Juni 5th, 2018

Das Mysterium der Tiere – Was sie denken, was sie fühlen, Karsten Brensing

Posted in bücher by Dolf

Aufbau Verlag, Prinzenstraße 85, 10969 Berlin, www.aufbau-verlag.de

Der Untertitel führt einen erst mal in die falsche Richtung, wie soll Mensch wissen was Tiere denken und fühlen, wenn sie uns das nicht in der uns gewohnt verständlichen Form mitteilen können? Dafür gibt es aber ja die Forschung und die kann eben auch – begrenzt – das Verhalten von Tieren erforschen und daraus gewisse Rückschlüsse ziehen die sicher oftmals richtig sind – aber genau weiß man es eben nicht immer. Dann geht es gleich weiter mit der Irreführung – das erste Kapitel heißt: „Tierisch guter Sex“ mit folgenden Unterkapitel – „Aliensex, Sexspielzeug, Vergewaltigung, Gangbangs….“ Das erscheint auf den ersten Blick mehr als irritierend und auch auf den zweiten muss man sagen das dies in der Form wohl ein wenig fehl am Platze ist – aber gut, es scheint Teil des Humors oder Stils des Autor zu sein – muss er wissen.

Diese Vergleiche mit menschlichen Begriffen, die eigentlich in der Tierwelt nicht vorkommen, ziehen sich durch das ganze Buch (Dirty Talks, Ödipuskomplex, Facebook, Broker…), manchmal ein wenig Schräg, aber eigentlich ganz gut. Denn natürlich geht es auch um den Menschen und dessen Geistesentwicklung – die leider im Umgang mit Tieren nicht sonderlich gewürdigt werden kann. Zum einen liegt das schlicht daran wie Mensch Tiere behandelt und sie immer noch isst. Zum anderen aber auch an Fehleinschätzungen der Forschung aus der Vergangenheit. So wird geklärt das es Quatsch ist, das Fische keine Schmerzen spüren oder Tiere keine Kultur kennen, ganz im Gegenteil. Wenn man dann bedenkt das der Mensch nicht nur Tiere ausgerottet hat, sondern so manche Kultur durch Tötung der ältesten Tiere zerstört hat (weil diese die Kultur nicht mehr an Jungtiere weitergeben konnten) bekommt die ganze Misere noch einmal eine ganz andere Größenordnung. Überhaupt eröffnet sich beim lesen des Buches und der unglaublichen Informationen die man hier über die Tiere, ihr Denken, ihre Leistungen und ihr Leben präsentiert bekommt nochmal eine ganz andere Dimension. Es handelt sich um Lebewesen, genau wie wir auch Lebewesen sind und nur weil wir – noch – nicht alles an den Tieren verstehen und immer nur unsere Maßstäbe ansetzen ist das eben kein Grund Tiere so zu behandeln wie es in der Vergangenheit und leider auch immer noch in der Gegenwart der Fall ist. Man könnte jetzt meinen es geht hier primär um Tierrechte, so ist es aber nicht. Sondern vielmehr so das sich nach all diesen Informationen und Forschungseinsichten nur eine logisch rationale und vor allem andere Umgehensweise mit anderen Lebewesen geradezu aufdrängt. Man müsste unser Rechtssystem um eine „tierliche Person“ erweitern (www.iri.world), dann könnten wir unser Verhältnis zu Tieren mit Hilfe des Rechtssystems neu definieren. Denn, nicht ohne Grund gibt es juristische Personen, statt Schutzgesetzen um Aktiengesellschaften oder GmbHs Rechte zu vertreten. Der Grund ist, weil Schutzgesetze (Tierschutz, Naturschutz) eben nicht funktionieren, was man ja täglich beobachten kann.
Das Buch beinhaltet viele erstaunliche Geschichten aus dem Tierreich, wer immer schon mal wissen wollte warum eine Gruppe Orcas an der Westküste von Kanada keinen Fisch frisst, oder warum auch Delfine in Freiheit auf der Rückenflosse tanzen – das in diesem lesenswerten Buch zu erfahren. Gebunden, 384 Seiten, 22,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3351036829

[Trust # 189 April 2018]

Both comments and pings are currently closed. RSS 2.0