April 4th, 2013

Spiritual Skin: Magical Tattoos and Scarification – Lars Krutak

Posted in bücher by Dolf

Edition Reuss, Postfach 100142, 63701 Aschaffenburg, www.edition-reuss.de

SpiritualSkin

2010 ist ja schonmal ein Buch von dem Autor bei Editon Reuss erschienen, damals war der Autor bei den Kalinga auf den Philippinen. Diesmal geht die Reise des Kulturanthropologen in verschiedene Teile der Erde wo er uns unterschiedliche indigene Völker und deren Tattoos bzw. Narbenkunst (Skarifizierung) näherbringt. Die Aufmachung entspricht dem vom Verlag gewohnten hohen Standard (Grossformat 24,5 x 31,5 cm 400 Seiten mit über 420 Fotos und Abbildungen Hardcover mit Fadenheftung).

Nach einer erklärenden Einleitung (alles in deutsch und englisch) führt der erste Trip gen Thailand, ein paar Seiten Einführung vom Wissenschaflter in die Sak-Yant-Symbolik, dann viel Bilddokumentation zu dieser Kunst die, dem Glauben nach, ihre Macht und Energie von Buddha bezieht. Somit verwundert es nicht, das viele der Tätowierer Mönche sind.

Weiter geht es mit der Studie der Tattoowelten Nord- und Südamerikas, angefangen bei den Kriegern der Woodlands bis hin zu den Schamanen Amazoniens (The Matis, The Kayabi, St. Lawrence Island, The Iban, The Kayan, The Kenyah, The Sihan and Lahanan, The Mentawai, The Kalinga) sie alle glaubten, teilweies auch heute noch, an die unterschiedlichsten Geister und die magische Wirkung von Tattoos bzw. von Körperschmuck. Was diese Körperzeichen für die Menschen bedeuten wird hier erklärt, ebenso wie die verschiedenen Techniken die benutzt werden. So geht es auch um „therapeutisch/medizinische Tattoos“ – von denen ich hier zum ersten Mal hörte.

Weiter geht es mit den den Meistern der Narbenkunst von Benin (Bétamarribé), Papua Neu-Guinea (Kaningara) und Äthiopien (Hamar). Kaum zu glauben das es auch heutzutage noch eine derartige Glaubenswelt mit ihren archaischen Ritualen in diesen Formen gibt. Blut fliesst reichlich, ob bei den Initiationsriten im Geisterhaus der Kaningara wo man „Männer macht“ indem man ihnen Krokodilmuster in die Haut schneidet, bei den Schmucknarben der Frauen der Hamar – welche sich zusätzlich auch noch den Rücken blutig prügeln lassen oder – ebenso geschlechterübergreifend – aber auch nicht weniger brutal, bei den Bétamarribé. Eines haben diese Körpersymboliken alle gemeinsam, es sind schmerzhafte und blutige Riten.

Wer sich also für die religiösen Bedeutungen indigener Skarifizierung bzw. magischer Tattoos in der indigenen Welt interessiert ist hier genau richtig. Wahrscheinlich muss ein Forscher nach jahrzehntelanger Beschäftigung mit diesem Thema eine gewisse Distanzlosigkeit entwickeln, wie sonst kann man unkommentiert Sätze wie „Noch wichtiger ist, dass ein Mann sein Ansehen in der hamar-Gemeinde festigen kann, wenn er den Mann eines fremden Stammes auf einem Raubzug tötet.“ oder „Hat er das Tor zur väterlichen Heimstatt erreicht, wird einer weissen Ziege die Kehle durchgeschnitten und Blut über die Schultern des Mörders gespritzt, um ihn symbolisch von seiner Schuld für das Abschlachten eines anderen Mannes reinzuwaschen.

Der Vater begrüsst seinen Sohn, indem er die rechte Hand erhebt, die schon das Gewehr und die Genitalien des getöteten Feindes hält (Hoden und Penis wenn möglich)“. Oder „Ich bin es gewohnt, Menschen zu töten… Ich tötete Menschen um berühmt zu sein. Es war Teil [unseres] Glaubens, dass ein Mann nicht heiraten solle, bevor er einen anderen Mann, einen Elefanten, einen Löwen oder Büffel getötet hat… und es ist viel leichter einen Mann zu töten als einen Büffel.“ Es ist sicher nicht meine Aufgabe, oder die des Autors hier immer alles mit westlichen Massstäben zu messen, aber es läuft halt immer auf das gleiche raus.

Bei all dieser „Kultur“ handelt es sich halt um nichts weiter als Religion und Glauben und wie ich schon bei dem Buch über die Kalinga schrieb…. nur weil es die Religion oder der Glaube eines kleines indigenen Volkes ist wird es halt dadurch auch nicht besser. In diesem Zusammenhang könnte man noch weiter aussholen und sich mal Fragen ob denn die „kulturellen“ Forschungen über aktuelle oder vergangene Kulturen nicht immer in erster Linie Forschungen zu deren religiösen Glaubenswelten sind……

Ein interessantes Buch, wenn man es schafft das ganze pragmatisch aus der Sicht des Anthropologen zu erkunden…… ansonsten geht es hier eindeutig zu sehr um Religion, Glauben, übernatürlichen Kräften und ähnlichem Quatsch. Das verlangt sehr viel Pragmatismus…. allerdings wird man durch grossartige Fotos entschädigt. 98.- Euro (dolf)

Isbn 978-3-943105-11-7

[Trust # 158 Februar 2013]

 

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