Juni 4th, 2015

Harte Kost – Wie unser Essen produziert wird – Auf der Suche nach Lösungen für die Ernährung der Welt, Valentin Thurn, Stefan Kreutzberger

Posted in bücher by Dolf

Ludwig/Randomhouse, Neumarkter Str. 28, 81673 München, www.randomhouse.de

HarteKost

Die beiden Autoren sind ja schon positiv aufgefallen mit dem Vorgängerbuch „Die Essensvernichter“ und dem dazugehörigen Film „Taste the Waste“ (2011). Hier nun also die Fortsetzung mit dem Blick auf globale Zusammenhänge und zukünftige Entwicklungen im Ernährungsbereich. Die Autoren beschäftigen sich mit wirklich allem was zum Thema gehört und zwar so das der Leser (oder der Kinobesucher, diesen Monat -April – läuft auch der Film „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ an) nicht mit einer vorgefertigten Meinung gefüttert wird, sondern sich seine eigenen Gedanken zum Thema machen kann. Man bekommt somit eine fundierte Entscheidungs- und Handlungsgrundlage für sein zukünftiges Ess- und Konsumverhalten. Dazu besuchen die Autoren Menschen/Firmen aus den zwei gegnerischen Lagern der industriellen und der bäuerlichen Landwirtschaft, treffen Biobauern und Nahrungsmittelspekulanten, besuchen urbane Gärten und Industrieschlachthöfe, Insekten- und Genlachsfarmen.

Präsentiert wird das ganze in einem sehr lesefreundlichen Konzept: „Valentin Thurn schreibt persönliche, emotional gefärbte Berichte von den Dreharbeiten, während Stefan Kreutzberger vor und zwischen diesen Kapiteln mit harten Fakten und weitergehenden Erläuterungen für die Einordnung sorgt.“ dies ist prima gelungen. Wenn auch vieles nicht wirlich „neu“ ist, für Leute die sich schon länger mit der Thematik beschäftigen, aber man kann es halt nicht oft genug sagen das Nahrung nicht vergeudet werden soll, der Fleischkonsum reduziert werden muss, die Meere überfischt sind, die Haltungsbedingungen in der Massentierhaltung nicht tragbar sind, zuviele Menschen Hunger leiden, sich das Klima ändert, Gentechnik in die falsche Richtung geht und noch vieles mehr. Was ich zum Beispiel noch nicht wusste: Industrielle Aquafarmen füttern die Zuchtfische dort oftmals mit Fischmehl und so wird mehr Fisch aus den Meeren entnommen, als wieder als Nahrung an den Mensch zurückgeht. Völlig pervers – natürlich bleibt es dabei nicht und man erfährt viele aktuelle Zahlen und Fakten die immer noch völlig unfassbar sind und einen immer und immer wieder am Geisteszustand des großteils der Menschen, berechtigte Zweifel aufkommen lässt. Aber zum Glück gibt es ja immer auch mal wieder die postiven Gegenentwürfe welche in die richtige Richtung gehen und die Hoffnung nicht völlig zerschmettert wird. Auch wenn natürlich die Größenordungen der beiden Lager in keinem Verhältnis stehen. Beinahe am Ende gibt es noch die unglaubliche Geschichte das 10 Tonnen Bio-Reis aus einer Region (Orissa) am anderen Ende der Welt, welche die Autoren auch besuchten, auf einer SoLaWi (Solidarischen Land Wirtschaft) in Bonn auftaucht und dem dortigen Bio-Bauer nichts besseres einfällt als den, zwar laut Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufenen (deshalb hat er ihn gratis von der GEPA [Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt] (!!!) gespendet bekommen) Reis an die Schweine zu verfüttern, weil er nicht weiss wie er ihn sonst loswerden soll. Man fragt sich warum die GEPA oder der alternative Bauer noch nie auf die Idee gekommen sind den Reis via Foodsharing oder öffentlichen Essenschränken unter die Leute zu bekommen – es muss eben auch hier noch viel Netzwerkarbeit geleistet werden. Immerhin zeigt das Buch auch das man zu einer ökologischen, ökonomischen und sozial nachhaltigen Nahrungsmittelversorgung (zurück) finden kann, wenn man das nur wirklich will. Und, soviel ist sicher, das Thema betrifft uns alle. Wenn nicht im Moment, dann sicher in der Zukunft. 320 lesenswerte Seiten, Paperback, Klappenbroschur. 16,99 Euro (dolf)
Isbn 978-3-453-28063-2

[Trust # 171 April 2015]

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