Mai 27th, 2021

Sexismus – Geschichte einer Unterdrückung, Susan Arndt

Posted in bücher by Dolf

C.H. Beck Verlag, Wilhelmstraße 9, 80801 München, www.beck.de

Hier handelt es sich um eine theoretisch-akademische Auseinandersetzung mit den Ursprüngen der Machtungleichheit und wie sich daraus ein umfassend dominantes Denk- und Herrschaftssystem etablieren konnte – das leider bis heute vorherrscht. Die Autorin blickt sehr weit in die Geschichte zurück und erklärt wie alles von Anfang an und in jedem Lebensbereich schon immer sexistisch war und ist. Das ist sicher meist zutreffend, allerdings im Nachhinein auch leicht festzustellen und wenn man anderen Quellen glaubt, gab es auch mal eine Zeit wo es nicht so war, aber das ist lange her.

Des weiteren arbeitet die Autorin heraus „dass Sexismus an Macht gebunden ist, die auf dem Postulat der binären Zweigeschlechtlichkeit aufbaut und dadurch patriarchalische Herrschaft ermöglicht.“ Auch das ist sicher nicht unrichtig, und könnte das Hauptproblem sein und ob sich das durch bloße Dekonstruktion beheben lässt, zum Beispiel durch gendergerechte Sprache, ist nochmal eine andere Frage – welche aber auf jeden Fall aus Arndt`s Blickwinkel in diesem Buch klar beantwortet wird. Wobei man bedenken muss das jede Dekonstruktion auch nur eine neue Konstruktion ist, aber dies nur am Rande und in diesem Fall sicher eine richtige. Hier werden wirklich alle Facetten der Problematik behandelt und eingehend ausgeleuchtet. Biologische Geschlechter in Frage gestellt, Mutterschaft, Prostitution, Femizid, Schönheit, Kleidung – fast – alles was man sich vorstellen kann wird thematisiert. So umfangreich das hier nicht wirklich näher darauf eingegangen werden soll. Gut auch das sich ebenso mit der Diskriminierung von Homosexualität, Inter- und Transsexualität auseinandergesetzt wird und die Verschränkung des Themas mit Rassismus. Sehr viel richtiges steht hier drin, über einige der Thesen von Susan Arndt hab ich mich auch aufgeregt und am allermeisten stört mich das, obwohl alles so allumfassend gedacht ist, ein sehr wichtiger Punkt fehlt: Nämlich die Gleichberechtigung von Lebewesen. Die werden leider mit keinem Wort erwähnt, die nicht-menschlichen Lebewesen. Und die müssen in Zukunft einfach dazu gedacht werden und auch berücksichtigt werden. Und wenn Menschen der Meinung sind das dies beim Thema nichts zu suchen hat, kann man nur darauf verweisen das die Sklavenhalter damals wahrscheinlich ähnlich argumentierten und das die Zeit jetzt einfach gekommen ist, ob einem das in Kram passt oder nicht. Das es den Großteil der Menschheit sowieso nicht interessiert, ist dann nochmal ein anderes Thema und es muss auch gestattet sein mal zu erwähnen das es andere Probleme gibt als jede Mikroidentität so zu beachten wie diese sich dies gern wünschen würde – auch wenn das natürlich verständlich ist. Aber wie der Untertitel des Buchs ja schon sagt, es ist die Geschichte „einer“ Unterdrückung und es gibt noch viele andere und das muss man alles zusammen denken und nicht isoliert voneinander. Sexismus, Kapitalismus, Rassismus, Religion, Lebewesenrechte, all das hängt zusammen, gesellschaftlich wie geschichtlich und vor allem für die Zukunft. Aber ich schweife ab… zurück zum Buch. Im Prinzip leistet es genau das was man davon erwartet und auf Dauer ist das auch ganz schön anstrengend zu lesen, deswegen kann ich das auch nicht wirklich empfehlen aber natürlich auch nicht davon abraten. Sagen wir so, wie so oft, ich war froh als ich am Ende angelangt war. 416 Seiten (davon allein 60 Seiten Anmerkungen, Auswahlbibliographie und Personenregister), gebunden, 26,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3406757976

[Trust # 207 April 2021]

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