März 16th, 2018

ANNE ULLRICH (#119, 08-2006 )

Posted in interview by Jan

Sicherlich sind die Fotos von Anne Ullrich dem einen oder der anderen schon einmal untergekommen. Sie war die visuelle Chronistin einer Szene, die sich, vital wie sie war, hervorragend in ihren stürmischen, zumeist im AJZ Homburg geschossenen Bildern widerspiegelt. Auch ist ihre Geschichte mit der Gründung dieser wahnsinnig guten Scheißhauslektüre, die ihr gerade in der Hand haltet, verzahnt. Aber das ist schon sehr lange her.

Gebündelt präsentiert wurden ihre Live Shots in einem Fotobuch, versehen mit Kommentaren von Lee Hollis („Got to land somewhere“, Anne Ullrich/Lee Hollis, Ventil Verlag/TRUST, ISBN 3-930559-50-1). Aber auch das war schon vor Jahren. Was jedoch hat die Fotografin zu ihren Bildern zu sagen? Statt diese sprechen zu lassen, kommt hier nun Anne Ullrich zu Wort. Und ihr könnt nun eine unheimlich nette und interessante Person kennen lernen, die leider nie viel geschrieben, sondern lieber fotografiert hat.

PS: Dass meine Fotos vom Interview nichts geworden sind, oh well, das nennt sich wohl Ironie…

Interview: Jan Röhlk & Andrea Stork
Text: Andrea Stork

Bist Du denn schon mal interviewt worden?

Nö, finde ich auch ganz witzig. Ich war jetzt in Konstanz mit dem Bruder von Jan (ihr Ehemann – A. d. Verf.), den hatte ich da mitgenommen, und wir kennen uns noch gar nicht so gut, und da habe ich ihm das erzählt und mein Papa zog dann das hier raus (das Fotobuch – A. d. Verf.) dem habe ich das natürlich geschenkt, und da hat er sich das so angekuckt, und er ist so völlig unbedarft, also der hat mit dem überhaupt nichts am Hut genauso wie der Jan auch nicht…

…können wir schon eine Frage streichen… (Gelächter)

…und er sagte, ja Mensch, das ist schon irgendwie richtig richtig gut.

Das Buch ist ein ganz guter Ansatzpunkt, damit wir auch mal die Interviewfragen loswerden. Bist Du zufrieden so wie es hier liegt?

Ja, ich habe damit ja überhaupt keine großen Erwartungen verknüpft. Ich weiß es gar nicht mehr wie das war, wer die Idee hatte und so. Auf jeden Fall kam das so zustande und mit dem Lee das zusammen zu machen war natürlich besonders witzig. Und das dann so als Buch zu haben, was schon so ewig her war, das ist schon schön. Also ich finde es ist richtig gut geworden. Also dafür, dass die Fotos nicht die Qualität haben, also Bildqualität, aber das ist ja wurscht. Ich fand es richtig nett.

Bei den Fotos ist mir aufgefallen, dass Du meistens von der Bühne aus geschossen hast, war Dir das Getümmel zu wild? Oder ist das eine verkehrte Wahrnehmung?

Hmmm, ich sag mal so, von der Bühne war es am nächsten, also ich hatte da nicht so eine Kamera mit Zoom und alles, und da hatte man den meisten Überblick, und das Getümmel bei manchen Konzerten ist es vielleicht auch tatsächlich zu wild, aber eigentlich nicht, eigentlich habe ich mich da unten auch immer wohl gefühlt, und es sind auch einige, also viele Fotos von unten oder von unten ins Publikum rein. Also nö, das ging ja immer relativ gut, bei den Konzerten, die ich am meisten mochte.

Wie war damals Deine Position 1. als Fotografin, also als Beobachterin in der Szene, 2. als Teil dieser Szene und 3. als Frau in der Hardcoreszene?

Oh, gleich drei Fragen zusammen. Ähm, also ich kann das heute beurteilen, ich habe das damals überhaupt nicht differenziert, ich habe mich nicht extra als Frau in der Szene gesehen. ich habe das nie so als etwas Besonderes erlebt, weil es halt doch weniger Frauen waren als Männer, das hat mich überhaupt nicht interessiert, es gab da keine Unterschiede. Als Beobachterin auch nicht, sondern es war immer ein Teil der Szene, das ist ja auch für mich der Hauptgedanke von Punk, für mich zumindest, so wie es da in der Hardcoreszene war. Und als Fotografin vielleicht insofern so ein bisschen anders, weil ich ja schon immer, oder dann als es mit dem TRUST losging und später dann mit dem ZAP, dann wusste ich auch, das ist fürs Heft. Also das war dann schon so bisschen was, wo ich mich dann auch schon bemüht habe, aber eigentlich diese Rollenaufteilung könnte ich gar nicht machen, die war halt einfach da. Dass das dann mal so eine Sammlung wird und ein Riesen Ordner mit 1000 Negativen, das war ja nie die Idee, davon irgendwas zu sammeln, sondern das war dann halt da.

Das heißt also, Du warst da in der Szene und hast gerne fotografiert oder wie fing das dann so für Dich an?

(lacht) Ja genau, das war einfach Spaß an den Fotos und hinterher irgendwie auch so zu kucken, vor allem mit dem eigenen Fotolabor, also „eigene“ in Anführungsstrichen, im JUZ da gab’s halt ein Fotolabor…

In Homburg?

Genau, Filme selbst entwickelt und auch Fotokurse gemacht, also das war dann auch wieder was viel mit Leuten zusammen, nicht allein im stillen Kämmerchen, sondern „ah kuck mal hier, das ist ja gut geworden“ und das man sich dann noch mal anders daran erinnert. Und überhaupt dann an dem Heft mitzumachen, also ob ich jetzt einen Text schreibe oder die Fotos liefere, war dann egal.

Aber fürs Trust hast Du nie Texte geschrieben, warum eigentlich? Weil Deine Kolumne für die 100. Ausgabe die war super!
Ich sach nur Erich Fromm…

Ich weiß nicht, ich habe immer das Gefühl, ich kann nicht schreiben.

Dat ist ein falsches Gefühl. Die kam nicht so tüdeldü menschenfreundlich, sondern schon menschenfreundlich, aber sympathisch rüber.

Freut mich natürlich besonders, aber ich habe immer gedacht hmmm, es reicht nicht, und hab dann auch immer gesagt, habe ich vielleicht da so in der Richtung die Worte, weiß auch nicht.

Was war die Musikschiene über die Du reingekommen bist?

Pfft, das ist ja schon ewig her… Also ich glaube so mit der Szene in Kontakt gekommen bin ich ja schon durch den…

Warst Du da 16?

Ja 16, also da bin ich ja so mit Moses zusammen gekommen, also JUZ zuerst, Moses, das AJZ, und ich glaube, das erste, was ich so gehört habe, war schon CRASS, sehr politisch, sehr (lacht)…. ja, das war so das erste und das hat sich dann so entwickelt. Dann waren mal die Italiener in, dann waren mal die Kalifornier in, Straight Edge, also unterschiedliches.

Und das konzentrierte sich auch alles recht stark da auf das AJZ in Homburg? Gibt es da vielleicht Bilder, die hier nicht abgedruckt sind, die für Dich, was weiß ich, den Spirit von damals im Saarland, Hardcore der 80er am besten ausdrücken oder sind das die besten?

Nee, also diese Auswahl, ich glaube, die habe ich noch nicht mal selbst getroffen, wir sind die zusammen durchgegangen und ich weiß gar nicht, wie viel ich dafür gearbeitet habe für das, also da hat der Lee viel ausgesucht, und ich glaube auch so ein bisschen nach spektakulären Sprüngen und so was. Es gibt vom AJZ auch Bilder, wo wir einfach nur… das gehörte zu einem Eisenbahnding, zu so einer Lagerhalle, da gab’s vorne so eine Rampe als die Leute da vorne drauf gesessen haben, das ist für mich genauso Spirit von damals wie ein spektakuläres „ich flieg durch die Luft“ Foto oder so.

Bad Brains…

Genau, den dann beim Salto fotografiert zu haben, das war schon toll. Ich meine, dieser Typ ist jetzt nicht gerade der Inbegriff von Punk und Hardcore für mich, also auch mit den Ansichten, das wäre für mich jetzt gar nicht so stellvertretend.

Meinst Du diese homophoben Äußerungen?

Ja, zu dem hat man finde ich nicht so gut Kontakt gekriegt und ja, homophob und die Frauensachen und so was, also konnte ich nicht soviel mit anfangen. Ich fand die Musik halt schon ganz geil, aber es war halt nicht eine meiner Lieblingsbands.

Hast Du noch Kontakt zu Moses?

Nee, he, he, wobei das nicht an mir liegt (lacht weiter). Moses züchtet bei seinen… also die Freundin, die er danach hatte, die hat er schon immer damit gefüttert, dass die unglaublich eifersüchtig sein sollte, wobei in keinster Weise ein Grund bestand und seine jetzige Freundin hat er auch immer… „hey die ist so eifersüchtig“, wenn ich da aufgetaucht bin, um ihn zu besuchen, da hat er mich immer rausgeschmissen, weil seine Freundin auftauchen könnte und mich dann zusammenschlägt, also habe ich das dann irgendwann mal gelassen.

Wie lange warst Du mit ihm zusammen?

Sechs Jahre, war schon sehr lange. Also auch so eben von 16 – 21 ungefähr, das ist schon ein sehr relevanter Teil der Jugend.

War das auch in der Zeit, als die TRUST/ZAP Separation von statten ging? Wie hast Du das dann damals empfunden?

Ah, das war superblöd. Also das war so traurig, weil ich hatte damit ja überhaupt nichts, also mit dieser Trennung, zu tun. Das war so ein Ding von Moses, warum auch immer er sein eigenes Ding machen wollte, ich wollte eigentlich beim TRUST bleiben, und dann hatte leider Tomasso, ich weiß gar nicht, also das lief so schräg, der hat mich dann irgendwie dazu gezwungen, mich zu positionieren. Also da war ich sehr enttäuscht, weil ich meine Tomasso, den konnte ich supersupergut leiden, und jetzt ist das natürlich auch wieder etwas anderes, aber da war er wirklich sehr anstrengend zu mir, und dann habe ich mich dann irgendwann entschieden, und gesagt ja ok, dann mache ich beim ZAP mit, was Quatsch war, ich wollte mich da nicht entscheiden, ich fand das total albern das Ganze.

Aus der Gründungscrew vom TRUST haben sich ZAP und viel später PLOT entwickelt (Plastic Bomb und Ox kamen nach TRUST und ZAP aber vor PLOT). Ist das irgendwie Zufall, dass die drei überregionalsten Fanzines aus Süddeutschland kamen, gibt es da etwas Besonderes in Süddeutschland, ist da so eine enge Szene, aus Köln kam nix, Hamburg nix oder ist das einfach Zufall?

Kann ich auch nicht sagen. Also ich weiß, Süddeutschland war einfach gut vernetzt, das stimmt, und haben sich dadurch immer gegenseitig angeregt, aber was da im Norden abgelaufen ist, das weiß ich halt nicht. Süddeutschland war auf jeden Fall… man hat sich total viel getroffen auf den Konzerten, also Nagold war ja immer wirklich so ein absolutes Zentrum.

Ich hatte Dich schon per E-Mail nach Kommentaren zu einigen Fotos gefragt, zu Bad Brains haste ja schon was gesagt. Weil ich die Band so geil finde, fällt Dir was zu dem RKL Bild ein?

Bad Brains ich glaube das war in Holland, ich habe dann überlegt, wo das war, und ich wusste natürlich, dass der irgendwann seinen Salto macht, das war nicht das erste Konzert, sondern ich war auf mehren von denen und dann wusste ich das, und das war einfach ein ganz schöner Glückstreffer, aber wie gesagt mit den Bad Brains an sich, gute Musik, aber von dem Spirit her war das jetzt nicht so.

Wie hast Du das dann gemacht, hattest Du so einen Durchlauf?

Nee, bei dem war das jetzt Intuition, das merkt man ja, wenn jemand so jetzt ansetzt zur Rolle. Aber genau das ist eigentlich eher ein ungewöhnliches Bild, da unten zu stehen und auf so einen Moment zu warten, und sich nur auf so einen Salto zu konzentrieren, das ist eigentlich Quatsch. Das war in dem Sinn wirklich so ein Auftrag, ah da können wir das Foto haben fürs TRUST, aber das ist nicht die typische Situation, wo ich sagen würde, so sind die Fotos entstanden.

Vielleicht das RKL Bild?

Ja doch zum Beispiel genau das eher. Das ist ja im AJZ, da mein Lieblingsplatz, das sehe ich schon, also die Stimmung einzufangen, das Gefühl, einfach zu kucken, was passiert, und oh da geht’s ab und da geht’s ab, dann so draufzuhalten, aber auch selber mitzumachen, also bei Bad Brains habe ich da gestanden und mich konzentriert, ich hatte ja schon Konzerte vorher gesehen, wo ich dann eher mitmachen konnte. Und da… auch mit der Kamera kann man mitmachen, ich habe ja auch mitgetanzt und so, also das war nicht, dass man da die ganze Zeit da so steht und nur durch die Linse kuckt. Das ist einfach ein anderes Fotografieren dann.

Hattest Du eine Spiegelreflex mit verschiedenen Objektiven?

Ganz am Anfang war es eine Scheibenkamera mit diesen Disk-Dingern da, später hatte ich eine Nikon, aber auch nicht groß mit wechseln, genau das ist es, man kann nicht da stehen, mitmachen und anfangen, nur noch Objektive zu schrauben und zu drehen, dann hat man das Konzert verpasst.

Kannst Du Dich an das Konzert von RKL noch erinnern? Die haben ja immer unglaublich geile Musik gemacht und den Ruf gehabt sauviele Drogen zu nehmen…

Also ich weiß nur noch, dass die unglaublich agil waren, also so dass es, wenn man jetzt böse sein würde, schon fast aufgesetzt ist. Weil die sind ja alle nur noch durch die Gegend gesprungen, das war schon ah… Und ich meine mit dem Drogending und so, ja, das war halt jetzt nie so mein Ding, aber das war mir auch völlig egal, ob die jetzt mit Drogen vollgepumpt waren oder nicht, ja, aber ich meine, die haben sau viele Drogen genommen. Das ist jetzt halt auch nicht, was ich in erster Linie mit Punk verbinde, also gar nicht, von daher weiß ich schon, dass das wirklich sehr explosiv war. Die sind einfach spektakulär und man brauchte halt wirklich nur draufzuhalten und klick zumachen, war sich sicher, okay, das gibt irgendwie ein witziges Foto, was die Stimmung einfängt.

Wo haben die denn gepennt, war das dann Moses, der das organisiert hatte, oder lief das immer über eine Konzertgruppe?

Also die haben meistens bei Moses und mir gepennt, wenn ich mich recht entsinne, haben wir die Bands ziemlich oft als Gäste gehabt, manchmal auch im AJZ, aber wir hatten super viele Bands zu Besuch, war auch heimelig und nett und ordentliches Frühstück.

Gibt es da eine Anekdote von Bands?

Ich weiß noch, dass MDC bei uns geschlafen haben, und der Sänger Dave, der ist irgendwie auf mich abgefahren, aber auf so eine ganz süße Art, der hat mich so ein bisschen angebaggert, aber wirklich so ganz süß, zumindest habe ich mir da nichts groß weiter bei gedacht.

Wie wird man denn süß angebaggert?

Och, mit Komplimenten und ich soll mitkommen nach Amerika, ja aber in so einer offenen Form, das man es nicht ernst nehmen konnte, es war total klar, dass ich mit Moses zusammen bin, und ich konnte das dann nicht so ernst nehmen. Auf jeden Fall ist er aber wirklich immer noch ins Schlafzimmer gekommen „Anne, komm doch mit, es gibt in Kalifornien so viele Delfine und wir können auf Delfinen reiten“, richtig romantisch. Das fand ich total süß eigentlich, obwohl es natürlich schon ein bisschen dreist war, bei uns dann ins Schlafzimmer zu kommen und Moses war dann irgendwann glaube ich mal bisschen genervt. Aber war dann auch so süß, weil er dann natürlich dann auf der Bühne extra für mich gepost hatte. Und sogar noch eine Postkarte hat er mir geschickt „Denk an die Delfine“. Das war ganz süß fand ich.

Dann war glaube ich, als Fugazi da waren, da hat einer aus der Band bei uns… der hatte seine Freundin oder ne Bekannte dabei… also das war meine Wohnung, Zwei-Zimmerwohnung, und dann haben die immer in einem Zimmer geschlafen, aber im Prinzip hat die Band ja immer zusammen gepennt, das war ja auch kein Luxushotel, war ja klar, und der hat sich dann aber für sich, der schlief allein und die anderen mussten sich im Miniflur verteilen, das fand ich ein bisschen merkwürdig. Und morgens bin ich dann einfach so, ich habe auch angeklopft, bin so rein, das Telefon hat geklingelt, war halt das Büro, und bin dann da rein und da war er total stinkig, weil er natürlich mit dieser Frau da war, und ich weiß nicht, bei was ich sie gestört habe, aber es war so, Moment mal, das ist doch meine Wohnung, wir schlafen hier immer alle zusammen. Ich konnte das gar nicht verstehen, dass er dann so bisschen schon berechtigterweise sauer war, aber das war mir dann sehr peinlich. War aber so eine besondere Situation, weil das sonst nie vorkam.

Willst Du dieses Spermbirds Bild noch kommentieren?

Das war in Kaiserlautern. Ja ich meine mit den Spermbirds, mit denen habe ich soviel gemacht, da könnte ich stundenlang drüber erzählen. Es ist halt einfach eine der geilsten Bands…

Bist ja auch die beste Freundin von Lee, steht ja im Vorwort, dass ihr euch seit 200 Jahren kennt…

Ja, ob das heute noch so ist, weiß ich nicht, aber definitiv waren wir es, und ich habe sehr warme und herzliche Erinnerungen an ihn. Der wohnt ja in Saarbrücken, wir haben nur einen so entgegen gesetzten Rhythmus, also ich glaube er steht auf, wenn ich ins Bett gehe und umgekehrt, dass wir uns einfach nie sehen und ich jetzt gar nicht so genau weiß, was der alles so macht, was sehr schade ist.

Hast Du Dir die Spermbirds angekuckt jetzt auf ihrer kürzlichen Tournee?

Nee, leider nicht, aber das kommt einfach wegen meiner Tochter Charlotte. Bis ich da so wegkomme, das kann ich eigentlich noch nicht so genießen, aber ich würde sie echt unheimlich gerne mal wieder sehen. Das wäre schon sehr schön. Das ist natürlich immer noch ein anderes Gefühl, wenn man die Leute gut kennt, also wenn da wirklich einfach Freundschaft besteht und dann kann man noch mal ganz anders mitgehen mit einer Band, als wenn das was Anonymes ist, das ist natürlich auch genau der Punkgedanke.

Wie kamst Du zum Trust?

Das war auf einem Treffen in Heidenheim, da haben sich einfach die Leute getroffen, die Idee war, glaube ich, schon telefonisch so ein bisschen da, Dolf, Tomasso, Armin, Moses und ich, wobei die das schon vorangetrieben haben. Die vier Männer haben das vorangetrieben und…

Und Mitch noch…

Ja, aber das ist genauso eine Person, der Mitch war immer dabei und der hätte nie von sich aus gesagt, so, jetzt machen wir mal, genauso wenig wie ich mir das zugetraut hätte so von mir aus, genau, wir machen jetzt ein Fanzine, ich habe gesagt, klar, ich bin dabei, kann Fotos machen und so was… Also das war einfach eine geniale Kombination von den Leuten damals, die einfach in der Szene was machen wollten, und da wollte ich natürlich mitmachen.

Wie ging es dann weiter?

TRUST Ausstieg war ja so ein bisschen erzwungen wegen Tomasso und dann beim ZAP noch lange mitgemacht als Fotografin, gut vorher habe ich ja mit Moses auch schon, da gab es ein anderes Fanzine, das hieß Vox Vulgi, da habe ich schon mitgemacht. Da habe ich sogar auch mal was geschrieben, aber das war so furchtbar, wenn ich das auch finden würde, ich würde das nie jetzt rausrücken. Also da war ich ja schon immer mit dabei. Und dann beim ZAP aufgehört, also nachdem wir uns getrennt hatten, ich weiß gar nicht ob ich da einfach noch auch mitgemacht habe, aber dann war mir das irgendwie dann auch mit Moses persönlich zu blöd, weil dann immer irgendwie wegen dieser neuen Freundin und was weiß ich gestritten haben, also das hing dann natürlich auch mit der Trennung zusammen.

Hast Du dann weiter für Dich fotografiert?

Nee, war einfach die Zeit und dann bin ich natürlich etwas weniger auf Konzerte gegangen, da gab es dann auch so ein bisschen andere Prioritäten.

Hast Du studiert?

Ja, in Saarbrücken und in Konstanz ein Jahr und dann wieder in Saarbrücken, dann bin ich ja nach Dresden gezogen und Baden-Baden, da war eine Zeit, da bin ich kaum auf Konzerte gegangen und habe super viel gearbeitet, Dresden dann noch mal viele Konzerte, aber dann auch irgendwann nicht mehr mit Fotos.

Wo solltest Du die abdrucken…

Genau, das war dann schon so, dass ich irgendwann Fotos gemacht habe, um sie dann auch irgendwo abzudrucken und nicht, um die einfach zu haben. Weißt Du, wenn Du so ein Ordner voll hast mit tausenden von Negativen, ja was soll das jetzt. Ich hab die jetzt gesehen und die sind in meinem Kopf drin, aber ich brauche die nicht für jemanden zu archivieren, und da hat das dann aufhört.

Gibt es einen Brückenschlag von der damaligen Zeit zu Deinem heutigen Beruf als Psychotherapeutin?

Definitiv! Wahrscheinlich bin ich so veranlagt, dass mich Menschen immer interessiert haben, deshalb vielleicht auch diese Szene mit ihren Fehlern, mit ihren Schwächen, mit ihren Energien, mit ihren Ideen, also das fand ich immer toll und da habe ich mich in der Szene besonders wohl gefühlt. Und ich habe da auch super viel gelernt.

Was nimmt man denn da am besten mit?

Toleranz, Dinge zu machen, die man machen will, mach’s einfach, sich die nötige Hilfe zu holen in der Gemeinschaft, nicht das zu akzeptieren, was man nicht will, sondern sich halt bemühen, es zu ändern… Diese Energie und Portion Aggressivität gepaart mit dem wirklich – zumindest in der Szene in der ich war – sehr Konstruktivem, bei Punk denkt man immer das sei so super destruktiv, das stimmt gar nicht, finde ich, das war eine ideale Mischung. Und das ist als Psychotherapeutin heute genauso, also sehr konstruktiv und sehr an das Potenzial im Menschen glaubend, an die Ressourcen, die die haben, man muss die nur finden und fördern und alles, was da so nebenher schief läuft, das kriegen wir schon hin, also das lässt sich schon mit gutem Willen und Anstrengung auch ändern, wenn man es wirklich ändern will.

 

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