März 17th, 2007

BONGZILLA (#78,10-1999)

Posted in interview by andreas

TUNE IN – TURN ON – HIT THE BONG!!!

Mal ehrlich: Eine Band, die eine Zeile wie „load bongs, not guns“ ersonnen, verdient doch gerade in Zeiten wie diesen unsere Sympathie. Ihr Album ‚Stash‘, bereits im letzten Heft gelobt, lässt allerdings keinen Zweifel daran, dass diese Leute aus Madison, WI es ernst meinen. In ‚P.O.W.‘ singen sie beispielsweise von einem Typen, der hinter Gittern sitzt und sehnlichst darauf wartet, wieder kiffen zu können. 

„It’s his right by birth of the mother earth

She grew you and me the weed

Now it’s time to take up arms and fight

Prisoner of war

Prisoner of war“

Nein, das ist kein Witz, wie das mit dem Bier bei Gang Green oder Wehrmacht. Es wird hier schon ganz explizit die grosse weite Welt der Politik ins Spiel gebracht. Mike Zilla bedeutet das Zeug ganz offenkundig mehr.

Als ich ihm in meiner ersten E-mail mitteile, dass das Interview für eine Ausgabe über Drogen ist, schreibt er zurück: „Great to hear your spreading the word of Mind Expansion!!!!!!!!!!!“ (sic!)

***

Der Konsum von Marihuana ist also mehr als nur ein Spass? Ein umstürzlerischer Akt gar?

Mike: „Das grösste Problem westlicher Gesellschaften mit Pot und allen Drogen ist der falsche Gebrauch im Westen. Viele indigene Kulturen haben alles von Marihuana über Pilze bis hin zur Coca-Pflanze auf positive Weise in ihren Gesellschaften benutzt. Ich denke, wenn du die Kids im Westen über diese Drogen unterrichten würdest, und wie man sie benutzt, würde sich eine Menge in unserer kranken Gesellschaft verändern.“

https://www.youtube.com/watch?v=FqGOy6YapVw

Wie das funktionieren soll, erläutert er an einem Beispiel.

Mike: „Wir haben letzte Nacht eine Show gespielt. Es war in einer Bar. Alle tranken Alkohol und hatten eine gute Zeit, wie es schien. Bongzilla gingen ungefähr um ein Uhr auf die Bühne. Wir hatten zehn Minuten gespielt, als ein Faustkampf ausbrach. Mein Punkt ist, dass wenn alle diese Leute Ganja geraucht hätten, hätte es keinen Kampf gegeben.

Wir sind in einem Krieg. Jede Person, die in den Vereinigten Staaten Pot raucht, wird von der Regierung als Kriminelle(r) behandelt. Wenn unsere Regierung morgen Marihuana legalisieren würde, würden sich wahrscheinlich viele Dinge in den westlichen Gesellschaften ändern. Hanf könnte ausserdem für die Umwelt Wunder tun. Diese Pflanze ist unsere Rettung. Sie kann uns und die Welt retten.“

Weil sie so überzeugte User sind, bauen sie durchaus auch selbst an.

Mike:  „Aber wenn nicht, haben Bongzilla einen grossen Raucherstamm, der sich darum kümmert, dass wir immer gut durchs Leben kommen“, sagt Mike.

Ihn selbst begleitet das Zeug schon eine ganze Weile auf seinem Weg.

Mike: „Ich habe das erste Mal Pot geraucht, als ich zwölf war. Ein Freund und ich kifften in der Scheune auf dem Hof seiner Familie. Ich glaube, es war nicht viel später, dass ich von Marihuana tatsächlich stoned wurde.

Ich erinnere mich, dass ich nicht fähig war, von der Couch im Keller im Haus eines Freundes aufzustehen. Ich verlor die Kontrolle über meine Körperfunktionen. Ich wünschte, das würde mir immer noch passieren. Ich fühlte mich sehr ausser Kontrolle.“

Warum wünscht sich jemand so etwas?

Mike: „Ich bin nicht wirklich sicher. Vielleicht ist es etwas, dem ich noch von früher nachhänge, als ich jünger war, und eher ausser Kontrolle.“

Bei vielen Hippies gab es auch eine sehr spirituelle Herangehensweise an Kif.

Mike: „Hippie-Ideologie? Hippies scheinen auf dem richtigen spirituellen Weg zu sein. Sich mit der Erde zu vereinen und im Einklang zu leben. Das macht Sinn, oder?“

So wird aus einem Mittel, mit dem manche Leute ganz einfach ihren Spass haben, ein Inhalt, eine Lebenseinstellung, eine Philosophie.

Mike: „Sex und Drogen gehen für mich Hand in Hand. Marihuana öffnet unsere Sinne für Experimente und macht so die Möglichkeiten endlos.“

Und Humbolt, ein Landstrich in Nordkalifornien, „bekannt für das unglaubliche Gras, das dort überall angebaut wird“, ist für Bongzilla das verheissene Land.

Tja, und damit wären sie ja geradezu ein klassischer Fall von Stoner-Rock. ‚Stash‘ ist schliesslich fettester Doom, einschliesslich einer Version von ‚Under The Sun‘ (ja genau, der letzte Song von der vierten Black Sabbath-LP), sozusagen als Quellenangabe, aber…

Mike: „Stoner-Rock ist glorifizierter Grunge. Ich persönlich glaube, dass das ganze Genre schwach ist, ausser vielleicht Nebula und Church Of Misery. Diese Musik wird bald grösser sein als Kurt Cobain. Bongzilla hat mit diesem pompösen Mädchen-Rock nichts zu tun. Wir spielen DEVIL WORSHIPPING DOOM.“

Ach so. Ansonsten finden aber doch noch ein paar andere Sachen Gnade. Neben den obligatorischen ersten fünf Alben von Black Sabbath fallen Mike noch Sleep, Electric Wizard, EyeHateGod und Cavity ein.

Mike: „Diese Bands sind die wahren Könige des Stoner-Rock. Tune in, turn on, hit the bong!!!“

Und sonst?

Mike: „Manchmal finde ich Jungle ziemlich gut. It’s the only rave-music I can get into.“

Ich kann mich noch blass an einen Abend erinnern, den ich mit drei Vierteln von Brutal Truth zubrachte. Nach der Cathedral-Show kam dann noch Lee Dorrian dazu. Da wurde munter angebaut, mal pur, mal als Cocktail aus Gras und Harz, ständig waren mehrere Geräte unterwegs, und an Bier gab es nur ein lauwarmes aus der Büchse, während nebenan der mit Deicide mitreisende Tätowierer seinem Job nachging. Seitdem fallen mir ich immer Brutal Truth ein, wenn ich an exzessiven THC-Konsum denke. (Die Aussicht, noch in der Nacht nach Amsterdam zu fahren, erfreute den reisenden Tross übrigens seinerzeit ganz erheblich, was ich einigermassen erstaunlich fand, nach dem, was da so weggezogen wurde. Ich dachte immer, mehr als kiffen könne man schliesslich auch nicht.)

Mike: „Brutal Truth, ja, die haben wir getroffen. Die Typen konnten schon ein bisschen rauchen. Aber nur wenige Bands haben wirklich Session um Session mit uns mitgehalten. Noothgrush, Dystopia und EyeHateGod haben geraucht wie echte Meister und NIE aufgegeben.“

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Worte: Stone(r-Rock)

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