zwei Sachen ein: Hitlers Lieblingsstadt und für HC-Punk extrem wichtig die Kapu und Bands wie 7 Sioux und Target of Demand. Wie sieht es mit den Musik-Interessen bei dir aus, hast du Lieblingsbands? Es gibt da ja auch noch diesen Sänger Hans Albers… (lacht)
Tja, Linz bedient eben ein ziemliches kulturelles Spannungsfeld, sind sehr flexibel, diese LinzerInnen. Lieblingsband ist durchaus eine toughe Frage. Meine Lieblings-Punk-Nummer ist jedenfalls „Quadrat im Kreis“ von WIZO. Aber damit oute ich mich wahrscheinlich als Punk-fanzine ungeeignet. (lacht) Musikalisch gehts bei mir dann eher in die Richtung Reggae, Jazz, Funk oder auch mal was elektronisches. Ich mag auch crossover-Sachen – wenn etwa NOFX die Blechbläser rausholt, schwingt mein Tanzbein schon etwas flotter. Aber so als Punk-Fan würde ich micht nicht bezeichnen – dafür verfolge ich die Szene einfach viel zu wenig.

Du bist „MMag. Dr.“, dein weiterer Weg ist also die wissenschaftliche Laufbahn, habilitieren? War dein Hans Albert-Buch also deine Doktorarbeit?
Früher war wissenschaftliche Laufbahn halt spätestens mit 32 klar: klappt oder klappt nicht. Heute ist alles offener und prekärer. Aber hey: Wissenschaft ist echt ziemlich cool – lauter spannende Fragen, viele offene Themen, immer neue mögliche und tatsächliche Antworten, etc. – also werde ich versuchen, in dem Boot drin zubleiben, bis es absäuft oder ich rausfalle. Das Buch über Hans Alberts Modell-Platonismus-Kritik war dabei meine Doktorarbeit, deren zentrale Erkenntnisse ich auch in ein zwei Artikeln verarbeitet habe.

Ich verstehe. Hans Albert ist 1921 geboren und lebt; hast du ihn mal getroffen?
Einmal habe ich die Gelegenheit gehabt, Hans Albert zu treffen und zwar im Februar 2011 in Klagenfurt. Da gab es damals eine Tagung der Popper-Foundation zu Ehren Hans Alberts neunzigsten Geburtstag. Ich habe ihm meine Dissertation auch per Post geschickt und ein sehr nettes wertschätzendes Antwortschreiben erhalten. Überraschend ist: man hat nicht den Eindruck, der Mann ist neunzig, sondern eher, dass er gerade erst in den Ruhestand gewechselt wäre. Er ist immer noch ein aktiver, kritischer Denker, der auch eine Reihe aktueller Debatten sorgsam mitverfolgt.

Hans Albert kommt aus der Theorietradition des kritischen Rationalismus (kR). Was bedeutet kR?
KR hat, aus meiner Sicht, zwei wesentliche Bausteine: Zum einen wäre da der Fallibilismus, also die Einstellung, dass jede empirische Aussage, auch die Aussagen großer wissenschaftlicher Theorien, immer falsch sein können. Das liegt wiederum daran, dass es für nichts empirisches einen sicheren Wahrheitsnachweis gibt (in der Welt der Mathematik und Logik sieht das freilich etwas anders aus) – eine Erkenntnis, so stabil sie auch scheinen mag, kann immer durch neue Kritik in Frage gestellt und aufs Neue herausgefordert werden. Auch die zweite große Idee des kR – die Falsifikationsorientierung – fußt auf derselben Einsicht: Wenn ein sicherer Wahrheitsnachweis nicht möglich ist, bleibt nur die Option, alle bestehenden Theorien und Argumente möglichst umfassend und scharf zu kritisieren.

Jenes Argument, dass eine solche Kritik am unbeschadetesten überlebt, kann dann in Folge die Rolle der derzeit besten, d.h. der Wahrheit am nähesten kommenden, Erklärung für sich beanspruchen. Diese beiden zentralen Statements – Fallibilismus und Falsifikationsorientierung – sind natürlich zuvorderst zur Beurteilung wissenschaftlicher Theorien, Methoden und Forschungsstrategien geeignet. Sie haben aber auch politische Implikationen: der Fallibilismus besagt etwa, dass es niemals möglich ist, eine perfekte Gesellschaft am Reißbrett zu entwerfen, weil man zu viele Fehler macht und niemals alle Nebenfolgen antizipieren kann.

Zugleich zeigt aber das auf dem Falsifikationismus beruhende Prinzip der rationalen Theoriewahl (kurz: es gibt bessere und schlechtere Erklärungen, wenn auch keine definitiv richtigen), dass politische oder gesellschaftliche Planung an sich etwas wünschenswertes sei, weil man nur so raus finden kann, was unterschiedliche Gesellschafts- und Wirtschaftsorganisationen dann tatsächlich bewirken. Wichtig ist, dabei die Offenheit der Gesellschaft zu bewahren um aus Fehlern effektiv lernen zu können.

Du bist ja Fan der „Neuen Frankfurter Schule“, also verlinkst von deiner Seite zur Titanic. Die alte Frankfurter Schule der Kritischen Theorie (KT) war der große Gegenspieler nach 1945 von dem kR. Interessiert dich auch die alte Frankfurter Schule?
Die neue und alte Frankfurter Schule sind sich ja recht ähnlich – beide rennen gegen tradierte Vorstellungen von wahr und falsch (im Sinne der Erkenntnis) und gut und böse (im Sinne der Moral) an. Die neue Frankfurter Schule macht das mit mehr Witz und weniger Reichweite als die alte. Ich denke, dass man aus der KT vor allem lernen kann, dass Wissenschaft immer nur ein gesellschaftliches Subsystem ist, dass in seinem Auftrag der Wahrheitssuche natürlich von der Gesellschaft beeinflusst wird.

Im Grunde sagen Adorno et al. ja vor allem, dass auch der Rationalismus der Moderne letztlich eine Ideologie ist (für die Moral) und dass die alten Marxschen Kalauer vom „gesellschaftlichen Sein“, dass das „individuelle Bewusstsein“ bestimmt, und den „herrschenden Interessen“, die „stets die Interessen der Herrschenden“ sind, auch für die Wissenschaft gilt. Und in diesen zentralen Thesen haben sie auch recht; als aufgeklärter Mensch muss man diese Argumente kennen und ihr Gewicht einschätzen lernen. Es ist halt nicht die ganze Story, aber gut: wer erzählt schon wirklich die „ganze Story“?

Hey, gut gesagt! Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es den Streit um die Metaphysik zwischen den Frankfurtern und den Positivsten des Wiener Kreises um Rudolf Carnap (als Vorläufer des kR). Was ist Metaphysik, was haben denn alle nur gegen diese gehabt? Zu viel Esoterik? (lacht)
Da sind aber viele Fragen auf einmal drinnen, also alles der Reihe nach: Metaphysik bedeutet, Fragen zu stellen, die über den Tellerrand des Beobachtbaren und Materiellen hinausgehen, also Fragen nach Ursprung, Existenz, Relevanz und Sinn eben dieser materiellen Welt. Also Fragen nach dem Muster: „Warum existiert überhaupt irgendwas?“, „Was ist der Sinn des Lebens?“, „Gibt es eine Form der Existenz nach dem Tod?“, „Warum gibt es physikalische Gesetze?“ etc. etc. Die logischen Positivisten des Wiener Kreises, der kein Vorläufer des kR war, sondern vielmehr lange als zentraler Gegenspieler des kR fungierte, mochten diese Fragen überhaupt nicht.

Diese Philosophen wollten die Welt völlig auf die Grundlage der Rationalität stellen: das bedeute, dass alles Physische mit den Gesetzen analog zu den Naturwissenschaften zu erklären sei – und alles, was sich auf diese Weise nicht adressieren lässt (z.B. eben die Meta-Frage nach dem Ursprung dieser Gesetze), ist nach den Kriterien des logischen Positivismus eine sinnlos-irreführende Thematik – die entsprechenden Fragen sollten also am Besten gar nicht gestellt werden. Der kR ist da um eine ganze Ecke vorsichtiger – die intellektuelle Legitimität derartiger metaphysischer Fragen wird meines Wissens nach nicht per se in Frage gestellt.

Es wird eher bezweifelt, ob sich auf solche Fragen sinnvolle Antworten finden lassen, in dem Sinne, dass Argumente, die nicht auf einen persönlichen „Glauben“ oder ein individuelles „Lebensgefühl“ rekurrieren, da überhaupt Verwendung finden können. Gerade jene Beispiele des Wissenschaftsdiskurses, in denen sich metaphysische, vor allem religiös inspirierte, Fragestellungen wiederfinden – etwa die Debatte um Evolution und „Intelligent Design“ – sind oftmals nicht sehr lehrreich, sondern haben mehr den Charakter von Scheingefechten zur Durchsetzung übergeordneter Ideen (gibt es Gott oder nicht?) und sind meist ziemlich unfruchtbar.

Anscheinend sind metaphysische Fragestellungen tatsächlich nur wenig geeignet, wissenschaftliche Arbeit konkret anzuleiten – sie können vielleicht eine sehr grobe Inspiration oder einen Denkanstoß liefern, aber als forschungsleitende Fragen sind sie unbrauchbar, weil nicht mittels wissenschaftlicher Methoden zu analysieren. Da gibt es auch strukturelle Gründe, warum solche Fragen für die Forschung eher unfruchtbar sind. Ein Beispiel dazu, das auch ein bisschen Hilfsmittel aus dem kR heranzieht: Die Aussage „Es gibt den Weihnachtsmann“ ist praktisch nicht widerlegbar – egal an wie vielen Orten ich den Weihnachtsmann nicht gefunden habe – es könnte immer noch einen Ort geben, wo er sich doch verkriecht. Die Aussage „es gibt keinen Weihnachtsmann“ hingegen ist widerlegbar, aber nur dann, wenn ich den „echten“ Weihnachtsmann tatsächlich finde.

Ist der Weihnachtsmann aber etwas metaphysisches (wie zum Beispiel Gott, Mutter Natur, unser Schicksal etc.), kann ich ihn per definitionen nicht in der physischen Welt finden. Damit drehen wir uns dann im Kreis und diskutieren letztlich dann immer über persönlichen Glauben, weil keine der beiden Positionen mehr widerlegt werden kann. Es ist damit aus meiner Sicht ein Verdienst des kR, mit solchen Argumenten zu zeigen, dass metaphysische Fragestellungen die Forschung wohl eher nicht beflügeln werden. Das ist aber was völlig anderes als die Pauschalablehnung solcher Aussagen durch den logischen Positivismus.

In den 60er mündete die Kontroverse zwischen Frankfurter Schule und dem kR in den Positivismusstreit. Manche sagen, dass es eine Debatte zwischen „links“ (Adorno, Horkheimer, Habermas) und „rechts“ (Popper, Albert, Pilot) war. Popper war Sozialdemokrat, Pilot kenne ich zu wenig und Albert ist mit seinem humanistischen Background doch auch ne andere Kategorie. Kannst du uns skizzieren, was der Diskussionspunkt war?
Das ist eine nicht unknifflige Frage. Ich denke, ein wesentlicher Streitpunkt war, ob Wissenschaft „objektiv“ ist. Da sagen beide Ansätze nein, aber der kR beharrt darauf, dass in der Wissenschaft – im Vergleich zu anderen Denksystemen – das Potential zur Annäherung an die (empirische) Wahrheit am größten ist. Für die Vertreter der KT war das ebenso naiv wie der logische Positivismus des Wiener Kreises (der den Potentialen der Wissenschaft wesentlich unkritischer gegenüberstand und im Grunde behauptete, eine vollständige deterministische Erklärung aller sozialen und natürlichen Abläufe wäre mittelfristig in Reichweite).

Daher gab es die pejorativ zu verstehende Gleichsetzung des kR mit dem „Positivimus“ (daher auch der Name „Positivismusstreit“), die insofern unfair war, als dass kritischer Rationalismus und logischer Positivismus bei genauerer Betrachtung ziemlich unterschiedlich sind. Ein anderer Streitpunkt ist sicher die Kontroverse zwischen sozialer Evolution und Revolution: Poppers Idealmodell einer offenen Gesellschaft steht für schrittweise Veränderung auf dem Boden der „bürgerlichen Demokratie“ – die letztere ist deshalb für Popper erstrebenswert, weil sie Machtwechsel ohne Blutvergießen ermöglicht. Machtwechsel sind für den Fallibilisten Popper natürlich unvermeidlich, da alle Menschen immer wieder Fehler machen – und Machtwechsel wären ja ein möglicher Weg zur Fehlerkorrektur.

„Einsicht“ wäre ein anderer Weg, aber der ist in der Politik scheinbar nicht besonders populär. Die KT befand das natürlich als naiv: für sie waren die herrschenden Interessen zu mächtig, um Hoffnungen in einen schrittweisen Reformprozess zu setzen. Die gesellschaftlichen Machtverhältnisse wären ja so, dass es für jeden Schritt nach vor wohl auch zwei Schritte zurück geben würde. Und da hatten die Jungs aus Frankfurt ja auch nicht ganz unrecht, wenn man sich den (auf den Positivismusstreit folgenden) neoliberalen Hype ansieht – die schrittweise Umgestaltung der Gesellschaft ging da eher in die andere Richtung als von Popper oder Albert vielleicht intendiert gewesen wäre.

Kommen wir zu deinem Buch zu Hans Albert, „Modell-Platonismus in der Ökonomie: Zur Aktualität einer klassischen epistemologischen Kritik“. Wie kam dein Interesse an ihm, also musstest du über ihn schreiben oder wolltest du?
Klare Antwort: ich wollte. Ich war, ehrlich gesagt, ziemlich fasziniert von diesem fünfzig Jahre alten Text, der die methodischen Probleme neoklassischer Theorie, also der dominanten Theorie in der Ökonomie, die von selbstregulierenden Märkten (Angebot, Nachfrage, Gleichgewicht) und völlig autonomen homines oeconomici spricht, so eloquent zusammenfasst. Ich wollte im Grunde das Albertsche Argument genauer und gründlicher ausarbeiten und checken, inwieweit die Entwicklungen der ökonomischen Theorie in den letzten fünfzig Jahren die originale Kritik von Albert invalidiert haben. Ich musste dabei zu meiner eigenen Überraschung feststellen, dass die Kritik nicht nur nach wie vor aktuell ist, sondern auch um einige Facetten erweitert werden kann, die ihrerseits wieder zu einem besseren Verständnis der Geschichte und des Aufbaus neoklassischer Theorie führen.

Wow, danke. Epistemologie, das ist eine Subsparte der Philosophie?
Exakt. Die Epistemologie ist im Grunde dasselbe wie die Wissenschaftstheorie, nämlich die philosophische Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Theorien und Methoden. Wörtlich gesehen wäre die Epistemologie wohl so etwas wie die „Lehren zur Beurteilungen theoretischen Wissens“ – also eine Art Meta-Wissenschaft, die überprüft und analysiert, wie innerhalb von wissenschaftlichen Theorien argumentiert wird, welche Unterschiede es da zwischen verschiedenen Disziplinen und Anwendungsfeldern gibt und wie Theorien „angewandt“, d.h. in die Praxis übertragen werden können.

Du erwähntest schon den Neoliberalismus (NL). Albert äußerste seine Kritik an Modellen der Neoklassik, ist dass das gleiche wie NL?
Na ja, das sollte man schon differenzierter angehen: Die Neoklassik ist eine ökonomische Theorie, der NL im Wesentlichen eine Ideologie. Die Neoklassik basiert auf gewissen zentralen Annahmen über menschliches Verhalten (perfekt rationale, eigennutzenorientierte und sozial unbeeinflussbare Individuen) und die Wirkung von Märkten (wohlfahrtsoptimale Gleichgewichte). Der NL hingegen baut auf dem klassischen Liberalismus auf. Dieser umfasste den „politischen Liberalismus“, also bürgerliche Grundrechte (Demokratie, Menschenrechte, freie Presse, Versammlungsfreiheit, etc.), sowie den „ökonomischen Liberalismus“ (freies Unternehmertum und unregulierte Märkte). Der NL übernimmt dabei vorwiegend den zweiten Teil – den ökonomischen Liberalismus -, während der politische Liberalismus im NL nur eine untergeordnete, zweitrangige Rolle spielt.

Von vielen neoliberalen TheoretikerInnen wird dabei die politische Freiheit der BürgerInnen als immanente historische Folge freier Märkte betrachtet, was natürlich eine sehr gewagte These ist. Dabei stimmt es natürlich, dass das Menschenbild der Neoklassik und ihre Analyse der Funktionsweise von Märkten ziemlich gut zum NL passt und hier auch eine wechselseitige, historische Beeinflussung feststellbar ist. Sprich die neoklassische Theorie ist zum Beispiel von der alten liberalen Vorstellung geprägt, Märkte wären selbstregulierende und optimale Systeme. Daher lässt sich die neoklassische Markttheorie auch relativ einfach als Argument im Sinne des NL verkaufen. Vor diesem Hintergrund könnte man durchaus argumentieren die Neoklassik sei eine Art „akademischer Zwillingsschwester“ des NK. Aber das ist freilich nicht das „Gleiche“.

Beschreibe doch bitte mal die Hauptkritik von Albert, also, was meint er im Kern, wenn er vom Modell-Platonismus in der Neo-Klassik spricht?
In der praktischen Anwendung fokussiert Albert vor allem auf die von Ökonominnen und Ökonomen verwendeten Kritikimmunisierungsstrategien. Damit meint er Vorgehensweisen mit dem Ziel, die von einem selbst vertretene Theorie mit unlauteren Mitteln vor Widerlegungen zu bewahren. Der Titel „Modell-Platonismus“ hat aber auch eine subtilere philosophische Konnotation, die Albert nie direkt betont, sondern immer nur zwischen den Zeilen durchschimmern lässt. Um diese subtile philosophische Kritik nachvollziehen zu können, ist es hilfreich, die genaue Bedeutung der verwendeten Begriffe mal grob klarzumachen.

Sehr allgemein könnte man mal sagen, ein Modell ist der Versuch, eine bestimmte Situation theoretisch, d.h. in Kategorien von Ursache und Wirkung, zu beschreiben. Das Modell des freien Falls nach Galilei etwa spezifiziert die Beziehung zwischen Fallhöhe und Fallzeit und wäre sozusagen ein spezielles Modell der Physik. Damit ist irgendwie mal klar, was wir unter einem Modell grob zu verstehen haben, womit uns noch der „Platonismus“ bleibt. Unter „Platonismus“ versteht man die Vorstellung, dass es Dinge gibt, die ewig, perfekt, rein und wahr im ultimativen Sinne sind. So ist ja auch die platonische Freundschaft gemeint: sich lieb haben…

Ich verstehe, ich verstehe! (lacht)
Aber sauber bleiben. (lacht) Das klingt aufs erste Hören hören wahrscheinlich mal ziemlich abstrus, aber ist eigentlich simpel: man nehme als Ausgangspunkt eine beliebige Frage nach der Existenz einer gewissen Eigenschaft. Also so nach dem Muster: „Dieser Tisch ist rot. Aber „existiert“ rot überhaupt? Gibt es so etwas wie die „Röte“?“. Das kann man mit jeder Eigenschaft machen – Farben, Formen, Emotionen, Körpereigenschaften etc. Da sind spannende Fragen dabei wie „gibt es Liebe?“ (oder nur liebende Menschen) oder gibt es die „Natur des Menschen“ (oder nur einzelne Menschlein, die unter Umständen ganz verschieden sind).

Die moderne Antwort zu diesem Problem ist in etwa identisch mit jener, die bereits Aristoteles formulierte: man kann von der Existenz der „Röte“ ebenso sprechen wie von der Existenz der Liebe oder der Natur des Menschen, aber empirisch auffinden lassen sich diese Eigenschaften immer nur in konkreten Objekten und niemals in Reinform. Platon hatte da allerdings eine andere Sicht und beharrte auf der Vorstellung, derartige universelle Eigenschaften würden auf einer Art höheren Bewusstseinsebene in Reinform existieren – da gäbe es dann perfekte, ideale und ewige Pferde und Bäume genauso wie perfekte, reine und wahre Eigenschaften wie die Güte, Liebe oder Hass. Besonders wichtig ist dabei der Aspekt der „Wahrheit“ – eine Analyse der Reinformen gewährt nach Platon auch Einsichten in ewige Wahrheiten, während Erkenntnisse aus der „normalen“ Welt stets fehlerbehaftet, unfertig und instabil seien.

Damit deutet sich schon an, was die Modell-Platonismuskritik als subtile philosophische Botschaft beinhaltet: Die neoklassische Ökonomie integriert in ihren Modellen platonische Elemente – wie jenes der perfekten Rationalität der Individuen oder der allseitigen Optimalität von Marktgleichgewichten – und behandelt die darauf basierenden Einsichten als jedweder empirischer Einsicht überlegen. Dies geschieht, so Albert, oft nicht bewusst, sondern ist im Theorierahmen der Neoklassik auf eine Weise systematisch angelegt, so das Kritikimmunisierung oft unbewusst, d.h. ohne schlechte Absicht und nur auf Basis der jeweils vorherrschenden Fachkonventionen, geschieht.

Eine wichtige Annahme vieler mikro- und makro-ökonomischer Modelle ist bis heute das „Marktmodell der vollkommenen Konkurrenz“. Kannst du uns die Kritik von Albert daran erklären?
Na ja, im Grunde basiert das Modell vollkommener Konkurrenz, das einen Partialmarkt, also einen Markt für ein bestimmtes Gut beschreiben soll, seinerseits auf einer ganzen Reihe von Annahmen. Das Modell selbst wiederum fließt dann als Annahme in andere Modelle ein – zum Beispiel in Modellen zur Beschreibung der Gesamtwirtschaft oder des Finanzmarktes. Gerade der erste Punkt ist für Alberts Kritik von Bedeutung, da er die Annahmen des Modells analysiert und zu dem Schluss kommt, dass gewisse Teile des Modells kaum je widerlegbar sind. Und wenn etwas nicht widerlegbar ist, ist das, nach den Regeln des kritischen Rationalismus, keine Wissenschaft. Wissenschaftliche Aussagen müssen widerlegbar sein – sie weisen sonst auch überhaupt keine irgendwie nützliche Information auf. Das sieht man auch an Alberts klassischen Spruch zum Wetter, das sich nicht ändert, wenn es denn gleich bleibt.

Genau, dieses Zitat von ihm werde ich als Überschrift nachliefern.
Zum Modell selbst kann man sagen: Es macht zum besseren intuitiven Verständnis durchaus Sinn, sich mal die Annahmen des Modells genau zu vergegenwärtigen. Da sind so Annahmen drin wie das alle Leute exakt dieselben Präferenzen haben, oder dass die Produktionskosten mit der produzierten Menge steigen. So absurd diese Annahmen für viele Wirtschaftsbereiche auch sind; sie werden gemacht, um sicherzustellen, dass die Kurven in besagtem Diagramm auch den „gewünschten“ (weil seit Ewigkeiten so gezeichneten) Verlauf nehmen. Die Struktur solcher Modelle genau zu analysieren und auf problematische Annahmen hinzuweisen ist meiner Meinung nach eine der zentralen Lessons, die man aus Hans Alberts Büchern lernen sollte.

Ganz fantastisch, weil es einfach so aktuell ist, ist die Kritik von Albert an der berühmten „Ceteris paribus“(cp)-Klausel in den Modellen. Vielleicht kannst du uns erklären, was diese cp-Klausel bedeutet und was Albert daran kritisiert?
„Ceteris paribus“ ist Latein und bedeutet „alles Übrige bleibt gleich“. Angewendet auf Modelle hieße das: Ich habe die Faktoren A, B und C im Modell. In der realen Welt könnte aber auch die Faktoren D, E oder F eine Rolle spielen – aber da die nicht im Modell sind, nehme ich mal an, die machen keinen Ärger, geben schön Ruhe und haben daher zurzeit keinen (relevanten) faktischen Einfluss auf den Lauf der Dinge. Grundsätzlich ist so eine ceteris-paribus Annahme schon o.k. – es geht mehr um die Frage, wie man damit umgeht, wenn die Prognose des Modells und die reale Entwicklung sich nicht decken. Da gibts dann zwei Möglichkeiten: Einerseits kann man sagen: „Ui, da lagen wir falsch. Ist ein Fall von ceteris paribus“ und wieder zur Tagesordnung übergehen.

Andererseits könnte man versuchen, den „Störfaktor“ zu identifizieren und in die eigene Theorie zu integrieren. Die zweite Möglichkeit nennt sich „wissenschaftlicher Fortschritt“ und ist schwer und knifflig, zu realisieren. Die erste Möglichkeit heißt, die eigene Theorie gegen Kritik zu immunisieren und ist ganz ganz easy-going. Die ceteris paribus-Klauseln sind dabei bei Weitem nicht der einzige Weg, eine Theorie zu immunisieren. Eine andere Variante findet sich in den unrealistischen/platonischen Annahmen neoklassischer Modelle: schlägt die Prognose eines solchen Modells fehl, wird gerne darauf verwiesen, dass die Annahmen ja gar nicht erfüllt gewesen wären. Nach dem Muster: „Zuerst mache ich die Annahme perfekt rationaler Menschen. Und wenn ich dann falsch lag, dann waren die Leute halt einfach zu blöde!“. Albert bezeichnete solche Annahmen daher gerne als Alibi-Annahmen – sie sind so unrealistisch, dass sie bei entsprechend der gewiefter Interpretation der Theorie ein entsprechendes „Alibi“ verleihen.

Albert sagt, dass der Fokus der VWL auf die Mathematik und Naturwissenschaft zu blinden Flecken führen kann. Aus meiner Studiumserfahrung: die Politikwissenschaften leistet sich gerne komplexe statistisch-mathematische Methoden in der Wahlforschung, mit der dann am Ende eher banale Ergebnisse geliefert werden, zum Beispiel dass in reichen Vororten häufig konservativ gewählt wird, was man so in der Form vorher überhaupt nicht wusste! (lacht) Die Wirtschaftswissenschaften sehen sich selber eigentlich als Naturwissenschaft und das, obwohl sie immer im Tableau der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen (WiSo) Fakultät geführt werden. Aber auch in der Mathematik ist „nicht alles bewiesen und logisch widerspruchsfrei“, denn auch dort gibt es zum Beispiel Axiome, also Setzungen, die nicht beweisbar sind, aber die man braucht, um anzufangen. Ist diese Fixierung auf die Methode das, was Albert mit den blinden Flecken meinte? Also eine Dominanz der Mittel über die Zwecke, nach dem Motto „Hauptsache viele schöne schwere mathematische Formeln drin, aber was das Modell am Ende aussagt, cp, Pech gehabt!“? (lacht)
Bis zu einem gewissen Grad ist das sicher richtig: die neoklassische Ökonomie hat lange den Grundgedanken mitgetragen, dass die grundlegendsten Annahmen fixe Setzungen sind – eine Einstellung, die man Apriorismus nennt. Aufgrund der stärkeren empirischen Ausrichtung der Forschung in den letzten dreißig Jahren ist der Apriorismus in der Ökonomie aber stark zurückgegangen. Allerdings hat sich da die konkrete Praxis, axiomatische Setzungen zumeist nicht zu hinterfragen, eigentlich nicht geändert, sondern nur die Begründung für diese Praxis: Anstelle die Axiome als ewige Wahrheiten darzustellen, werden sie heute eher als unverbindliche Elemente in theoretischen Gedankenexperimenten verstanden: Es ist demnach gar nicht so wichtig, ob sie wahr sind.

Sehr erkenntnisfördernd ist eine solche Einstellung natürlich dennoch nicht – es ist eher ein bisschen pathologisch, ein sehr enges Set sehr alter Annahmen auf diese Art zu rechtfertigen. Nachdem es immer die gleichen Annahmen sind, sind die daraus resultierenden Gedankenexperimente auch nicht besonders vielfältig.

Nach Albert scheint die Ökonomie „gegen das Eindringen soziologischer und sozialpsychologischer Erkenntnisse immun zu sein“. Wie kann das sein, dass eine Wissenschaft, die unter dem Etikett WiSo-Fakultät läuft, kaum oder keine Sozialwissenschaft zulässt? Aus meiner Sicht merkt man das besonders krass an dem der Ökonomie bzw. den Rational Choice Theorien zugrunde liegendem Menschenbild, dem methodologischen Individualismus, d.h. jedes Individuum würde rational handeln nach der maximalem Eigen-Nutzenpräferenz. Das Problem ist ja nicht, dass das nicht stimmt, denn es ist ja so, dass nicht wenige Menschen so handeln, eben nach dem größten Eigennutzen. Das Problem ist, und ich finde das wirklich schlimm, dass die Wirtschaftswissenschaften das einfach „neutral objektiv unhinterfragt“ als Basisannahme setzen. Sie sind einfach völlig affirmativ. Und genau da liegt schon der Fehler: wer so ein unterkomplexes Menschenbild als Grundlage für an der Uni gelehrte Wissenschaft nimmt, da kann ja nix raus kommen. Ich fand das so unglaublich, dass all die super komplizierten mathematischen Modelle auch im Hauptstudium immer wieder auf dieses banale Menschenbild rekurrieren. Sorry für meine wirre Monologisierung. (lacht)
Ja klar, der homo oeconomicus ist ein perfektes Beispiel: Der beruht auf so sechs bis zehn Annahmen, die quasi semi-sakrosankt sind. Dass heißt: man darf schon mal die eine oder andere Annahme ändern, um ein spezielles Phänomen zu erklären, aber man muss das Ganze immer im Rahmen dieser althergebrachten Struktur formulieren. Das ist da mehr so ein Ritual – man kommt zum Beispiel dann drauf, dass eine Reihe theoretischer Arbeiten auf „Rationalität“ rekurriert, wobei dann eben diese „Rationalität“ in jeder Arbeit auf unterschiedliche Weise definiert wird. Ergo: die alte Denkfigur des egoistischen und perfekt kalkulierenden homo oeconomicus ist also nach wie vor extrem dominant. Es wird aber halt auch immer unverbindlicher, was diese Denkfigur eigentlich bedeuten soll.

Ein Grund, warum das Modell des homo oeconomicus so dominant ist, ist natürlich der, dass es in nahezu allen Modellen der Neoklassik Verwendung findet – würde man das Modell aufgeben, wären neunzig Prozent der theoretischen Resultate der Neoklassik passé. Es geht hier also auch um „sunk costs“ – es tut weh, dem Faktum ins Auge zu sehen, dass die meisten theoretischen Resultate eines bevorzugten Paradigmas auf die empirische Welt nicht sinnvoll anwendbar sind – entweder weil die Voraussetzungen nicht vorliegen (siehe cp-Klausel und Alibi-Annahmen) oder weil die zugrundeliegenden Modelle gar nicht über die Realität informieren: die Annahme der Nutzenmaximierung ist etwa, wenn man die Präferenzen nicht vorher spezifiziert, immer „korrekt“, weil man annimmt, die Handlungen der Leute hätten ihre Präferenzen nutzenmaximal umgesetzt: also ist es egal, ob ich einen Kaugummi kaue, ein Auto kaufe oder mir selbst ein ganzes Bein abtrenne – es ist immer nur eine Repräsentation meiner Präferenzen und im letzten Fall hätte ich halt lieber ein Leben mit nur einem Bein…

Ich finde das sehr großartig, dass Albert so schön zart und chirurgisch feingliedrig die Wirtschaftswissenschaften in ihrem Selbstverständnis kritisiert. Er macht das so elegant und total radikal, in dem er sie an ihrer empfindlichsten Stelle angreift, eben der selbst-inszenierten Wissenschafts-Krone gehörig wissenschaftliche Reputation abzusprechen. Und das noch nicht mal von einem „Linken“, sondern von einem Liberalen! Albert stellt sich da hin und sagt: Die VWL-Kaiser sind nackt. (lacht) Ich fand dein Zitat, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2007 auch als „Beleg für eine Krise gängiger Modelle, Theorien und Denkweisen in Bezug auf die Finanzmärkte gesehen werden. In diesem Denkstil konnte eine Krise dieses Ausmaßes nicht vorhergesehen werden, sie galt schlichtweg als nicht möglich. Daher markiert bereits die Existenz einer solchen Krise eine zentrale empirische Kritik an der neoklassischen Ökonomie.“

Wie kannst du dir das erklären, dass Albert trotz Mitglied einer der wichtigsten Soziologie-Schulen in der BRD nicht genügend Feedback fand? War seine Kritik zu radikal? Oder „der Gegner“, also die „mainstream“-Wirtschaftswissenschaften, zu stark oder sind die Machtverhältnisse, die durch eine unkritische Ökonomie legitimiert werden, einfach zu versteinert, ohne jetzt in Frankfurter Ideologie-Schule abzudriften…?
Die Frage ist durchaus vielschichtig: zum einen haben wissenschaftstheoretische Argumentationen wie jene Alberts in den einzelnen Fachwissenschaften oft ein Legitimationsproblem, da sie nicht zum Kern des eigentlichen Faches zählen und insofern nicht gelehrt werden und in der Forschung gerne als „philosophische Randnotizen“ ausgeblendet werden. Gerade in der Ökonomie haben Fragen der Methode ein schlechtes Standing. Paul Samuelson, ein sehr berühmter US-amerikanischer Ökonom, sagte einmal, die Produktivität einer wissenschaftlichen Disziplin stünde in einem inversen Verhältnis zum Ausmaß methodologischer Debatten innerhalb derselben.

Gerade in der Ökonomie hat sich diese Sichtweise besonders stark durchgesetzt und das, obwohl man mit einem wissenschaftstheoretischen Blick oftmals simple und zugleich mächtige Argumente führen kann. Daher könnte man diese Delegimitierung der Methodologie auch selbst als Immunisierungsstrategie verstehen und zwar als eine, die sich nicht aus der Struktur der Theorie ergibt, sondern aus dem in einem Fach üblichen Diskursstil. Solche Argumente findet man auch bei Albert selbst, etwa in seiner Kritik, dass die Ignoranz der Ökonomie gegenüber den Resultaten anderer benachbarter Disziplinen selbst bloß eine Immunisierung der eigenen Argumente darstellt. Das ist auch folgerichtig: das in der Ökonomie oftmals anzutreffende Argument ein Resultat sei irrelevant, weil es nicht aus dem eigenen Fach stamme, ist nach-geradezu absurd.

Paul Samuelson, da werden Erinnerungen an sein Lehrbuch wach. Alberts Kritik stammt aus den 50er und 60er. Nobelpreise für Wirtschaftswissenschaften gibt es erst seit 1969. 1974 ging der Nobelpreis an Gunnar Myrdal und Friedrich Hayek, zwei völlig konträre Denker. Myrdal ist ein Interventionismus-freundlicher Ökonom aus Schweden; Albert zitierte Myrdal oft. Und Hayek war der wichtigste intellektuelle Vordenker für den Neoliberalismus, d.h. die Form von Wirtschaftspolitik, die Thatcher, Reagan und auch Kohl Ende der 70er bzw. Anfang der 80er umsetzten. Ist das nicht so, wie wenn man den Toleranzpreis an die Toten Hosen und die Böhsen Onkelz verleiht, weil erst mal beide auf dem gleichen Gebiet der Toleranz sehr lange geforscht haben? (lacht)

Wenn Albert doch ganz klar die großen Mängel in der Lehre und Forschung der Ökonomie lange vor 1974 benannte, wie kann es sein, dass dann die Wissenschaftler, die das „wissenschaftlich Falsche“ lehren, nicht nur den höchsten wissenschaftlichen Preis bekommen, sondern viel schlimmer, dass ihre in sich schon falschen Theorien auch noch umgesetzt werden und sich dann Jahrzehnte später alle wundern „Ja wie jetzt Krise, die Modelle stimmen doch alle ???“. Du hast einen Beitrag in einem Buch über Keynes verfasst („In Defense of Post-Keynesian and Heterodox Economics“). Lohnt sich aus deiner Sicht für die theoretische Lehre und Forschung eine Neu-Entdeckung der Modell-Platonismus-Kritik von Albert? Vielleicht sogar als Wissenschaftserneurung in Verbindung mit einer Keynes-Wiederbelebung?
Dazu fallen mir drei wichtige Dinge ein: Zum ersten ist der Ökonomie-Nobelpreis kein richtiger Nobelpreis, Er heißt auch gar nicht so, sondern vielmehr „Preis der schwedischen Reichsbank im Gedenken an Alfred Nobel“, und wird auch nicht von der Nobel-Stiftung finanziert, sondern eben von der schwedischen Reichsbank. Auch das den/die Preisträger auswählende Komitee ist da weitaus weniger seriös besetzt – der Ökonomie-Preis der schwedischen Reichsbank hatte daher auch schon immer einen leichten ideologischen Einschlag.

Die Szene, die du ansprichst, in der Hayek und Myrdal zugleich den Preis erhalten, symbolisiert dieses Spannungsfeld. Zum einen wollten die handelnden Akteure damals Hayek den Preis geben, hatten aber zugleich Angst, dabei in eine politische Ecke gestellt zu werden. Daher haben sie den Gunnar Myrdal dazugenommen. Hans Albert selbst fand eine gewisse Zeit lang beide Autoren inspirierend; Hayek wurde ihm aber schnell zu wahnsinnig. Es gibt da eine unter kritischen Rationalisten gerne erzählte Szene aus dem Europäischen Forum Alpbach.

Die Situation war folgende: Hayek war eingeladen, einen längeren Vortrag zu halten und erzählte viel über sein etwas eigenwilliges Verständnis von Evolution und baute darauf das Argument auf, dass gewisse Institutionen, die sich im Laufe der Evolution besonders bewährt haben, niemals, und zwar auch nicht durch einen demokratischen Vorgang, hinterfragt werden dürfen. Zu diesen besonderen, quasi durch Evolution heilig gesprochenen, Institutionen zählten für ihn zum einen die Familie und zum anderen das Privateigentum.

Nach Hayeks Vortrag meldete sich Hans Albert zu Wort und erinnerte an die Definition von evolutionärem Erfolg, die da im Wesentlichen lautet, möglichst viele Nachkommen zu produzieren. Und ergänzte: Selbst wenn Hayek also mit allem, was er sagt, recht hätte, wären seine Argumente dennoch obsolet, da er eine Zielsetzung verfolgt, die vor dem Hintergrund unseres intellektuellen und zivilisatorischen Niveaus hochgradig fragwürdig ist. Das war mal ein eleganter Move, weil er mit zwei Sätzen einen sechzig MinutenVortrag zerstörte – Blitz-KO Sieg für Albert im Ultrasuperschwergewicht sozusagen.

Abschließend noch zur Ökonomie: Es ist einfach so, dass durch die neoklassische Dominanz in der VWL relevante alternative Forschungsprogramme oft nicht zum Zug kamen und sich nicht entsprechend entwickeln konnten. Das gilt für die Argumente von Keynes genauso wie für jene von Albert, dessen eigentlich ökonomische Argumente man am ehesten als Teil der „institutionalistischen Ökonomie“ verstehen kann, die versucht, Wirtschaft als sozial eingebettetes gesellschaftliches Sub-System zu verstehen. Beide zählen zur sogenannten „heterodoxen Ökonomie“, die im Grunde einen Sammelbegriff für all jene theoretischen Ansätze darstellt, die nicht dezidiert neoklassisch sind.

Deren Wiederbelebung – also nicht nur jene von Keynes, sondern auch die von Veblen, Marx, Galbraith oder Schumpeter, die allesamt nach heutigen Kriterien „heterodoxe“ Ökonomen wären – ist wahrscheinlich eine notwendige Voraussetzung dafür, dass es irgendwann mal eine ökonomische Theorie gibt, die auch geeignet ist, reale Probleme der Wirtschaftspolitik im Speziellen und des Wirtschaftens im Allgemeinen zu lösen.

Ich las kürzlich von Gernot Böhme, früherer Professor für Philosophie der TU Darmstadt, die These bezüglich der affirmativen Wissenschaftstheorie (aus: Einführung in die Philosophie. Weltweisheit – Lebensform – Wissenschaft, Frankfurt 1984, S. 64f):„Wissenschaft ist in ihren humanen Wert zutiefst ambivalent und angesichts der Tatsache, dass Wissenschaft eine unverzichtbare Grundlage unseres Lebens in den fortgeschrittenen Industrienationen darstellt, besteht eine vordringliche Aufgabe darin, mit der Wissenschaft fertig zu werden …Unsere allgemeine These ist nun, dass die Bewältigung der Wissenschaft nicht gelingt, weil die Art und Weise, wie wir über Wissenschaft denken und nachdenken, uns immer wieder zur Wissenschaft zurückführt und sie in dem bestätigt, was sie ist.

Insbesondere ist der Teil der professionellen Philosophie, der sich mit der Wissenschaft beschäftigt, die Wissenschaftstheorie, durch und durch affirmativ. Gerade dort, wo es darum ginge, die Wissenschaft als einen besonderen Erkenntnistyp herauszuarbeiten, das heißt, sie in einem Spektrum gleich oder verschiedenartig berechtigter Wissenstypen zu sehen, diskreditiert Wissenschaftstheorie durch sogenannte Demarkation, also durch Ab- und Ausgrenzung alle anderen Wissensformen als nicht wissenschaftlich“. Könnte es sein, dass Böhme hier eigentlich Alberts Kritik wiedergibt, nur eben nicht auf die Ökonomie, sondern auf Wissenschaft insgesamt bezogen?
Das ist schon was anderes und ich finde, es ist in einem wesentlichen Punkt falsch: wissenschaftliches Wissen ist zur Beschreibung der empirischen Welt im Normalfall besser als zum Beispiel religiöses Wissen, insofern ist der Gedanke der Demarkation schon in Ordnung. Was Böhme sagt ist erstens: Wissenschaftstheorie ist affirmativ, d.h. bejubelt die Wissenschaft nur. Das stimmt teilweise leider wirklich, aber es stimmt keinesfalls für H. Albert. Zweitens: Wissenschaft erhebt sich über andere Formen von Wissen. Das stimmt auch, aber das tut sie eben nicht ohne Grund. Und nachzugucken, ob diese Gründe erfüllt sind – beruht etwas tatsächlich auf der wissenschaftlichen Methode oder wird nur so getan als ob – wäre kritische Wissenschaftstheorie á la Albert.

Albert schreibt so wunderschön klar, vielleicht vergleichbar mit Erich Fromm. Ist dir das schon mal vorgekommen, dass andere Wissenschaftler auf dich eher spöttisch runter gucken, „Ach, der macht ja nur den einfachen Albert“? Weil sie machen ja nur den echt harten Shit, „Die Aktualität von Hegels Phänomenologie-Rezeption durch die französische Postmoderne-Philosophie in der Analyse von Adornos Musiksoziologie“…Gibt es da so Hegemonie-Kämpfe unter dem wissenschaftlichen Nachwuchs? Was kannst du uns von Albert für die hier verhandelten Themen empfehlen? Gibt es andere Theoretiker, die „gutes humanistisches gut verständlich“ schreiben?
Ach nein, diese Hahnenkämpfe spielen für mich keine Rolle. Dürfen sie auch nicht: viele Ökonomen halten mich für einen völlig ahnungslosen Philosophen, der einfach redet, was ihm einfällt – diese Sorte beginnt mich manchmal ein bisschen zu fürchten, wenn sie im Gespräch feststellen, dass ich die von ihnen so geliebte neoklassische Theorie in wichtigen Teilen besser durchschaue als sie selber. Viele Philosophen halten mich für einen völlig ahnungslosen Ökonomen – ich hatte ja eigentlich Sozialwirtschaft und VWL studiert -, der sich parasitär in ihrem Fach bewegt.

Ich denke über so was im Grunde nie nach – außer, ich möchte mich über Kleingeistigkeit im Wissenschaftsbetrieb amüsieren. Zur Frage nach den literarisch begabten, noch lebenden Humanisten, die nicht einfach ist, fallen mir folgende Namen ein: Arno Gruen, Jean Ziegler, Robert Misik, Terry Eagleton. Ich würde aber immer eher raten, echte Klassiker zu lesen. So wie Polanyis „Große Transformation“, Veblens „Theorie der feinen Leute“, Webers „Wirtschaft und Gesellschaft“ oder Schumpeters „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“. Bei den guten Humanisten habe ich zwar stets beim Lesen ein wohlig-warmes Bauchgefühl, aber der Lerneffekt ist bei Weitem nicht so groß.

Du warst im Vorfeld des Interviews im Medienstress, u.a. in der „Tagesschau“ von Österreich zu sehen. Hat sich die Lage beruhigt, ging es da auch um Hans Albert? (lacht) Über das mit Wizo und NOFX reden noch mal, gell? Nein, Witz, ich danke dir sehr für deine Zeit! Anything left to say?
Nein, da gings um die Vermögensverteilung in Österreich, ich bin ja auch Ökonom und hatte da mit meiner Forschungsgruppe hochgeschätzt, wie es um die Vermögensverteilung in Österreich tatsächlich bestellt ist. Und solche frechen Forschungsfragen sorgen manchmal für Aufsehen, zumindest im Vorwahlkampf. (lacht) Sorry jedenfalls für die aktiv zur Schau gestellten Defizite meiner Punk-Kenntnisse und schönen Dank für das nette Gespräch und die vielen schlauen Fragen.

Interview: Jan Röhlk, Kontakt: jakob-kapeller.org

TEXTE VON JAKOB KAPELLER (AUSWAHL)

BÜCHER
-Kapeller, Jakob (2011): Modell-Platonismus in der Ökonomie: Zur Aktualität einer klassischen epistemologischen Kritik. Frankfurt/Main: Lang.
-Kapeller, Jakob (2008): Das Menschenbild moderner Ökonomie. Linz: Trauner.

HERAUSGEBER
-Kapeller, Jakob / Dobusch, Leonhard / Wöhl, Stefanie (2012-tba): Momentum-Quarterly – Zeitschrift für Sozialen Fortschritt.
-Kapeller, Jakob / Blaha, Barbara / Weidenholzer, Josef (2011): Solidarität: Beiträge zu einer gerechten Gesellschaft. Wien: Braumüller.

ARTIKEL
-Kapeller, Jakob / Schütz, Bernhard (2013): Exploring Pluralist Economics: The Case of Minsky-Veblen Cycles. Journal of Economic Issues, Vol. 47(2): 515-524.
-Kapeller, Jakob / Wolkenstein, Fabio (2013): The Grounds of Solidarity: From Liberty to Loyalty. European Journal of Social Theory.
-Kapeller, Jakob / Steinerberger, Stefan (2013): How Formalism shapes Perception: An Experiment on Mathematics as a Language. International Journal of Pluralism and Economics Education, Vol. 4(2): 138-156.
-Kapeller, Jakob (2013): Model-Platonism in Economics: On a classical epistemological critique. Journal of Institutional Economics, Vol. 9(2): 199-221.
-Kapeller, Jakob / Schütz, Bernhard / Steinerberger, Stefan (2013): The Impossibility of Rational Consumer Choice – A Problem and its Solution. Journal of Evolutionary Economics, Vol. 23(1): 39-60.
-Kapeller, Jakob / Dobusch, Leonhard (2013): Breaking New Paths: Theory and Method in Path Dependence Research. Schmalenbach Business Review, Vol. 65(2): 288-311.
-Kapeller, Jakob / Dobusch, Leonhard (2012): Heterodox United vs. Mainstream City? Sketching a framework for interested pluralism in economics. Journal of Economic Issues, Vol. 46(4): 1035-1057.
-Kapeller, Jakob / Hubmann, Georg (2012): Solidarisch Handeln: Konzeptionen, Ursachen und Implikationen [Conceptions of Solidarity]. Momentum Quarterly, Vol. 1(3): 139-152.
-Kapeller, Jakob / Dobusch, Leonhard (2012): A guide to paradigmatic Self-marginalization – Lessons for
Post-Keynesian Economists. Review of Political Economy, Vol. 24(3):469-487.
reprinted in: Lavoie, Marc and Lee, Frederic S. (eds): In Defense of Post-Keynesian and Heterodox Economics. London: Routledge, 62-86.
-Kapeller, Jakob / Dobusch, Leonhard (2012): Regulatorische Unsicherheit und Private Standardisierung:
Koordination durch Ambiguität. Managementforschung, Band 22: Steuerung durch Regeln, 43-81.

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