Juni 3rd, 2019

Tot ohne Gott – Eine neue Kultur des Abschieds, Franz Josef Wetz

Posted in bücher by Dolf

Alibri Verlag, Postfach 100 361, 63739 Aschaffenburg, www.alibri.de

Eigentlich führt der Titel in die Irre, denn jeder Tod der bisher stattfand und in Zukunft stattfinden wird, tat das ohne Gott und dem wird auch in Zukunft so sein. Aber das ist natürlich damit nicht gemeint, sondern die Art der einhergehenden Trauer der Hinterbliebenen und die Angst vor dem Sterben und dem Tod. Aber auch der der Untertitel verspricht dann doch mehr als inhaltlich geboten wird. Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt: “Endlichkeit”, “Gibt es ein Leben nach dem Tod”, “Wer stirbt schon gerne”, “Metaphysik der Metastasen” und “Wie ist Trost möglich”. Der erste Teil ist eine ziemlich nüchterne Betrachtung darauf was der Tod eigentlich genau ist, sachlich aber auch schonungslos.

Es geht ums Altern und womit das immer endet. Im weiteren Verlauf des Buches werden viele Themen abgehandelt: Unsterblichkeit, Ewiges Leben, Auferstehung, Wiedergeburt – bzw. wird eben klargestellt das es all das nicht gibt und es somit wenig hilfreich ist, darauf zu hoffen oder daran zu glauben. Es wird aber auch drüber sinniert das es wohl gar nicht sinnvoll wäre wenn Menschen tatsächlich ewig leben würden, nicht nur wegen der Überbevölkerung des Planeten. Es gibt so viele Aspekte die hier beleuchtet werden das man leicht den Blick aufs Wesentliche verlieren kann. Nicht wirklich hilfreich ist das massenhafte zitieren von Autoren der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Literatur, Philosophie und Naturwissenschaften (u.a. Seneca, Mann, Freud, Descartes, Kant, Schiller, Schopenhauer – um nur ein paar wenige zu nennen, dazu noch 10 (!) Seiten Literaturempfehlungen) mit mehr oder weniger schlauen Sätzen aus ihren Werken zum Thema Tod. Das könnte eine nette Auflockerung sein, aber nicht wenn es über 650 Zitate sind – weniger wäre hier mehr gewesen. Das gilt auch für das gesamte Buch, vielleicht ist es für Menschen die sich noch nie mit dem Thema, bzw. dem nicht vorhanden sein eines Gottes und dem „Leben im Paradies“ auseinandersetzten in dieser Ausführlichkeit gut, für Fortgeschrittene wäre aber weniger Wald besser gewesen, damit die Bäume besser zu erkennen sind. Am Ende gibt es auch noch ganz praktische Infos zu unterschiedlichen Bestattungsmethoden und Trauerarbeit ohne Religion. Von diesem Teil hätte ich mir deutlich mehr erwartet, aber leider kommt hier einiges einfach nicht vor. Das Buch ist nichts für zartbesaitete Menschen (heute sagt man wohl: Triggerwarning) – weil es eben sehr realistisch ist. Und man kann auch viele gute Erkenntnisse gewinnen – so diese: Das Menschen die wiederbelebt wurden, niemals Tod waren. Denn wenn sie Tod gewesen wären, hätte man sie nicht mehr wiederbeleben können. Das fand ich nochmal gut, das in dieser Form gelesen zu haben. Ein paar Wörter am Ende beschreiben das Dilemma mit dem Tod und wie die noch lebenden damit umgehen können wohl am besten: “Die meisten Konflikte im Zusammenhang mit Sterben und Tod lassen sich nicht lösen, sondern allenfalls schlichten, und einen Konflikt schlichten heißt: Man arrangiert sich irgendwie.” Es ist wohl ganz wichtig, dieses Buch nicht zum falschen Zeitpunkt zu lesen – und dieser ist sicher sehr individuell. 309 Seiten, Taschenbuch, 20,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3865692498

[Trust # 195 April 2019]

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