Februar 27th, 2011

TEAM ROBESPIERRE (#135, 04-2009)

Posted in interview by jörg

This is Brooklyn, not Versailles !

Sie scheren sich wenig um Genres und den Ruf eine hervorragende Liveband zu sein genossen sie in Europa schon, bevor sie auch nur einen Fuss in die Alte Welt gesetzt hatten: Die New Yorker Formation Team Robespierre scheint im Moment alles richtig zu machen und begeistert so DIY-Szene wie die Indie-Hipster in grösseren Clubs gleichermassen – dank ihres Potentials das völlig zurecht.

Ob ihnen der grosse Wurf gelingen wird, bleibt abzuwarten – es wäre ihnen aber gegönnt.Ein Gespräch mit Bassist Mike House über die Liebe zu DIY, Touren mit Comedians, Remixe und Katzen als Songwriting-Einflüsse…

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Euer Bandname ist schon irgendwie aussergewöhnlich, zumindest drängt sich die Frage auf warum ihr eben diesen (Maximilien de Robespierre) Menschen als Namensgeber gewählt habt. Jemanden, der erst grosse Veränderungen herbeiführte, später dann aber sich selbst nicht anders als die verhielt, die er zuvor noch bekämpfte und letztendlich durch die Guillotine starb. Sicherlich kein angenehmer Zeitgenosse, trotzdem fiel die Wahl auf ihn – warum?

Mike: Also ersteinmal fanden und finden wir, das Bandnamen meist für wichtiger genommen werden, als sie eigentlich gemeint sind. Unser Name entstand aus der Idee einen Bund hinter Jemandem zu bilden, der so anrüchig, so unpopulär war wie eben Maximilien de Robespierre.

Desweiteren hatten wir eine Reihe von Nebenprojekten, welche unter anderem Marie Antoinette und Baudeliere United hiessen und nur von kurzer Dauer waren. Zufälligerweise passierte es das aus Team Robespierre das langlebigste wurde.

Es ist noch gar nicht so lange her da haben sich Team Robespierre in Brooklyn zusammengefunden, eure Bandgründung rührt aus dem Jahre 2005. Was habt Ihr den vor TR gemacht?

Mike: Wir kommen alle aus der DIY-Punk Szene der Staaten und haben schon immer in Bands gespielt. Mike zum Beispiel in einer Poppunk-Band names Morning Glory in der er zusammen mit Leuten von Nausea und Leftover Crack spielte. Ebenfalls war er in den frühen 90ern Mitglied der Anarchopunkband Thulsa Doom. Rex und Ty haben in dutzenden Bands gespielt, eine davon war Bloodbath aus Denver, und Minnesota’s Könige des Grind Cock Pliers.

Als ihr Team Robespierre gegründet habt, hattet ihr da ein bestimmtes Ziel ins Auge gefasst, welches ihr mit der Band verfolgen wolltet?

Mike: Wir wollten den Begriff DIY-Punkband neu definieren, schauen ob und in welche Richtung er sich erweitern liesse. Wir alle lieben Punk, begannen uns aber auch mehr und mehr für andere Musikstile zu interessieren als wir älter wurden – Elektro, Hip Hop, Indie Rock sind nur einige davon.

Warum sollten wir nicht all diese unterschiedlichen Richtungen in einer neuen Punkband zusammenfassen, haben wir uns gedacht. Wir spielen immer noch umsonst Shows und touren hart, aber wir wollen unsere Keyboards mitbringen dürfen und hoffen das die Leute dann einen Pit starten, aber auch mit dem Hintern wackeln.

Neben der Veröffentlichung von Platten spielt das Touren für Bands eine wichtige Rolle. Ihr persönlich spielt so viele Shows wie möglich, seit eigentlich ständig unterwegs. In Europa wart ihr – mit Ausnahme einiger Shows in UK – aber bisher noch nicht, es ist eure erste richtige Tour hier, ja ?

Mike: Ja genau, wir spielen gerade zum ersten Mal in Europa. Wir sind geschockt und begeistert zugleich wie gut es hier läuft. Das Elektro in Europa momentan total angesagt ist, hatten wir vorher schon gehört – und die Leute nehmen uns und unsere Musik super auf. Das ist grossartig.

Ihr spielt ja ganz unterschiedliche Arten von Shows, zum Beispiel habt ihr Euch in den USA schon die Bühnen mit bekannten Indiebands wie The Teenagers oder Does It Offend You, Yeah? geteilt, anderseits tretet ihr oft in besetzten Häusern, Jugendclubs oder Lagerhallen auf. Gibt es bei Euch irgendwelche speziellen Locationvorlieben?

Mike: So lange wir so spielen können wie wir es mögen, spielen wir überall. Wenn wir in einem grossen Club auftreten, wollen wir das sich das Publikum so fühlt als seien sie in einem besetzten Haus. Die Energie von uns soll auf das Publikum überspringen und die der Zuschauer auf uns als Band.

Clubs haben zum Beispiel den Vorteil, das sie oft eine super Anlage verfügen. Wir lieben das, weil wir unsere Musik sehr viele elektronische Elemente beinhaltet. Aber nirgends, auch nicht in einem Club, kannst du die Energie übertreffen die in besetzten Häusern und Lagerhallen entsteht.

Auf den ersten Blick recht kurios, dennoch gleichwohl interessant klang für mich der Umstand, das ihr in den Staaten auch einige Shows zusammen mit (Stand Up) Comedians bestritten habt. Wie kam diese Mischung an?

Mike: Es war und ist immer sehr lustig mit Comedians zu spielen, besonders wenn du einen Monat lang auf Tour bist und an jedem Abend irgendwo auf der Bühne stehst. Wenn die Comedians dann auch noch lustig sind, ist das natürlich noch besser

Ich stiess bei den Recherchen für dieses Interview grösstenteils auf überaus positive Berichte über Euch, die wirklich jeden Bereich betrafen. Durch Eure energiegeladenen Shows habt Ihr Euch einen hervorragenden Ruf erarbeitet, ebenso durch die Touren mit oben genannten bekannteren Bands. Für die Mischung div. Musikstile werdet ihr in den Print- und Onlinemedien meist einhellig gelobt. Bei mir persönlich ist der Eindruck entstanden, dass Team Robespierre eine der wenigen Bands sind, die so wohl eine im Punk verwurzelte, von DIY geprägte Zuhörerschaft, als auch Leute die mehr auf der Suche nach dem „nächsten grossen Ding“ sind vereinen. Würdet Ihr diese Einschätzung teilen?

Mike: Ja, ich glaube ein bisschen passiert das gerade. Wir werden immer zu den grossen Events der Industrie eingeladen, wie zum Beispiel dem SXSW oder auch dem CMJ. Aber im Herzen sind wir weiterhin noch tief in der DIY-Szene verankert. Erfolg fernab der Szene bringt einem immer Nebeneinkünfte ein und wir werden auch weiterhin Möglichkeiten die über die DIY-Szene hinausgehen wahrnehmen, wenn man sie an uns trägt.

Doch wird die Szene aus der wir alle kommen und in der wir viele Leute kennen, immer über industriellen Events stehen. So lange die Leute nicht aufhören zu unseren Shows zu kommen, Spass zu haben und wir die Möglichkeit die Welt zu bereisen, sind wir glücklich.Darum geht es wirklich, so einfach ist das.

Das waren jetzt einige Fragen zu euren Touraktivitäten, wir wollen aber natürlich nicht vergessen das ihr auch Musik macht und Platten veröffentlicht. Lasst uns zuerst einmal über euren Remixwettbewerb sprechen, den ihr zu Beginn dieses Jahres ins Leben gerufen habt

Mike: Das ganze war mehr als Spass gedacht, was nicht heisst das wir die Beiträge nicht ernst nehmen würden. Es waren viele coole Sachen dabei, ich denke wir als Band haben auch schon unsere Favouriten gefunden. Allerdings wissen wir noch nicht genau in welcher Form wir die Beiträge veröffentlichen werden. Wenn dies geklärt ist werden wir die Infos dazu bekannt geben.

Apropos Remixe – auch der Stil Eurer „richtigen Lieder beinhaltet viele elektronische Elemente, welche ihr zusammen mit HC, Punk und anderen Einflüssen zu einer – wie ich finde – aufregenden Miytur zusammenmischt. Von wem / was ist TR`s Songwriting am meisten inspiriert?

Mike: Wie vorher schon gesagt, werden TR von einer ganzen Reihe verschiedenster Dinge beeinflusst: Elektro, Punk, Indie, Hip Hop und vieles mehr was musikalische Einflüsse angeht, aber auch Kunst, Frauen, Liebe, Alkohol, Ernsthaftigkeit oder Katzen kommen mir da jetzt in den Kopf, wo du mich fragst.

Wie haben wir uns den Arbeitsprozess innerhalb der Band vorzustellen? Ist jeder bei Euch in all Schritte eingebunden oder gibt es klare Aufgabenfelder für den Einzelnen?

Mike: Meistens kommt einer von uns mit der Idee für einen Song und wir arbeiten den dann gemeinsam komplett aus. Der Lohn dafür ist am Ende, das alle viel zur Entstehung eines Songs beigetragen haben, aber während des Prozesses kann es auch sehr schwierig sein. Es genügt zu sagen, das wir die Songs nicht auf dem effizientesten Wege zu Stande bringen.

Was sind Eure Pläne für die Zeit nach eurer Europatour?

Mike: So bald wir Ende November wieder nach Hause zurückkehren werden wir uns an die Arbeiten für unser nächstes Album machen. Ich denke, bis es fertig gestellt ist werden wir es tourmässig etwas ruhiger angehen um ganz in Ruhe arbeiten zu können.

Wir hoffen das wir es schaffen die neue Platte bis zum SXSW-Festival im März nächsten Jahres herauszubringen. Mit The Death Set werden wir im Anschluss daran auf unsere nächste US-Tour gehen – was sicherlich grossartig werden wird.

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Interview: Kevin Goonewardena

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