März 27th, 2021

Das Ende des Geldes, wie wir es kennen – Der Angriff auf Zinsen, Bargeld und Staatswährungen, Alexander Hagelüken

Posted in bücher by Dolf

C.H. Beck Verlag, Wilhelmstraße 9, 80801 München, www.beck.de

Der Autor ist Leitender Redakteur für Wirtschaftspolitik bei der Süddeutschen Zeitung was auf der einen Seite dafür sorgt das er kompetent über das Thema schreibt, auf der anderen Seite aber eben auch sehr viele ökonomische Komponenten ins Spiel bringt. Das Buch ist in 13 Kapitel unterteilt, nach einer Einleitung geht es mit der Geschichte des Geldes und Zahlungsmitteln im allgemeinen los. Da Geschichte in der Regel ja gleich bleibt, gibt es hier nichts neues zu erfahren insofern man sich schon mal mit dem Thema beschäftigt hat. Ist aber immer mal wieder gut zu lesen. Gleich darauf steigt der Autor dann in das Thema um das bargeldlose zahlen am Beispiel von China – wo bereits sehr viele Menschen nur noch mit dem Smartphone bezahlen – ein.

Und erklärt warum die Menschen grade in Deutschland – noch – am Bargeld hängen. Im darauffolgendem Kapitel geht es im Prinzip ums gleiche, nur das jetzt auch noch die großen Player (Amazon, Alibaba, Apple) mit ins Spiel gebracht werden, denen es am liebsten wäre wenn alle alles über ihre Plattformen erledigen würden. Dann hätten sie den gläsernen Mensch und man könnte Zahlungen auch einfach per Gesichtserkennung erledigen – wie es in China bereits erprobt wird. Weiter geht es mit dem „Recht auf Bargeld“ und hier kann man zusammenfassend sagen das jeder so zahlen sollte wie er will, unter Berücksichtigung der Probleme des Geldwaschens, zum Beispiel durch Obergrenzen bei der Barbezahlung, wie ja in einigen Ländern bereits üblich. Im nächsten Kapitel fand ich besonders interessant wie erklärt wurde warum und wie die Menschen in diesem (und anderen) Ländern zum sparen erzogen wurden und weshalb das heute nicht mehr so viel Sinn macht, weil es eben schon seit längerem kaum bis keine Zinsen mehr gibt. Und im nächsten Kapitel wird dann auch erklärt das eigentlich die realen Zinsen schon lang ziemlich niedrig waren, den Sparern aber immer nur die nominal Zinsen ohne den Inflationsabzug „verkauft“ wurden. Im siebten Kapitel fordert Hagelüken mehr „Finanzbildung“ was auf jeden Fall zu fördern ist. Nur ist hier die Frage welche Art von „Finanzbildung“ zum Einsatz kommen soll, denn das Wirtschaftswissenschaften eigentlich genau das nicht sind ist ja jetzt nichts neues, auch wenn Ökonomen sicher anders darüber denken werden. Im siebten Kapitel erfährt man dann wie man als Sparer der Zinsfalle entkommt, nämlich laut Autor, indem man in Immobilien und Aktien investiert, wobei er natürlich auch erkennt, das nicht alle so viel Geld haben um das mal eben zu bewerkstelligen. Wer der Sparfalle nicht auf den Leim geht, ist vor der Zinsfalle sicher – wäre eine Binsenweisheit die ich hier mal anbringen würde. Dann wird es sehr ökonomisch und deshalb auch ein wenig langweilig bis trocken, es geht um EZB, Fed und die anderen Zentralbanken, Deflation, Inflation, usw., was geschehen ist, mit dem Euro wer wann was getan hat oder hätte tun sollen und was wäre wenn – Wirtschaftswissenschaft eben, das ganze dann auch noch global betrachtet in Zeiten der Corona-Krise. Dann geht es nochmal um den Euro und wie sicher diese Währung ist, was sie gefährden könnte und warum die Währungsunion mit einer politischen Union stabiler wäre. Verschiedene Problematiken werden aus ökonomischer Sicht bearbeitet. Interessanter dann die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Kryptowährungen und was dahintersteckt – nämlich eigentlich nichts. Dann der Ausblick auf neue Digitalwährungen, die noch bedenklicher bzw. gefährlicher sind, wie zum Beispiel Facebooks Libra, welche durchaus die Möglichkeit hätten die Existenz von Dollar und Euro zu gefährden. Das ist durchaus realistisch und wird hier auch anschaulich analysiert und zum Schluss wird ganz klar gesagt das der Staat und jeder einzelne gegen Konzerngeld vorgehen muss. Da ist dem Autor zuzustimmen. Was auffallend ist, das Hagelüken offensichtlich davon überzeugt ist, das Aktien die einzige Möglichkeit ist, sein Geld „vernünftig“ anzulegen, neben Immobilien natürlich. Immerhin, das oftmals berechtigte Kritik am Kapitalismus, klar benannt wird. Fest steht auf jeden Fall das sich einiges ändern wird, oder es so bleibt wie es ist, mit dem Geld. Wir werden es alle noch mitbekommen ob schnell oder erst in der Zukunft wird diese zeigen. Wer sich mit den Themen noch nicht beschäftigt hat, findet hier viel kompetentes zum Thema, für andere ist nicht sehr viel neues dabei. Insofern halbe Punktzahl. Lohnt es sich in das Buch zu investieren? Jein. 222 Seiten, Taschenbuch, 16,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3406757235

[Trust # 206 Februar 2021]

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