März 14th, 2007

Kolumne Dolf (#88, 06-2001)

Posted in kolumne by andreas

Dolf

Draussen 21C, blauer Himmel, das Meer direkt vor der Haustür – optimal, könnte man meinen, oder sich auch Fragen warum ich dann hier sitze – nun, Leute, es ist windig, ausserdem ist das hier die 15-Jahres-Ausgabe und so nehme ich mir gerne die Zeit, ich muss gestehen, auch wenn es nicht windig wäre hätte ich es gern getan, hier auch ein paar Zeilen zu schreiben. 

Hin und wieder habe ich ja Gedanken – daran verschwendet, wollte ich beinahe schreiben, obwohl ich das gar nicht meine – nun, ich habe eben nachgedacht was ich in der 15 Jahre-Jubiläums-Nummer schreiben soll. Da die Medien einen in den letzten Wochen ständig mit dem Wort „stolz“ bombadierten hab ich mir überlegt ob es Grund gäbe stolz zu sein, das es das Heft seit 1986 in diser Form gibt. Nein, dachte ich, sehr cool ist es schon, aussergewöhnlich vielleicht auch, aber deswegen stolz sein? Nö.

Schliesslich sind wir kein mittelständischer Betrieb geworden, ich noch kein Millionär, geschweige denn haben wir das System verändert, noch nicht mal die Musikszene – zumindest nicht so wie ich mir das mal vorgestellt hatte. Aber das ist ja auch nichts neues, vielleicht sollte ich ein bisschen stolz darauf sein das nach eineinhalb Jahrzehnten das Trust niemandem Geld schuldet? (Vielleicht mit dem Hinweis: „wer kann das sonst noch von sich behaupten?“) Nein, das ist zwar auch aussergewöhnlich, aber stolz muss man auch darauf nicht sein. Genausowenig natürlich übrigens wie auf die Nation bzw. dem Land, in der/dem man zufällig geboren wurde, das macht ungefähr genausoviel Sinn wie stolz darauf zu sein ein Arschloch zu besitzen. Soviel dazu.

Kennt jemand noch das unsägliche Zeitgeistmagazin „Tempo“? Ich hätte es auch nicht gewusst, aber das Ding erschien im selben Jahr zum ersten Mal wie das Trust, allerdings hat es sich bei denen bereits vor 5 Jahren ausgzeitgeistet. Schaffen wir die nächsten 5 Jahre? Warum nicht, würde ich sagen, Kritiker werden sagen – warum. Nun ich sage warum: weil das Trust nach all den Jahren einfach das geblieben ist was es von Anfang an war – dieses wiederrum kritisieren natürlich auch die immer gleichen 8-13 Leute.

Da ist zum einen die Geschmackssicherheit (wenn ich Daniels Rückblick auf die Ausgaben der letzten paar Jahre lese, dann weiss ich auch mit Sicherheit, das es nicht mal nur so war, sondern das es immer noch so IST), welche es natürlich erstmal zu definieren gelte, was ich aber gar nicht für nötig befinde, denn, nur weil eine Band, gross wird – oder eben nicht gross wird, hat das noch lange nichts über deren Qualität zu sagen.

Vielmehr ist es so das gute wie schlechte Bands gross werden können, und das ist nicht nur seit ein paar Monaten so, aber darüber habe ich mich ja bereits im August 96 ausgelassen, wenn ich das hier nochmal zitieren darf: „Die ’neuen‘ Bands scheinen doch tatsächlich der Meinung zu sein das ihre Popularität aufgrund ihres eigenen Talents zustande gekommen ist – oder weil sie lange Zeit hart an der Band und der Musik gearbeitet haben.

Für die blöden „Wir sind so bekannt weil wir so gute Musik machen.“ Das ist ein Irrglaube und zeugt nur von zu grossen Egos – nicht die „tolle“ Musik die diese Bands spielen macht sie so bekannt, sondern die Firmen mit denen sie zusammenhängen, die Strukturen in denen diese Firmen arbeiten – das ist es was diese Bands so populär macht. Die Qualität der Musik ist nicht mehr so entscheidend, sondern die „Qualität“ der Firmen. “

Ich würde dann einfach bitten das zweite Wort wegzulassen, dann ist es übersichtlicher. Neben der Geschmackssicherheit ist die Unabhängigkeit (ja, schlaumeier, wir sind auch von Anzeigenkunden und Käufern abhängig – ich gebe dir recht), gepaart mit dem nötigen Fach- oder sollte ich sagen Fan-Wissen, mehr als Grund genug das Heft solange weiterzumachen wie wir wollen. Ich glaube der Wind hat ein wenig nachgelassen, ich werde das mal überprüfen.

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