März 31st, 2011

Kalinga Tattoo – Ancient and Modern Expressions of the Tribal – Lars Krutak

Posted in bücher by Dolf

Edition Reuss, Postfach 100142, 63701 Aschaffenburg, www.edition-reuss.de
Isbn 978-3-934020-86-3

Tattoo-Bücher aus der Edition Reuss sind ja immer was ganz besonderes, auf jeden Fall stimmt die Aufmachung und das Gewicht – auch hier. Kalinga ist eine Provinz inmitten des Regierungsbezirk Cordillera auf der Insel Luzon am nördlichsten Rand der Philippinen. Kalinga steht ausserdem für „Kopfjäger“. Das Titelbildfoto ist nicht ganz so repräsantiv da dort ein paar „junge“ Menschen mit relativ „modernen“ tribal-tattoos zu sehen sind – im Buch selbst aber vorwiegend „ältere“ – was im Prinzip auch egal ist. Mir zumindest.

Es geht ja in erster Linie um die Tattoos der Menschen dort. Die glauben das ihre (Tattoo-)Kultur bereits seit 1000 Jahren existiert und das Buch ist auch als Dokumentation der Geschichte der Kalingas zu verstehen – da die letzte noch nach altem Wissen tätowierende Kalinga nun schon über 90 ist. Aber es gibt auch junge Leute die die Tradition bewahren wollen. Wie bereits Anfangs erwähnt sind im Buch vorwiegend „alte“ Leute zu sehen, einige von denen sind mittlerweile auch schon gestorben… und die präsentieren eben ihre Tattoos.

Da gibt es viel zu gucken und zu entdecken, auch wenn sich die Muster dann doch immer mal wiederholen. Vereinfacht gesagt sind die vom Arm über die Vorderschulter auf die Brust und teilweise am Bauch tätowiert – das spezielle ist: Viele der Tattoos haben auch eine Aussage. Auch wenn nicht so 100%ig klar wird welche. Ausser – soviel steht fest – das man bestimmte Tattoos nur bekommt wenn man einen Menschen getötet hat, bzw. eben dem seinen Kopf erjagt hat. Zum Glück ist diese „Tradition“ praktisch ausgestorben. Die letzten Tattoos die sich Männer durch töten „verdienten“ war im letzten Krieg, in den 60ern im Kampf gegen Japaner.

Aber auch die Kalinga Frauen sind tätowiert – hier geht es darum das sich die meisten schmücken wollen. So sieht man also hunderte Abbildungen (teilweise noch vom Anfang des 19. Jahrhunderts) von – meist sehr stolz – dreinblickenden Kriegern und ein paar Frauen. Ausserdem viele grossformatige Fotos vom Alltagsleben und der wunderschönen Region. Irgendwie ist es eh mehr ein „Geschichtsbuch“ als ein Tattoo-Buch, weil eben auch sehr viel Text zur Geschichte der Kalinga-Tätowierung, die Bedeutung der Motive und der Kultur der Kalinga-Krieger drinsteht. Zum Ende wird noch der „Mark of the four waves tribe“ vorgestellt.

Das sind jüngere Leute, zum Teil überall auf der Welt verteilt, die sich darum kümmern das die Kalinga-Kultur erhalten bleibt. Was generell sicher nicht verkehrt ist, mit dem gebührenden Abstand zu den nicht so erhaltenswerten Traditionen… (was hier auch viel mit – letzendlich Glauben/Religion zu tun hat und das wird eben auch nicht besser wenn es von einer relativ kleinen indigenen Gruppe kommt). Aussergewöhnliche Geschichte, interessante Tattoos, spannendes Buch. übrigens ist der Text neben Deutsch auch noch auf Englisch zu lesen. Mehr als 400 Seiten mit über 300 Fotos im grossen Format (24,5×31,5 cm) im Hardcover mit Fadenheftung und Goldprägung. 98.- Euro
(dolf)

[Trust # 146 Februar 2011]

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