April 1st, 2010

Halbstark und Cool – Ausgwaehlte Jugenkulturen seit den 1950er Jahren – Jakob Kandlbinder

Posted in bücher by Dolf

HalbstarkundCool

Telos Verlag, Im Sundern 7-9, 48157 Münster
www.telos-verlag.de

Hier handelt es sich um eine zum Buch gewordene Diplomarbeit aus dem Jahre 2003, welche sich den „Ausdiffrenzierungen und Pluralisierungen von Jugend widmet“. Noch vor der Einleitung wird die berühmte Babylonische Tontafel von ca. 3000 v. Null zitiert: „Diese heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird nie wieder so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten.“ Generationsprobleme sind also keine neuzeitliche Erscheinung…

Nach einer Einleitung beschäftigt sich der Autor erstmal mit Begriffsbestimmungen (Jugend, Kultur, Szene und Clique, Gleichaltrigengruppe bzw. Peergroup, bzw. Peers, Jugendkultur, Subkultur und Jugendsubkultur) und endet mit einer persönlichen Stellungnahme und Zusammenfassung. Das ist einerseits ganz gut, das mal die ganzen Definitionen so da stehen aber auf Dauer auch ein wenig Erbsenzählerei – aber das muss wohl so sein. Interessanter wird es dann wenn es mit den Jugendkulturen der 50er Jahre losgeht: die Gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Hintergründe werden anhand dem Kampf zweier Kulturen, dem Konsumrausch, Kleidungskämpfe und dem Charakter der Jugend erklärt.

Hier beginnt auch schon die Kommerzialisierung der Jugendkultur (!!!), parallel zu Mediatisierung. Weiter geht es mit der ersten „konkreten Jugend“, den Halbstarken, natürlich wird auch hier zuerst der Begriff geklärt bevor auf ein paar historische Vorläufer hingewiesen wird. Dann gibt`s das ganze Paket von der Sozialen Herkunft, über das Erscheinungsbild zur Alterstruktur, ihre Filme und Musik. Krawalle und Randale sowie die Deutung und Bewertung der Rebellion – und deren Ende.

So in der Richtung geht`s dann weiter, mit den Teenagern, den Existenzialisten es kommen die 60er mit der Beat-Kultur, Studentenproteste und der Hippie-Kultur. Bis hierher ist das alles eigentlich sehr interessant, wenn auch vieles nicht „neu“ ist, aber einige Detailinfos sind schon ganz spannend. Es ist auch nicht zu akademisch verfasst, lohnt sich also auf jeden Fall zu lesen. Dann macht der Autor einen Riesensprung zu Techno, der (rechten) Skinheadbewegung und noch ein wenig HipHop/Rap. Da werden dann ein paar Sachen angesprochen, ich würde fast sagen angerissen, aber eben nicht ausführlich genug und warum Kandelbinder sich grade diese 3 Jugenkulturen ausgesucht hat und alle anderen wegliess kann man nur vermuten.

Auf jeden Fall ist das nicht mehr ganz so spannend… weil Techno als Jugenbewegung halt nicht so ergiebieg ist und auf die (rechten) Skinheads viel zu wenig Augenmerk gelegt wird. Weglassen wäre eine Option gewesen, konzentrieren auf die „alten“ Jugendkulturen. Aber es ist ja Jakob’s Arbeit und so macht er was er will. Zum Abschluss gibt`s dann Erörterungen zum Wandel der Jugendkulturen/ Wertewandel/ Strukturwandel usw., das ist wieder ein wenig interessanter, ebenso wie der Ausblick ganz zu Ende. Das ganze Werk ist natürlich durchsetzt von Fussnoten…. aber das nur am Rande. Alles in allem hat mir der eine Teil oftmals viel Spass gemacht weil interessant und informativ, der andere eben nicht so. Leute die sowas studieren oder sich damit befassen sollten zugreifen, sonst kann man es nicht so zu einhundert Prozent empfehlen. 120 Seiten, Paperback, ohne Abb. Für 12.- Euro. (dolf)

Isbn 3-933060-18-4

[Trust # 140 Februar 2010]

 

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