März 12th, 2007

HOT WATER MUSIC (#69, 04-1998)

Posted in interview by andreas

eine band aus florida, na und? nichts na und! es gibt reichlich menschen, die den DC sound lieben und ich zähle mal sicher dazu. nur gibt es diesen eben heutzutage nicht mehr, zumindest nicht in washington. aber da hat es ihn ja auch vorher nie gegeben, glaubt man jedenfalls den aussagen ranghoher punk/hc vertretern dieser stadt.

egal, wenn mich in jüngster vergangenheit eine band an die frühen fugazi, rites of spring, oder wie sie auch alle heissen mögen, erinnert hat, so ist das hot water music aus gainsville in florida. die band ist zwar in europa nicht sehr bekannt, aber durch den neuen deal mit doghouse records (und unserem interview -ha ha ha) wird das sicher nicht lange so bleiben. das interview habe ich mit jason per e-mail geführt.

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erstmal wären so grundlegende informationen über die bandmitglieder wie namen, alter und womit so jeder seine kohle ver-dient natürlich ganz gut.

Jason: jason black, 22, bass, bäcker; chuck ragan, 23, gitarre, koch; george rebelo, 23, koch; chris wollard, 22, koch.

wie die meisten anderen hier wohl auch, weiss ich so gut wie nichts über euch. daher wäre eine kurze band historie ganz angebracht.

Jason: wir haben uns im oktober 1994 gegründet, im wesentlichen aus den überresten zweier anderer bands. ich war zu der zeit an der universität in gainsville eingeschrieben und alle anderen sind aus unserer heimtstadt sarasota hierher gezogen, und dann haben wir angefangen zu spielen.

das ist im grunde schon alles was es dazu zu sagen gibt. (na ja, da hätte man aber gut und gerne noch ein bisschen mehr erzählen können, so von wegen, was man wann veröffentlicht hat, was man so für touren gemacht hat, na so den ganzen kram halt, war aber wohl alles ein bisschen öde oder was? na egal, wieder mal. der tipper)

ich würde hot water music eine dc sound beeinflusste band nennen, trotz der tatsache, dass sich beharrlich gerüchte halten, einen solchen hätte es niemals gegeben. was meint ihr dazu? wo liegen eure grössten einflüsse und was ist euer musikalischer background?

Jason: ich persönlich bin der meinung, dass es so etwas wie einen dc sound gibt, ähhm… gab. und ich kann gut nachvollziehen, wenn leute bestimmte elemente dieser musik bei uns entdecken. wir haben sehr unterschiedliche musikalische backgrounds. george und ich haben eine sehr musik orientierte high-school besucht, wo wir jazz, klassische kompositionen und performance studiert haben.

wir haben jeder in allen möglichen arten von bands gespielt. ich denke ich kann mit sicherheit sagen, dass wir, bis auf george, die meiste zeit mit punk und hardcore gross geworden sind. wir mögen wirklich alle möglichen bands, so dass ich über den ‚grössten‘ musikalischen einfluss nur sagen kann: es gibt keinen.

was sind so typische ereignisse im leben, die euch inspirieren einen neuen song zu schreiben? und wie läuft das gewöhnlich ab? gibt es einen superchef in der band, oder kommen alle mal mit ideen an, um die dann der song entsteht?

Jason: grundsätzlich kann uns alles inspirieren einen neuen song zu schreiben. also es gibt da keine ‚typischen ereignisse‘ die das bewirken, das kann wirklich alles mögliche sein. zum grössten teil handeln unsere texte über persönliche sachen, erfahrungen. also wer auch immer den song singt, hat den text dazu geschrieben. und was die musik angeht, das ist im wesentlichen eine gemeinschaftssache.

es gibt bands da draussen mit einer message, andere machen’s nur aus spass an der freude und einige bilden sich sogar ein politisch zu sein. wie sieht das bei euch aus? was waren überhaupt eure gründe die band zu starten und am laufen zu halten? ist da irgend etwas, dass ihr dem publikum vermitteln wollt?

Jason: wie ich zuvor schon sagte, wir sind im wesentlichen eine band bei der sich alles um die verarbeitung persönlicher erfahrungen dreht. ich würde uns niemals als politisch klassifizieren. wir haben alle bestimmte überzeugungen. aber wir 4 können uns eigentlich nie auf eine gemeinsame linie zu bestimmten themen festlegen, um sie zum hauptthema der band zu machen.

wir haben die band aus spass an der musik gegründet und das erhält sie auch am leben. der tag an dem der spass an der musik verloren geht, wird der tag der bandauflösung sein. ich denke, dass wir dem publikum definitiv etwas vermitteln wollen, aber es ist ein gefühl und keine message.

wie wichtig sind die texte für euch? wenn ihr entscheiden müsstet mit was ihr als band eher identifiziert werden wollt, wären das die texte oder wäre es die musik? oder ist beides, musik und texte von gleicher bedeutung für euch?

Jason: beides. die texte ändern den song immer radikal, nachdem die musik vorher geschrieben wurde. sie bringen dieses gefühl, dass wir mit jedem bestimmten song zum ausdruck bringen wollen auf den punkt und stabilisieren es so. die texte und die musik ergänzen sich förmlich, so dass ich denke, dass das eines ohne das andere nicht auch nur halbwegs so effektiv wäre.

bis zum jetzigen zeitpunkt (januar 98) seit ihr in europa immer noch ziemlich unbekannt. wahrscheinlich weil ihr, was das touren angeht, deutschland bislang nicht so gemolken habt wie einige andere us bands in der vergangenheit. ist da irgend etwas für die zukunft in planung um diesen zustand in eurem sinne zu verbessern?

Jason: nun, wir hoffen sehr, da wir nun auf doghouse records sind, in europa etwas bekannter zu werden. bislang waren wir da ja nie auf tour. aber wir arbeiten mit unseren freunden von discount an einem trip der für juni geplant ist.

seit ihr, neben hot water music, noch anderweitig in der hardcore szene aktiv in dem ihr shows organisiert, fanzines macht oder was auch immer? oder würdet ihr euch selbst gar nicht als teil von dem sehen wollen was gemeinhin ‚hardcore szene‘ genannt wird.

Jason: oh ja, bis zu einem gewissen grad sind wir auch noch neben der band aktiv. ich zum beispiel organisiere gelegentlich shows, chuck bucht für eine andere band namens ‚panthro uk united 13‘ touren und hilft ihnen als roadie wann immer er die zeit dazu hat. wir haben alle hier und da noch etwas nebenbei laufen. na ja, und ob wir uns als teil der hardcore szene betrachten… ich denke, wir überlassen die entscheidung, zu welcher szene wir gehören, anderen.

wir wissen ja alle, dass wir irgendwie das nötige geld zum überleben zusammenkratzen müssen. einigen bands gelingt dies sogar durch ihre musik. wo denkst du muss man eine trennlinie ziehen zwischen sellout und der glücklichen situation, von dem was man über alles liebt leben zu können? ich persönlich bezweifele ja, dass die grenze zwangsläufig zwischen independent und major labels verläuft, da kommerzielle geschäftspraktiken nicht nur in der major industrie zu finden sind.

Jason: die einzige art und weise ein sell out zu sein ist, bei dem was man tut irgendwelche kompromisse einzugehen. von diesem aspekt mal abgesehen, wie kann man ernsthaft jemanden des sell outs bezichtigen? mir fallen jedenfalls spontan keine bands ein, die alle ihre platten gratis an das volk verteilen oder nur exklusive shows ohne eintritt spielen. jeder macht also etwas geld. einige machen es eben offensichtlicher als andere. aber wie du schon gesagt hast, es ist sehr schwer heutzutage einen trennstrich im punk und hardcore bereich zu ziehen.

das amerikanische ‚chord‘ magazin hat letztes jahr einen super lüttes hot water music interview gebracht. in der selben ausgabe war auch ein interview mit diesen rassistischen trotteln von ‚one life crew‘. ‚chord‘ behauptete, die übelsten gerüchte um die band ein für allemal aus dem weg geräumt zu haben. in wirklichkeit haben sie jedoch nichts anderes gemacht, als auf sau dämliche weise diesen rassistischen spinnern ein forum zu bieten, diesen pennern nach dem mund zu reden und himmelschreiende kritiklosigkeit an den tag zu legen. habt ihr diese ausgabe gelesen und würdet ihr nochmal so einem magazin, dass rassistische bands unterstützt, ein interview geben? versteh mich nicht falsch. ich bezeichne ‚chord nicht als rassistisch, aber als unkritisch zu einem grad der mich kotzen lässt.

Jason: wir haben die ausgabe niemals zu gesicht bekommen und als ich seiner zeit die fragen per e-mail erhalten habe hielt ich sie für einen schlechten scherz, einen witz. ich kenne das zine aber sonst gar nicht und möchte deshalb auch nicht diese politischen sachen kommentieren.

so weit ich weiss, gab es einigen ärger um euren band namen. war es nicht so, dass eine andere major band mit dem selben namen aufgetaucht ist? erzähl da doch mal ein bisschen drüber.

Jason: du hast eigentlich schon alles gesagt. wir benutzen legal den band namen ‚the hot water music band‘ für die zeit bis die ganze sache geklärt ist. im moment ist es noch nicht ganz klar, wer die rechte für die musikalische nutzung des namens hat.

immer wieder maulen mich leute an interviews seien langweilig. ständig folgen auf die immer gleichen fragen die gleichen tausendmal gehörten antworten. dies ist eure grosse chance diesen leuten das gegenteil zu beweisen. habt ihr lustige, interessante stories zu erzählen?

Jason: wir könnten sicher eine menge lustige oder auch abartige geschichten erzählen, aber ich denke nicht, dass es in unserem interesse ist, zu viele davon an das licht der öffentlichkeit zu tragen. schreib genau was du wissen möchtest und vielleicht kann ich dir dann mit etwas spezifischen dienen.

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nein nein, das lassen wir dann mal lieber und decken den mantel des schweigens drüber. stories erlebt man ja auch besser und erzählt sie nicht, oder wie war das herr hermannstädter? (nicht ganz so, herr meyer)

interview: torsten meyer

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