Dezember 19th, 2015

Kolumnen (#53, 08-1995)

Posted in kolumne by Jan

EIN FISCH BEIM ANGELN

Konzerte, gesehen und gehört von kai pir@nha

Hi! äh…heiß mein‘ ich, isses! So heiß, daß die Fische schwitzen und das ozonfreie Bier verdun-stet. Trotzdem willkommen zur zweiten Runde durchs mitteleuropäische Punkrockaquarium, diesmal sommerpausentechnisch bedingt um einiges kürzer: Zu Guzzard könnt ihr das wichtigste im Interview auf Seite 17 lesen. Mit dem Zeitabstand von zwei Monaten würde ich den Auftritt im Wehrschloß noch etwas positiver bewerten, da ist doch einiges hängengeblieben von der Energie dieser Band und vor allem ihres Drummers Pete. Auf der anschließenden Party (Party Diktator-Ole wurde 30!) haben wir uns noch etwas länger über seine veränderte Technik unterhalten. Was mich an solchen Leute am meisten freut ist, daß sie nicht stehenbleiben und irgendwann sagen „So, das kann ich jetzt, ich muß nix mehr lernen“. Pete will weiterlernen – schön für uns.

Fast vergessen hatte ich schon das Konzerts des Vorabends (5.5.). Ebenfalls im Wehrschloß traten die liebenswerten Chaoten von Saprize auf der Stelle. Toller, druckvoller Sound rund um HipHop, mittendrin und doch sehr eigenständig. Nie habe ich eine Band gesehen, die auf der Bühne so zappelig umherlief, ohne daß irgendein cooleres Bandmitglied ausgeflippt wäre. Applaus, die haben echt die Ruhe weg.

Eine Woche später: Riot-Rock im Augsburger Kerosin: Die schottischen Country Teasers eröffneten für The Oblivians – Schräglage war angesagt, in jeder Hinsicht. Diese Schotten sind so herrlich bescheuert, so hilflos, daß du am liebsten ’nen Zivi mit auf die Bühne stellen würdest – große Klasse! Kein Vergleich zur Platte, die dagegen schon fast nach Konzept riecht. Nein, erst live zeigen sich die waren Ausmaße jahrelangen Whisky-Mißbrauchs… eine passende Überleitung zu den Amis des Abends: Ich hab‘ nicht gefragt, auch nicht als sie später in meiner Wohnung den Ballantines leerten, ob die Oblivians wirklich Brüder sind, ist ja auch egal. Auf der Bühne jedenfalls herrscht Anarchie, wenn sie ständig die Instrumente durchwechseln, und du einfach nicht sagen kannst, wer jetzt „eigentlich“ der Gitarrist, wer der Drummer ist, etc: egal, die Power kommt aus dem Arsch, in jedem Fall. Wieder Mal eine Band, die zeigt, daß Rock’n’Roll niemals sterben wird, daß er hier ist um zu bleiben (naja, okay, du erkennst das Zitat?) – und das ohne Bass! Später, und das war das überraschendste, zeigte sich dann auch, daß die drei nett und in-tel-li-gent sind. Lange Diskussion um Musik, Rassismus, Whiskysorten, etc – gut.

„100% recycled punk“ stand am 27. Mai auf den Merchandise-T-Shirts, von denen ich mir diesmal richtig gerne eins gekauft habe, obwohl hier nicht nur Punk sondern etliche Goldkettchenstandards á la „Rivers of Babylon“ recycled wurden. Sowas darf nicht jeder, aber die (für viele) beste englische Punkband aller Zeiten schon: SNUFF. Wow, was haben die Leutchen in der Münchener Kulturstation geschwitzt, und nochmal wow für das dermaßen druckvolle und präzise Spiel dieser Band mit dem grünen Punkt. Wenn auch die Musik eine ganz andere, haben ich trotzdem ständig an Leatherface denken müssen, kein Wunder, denn Bassist Andy hat ja in beiden Bands für Druck aus der Tiefe gesorgt. Ich freu mich auf jedes kommende Konzert.

Ein Monat Pause, zwei Wochen davon in New York, wo es tatsächlich besseres gibt, als sich in den unzähligen Punkrockschleusen eine Band nach der anderen reinzuziehen. Das Überangebot ist bizarr und die Riten des Konzertablaufs unabänderlich. Von dem was ich sah, blieben Women of Destruction (jetzt anscheinende umbenannt in Estrus) hängen, schöner Emo-Punkrock, von Frauen gesungen und mit guten Kommentaren versehen. Und ein sehr geiler Abend mit Mule und Loudspeaker. Die ersteren konnten mich diesmal tatsächlich überzeugen. Genauso wie bei Loudspeaker merkte man, daß das heimische Umfeld sauviel zur richtigen Wirkungsweise der Musik/der Band beiträgt.

Kurz nach der Rückkehr, schon wieder Amerika-ner: Fugazi (aus Washington D.C.!) hatten die Ulmer Roxy-Halle angenehm gefüllt und durften mit allerfeinster Klangregelung zeigen, daß sie weder an Energie noch an Einfällen eingebüßt haben. Von „Red Medicine“ war ich nicht nur angenehm überrascht – die Platte kann begeistern! Live boten sie zwar das selbe Bild wie immer schon, aber das ist eben das geile an dieser HARDCORE-Band. (Mehr dazu im Interview im nächsten Heft)

Ja, und jetzt wird’s noch mal ganz abstrus…ein seltsamer Schimmer schwebte über dem Kerosin, davor stand ein geschickt als „Auto“ getarntes Flugobjekt, und drinnen waren wohlwollende Deprogrammierer dabei, eine hypnotisierte Herde Erdenbürger über Ultraschallgesang und Atomgitarre aufzuklären…oder war es doch nur alles Fake? Waren es am Ende wieder nur phantasievolle Nervenkranke, die sich auf unsere Kosten einen Spaß machten? Waren das Man or Astroman? Noch nie war Rock’n’Roll so lustig, selten waren die trashigen Sechziger so greifbar. Später beim Spacebier erzählte Fritz Effenberger zur Krönung noch, daß er schon als Kind „Kosmonaut“ werden wollte, was damals nicht so gut ankam. (Später wurde er dann Musiker…). Man or Astroman? haben außerdem mal wieder gezeigt, daß Augsburg tatsächlich eine Punkrock-Stadt ist: Je trashiger die Band, desto voller der Laden.

Vorletztes Wochende packte ich dann Zahnbürste und Tarnhose ein… Ziel war schließlich ’ne Art Open-Air-Festival im Voralrberg (Österreich, EU). Zum vierten Mal lud sich die dortige Szene (doch, die gibt’s!) ihre Lieblingsbands zu einem sehr gelungenen, schnuckeligen Fest namens Transmitter ein. Es gab Kabarett („Die Kameraden“ zitieren fast ausschließlich aus Reden, Briefen und Gedichten der Öster. Naziszene – du weißt manchmal nicht ob da Freund oder Feind auf der Bühne sitzt. Dank an Werner K. aus Wien für die Insider-Erklärungen!) und folkiges von Attila the Stockbroker an einem Abend. Heftiges dann am nächsten: Kingfisher, Abstürzende Brieftauben (!), Fetisch 69, Der Kurort, CopShootCop und Pitch Shifter. Zu den Bands will ich gar nichts sagen, unbekannt ist keine und gut sind sie (fast) alle. Aber perfekt wurde das Wochende erst durch das Publikum, die supernetten Leute, die sich anscheinend alle untereinander kannten, sich trotzdem was zu sagen hatten und es verstehen, ein Fest zu feiern. Ein Prosit auf die Provinz, da ist das Bier besser und das Gras billiger – und wir sehen uns demnächst im Pool, tschüß!

 

 

Kolumne Dolf

Also, das Leben tobt an allen Ecken und Enden, eigentlich weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll, einen Abriß meiner Aktivitäten in den letzten zwei Monaten erspar ich euch, weil ich mal wieder diese Kolumne als letztes einhacke. Auf meinem Spickzettel steht ein Wort: „Entunifizierung“, leider hab ich jetzt auch keine Zeit da näher drauf einzugehen, aber du lieber LeserIn kannst dir ja deine eigenen Ausführungen ausdenken – ein paar Grundgedanken will ich euch aber dennoch geben: Alles ist scheiße, die Regierung, die Umweltzerstörung, die Industrie usw. – wer sitzt in den Schaltzentralen der Macht? Genau – studierte, also sind die dran Schuld. Außerdem kosten die Geld, zuerst studieren sie rum und kosten Geld – dann sind sie irgendwann mal fertig und meinen noch mehr Geld verdienen zu müssen.

Alle Schuld den Studenten – weg mit den Unis. Ha, nicht das ihr denkt ich hätte was gegen Studenten, einige meiner besten Freunde sind welche, aber viele sind eben nicht meine Freunde – denkt euch euren Teil. Weiter, wir treffen uns alle im August in Köln (siehe Ankündigung) und dann gleich nochmal im Oktober bei der Trust-Party in Augsburg, seid dort und ihr werdet Spaß haben. So, schlauere Ausführungen gibt es diesmal nicht, ich finde einfach keine Ruhe. Das hat u.a. auch damit zu tun das ich jetzt auch „am Netz“ bin, also diese lustige Sache mit e-mail (adresse: 100677.3046@compuserve.com) benutzen kann – in diesem Zusammenhang, wer da draußen kennt sich mit der Geschichte aus, soll ich bei dem Provider bleiben oder wechseln, wer kennt sich mit compuserve aus. Ich komm zwar voran, aber etwas spärlich, also meldet euch. Ja, ja, wo das noch alles hinführen wird: Trust bald im Internet? Wer weiß, abwarten und Bier trinken. Somit genießt den Sommer und nehmt Rücksicht auf euch selbst. Fuck. Fuck!

 

 

Kolumne Fritz

Summer in the city. The politics of pleasure. Tatsächlich bin ich zur Zeit froh, wenn ich ins Bett komm‘, bevor die Nacht ausbleicht und zögernd einem unschlüssigen Morgen Platz macht. Das geht jetzt seit fast einem Vierteljahr so. Kein Grund für mich, mir deswegen Gedanken zu machen. Das süße Leben hört von selber wieder auf. Im Moment allerdings muß ich mir diese ein, zwei Stunden, die ich für’s Tippen meiner Kolumne brauche, regelrecht abringen. Aber ich würde es nie über’s Herz bringen, euch, meine geliebten Leser, im Stich zu lassen. Matte, traurige Augen, die sinnsuchend, aber kraftlos ein nachlässig durchblättertes Trust-heft überfliegen – nein, das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. P.c. bis zum Umfallen, versteht ihr?

Jedenfalls bin ich umgezogen und von der Landidylle mitten ins innerstädtische ‚Milieu‘ gewechselt. Ins ’schlechte‘ Viertel Augsburgs. Wann immer hier in der Zeitung (ein mieses rechtskonservatives Schmierblatt) von Morden, Vergewaltigungen und Raubüberfällen zu lesen ist, dann war es hier. Angeblich. Ich bin froh, hier zu wohnen. Hat Verbrechen was mit Freiheit zu tun? Es sieht hier einfach weniger deutsch aus, oder um es zu verallgemeinern und von der veralteten Nationaldenkweise wegzubringen, weniger normal, weniger eng, weniger künstlich. Hinter dem Haus zieht sich ein kleiner Park an einem der alten Stadtkanäle entlang.

Unser kleiner Central Park. In dem die Leute aus dem Viertel nachts (tags auch) ihre Hunde ausführen. Was passiert, wenn angetrunkene Touristen mit Videokameras und teuren Klamotten durch-torkeln? Greifen dann chancenlose russische Aussiedler zum Klappmesser? Werden dann heim- und sinnlose Rotweinjunkies zur sponta-nen Gefahr? Werden dann illegale kurdische Flüchtlingskinder zu stummen Zeugen von Gewalt und Verbitterung? Werde ich dann, aus dem Fenster lehnend, nach der Polizei rufen? Oder nach mehr Blut? Woher soll ich das wissen? Spielt es überhaupt eine Rolle? Ich glaube nicht. Das wirkliche Leben ist eine Grauzone. Eine Zone, die nicht kontrolliert wird. Kontrolliert werden nur die Gedanken. Die eigenen und die der Anderen. Laß es zu, daß andere deine Gedanken kontrollieren, glaube an ihre Gedanken, und dein Leben wird anfangen, sich in festen, engen, kleinen Bahnen bewegen. Ich denke, man sollte die Gedanken da lassen, wo sie hingehören: im Kopf. Das wirkliche Leben ist eine Grauzone. Da gibt es keine festen Bahnen. Und wenn du glaubst, dich trotzdem auf solchen bewegen zu müssen, stößt du dir deswegen ständig die Schienbeine an. Und anderes. Kein Mitleid mit der Mehrheit. Nur keine Angst. Und auf keinen Fall glauben, was andere sagen. Niemals! Verstanden? Innigst: Fritz.

 

Kolumne Al

Also langsam muß ich mich damit abfinden, daß ich alt werde und so manchen Neuheiten einfach nichts abgewinnen kann. Die Einfüh-rung der CD war ja schon ein echter Schlag ins Kontor meiner Meinung nach: Da wurden die Cover der Platten auf einmal nur noch ein Viertel so groß und konnte man früher, wenn der Plattenspieler kaputt war, einfach den Plattenteller abnehmen und einen Motor und einen Gummiriemen vor Augen hatte, ist es bei CD-Playern doch so, daß man, wenn die mal hin sind, nicht mal die Scheiß Schublade aufkriegt, um wenigstens die CD wieder herauszubekommen. Aber ich will ja jetzt gar nicht über CDs jammern, sondern ich will über etwas jammern, was leider aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken ist: DER COMPUTER.

Was immer man heute macht, in irgendeiner Weise ist ein Computer daran beteiligt. Und besonders in der Herstellung eines Fanzines kann man auf einen Computer nicht mehr verzichten. Es ist natürlich auch, solange alles klappt, sehr schön, seine geistigen Ergüsse so einer Maschine anzuvertrauen. Man kann seine Interviews gleich direkt in die jeweilige Datei reinhämmern, braucht nicht, wie früher mal, alles mit der Hand aufzuschreiben, es dann mühselig umzustellen, um es dann irgendwann einmal abzutippen. Ja,ja, so wurden Fanzines noch in den späten 80er Jahren von technologiefeindli-chen Leuten gemacht. Aber der Fortschritt hilft uns ja und man fühlt sich sicher und geborgen und auf einmal knallt dir das Schicksal Pro-bleme an den Hals.

Da sitzt du also als dämli-cher Fanzine-Schreiberling ohne Informatik-Kentnisse und hast brav ca. 6 Stunden lang ein Interview transkribiert. Da dir von Leuten, die es besser wissen, gesagt wurde, daß man von Zeit zu Zeit den angefallenen Sermon abspeichern sollte, tust du dies auch in halbstündigen Intervallen. Da du sowieso ein fauler Hund bist, mußt du den ganzen Kram auch noch in einer Nachtschicht fertig machen, weil sonst Major Hermannstädter mit dir Schlitten fährt. Um 3 Uhr morgens ist die Bedrohung durch ebengenannten Chef doch nicht mehr so groß und du sagst dir: Jetzt muß ich ins Bett. Schnell speicherst du die letzten Passagen eines ziemlich chaotischen Muffs-Interviews ab, um dann via diverser Windows-Masken aus dem Programm zu kommen. Kurz vor dem letzten Mausklicken zur Freiheit steht auf dem Bildschirm plötzlich irgendwas von „Funktion noch aktiv“ und die Frage, ob die Veränderungen in Programm BlaBlaBla gespeichert werden sollen. ???????

Was will der ? Die Maske auf dem Bildschirm hast du noch nie gesehen, alles ist kursiv geschrieben und sieht nicht gerade vielversprechend aus. In all deiner Panik drückst du die Space-Taste und alles ist vorbei! Der Bildschirm ist schwarz, zwar nur eine halbe Sekunde lang, aber dir schwahnt Schreckliches…… Flugs erscheint auf dem Schirm der Text, den du vor knapp fünf Minuten abgespeichert hast und der damals noch ca. 400 Zeilen lang war. Nun ist er genau 133 Zeilen lang und das war’s. Du erinnerst dich noch vage, vor 5 Stunden eine Zigarettenpause gemacht zu haben, als du an diesem Punkt warst. „Scheiße, ich schmeiß‘ die Kiste gegen die Wand!“ schnellt es dir durch den Kopf. Aber dann müsstest du der Besitzerin eine Neue kaufen, und die bösen Kräfte die diese Geräte verkaufen, damit doofe Fanzineschreiber sich die Nacht umsonst um die Ohren schlagen, hätten noch ein bißchen mehr Geld gemacht. Also bis zum nächsten Mal… Fuck Computers listen to DEVO…..

ciao Al

 

 

Kolumne Daniel

Bevor ich mich dem eigentlichen Sinn und Zweck dieser Kolumne zuwende, sei zumindest der brachialste Schwachsinn des letzten Monats erwähnt…. habe ein Buch erhalten, in dem der Autor erzählt, daß er, nachdem er alle versammelten Drogen dieser Welt in allen Darreichungsformen an allen abartigen Plätzen geschmissen hat, letztendlich, als ultimativen Kick, sich ein Loch in den Kopf gebohrt hat (Black & Decker), um so seiner unbeschwerten Kindheit näher zu sein. Yeah. Ich finde, daß sollten mehr Leute machen. Und wenn euch Mami mit der Schlagbohrmaschine an der Schädelplatte erwischt, so könnt ihr sagen, daß ihr es im Trust gelesen habt…

Lieber Daniel Bouché, vielen Dank für Deinen Leserbrief in der letzten Ausgabe. Ich hatte damals, als diese B. Cooper Nr. erschien, ähnliches vor, wie Du es getan hast, und denke mir, um das abzurunden, jetzt mal ein paar Facts zum Ozonloch. Denn: Mich interessiert kaum, was du glaubst, sondern nur, was Du weißt, um mit But alives peinlichem Werbeslogan zu sprechen. Also, um ein wenig Chemie kommen wir hier nicht herum. Mal sehen, ob man es vereinfachen kann. Die Atmosphäre besteht aus diversen Schichten. Die erdnächste Schicht ist die Troposphäre, nach 10 bis 15 km kommt die Stratosphäre, (bis ca. 50km). In dieser ist dieses Ozon zu finden.

Es ist das einzige bekannte Spurengas (d.h. es gibt nicht sooo viel davon), daß die energiereiche Sonnenstrahlung absorbiert. Und zwar insbesondere den Teil der Strahlung, der im nicht sichtbaren Ultravioletten Bereich liegt. Was heißt `absorbieren’? 2 prinzipielle Möglichkeiten: Die Energie wird `verbraucht’, in dem ein Molekül zerschossen wird und in seine Bestandteile zerfällt, oder, das Molekül dreht / vibriert schneller. Dazu später mehr. In 10 – 15 km Höhe, nimmt die Temperatur nach oben hin stetig ab, so wie bei einer Herdplatte. In der Stratosphäre nimmt sie dann auf einmal wieder zu (nach oben hin), weil hier eben das Gros der Strahlung absorbiert wird.

Das Ganze führt zu einem sehr wichtigen Faktum: Spurengase können nicht schnell in die Stratosphäre eingemischt werden, weil diese Temperaturabwechslungen zu einer Art Sperrschicht führen, ähnlich, wie wenn sich im Winter bei gewissen Wetterlagen Smog bildet. Das Ozon ist sowohl für den Temperaturanstieg in der Stratosphäre verantwortlich, als auch für die Ausbildung der Sperrschicht, schützt sich also quasi selber vor den Spurengasen von der Erdoberfläche. Wird die Konzentration an Ozon geringer, so kommt mehr durch die Sperre usw. usf. d.h. die Zerstörungsgeschwindigkeit nimmt zu. Ein vollständiger Verlust der Ozonschicht ist nicht in Sicht.

Die Schicht wird aber dünner, und das ist das Problem. Hinzu kommt, daß auch ohne den Menschen die Ozonschicht diversen Veränderungen ausgesetzt ist. Es bildet sich z.B. hauptsächlich über dem Äquator und `fließt’ dann nach Norden oder Süden ab, wobei auch normale Winde (die Passate z.B.) in großer Höhe diesen Transport beeinflussen. Menschliche Störungen sind daher nicht so einfach nachzuweisen, zumal es eine um-fassende Untersuchung der Ozonschicht spätestens / erst seit 1978 gibt. (Was nicht heißen soll, daß der Mensch nicht die Schuld trägt) Was jetzt genau da oben passiert, ist bislang noch nicht vollständig geklärt, denn die Trends im Sommer kann man erklären, berech-nen, voraussagen, im Winter aber ergeben die Erklärungsmuster nur halb so große Abnahmen, wie sie beobachtet werden. Was hat man davon? höre ich dich jetzt sagen. Wenn deine Lampe nicht funktioniert, schaust du auch, ob der Draht in der Birne noch da ist, hä?!

So, wie funktioniert die Nummer? Ozon wird in der Stratosphäre auf photochemischem Wege gebildet, das heißt, genauso, wie Du durch Anzünden Deiner Haut keinen Hautkrebs bekommst, sondern durch Bestrahlung in Mallorca oder sonstwo, gibt es eben andere chemische Reaktionen, die nur per Strahlung ablaufen. Das Ozon, welches aus 3 Sauerstoffatomen besteht, wird aus normalem Luftsauerstoff, der aus 2 Sauerstoffatomen besteht, durch Bestrahlung mit Licht der Wellenlänge 250 Nanometer (0,000250 mm) gebildet d.h. O2 reagiert per Bestrahlung zu Radikalen, die dann später mit Sauerstoff und einem Stoßpartner zu O3 abreagieren, das hier für den fortgeschrittenen Handwerker.

Der Trick, warum die Ozonkonzentration nicht über alle Maße ansteigt, ist, daß so, wie es gebildet wird, es auch wieder abgebaut wird, und zwar per Licht einer anderen Wellenlänge (300 Nanometer). So, das war jetzt der härteste Part. Aber im übrigen auch einer der 10 oder so, die Bill Cooper nicht verstanden hat. Auf jeden Fall ist es so, daß der Ozonabbau zwar von Strahlung der Wellenlänge 300 Nanometer initiiert wird, aber es gibt diverse Stoffe, die diesen Prozeß beschleunigen (Katalysatoren nennt man so was). Und zu den bisher nachgewiesenen 30 Substanzen gehören auch die FCKWs aus der Haarspraydose, als Du noch Grufti warst.

Über der Antarktis (und der Arktis) exisitiert nun dieses Loch, daß jährlich wiederkehrt (Sept./Okt.), und gravierende Ozonverluste mit sich führt, bis zu 65%! Da die Spurengase, die das Ozon trümmern, so lange brauchen, bis sie dort sind, wird die Sache immer schlimmer. Bei einem sofortigen Ausstieg aus FCKW / Halon (Kühlmittel) Produktion und Emission ist mit einer vollständigen Regulierung nicht vor 2050 oder so zu rechnen. Wichtig hierbei auch, daß im Winter nicht so viel Ozon zu den Polen transportiert wird, denn neben den `menschlichen’ (yeah!) Produkten gibt es auch meteorologische Gründe: In der Polarnacht bilden sich Eiswolken (Polar Straospheric Clouds) über den Polkappen, die relativ reaktionslahme Chlorverbindungen in wesentlich aktivere überführen. (Für Fortge-schrittene: ClONO2 + H20 > HOCl + HNO3).

Die relativ energiearme Strahlung zum Früh-jahrsbeginn reicht aus, die schon recht aktiven Chlorverbindungen in einzelne Chloratome zu zerschießen (s. Anfang), die dann mit dem Ozon reagieren, es also abbauen. Allerdings ist diese Prozeß recht schnell abgeschlossen, da das Chlor mit dem Ozon zu einer Sache namens ClO reagiert, und dann nichts mehr machen kann, weil die Sonne noch zu niedrig steht d.h. eigentlich würde der Ozonabbau in den Kinderschuhen steckenbleiben. Diese Moleküle prallen aber mit weiteren Chloratomen zusammen, die letztendlich dann Ozon zu Sauerstoff umsetzen und unverändert aus der Sache wieder rauskommen.

Welche Folgen hat die ganze Geschichte? 1.) Bisher am wenigsten diskutiert, aber sicherlich ein sehr bedrohliche Tatsache ist, daß die Heizungsrate der Stratosphäre abnimmt. D.h. weniger Ozon, weniger Temperatur, daraus folgt, daß die von Menschen verursachten gasförmigen Dreckstoffe schneller in die sehr verletzliche Straosphäre eindringen und so wir uns noch schneller den Garaus machen werden. 2.) Die Abnahme des Ozons hat auch zur Folge, daß der Beitrag des erdnahen Ozons zum Treibhauseffekt durch höhere Wärmeabstrahlung in etwa kompensiert wird. 3.) Hauptsächlich wird aber die Änderung der UV – B Strahlung in Bodennähe diskutiert.

Zur Erklärung: Die Bereiche der UV – Strahlung sind nach Wellenlänge geordnet:UV-A : 320 – 400 nm macht uns nicht viel aus UV-B : 280 – 320 nm Der Bereich 280 – 300 nm wird vom zerfallenden Ozon absorbiert. Wenn eben der Ozonzerfall beschleunigt wird, wird die Durch-lässigkeit höher. Zur Zeit nimmt die Intensität an UV – B Strahlung etwa 7% pro Dekade in unseren Gegenden zu. UV-C : unterhalb 280 nm wird / wurde(?) von der Ozonschicht absorbiert (> Bildung von Ozon) Lösung? 4 Bier später…

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