September 29th, 2007

NO MEANS NO (#122, 02-2007)

Posted in interview by jörg

Trotz ihrer langen Abwesenheit vom Tonstudio hatten Nomeansno sechs beschäftigte Jahre. Seit dem eher mürrischen 2000er Release One sind sie ständig unterwegs gewesen, sowohl als Nomeansno als auch als deren dümmliches Hockeyverehrendes Alter Ego Hanson Brothers. Sie haben eine Kompilation mit den grössten Hits unter The People`s Choice veröffentlicht ebenso wie eine 3-Song CD-Ep namens Genereic Shame.

Ausserdem, haben sie nach einem neuen Label Ausschau gehalten um sich schliesslich für Greg Werckmans Ant/Acid zu entscheiden. (Werckman war genau wie Nomeansno vorher bei Alternative Tentacles und besitzt nun zusammen mit Mike Patton Ipecac. Ant/Acid betreibt er als Nebenprojekt). Nachdem das unter Dach und Fach war begann die Band mit den Aufnahmen zu All Roads lead to Ausfahrt welches in Nordamerika am 22. August erschien und bereitete sich auf eine US-Herbsttour vor.

Ich habe Nomeansno Bassist, Sänger und Mitgründer Rob Wright, über deren Entscheidung ihre 13-Jährige Partnerschaft mit Alternative Tentacles zu beenden befragt. Gitarrist Tom Holliston hatte mir gegenüber erwähnt, dass man es “ein wenig bereue gegangen zu sein – nicht zuletzt, da im Laufe der letzten paar Jahre der Gesamte Backkatalog aus den Läden verschwunden sei.

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“Alles ist verschwunden, ja“, antwortet Wright. Dass ist eben immer die Gefahr vor allem wenn man eine Band auf unserem Level ist. Es ist ja nicht so, dass die Leute darauf warten eine Band abzugreifen die maximal 10.000-15.000 Exemplare ihrer Platten verkauft. Davon kann man nicht gerade stark profitieren, auch nicht als kleine Firma aber eigentlich hatte ich gar nicht viele Probleme mit Alternative Tentacles. Ich habe sie geliebt, die Leute und die Firma. Es war eher wie eine Beziehung, die eben alterte. Sie hatten ihre Kämpfe und Streits und wir fanden, dass die nichts mit uns zu tun hatten. In unserem Alter wollten wir einfach alles unter unsere eigenen Fittiche nehmen und selber die Hauptkontrolle besitzen“.

Der Wunsch nach einem besseren Vertrieb als es AT sich leisten konnte, war ein weiterer Faktor. “Ich wollte immer einen besseren Vertrieb ohne gross etwas mit den Businessmogulen zu tun haben zu müssen. Ant/Acid ist da das perfekte Mittelding zwischen nirgendwo erhältlich zu sein und Autogrammstunden bei HMV geben zu müssen. Southern übernehmen das in Europa und die machen auch Spitzenarbeit. John Loder hat früher mit Crass gearbeitet, die eine starke DIY-Philosophie vertraten und sie wurden zum grössten und dennoch solidesten und beständigstem unabhängigen Plattenhersteller und -vertreiber in Europa. Nachdem wir also Jahre quasi in der Wildnis verbracht haben ist es schön wieder in ein paar gute Häuser einzukehren“.

All Roads Lead to Ausfahrt, im Gegensatz zu dem schwerfälligen und eher eingleisigem One, ist voll von kurzen, energetischen und dichten Songs die kritische und simple Texte kombinieren mit unwiderstehlichen Hanson Hooks. Die Hansons, die nun zurücktreten, nachdem sie viel zu viel der Zeit der Band als Nomeansno verschlungen haben sind “ein grosser Einfluss auf der neuen Platte“, sagt Wright. “Das ist ganz normal. Nomeansno haben nie wirklich diese Seite ihrer musikalischen ästhetik ausgelebt, also haben wir jetzt das Wissen zurück nach Hause gebracht, wie schön es ist kurze laute Punk Rock Pop Songs zu machen. Die Lieder auf Ausfahrt reichen von entsetzlicher Wut (“Ashes to Ashes, “Wake Up) zu Witzeleien (so wie der Bonussong, “The Future is a Pasteine Momentaufnahme von Studiospielereien). Eines meiner Lieblingsstücke auf der Platte, “Mondo Nihilissimo 2000, deckt beide Welten ab. Das Lied beginnt mit einem mitreissenden Singalong. “Nothing means anything/Everything`s permitted,wie von Robyn Carrigan, einer weiblichen Hintergrundsängerin (!) vorgetragen. Es klingt als könne es Kaugummi Pop sein bis Wright uns einlädt, wenn die Strophe beginnt: “take turns molesting the children.

Niemals wurde der Vorschlag nach Guam zu fahren um ein Baby zu ficken melodischer ausgedrückt und man muss sich zusammenreissen um nicht der Versuchung zu unterliegen diesen Text in der öffentlichkeit sich selbst vorzusingen. Als ich das erwähne lacht Wright. Sein nasales Kichern wurde von Fans mit dem des Riddlers bei Batman verglichen. Es ist sehr merkwürdig es über mein Telefon zu hören. “Ich glaube Jerry Falwell würde den Song mögen, wenn er ihn verstünde. Ich bezweifle, dass er das würde. Leute die sich einfach nur vergnügen wollen sind meist Leute, denen alles egal ist und die verzweifelt sind. Der ganze Alkohol, Sex, Drogen, Geld, Berühmtheiten – was auch immer es ist das deine kleine Maschine am laufen hält, es ist einfach nichts, nichts wert, bedeutet nichts and erschreckenderweise scheint das alles zu sein, was die Leute heutzutage wollen. Ich bin 52 Jahre alt und im Laufe meines Lebens sehe ich wie die Leute immer gleichgültiger werden, und das nicht im positiven Sinne. Die Leute scheinen immermehr zu glauben dass alles wertlos sei, und man deshalb alles machen könne worauf man Lust hat. Es ist egal wen du verletzt, dich oder andere, weil alles bedeutungslos ist. Der Eröffner des Albums zeugt von einer ähnlichen Wut, wenn Wright drauf besteht dass die Leute “wake up from all this I WANT I WANT I WANT.“

Diese Lieder sind so nah Nomeansno je daran kommen politische Aussagen auf Ausfahrt zu machen. Ich frage Wright warum die Band davon ablässt konkret politisch zu werden. “Nun ja, weil wir Musiker sind und ich habe a) keine Macht und b) kein wirkliches Wissen darüber was so abgeht. Jeder Mann hat seine Meinung aber die meisten davon sind nichts wert da wir total uninformiert sind. Genau wie ich. Ich sitze hier und rede über den Irak? Was zur Hölle weiss ich schon darüber? Oder, hmm, Amerikanischer Imperialismus, darüber könnte ich ein paar unbedachte Kommentare abgeben aber ich weiss wahrscheinlich nicht ob die Hälfte davon wahr oder falsch ist. Worüber man sich jedoch äussern kann ist das Leben, das man lebt mit den Leuten mit denen man es lebt und all die Dinge, die grossen Problem die wir um uns herum beobachten können. Mann kann Selbstdisrespekt, und Respektlosigkeit gegenüber anderen sehen. Und man sieht auch Leute die Mitgefühl leben und keiner Fliege was zu Leide tun können und man kann oftmals von denen lernen, die man gar nicht kennt. Indem man bestimmte Handlungen mitbekommt.“

Wright arbeitet ehrenamtlich einmal pro Woche bei einer Suppenküche in Vancouver, wo dank der Kürzungen im Sozialwesen durch die Regierung viele Leute obdachlos sind, von denen viele Alkoholprobleme haben oder geistesgestört sind. Er arbeitet auch mit behinderten Kindern und erzählt mir, dass er viel mehr an der menschlichen Seite der Dinge interessiert ist als an globaler Politik.

Er hat bei seiner Arbeit “mehr über das Gute und Böse im Menschen gelernt als von tausend Nachrichtensendungen oder tausend grossartigen Gedanken über Politik oder Religion. Deswegen schreiben wir, oder zumindest ich, lieber darüber. Ich glaube es steckt eine gewisse Menschlichkeit in den Liedern, die wir singen und den Dingen über die wir reden, die viele Leute ansteckt und mit denen sie etwas anfangen können“.

Die nächste Frage erscheint offensichtlich. Wenn ein Musiker das Leben kommentieren sollte, und nicht die Politik, was hält Wright dann von Jello Biafra? Wright war sichtbar ein Fan als er sich den Auftritt mit den Melvins in Vancouver ansah. Nomeansno haben als Biafra Backup Band bei The Sky is Falling and I Want my Mommy fungiert. Biafra scheint willig seine Meinungen zu allem preiszugeben, vor allem zur Politik.

“Tja, er ist informiert, das ist seine Leidenschaft“, antwortet Wright. “Ich meine, er reisst sich einen Arm aus um alles herauszufinden. Das interessiert ihn also wird er darin Experte. Ich stimme nicht überall mit ihm überein, ich mag mit ihm über seine Schlussfolgerungen streiten aber du wirst viel von ihm lernen und die andere Seite der Geschichte präsentiert bekommen wenn du ihm zuhörst. Weil er das recherchiert hat. Er hat seine Augen und Ohren offen und verbindet A und B und präsentiert seine Ergebnisse mit Leidenschaft, was es das wirklich wert macht. Er ist kein Lehrer der seine Methoden an gelangweilten Kindern ausprobiert. Er ist ein Mann der sehr leidenschaftlich darin ist woran er glaubt und er will die Leute um sich herum durch sein Wissen begeistern und überzeugen. Es geht nicht um die Substanz dessen was Leute vortragen sondern wie sie es tun. Die Prozedur und Methoden sind wichtiger als deine Ergebnisse, finde ich“.

Sich auf die Musik konzentrieren und nicht auf ihre Egos ist auch ein zentrales Element der Band. “Es geht nicht um uns, sondern darum was wir tun. Das versuche ich immer durch unsere Arbeitsweise klarzustellen. Wir nehmen unsere Persönlichkeiten da raus, indem wir uns lustig machen und zu Karikaturen werden. Wir versuchen jetzt ein Video zu machen in dem wir nicht vorkommen. Das wichtigste ist was Leute machen und das wird man nicht darüber herausfinden wer sie sind. Bei manchen Leuten ist es so, dass sie sind was sie tun da sie ihre Persönlichkeit einfliessen lassen. Bei Johnny Cash ist das so. Er war seine Songs, sein Image, etc. Bei uns ist das nicht so. Wir sind langweilige weisse Mittelklassejungs die ziemlich alt werden, wenn du also was von uns willst, hör dir lieber die Songs an oder komm zu den Konzerten”.

Nomeansno gibt es seit fast 30 Jahren, also wollte ich wissen wie Wright das älterwerden zu schaffen macht. Teilwiese war es eine Erleichterung. “Ich zog in Erwägung mir IST MIR SCHEIssEGAL auf die Stirn zu tätowieren aber das ist asozial (lacht psychotisch). Perfektionismus, Wut und Frustration, und das habe ich auf die harte Tour gelernt, sind es einfach nicht wert. Das vermiest einem nur den ganzen Spass. Alles was mich interessiert ist Golf, Bassspielen und Computerspielen“. Beim Golf muss ich nachhacken, auch wenn ähnliches schon auf der Internetseite stand, so tut John Chedsey dort oft auch falsche Informationen drauf. Ich dachte das wäre ein Witz gewesen. Rob Wright – der Mann der verschwitzt über die Bühne fegt, mit einem manischen Grinsen und dämonischem Blick – spielt Golf? “Ich bin zum Golffanatiker geworden“. Er scheint meine Verwirrung amüsant zu finden, bleibt aber todernst. “Sonne, Luft, Bäume, eine Enthüllung. Ich habe mit 45 angefangen als ich merkte, dass ich von einem Raum via eines Autos an einen anderen fuhr, es da aber noch eine Aussenwelt gibt. Es ist ruhig, man redet nicht, schlägt einen kleinen Ball in den Wald und sucht dann danach. Es ist klasse“.

Wright ist jedoch recht philosophisch wenn er a la Nietzsche darauf besteht man solle auf dem Boden bleiben in der Suche nach dem Sinn des Lebens, was man wohl mit Golfen in Einklang bringen kann. Ein weiterer Lieblingssong des neuen Albums “Heaven is the Dust Beneath my Shoes, kommentiert den Bedarf die kleinen Dinge willkommen zu heissen. Er zählt mondäne Sorgen auf, zum Beispiel dass man von seinen Freunden im Traum als fett bezeichnet wird, Sand auf die Füsse bekommt, mit einem Refrain der transzendentale Ebenen verneint.

Wright erklärt es so: “In dem Stück geht es darum wie Leute nach dem grossen Sinn des Lebens suchen, in Religion, Intellektualität. die wichtigen Antworten findet man aber am Boden, im Staub unter deinen Füssen, im Schokoriegel in deiner Hand, in der Luft, die du atmest, der Morgensonne. Die Leute suchen auch in sich selbst, nach ihrer wahren Identität oder so. Für mich ist es alles da draussen. Geschirrspülen, Bettmachen, die Kinder von der Schule abholen, mit Freunden sprechen. Das ist mir heilig, nicht der Vatikan, nicht grosse Kathedralen. Auch diese simple Existenz hat ihre Fehler, aber diese Fehler sind auch wichtig. Darum geht es in dem Lied. Alles spielt sich genau vor deinen Augen ab, ist das zu viel für dich?

Der Nomeanswhatever Webmaster hält Ausfahrt für die beste Platte und “The Hawk Killed the Punk für den besten Song, weil er “bizarr ist mit seinen drei verschiedenen Zeiten. Ausserdem gibt es Holliston die Chance zu glänzen. Der ehemalige Frontmann von Vancouvers Show Business Giants Holliston hat auf Ausfahrt viel stärker zum Songwriting beigetragen als auf früheren Nomeansno Alben. Rob hat dort “die Riffs und Texte geschrieben und Holliston trug lediglich seine eigenen Solis bei. Live sang Holliston ab und zu Lieder, die vorher von Andy Kerr gesungen wurden, darunter “Big Dick“ und “Small Parts Isolated and Destroyed.

Aber “The Hawk Killed the Punk ist der erste Nomeansno Track wo er von Anfang an den Gesang bestimmt. All Roads Lead to Ausfahrt ist das erste Album auf dem er zu jedem Lied songwriterisch beigetragen hat, was etwas überrascht, da er ein talentierter Komponist und Sänger ist. Seine Stücke sind meist “poppiger als Nomeansno es seien wollen. Holliston verkauft seine Solo Cd auf Konzerten. Ich stimme Rob zu, dass sie “noch besser ist als seine Show Business Giants Veröffentlichungen. Nomeansno Fans sollten sie über Coolforever oder Red Cat Records beziehen, sie sind es wert.

Wie bei vielen Songs auf All Roads Lead to Ausfahrt, entstand die Musik für “The Hawk Killed the Punk“ durch einen Jam mit Tom und John Wright. Rob erklärt “Tom begann mit einem Riff und John entschied, wir sollten was Exotisches daraus machen, also begann er 5/4 zu spielen und ich sollte spielen. Es ist also  4/4 und 5/4. Wenn du die Balance verschiebst und mehr Bass oder eben Gitarre bekommst, hörst du dass das eine Swing ist und das andere Rock`n`roll. John ist irgendwo in der Mitte. Man braucht die ganze Strophe um mathematisch am Ende zusammen zu kommen. Es ist lustig weil die Leute merken, dass irgendwas falsch läuft, aber sie wissen nicht was es ist und der Song rockt also ist es auch egal.“

Obwohl Tom den Song singt ist der Text hauptsächlich von Rob. Es ist “eine Art Kombination. Ich hatte eine Idee für ein Gedicht und wir haben das dann umgeändert. Davor ging es um etwas ganz anderes. Ich habe dann den Text verfasst, aber auf Bestellung sozusagen. Tom und John kamen mit ihren Ideen was man reinbringen sollte und ich habe es in Reim und Syntax gepresst.

Falls der Text merkwürdige Bilder von Raubvögeln die sich auf Punker stürzen erzeugen sollte, sei gesagt, dass es sich um Mowhawks handelt. “Wenn du den Text liest, wirst du sehen das es um eine Liste von Dingen geht, die mit Punk assoziiert werden und dann eben von einer Person mit Iro aufgegriffen werden um eine Kollektive Persönlichkeit zu sein, oder eben gar keine. Mönche tun das auch um sich zu befreien. Eine Art dem Selbst zu entkommen ist es eine Uniform anzuziehen und Teil einer Gruppe zu werden die eine stärkere Identität hat als du es jemals haben wirst.” Eine Zeile des Texts lautet: “Nothing of himself remains. Ich frage Wright ob das positiv gemeint sei. “Ja, man kann es so sehen. Der Trick ist der Grund aus dem man es tut. Leute die vor sich selbst fliehen weil sie Schmerzen auf Grund ihres selbst haben, haben normalerweise nicht die richtige Lösung gefunden.

Wenn man es tut um eine neue Perspektive zu erhalten, und nicht immer seine eigene Sichtweise als Massstab zu sehen, ist man meistens am weisesten von uns allen. Ich frage ihn ob die Präferenz der Band für schmerzliche Themen eine masochistische Ader aufweist, doch er meint, dass sei nicht so. “Einer der Gründe warum Leute gefühllos sind ist, das sie mit dem Schmerz nicht klar kommen. Leben beinhaltet aber Schmerz, aber die Leute töten ihre Sinne ab um dem zu entweichen. Deswegen beschränken sie sich auf routinierte Beschäftigungen, Essen, Trinken, Rauchen, Fernsehen, Immer reden aber nie wirklich was sagen. Alles um Schmerz zu unterdrücken aber um wirklich zu leben muss man den Schmerz eben auch ertragen. Das hat nichts mit Masochismus zu tun sondern mit Wachstum. Wenn man das nicht macht, wächst man nicht sondern wird nur älter und toter, und leider scheint das für die meisten Leute so zu sein.“

Punk, als gemeinschaftliche Erfahrung, die eben auch die dunklere Seite der Dinge einschliesst hat es “immer ermöglicht, dass Leute sich emotional verbunden fühlen” sagt Wright mir. “Musik verbindet die Menschen richtig, schon bevor wir Häuser gebaut oder Essen angebaut haben war das so. Es gibt eine Studie die besagt, dass Singen vor dem Sprechen kam, was Sinn macht. Punk Rock funktioniert so, deswegen entstand diese Gemeinschaft und deswegen vereinen sich Leute unter einem Genre. Das kommt einem komisch vor, aber so ist es eben, es verbindet. In den frühen Siebzigern wurde Rock`n`Roll zum Pantheon der Götter und Musiker waren technische Genies mit Bühnenstrategien. Es wurde zum aufgeblasen künstlichen Ding das nur noch wenig mit dem echten Leben zu tun hatte. Deswegen wurde Punk Rock mit seiner Primitivität, seiner Strassenbezogenheit und den negativen Seiten des Lebens, die er aufzeigte, ob jetzt in den Innenstädten oder Vorstädten, als so berührend empfunden. Er erreichte Leute auf eine Art die es ELO nie tun könnten”.

In den Jahren vor der Geburt des Punk Rock, erklärt Wright, “fühlten sich viele Leute inadäquat, als wären sie niemand und nichts, innerlich tot, nicht am Leben, da es ihnen nicht erlaubt war sich lebendig zu fühlen und Punk war die negative Ausformulierung dessen. Eine Art Ja zum Leben zu sagen in dem man zu allem Nein sagt. Das birgt eine starke Kraft. Nimm deine Vitamintabletten. Nein. Warum nicht? Weil ich keine Lust habe. Das ist Macht wenn es alles ist was du hast, gerade für junge Leute, die keine Ahnung haben was so vorgeht, aber wissen was ihnen stinkt, deswegen haben sie sich im Punk wohl gefühlt. Und das ist immer noch so, man sieht die Iros, die gebleichten Haare, den derben Lidschatten. Ich kann kaum glauben dass dieser Stil 30 Jahre überlebt hat.”

Vor der Veröffentlichung von All Roads Lead to Ausfahrt, probierten Nomeansno das neue Material an einem Versuchspublikum aus bei einem kleinen übungsgig in Vancouver unter dem Namen Small Parts. Das Konzert gab der Band “die Möglichkeit Lieder auszuprobieren die wir noch nicht spielen konnten war aber gleichzeitig auch ein Benefizkonzert für die lokale Band Removal, die noch Schulden zu begleichen hatten nachdem sie in Deutschland mit Grass erwischt wurden, damit sie wieder dort touren konnten. Witzigerweise spielten Nomeansno dort “A Little Too High” als Zugabe. Ich fragte Rob ob er eher gegen Drogen sei. “Nein, bin ich nicht“, sagte er mir. “Drogen, wie alles andere auch, können auf bestimmte Art und Weise eingesetzt werden, zum Beispiel um dir neue Perspektiven zu verschaffen, aber wenn du es benutz um dich zu betäuben, damit dir nichts mehr etwas bedeutet, du Leute verletzt weil du Konsequenzen nicht mehr voraussiehst, dann bin ich sicherlich dagegen. Aber ich bin auch dagegen auf der Ebene wo Leute den ganzen Tag Geld scheffeln. Die fügen der Welt sehr viel mehr Schaden zu als Crackabhängige. Ein Typ der damit sein Geld verdient die Leben anderer Menschen zu zerstören, so wie die Leute bei Enron. Die haben der Gesellschaft mehr geschadet als 500,000 Junkies die dein Autoradio klauen oder so.”

Wahre Nomeansno Fas wissen, dass Rob Wright mit Removal auf einer 7  zusammengearbeitet hat als Mr.Wrong, er trug sogar Mr. Wrongs Katholischer Nazi Kostüm als er Removal beim Small Parts Gig unterstützte. Die nächste Kollaboration von Mr. Wrong wird mit der italienischen Thrash-Jazz Band Zu sein, deren Bassist Massimo berichtet “es gibt immer noch keine Pläne für die Aufnahmen mit Rob aber ich bin sicher sie werden Anfang nächsten Jahres erscheinen.

Er war grossartig, wir waren begeistert! Wir haben in den letzten Jahren mehrere Europatourneen mit Nomeansno gemacht, also ist es so als sei man Teil einer grossen Familie und es ist einfach inspirierend ihre Energie auf der Bühne Abend für Abend mitzubekommen. Sie waren auch einer der wichtigsten Gründe warm es Zu gibt, deshalb ist es super dass wir jetzt Freunde sind und zusammen arbeiten”. Fotos der Session mit Zu kann man auf nomeanswhatever.com begutachten.

Ich fragte Rob wie er an die Jams mit Zu herangegangen ist, deren Anarchie einen manchmal geradezu umwirft, wenn man zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Eugene Chadbourne betrachtet “Ja, das mochte ich auch nicht besonders,” sagt Rob “Es ist zu krank, sie müssen mit jemanden spielen, der sie runterbringt. Das habe ich getan. Ich habe ein paar Texte geschrieben und schon klangen sie wie eine Blues Band. Ich gehe gegen ihre Kraft an. Ich werde kaum versuchen sie in ihren 13/7 Takten zu übertreffen.

Ich werde einfach etwas Rock`n`Roll darüber legen. Der Titel der neuen Nomeansno Platte ist ein Witz, den sich John ausdachte als er mit dem Wort auf deutschen Autobahnen in Berührung kam. Es ist eine Geste für die Europäischen Fans. über Deutschland sagt Rob “sie waren schon immer unsere treuesten Fans in Europa, seit den Achtzigern deswegen wollten wir ihnen mal etwas zurückgeben. Darüber hinaus macht mich der Titel aber auch nervös, werden sich Nomeansno wohl bald auflösen. Rob lacht “wenn wir das je tun sollten, werden wir es nicht ankündigen.”

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Interview/Text: Allan MacInnis

übersetzung aus dem englischen: Alva Dittrich

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