April 20th, 2019

KIRA ROESSLER (#125, 2007)

Posted in interview by Jan

Do something different – Kira Roessler

Ich wollte es einfach mal machen, obwohl es schon 1000 Leute vor mir gemacht haben, zu fragen, was aus den Leuten von Black Flag so geworden ist. Ich meine, ich bin Fan der Band, google sowieso regelmäßig die „where abouts“ der Leute und ob bei der SST-Seite mal irgendwann was anderes außer dem Katalogangebot und der contact-Adresse steht, von daher kann ich auch ruhig mal die direkt fragen. Um mich etwas zu unterscheiden von anderen Interviews, wollte ich eindeutig den Fokus auf heute legen… und e-mailte mal die ex-Leute an.

Aber natürlich nicht alle, die hier aufgezählt sind: http://en.wikipedia.org/wiki/Brian_Migdol. Versuch mal, C´el, den letzten Black Flag Bassisten aufzutreiben. Das könnten vielleicht andere Hefte mit einem gewissen Budget leisten, ich kann es wirklich nicht, es klappt ja noch nicht mal, die etwas mehr bekannten Leute für ein Interview zu bekommen.

Wirklich interessiert hätte mich ja auch SPOT, der Produzent der Black Flag Sachen, aber er hatte ein ziemlich gutes Argument, warum er bei einem Interview über die ex-Leute von Black Flag überflüssig wäre: “Since i was never a member of the named band i’d say your questions would be wasted”. Can´t argue with that! Herny Rollins meinte nur „Jan, can´t do it, thanks. Henry”, was mich nicht so überrascht hat, er hat ja auch viel zu tun, aber was zu seinen Soldaten – Lesungen in Afghanistan hätte mich – kritisch nachgefragt – interessiert…

Von Greg Ginn (SST Records (ACH! SUPER INFO DU INTERVIEW-GOTT, ha ha), macht heute Musik bei Ten East, die kürzlich auf Tour hier waren, und The Perfect Rat, alles auf Alone Records aus Spanien, einer von Saccharine Trust ist bei der perfekten Ratte dabei und die kommen noch nach Deutschland), Dez Cadena und Robo (beide heute bei den Misfits oder wie es Sebastian in einem letzteren Trust so schön geschrieben hat, Misflag), und Keith Morris von den Cirlce Jerks kam keine Antwort zurück. Ok, an den Bruder von Greg Ginn und genialen Coverartwork-Designer der Black Flag-Platten, Raymond Pettibon, habe ich erst gar nicht versucht, ranzukommen.

Greg Ginn hatte ich mal 2004 bei SST besucht und ihn gebeten, seinem Bruder mal mein damaliges Interview-Request weiterzuleiten, „komisch“, bis heute kam nix. Mit Raymond Pettibon gab es mal ein langes Interview in der Kunstzeitschrift „Monopol“ vor 2-3 Jahren, da könnte man sich ja bei Interesse eine Backissue bestellen oder online nachschauen, das Interview war gut, und wer sich für ihn mehr interessiert, dem kann ich nur das Buch „Raymond Pettibon: A Reader von Raymond Pettibon, Raymond Foye, und Benjamin H. D. Buchloh, Taschenbuch, September 1998“ ans Herz legen, wo Bilder von ihm und philosophische Kommentare drin stehen (allerdings nicht von ihm, sondern wortwörtliche Zitate von Francis Bacon usw., die ihn beeinflusst haben sollen).

Lust auf ein Interview hatten Chuck Dukowksi, Bill Stevenson und Kira Roessler. Rechtzeitig innerhalb der Deadline geantwortet hat nur Kira Roessler, vielleicht gibt’s in den nächsten Ausgaben noch einen Nachschlag. Abschließend auch noch der Tipp: Tolle Interviews mit ex-Black Flag Leuten (Greg, Tom Trocolis Dog, Kira, Bill, Chuck etc.) neueren Datums finden sich alle unter http://www.markprindle.com/, ein Journalist des CITIZINE Magazines aus Texas,( “a quarterly publication containing authoritative reviews, news, interviews, Humor, fiction, and commentary on major social trends and public figures”, http://www.citizinemag.com/magazine/index.htm). Mit dem dort zu findendem Interview habe ich mich u.a. vorbereitet.

Wer bist du und wie alt bist du?
Ich heiße Kira und bin zurzeit 46 Jahre alt.
Warum lebst du da, wo du lebst? Was magst du da, was könnte besser sein?
Ich fand immer, dass Los Angeles der richtige Platz für Musik und so Kram ist und ich hatte Familie hier. Dann gab es immer weniger Familie hier, aber jetzt arbeite ich in der Filmindustrie und wieder ist die Stadt der richtige Platz für das. Ich lebe in dem Valley, was jetzt nicht der beste Teil der Stadt ist, aber es ist günstig, man kann es sich leisten, und es ist nah zu meiner Arbeitsstelle, was hier sehr wichtig ist. Ich denke, wir haben das beste Wetter von allen Gegenden, die ich kenne, zumindest, wenn du Sonnenschein magst, was ich liebe. Na ja, ok, es könnte weniger Verkehr sein, es könnten weniger Leute hier sein, die von sich selber denken, dass sie cool sein, aber das ist jetzt auch erstmal alles Negative, was mir spontan einfällt.
Wenn du auf die 80iger Jahre zurückschaust, was kommt der da direkt in Erinnerung?
Wie schlecht ich mich die ganze Zeit gefühlt habe, blöde Haarschnitte der normalen Leute, eine sich ständig ändernde Musik, den Abschluss meines Colleges, mein erster Job, der Beginn unserer Band Dos…Millionen Sachen.
Wie sieht ein normaler Tag für dich aus? Was hat dich in letzter Zeit zum Lachen gebracht?
Ich stehe sehr früh auf, gehe mit meinem kleinem Hund raus, versuche, ein wenig Musik zu hören, bevor ich zur Arbeit gehe…oder, wenn ich richtig Glück habe, muss ich an dem Tag nicht zur Arbeit gehen….Sonst 10 Stunden arbeiten, zu versuchen, ein wenig Sport in der Mittagspause zu machen, nach Hause kommen, wieder mit dem Hund rausgehen, was essen, TV gucken…schlafen…Mein Hund bringt mich hin und wieder zum Lachen, Musik auch, mein blaues Haar heute und mein Bruder hin und wieder auch.
Hast du schon mal was von dieser Punkrock-Band namens Black Fags gehört, eine schwule Band, die Black Flag covert?
Vom Namen ja, aber ich kann mir keine Meinung über sie  machen, ohne die Musik zu hören, die Tatsache, dass die schwul sind, beeinflusst mich Gott sei Dank weder in die eine, noch die andere Richtung.
Wie läuft dein Projekt mit Mike Watt, Dos? Wie würdest du eure Musik Leuten beschreiben, die euch noch nie gehört haben, vielleicht „Oh, wir machen Jazz-Core?“
Ich denke, wir sind die die punkigste Band, die ich kenne, ich meine, Punk ging es im Kern doch darum, unkonformistisch zu sein und Dos ist das definitiv. Klar, diese ganzen Labels für Musik und Bezeichnungen sind Mist und die meisten guten Bands können nicht einfach durch die stereotypen Beschreibungen charakterisiert werden. Wir machen eigene instrumentale Lieder, teilweise mit Gesang, Coverlieder singen wir meistens nur nach…Wir haben Bands aus der Umgebung gecovert und Musiker, die schon lange tot sind. Wir arbeiten sehr hart an der Dynamik und Feinheiten, dann wiederum sind wir manchmal auch sehr einfach strukturiert, manchmal ohne überhaupt einen einzigen Song zu haben.
In einem Interview mit dem Citizine Heft von 2003 hast du über den Prozess bei Dos gesprochen: „Dos records are slow coming sometimes. Mike is very busy and I’m very busy, and it’s hard because it’s all about the songs — you know, all the parts and how they work together. It takes a lot and it’s difficult to find the time.” Ist das heute noch der Fall in 2007, Mike ist mit den Stooges beschäftigt und du mit deiner Arbeit in der Film-Industrie?
Well, yeah, hast du irgendwelche neuen Dos Alben in der letzten Zeit gesehen? Also ich nicht… aber ernsthaft, Mike ist super beschäftigt und ich von Zeit zu Zeit auch. Immer, wenn ich Zeit habe, scheint es so, dass Mike außerhalb der Stadt ist und umgekehrt. Die Komposition der Basslines und wie sie zusammen passen benötigt einiges an Arbeitszeit, deshalb treffen wir uns manchmal zum Proben und manchmal machen wir noch nicht mal das.
Habt ihr in der letzten Zeit Auftritte gehabt, wie schaut es mit einer Tour aus?
Mit Dos haben wir dieses Jahr gespielt und es sind einige Auftritte für den November geplant. Mike ist bis dahin die meiste Zeit weg. Die Touren, die wir bisher gemacht haben, waren kleine Sachen, weil ich diese langen Touren nicht gut abkann. Aber wir versuchen, aufzutreten, wenn wir gefragt werden. Wir waren in Kanada auf Tour für einige Sommer Jazz Festivals, wir waren einige Mal in Holland und im November geht’s nach San Francisco.
Wenn ihr live spielt, kommen da immer noch Kids zu euch, um die „zwei Punkrock Stars aus der Vergangenheit“ live zusehen?
Manchmal… Ich denke, die Leute, die zu unseren Gigs kommen, sind an dieser verrückten zwei Bassisten-Band interessiert und es interessiert sie dann noch mehr, weil wir auch alte Punker sind. Wir ziehen keine große Menge von Punkrockern, die nach Hardcore suchen…sie scheinen zu wissen, dass egal, was Dos ist, es „weird“ und anders als sagen wir mal Black Flag oder the Stooges oder die Minutemen ist.
Ihr habt zwei oder drei Alben raus gebracht (Anm: u.a. auf Kill Rock Stars), habt ihr schon Pläne für ein neues?
Yeah, wir arbeiten seit Jahren an unserem vierten Album, das ist aber Teil dieses langsamen Prozesses, über den wir eben gesprochen haben… es gibt einen Haufen von schon aufgenommenen Liedern.
Spielst du eigentlich nur in Dos oder machst du bei anderen Bands mit?
Kürzlich hatte ich viele kleine Projekte mit Freunden. Meistens nur Recording Projects, weil es so für mich einfacher ist, meine Zeit zu organisieren. Ich habe Bass gespielt und auf zwei Rockplatten der Band „Approximation“ gesungen, weißt doch, ich mache eine Menge Musik zuhause in meinem Zimmer.
Hey, stimmt das eigentlich, dass du von Mars Volta gefragt worden bist, bei ihnen als neue Bassistin mitzumachen?
Nein, ein Freund von mir hat mich für diesen Job empfohlen, aber so weit ich weiß, waren sie nicht zwingend interessiert. Ich weiß auch nicht, ob ich eingestiegen wäre, selbst wenn sie Interesse gezeigt hätten, es war nur eine spontane Idee eines Freundes…
Welche Musik hörst du? Gefällt dir dieser Riot Girls Kram, Bikini Kill oder Bratmobile? Welche Musik hörst du, seitdem du 14 bist?
Meine Lieblingsmusik, die ich seitdem ich 14 bin höre, ist Billie Holiday… ich höre viele unterschiedliche Arten von Musik an, von Salsa und Latin Musik hin zu altem Punkrock. Eine neuere Band, die ich mag, ist Mates of State. Ich liebe die neue Stooges-LP. Den Riot Girls Kram mag ich auch und auch, was sie darüber hinaus dazu machen…. Ich liebe es, wenn Frauen Musik machen „and pushing beyond“. Es war super, in Olympia in Washington bei dem Ladyfest mitzumachen, wo alle Bands weibliche Mitglieder hatten…
Letztes Jahr gab es eine TRUST Fanzine Spezial Ausgabe über „Sex und Musik“, ich hatte als möglichen Arbeitstitel „Slip it in“ vorgeschlagen; der wurde dann jedoch im Koordinationsteam wegen „zu sexistisch“ zurückgewiesen – Ich mag den Song sehr gerne, gab es damals eine große Diskussion wegen dem Text oder den möglichen Implikationen?
Nein. Für mich ist die Grundhaltung der Punkrock Attitüde, dass man sich selbst ausdrücken soll, egal, ob das, was man ausdrücken will, sexistisch oder was anderes ist. Unbeeinflusst bzw. unbeeindruckt davon sein, was andere denken, ist ziemlich wichtig, wenn jemand wirklich versucht, kreativ zu sein. Wenn ich einen Song schreibe, ob jetzt die Musik oder den Text, dann achte ich nicht darauf, ob ihn irgendjemand mögen wird oder davon beleidigt sein wird. Natürlich, wenn die Musik veröffentlicht wurde, und Leute sich davon angegriffen oder verärgert fühlen, fühle ich mich schlecht für sie.

Meine Absicht ist es nicht, Leute zu beleidigen, sondern alte Ideen durch was neues herauszufordern…. Also, wenn „Slip it in“ die alten Ideen von jemanden herausfordert oder sie in Frage stellt, dann großartig, wenn es jemanden beleidigt, I am sorry…. und nur am Rand, Greg hat 99% der Black Flag Lieder, die du hörst, geschrieben, so dass die ausgedrückten Ideen seine sind. I merely stand behind his choice to express them….
Junge und neue Kids wollen Bass spielen – hast du Tipps for sie?
Do it. Sei nicht von den Schwierigkeiten am Anfang eingeschüchtert, hol dir Hilfe. Ich habe ein paar Leuten Stunden gegebenen und obwohl ich kein Lehrer bin, ist es ein beeindruckender Prozess, sie zu beobachten. Junge Frauen hören manchmal auf wegen der anfänglichen Schmerzen und dem Aufwand, den man dafür braucht, um überhaupt etwas zu spielen…. ich hatte es vergessen, wie hart es für mich war. Junge Männer sind weniger physisch herausgefordert, aber sie fordern sich manchmal nicht in Sachen Kreativität. Do something different!!!!
Wo wir gerade von jungen Kids sprechen, ich meine, ich bin 29, da gehöre ich ja zu der Kategorie dazu – was denkst du, kannst du “ihnen” als Ratschläge mitgeben, oder Erfahrungen von deiner Zeit in der Musik/Punk-Szene, vielleicht so was wie „it is always the best to do what you want to do because there will always be somebody who does not like what you do and for that reason believe in yourself” oder vielleicht ja auch gar nichts?
Zuerst Mal würde ich ihnen raten (diesen Begriff benutze ich jetzt mal ganz vage), dass die die Musik machen sollen, die sie machen wollen, völlig unabhängig davon, ob andere das mögen, außer sie selber. The joy of music can be felt in your room – I am proof of that. Dann würde ich ihnen raten, einen Plan zu machen, wie man denn sein Leben bezahlen kann, denn von der Musik zu leben ist – zumindest in den Staaten – fast unmöglich. Dann würde ich sagen, man sollte lokale Bands und Künstler unterstützen, in dem man raus geht, sich Konzerte anschaut und Platten kauft. Das gibt einem kreativen Input UND ermutigt die, die gerade dabei sind, den Plan in die Realität umzusetzen.
Was denkst du, ist anders (gut, schlecht) bei deinen Touren in Europa im vergleich zu den USA gewesen?
Gute Frage!!! Es ist anders, aber schwer zu erklären. Als ich bei Black Flag mitmachte, wirkte es so, dass jeder uns so wollte, wie Black Flag vor Jahren war, es wirkt, als wären sie zeitlich gesehen zurückgeblieben und ließen es nicht zu, dass sich die Band veränderte. Als ich mit Dos kam, wirken sie total offen nach was Neuem und Verrückten, ohne vorgefasste Ideen, wie so etwas aussehen könnte. Im Allgemeinen wirkt das Publikum sehr engagiert und aufmerksam, was wir so nicht immer in den Staaten finden, besonders nicht in den großen Städten, weil man da so viel zum auswählen hat.
Gab’s irgendwie einen Effekt von dem Buch /DVD “American HC” für dich, also mehr Interviews oder Konzert- oder Bandangebote oder Dos Verkaufszahlen?
Ich denke nicht. Es war vielleicht ein kleines bisschen mehr Interesse im Allgemeinen, aber nicht speziell an Dos oder an Interviewanfragen an mich, oder irgendwas…
Hey, was ist dein Lieblingsbassspieler, ich mag ja sehr Cliff Williams and den RKL-Bassist?
Das ist immer eine harte Frage für mich. Ich sage normalerweise, dass mein Favorit der Basser von ZZ Top ist, weil er exakt das macht, was passend und richtig für die Band ist. Ich denke nicht, dass ein Bassist notwendigerweise als Bass-Spieler nach außen stehen sollte, nur dann, wenn die Band danach verlangt. Bei Black Flag war das überhaupt nicht wichtig, dass ich im Vordergrund als Basserin stand, es war nur wichtig, dass ich gleichmäßig und hart klang. Bei Dos existiert die Band nur dann, wenn beide, Mike und ich, nach außen als Bassisten stehen. Die Meat Puppets klingen wie die Meat Puppets, weil der Bass vielleicht öfters als die Gitarre spielt….Ich kann mit der Frage auch immer schwer zu recht kommen, weil ich denke, dass meine Freunde großartige Bassisten sind, aber macht mich das zu einem beeinflussten Hörer? Ich denke, Mike Watt ist großartig, Flea, Les Claypool, Chris Kirkwood, Kim Gordon …die Liste ist ohne Ende….
Gibt es manchmal für dich ein verbittertes Gefühl, wenn du auf die heutigen Ticketpreise von ex-SST-Bands schaust? Ich meine, Black Flag haben mit DIY-Touren den Weg gelegt und jetzt bekommt ihr nicht euer Stück vom Kuchen, während Sonic Youth 60 $ für ein Konzert in Deutschland nehmen?
Nein!!! Auf keinen Fall, ich habe Musik niemals für das Geld gemacht, ich habe niemals erwartet, viel Geld daraus ziehen zu könne. Ich liebe es, wenn die Leute gute Musik wie Sonic Youth schätzen. Und denk dran: Eintrittspreise werden von den Konzertveranstaltern festgelegt, nicht von den Bands. Meistens machen die Bands keinen großen Schnitt bei diesem Geld und es geht an den Laden, das Konzert-Marketing und in die Taschen der Veranstalter. Wenn du jemals Ökonomie studiert hättest, dann wüsstest du auch, dass NACHFRAGE auch ein großer Teil der Eintrittspreise bestimmt.
[Anmerkungen von Dolf auf Nachfrage von mir: „Natürlich“ legen nicht die Bands die Ticketpreise fest – stimmt, die (oder die Manager) verlangen aber bestimmte Gagen und dann legt der Promoter die Preise fest, denn er will ja nicht draufzahlen und auch noch was verdienen. Würden die Gagen geringer sein, dann wären – zumindest theoretisch – auch die Ticketpreise niedriger. Und wenn man natürlich rein wirtschaftliche Vorgänge, also „Nachfrage“ vs. Angebot (bzw. eben die höhe des Ticketpreises) unhinterfragt/ kritiklos dahinnimmt, dann stimmt auch das. So nach dem Motto „Ist doch normal das Bücher jetzt in China für fast nix gedruckt werden und dennoch für 25 $ in den Usa auf den Markt kommen“ Kann schon sein das dies mittlerweile „normal“ ist, aber dennoch ist es deswegen noch lange nicht gut.]
Hast du irgendwelche Tipps, wenn man Los Angeles besucht? Ich mag die Musik von NWA und besuchte deshalb mal Compton und das war witzig: ich nahm die U-Bahn von Hollywood nach Long Beach über South Central und all die farbigen Menschen – na gut, nicht alle, aber mindestens zwei – hatten diese Shirts an mit der Aufschrift “Yes I am black, no I don´t sell drugs”, das fand ich witzig. Die ganze Gegend um Los Angeles hat ja irgendwie alles von Stränden über Kultur hin zu verschneiten Bergen, wer braucht da schon in den Urlaub zu fahren…. Ich weiß nicht, ich kenne viele Europäer, die die Stadt mögen, und fast alle Bands oder Schriftsteller, die ich interviewt habe und dort leben, hassen es dort, bleiben allerdings auch da….
Auch eine gute Frage. Es ist einfach, hierhin zu kommen und nicht die besten Teile zu sehen, weil alles so auseinander gezogen ist und die Teile, von denen man hört, nicht notwendigerweise die besten Teile sind. Und wir haben alles und das Wetter ist normalerweise fantastisch. Und die Küstenlinie ist anders, je nachdem, ob du im Norden, im Zentrum oder im Süden der Stadt bist. Also musst du dir das raussuchen, was du magst, Sandstände, Wellen, Einsamkeit… nachts gibt’s Musik in der ganzen Stadt, Hollywood, das Valley, down South, also brauchst du was zum nachschlagen wie die LA Weekly, eines dieser gratis-Hefte und musst entscheiden, welchen Gig du sehen willst. Es hängt einfach davon ab, für was du dich interessierst. Es gibt großartige Museen, schöne Parks, Shopping, die Liste ist ohne Ende, deshalb ist es das Beste, einen Führer von dort zu haben, der dich dahin bringen kann, wo du hin willst.
Ok, wirklich letzte Frage: wenn du genug Geld und Zeit hättest, wo würdest du leben?
Wahrscheinlich in Los Angeles etwas mehr nörd- oder südlich leben. Ich hätte einen schönen Garten, aber kein großes Haus. Ich würde mir ein kleines Studio zum Aufnehmen besorgen. Ich würde sehr viel Sport an den Rande der Schmerzhaftigkeit machen und mir einen Trainer besorgen. Ich würde Zeit mit meinem Hund verbringen, wahrscheinlich noch einen holen. Ich würde neue Bands unterstützen, vielleicht ein Sponsorchip für sie oder Musiker, die gerade anfangen, aufbauen. Ich hätte Zeit, Bücher zu lesen….wow, ich könnte ewig weitermachen….
Hast du Grüsse an die TRUST- Leser? Vielen Dank von hier nach Los Angeles!
Natürlich viele Grüsse, ich fühle mich geehrt durch dein Interesse an meinem kleinen Teil an der Welt. Danke an dich, dass zusammengestellt zu haben und mich gefragt zu haben, was runter zuschreiben. Wenn du mehr Fragen hast, kannst du immer nachfragen.

Interview: Jan Röhlk
Kontakt zu Kira Roessler:
www.myspace.com/dosasintwo, http://hootpage.com/hoot_dos.html

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