August 6th, 2015

Konsum-Botschaften – Was Forschende für die gesellschaftliche Gestaltung nachhaltigen Konsums empfehlen

Posted in bücher by Dolf

S. Hirzel Verlag, Birkenwaldstraße 44, 70191 Stutgart, www.hirzel.de

KonsumBotschaften

Wenn ein Syntheseteam welches aus 16 ForscherInnen besteht ein Buch zum Thema nachhaltigen Konsum rausbringt könnte das auch ganz schön nach hinten losgehen, im Sinne von „zu akademisch/wissenschaftlich“ – dies ist hier aber zum Glück nicht geschehen. Ganz im Gegenteil, das Buch liest sich angenehm und man erkennt gut das einfach „mehr“ dabei rauskommt wenn sich viele ForscherInnen über Jahre (das vom BMBF geförderte Forschungsprogramm lief von 2008-2013) die Köpfe zerbrechen. Nun ist das hier im Kern nichts neues, aber die Art wie es ausformuliert ist, ist eine deutlich andere. Da werden eben keine platten Parolen geklopft, sondern die Leute haben sich überlegt wie es möglich sein könnte das es nachaltigen Konsum – der ja nicht nur im Verzicht auf Produkte besteht – für alle Menschen geben kann und wie dies zu erreichen ist. Hierzu gibt es acht Konsum-Botschaften in denen die AutorInnen darlegen das es gesellschaftlich ausgehandelt werden muss was nachhaltiger Konsum ist (da könnte man drüber streiten…..).

Das es Ziel von Nachhaltigkeit sein muss ein gutes Leben für alle zu gewährleisten. Dies aber nur erreichbar ist wenn auch die Politik unbequeme Entscheidungen trifft, dazu ist auch unbedingt Bildung notwendig welche die Menschen befähigt sich an der Gestaltung von nachaltigen Konsum zu beteiligen. Dieser sollte auch gesteuert sein damit die Voraussetzungen gegeben sind das Mensch ihn im Alltag einbauen kann. Um dies zu tun muss klar sein das nur viele verschiedene Akteure Strukturen schaffen können die dafür verantwortlich sind nachaltigen Konsum zu fördern, ebenso wie in sozialen Initiativen gesellschaftliche Erfahrungen gemacht werden müssen um das ganze noch fruchtbarer zu machen. Das alles überhaupt nicht lehrbuchartig sondern interessant und eingängig. Im einem der Hauptkapitel mit dem Titel „Hintergrund“ wird erklärt wie das alles so zustande gekommen ist, was Konsum eigentlich ist, wie er sein könnte um nachaltig zu sein und ob es überhaupt realistisch ist darauf hinzuarbeiten (ja, ist es!). Dann erfährt man beim Kapitel „Weiterlesen“ noch die Geschichte des Konsums, es wird erörtet wieso es gutes Leben auch bei Wachstumskritik geben kann. Und man erfährt auch noch wie die vielen Menschen (ForscherInnen, AutorInnen) ihren Weg zu den Botschaften gefunden haben. Das geht etwas sehr ins Detail, ist aber durchaus interessant.
Letzendlich versuchen sie „Ideen“ welche zum Teil schon seit Jahrzehnten von einigen Vorreitern gefordert werden in eine gesellschaftlich machbare Form zu bringen. Indem sie sagen das es kein Verzichtsdiktakt geben darf, formulieren das es für alle Menschen objektive Bedürfnisse und eben aber auch individuelle Wünsche gibt – die entsprechend anders gewichtet sind, gleichzeitig aber die subjektivität der Wünsche erlaubt sein muss. Es muss eben so ausgewogen sein das es machbar ist. Das ist natürlich ein ganz anderer Ansatzpunkt als man das hier gewohnt ist, mal sehen wie es weitergeht. Nicht sonderlich ermutigend ist das ich grade zufällig gesehen hab das bei dem bekannten Online-Händler das Buch im Ranking noch hinter meinem steht…..
Wie auch immer, gut zu lesendes Buch mit richtigem Inhalt und man kann nicht oft genug darauf hinweisen das wir anders konsumieren müssen, das es nicht nur darum geht zu „wachsen“ das man Wohlstand nicht an der Geldmenge messen kann und ein gutes Leben schon gar nicht. Das es nicht sein kann das es den einen so gut geht, während andere noch nicht mal ihre objektiven Bedürfnisse befriedigen können.
Nachhaltikeit ist wichtig und richtig, zumindest solange bis wir einen neuen Erkenntnisstand zum Thema haben und der ist derzeit nicht in Sicht. (dolf)
198 Seiten, gebunden, 24,90 Euro
Isbn 978-3-7776-2371-9

[Trust # 172 Juni 2015]

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