März 16th, 2007

STEAKKNIFE (#64, 06-1997)

Posted in interview by jörg

Das grösste gemeinsame Vielfache

In einem Artikel im Hanfmagazin Grow!, den ich mir zumindest partiell im WWW anschauen konnte, sprach der Autor vom kleinsten gemeinsamen Vielfachen, dass einen „jungen Punker` und einen „alten Hasen` musikalisch zusammenbringen könne. Er meinte die Band Steakknife. Da ihr ja alle an Musik interessiert seid, kennt Ihr die Band sowieso. Das soll mich aber nicht hindern, einige Sachen vorzumerken, bis es dann endlich ins Interview geht.

Du könntest jetzt sagen, dass es verdammt lange gedauert hat, bis wir mit den Jungs was machen. Dann hättest Du recht. Aber dafür ist es auch etwas Besonderes für mich, über diese Band schreiben zu können. Sie sind nämlich die beste Band Deutschlands. Punkt Basta, und selbst wenn Du es anders siehst:

Ich meine es ehrlich. Ich habe die Band jetzt zehn- oder fünfzehnmal gesehen, von Bremen übern Pott bis in die Käffer östlich von Hanau, kurz vor dem Ural… und sie waren immer Gott. Sie lösen all` das in mir aus, dass es ganz ursprünglich einmal war: Vollkommenes Abschalten von der Aussenwelt, Augen zu, der Kopf brennt…. ab durch die Mitte.

Hoffentlich stört mich in den 15 Minuten nach einem Konzert kein Mensch – da muss man ja erst mal wieder die Realität erkennen. Alles wird nichtig… da stört es auch nicht, wenn man mit einem 200mm Teleobjektiv in der Hand tanzen gehen MUss… ist doch alles egal. Neben dem ständigen Touren haben sie auch einige kleine und einen grossen Tonträger veröffentlicht, eine neue LP ist in der Mache.

Das Interview fand Sonntags in Polles neuer Kneipe in Saarbrücken statt, die da „Elch` hiess und seit Freitag, dem 25.4.97 „Karateclub Meier` heisst und absolut empfehlenswert ist – mit einem gewissen mondänen, aber dennoch abgewrackten Image. Sie befindet sich in der Nassauer Str. in der Innenstadt.

***

Ja, also, wer seid ihr denn – dumme Frage – und wie alt seid ihr?

T: Thomas, Bass, 31.

S: Ich bin Stoffel alias Lucky Diamond. Ich spiele Leadgitarre und bin 19 Jahre alt.

L: Lee. I sing. 33.

P: Polle, spiele Gitarre äh Rhythmusgitarre und bin 28.

F: Ich bin Fabsig, 32 und spiele Schlagzeug.

L: Und wir sind alle ziemlich enthusiastisch.

Das ist also euere erste Band, habe ich mir sagen lassen – bis auf Lee, der ja schon in Black Flag gesungen hat.

L: Die Weicheier. Das hat mich mal einer gefragt – „yeah! – get the fuck out of my way!`

Vielleicht sollten wir zu Beginn doch einmal die Historie anreissen, da sie doch der ein oder andere Leser vielleicht nicht kennt.

L: Soll ich? (Band stimmt zu) Ankry Simons – das war Stoffels und Thomas Idee, Angry Samoans Lieder zu covern. Zum Spass. Und dann haben wir ein paar Lieder geschrieben, die in diese Richtung gehen – dann kamen 1 Jahre, wo das nicht mehr lief, zumal es ja eigentlich nur als Witz gemeint war, ein netter Witz, aber eben nur ein Witz, dann haben wir beschlossen, dass als richtige Band zu machen und haben uns Steakknife genannt. 2Bad gibt es immer noch.

T: Versprochen.

L: Das war die short version.

Zu 2 Bad – da wurde auch immer sehr viel geschrieben, über das angeblich ach so depressive Element in der Band, in wieweit habt ihr diese Aussage forciert? Ich hatte nie das Problem, die Musik als depressiv bezeichnen zu müssen, ich fand` es einfach nur härter, schwerere Musik. Wie auch auf der 7, wo ihr Big Black (Things to do today, auf X-Mist) covert, eine gewisse Richtung angegeben ist… als ob ihr frustiert in der Ecke sitzen würdet und ab und an in die Instrumente haut.

L: Nur eine Sache zu dieser Big Black Version. Niemand, ausser diesen Leuten (die Band), den ich kenne, hat den Humor mitbekommen, den dieses Lied hat. Es ist absolut witzig – er macht eine Liste, was er heute tun muss, und da kommt dann eben auch „Hunde töten`.

T: Ich denke, dass ist irgendwann ein ziemli-cher Selbstläufer geworden. Das merkst Du bei jeder Konzertankündigung, welches Interview die Leute vorher gelesen haben, woher sie ihre Informationen haben, irgendwann gibt es nur noch so Informationen, und dann hast Du eben ein Image und das kriegst du nie wieder richtig los.

L: Ich bin oft genug deprimiert. Jetzt im Moment zum Beispiel.

Gut, aber bei Steakknife geht es ja auch irgendwo darum, mit etwas, was im Bauch ist, auf die Bühne zu gehen und gerade raus zu spielen – mit sehr, sehr viel Druck.

T: Das ist schon eine ganz unterschiedliche Sache – wir sind ja auch schon seit 2 Jahren nix mehr am machen, vielleicht mal wieder, ir-gendwann, aber es war immer eine ganz andere Sache, wie 2Bad Songs entstehen, eine viel längerfristige Sache. Ich weiss nicht, warum die Songs dann immer so geworden sind, aber das hat sich manchmal über Wochen hingezogen, wo immer kleine Teile verändert wurden. Steakknife ist wesentlich spontaner, schneller. Eine Grundidee, und daraus machst du dan ein Lied.

F: Auch textlich ist das ganz unterschiedlich. 2Bad waren halt immer Sachen vom Lee – auch sehr persönliche, Steakknife sind da ein biss-chen allgemeiner, auch oft so Stories.

L: Was die Texte angeht, auf unserer neuen LP, die irgendwann hoffentlich doch raus-kommt, sind die auch in gewisser Weise humorvoll, von mir aus schwarzer Humor, die haben sich aber auch entwickelt, das ist nicht so „haha, ich geh` spazieren`.

Hat die Tatsache, dass 2Bad seit 2 Jahren nicht mehr existiert, grundsätzlich mit der Popularität von Steakknife zu tun? Damit, dass auf Tour zumindest manchmal eine Halle auch voll sein kann?

T: Auf jeden Fall. Wie wir mit Steakknife anfingen, waren 2Bad noch voll am Spielen, und für irgendein Festival hatten wir dann Ankry Simons noch einmal aktiviert, dass 2Bad für uns schon festgefahren war und wir tie-risch viel gespielt haben und eigentlich nicht mehr viel passiert ist – wenn man im selben Laden zum fünften Mal vor den selben Leuten spielt und Steakknife war dann ein Befrei-ungsschlag. Mehr Spass im Proberaum zu stehen, Songs zu spielen und wenn du merkst, dass der Spass auch rüberkommt.

Ich will ja heute nur einmal das böse Wort Spermbirds erwähnen. In Interviews hast Du (Lee) damals den Stillstand angesprochen – ein Nichtweiterkommen als Band, der zu Deinem Ausstieg mitdazugehörte. Das Konzept Steakknife, wenn näher betrachtet – woher kommt`s, von der AnkrySimons-Spass-Idee, der Bandname auch von den Samoans, inwieweit ist so etwas, der Bezug zu etwas, das 15 Jahre und mehr zurückliegt, nicht auch Stillstand?

T: Das ist historisch eben so gelaufen. der alte Name musste weg, der neue hatte aber auch noch einen Bezug dazu, aber es war klar, dass das ganz andere Geschichten laufen würden.

L: Es ist nur ein Name, aber wir wissen alle, woher er kommt. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass viele Kids das nicht wissen – wir als alte Säcke wissen`s genau. Als Stillstand kann ich Steakknife (natürlich?) nicht ansehen. Ich bin nicht objektiv, aber die neue Platte ist ein Schritt weiter –

Wohin?

L: Woher soll ich das wissen? Es gibt kein Ziel.

S: Was mir hierbei wichtig ist, ist, dass der ganze Bezug zu Punkrock in unserer Szene, in den Bands, einfach eine Zeitlang nicht mehr wichtig war – nichts in dieser Richtung gelau-fen ist, es gab einfach keine Band, die auf die Bühne gegangen ist, hier sind wir, leck` mich am Arsch, und ihr Ding gespielt haben.

Es war Crossover, oder Hardcore – in irgendein Sche-ma reingedrückt, du wusstest immer, was dich erwartet. Was einfach Punkrock bedeutet – auf die Bühne gehen, ob man`s kann oder nicht.

Das mag ja auf Deutschland zutreffen, aber seit ca. 1990 gab`s die Lazy Cowgirls, daraus folgend die ganze Crypt Records Schiene mit New Bomb Turks etc. – die eben diese Mentalität voranstellt.

P: Ich habe noch nie den Anspruch gehabt, der losgelöste, geniale Musiker zu sein, der ir-gendwo aus dem nichts die göttliche Einge-bung hat. Du merkst halt einfach, dass es immer so ist, dass mehr oder weniger zeitgleich oder mit Versatz, ähnliche Sache passieren. Die Zeit ist immer mal wieder reif für so etwas, eine Veränderung ist nötig.

Auf Tour spielt ihr ja hauptsächlich in den autonomen Jugendzentren – inwieweit ist dort eigentlich ein Wandel im musikalischen Geschmack ablesbar?

L: Wir haben letzte Woche in 2 besetzten Häusern gespielt, die Konzerte waren gut, die Leute waren offen.

Und wie ist das mit den „normalen` Clubs?

L: Tatsache ist, im Moment machen wir beides. Und das ist ein Luxus, den man nicht unter-schätzen soll. Wir haben die Descendents Tour gemacht, und das waren garantiert keine besetzten Häuser.

Was bietet der eine Laden, was der andere nicht kann, und andersherum?

L: Das ist … egal. Wir spielen sehr gerne. Das ist alles. Es kann sein, dass wir im Moment etwas müde sind, that`s what we do. Das ist unser Ding. So pathetisch das klingen mag – wir leben das! Das Feeling zwischen Band und Publikum an einem guten Abend, das kann man nicht bezahlen.

Gut das passiert, wenn viele Leute da sind. An einem bestimmten Abend in Gelnhausen mit 15 zahlenden Gästen, wo 10 wegen der Vorband kamen, Dein Knie kaputt war (musste sitzend singen – trotzdem ein Genuss) – ihr wart nicht unbedingt gut gelaunt. Und auf der Bühne habt ihr euch angeschaut und nach 2 Liedern war das Ding am Laufen.

L: Unsere schlecht besuchten Konzerte sind unsere Besten.

T: Bisher haben wir es immer geschafft, die paar Leute auf unsere Seite zu kriegen!

P: Du bist ja sowieso da – und dann willst du auch deinen Spass dabei haben. Es funktioniert mit vielen Leuten, und wenn keiner da ist, muss man für seinen Spass selber sorgen.

T: Oder wie irgendeine Provinzrockband beleidigt abziehen.

L: Das könnten wir auch mal machen – haben es leider nie probiert.

T: Die Leute, die gekommen sind, haben ja auch einen Anspruch darauf, etwas geboten zu bekommen.

Wie merkt man diesen Punkt, wo es dann doch losgeht? Schaut ihr euch dann an, oder ist es ein bestimmter Akkord? Sagt einer was?

F: Ich merk davon nichts – es kommt einfach so.

L: Es gibt wenige Momente, wo es nicht funk-tioniert – ich glaube ein schlechtes Konzert in 2 Jahren.

P: Wo war das?

L: Ich weiss es nicht mehr.

T: 2Bad hat viel extremer von der Intensität gelebt. Wenn da einer einen schlechten Tag hatte ist man auch beim Konzert mehr oder weniger gegen die Wand gelaufen. Bei Steakknife kann man sich auch erst einmal tragen lassen, das kommt dann während dem Spielen. Es muss nicht von Anfang an jeder „dabei` sein.

L: Die ganzen Fragen sind im Moment sehr abstrakt – ich versuche mal, eine möglichst konkrete Antowrt zu geben. Wir machen alles zusammen… we feel like a band, we operate like a band – if people look at me – o.k., I don`t mind, but part of being somewhat successful has been: people see us, and see, that we`re actually a unit – it`s the real thing! (lacht)

In 2 oder 3 Intis, die ich mit euch gelesen habe, wurde hauptsächlich mit Lee gespro-chen. Von meiner Fan-Seite her geht das an gewissen Dingen vorbei. Jeder von Euch – mit Ausnahme von Fabsig, der muss ja trommeln – hat ja seine gewisse Show – wie sehr kann man seine Knie durchdrücken.

L: Es sieht cool aus!

F: Wir haben das auch selbst mal beschlossen, in der Band – viele Leute, die ein Interview machen wollen, beziehen sich erst einmal auf Lee, auch, weil sie ihn von früher vielleicht kennen, seine Aufgabe ist es auch, als Sprach-rohr der Band zu fungieren.

P: Auf Tour haben wir eben beschlossen, dass Lee Interviews macht, ein zwei von uns noch dabei, die meisten Sachen werden dann auch recht kurz gehalten, sollen aber auf den Punkt gebracht werden. Die Position der Band kon-zentriert rüberzubringen, das ist auch nicht für jeden so einfach.

Schön, aber auf der anderen Seite ist z.B. der Titel von Lees Buch („driving in a dead man`s car`) auch eine Textzeile eines Liedes – d.h. ein Steakknife-Zitat dient dann als Titel für ein Einzelprodukt.

L: Also ich fand` den Text einfach so cool, den ich wollte ich zweimal benutzen. Und wenn es sich ergibt, dann werde ich ihn dreimal be-nutzen. Aber du hast schon recht – textlich gesehen. Die meisten Texte stammen von mir.

Was heisst die meisten?

L: Wir haben alle Ideen…es ist schon oft pas-siert. Zum Beispiel: Better than you. Ich erinne-re mich ganz genau, JUZ Homburg, es standen 1000 vor der Tür und du (Fabsig?) hast gesagt, das ist ein Lied. Die meisten Songs entstehen auch gleichzeitig – ich schreibe sehr viele Texte im Studio – die Grundideen sind dann schon da, die kommen unter der Dusche, oder im Proberaum..oder im Bus.

T: Unterwegs, auf der Strasse. Confusing the locals.

Was war damit?

L: Wir haben die locals confused (und ablach!). Das war bei einer 2Bad Show. Wir haben rumgealbert und Spass gehabt – und die kiddies -ähh- die kids, die waren auch so New York h/c -mässig drauf und wir haben nur gelacht und sie haben uns überhaupt nicht verstanden.

Aber viele Sachen von euch haben ja textlich nicht unbedingt den Realitätsbezug. Bill Gates` money – er gibt es mir ja leider nicht…

S: Ach, wenn der Computer dauernd abstürzt und das einen nervt, dass man dafür noch Geld ausgeben muss…

L: Als ich letztens mit Bill gesprochen habe…

Neben euch gibt es ja einige andere deutsche Bands, die hier seit Jahren die Speerspitze bilden, und die in ihren Texten oft auf diverse „Szene`-Dinge eingehen-

L: Ich will nicht über die `Szene` schreiben, das tun die anderen schon zur Genüge. Aber ich möchte erwähnen, dass wir ein neues Lied haben, das heisst Powerkiller und darin erwähne ich NoMeansNo! Wenn das kein Szene-Wink ist. Sie haben es verdient. „I saw N.M.N. but I didn`t pay`

T: Man muss nicht dauernd über den Kram singen, zumal ich auch für mich behaupten kann, dass ich nicht voll in dieser Szene inte-griert bin, dass war ich vielleicht vor 7 oder 8 Jahren. Ich bewege mich da, ich bin dort auf Konzerten, ich spiele dort, ich fühle mich oft sehr wohl, aber es ist nicht mehr der bestimmte Teil in meinem Leben, über den ich mich ständig auslassen möchte. Es ist nicht mehr so wichtig.

F: Es gibt genug andere Sachen…

S: Es gibt vor allem Leute.

Wie ist das dann z.B. mit Leuten, die einfach wesentlich jünger sind, und euere Konzerte besuchen?

L: Das hat mir mehr Probleme bei den Sperm-birds bereitet als jetzt. Heute denke ich da nicht mehr dran.

Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, bei dem deine Kinder auf den Konzerten stehen könnten.

L: Denk an NoMeansNo. Die sind absolut nur cool. Die sind nicht nur sehr nett, die sind 200 Jahre alt and they still kick so much ass. NMN ist eine der wenigen Bands, die für mich eine Inspiration sind, wenn ich die sehe, denke ich nur: Lass` uns sofort in den Proberaum gehen. Let`s do it.

T: Es wäre schon ein Problem, wenn auf einmal nur noch total junge Menschen da wären, das ergäbe schon ein Kommunikations-problem, aber unser Publikum ist schon sehr gemischt. Wir haben mal mit Normahl gespielt und das war wirklich ein Kindergeburtstag, wir haben gespielt, und es war alles o.k., die wussten zwar nicht, was sie von uns halten sollen, was soll`s, und Normahl danach war original mit Ansagen „ja, ich hab` da gerade einen Zettel bekommen, die Petra hat heute Geburtstag und wir singen ihr jetzt Happy Birthday` und so ein Kram. Dann denkst Du schon „oh, dass würde mir wohl keinen Spass machen`.

F: Oder die Leute kommen zum Merchandise und siezen dich.

L: So ähnlich war das auch bei der Terrorgruppe.

T: Die haben sich halt auf das Spielchen eingelassen. Am Anfang fand` ich die von der Musik her auch angenehm, bei dem Konzert waren die auch alle unter 18,19 und wussten nicht, was sie von uns halten sollen.

Die Leute haben heute einen ganz anderen Background, die können sich ja auch nicht – warum sollten sie auch – an irgendwelchem alten US Punkrock orientieren, die haben dann eher eine Sick of it all Platte.

L: Lass` uns den Experten fragen, was für Platten kaufen die Leute in deinem Laden?

P: Ignite.

L: Oh, wir haben mit denen mal gespielt. Alles voller Hass.

Sehr viel Hass auf dieser Welt.

F: Ach komm, die ham se alle nicht mehr.

Oder die Rykers. Kassel muss wirklich hart sein.

T: Die ganzen Slums.

P: Wir waren dort. Ist wirklich heftig.

S: Die Vorband hatte so ein Auto…

P: Ein Ford Mustang.

F: Nee, so ein aufgemachter Opel war das.

Zurück zum Publikum, das hat ja eigentlich viel mehr damit zu tun, auf welchem Label du bist –

T: Nein nicht nur, du musst als Band dich eben entscheiden, ob du wie Normahl das Spielchen mitmachst oder nicht.

Oder du machst eben dein Ding und scheisst drauf und dann kom-men sie eben vielleicht das nächste Mal nicht mehr. Wenn du irgendwann da stehen würdest und die fragst, was soll das, was ich da gerade mache, dann ist es wohl schon zu spät.

L: Was meinst du mit den Labels?

Es gibt ja viele Labels, die ein ganz spezifi-sches Publikum haben und die Leute eben zu den Bands gehen, weil sie da drauf sind und fertig.

T: Siehe Party Diktator.

Siehe Lost&Found?

S: Gibt`s die immer noch?

F: Dazu gibt`s uns einfach zu lange, als dass wir uns mit irgendeinem Label ein völlig neues Publikum ziehen könnten.

Die neue Platte kommt…

S: Auf Semaphore raus. Das ist zwar ein sehr grosser Vertrieb, aber das Label ist ganz neu.

T: Semaphore hat so erst mal kein Image, sie fangen jetzt mehr oder weniger mit uns an, was da im Endeffekt rauskommt, abwarten, keine Ahnung.

Was sind die schlagenden Konditonen, die euch zu ihnen bewogen haben?

T: Das Problem war: Wir haben geguckt, aber in Deutschland kannst du zwischen zwei Sachen aussuchen: Entweder mit Leuten wie X-Mist zu arbeiten, wo das Ganze auf einem recht friedlichem Level abgeht, wo das Ganze aber auch recht limitiert ist oder du kannst zu irgendwelchen bösen, ganz Grossen gehen und dazwischen – wir haben lang rumgeguckt – gibt`s eben nichts. Es gibt zwar einige wenige, die in der Mitte rumschippern, aber die machen dann eh nur ein neues Unterlabel für dich und verkaufen dich wieder an jemand anderen. Es gibt für uns im Moment kein Label, mit dem ich mich total wohl fühlen würde – es ist so oder so immer ein Kompromiss.

L: Das stimmt, was er da sagt.

T: Semaphore ist für uns ein Experiment, man wird sehen, wie es funktioniert, es hat sich alles recht vernünftig angehört, man wird sehen, was dabei rauskommt.

In welchen Grössenordnungen bewegt sich das überhaupt, wieviele Platten verkauft ihr überhaupt?

L: Da fällt mir ein, ich muss Armin (X-Mist) anrufen, ich habe keine Ahnung.

T: Das letzte, was ich gehört habe, ist zwischen 3 und 4 Tausend.

F: Davon haben wir gut die Hälfte bei Konzerten verkauft.

T: Du hast sie einfach nicht gekriegt. Nir-gendwo. Selbst bei Efa, wenn du dort als Plattenladen bestellt hast, hatten sie keine vorrätig. Dann bist du live viel am spielen, und es ist schon ein wenig deprimierend, wenn in so unbedeutenden Städten wie Berlin oder München die Leute auf dich zukommen und meinen, die Platte kriegt man nicht, selbst wenn man rumrennt.

L: Um das richtig auszudrücken, was er sagt: Es ist absolut richtig. Wir haben unsere Infor-mationen von Leuten auf Konzerten. Und wir haben das einfach oft – sehr oft gehört. Ich weiss genau, dass Godpill in Berlin in irgendei-nem kleinen Laden ist – wahrscheinlich. Zu viele Leuten haben gesagt, wir können sie nicht finden. Und deshalb haben wir so viel auf Konzerten verkauft.

T: Es ist so weit gekommen, dass es für uns als Band für ein Label nur eine Aufgabe gibt, und zwar, unsere Platte zu verkaufen, an die Leute, die sie haben wollen. Nicht mehr – und nicht weniger. Dazu ist ein Label da.

Promotion dürfte ja bei einer Band, die so oft spielt, eh nicht nötig sein.

T: Es gab auch keine, das wenige, was lief, haben Freunde von uns gemacht, der eine kennt einen, der beim Rock Hard schreibt und so Sachen halt. Es hat aber auch mit den vielen Live-Konzerten auch immer ganz gut funk-tioniert.

Das hat natürlich auch mit der Kleidung zu tun (grinsend) – das darf man bei dieser Band hier ja nicht unbeachtet lassen. Von dem Bühnengehabe geht das ja schon in die Richtung Rock`n`roll Lifestyle. Im JUZ um die Ecke haben sie eben bunte Haare, ihr jetzt nicht, naja ansatzweise (Stoffel mit blonden Strähnchen)

S: Das war ein Unfall.

Inwieweit kann man so etwas auch absicht-lich pflegen?

S: Ich glaube, das hat vor Jahren angefangen, als jede Ami-Band mit kurzen Hosen auf die Bühne gegangen ist und sich extra dafür umgezogen haben, Schlabber T-Shirt, Turn-schuhe und kurze Hosen.

Das war ja dann auch eine Uniform, ein gewisses Auftreten eben. Mit Kleidung vermittelst du eben einen gewissen Stil, auch, um dich abzugrenzen. Grossartig anders als auf der Bühne laufen wir ansonsten auch nicht rum. Gut, vielleicht ein Tüpfchen draufgesetzt. So übertrieben ist es auch nicht.

L: Ich mach` das so seit 2Bad…

Die Geschichte „cool shoes` in deinem Büchlein zeigt ja auch, wo der Hase langläuft.

L: Es ist ja auch ein gutes Gefühl, ein Glücks-gefühl, nicht auszusehen, wie jeder andere. Ich beschäftige mich seit Jahren damit. Wie man sich anzieht – das war immer ein Teil vom sogenannten Punkrock.

S: Auch wenn manche Leute damit kokettieren, dass sie es nicht machen.

Und das ist alles 2nd Hand?

P: Klar, Flohmärkte, 2nd Hand Läden, alles eben

L: H&M

????

L: Billig, you know.

Und überall Synthetik drin?

P: Klar…

Aber das widerspricht ja der Sache, dass man auf einer Bühne eh` schwitzt wie ein Schwein und sich dabei vielleicht noch halbwegs wohl fühlen sollte.

Alle: Nee, nee, Hauptsache es sieht gut aus. Schwitzen ist voll in Ordnung.

(… in dem Gefasel kommen sie auf eine Story…. die wohl recht teuer für sie ausging)

T: Du kennst die Story?

Nein.

L: So was darf man nie zur Presse sagen, „kennst du die Story nicht?`

Jaja, genauso wie mit euerem Flug nach SF (Trust News letzte Ausgabe) – Pietsch hat mich inständig gebeten, darüber nix zu sagen, das hab` ich auch`m Dolf gesagt…

L: Also ist Dolf dran schuld (und Gelächter…)

Also kommen wir mal darauf zurück…

T: Es war ja nicht weiter schlimm, wir haben Leute angerufen (nachdem sie einen Tag vor Abflug am AirFrance Schalter im Frankfurter Flughafen zum Einstiegen sich versammelt vorfanden) und bei denen gepennt.. wir waren schon ein wenig aufgeregt, und die Leute am Airport haben sich dann auch freundlicherweise extra darum gekümmert, dass das mit dem Rückflug gut klappt und so. Kam mir da doch etwas blöd vor, zum ersten Mal in einem Flugzeug, naja, etwas zu früh.

Was war denn der ausschlaggebende Grund, dass ihr nach San Francisco zum Aufnehmen einer neuen LP fliegt?

T: Wir haben uns in Europa umgeschaut, und dann kam noch dieses Angebot von Herrn Burnside, das mit Flug nicht teurer war als die hiesigen Angebote. Und wenn man für das selbe Geld zwischen Wanne Eickel und San Francisco entscheiden kann…nun… lass` uns nach Amerika gehen.

Und das hat sich gelohnt.

S: Die kochen auch nur mit Wasser. Aber ich denke schon, dass die Stimmung von der Platte, die wir auch recht schnell eingespielt haben, stimmt. Keine Overdubs, nur ein wenig im Nachhinein verändert, Aufbau einen Tag, Mieten der Sachen, Verstärker, Schlagzeug-kram, aufstellen, Grundtracks – 24 Lieder in 2 Tagen. Dann habem wir mit dem Gesang angefangen und hier und da etwas ausge-bessert.

Ich glaube schon, dass die Atmosphäre der Stadt, bzw. in einem anderen, fast völlig fremdem Land, aufzunehmen, dazu beigetra-gen hat – die Stimmung stimmt halt.

T: Ausserdem war klar: Hier ist der Termin, jetzt muss es alles stimmen…

Ich habe vorhin von einem Strassenschild gelernt, dass es von hier (Saarbrücken) bis nach Paris nur 460 km sind, Iain Burgess hat dort sein Studio, er hat viele meiner liebsten Platten produziert (Naked Raygun, Big Black Anm.) – es erschien bei „Godpill` alles logisch – die Band, der Sound, der Produzent. Warum nicht noch einmal dort?

L: Wir haben kurz darüber nachgedacht.

T: Das Problem ist, dass wir schon 2 Platten, die letzte 2Bad MiniLP (Long way down Anm.) und die 1. Steakknife LP mit ihm gemacht haben, und er hat seinen Stil – wir haben immer nur zu hören bekommen, die Platte ist ganz nett, aber live seid ihr ganz anders…

und das war der Grund, dass wir gesagt haben „lass es uns jetzt wirklich probieren, das alles live einzuspielen` und nicht nur vorher drüber reden, um es dann letztlich aus praktischen überlegungen doch wieder anders zu machen. Und beim dritten Mal mit dem gleichen Produzenten wäre dann schon ein Stil vorgegeben.

Wenn wir schon beim Mischen sind – in Läden, die sonst immer scheisse klingen, habt ihr einen guten Sound… das hat demzu-folge mit euch zu tun.

P: Eher mit unserem Mixer – um ihn mal lobend zu erwähnen.

T: Der fährt auch schon ewig mit uns rum. Zum anderen haben wir auch unseren Sound, den wir für uns gut hinbkommen – zwar von der Bühne aus ziemlich laut, aber nicht zu hart, und auf der Bühne stimmt er auch. Bei kleineren Sachen, wo er nicht dabei war, haben wir unseren Sound hat selbst gemacht.

Nun müsst ihr ihn auch namentlich erwähnen –

T: Pelz, Thomas Pelz.

L: Aus Traben-Trabach

Das gibt`s?

L: Ein wunderschöner Kurort.

Äh, jetzt mal speziell zu einigen Gitarrenverzerrungen, die nicht ganz handelsüblich klingen. Wie z. B. bei Sewer Rat.

L: Ich wusste, dass du das fragst.

S: Das waren alte Effekte, die im Studio rumstanden… ein Supermuff… da standen tierisch viele alte Verstärker rum, Röhrenver-stärker uralt, ich find die Dinger geil, kriegst du halt nicht jeden Tag unter die Finger – da fängst du schon an, ein wenig rumzubasteln. Und live versuchst du dann, das irgendwie zu reproduzieren. Ich denke, dass dieses Experi-mentieren bei Steakknife ein sehr kleiner Be-standteil ist.

T: Auf der Platte waren noch einige andere Geschichten, alles eben mit dem ganzen Sch-redder, der da rumlag.

S: Jetzt bei der neuen Platte haben wir das alles weggelassen – gewollt. Keine Overdubs, kein Schnickschnack. Wir machen uns da auch weniger Gedanken um Soundspielereien, das soll nach vorne losgehen.

Wie ist das denn mit dem Trinken – das gehört ja auch zum R`n`R Lifestyle – ihr müsst es ja machen –

P: Wir machen das ja auch privat nie.

F: Wir werden von unserem Label dazu gezwungen.

T: Das steht in unserem Vertrag.

Und in der Bühnenanweisungen oder wie das heisst, was ordert ihr da?

(allgemeines Gelächter umschliesst natürlich diesen Interviewpunkt)

P: Also 2 Kästen Becks und eine Flasche Fernet Branca.

T: Unter anderem.

L: Ich hatte mal ein Fernet T-Shirt. Das ist immerhin besser als ein Jägermeister T-Shirt

Ich hab` früher immer in einen kleinen Flachmann Fernet reingfüllt, wenn ich abends weggegangen bin…

L: Ja, einen Flachmann, den könnte man schon rausbringen mit den beiden K als Logo.

F: Für den Herren empfehlen wir…

Und welche Bars könnt ihr empfehlen?

Alle unisono: Capri-Bar, Bremen

L: Und den Karateclub Meier – auch klar. Wo trinkt man gerne…

T: Wir sind da eigentlich recht flexibel.

Und wer fährt dann am nächsten Morgen?

P: Ja das ist eben das Problem. Da sind schon einige Führerscheine auf der Strecke geblieben.

T: Am nächsten Morgen ist das ja nicht so kritisch. Im Prinzip haben wir ja auch meist einen Fahrer dabei, nur der ist dann schon immer stoned.

L: Er heisst Mieps (???), ein sehr sympathischer, junger Mann, man fragt ihn dann, kannst du fahren, und er schaut dich bekifft an und nickt. jaaajjaaajjjaschlüssel.

T: Wir suchen da schon einen Anti-Alkoholiker. Stellenangebot. Wenn es geht, weiblich.

Ah genau, jetzt macht ihr so viel Rocknroll –

P: Es ist so, wie man es liest.

So schlimm?

L: Es ist schlimmer.

Ja gibt es ein tatsächliches Groupie-Dasein?

S: Das musst du die Mädels fragen.

L: Wir sind diskret. Das ist ein Vorteil vom Erwachsensein.

Na gut, gehen wir von den Mädchen weg, was macht ihr denn, wenn ihr nicht spielt? Thomas war mit Ludwig Hirsch als Soundmann auf Tour und die anderen?

L: Ich bin so arbeitslos im Moment, wie es nur geht. Arbeitsloser kann man gar nicht sein.

F: Ich hab` eine kleine Siebdruckerei, die manchmal läuft und manchmal nicht.

Das ist interessant, da muss ich nachher noch mal auf dich zurückkommen… ein Kumpel von mir will auf seinem Label –

S: Wir haben auch ein sehr schön gelegenes Studio…

T: …und die Platten, die dein Kumpel macht kann er dann bei mir im Laden verkaufen

S: Und bei uns aufnehmen…

L: Und ich schreibe dann was darüber.

Aha, das Komplettangebot. Und danach geht man in die Bar hier. Was passiert mit dem Kram auf Tour?

P: Man hat für alles seine Leute. Ich mach` die Kneipe hier mit Stoffels Freundin zusammen, und den Laden auch mit einem Kumpel.

L: Ich habe mich jetzt für einen normalen Job beworben. Berlitz Sprachschule. Ich muss Leuten englisch beibringen.

(Ohrenbeteubendes Gelächter setzt ein)

T: Geil.

Wie kommt man denn wieder nach vorne, nach einer durchzechten Nacht auf Tour?

T: Man hat so seine Tricks, vorm Schlafen-gehen zwei Aspirin schlucken.

L: Gatorade morgens.

P: Kokain – naja, nicht ganz.

L: Mit Amphetaminen merkt man das gar nicht.

Sport?

S: Konzerte sind schon Sport – der einzige, den ich in den letzten 4,5 Jahren betrieben habe.

L: That`s it. In Dresden haben wir zum ersten Mal vor einem Konzert Stretching gemacht – wir hatten viel Zeit. It was a good show.

Ich habe gedacht, auf Tour sollte man sich nur von Vitamin C ernähren.

S: Das halte ich für Blödsinn. Man sollte sich vielleicht nicht zu einseitig ernähren, vielleicht auchmal Salat essen – alle drei Tage.

T: Im Winter wird auf Tour jeder mal krank, der Tourvirus, den muss dann jeder einmal abarbeiten, da nützt die kein Vitamin was.

Gibt es Bands oder Musik, die ihr selber in der letzten Zeit für euch entdeckt habt?

L: Also diese Kurt Platte auf X-Mist, die ist phantastisch. (s. Reviews Anm.)

T: Es geht immer so in Wellen, im Moment bin ich am Suchen, vor einigen Jahren habe ich mal wieder das ein oder andere für mich entdeckt, was jeder andere schon kannte… ich warte, im Moment kann ich alles in Schubladen einordnen…

Viele Leute setzen zur Zeit auf Drum&Bass.

T: ja, das hab` ich auch mal probiert…

L: Chemical Brothers. Manchmal. (…)

S: Worüber wir jetzt sprechen, sind ja auch neue Sounds – andere Instrumente eben. Ich glaube aber, dass der Songs als solcher niemals stirbt. Da sagen wir immer Bob Dylan Test dazu – wenn du es auf der Wanderklampfe am Lagerfeuer spielen kannst und es hört sich immer noch gut an, dann ist es einfach ein guter Song. Für die Art von Musik, die wir machen, ist das ziemlich wichtig – das da ein Song drinsteckt – im klassischen Sinn.

T: Ich finde es immer schwierig, wenn Musik nur auf Sound basiert, wenn der Bob Dylan Test nicht funktioniert. Das hängt dann näm-lich nur noch von den Produktionsmethoden ab…

S: Es gab zum Beispiel, wenn es auch ein schlechtes ist, mal eine Jazz-Version von dem Depeche Mode „People are people` (Götz Alsmann, Mitte der Achtziger, Anm.) und der song hat genauso funktioniert – egal eben ob Synthezizer oder traditionellere Instrumente – also war da auch ein Song da.

T: Drum und bass zB ist ein Ansatz, recht radikal, aber auch eindimensional, und wie sich das auf Songs auswirkt, das muss man erst mal sehen. Genauso, wie irgendwelche Super-speed H/C Geschichten für sich recht fad waren, aber es sind eben Elemente drin, die diese Leute dann oft später verwandt haben, um damit songs zu machen.

S: Darüber könnte man jetzt noch Stunden weiterreden – aber letztlich gibt es keine Musik für mich, die ich total scheisse finden würde oder die mich im Moment total begeistert.

F: Es ist viel zu viel – ich hör` da einfach nur noch Radio, einen Sender aus Metz, den man leider nur hier im Saarland empfangen kann, ein Kultursender, der alles mögliche spielt, Jazz, Rock, Metal, Punk…. und da entdecke ich viele Sachen, die sich richtig geil anhören. Die machen auch keine Ansagen, da weiss man dann gar nicht, was das jetzt ist.

So, und jetzt, zum Abschluss, wie war das denn so mit den Descendents auf Tour?

L: Gut.

F: Ganz nett, bis auf die Tatsache, dass wir keine Pennplätze hatten. Das war nicht aber nicht deren Schuld, sondern Fehlplanung auf unserer Seite.

S: Die Descendents sind auch wirklich nette Leute und haben auch direkt den Kontakt gesucht – also nix von wegen „nur die Vorband sein`, sondern ganz im Gegenteil. Sehr entspannende Atmosphäre.

T: Es war ziemlich schnell klar, dass die mit Nightliner auf Tour sind und keine übernach-tungen gecheckt sind, und wir haben verpasst, das vorher zu erfragen.

Ich fand das erstaunlich, dass ihr dabei wart – normalerweise gibt es doch diese Bands, die nur als Vorbands existieren…

P: Pietsch (Steakknife Booker Anm.) hat bei der Agentur angerufen.

S: Da war schon eine Warteliste, 1000 andere Bands, die da liebend gerne mitgekommen wären, und dafür gezahlt hätten. Das sind ja dann die Plattenfirmen, die meinen, ihre Band sollte vielleicht auch einmal live spielen und viel Geld reinstecken. Von der Agentur her ist so was ja klar, da kann man nochmal Geld verdienen. Klar, das man sich auf so etwas nicht einlassen sollte.

Ach Lee, auf eueren T-Shirts steht doch hinten immer „Born cool` drauf – warum muss das sein?

L: Weil es wahr ist. Ich habe einmal ein Interview mit Visions gemacht mit dem Joachim Hiller (Ox), ein netter junger Mann übrigens, und der hat gesagt, jedesmal, wenn ich euch sehe, klappt das immer sehr gut, wie kommt das? und ich habe gesagt: Born cool! Aber das war eine Phase, jetzt sind wir in der „Killing people`-Phase.

T: Wir werden in Zukunft die T-Shirts nur noch innen bedrucken, denn ein Band T-Shirt ohne Aufdruck geht nicht, und so ist das dann für alle Seiten o.k..

Was gab`s denn da alles noch so?

F: Es gab Krawatten, aber die krieg ich nicht mehr – die waren aus dem Laden vom soundso, und sein Sohn hat den Laden runtergewirtschaftet. Für die September Tour lass` ich mir noch was einfallen.

Alle: Flachmänner!

Der VW Polo „Steakknife` ?

L: Ferrari.

Ah, Autos, ein schönes Thema.

T: Besonders bei einer Band, wo die Führerscheinfrage eine wichtige ist.

S: Im Moment haben wir vier.

L: Ein Ford Mustang, einen Alten – mein Vater hatte einen gehabt, es war ein bad ass Auto. Klassiker, sag ich. Sie sind auch sehr teuer.

Da müssen ein paar Platten mehr verkauft werden.

L: Hab` ich auch vor.

Vielleicht machst du einfach ein gut verkaufendes Buch.

L: Ja, habe ich vor, ich habe neulich das erste Mal seit 2 Jahren wieder etwas geschrieben.

Abschlussworte?

L: Du kannst Dolf sagen, wenn er mich bezahlt, dann schreibe ich fürs Trust. Ach am Rande: Anne (legendäre süddeutsche H/C-Photographin, s. Trust Nr.1 usw. Anm.) und ich bringen einen Photoband heraus, mit ihren alten Photos und ich schreibe irgendwas dazu.

Der Akzent liegt auf den Photos, es ist keine Dokumentation, wie toll das damals alles war, die Photos sind toll. Fuck! Wir haben jetzt mehr Spass als damals. Fuck damals. Fuck those people, we don`t care about them anyway.

T: Das war ein gutes Abschlusswort.

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Interview, Photos + Fantum: Daniel Röhnert

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