April 21st, 2015

SPERMBIRDS (#147, 04-2011)

Posted in interview by Jan

„Ich kann mir Zeit nehmen. I’ve a pleasant life!“

„You are not a Punk!“ dröhnte es damals aus den Boxen, als ich das erste Mal den Sound von Spermbirds Ende der 1990er vernahm. Ein Song, der mich ziemlich umgehauen hat und noch heute begeistert. „You are not a Punk“ war ein Song, eine Abrechnung mit Modepunks, was in der zweiten Hälfte der 1990er für Teenager in Abgrenzungswahn zueinander an Aktualität gewonnen hatte.

Es sollte einige Jahre dauern, bis ich sie live zu sehen bekam und ehrlich, auf einer relativ großen Bühne vor einem nur mäßig begeisterungsfähigen Publikum in Bielefeld waren sie gut, aber nicht überragend. Wiederum zogen einige Jahre ins Land, bis im Bonner „Bla“, einer kleinen Kneipe in der Innenstadt, sie alles zu Mus rockten! Selten eine so intensive Show erlebt. Eine kleine Kneipe, die bebte, die drohte in sich zusammenzufallen.

Dennoch war ich überrascht, dass knapp ein Jahr später ein neuer Longplayer – „A Columbus Feeling“ – und eine Tour mit Youth of Today anstanden. Also Flugs ein paar Fragen zusammengekratzt und ab zum JZ in Essen, dem Ort wo Lee Hollis leider während des Kulturhauptstadt-Jahres vor nur zehn Leuten las. Obwohl die Lesung sicherlich ein Highlight des Jahres in Essen war, in intimer, kuscheliger Runde, direkt vor der Theke, so war der Tenor bei Spermbirds doch klar: „Heute kann es nur besser werden!“

Und der Abend wurde es. Fast eine Stunde Interview in entspannter Atmosphäre, ein sehr gutes Konzert und ein feines Ende mit den Trust-KollegInnen Andrea und Jan in einer kleinen Kaschemme nahe der Location. So müssen gute Abende aussehen! Aber nun der Arbeitsnachweis:

Für die Band dabei Gitarrist Roger, Schlagzeuger Beppo und Sänger Lee. Für’s Trust Mika und Ann-Christin.

***

 

Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt!

Roger: Uns ist immer total langweilig, immer dieses Rumhängen, da ist es super, wenn man Interviews hat. Da haben wir wenigstens etwas zu tun.

Lee: It’s hard to talk to these people every morning.

Ihr seid jetzt neun Tage mit Youth of Today auf Tour. Wie lief es bisher?

Roger: Im Großen und Ganzen eigentlich gut. Es gab so ein, zwei Konzerte, die nicht so gut besucht waren. In der Schweiz war das irgendwo im Nirgendwo, neuer Laden, seit zwei Wochen existent. Aber ansonsten ist es eigentlich sehr spaßig und entspannt.

Beppo: Es kommen mehr Leute, als ich erwartet habe. Gestern das SO36 war mit sicherlich 600, 700 Leuten total vollgestopft.

Wie ist das für Euch mit Straight Edgern zu spielen (drei Personen qualmen gerade den Backstage Raum von Youth of Today voll, wie wir später erfahren)?

Beppo: Entspannter als wir am Anfang befürchtet haben. Die straight-edgen und wir nicht, aber das stört die nicht weiter. Manchmal bringen sie die Wurstplatte in unseren Backstageraum, dafür räume ich immer brav alle Bierflaschen von der Bühne, wenn wir gespielt haben.

Roger: Wir schauen, dass wir einen Raucherraum und einen Nicht-Raucherraum haben.

Wie ist das für euch nach so vielen Jahren immer noch mit den gleichen Gesichtern seit 1983 auf Tour zu sein?

Beppo: Schön! Wie ein Betriebsausflug mit Freunden.

Roger: Es ist immer noch schön. Aber die Tour ist doch trotz allem auch anstrengend. Ich habe das Gefühl, wir sind schon länger unterwegs. Wir haben vorhin noch drüber gesprochen, dass wir früher 6 Wochen getourt sind. Noch eine Woche vor uns, ist schon erschreckend, aber jetzt noch 5 Wochen?!? Hauptsächlich für Lee, weil es für ihn als Sänger anstrengend ist.

Lee: I don’t know fear!

Roger: Wir haben etwas gerätselt, wie wir das früher sechs Wochen überstanden haben. Aber dann geht es doch. Man fährt, schläft, steht auf, isst, spielt, feiert ein bisschen oder nicht.

Beppo: Da wir jetzt den Nightliner haben, ist es auch bequemeres touren als früher. Früher haben wir uns immer in so einem Transit gesetzt oder waren mit einem Wohnmobil unterwegs. Das war alles viel enger. Vor allen Dingen fährst du tagsüber und kommst abends rechtzeitig zum Soundcheck und siehst gar nichts von den Städten. Wir fahren jetzt nachts und sind morgens schon da. Wer Lust hat, kann dann auch mal nen Stadtbummel machen. Das ist schon bequemer. Aber trotzdem ist heute eine Woche touren gefühlt drei Wochen früher.

Ist es schwer für Euch – dem Studentenalter gerade entwachsen – Zeit zu finden für Touren? Wie ist das mit Kinder, Frauen, Freundinnen, etc.?

Lee: Ich habe Zeit. Ich kann mir Zeit nehmen. I’ve a pleasant life. Aber bei diesen Männern ist das natürlich was anderes.

Roger: Urlaub! Dieses Jahr ist außer einer Woche Urlaub in Kroatien ist der ganze Resturlaub, immerhin dreißig Tage, für die Band drauf gegangen. Es bleibt noch eine Woche übrig, aber vier Tage davon sind noch für England im November 2010 geplant, dann sind noch zwei Urlaubstage übrig. Und noch zickt meine Firma nicht rum und sagt, Herr Ingenthron, sie sollten doch lieber entspannen. Wenn die wüssten, wie ich zum Teil auf dem Zahlfleisch gehe und ich nur noch anderthalb Tage habe, mich zu erholen …

Lee: Ich bin wieder da … wo ist meine Arbeit …

Roger: Ich kann nicht sagen, dass ich mich darauf wieder freue. Ist halt ein merkwürdiger Film, aber irgendwie geht das.

Beppo: Es ist schon schwieriger als früher einen Zeitpunkt zu finden. Es wird rechtzeitig eine Email rumgeschickt, dann sagt jeder, wann er keine Zeit hat. Irgendwann gibt’s dann zum Glück einen Zeitpunkt. Früher war das einfacher, ich hatte ewig Semesterferien und unglaublich viel Zeit für Musik.

Wie ist das mit Familie und Kindern?

Roger: Eltern oder Schwiegereltern kümmern sich auch viel und gern um die Kinder, aber drei Kinder zwei bis drei Wochen alleine zu betreuen ist natürlich ein ganz schönes Stück Arbeit, vor allem Beppos Frau hat sich das verdient!

Beppo: Wir haben gerade telephoniert. Zu Hause ist eine Baustelle, die Handwerker kommen und klopfen die Wände auf.

Roger: Das klingt lustig! Du bist also froh, dass Du auf Tour bist!? (lautes Lachen)

Beppo: Ich weiß so eine Tour auf jeden Fall sehr, sehr zu würdigen. Ich finde das auch weniger anstrengend. Mir macht das total Spaß, da man sich gar nicht vorstellen kann, wie wenig Zeit man für sich selbst zur Verfügung hat, wenn man drei Kinder hat. Auf Tour habe ich jede Menge Zeit für mich. Das was Roger als langweilig empfindet, empfinde ich als entspannende Ruhe!

Gibt es auch Anmerkungen von Freunden und Familie, die sagen: „Mensch ihr seit jetzt schon so lange zusammen und ihr geht immer noch auf Tour. Jetzt ist doch irgendwann mal Schluss!“ Oder gehen die damit entspannt um?

Beppo: Meine Frau weiß, dass mir was fehlen würde, wenn ich keine Musik mehr machen würde. Wahrscheinlich wäre ich dann unausgeglichen, unausstehlich oder so. Meine Frau hat mich ja so kennen gelernt und ich nehme ebenfalls viel Rücksicht auf sie. Sie hat mich bisher noch nicht gefragt: „Wie lange willste das eigentlich machen?“ Wir machen das so lang wie uns die Leute hören wollen und wenn sie uns dann irgendwann nicht mehr hören wollen, dann lassen wir es halt.

Roger: Seit ein paar Monaten bin ich mit meiner Freundin zusammen. Ich war sehr stark in die Produktion der Platte involviert, dann in die logistischen Vorbereitungen der Tour und irgendwann meinte sie dann: „Sag mal, hast du nicht gesagt, wenn die Platte aufgenommen ist, wird es ein bisschen ruhiger?“ Es kommt halt eins zum anderen, aber sie weiß schon, dass mich die Musik als Person halt auch ausmacht. Für sie war das neu und jetzt kommt auch noch England. Man muss es wohl so nehmen wie es ist.

Lee: Ich bin mit meiner Freundin seit acht Jahren zusammen und sie weiß „Es ist was es ist. Baby! This is what I do!“ Da gibt es gar keine Fragen, weil, sie traut sich nicht mich zu kritisieren …

https://www.youtube.com/watch?v=VtUPg8ePGuw

Wie haben eure Eltern `83 reagiert als sie die Musik gehört haben und wie reagieren sie jetzt, dass ihr das 27 Jahre später immer noch macht?

Roger: Meine Mutter hört sich das mal an oder so, aber klar, sie ist kein Fan. Früher kam immer die Frage: „Was, und davon wollt ihr leben?“ Sie haben es immer abgetan, als würde das eh keiner hören wollen. Aber mittlerweile haben sie einen gewissen Respekt davor, weil ihr Sohn jetzt schon in Südafrika und Australien war. Da gibt es also mehr als fünf Kids in Buxtehude, die das toll finden.

Lee: Yeah, my mother, she tells all of her friends: “Google “Lee Hollis” and then see what happens!” Wenn man das macht, es sieht nach viel aus. Ich selbst google mich sehr selten. Aber, she does that and everything like that. And then: “Wow!!! He is a Rockstar!“ Exactly that! Ich denke schon, dass sie stolz ist.

Beppo: Meine Mutter findet immer noch, dass die Spermbirds, Zitat: „infernalischen Lärm“ machen. Sie hört lieber Walter Elf oder Kick Joneses als Spermbirds. Aber sie ist natürlich auch stolz, wie wir rumkommen und erzählt das gerne in der Verwandtschaft rum.

Sechs Jahre nach „Set an Example“, was war Euer Beweggrund noch mal eine neue Platte zu machen? Touren kann ich nachvollziehen, aber eine neue Platte bedeutet viel Arbeit?

Lee: Also entweder eine neue Platte oder man ist eine Oldies-Band. Es war für mich ein muss! If the band is gonna to continue, as we obviously are, then we have to do a new record. It took our time, I’m very lazy, but … es musste sein. Ansonsten wäre es unangenehm.

Roger: Es ist nen bisschen Scheiße, dass es so lange gedauert hat. Wenn die Band zusammen ist, sind alle immer euphorisch, aber dadurch das alle ihren Alltag haben, Kinder, Familien, Jobs …

Lee: … in drei verschiedenen Städten …

Roger: Stimmt! Wir sind eigentlich eine sehr effektive Probe- und Songwriter-Band. Das Problem ist eher, dass es teuer und kompliziert ist, bis wir alle zusammen kommen. Jeder hat auch noch andere Bands. Aber irgendwann gab es den Punkt, wo ich gesagt habe, wir müssen eine Platte machen. Dann haben wir uns festgelegt und gesagt, wir proben jetzt jeden Monat und für einen festen Zeitraum wird ein Studio gebucht. Ich werde auch wieder Anfang des Jahres neue Songs schreiben, denn sechs Jahre dürfen nicht wieder vergehen. Dann wären wir 52 / 53 … wir sehen zwar keinen Grund mit Musik aufzuhören, aber ich werde mit 60 nicht mehr so viel auf der Bühne herumspringen, oder ich gehe im Anschluss mit dem Rolli runter. Wenn wir bis Ende nächsten Jahres Lieder hätten und im Frühling 2012 aufnehmen, dann erscheint die nächste Platte nicht in sechs, sondern vielleicht in zwei Jahren!

Beppo: Das halte ich auch für sehr realistisch.

Lee: I didn’t know.

Roger: Die Band braucht immer jemanden, der los rennt und alle rennen mit.

Beppo: Meistens rennt Roger los! Er hat immer ein riesiges kreatives Output. So viel, dass er sich eine zweite Band anschaffen musste, damit er seine Lieder unterbringen kann.

Roger: Ich hatte halt irgendwann 15 Songs für Spermbirds geschrieben und wir hatten immer noch nicht geprobt. Daher habe ich 12 von den 15 für meine andere Band „Zehn Nattern“ genutzt. Jeder gute Hörer kann erkennen, welche Songs ursprünglich Spermbirds-Songs hätten sein können!

Was hat sich für euch noch mal verändert im Gegensatz zur „Set an Example“?

Roger: Sie ist breiter vom Spektrum, sei es weil das Banjo auftaucht, auch mal unbewusst Country-Einflüsse reinkommen, mit „Honestly“ ist ein Song ähnlich „Only a phase“ oder „My brother“, ja schon fast eine Groove-Nummer dabei oder das Album ist auch mal popiger mit „Black in the Rainbow“ oder „Meet me in the Middle“.

„Meet me in the Middle“ klingt ja fast wie ein Kick Joneses Song …

Lee: It does …

Roger: „Strategies for victory“ ist auch eher untypischer. Das Spektrum ist breiter, fast wie ein geschlossener Kreis. Als der Titel des Albums klar war und der Kompass auf dem Cover, da schloss sich der Kreis. Dieses Entdecken-Ding, das „Am Horizont taucht was auf“ war nicht bewusst so gemacht ist. Ein Freund von Lee hat über das „Columbus Feeling“ gesprochen, ein anderer Freund hat als Coveridee den Kompass hereingebracht. Jemand sagt den Titel, wir nehmen den Song auf, der passt und so passte alles. Es war schon fast unheimlich. Als kleine Anekdote: Kurz nach der Veröffentlichung habe ich eine Promo vom Film „Shreck“ zugeschickt bekommen und da lag ein Kompass drin! Da fragt man sich: „Was geht hier vor sich?“

Beppo: Die „Set an Example“ war viel klassischer, eine Old-School-Platte. Sowas passiert einfach, wir haben uns nie etwas bewusst vorgenommen.

Bei „Meet me in the Middle“ ist mir der sehr zynische Text aufgefallen, dadurch das es mit der Melodie und die Handclaps ja fast ne Karikatur geworden ist. Seht Ihr das als Gegensatz zwischen zynischer Text und fröhlicher Musik?

Lee: It’s a wonderful combination! Grundsätzlich finde ich es immer eine lustige Kombination mit bösen Texten und schöner Musik. Es gibt unendlich viele Beispiele … aber mir fällt keine einziges ein …

… im Country-Bereich …

Lee: Ja, zum Beispiel. Umgekehrt funktioniert das weniger. Mir macht das Spaß, es geht nicht immer auf. Aber: it´s fun to try.

„Can´t live without“ ist mir auch textlich aufgefallen, weil es einfach so diesen ganze „Facebook“, „MySpace“-Hype aufnimmt. Was Vernetzung angeht, Konzerte, Musik antesten, klassische Fanzines dienen kaum noch weil man im Netz halt einfach direkt rein hören kann. Wie nutzt ihr das und wie seht ihr das?

Lee: I don’t need social networking. Ich war kurz bei Facebook als Experiment. Da musste ich jeden neuen Freund bestätigen, das hat mich genervt. Dann hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich sie nicht bestätigt habe. Dann hab ich es aufgegeben, das ist mir zu viel Kommunikation!

Was entdeckt ihr noch neu? Was ist Euer „Columbus Feeling“?

Lee: At least, we can be on tour for nine days without falling into dust!

Roger: Es gibt aber immer noch Sachen, die noch passieren können. Amerika, Japan ist noch nicht aus der Welt, es kommen Einladungen nach Mazedonien oder Griechenland. Es ist immer noch wie der Schullandausflug mit fünf guten Freunden in irgendwelchen Ländern …

Lee: Or we sit here! … [alle schauen sich in dem martialisch eingerichteten Backstageraum des JZ Papestraße in Essen um]

More like Macedonia …

Lee: This is a Columbus feeling!

Beppo: Für mich war das Interessanteste, als wir in Südafrika oder Australien gespielt haben, von Leuten erzählt zu bekommen, welche Rolle unsere Musik in deren Erwachsenwerden oder Jugend gespielt hat. Das hat mich immer sehr beeindruckt, wenn mir irgendein Südafrikaner erzählt, wir wären sein Rebellionssound gewesen und beschreibt, wie er sein erstes Spermbirds-Tape gekriegt hat und wie er sein Kinderzimmer zu Klump gehauen hat, während er „My god rides a Skateboard“ gehört hat. Solche Geschichten geben mir besonders viel! Wenn der alte Spermbirds-Songs hört, hat der vor Augen, wie er als Teenager war.

Was nehmt Ihr heute noch mit für euch von der Südafrika Tour?

Roger: Ich war vier Wochen vor den Jungs dort unterwegs. Du siehst die Slums … und dann realisierst du auch, dass da keine Schwarzen auf deinen Shows sind, sondern nur weiße kommen. Ich glaube, auf den neun Shows waren nur zwei Schwarze. Dazu die krasse Armut. Beppo wurde beinahe zweimal etwas gezockt und ein Freund von uns wurde nachts in Kapstadt aus dem Auto gezogen und mit einem Messer am Hals alles abgenommen. Das soziale Gefälle ist dort krass, vor allem wenn man als Europäer gewohnt ist, nachts um Vier besoffen alleine nach Hause zu gehen. Das ging dort nicht.

Und die Musik. Du bist über 8000km entfernt und viele Leute wollten „Playboy Subscriber“ hören. Wir haben uns schon gewundert, warum diesen Song. Aber in der Apartheids Zeit gab es eine starke Sex-Zensur, in der keinerlei Sexualität in irgendeiner Form stattfand. Auch keine „dreckigen Lyrics“. Und wenn dann ein Song anfängt mit „Come on your fucking face“, dachten die Leute wohl „Wow!“ So peinlich wie es ist, aber wir wurden immer gefragt, ob wir das spielen können.

Lee: That song is a very tasteless song. I don’t really know what I was thinking then. Actually, I was thinking something. At one point we decided, we cannot play that song, it’s ridiculous. It’s embarrassing. That song, I’m almost ashamed of, turned into something that was so important for people in South Africa. So, we played it once.

Beppo: Naja, mit dem Titel des Songs wurde damals schon aus einem Porno-Song ein Song über Pornos und deren Konsumenten. Wir haben uns damals schon Gedanken drüber gemacht, dass man den nicht unkommentiert so stehen lassen kann und daher so benannt.

Aber um noch mal zurück zur Frage zu kommen; was haben wir mitgenommen? Ich denke wir haben hauptsächlich Selbstbewusstsein mitgenommen. Es ist schön zu wissen, dass wir auch Leuten auf der anderen Seite der Weltkugel etwas bedeuten. Dazu kommt dann ein Zusammengehörigkeitsgefühl, weil wir viel zusammen erlebt haben. Das schweißt die Band noch mal enger zusammen. Wir waren zwar vorher ohnehin schon ein Herz und eine Seele, aber so was schweißt noch mal stärker zusammen.

Roger: Was ich noch betonen möchte ist, und das gilt für Südafrika, wie auch Australien, das wir eigentlich in diese Länder nur gekommen sind, weil dort Die-Hard-Fans – zum Beispiel der Bill in Südafrika – ihr ganzes Geld zusammengekratzt haben. In Australien war es ähnlich: Zwei Kumpel saßen in der Kneipe und einer meinte, immer kämen nur große Bands und man müsste mal eine kleinere holen. Aber wen? Unabhängig von einander haben sie dann Spermbirds gesagt. Ein dritter Fan, der reicher Eltern Kind ist, hat sich beteiligt und hat die Flugtickets vorgestreckt und so kam die Tour zustand. Dieses D.I.Y.-Ding, das uns ermöglicht in solche Länder zu kommen, ist halt sehr schön. Über kommerzielle Agenturen ist das nie passiert.

Glaubt Ihr das eure Fans generell sehr treu sind und mit Euch wachsen?

Lee: Ja!

Roger: Ja! Netzwerke hin oder her, aber bei MySpace kann man Statistiken anschauen und die meisten liegen im Alter von 25 bis 35 Jahre alt. Es kommen auch immer wieder neue, junge Leute. Für viele Leute ist die Band mehr als Musik. Vor allem wenn man liest, was die Schreiben. Da bekomme ich fast schon Verantwortungsgefühle.

Beppo: Also unser Publikum altert mit uns, aber es altert langsamer als wir.

Ist das Bitter?

[alle lachen]

Roger: Uns tun die Knochen weh …

Beppo: Nö, wir freuen uns über jeden Jüngeren. Von mir aus könnten die noch viel jünger sein.

Berühmte letzte Worte. Was kommt als nächstes, außer einer neuen Platte in zwei Jahren?

Lee: What he said earlier, I heard about it just today. But, it’s a good plan.

Roger: Hoffentlich noch viele gute Konzerte, spannende Länder und hoffentlich noch eine gute Platte. Weiter muss man eigentlich nicht denken. Wir sind in kein Konstrukt eingebunden. Wir können machen was wir wollen und netterweise bleiben die Leute uns treu. Jeder sagt heutzutage, eine Band darf nicht sechs Jahre warten, bis zur nächsten Platte. Bands schießen heute jedes Jahr eine neue Platte raus. Aber wir sind da raus und das ist gut so!

Beppo: Gut Ding will Weile haben.

Lee: Und Spermbirds – The Film in 3D!

Was wird die Handlung sein …

Lee: There is a song … playboy subscriber …

***

Links:
Homepage
Wikipedia
Discogs

Both comments and pings are currently closed. RSS 2.0