Alzheimer ist Heilbar – Rechtzeitig zurück in ein gesundes Leben, Dr. med. Michael Nehls
Heyne/Randomhouse Neumarkter Straße 28, 81673 München, www.heyne.de
Bei solchen Büchern ist die einzige Schwierigkeit, wenn man kein Mediziner oder Wissenschaftler ist, zu beurteilen ob das was da drin steht von fachlicher Seite auch stimmt, im Detail. Finde das aber gar nicht so wichtig, weil mit etwas Verstand und Lebenserfahrung kann man in der Regel erkennen ob es totaler Quatsch ist oder eben nicht. Der Autor behauptet das Alzheimer keine Folge des Älterwerdens ist, sondern durch eine Lebensweise verursacht wird die unsere natürlichen Bedürfnisse ignoriert und stattdessen wirtschaftsgerecht ist. Und man demzufolge zum einen die Krankheit vermeiden kann und bis zu einem bestimmten Punkt sogar heilen kann bzw. den Prozess aufhalten und sogar Rückgängig machen. Ob das anhand seiner Beispiele „bewiesen“ werden kann, darüber sollen sich die Experten streiten. Für mich klingt fast alles sehr schlüssig, weil vieles ja auch nichts neues ist. Jeder hat schon mal davon gehört das es gut ist sich zu Bewegen, gesunde Nahrung zu Essen, Stress zu vermeiden und ausreichend zu schlafen sowie eine befriedigende Beschäftigung zu haben.
Darauf läuft es letztendlich hinaus. Das hätte man nicht unbedingt auf über 300 Seiten ausbreiten müssen, zumal es grade am Anfang und am Ende doch sehr langatmig ist. Dennoch erfährt man eben, meist mehr als man will, was aber natürlich, besonders wenn man davon betroffene Menschen in der Familie oder dem Umfeld hat, alles andere als langweilig ist. Nehls gibt detaillierte Tipps was zu tun ist. Dabei erfährt man auch ein paar Sachen, die zumindest mir, noch nicht bekannt waren (Sonnenblumenöl, ganz schlecht! und transfette auch weglassen), aber auch nicht weiter überraschen. Der Autor greift auch – völlig zurecht – massiv die nach „dem“ Alzheimer heilenden suchende Pharmaindustrie an, da er davon ausgeht das es dieses Medikament nie geben wird, weil die Problematik eben nicht auf ein Teilproblem fokussiert ist, sondern man das Gesamtbild sehen muss. Wenn ein undichtes Dach viele Löcher hat, ist zwar dem einen geflickten Loch geholfen, aber eben nicht dem undichten Dach. Natürlich erfährt man hier auch alles über die Krankheit und deren Verlauf. Welche Bereiche (Hippocampus) für die Erkrankung zuständig sind, weshalb die Neurogenese nicht mehr funktioniert, interessantes über Cholesterin (viel falsche Information im Umlauf), das auch Sonne (Vitamin D), soziale Kontakte und Liebe wichtig sind… Auf den Punkt gebracht finde ich das Buch zu lang, aber ansonsten sehr interessant. Weil der Autor eben auch ein paar andere Dinge die jetzt nichts mit Medizin direkt zu tun haben (Paläo) verstanden hat. So ein ganzheitlicher Ansatz ist ja mittlerweile zum Glück nichts mehr besonderes, aber kommt immer noch zu wenig vor. Allerdings gilt hier wie immer, neue Erkenntnisse können auch zu anderen Bewertungen führen, warten wir also ab und arbeiten derweil aktiv daran das wir von der Demenz nicht befallen werden. Paperback, 16,99 Euro (dolf)
Isbn 978-3453201002
[Trust # 178 Juni 2016]
