April 3rd, 2015

Rebellion der Selbstachtung – Gegen Demütigung, Franz Josef Wetz

Posted in bücher by Dolf

Alibri Verlag GmbH, Ernsthofstr.12, 63739 Aschaffenburg, www.alibri-buecher.de

RebellionderSelbstachtung

Wie kann „der im Alltag überforderte Bürger, der kosmisch völlig belanglos ist, sich trotzdem achten?“ Darauf gibt das Buch nicht nur eine Antwort sondern eine ganze Reihe von Antworten und Denkhilfen, die sicherlich jeder gebrauchen kann. Denn wer hat sich nicht schonmal ungerecht behandelt gefühlt und nicht so recht gewußt wie mit dem Gefühl umzugehen ist.

 

 

 

 

 


Der Autor zeigt wie Selbstachtung definiert, begründet und gelebt werden kann, das ist nicht so einfach: „So unverzichtbar die Selbstachtung fürs menschliche Leben ist, nicht jede Selbstachtung ist moralisch gerechtfertigt. Wie dargelegt gibt es auf der einen Seite ethisch unvertretbare Bedingungen der Selbstachtung, die sie selbst radikal in Frage stellen; auf der anderen Seite hat aus ethischer Sicht nicht jede Behandlung, die als demütigend empfunden wird, tatsächlich etwas Demütigendes an sich. Allerdings ist mit diesen Differenzierungen zur Legimität der Selbstachtung noch nicht die Frage beantwortet, ob der auch ohne ideele Sonderbestandteile zur Selbstachtung fähige Mensch angesichts seiner kosmischen Unerheblichkeit und biophysischen Abhängigkeit hierzu überhaupt berechtigt ist.“ Zum Glück ist es so geschrieben das man es auch als nicht Elfenbeinturmbewohner gut verstehen kann. Auch wenn wirklich jeder Gedankengang der einem zum Thema einfallen kann angesprochen wird, man könnte schon fast sagen Wetz seziert das ganze Gedankengebilde – aber obwohl es so ist, wird es nicht langweilig. Hin und wieder bin ich mir nicht ganz sicher warum er das jetzt dem Leser so mitteilen will – aber das hat man auch schnell wieder vergessen. Denn es gibt ja massig interessante und schlüssige Themen wie sich anhand des Inhaltsverzeichnis leicht erkennen lässt: Kampf um Respekt, Der überforderte Bürger, Der Einzelne – wichtig oder nichtig?, Menschenwürde und Selbstachtung, Sieger, Angeber und Narzissten, Verlierer, Selbstzweifler und Pessimisten, Taktlose Barmherzigkeit, Soziale Hilfestellungen, Falscher Stolz und Selbsterniedrigung, Deportation in die Demütigung, Der aufrechte Gang. Es ist alles dabei, man erfährt welche gesellschaftlichen und persönlichen Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit sich Selbstachtung entwickelt, wodurch sie bedroht wird oder wann es gerechtfertigt ist, sich gedemütigt zu fühlen und (wie) dagegen anzugehen ist oder auch wann die Selbstachtung in Überheblichkeit umschlägt. Und es fällt schwer bis unmöglich dem geschriebenen zu widersprechen, warum auch, ist es doch meist völlig richtig dargestellt – ausser die beiden hintereinanderfolgenden Texte mit der Unterüberschrift „Der Verbrecher“ und „Das Kopftuch“ Da hatte ich den Eindruck das dem einem (Verbrecher) mehr „Sympathie“ entgegengebracht wird als dem anderen (Kopftuch) und das – wäre das gewollt – hätte man die gleiche Argumentation bei Kopftuch benutzt wie beim Verbrecher, das das Kopftuch dann nicht so das große Problem wäre… aber das sind wissenschaftlich-philosophische Details die ich sicher nicht (er)klären kann und will – und da ich kein Freund von beidem bin – Schwamm drüber. Kein klassischer Ratgeber, aber sicher ein Buch das vielen Menschen helfen kann, auch wenn eigentlich gar keine Hilfe gebraucht wird. 193 Seiten, kartoniert. 16.- Euro (dolf)
Isbn 978-3-86569-177-4

[Trust #170 Februar 2015]

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