Oktober 4th, 2011

SCHEISSE MINNELLI (#136, 12-2010)

Posted in interview by jörg

Skateboard the Freeway!  Interview mit Scheisse Minnelli

Why?
They seem to be in a state identical to that curious 20th century earth disease called hard drug abuse. I had to get high, Didn’t matter how at the time. Dirty needles, Gave me a disease. Yellow eyes, yellow skin, My liver bleeds! But I don’t need it anymore, And why I ever did before? Why? Why? All my insecurities. An escape that led to this disease. Addiction is something I don’t need! I had to get high, Didn’t matter how at the time. Dirty needles, Gave me a disease. Yellow eyes, yellow skin, My liver bleeds! But I don’t need it anymore, And why I ever did before? Why? Why? All my insecurities. An escape that led to this disease. All my insecurities. An escape that led to this disease. Addiction is something I don’t need! As a Vulcan, I find the need for hard drugs to be totally illogical

Wie heisst die legendäre deutsche Band aus den 80er, wo ein Ami singt? Richtig, Spermbirds. Aber wie heisst die aktuelle geile Band aus Aschaffenburg, wo ein Ami singt? Scheisse Minnelli.

Wer auf alten HC-Punk aus Kalifornien steht – you name it, Oxnard-Nardcore Sound – wird diese Band lieben. Zwei Platten („EXIST TO GET PIss`T“, „The crime has come“, letzte auf Destiny bzw. Dirty Faces Records) sind neben ein paar Singles erschienen, die Band spielt sich den Arsch ab, war schon zweimal in USA (West- und Ostküste) auf Tour und live ist das alles noch mal schneller, aber perfekt gespielt. Die Band sah ich in Frankfurt zuerst vor Christ on Parade und war begeistert.

Ich weiss noch, dass Roman vom Sonic Ballroom mir die Band mit dem etwas seltsamen Namen, der direkt schlimme Deutschpunk-Assoziationen weckt, empfahl. Die Band dann noch mal in Darmstadt mit Narsaak gesehen, und den RKL-Coversong gewidmet bekommen, so muss das sein.

2008 dann direkt ein Konzert mit Scheisse Minnelli und Bratpack veranstaltet, Sänger Sam (Kalifornien, genauer gesagt Concord-Exiliant) zog vor kurzem nach Frankfurt und wir traffen uns Ende Januar bei ihm in seiner WG in Frankfurt-Bockenheim. Live per flatrate-Handy zugeschaltet war noch Bassist Dash, der in Aschaffenburg wohnt.

***

Hey Sam, was bedeutet Scheisse?

Sam (S): Shit?

Weil, wurdet ihr das wirklich mal gefragt, was Minnelli bedeutet?

S: Ja, manchmal, junge Leute wissen nicht mehr, wer Minnelli war.

Hat mich nur gewundert, als ich diese Frage in einem Interview sah Dash?

Dash (D): Ja, Minnelli bedeutet Minnelli!

Ganz toll, ha ha. Sam, deine neue Heimatstadt Frankfurt/Main, was ist der Unterschied zu Aschaffenburg?

S: In Frankfurt ist viel mehr los, aber ich kenne hier nicht so viele Leute, meine guten Freunde sind noch in Aschaffenburg ich treffe jetzt in Frankfurt auch mehr Leute, ja, aber es dauert alles ein bisschen. Aber schon super hier, Big City Feeling, ich finde es cool.

Der Rest von Scheisse Minnelli ist aber noch in Aschaffenburg?

S: Ja genau.

Dash, wie isses denn da so?

D: Och ja, nett, is halt nen Dorf jeder kennt jeden. Kann schon seine Vorteile haben

S: Ja, aber wenn man Scheisse baut oder so, weiss das jeder innerhalb von 10 Minuten oder so.

D: Ja gut, klar, jeder kennt jeden, aber jeder weiss halt auch direkt immer was über jeden, das ist dann natürlich nicht super.

Wie läuft es gerade im Hause Scheisse Minnelli, zweites Album draussen auf Destiny, einige Homegigs in Frankfurt mit No use für a name und Dr. Know stehen an?

S: Na ja, ich bin nie zufrieden, dass ist mein Problem, ich will immer mehr keine Ahnung

D: Ich bin soweit zufrieden.

Ihr macht ja ne Osteuropa Tour in 2009?

S: Ja, wir haben bis Wien alles selbst organisiert, und den Gig in Wien durch Destiny bekommen. Bis Wien ist es ein Supportgig der UK SUBS, und dann paar Gigs als Headliner und in Wien treffen wir No use for a name.

Hey Dash, wir machen immer ne kleine Pause, dann kannst du was ergänzen aber wenn nicht, dann nicht.

D: Nö, was soll ich dazu gross sagen, der Sam hat immer die Daten parat und da bin ich ihm auch sehr dankbar für, dass er das macht. Er kümmert sich um das ganze Zeug, Booking, alles was mit Gigs zu tun hat und blabla, dass das läuft, super!

Wie kamt ihr zu Destiny, wie war die Arbeit mit Archie?

S: Destiny kam durch Archie. Er hat unseren blöden Bandnamen irgendwo gesehen und hat einfach gedacht, der Bandname ist so bescheuert, ich muss mich bei der Band melden

Er hat sich also bei uns gemeldet, nicht wir bei ihm und er meinte dann halt „Ja hier, ich bin auf euch durch den komischen Namen aufmerksam geworden“ Aber die Musik hat ihm auch gefallen und er schrieb uns, ob wir nicht Bock hätten, eine Platten mit ihm zu machen.

Wow, ich dachte, ihr hättet euch bei ihm „beworben“, weil Archie ja schon nen Name ist und

S: Nee, das witzige ist, ich habe am Anfang null gerafft, wer das ist, und dann mal ein wenig geguckt, „Oh okay, Terrorgruppe“, aber dann hab ich gesehen, dass der früher bei Inferno war und das war dann schon so „ja gut, Terrorgruppe, okay“, aber Inferno?! Ach du Scheisse, die allererste HC-Punk-Gruppe, das war geil!

Yeah!

S: Ja, und dann war direkt klar, der kennt sich mit unserem Stil aus, perfekt! Dash und die Jungs haben ihn vor mir persönlich getroffen, ich hatte nur Kontakt mit ihm über das Internet und die anderen Scheisse Minnelli Leute haben die Musik bei ihm aufgenommen, weil ich war noch in USA und als ich zurück kam, meinten die Jungs schon „spitzen Typ“.

Und durch die Aufnahme seid ihr dann bei Destiny gelandet?

S: Nee, wir wussten ja nicht, bei wem wir die Platte machen und haben dann 80 oder 100 Euro aus der Bandkasse genommen, für Post und verschicken und dann kam Archie und meinte, dass der Dave unsere Platte genial findet

Das passt ja auch alles, Destiny haben früher RKL herausgebracht und so..

S: Ja klar, dass ist für uns supergeil. Ich habe dann Dave angerufen und gefragt „Hast du Lust für die Platte“ und er war gerade im Stress, weil er am nächsten Tag auf Tour mit NOFX fahren wollte, und er meinte „Ruf mich nach der Tour an“… Das habe ich gemacht und er meinte „Machen wir!“.

Ist ja jetzt auch mal ne neue Band auf Destiny Records, die haben ja in den letzten Jahren „nur“ Booking gemacht.

S: Ja, die machen halt aber auch immer parallel Reissues.

D: Mit Archie war es echt voll gut, wir hatten reichlich zu essen und saufen gehabt, super locker.

S: Ha ha, als ich ihn das erste Mal getroffen habe, war er besoffen. War geil! Ich hatte die Adresse in Berlin, geklingelt, keiner da, ich hatte kein Geld auf meinen Handy, da hab ich einfach irgendwelche Leute auf der Strasse gefragt, „hier, darf ich dein Telefon benutzen?“

„Ich bin Amerikaner, bitte helfen sie mir“.

S: Ja ja, das ging aber, ich habe angerufen und auf einmal kommt er dann raus, das Restaurant, wo wir uns treffen wollten, war irgendwie direkt neben seiner Wohnung „Ah hier Sam, komm, saufen wir“. Da wusste ich direkt: super Typ, genau der richtige.

Spielt ihr jetzt durch Destiny mehr oder grössere Konzerte?

S: Auf jeden Fall grössere Sachen, ich meine, wir sind immer noch eine DIY Band, ich mache das buchen alles selber, ausser, was Destiny macht für Supportsachen.

Destiny haben geniale Kontakte und es sind immer noch nur 4-5 Leute, ich mein, das ist kein Kommerzdreck oder so, sie haben das selber aufgebaut, Dave kommt aus der selben gleich Ecke wie ich in Kalifornien, die haben bei null angefangen.

Du bist doch mit nem Kumpel aus Amiland nach Deutschland gezogen, um hier Musik zu machen, war das nicht einer von Verbal Abuse?

S: Der hat mal live mit denen mitgespielt, war aber selber in erster Linie in anderen Bands wie Oppressed Logic, Interpid AFF und hat in Deathtoll mit Leuten von Attitude Adjustement gezockt. Ich war schon vor ihm nach Deutschland gezogen und hatte ihn angerufen „Ey, ich brauch dich, um ne Band zu machen“, weil er kann Schlagzeug und Gitarre und Bass spielen alle drei Sachen sehr gut und er hatte immer Lust, nach oder in Europa zu touren aber es nie gepackt

Und ich meinte dann zu ihm „Komm doch rüber, die Arbeit, die du gerade in USA machst, ist doch wertlos, komm lieber rüber und hilf uns, ne Band zu gründen“. Und er meinte „Klar, mache ich gerne“ und kam dann hierher und blieb 6-7 Monate. Er hatte einerseits Heimweh nach Kalifornien, andererseits ist er über 30 und wollte irgendwie stabil leben das gehörte auch dazu. Und die Kumpels vermisst, klar.

Apropos Verbal Abuse, man hört da was von ner Zusammenarbeit mit euch?

S: Ja sie wollten eine Split mit uns machen. Verbal Abuse haben uns die Musik gegeben und gesagt, „bringt dass raus“. Ich hab paar Leute gefragt und wir sind bei Just 4 Fun Records aus Schweden gelandet. Sie machen die CD und wir suchen noch jemand für das Vinyl.

Der hat euch ja auch in USA live gesehen, der Nikki von VA?

S: Der war bei ner Probe von uns in Oakland, und auf einem Gig hat er direkt die Texte mitgesungen, voll gut. Er war ja der Sänger der ersten VA Platte und von Sick Pleasure. Und das Original Line Up von VA gibt`s ja fast wieder, nicht dieses komische von der cockrock-Platte da „Rocks your liver“ und so weiter

Du kommst ja aus Concord beschrieb mal, was da ging und geht

S: Ich bin dort auf die High School gegangen. Concord liegt ca. eine halbe Stunde östlich von San Francisco, quasi auf dem Weg von San Francisco in den Yosemite Park. Geboren bin ich allerdings in Oakland, als ich sechs war, sind wir umgezogen nach Concord und bleib da bis ich 19 war.

Dann war ich weg, im Knast, dann raus aus dem Knast und dann nach Oakland. Aber Concord bleibt meine erste Liebe, da sind Leute, die ich mein ganzes Leben kenne, meine besten Kumpels und Kindheitsfreunde

Aber die Scheisse Minnelli -Leute sind doch auch Freunde oder?

S: Ha ha, ja klar, das ist meine Familie in Deutschland auf jeden Fall.

Ok, dann hab ich noch zwei Fragen, dann würde ich gerne ne kleine Pause machen und eine rauchen. Was würdest du zu zwei erfundenen Kritiken euch gegenüber sagen? „Ah, Scheisse Minnelli sind tough guys Prolls da

S: Tough Guy? Voll komisch, ich hab das auch 1-2x gehört. Keine Ahnung, du siehst uns ja, wir sind alle sehr dünn und die Texte von uns haben auch mit Tough Guy-Themen nichts zu tun. Wir sind halt keine Crustband oder keine HC-HC-Band, wir sind einfach eine HC-Punk Band, die nicht bei Punk, aber auch nicht bei HC passt.

Ich singe meine Texte, das sind meine Erfahrungen, keine Ahnung. Musikalisch sind wir auch kein Tough-guy-Core oder sind Bands wie RKL oder DRI auch Tough guy-Musik? Die spielen einfach schnelle Mucke.

D: Dem kann ich nur beipflichten. Den Vorwurf hab ich noch nie gehört. Als wir mal in Hannover spielten, gab“s es einen relativ heftigen Circle Pit, Felix (Gitarrist) machte dann da ne Ansage, da kam dann nachher der Vorwurf auf, wir wären Machos oder so und

Das wäre meine zweite Frage gewesen, ob ihr Sexisten seid

S: Felix hat in Hannover halt einen Song mit den Worten „Prost auf den Tittenfick“ angekündigt, und die Leute haben das dann sehr ernst genommen, dass wir Machos sind. Ich meine, wir waren auf Tour mit einer Band, wo eine Frau singt, die hat das auch gesagt, diese Ansage, aber wir sind dann Männer und dürfen das nicht sagen?

Wenn das Sexismus ist, dan keine Ahnung Die Leute nehmen das alles zu ernst, die müssen was mehr Spass in ihren Leben haben, tut mir wirklich leid. Ich meine, der Spruch ist nicht toll, klar. aber es ist einfach ne Celebration of Sex. Na ja, seitdem passen wir auf, was wir in den den Läden sagen.

D: Die HC-Szene-Leuten nehmen vieles zu ernst.

S: Aber das ist alles immer so.,.. ach keine Ahnung, am gleichen Abend nach unserem Konzert, wo das mit dem Spruch war, was lief da für Musik? Angry Samoans. Ich meine, was haben die für Texte? „Homosexual up the ass?“ Klar, das ist ne Kultband und ne old schoool-Band darf so was sagen, aber wir nicht?

Das ist doch Bullshit. Oder Bands wie FEAR nur weil die so alt sind? Manche unserer Texte sind sarkastisch oder einfach „shit-talking“, d.h. wenn du das ernst nimmst, bist du blöd! Weil dann weisst du einfach nicht, was Sarkasmus ist.

Von Fear habe ich so eine Bootleg live Single, wo Lee Ving den nächsten Song mit „This ohne is for all you Freddy Mercury Homosexuals“ In einem Interview wurde gefragt, ob Fear gegen Schwule wären, und er meine „nein, auf keinen Fall“, sie hätten solche Ansagen immer deshalb gemacht, um das Publikum, was zu 90 % aus Sportjocks bestand, mit dem zu konfrontieren, was sie am meisten fürchteten.

S: Oder ein anderer Gig, da gab“s dann auch Probleme. Ich hab da irgendwie gesagt, „Ihr habt alle reichen Eltern“, die sind dann fast durchgedreht, weil die dachten, ich meine das ernst. Guck dir mal viele alte Punkrock-Videos an, die Leute labern Scheisse, das ist Spass.

Wir sind nicht die Dead Kennedys oder die Sex Pistols, wir sind keine besonders politische Band Klar, ich habe Texte über Politik, gegen Religion, ich will was mitteilen von meinen Erfahrungen, Vorschläge machen, „Hier, seh das doch so oder so vielleicht“, ich erzähl über mein Leben Die Leute sollen aber Spass haben und lachen und Spass mit uns und fertig aus.

Gut, ich wollte eigentlich nach der Frage ne Pause machen, aber so ist es ja nun auch nicht, also mit der Politik, dass ihr jetzt nur ne Funband seid, hier saufen, party und wie geil das ist, mit dem Skateboard gerade aus zu fahren, fertig. Ihr habt ja schon

S: Auf der neuen Platte gibt`s einen Song über das „Government“, ein Film hat mich dazu inspiriert, über so was schreib ich, halt das, was in meiner Kopf abgeht Ich nehme oft jedoch Sachen im Endeffekt nicht so ernst, ich glaube einfach nicht an grosse Weltrevolutionsziele oder so.

(nach einer Pause ging“s weiter)

Ist ja schon ungewöhnlich, dass eine deutsche Band schon 2 x mal diy mässig durch USA tourt UND euch gibt`s immer noch, normalerweise lösen sich nach so ner Tour die Bands ja immer auf

S: Zum Beispiel?

Upright Citizens und diverse andere, Luzifers Mob, also ich kenne jetzt grad keine deutsche Band, die 2x in den USA war, ausser Scorpions vielleicht

S: Ha ha, doch doch, da gibt`s ja genug deutsche Bands, die schon paar mal drüben waren.

Liefen die Touren über deine Homeconnections?

S: Die Kontakte kamen von vielen Leuten, von Oppressed Logic, in Kalifornien tourte ich schon mal mit meiner alten Band, es gab Verbindung nach Portland / Oregon, zur East Coast, Las Vegas. Das ist genauso wie in dem Film „American Hardcore“, wo du die Städte in den Usa siehst und direkt an die Band denkst, die dort wohnen und nicht an die Sightseeing-Sachen. Das ist einfach ein Underground Network, wenn die nach Deutschland kommen, helfen wir denen, wenn wir da sind, helfen die uns, fertig aus.

D: Ich bin einfach nur dankbar, dass Sam das alles macht!

Eurer Gitarrist kam ja bei der letzten Tour ja nicht in die USA rein, was war los?

S: Yeah, manche Bands singen nur über was, wir leben es, ha ha, also unsere Texte über Kriminalität sind nicht Bullshit. Keine Ahnung, ich bin jetzt kein Krimineller mehr, als ich jünger war, schon. Feix baut manchmal Scheiss und ist auf Bewährung. Er durfte deswegen nicht rein, wegen der Bewährung, und wir wussten das nicht.

Er hat Scheiss gebaut, als er besoffen war, das war nix grossartiges, und das war in Deutschland passiert, aber: er war auf Bewährung, nie im Knast, aber auf Bewährung.

Häh, wenn man auf Bewährung in Deutschland ist, dann kommt man mit dem normalen Touristenvisum nicht nach USA rein? Du bist ja von der Tour direkt nach Frankfurt zurückgekommen, wo ich das RKL Tribute Konzert mit euch und Bratpack gemacht habe, du hast du dann Felix das erste Mal wieder gesehen nach Ende der Eastcoast-Tour?

S: Ja, genau diese Zeit. Der Stress begann halt an der Grenze, als wir in New York gelandet sind, sie meinten dort, wenn wir vorher gefragt und uns Formulare besorgt hätten, dann hätte es vielleicht geklappt. Wir hatten einfach gedacht, das klappt schon als Europäer, aber nein bzw. ja: wenn du auf Bewährung bist, geht das nicht.

Das war im ersten Moment alles voll traurig, und eine ernste Sache. Ich musste Felix sein Gepäck bringen und die Gitarre und ihm dann sagen „Tut mir leid, du kannst nicht mit, ich brauche deine Gitarre“. Das war sehr schwer!

Du hast dann Gitarre auf der Tour gespielt?

S: Am ersten Abend waren wir in New York, in der Kneipe von dem Dictators-Sänger, Manitobas Pub, er kellnerte an dem Abend auch. Wir haben Niki von Suicide Kings getroffen und überlegt, ich sollte vielleicht ein paar Sachen auf der Gitarre lernen und wir machen viel Verzerrung auf Dashs Bass. Wir haben dann geprobt und ich habe 12-13 Lieder geschafft.

Es war aber mit mir ein ganz anderer Sound, mit Felix klingt es besser / professioneller, wie eine HC-Trash-Punk-Band, mit mir klingen wir eher wie eine Fastcore-Band. Aber besser als nix. Am ersten Abend in New York war das Konzert total voll, und Leute kamen nachher zu uns und meinten, wie gut das war, und ich meinte, du müsstest uns mal mit Felix hören.

D: Ich fand das Ganze nicht schlecht als Dreier-Gespann. Hat auch gefetzt!

S: Wir wollten schon wieder hin, aber das hängt jetzt in der Luft Er muss noch ein Jahr, schauen wir halt. Amiland ist geil, nicht nur wegen der Freunde, ich finde es geil, wenn meine Band-Kollegen Englisch reden müssen, ha ha.

Habt ihr eigentlich einen Endorsement-Deal mit Alcoholics-Gear?

S: Nein, das ist ein Kumpel von mir aus USA, die machen Pullis, Kappen ich kenne ihn schon ewig und wir kriegen kein Geld, nur halt die Klamotten und Mützen, ist doch super, wir kriegen schöne Sachen und für ihn ist es Werbung. Passt ja, wir sind oft besoffen, wir tragen seine Sachen, cool.

Ihr singt ja auch übers skaten, skatet ihr alle?

S: Ich skate nicht mehr oft, als ich jünger war, hab ich bestimmt 10 Jahre lang jeden Tag geskatet Auf Tour fahre ich immer noch gerne und nehme mein Brett auch mit. Ich tu es also immer noch gerne, kann es aber nicht mehr so viel wie früher. In Kalifornien konnte ich 365 Tage skaten, hier ist Eis Okay, man könnte indoor skaten, aber das ist scheisse, oder ins Parkhaus hmh

D: Sehr sehr selten, leider. Wenn gutes Wetter ist, ein bisschen durch die Stadt ollern. Ich bin schon zu faul und besoffen geworden, ha. Zeit ist mein grösster Feind, sag ich immer! Die Arbeit hat mich auch sehr eingespannt, im positiven Sinn!

Was ist eure Lieblingsfigur in „Dogwtown boys“, Peralta, Tony Alva oder Jay Adams?

D: Richard Jackson ist zur Zeit mein Lieblingsskater!

S: Christian Hasoi oder Wade Speyer, aber Jay Adams ist auch cool.

Natürlich, ein Thema muss kommen Sam, du hast ja auch was für unserer Trust Special über RKL geschrieben. Ihr covert auf der neuen Platte „Why“ von RKL, was ja irgendwie ein komisches Lied ist, weil dort nicht der Suff zelebriert wird wie bei „Drink positive“ , sondern auch gesagt wird „Addiction is something that I don`t need“ und genau an Addiction sind ja zwei von RKL gestorben warum habt ihr genau den Song ausgesucht?

S: Also erstmal liebe ich den Song und zweitens habe ich Kumpels wegen Heroin verloren, deshalb ist mit dieser Song wichtig. Dave hat mir erzählt, dass zu dem Zeitpunkt, als das Lied geschrieben wurde, keiner in der Band abhängig war, Jason muss damals 16 gewesen sein, ich glaub nicht, dass da einer schon ein Konsumer war.

Das komisch ist halt nur, dass sie diesen Song weitergespielt haben und zwei wegen der Scheisse verreckt sind. Ich finde alle RKL-Lieder geil, auch die letzte Platte ist der Hammer, und die unveröffentlichten Demos, is nen bisschen anders die Musik, aber super. Die alten Lieder kenne ich rück- und vorwärts, seitdem ich 12 bin.

Aber ist ja trotzdem ein interessantes Lied, weil ihr seid ja als Band den Drogen oder dem Saufen nicht abgeneigt, auf eurem Banner ist nen Krug Bier drauf und das ihr dann so ein Song spielt?

S: Drogen nehmen und Drogenabhängigkeit ist ein grosser Unterschied! In meiner alten Band konnten wir nicht proben, wenn unser Gitarrist nicht erst vorher Heroin nahm, so was geht natürlich nicht. Party machen ist eine Sache, aber wenn es ein Lifestyle wird, ist es Bullshit, das macht keinen Spass mehr.

Gibt ja auch genug Bands, die nur das positive an Alk glorifizieren, Gang Green fällt mir da direkt ein. Von eurer Internetseite: „The band is on a mission to make punk dangerous again.“ Was genau meint ihr damit? Wieder mehr Schlägereien? Hat mir jetzt eigentlich nicht soo gefehlt..

S: Neee!!! Die Leute in der Szene also, klar, es ist einmal auch die musikalische Aggressivität gemeint. Aber wichtiger ist doch, wenn du dir die alten Filme über Black Flag, Germs, Circle Jerks anschaust, damals hatten die Leute Angst, in die Punkclubs zu gehen. Punkrock ist unser Ding und heute ist alles so ungefährlich, damals hatten die kein Geld, nix zu essen, das gehörte damals zu tun, das war kein rich kids bullshit.

Du kannst von mir aus dein rich kids bullshit nehmen und geh weg von mir. Ich bin kein armer Typ, aber ich hab für viele Sachen in meinem Leben gekämpft Und auf der Bühne schlag ich mich selber, ha ha, alles andere wäre bescheuert.

D: „Making Punkrock a threat again“, so hiess mal ein Filmtitel. Ich frag mich da immer, wo ist heute der threat, die Bedrohung?

S: Klar, ich war auch saufen, skaten, den ganzen Scheiss, aber da muss doch nur mehr dabei sein.

Also seid ihr nicht so für positive Messages wie 7 Seconds früher?

S: Doch, 7 Seconds finde ich super, und RKL oder Minor Threat hatten ja auch positive Botschaften! Meine Texte sind oft negativ, ich bin Pessimist wie das Leben

Kurze Fragen am Ende Vorurteile über Deutsche, die wahr sind?

S: Stereotypes meinst du, die wahr sind? Die trinken doch viel Bier und ja, essen viel Wurst ok, das denkt jeder Ami aber Stereotypes kommen manchmal von irgend woher Das ist genau so wie die Amis, die überall Hamburger essen

Ha, das ist die zweite Frage, Vorurteile über Amis, die wahr sind? Dash, du warst jetzt zwei mal auf Tour dort, was meinste?

S: Hmh. Ja, das die viel Hamburger fressen.

Ha ha.

D: Was auf jeden Fall nicht stimmt, ist, dass die gute Hot Dogs haben. Ich hatte gehört, in NY gibt`s die besten der Welt, aber das stimmt nicht

Und das die „alle“ oberflächlich sind? Vielleicht müssen die das auch sein, die ziehen in ihrem Leben mindestens 10 mal um in den Staaten, da muss man ja auch so einen Charakter entwickeln, einerseits direkt schnell Kontakte knüpfen, weil keiner gerne allein ist, andererseits, darf man das auch nicht zu tief machen, weil man ja weiss, dass man in 2 Jahren wieder umzieht?

D: Ja Amis sind halt sehr schnell sehr enthusiastisch, „wonderful dude“, „awesome“, aber soo schlimm finde ich das nicht.

Und was meinst du, Sam, über Amis?

S: Also, die sind schon fett.

D: Stimmt, das habe ich vergessen.

S: Die reisen aus ihrem Land nicht so oft heraus Aber das Problem ist meiner Meinung nach ein ganz anderes. Das sieht man vielleicht in Europa nicht so: Kalifornien ist ganz anders wie Texas, Alabama kannst du nicht mit Oregon vergleichen, das Land ist einfach so gross die Leute in CA sind meistens ganz andere wie Leute in Virginia.

D: In jedem Land gibt`s Idioten. Wir sind ja nur bei Leuten in der Szene unterwegs, die sind auch noch mal ganz anderes als der Durchschnittsami, auch noch nen Punkt.

Bands, die ihr alle vier von Scheisse Minnelli scheisse findet?

D: Phil Collins finde ich scheisse.

S: Oh, der ist okay Aloha from hell sind Mist.

D: Da bin ich dabei. Die sind so wie Tokio Hotel und die Frau ist aus Aschaffenburg.

Nein?

S: Doch. Ich fick mich echt lieber selber, also mit so einer Frau da!

Budweiser oder Schlappe-Seppel?

S, D: Schlappe-Seppel.

KIss oder AC/DC?

S, D: AC/DC.

Gruss an die Leser?

S, D: Ja.

***

Interview: Jan Röhlk

Fotos: Mario, Scheisse Minnelli Archiv

Kontakt: http://www.myspace.com/scheisseminnelli

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