Juni 15th, 2019

EMPOWERMENT (# 191, 2018)

Posted in interview by Jan

Wenn es eine Band geschafft hat, in den letzten Jahren bei Jung und Alt, Ost wie West, Beatdown-Boy wie Hardcore Punk-Kid für anerkennende Respektbekundungen zu sorgen, dann sind es die Jungs von EMPOWERMENT. Bereits seit 2008 unterwegs, kann man unzählige Liveshows mit literweise Schweißverbrauch auf dem Konto finden, genauso aber auch eine vorzügliche Split-Serie mit den Bands KRANK, AYS, ABFUKK und HENRY FONDA sowie ein ordentlich ballerndes Album namens „Gegen.Kult“, welches so einige Hits beinhaltet, die von New Yorker Bands kaum besser klingen würden.

Oben drauf gibt es viel politische Überzeugung, große Liebe zur DIY-Kultur, was sich immer wieder in kleinen Auflagen von Shirts und anderem Merch ausdrückt, einen starken Einsatz für Tierrechte und stets – neben den vielen Mittelfingern an konservative Spießer, altbackene CDU-Fuzzis und Nazis – einen positiven Vibe, der einen will, was zusammengehört, und weiß, dass neben der ganzen kritischen Einstellung auch Platz für Zusammenhalt, Liebe und einen guten Liter Gerstenkaltschale sein muss. Ganz klar das Gesicht der Band ist dabei Jogges, ein Hardcore-Urgestein der 0711-Szene, mit dem ich mich nach einem ersten Kennenlernen auf einer Geburtstagsparty (Grüße an Vuki) dann auch verabredet habe, um über das neue Album „Bengalo“ zu sprechen, aber auch um den Blick nach hinten zu wagen, auf die Einflüsse, die alten Zeiten und den vielzitierten Unity-Spirit, der eben nicht nur in New York präsent war.

Zum Gespräch treffen wir uns im „Kraftpaule“, einer Craft Beer-Bude im Stuttgarter Osten, in der auch Jan arbeitet, Gitarrist bei Empowerment und tief verwurzelt in der deutschen Hardcore-Szene durch Mittäterschaft in Bands wie TEAMKILLER oder HEARTBREAK BRIDGE. Neben der Weitergabe vorzüglicher Bier-Empfehlungen hat er immer wieder vorbei geschaut, um ein paar Worte zur neuen Platte zu verlieren. Nach kurzem Austausch mit ihm zum Etablissement kommt ein etwas müde aussehender Jogges um die Ecke. Leicht verspätet, aber hey, wem verzeiht man sowas mehr als einem frisch gewordenen Vater. Kaum am Tisch angekommen und den ersten Schluck genommen, sprudelt es nur so aus ihm heraus, dass ich kaum hinterherkomme, die Aufnahme zu starten.

Was sofort und auch später immer wieder auffällt: Jogges weiß genau, welche Wirkung seine Band erzielen soll, aber auch welche Bedeutung sie hat und für was man sie feiert – aber wen wundert es? Seit knapp 25 Jahren fester Bestandteil der Stuttgarter Hardcore-Szene, hat er als Frontmann von SIDEKICK bereits in den späten 90ern die hiesigen Bühnen bespielt und mit jener stark vom New York Hardcore beeinflussten Band eine ordentliche Größe erreicht. Dass all das schon eine ganze Weile her ist, erkennt man u.a. daran, dass in alten SIDEKICK-Interviews und -Reviews wunderbare Goldschätze wie Interviewfragen á la „Nutzt du eigentlich das Internet?“ oder Platteninfos wie „Die Multimedia-Seite beinhaltet einen Bildschirmschoner“ enthalten sind.

Was aber viel wichtiger ist, schon nach fünf Sekunden klar ist und sich bis zu unserer Verabschiedung durchzieht: Ihm ist diese ganze Sache verdammt wichtig. Und damit ist nicht nur EMPOWERMENT gemeint, sondern die Hardcore-Szene an sich und noch viel mehr die darin gelebte Message. „Für mich war Hardcore und Punk immer auch ein Ort der Selbstreflexion. Und das will ich auch weitergeben. Viele denken bei unserem Sound an stumpfe Bollo-Mucke, aber gerade durch diesen Eindruck sind viele dann doch verwundert, welche Messages wir haben.“

EMPOWERMENT ist dabei stets mehr als nur Musik: Personen aus der Antifa-Szene bezeichnen sie als legitime Version von MADBALL & Co., während eher mainstreamige HC Dudes, die keinen Hausbesetzer-Hintergrund haben oder in AZs rumhängen, sie ebenfalls feiern und die niedrige Schwelle via Bollo-Sound locker nehmen, um eben dann doch auch den politischen Inhalten zu lauschen, die viele ähnlich klingende Bands nicht an den Start bringen. Auffallen tat dies Jogges vor allem bei der letzten Tour mit den Beatdown-Riesen NASTY, die ja ebenfalls viel Inhalt besitzen und „mehr zu sagen haben als die meisten Crust-Bands“.

Mit der positiven Resonanz aus der linken Szene in Bezug auf ihren NY-Sound klappte es dabei erst im zweiten Anlauf: „Mit SIDEKICK hatten wir einen ähnlichen Sound, wenn auch englische Lyrics, aber wir hatten keinerlei Akzeptanz in der politischen Szene. Das ist mit EMPOWERMENT komplett anders. Die Leute akzeptieren die Jogginghosen und Nikes und sehen, dass man kein unreflektierter Prolo-Affe ist.“

Noch immer und für immer, ich hab dieses Spiel nicht satt,
kannst nix dafür wie alt du bist, doch trag es bis ins Grab.
Bedeutet klare Haltung, Blut und Schweiß, und auch mal Tränen.
Der Sound ist sekundär, die Wurzeln solltest du verstehen.
(„Noch immer – für immer“)

Während ich mich auf das Interview vorbereitet habe, habe ich mir einige Male die Frage gestellt, ob EMPOWERMENT auch einfach politischer als andere Hardcore-Bands wirkt, weil die Texte eben deutsch sind. Ist es eben doch direkter, nahbarer, wenn die Lyrics in der Muttersprache und nicht in Englisch daherkommen. Generell aber die Frage an Jogges: Warum seid ihr so politisch? Was treibt euch da an? „So krass politisch sind wir glaube ich gar nicht, das ist schon auch etwas angedichtet. Aber generell sind wir einfach so sozialisiert: 7 SECONDS, ‚Music and the message‘, egal was einem wichtig ist, man trägt es nach außen, egal ob vegan, Gender oder Antidiskriminierung. Eine Zeit lang gab es das kaum in der Szene, nur ‚Kauft unsere Platte und unsere Shirts‘, aber heute sind wieder mehr Bands da, die die Fresse aufmachen.“

Und kann man damit noch jemanden erreichen? „Ich denke schon, wenn auch eher im Kleinen. ‚Each one, teach one‘, man nimmt es mit in die Nacht, aber man muss eben aufpassen, nicht mit dem Zeigefinger zu wedeln.“ Und wer macht das, mit dem Zeigefinger wedeln? „Heute gibt es das eher weniger, aber früher waren es eben EARTH CRISIS und die ganzen SxE Kids, viele auch in Stuttgart. Die Kids, darunter viele Trend-SxE Veganer, die heute Fleisch essen und Bier trinken, haben UNBROKEN, CHOKEHOLD und EARTH CRISIS gehört und waren schon krass unterwegs. Nicht nur die Bands, sondern auch viele Dunstkreis-Menschen drumherum sind damals hier in Stuttgart ins Elitäre gerutscht.“

Wenn wir gerade schon Stuttgart streifen: Was bedeutet die Stadt für dich? „Wie sagt man so schön: ‚Eine Stadt, eine Liebe‘, aber es ist nur teilweise Lokalpatriotismus. Es gibt generell natürlich geilere Städte und Stuttgart steht für CDU, Kehrwoche und Spießer. Ich und meine Freunde, wir wollten aber immer der Unterschied sein, die Anti-These, was sich auch oft in unseren Lyrics widerspiegelt. Umziehen ist easy und dann mit dem Finger auf Stuttgart zu zeigen, aber hier bleiben, das ist eine viel größere Herausforderung. Und wir müssen nicht weggehen, ähnlich wie es FEINE SAHNE FISCHFILET auch besungen haben, ‚Bleiben oder Gehen‘. Gehe ich in Strukturen, wo alles stimmt, oder stelle ich mich dem Spießertum gegenüber? Deswegen auch ‚Stuttgart Asozial‘, wir sind Underdogs, es ist unsere Stadt und wir stehen zusammen, aber nicht aus Liebe zur Stadt, sondern einfach wegen uns. Stuttgart ist für mich eine Hassliebe, ich mag es eben für etwas zu kämpfen, sich grade zu machen und vielleicht auch was Unmögliches zu versuchen. Diese Einstellung und wofür man früher gekämpft hat, das trägt noch heute Früchte. Früher gab es nur Vegan Straight Edger hier und wir waren die Assis. Aber wir sind mit den Punks auf die Straße gegen Nazis gegangen, nicht die Edger. Und neue Stuttgarter Bands wie NAMETAKER und MINUS YOUTH haben die gleichen Gedanken: Sie haben klare Statements, koalieren mit Punks und fahren auch wieder neue Ansätze. Ich will einfach nicht müde werden, nicht satt sein, sondern hungrig bleiben und was bewegen. Und das halt in der Stadt, in der ich lebe und die ich nicht so einfach hergebe.“

Niemals den leichten Weg. Niemals angepasst.
Nie eins mit dem verfickten Spießerpack.
Liebe und Freundschaft, das was für mich zählt.
All die Jahre in Farbe vereint. Stu York state of mind.
Familie im Kessel gereift. Stu York state of mind.
Alerta Antifascista. Stuttgarter Zeckenpack lebt niemals angepasst,
auch wenn der Rest der Welt gewiss was anderes sagt.
(„Stu York state of mind“)

„Stu York“, ein in der Stuttgarter Szene gängiger Begriff und nun auch mit einem eigenen Song verewigt, gibt dabei klar den Sound vor. Aber ist New York eigentlich die ganz große Einflussgröße? „Ja und nein. Ich bin definitiv ein New York-Fan und wir kokettieren viel damit, aber ‚Stu York‘ als Begriff zum Bespiel gab es schon vorher von HipHop-Typen – aber wir haben ihn erst kultiviert. Der Hardcore aus New York ist generell schon ein musikalischer Mentor, gerade die Bands aus den 80ern und 90ern boten eine bunte Vielfalt, sei es BORN AGAINST, CRO MAGS oder BAD BRAINS. Darüber hinaus hat zu jener Zeit das Miteinander gut funktioniert und es war den verschiedenen Szenen rund im Oi, Punk, Hardcore und Metal auch immens wichtig. Und so war es früher in Stuttgart eben auch. Mitte der 90er bis Anfang der 2000er gab es eine feste Allianz aus Punks, Skins und Hardcorelern, die ich heute schon vermisse. Es hat mir immer viel gegeben, hat mich beflügelt, meinen Horizont erweitert und daran möchte ich weiter festhalten. Klar, man bleibt in einem Mikrokosmos gefangen, aber man ist trotzdem offen für andere Einflüsse.“

Und wenn wir schon beim Thema Einflüsse sind, welche Musik-Richtungen waren dabei noch relevant? „Neben Deutschpunk und Oi ist für mich zumindest Reggae auch ein großer Einfluss. Klar, es gibt das Problem mit der Homophobie, aber viele Akteure sind eben auch nicht homophob, sondern verdammt menschlich, dabei aber auch sehr systemkritisch. Der Spirit of 69, Early Reggae und gerade BOB MARLEY sind für mich Paradebeispiele für Menschlichkeit, One Love und positive Gedanken, gepaart eben mit einer ausgeprägten Systemkritik.“

Nachdem Jogges bereits die 90er und 2000er in Stuttgart beschrieben hat, die Frage ob er es ähnlich wie Dolf sieht, der vor kurzem schrieb, dass sich die Szenen immer wieder im Kreis drehen. Darauf Jogges: „Ja, es ist schon ein Kreislauf. Jede Sau wurde mehrmals durchs Dorf getrieben, Styles werden immer wieder kopiert; das macht schon müde. Mir war immer wichtig: ‚Sei frei, werde ein großer Freund von Unsicherheit und scheiß auf Dogmen!‘ Sie lähmen einen nur. Man sollte stets frei agieren und nicht irgendwelchen Trends hinterherrennen. Zudem bin ich einfach auch immer noch Fan, ich gehe auf Konzerte und supporte auch einfach gern neue Sachen.“

Und wie sieht generell der Kontakt zu den jüngeren Generationen aus? Mit Cansu, der Frontfrau von BODEN, einer ebenfalls aus Stuttgart stammenden jungen Post Metal-Band, gibt es auch ein lokales Feature auf dem neuen Album. „Wir haben sehr viel Kontakt zu den jüngeren Bands. Es ist uns auch wichtig, wir nehmen gern auch junge Stuttgarter Bands mit auf Tour und überlegen auch gerade, wie die Release-Tour für das neue Album aussehen kann.“

Mein Team heißt Anarchie. Regeln gibt es nicht.
Pissen auf die Norm und zünden bunte Lichter an.
Bengalo – Nebelkerzen in der Nacht.
Bengalo – die Bagage erwacht.
Bengalo – Emotion entfacht.
(„Bengalo“)

Überhaupt, das neue Album. „Bengalo“ mit Namen, wird über End Hits Records erscheinen und ballert einem 12 Mal knochentrockenen, metallischen Hardcore um die Ohren, das es ein Fest ist. Es gibt weiterhin viel New York atmenden Hardcore, CRO MAGS-Momente, MERAUDER-Riffs und MADBALL-Grooves, aber auch diese beißenden Shouts von Jogges, die stets diese feine Assi-Prise intus haben und mit viel Seele vorgetragen werden. Lyrisch gibt es konkrete Ansagen, kompakt verpackt und zum Mitsingen gemacht, nachdem auf den letzten Releases zum Teil auch etwas vertracktere Texte zu hören waren. Und so ist das Album wieder gespickt mit Zeilen, die schon nach dem ersten Hören hängen bleiben und so manche passenden Parolen beinhalten, die aktuelle wie generelle Themen verdammt gut auf den Punkt bringen. Musikalische Veränderungen zu früheren Releases haben eher homöopathische Dosen, zu sehr hat die Band einfach ihr Rezept schon gefunden.

So klingen sie auf den Tracks noch etwas metallischer als früher und man geht im Gegensatz zu den Songs der vierteiligen Split-Serie wieder etwas mehr back to the roots. Oben drauf kommen schicke Soli, wand-artige Crew Shouts und immer wieder auch diese Neckbreaker von 2Step-Parts, die einfach nur Spaß machen. Insgesamt partizipieren alle Bandmitglieder am Songwriting und jeder gibt seinen Teil dazu, wobei die musikalischen Vorlieben sehr unterschiedlich sind: von Deutschpunk über Walfisch-Musik, von Death Metal zu assigem deutschen HipHop, auch MelodyCore, alles ist dabei und scheint sich gut zu ergänzen.

Und wenn wir gerade bei den übrigen Bandmitgliedern sind, Jogges und Jan haben wir ja schon kennengelernt: Da gibt es noch Chris an der Gitarre (früher bei TEAMKILLER, FACE LIKE MOSES und ALLRIOT) und Kehbel am Bass (früher bei TRUE BLUE, IRON SKULL, GOLGATHA und WET SET). Dazugekommen sind in letzter Zeit noch Bonzo am Schlagzeug (ehemals in PESSIMISTIC LINES, COME CLOSER, heute noch bei BIKE AGE), der das ehemalige RAWSIDE-Mitglied Beaker an den Drums ablöste, und Kai Chaos, der sich mit Chris die Gitarrenposition teilt, Aushilfsbasser in sämtlichen aktuellen Stuttgarter HC Bands ist und ebenfalls in zig Bands spielt, u.a. früher in PESSIMISTIC LINES, CHAOS IS ME und ECLAT und heute bei den Melodic Punkern BIKE AGE.

Eine Besonderheit auf „Bengalo“ ist definitiv der Rap-Track „Mensch ist Mensch“ von David aka Roger Rekless, welcher etwa Frontmann bei GWLT ist, Radiomoderator bei PULS, aber auch das letztjährige Splash eröffnet hat und dazwischen noch in der offenen Jugendarbeit in München arbeitet. Jogges erklärt das Konzept dahinter: „Wir haben einen Song namens ‚Von Mensch zu Mensch‘, auf dem wir die Flüchtlings-Thematik aufgreifen und unsere Meinung dazu kundtun. Wir hatten dann die Idee, dass David sich Teile aus diesem Song rausnimmt und daraus wiederum einen eigenen Song mit gleicher Melodie produziert. Herausgekommen ist ‚Mensch ist Mensch‘, ein das Thema sowohl inhaltlich als auch musikalisch aufnehmender Rap-Track, sodass beide Songs zusammengehören. Wir finden, David hat das super gemacht!“

Weitere Auffälligkeit sind zudem die vielen Features aus den Weiten der deutschen Hardcore-Szene, von Schommer (AYS) über Matti (NASTY) finden sich Parts von Mitgliedern von MORETHANEVER, DEVIL INSIDE, SNIFFING GLUE, RATLORD und eben BODEN. Dabei haben sich bis auf Schommer auch alle der deutschen Sprache angenommen, auch das also ein kleines Highlight für Fans der genannten Bands. Die tiefe Verwurzelung in der deutschen Hardcore-Szene mit ihren verschiedensten Styles wird somit mehr als ersichtlich, aber eben auch der Blick in die Zukunft, inklusive Abkumpeln mit neuen Bands.
Auf die Frage, ob er mit EMPOWERMENT auch versucht, den Staffelstab weiterzugeben, kommt schon eine nicht ganz kleine Mission zutage.

„Das kann man schon sagen. Ich habe mit Punk und Metal gestartet und die Mischung war eben Hardcore. Und groß geworden bin ich mit AGNOSTIC FRONT und CRO MAGS, welche über Genregrenzen die verschiedenen Szenen vereint habe. Und so war es eben bei uns auch, sprich diese Unity ist auch die Geschichte unserer Stadt. Wir haben mit Punks zusammengehangen im Park oder in dem besetzten Haus OBW9 in Degerloch, wo damals auch viele Shows stattgefunden haben. Es ging auch immer ums kreativ sein, anders sein, aktiv sein und was gegen CDU, Spießer und Kehrwoche zu unternehmen. Und ich möchte, dass dies nicht in Vergessenheit gerät. Ich will es weiter tragen und weiter geben, zeigen, dass Stuttgart nicht nur eine Konsumstadt ist. Und ja, an Bands wie MINUS YOUTH oder NAMETAKER würde ich gern diesen Staffelstab weitergeben. Sie verkörpern etwas und sind einfach gute Jungs. Klar, ich muss noch ein paar Mal mit ihnen Saufen gehen und Mülltonnen umtreten, aber sie machen es mit ihren Mitteln. Und EMPOWERMENT sind auch nicht die Wahrheit, es soll sich ja auch weiterentwickeln. Jede Zeit hat andere Themen und Gründe, seine Wut in die Welt zu schreien.“

Ob es Zeit ist zu gehen, diese Frage werde ich mir nicht stellen.
Ich bleibe, und ich frage mich, wie und was kann ich dir geben?
Der Scheiß bedeutet mir zu viel um es wortlos zu vererben.
Unangepasstes – kreatives widersetzen.
(„Unsere Generation“)

Als ich am Ende des knapp 60minütigen Gesprächs auf meinen Fragezettel geschaut habe, war da noch die Frage nach dem „Hardcore Bürgermeister von Stuttgart“. So wird Jogges nicht selten genannt, stets voller Respekt, aber natürlich auch mit einem kleinen Augenzwinkern – niemand würde denken, dass er sich selbst so wichtig nimmt. Grinsend merkt er an, dass er ja eigentlich Bürgermeister von Stuttgart-Ost ist. „Im Oschde“, wo viele Hardcore- und Punk-Dudes wohnen und die Mieten noch erschwinglich sind, generell das Klientel gemischt und der Schicki Micki fern. Erklären tut er sich den Titel wie folgt: „Für viele von heute war ich eben schon immer da. Und wenn dann wieder eine Generation kommt und zum Großteil auch wieder geht, dann bin ich immer noch da. Und das merken die Leute einfach, dass dieses ganze Hardcore- und Punk-Ding ein elementarer Teil meines Lebens ist“.

Darauf ein Helles. Und ein Bengalo für die Nacht.

http://deutschpunk.blogspot.com/

Text: Lars Schubach

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