September 25th, 2019

Die Resonanzstrategie – Warum wir Nachhaltigkeit neu denken müssen, Fritz Reheis

Posted in bücher by Dolf

Oekom Verlag, Waltherstraße 29, 80337 München, www.oekom.de

Der Autor gilt als einer der geistigen Väter des Begriffs und Konzepts der Entschleunigung und hat schon mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht. Auf der Rückseite des Buches steht eine prima Zusammenfassung: „ Was braucht der Mensch für ein gutes Leben? Wonach sehnen wir uns von Beginn an? Nach Resonanz! Jeder Mensch erhofft sich Resonanz auf das, was er tut: dass er verstanden wird, wenn er sich anderen mitteilt; dass er Antworten erhält, wenn er Fragen stellt; dass die Natur gedeiht, wenn er sich um sie kümmert; dass Entscheidungen, die er trifft, sich auch »stimmig« anfühlen. Resonanz ist auch der Schlüssel zu einem neuen Verständnis von Nachhaltigkeit.

Nur, wenn der Mensch soziale Mitwelt, natürliche Umwelt und personale Innenwelt als Resonanzräume erfährt, wird nachhaltige Entwicklung möglich. Das Buch von Fritz Reheis zeigt, dass die herrschende Wirtschaftsordnung mit ihrem Beschleunigungsdiktat derartige Resonanzphänomene systematisch blockiert und damit ein gutes, nachhaltiges Leben verhindert. Reheis’ Resonanzstrategie ist dabei konservativ und revolutionär zugleich. Sie zeigt, wie die Symphonie des Lebens – vom Lärm des Geldes ständig übertönt – für uns alle wieder hörbar werden kann. „ Nach dem passenden Vorwort „Schneller, höher, weiter! – Aber wohin?“ gibt es neben der Einleitung fünf Kapitel mit vielen Unterkapiteln sowie einen Schluss. Es gibt immer wieder ein Zwischenfazit und am Ende auch immer ein Fazit. Vereinfacht gesagt geht es hier um Kapitalismuskritik und der Problematik das heutzutage alles viel zu schnell geht. Dies wird vom Autor, manchmal ein wenig zu akademisch, in aller Ausführlichkeit beleuchtet. An einigen Stellen wäre weniger angebracht gewesen, aber es gibt ja auch Leute die gern viel lesen. Trotz dieser beiden kleinen Schwächen kann man das Buch gut lesen, da es einige interessante Blickwinkel auftut und alles auch in einen Zusammenhang bringt. Die Kapitel heißen: „Zeit und Resonanz“, „Umwelt und Regenerativität“, „Mitwelt und Reziprozität“, „Innenwelt und Reflexivität“ sowie „Vom Geldwohlstand zum Zeitwohlstand“. Reheis hat viele gute Ideen, deren Verwirklichung allerdings in einigen Fällen – wenn überhaupt – noch Jahrzehnte dauern wird. Wie gesagt, das Buch ist mit über 400 Seiten (inklusive Anmerkungen) ziemlich umfangreich und durch seinen Detailreichtum eher nicht für Einsteiger geeignet. Aber für alle die sich mit dem Thema, beziehungsweise mit den Themen, schon länger beschäftigen werden hier nochmal ausführlich und gekonnt Gedanken zusammengefasst und ausgewalzt. Hier und da könnte man meinen Reheis driftet in die Esoterik ab, bekommt dann aber meist immer wieder die Kurve um bei den Fakten zu bleiben. Denn, das steht fest, wenn es so weitergeht wie bisher, dann geht das auf Dauer nicht gut, nicht für den Planeten und auf keinen Fall für uns Menschen. Das kann man an der heutigen Gesellschaft ja schon deutlich erkennen. Ein Teil der Problematik wird treffend mit einem Zitat von Hannah Arendt in den Anmerkungen beschrieben „Denn es ist ja eine Arbeitsgesellschaft, die von den Fesseln der Arbeit befreit werden soll, und diese Gesellschaft kennt kaum noch vom Hörensagen die höheren und sinnvolleren Tätigkeiten, um derentwillen die Befreiung sich lohnen würde.“ Ein gutes Plädoyer für die Wiederentdeckung der Zeit. 26,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3962380526

[Trust # 197 August 2019]

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